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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041119022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904111902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904111902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-19
- Monat1904-11
- Jahr1904
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M. Abend-Ausgabe MMer TllMaü isftr.-t, Anzeiger 98. Jahrgang Sir. 590 Sonnabend den 19. November 1904. Um. ku! »den in Süddcutschland, n Feuilleton 29s r« 6N. Welt auch im un- erscheinen, die nie- war — die Schuld »ng in« »u- tag a»Ltul » Wt». en gegen - tlötel >nd- u». nicht ohne weiteres ins Schlepptau nehmen lassen. Auch bei den lokalen Fusionsverhandlunqen in Leipzig hat sich das in befriedigender Weise gezeigt. «nnahmeschlnst für Anzeigen. Abend-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. der sei ver- ien Große ,ent. auch d. Preises istadt, erb. r Pratze skundiger llrigentrn hinein: „Hatte ich nicht vorgestern das Vergnügen, Sie in der Rauchstraße zu treffen?" „Ich erinnere mich sehr wohl der Begegnung, gnädiges Fräulein, ich wußte nur nicht, daß sie vor gestern stattgefunden hat!" erwiderte Annemarie höflich. „Was hat sie gesagt, Elise?" Die Trompete schrumpfte zusammen und wurde auf die Schwester ge richtet. „Nicht vorgestern? Jawohl war es vor gestern, nachmittags um halb Sechs, in der Rauchstraße, da, wo es nach der Stöckerstraße geht! Ja, fa, leugnen Sie nur nicht, wir haben einander doch gegrüßt!" „Warum sollte ich denn leugnen wollen?" fragte Annemarie verwundert. „Wie sagten Sie? Ach so! Nun, weil Sie doch mit einem jungen Herrn zusammengingen, — mit einem sehr feingekleideten, eleganten Herrn! Wer war denn das? Wo haben Sw denn den kennen gelernt?" Annemarie fühlte, wie ihr das Blut zu Kopf stieg. Diese Art und Weise, sie angesichts der ganzen Tisch gesellschaft, unter welcher sich zwei ihr ganz fremde Herren befanden, ins Verhör zu nehmen, kennzeichnete wiederum so recht die Stellung, die sie diesen Leuten gegenüber einnahm I Man unterstützte sie und bildete sich infolgedessen ein, das Recht zu haben, ihr in alles bineinzureden, was immer sie unternahm, sich um alles zu bekümmern, was sie und nur sie allein anging! Wie oft wohl die Mentzels, die Vollmars, Melanie Brückner, Margot Wessel und deren Freundinnen mit jungen Herren zusammen durch die Straßen gehen mochten, ohne daß jemand das geringste dabei fand!! „Es war ein guter Bekannter meiner Freundin Nsta Kühne!" entgegnete sie gelassen, und, das Köpfchen ein wenig seitwärts gegen Direktor Mentzel wendend, fügte sie hinzu: „Sie entsinnen sich meiner Freundin Asta gewiß noch aus meiner Heimatstadt, Herr Direktor; sie lebt gleichfalls hier in Berlin, sie gedenkt, ihr Examen als Oberlehrcrin zu machen!" Die heilige Caeeilie. Roman von Marie Bernhard. Nachdruck verboten. Wenn auch! Das Blut verleugnet sich nie, und wenn es ein versprengtes Tröpfchen nur ist! Für mich ist die Feststellung der Nationalität immer ein Thema von großem Interesse gewesen." — „Das erste, was ich von Hüxter höre!" flüsterte Hans Joachim amüsiert seiner Braut ins Ohr. „Feststellung der Nationalität! Nicht den blauen Dunst hat er davon! Sieh, sieh, wie er sich für das kleine Fräulein mit dem piemontesischen Urgroßvater in die Bresche legt!" „Du wärest wohl gern an seiner Stelle, mein lieber Achim?" forschte Melanie mit besonderer Betonung. „Ganz gewiß, meine liebe Melly!" lautete die prompte Antwort. „Aber solch' ein Kreuzfeuer quer über die ganze Tafel macht sich schlecht. Ich hole es später nach. Sic soll ja entzückend singen, die exotische junge Dame!" Melanie blieb stumm; sie wälzte einen kleinen Plan in ihrer kleinen Seele. Das Geplänkel zwischen Annemarie und dem Grafen ging munter fort. Die dort umhersaßcn, horchten hoch auf. Das hatten sie ja gar nicht gewußt, daß die kleine Lombardi solch' schlagfertige Antworten geben, einem etwas deutlichen Kompliment so gewandt ausweichen, eine starke Galanterie so fein und dabei unzweideutig zu- rückweisen konnte? Allerdings waren die Herren des „Familientages" mit Schmeicheleien sehr auf ihrer Hut gewesen, — angesichts so vieler Frauen, Mütter, Schwestern, Tanten undEousinen mußte man sparsam mit galanten Redensarten sein, zumal einem Mädchen gegen über, das bei besagten älteren und jüngeren Damen Hungerleidens oder im günstigsten Falle Nichtsatt- werdens sind außer der demoralisierenden Wirkung Sie täglich sich mehrenden Krankheitsfälle und die derart um sich greifende Schlappheit, daß sie zeitweise die Operationsfähigkeit der ganzen Kompagnie in Frage stellte. Seit Anfang August hatte der Soldat weder Brot noch frisches Fleisch genossen, Mitte August ißi er nun plötzlich erbeutetes Schlachtvieh und Hammel fleisch in unglaublichen Mengen in total ungenügen der Zubereitungsweise ohne jede andere Zutat oder Gemüse, trinkt in seinem ermatteten oder durstigen Zustand nach langem, anstrengendem Ritt und Marsch trotz des strengsten Verbotes dieses verseuchte Typhus- wasser und die Seuche war fertig. 75 Prozent der Kompagnie litten an akuter Dysenterie, der Rest an heftiger Ruhr. Ter Bricsschreiber erwähnt ferner noch, daß infolge des unzureichenden und schlechten Futters von den 231 Pferden der Kompagnie 158 eingegangen feien, wodurch die Bewegungsfähigkeit der Truppe ganz erheblich be einträchtigt worden sei. Neue Maschinengewehr-Abteilung. Zur Formierung einer neuen Maschinengewehr-Ab teilung werden gegenwärtig Freiwillige verschiedener Truppengattungen in Ruhleben bei der Schießschule mit der genannten Waffe ausgebildet. Im nächsten Monat sollen sie nebst andern Truppen nach Südwestafrika ab gehen. Dar Generalftabrwerk über den Feldzug. Für das Generalstabswcrk über den HercrwFeld- zug wird nach wie vor eifrigst Material gesammelt. Tie Truppenfllhrer sind angewiesen worden, genauestes Tagebuch zu führen und möglichst oft die Berichte an das Oberkommando zu senden, damit nicht die Gefahr droht, daß bei plötzlichen Uebersällen, Vernichtung von Pa- trouillen usw. die Aufzeichnungen verloren gehen. Aber auch in privater Hinsicht wird für das Werk geworben. Die Leute sind aufgesordert worden sich noch si! ästest bei Darbietung passender Gelegenheit genaue Notizen über Ereignisse besonderer Art zu machen und sic der Leitung einzureichen. Wie aus einen, Privatbricfc er- hellt, kommt es häufig vor, daß verwegene Krieger wegen irgend einer Bravourtat öffentliche Belobigungen vor der Front erhalten, die später stets durch Beförderungen und Ordensverleihungen gekrönt werden. Auch diese Vor-Auszeichmmgen sind sorgfältigst zu registrieren. Dem Kaiser ist schon verschiedentlich über das gewonnene Material Vortrag gel-alten worden, abgesehen von den zeitweisen Berichten über eingelaufenc Telegramme und mit nach Deutschland gesandte Dienstschreiben — dem Vernehmen der „Dtsch. Tagesztg." nach ist das Manu skript für den ersten Band des Werkes fertiggestellt und unterliegt zur Zeit der Korrektur. Anzeiaen-PretS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktion-slrich lSgespalten) 75 /H, nach den Familiennach- richten <6gespalten) 50 — Tabellarischer und Ziffernsav werden entsprechend höher be- rechnet. — Gebühren für Nachwegungen und Ossertenannahme 2b /H. Blick erkannt und in Elsaß-Lothringen wie im Groß herzogtum Baden einen Zusammenschluß der liberalen Elemente herbeizuführen versucht. Im Neichsland ist bereits eine große liberale Landespartei erstanden. In Baden hat augenscheinlich ein von Pfarrer Naumann in der Zeit vom 5. bis 11. November abgehaltener Vor- tragszyklus Eindruck hinterlassen. Die Diskussion dar über fand erst am 16. November im nationalsozialen Verein zu Heidelberg statt: an ihr beteiligten sich liberale Elemente verschiedenster Richtungen. Von den National liberalen stehen die Jugendvereine den Naumannschen Anschauungen am nächsten; aber auch der bekannte Prof. Metzger betonte, daß zwar im Großherzogtum Baden die Einigungsbestrebungen der liberalen Parteien Form und Körper angenommen hätten rm Bewußtsein Not der politischen Lage, aber eine Verschmelzung weder möglich noch notwendig; man könne auf fchiedenen Wegen dem gleichen Ziele zustreben. Worin der jungliberale Prof. Metzger die Unmög lichkeit der Verschmelzung aller links stehenden Partei gruppen erblickt, vermögen wir zwar nicht mit völliger Sicherheit zu sagen, glauben aber seinen Vorbehalt in der Stellungnahme und Selbsttäuschung der National sozialen gegenüber der Sozialdemokratie zu erblicken. Der Referent auf der Heidelberger Versammlung faßte seinen Eindruck über die Naumannschen Ausführungen nach dieser Richtung dahin zusammen: „Der allmähliche Umwandlungsprozeß der Sozialdemokratie aus einer revolutionär-deklamiertcn zu einer politisch arbeitenden Partei ist unverkennbar." Ein anderer liberaler Redner gab diesem Optimismus in noch weitergehender Form Ausdruck: „Die junge Generation vermöge den alten Gegensatz zwischen Bürgertum und Jozialdemokrasie nicht mehr zu begreifen." Aber die Sozialdemokratie begreift diesen von ihr geschaffenen Gegensatz und handelt danach! Möglich, daß in Süddeutschland die dortige Sozialdemo kratie manche „revisionistische" Elemente enthält; jedoch Beweise von einer wirklichen Annäherung an das Bürger tum haben sie noch nicht gegeben. Und nun gar die Bebelsche Sozialdemokratie! Soeben gießt in der neuen französischen Zeitschrift „7,0 Vio soeinUftto" Bebel seinen Hohn und Spott über die Genossen aus, die sich cinbilden, die Sozialdemokratie könne mit einer bürgerlichen Partei zusanimeugebcu; denn es sei doch nicht zweifelhaft, meint er, daß ein solches Zusammengehen die sozialistische Partei gemäßigter mache, als ihr zukomme sie müsse sonst ihren sozial- demokratischen Charakter verleugnen. Und ehe die Nationalsozialen Naumannscher Rich- tung diesen ihren Grundirrtum über die Sozialdemo, kratie nicht erkannt haben, bilden sie eher ein zersetzendes als ein einigendes Moment im Liberalismus. Glück- licherweise sind aber unter ihren neuen Freunden von der Freisinnigen Vereinigung besonnene Männer, die sich keineswegs beliebt war und als „Eindringling" galt! Der Graf hatte keine derartigen Rücksichten zu nehmen, er fuhr mit vollen Segeln im Fahrwasser der Flirtation, lachte königlich vergnügt über Annemaries kleine Bos heiten und zeigte unverhohlen, daß er sie bezaubernd fand. Unter den älteren Damen, die an jenem Ende der Tafel saßen, entstand eine gewitterschnlule Stimmung. War man deshalb heute hierhergekommen, um zu- zuhören und zu sehen, wie „diese taktlose junge Person, die man hier ausbildcn, nähren und kleiden ließ", öffent lich, ohne Scham und Gram, mit dem Grafen Hüxter kokettierte? Anstatt sittsam die Augen niederzuschlagcn und nach Antworten zu suchen, sah sie dem vornehmen Kavalier ruhig ins Gesicht und diente ihm so gewandt, daß er ein paarmal, mit einer kleinen Verneigung zu ihr hinüber, anerkennend bemerkte: „Sehr geistreich pariert, mein gnädiges Fräulein!" Tante Idas Hörrohr war nach jener Richtung gezückt, es nahm beängstigende Dimensionen an. Tante Ida hatte gedacht, der Graf könne Gefallen an ihrer Nichte Stephanie Mentzel finden, die ein hübsches Mädchen war, sogar Aehnlichkeit mit ihrem schönen Bruder Oswald hatte! Oder wenigstens BiankaVollmar mit ihren schwarzen Flammenaugen sollte Eindruck auf ihn machen, — die gehörte doch auch zur Familie, und es war Zeit für sie, zu heiraten, sie hatte die Jahre und das Temperament dafür! — Und nun nichts von beidem! Der Graf kümmerte sich nicht um die hübsche Stephanie, und Bianka Vollmars Augen flammten ihn ganz umsonst an, — er war nur für den „Eindringling" zu haben! Das ging so nicht weiter! Tante Ida hatte eine Mine in Bereitschaft, — die wollte sie jetzt entzünden! „Ach, mein liebes Fräulein, — Fräulein Lombardi!" rief sie plötzlich mit der Trompetcnstimme, die sie sich in- folge ihres Gehörleidens angewöhnt hatte, mitten in die Unterhaltung des jungen Mädchens mit dem Grafen BezugS-PretS in der Hauptexpeditlon oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich »> 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» 3.7b. Durch die Post bezogen für Deutsch- land u. Oesterreich vierteljährlich 4.b0, für die übrigen Länder laut Zritunqspreisliste. Amtsblatt -es königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Rolizeiamtes der Stadt Leipzig. „Ganz gewiß, Fräulein Annemarie!" Ter Direktor hatte sich, als „väterlicher Freund" der „Kleinen", neuer dings diese Anrede angewöhnt. „Eine sehr nette Dame, Fräulein Kühne, spielte auch gut Klavier" — „Was i st der junge Mann, und wie heißt er?" inguirierte Tante Ida quer über den Tisch; ihr war es gar nicht darum zu tun, über Asta Kühne zu sprechen. „Er heißt Frank Holbein und ist Maler!" Das klang noch verbindlich, aber es war schon die knappste Form der Höflichkeit. „Wie heißt er? Holbein? Mit dem großen Maler verwandt, der die Madonnen in — wo sind sic doch schon, Elise? — richtig, in Dresden und in Darmstadt, — mit dem verwandt?" „Durchaus nicht, — nein!" „Na, darum auch!" (Eine Erklärung dieses etwas rätselhaften Ausrufs erfolgte nicht.) „Ist er ein Deutscher? So sieht er doch nicht aus." „Er ist Amerikaner von Geburt!" „Für so etwas hab' ich doch immer den richtigen Blick, — meinst du nicht, Elise? Also Maler, — Maler! Was für eine A r t von Maler? Landschaft oder Genre?" «Er ist Porträtmaler." „Ach so! Ta malt er S i e wohl, Fräulein Lom bardi?" Wieder stieg das rebellische Blut dem jungen Mädchen bis unter die weiße Stirn. Was sollte sic antworten? Sie verabscheute die Lüge, und sie wußte, daß Frank Holbein sie gemalt hatte. Sagte sie dies und fugte sie hinzu, daß er sie aus dem Gedächtnis gemalt, daß sie ihm auch nicht ein einzige? Mal gesessen hatte, so konnte sie sicher sein, daß auch nicht einer der Anwesenden ihr Glauben schenken würde. Sprach sic die Unwahrheit, — wie leicht konnte durch irgeud einen Zufall der richtige Sachverhalt ans Tageslicht kommen! Sie hatte Franks Versprechen, das Bild nicht öffentlich auszustellen, — wenn es aber in seinen« Atelier jemand sah, der sie Der Huklanä in Ziltimrtattilra. Ungenügende Verpflegung? In der „Münch. Ztg." finden wir den Brief eines Feldzugteilnehmers, der über ungenügende Ver pflegung der Truppen folgendermaßen klagt: . . . Seit 1. 8. e., dem Datum unseres Abmarsches von Karibib nach dem Waterberg, seit unserer Entser- nung also von der Bahnlinie, ist unsere Verpflegung zum weitaus größten Teil eine vollkommen unge nügende. Ich schreibe dies in voller Objektivität und behaupte auch und stimme darin mit den meisten Offi- zieren und Aerzten überein, daß der seit Beginn un serer Expedition äußerst ungünstige Gesundheitszu stand von Offizieren wie Mannschaften zu 80 Prozent aus diese tatsächlich in jeder Hinsicht mangelnde Ver pflegung zurllckzusühren ist. Ich glaube auch, daß an maßgebenden Stellen viel zu wenig trotz der gemach- ten traurigsten Erfahrungen in dieser Beziehung ge- tan und Positives gewünscht wird. Am Papier und in den Rechnungen des Reichskanzlers mag das alles ganz schön stimmen. Ich habe gedruckt gesehen, was der kriegführenden Schutztruppe an Proviant zusteht und behaupte kühnlich, daß wir seit 2 Monaten, d. h seit Beginn der allgemeinen Aktion gegen den Feind, der Zeit, wo der Feldsoldat gerade der kräftigsten Nahrung doppelt dringend bedarf, kaum den vierten Teil der uns gebührenden Verpflegung erhielten. Un ser aller Ansicht ist die, daß dies in Deutschland und dem großen Publikum nicht bekannt ist. Wenn wir in den denkwürdigen Gefechtstagen vom 11., 12. und 13. August c., wo wir und unsere braven Pferde alles gaben, lvas in uns war, in dem Gedanken, daß uns alle das Vaterland für unsere Entbehrungen schon Dank wissen würde, nichts zu kauen und nichts zu trinken hatten, so wußten wir, daß dies in der strategi- scheu Unmöglichkeit fußte, mit den ungenügenden afri kanischen Beförderungsmitteln, den großen plumpen Ochsenwagen den Proviant für diese großen, rasch vordringenden Truppenmasscn nachzuschaffen. Un sere Kompagnie z. B. hat ihre Ochsemvagen in der Zeit vom 1. bis 24. August nicht zu sehen bekommen. Aber nirgend >var irgend welches Murren unter den hart arbeitenden und in steter Lebensgefahr befind lichen Leuten Wenn aber nach diesen heißen Tagen von Waterberg und Hamakiri, wo überall im Ope rationsgebiet mit dem inzwischen nachgeschafften Pro viant Proviantmagazine eingerichtet wurden, dieser armselige mangelhafte Verpflegungsmod-us ohne äuße ren sichtbaren Grund beibehalten wird, so ist das auch den guten Momenten in der Truppe, das sind in Afrika die Geduldigen, zu viel. Und seit dieser Zeit ist der sogenannte gute Geist der Truppe beim Teusel. Hiezu kommt noch der Umstand, daß die Ausgabe und Ver- teilnng des Proviants an die Leute eine unregelmäßige ist. Z. B. in Okawitumbika ist so viel Reis da, daß er von der Kompagnie aus den Pferden in die Hafer- rationen gegeben wird. 5 Tage später ist die Kom pagnie derart von Proviant entblößt, daß jeder um jeden Löffel Reis seine ganzen Ersparnisse an Kriegs- löhnung gäbe. Die unmittelbare Folge dieses ewigen Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Extra-Beilagen (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Poft in Leipzig (Inh. Or. V.,R. L W. Klinkhardt). ver ruttftcd-iapanirckte Krieg. Unvollständige Aufklärung. Man schreibt uns aus Petersburg vom !6. November: Der Bericht des Leutnants a. D. Egbert von Legel im Scherl- Blatt hat zur Hüller Affäre so viel neues Material bei gebracht, daß dieses, wenn es richtig eingeschätzt wird, jenes eigenartige tzuistproquo der rassischen Ostseeflotte wahr scheinlich noch dunkler erscheinen lassen wird, als bisher. Während der offizielle Bericht des Admirals Roschdjestwenski Liberale Strömungen. Am 16. November hielt der Zentrumsabgeordnete de Witt zu Köln über den, konfessionellen Frieden eine Rede, welche in der Aufforderung aus- klang, die übrigen Kcnfessionen d. h. insonderheit ^er Protestantismus möge die vom Zentrum dargebotene Friedenshand ergreifen, auf daß im geliebten deutschen Vaterlands endlich Wahrheit und Wirklichkeit werde die frohe Himmelsbotschaft, die alljährlich zu Weihnachten verkündet wird: „Friede den Menschen auf Erden, dir guten Willens sind!" Selbstverständlich — wie das Zentrum heute in der Person des Abg. de Witt die Palme des konfessionellen Friedens trägt, so möchte es der schuldsvollen Gewand einer Partei mals konfessioneller Störenfried tragen immer die andern! Aber woher kcmmt es, daß zumal im Großherzogtum Baden, die Gegnerschaft zum Zentrum fast mit elementarer Leidenschaft zum Durch bruch gelangt und daß infolge dieser gemeinsamen Gegnerschaft sich die sonst unter einander bekämpfenden liberalen Parteien zusammen zu schließen beginnen, so daß dort vielleicht in nicht allzu ferner Zeit nur der eine politische Schlachtruf ertönt: Hie Zentrum, hie liberal! Die gärende Bewegung innerhalb des Gesamt liberalismus der kleineren süddeutschen Staaten hat der nationalsoziale Führer Pfarrer Naumann mit scharfem ll. ilvr" aus ixrvxel". u, Stadt- ustochowa. Redaktion un» Expedition: 153 Fernsprecher 222 Johannisgass« 8. Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDnncker, Herza l.Bayr.Hofbuchbandlg* Lützowstraße 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4603). . Abzuh ube Abzug. Diese Rümmer kostet S 41 4N 7 aus allen Bahnhöfen und III f bei den ZeitungS-Berkäufern -E- V s >4, III. L.7654. tlichen hesrau Var Wchtigrte vom Lage. * Das Kaiserpaar ist mit dem Reichskanzler und Staatssekretär v. Tirpitz heute früh in Kiel ein getroffen. (S. Dtsch. Reich.) * Wie die „Neue politische Correspondenz" mitteilt, steht der Abschluß von Lotterieverträgen mit verschie denen Lotteriestaaten unmittelbar bevor, nachdem die in letzter Zeit von den Vertretern des Preußischen Finanz ministeriums mit den Vertretern dieser Staaten wiederholt gepflogenen Verhandlungen zum Abschluß gelangt sind. * Nach Meldungen aus Rom hat gestern abend im Quirinal-Tbeater eine Versammlung zum Protest gegen die Innsbrucker Vorgänge stattgefunden; es nahmen daran etwa 1500 Personen teil. (S. Ausland.) * Die holländische Regierung hat sich verpflichtet, nach dem Vorschlag Roosevelts die zweite Friedens konferenz im Haag abzuhalten. (S. Ausland.) * Der Bi)ekönig von Indien, Lord Curzon, reist wieder dorthin ab und wurde von Eduard VII. em pfangen. (S. pol. Tagesschau.) * Der durch den „Rastoropny" geschaffene Zwischenfall im Hafen von Tschisu wird von Japan als Neutra litätsbruch ausgegeben. (S. russ.-jap. Krieg.)
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