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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192809067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-09
- Tag1928-09-06
- Monat1928-09
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1928
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;r >t !r » » « « t. Mesaer K Tageblatt uud Anr-Igev lElbeblaü uu) Ämeiaer). vom».«-«,» Postscheckkont« LreSde» 15»L Gtrokass« Riesa Nr. öL Tageblatt Nies«. Fernruf Nr. 2Ü. Postfach Nr. tztz. ««d Anzeiger «Lldeblatt and Ächeiger). Da» Mesa« Tageblatt ist da» zur Veröffentlichung d« amtlichen Bekanntmachungen der Lmt»haupttnannschast Großenhain. de» Amtsgericht» und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, de» Rate« der Stadt Riesa, de» Finanzamt» Mesa und de» Hauptzollamt« Meißen behvrdltcherseit« bestimmte Blatt. 209. Donnerstag, 6 September 1928, abenvs. 81. Jahrg. s Da« Riesam Lagebla« «scheint jeden Lea abend« >/,»vhr mit «u«nahme der Sonn, und Festtag«. BesuasPret«, gegen Vorau«,ahlung, für «inen Monat 2 Mark 25 Pfennig ohne Zustell, gebühr. FAr dm Fack de« Eintreten« von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhn« und Matrriali«npr«isr behalten wir un« da« Richt der Pr«i««rhöhung und Nachford«ruag vor. Anzeige» für am «dmnmer dm IwDqabetaa«» sind bi« 2 Uhr vormittag« aufzugeb«» und im voraus zu bezahlen; eine Gewähr für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. Grundpreis für die « mm brttM. I mm hohe Grundschrift-Zerl» (S Silben) 25 «old-Pfennig«; di« 8» mm breit« RrNamezril« lOÜ Gold-Pfennigr; zeitraubender und tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. Fest« Tarif«, vrmilligrer AavM «tischt, wenn drr v«trag verfällt, dmch Klag» «ingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkur« gerät. Zahlung«, und Srfüllung«ort: Riesa. Achttägig« Unterhalt»ng«beilag« -E«elÄ«r av 4m — Im Fall« höherer Gew all — Krieg older sonstiger irgendwelcher Störungen de« Betriebe« der Druckerei, der Lieferanten oder der Beförderung«einrichtungen — hat drr Bezieher Mine» «ufpem, «ns «rftrung oder Nachlieferung d«r Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreise«. Rotation«druck und B«rlag: Langer » winterlich, Riesa. Geschäfttstetz«: Gvethestrotze S». verantwortlich für Redattion: t. F. Trichgräbrr, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. N sn zeitmlt U Lei lilkmilimilks MW gklmMii? (Bon i«formierter Seite.) Die Tatsache, daß für die europäischen Länder eine Ver- elnbarung über den Absa» ihrer Kohlenproduktion angeficht« de« gesunkenen Bedarf« am Weltmarkt eine Notwendigkeit bildet und krüber oder später einmal kommen must, bat vielfach Anlast zu übereilten Meldungen über den unmittel bar bevorstehenden Abschluß eine« Kohlenvertrage«, ins- besondere zwischen Deutschland und Enaland gegeben. So wttrde dieser Tage eine offenbar von englischen Kreisen au«, gebende Nachricht verbreitet, nach der beim Rheinisch-West fälischen Koblensyndikat in Esten ein fertiger Plan für ein« internationale Koblrnverftändignng zwischen Deutschland, Frankreich, Enaland. Belgien, Polen und Holland ans« gearbeitet sein soll. E« bedarf kaum solcher von englischer Seit« immer wieder anSgeftreckter Fühler; denn in England sollte man genau misten, dast der Ruhrbergbau längst zu «iper Verständigung bereit ist und nur auf die Schaffung von unerläßlichen Voraussetzungen wartet, d. h. vor allem auf Bildung eines verbandlungSfäSigen Tegenkontrahenten. An einem solchen fehlt e« noch immer —, wenngleich di« Zuiammenschlnßbewegung im englischen Bergbau fraglos o,miste Fortschritte macht. Ans der anderen Seite kann die sogenannt« allgemeine englisch« Kobleuhilf« einer V«r- ständigung mit Deutschland nicht gerade förderlich sein- Der Versicherung der Engländer, mit ihr keine Exportpolitik treiben zu wollen, must man wohl skeptisch gegenübertteben. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, daß den englischen BerawerkSherren kein Opfer zu groß ist, um den au»ländtschen Markt unbedingt »r, behaupten, wobei auch da» nationale Prestige eine stark« anregende Rolle spielt. Heute, da die Znsammenschlußbewegung in England sich in den allerersten Stadien befindet, da die Zersplitterung im englischen Bergbau noch andauert und sich dir Revier« nicht nur untereinander bekämpfen, sondern sogar innerhalb der einzelnen Reviere der Kampf hin- und bergebt, kann natürlich niemand die Garantie für eine Einstellung de» Drelsennterbieten« übernehmen. Deshalb ist der Abschluß eine» internationalen Kohlenpakte« noch in verhältnismäßig weite Ferne gerückt. Ganz abgesehen von der Tatsache, daß e« in England noch immer eine beträchtliche Anzahl von Zechenbefitzern gibt, die der Meinung sind, im deutschen Bergbau einen schwachen Rivalen vor sich zu finden, der über kurz oder lang zur Kapitulation gezwungen sein wird. Da« ist ein verhängnisvoller Irrtum; der Ruhrbergbau sttzht trotz aller auf ihm ruhenden Lasten auf dem Weltmarkt verhältnismäßig günstiger da als der englische Kohlen- bergbau, besten Export gegen 1918 noch immer zurückbletbt. Aber auch die finanzielle Lage de« englischen Bergbau« ist ungünstig: auf 1 Tonne im Exportgeschäft ist mindesten» 1 Schilling Verlust zu rechnen. Da» Interesse drr Eng. länder an einer Verständigung muß also mindesten» ebenso stark sein, wenn nicht gar stärker, als da» unsrige. Für Deutschland hat der Kohlenpakt keine Eile. Dafür sind aber andere Dinge dringender, um den deut, schen Bergbau, dessen Notlage und Verlustwirtschaft er- wiesen find, radikal aufzuhelsen. Bekanntlich lehnt drr Ruhrbergbau Subventionen grundsätzlich ab. Er tut e« sogar gegenüber der ernsthaften Bedrohung durch di« eng. lisch« Subventionepolitik. Er begnügt sich nur immer wieder, einig, alte Verkchrswünsche auf tarifliche« und baulichem Gebiet« anzumrlden. Bei der Gütertarifrrform vom 1. 8. 1917 hat die Kohle bekanntlich recht schlecht ad- geschnitten, denn sie bat di« ersehnte Tartfermäßigung nicht durchsetzen können. Dazwischen ist «ine allgmaeiu« Laris- rrböbuug in «rast getreten, die den Transport wesentlich verteuert und deshalb di, Schlagkraft der ganzen Industrie dem Ausland« gegenüber lähmt. Deshalb ist dringend zu wünschen, daß sich di« Reichsbahn mit einer Reform der Kohlenausnahmetaris« an di« Spitze stellt und vor allem die drückenden Bestimmungen der Mengengarantte» ab. schafft. Besonder» wlchtig ist «ine «eseuttich« Herabsetzung detz KüsteutartfS, dessen Höh« in gar keinem Verhältnis zu den englische» Frachtsätzen nach der deutschen Küste steht. Der Frachtunterschied ist so groß, daß «in« Parität durch neu« Larismaßnahmen kaum zu erreichen sein wird. Ein« endgültig« Lösung diese» tür die oesamt« deutsche Volk«, wirtschait unendlich wichtige« Problem« der Versorgung' unserer Küstenlandschasten mit deutscher Kohle wird aus der Bast« der Larispolitik wohl nicht zu finden sein. La- gegen dürst« eine befriedigende Lösung auf der Bast«, des RruausbauS der WafferverkehrSwege erreicht «erden können, da mit Hilf« de« projektierten Haufa-Kaualtz -und durch Erhebung aller «rsorderlichen Abgaben dabei «in voller Ausgleich der konkurrierenden Frachtsätze untereinander er. zielt werden kann. Nur auf diese Weise wird man der Ein- suhr englischer Kohle, di« ttn ersten Halbjahr 1928 um -'/» Millionen Tonnen »»genommen hat, — während di« Lu», subr deutscher Kohl« in der gleichen Zeit um 4,2 Millionen Tonnen gesunken ist — wirksam begegnen können. Damit wird e« auch möglich sein, dem deutschen Bergbau jene Stütze zu schaff«,, die ,«ihm ermöglicht, aus friedlich« Weise oder auf dem Weg« verstärkten Wettbewerb» sich in dev tommrnden Auseinandersetzung mit England zu behaupten. Aber mit dem Abschluß tzimß Kohlenpakt» können wir noch Worten« Vie KenerÄlledslle in lieni Verprecdvrsen «er «eledrkrwrlen mit »rtsmt mut vr. retpel legt. Die sozialdemokratischen Mitglieder de» Kabinett» dürsten verlangen, daß di« Bestimmungen über den Acht- stvndrntag klarer und schärfer grfaßt «erden. Ihr« Be- mühungen werden vornehmlich auf Streichung der vielen Ausnahmebeftimmungr» abzielen. In der Frage der Arbeitsaussicht werdrn sie Lerreichlichung und Lentralt- stdrüng verlangen. )s Genf. In Fortsetzung der Generaldebatte betrat nach den Ausführungen des chinesischen Hauptdelegierten, bene» die Versammlung «inen Achtungserfolg bereitete, der holländische Minister des Aeußern Bvelaerts »an Blök» land bi« Rebnertribüne. Seine Ausführungen galten fast ausschließlich der Abrüstungssrag« und dem Minderheiten problem. Bei Behandlung -es Abrüstungsproblems b«. grüßte er die Unterzeichnung des Kellogg-PakteS. Auch da» Zustandekommen des englisch-französischen Kompro- Misses über die Sreabrüstung werde «inen glücklichen Ein» fluß auf den Fortgang der Abrüstungsarbeiten auSüben. Wertvolle Arbeit sei auch in dem Vertragswert enthalten, da» das Sicherungskomitee ausgearbettet habe. Leider be- ständen auf dem Gebiete der Kontrolle der RüstuugSindu- strien noch erhebliche Meinungsverschiedenheiten. Gr wolle jedoch hoffen, daß die Versammlung diese überwinden werd«, und baß die im Artikel 8 beS BölkerbundspakteS enthaltene Verpflichtung auf Offenlegung der Rüstungen erfüllt werden könne. Nach einer kurze» Würdigung der wirtschaftlichen Aktion deS Völkerbundes sind der grund sätzlichen Bedeutung der Konvention für die Aufhebung der Gin. und Ausfuhrverbote zur Verwirklichung der wirt» schaftlichen Abrüstung ging der holländische Minister deS Aeußern auf das Minderheiten-Problem ein und erinnerte als Mitglied der Weltunion der Völkerbundsligen an die entsprechenden Beschlüsse ihrer letzten Tagung im Haag. Auf dem verwickelten und delikaten Gebiet der Minder- heitenfrage sei viel für die Konsolidierung de» Frieden» getan worden. Bet aller Anerkennung -«er Tätigkeit der MinLerheitenabteilung setzte sich der holländische Minister des Aeußern deshalb für die Errichtung eine» ständigen Völkerbundsausschusses für Minderheitenfragen «in, wie von der letzten Tagung der Weltunion der Völkerbunds ligen gefordert und auch bereits bei den ersten Völker- bunbsversammlungen wiederholt erwogen worden sei. Der frühere schwedische Minister des Aeußern, Unde«, behandelte fast ausschließlich daS Abrüstungsproblem. Bei aller Anerkennung, die der Tätigkeit de» Völkerbundes und seinen technischen Organisationen gezollt werden könne, dürfe nicht außer acht gelassen werden, daß die Hauptaufgabe des Völkerbünde» in der Aufrechterhaltung de» Frieden» und seiner Konsolidierung besieh«. Die vom Sicherung», komitee der Völkerbundsversammlung vorgelegten Bei« tragswerke stellten einen bedeutenden Schritt auf dem Wege zur Verwirklichung des Schiedsgerichtsgedanken» dar, ins besondere, wenn es möglich werde, Kollektivverträge in dem vorgeschlagenen Sinn abzuschließen. Der schwedische Dele gierte unterstrich dann die Störung in den Abrüstungs arbeiten. In jedem Jahre seien neue Hemmungen feftzu- stellen, und in jedem Jahre höre man mehr Einwendungen gegen die Verwirklichung der Abrüstung. Niemand könne das Mißtrauen und die Rivalitäten verkennen, die unter den Nationen dazu führen, daß die Erfüllung der Ab rüstungsverpflichtung trotz Kellogg-Pakt und anderen Lhn- liehen Vereinbarungen auf immer neue Widerstände stoße. Die VölkerbundSversammlung vertagte sich hierauf auf Donnerstag vormittag XII Uhr. Der Nachmittag war mit Ausschußsitzungen ausgefüllt. klMllkii W »Ni SM MMez. )f Gerts, 5. September. Drei Versammlung»««»» fchüsse haben heute nachmittag ihre Arbeit aufgenommen, der RechtS« und VerfassuugsauSs^rß, der Ausschuß für tech nische bganifittivn«, und der Ausschuß für politische RechtSauSschuß liegt der Bericht deS Juristen». komtteeS zur fortschreitenden Kodifizierung -e- internatto« naben Recht» vor. Der Ausschuß ernannte den RechtSkon- sulenten de» belgischen Ministerium» de» Aeußern, Roll», zum Berichterstatter und stimmte dem Vorschlag de» Juristenkomitee» zu, im Jahre 1929 «ine internationale Jurtstenkouferenz abzuhalten. Diese Konferenz soll drei Recht»matert«n beraten, die für die Aufnahme in da» inter. nationale Recht genügend vorbereitet erscheinen, nämlich, die rechtliche Lage der Konsuln, die Zuständigkeit heimischer Gericht« gegenüber fremden Staaten und die staatliche Oberhoheit in Küstengewässern. Gegen di« Aufnahme.-«! Wohnsttzfrage al» vierten Punkt wurden, wie bereits» im Jurtftenkomitee, auch im RechtSauSschuß der Versammlung Bedenken gellend gemacht. AIS Tagungsort für die Kon- ftrenz hatte da» Juristenkomitee den Haag vorgeschlagen. Auf belgischen Vorschlag soll diese Frage noch offen bleiben, da «egen die Einberufung einer Bölkerbund-konserenz außerhalb Genf» finanzielle und administrative Bedenken bestehen. Der zweit« Ausschuß, znr Behandln«« der Tätigkeit», berichte der technisch«« Organisationen, ernannte auf vor- schlag seines Präsidenten Motta-Schweiz den Reichstag». Das «rbeitsschutzgesetz. Im ReichsarbeitSmtnisterium steht die Frage de« Arbeitsschutzgesetze» erneut im Bordergruud. Drr jüngste Entwurf liegt bekanntlich der Reichsregierung vor. Laut .Berliner Tageblatt' sollen duld «ach der Rückkehr de» »««»er» an» Genf di, Beratungen beaintttn,, aus deren ichlermig« VNedtäuna Reiwtzgrbtttsmintker WIfftll wert abgeordneten Dr. Breitscheid zum Berichterstatter über di« grundsätzliche Frag« der Beziehungen der unter den Auipi. zien deS Völkerbundes arbeitenden Institute mit dem Völkerbund. Die Aussprache über die Alkoholsrage, zu drr bekanntlich «in von Finnland, Polen und Schweden eing«. brachte: und von Dänemark, der Tschechoslowakei und Bel. gien unterstützter Antrag vorliegt, wurde auf französischen Wunsch bi» zur Rückkehr LouchcurS, der gestern zur Teil, nähme am Ministerrat nach Pari» gefahren ist, vertagt. Der sranzösische Delegierte bat die interessierten Delega- ttonen, sich mit der französischen Delegation zur Borbe- reitung einer Lösung noch vor Beginn einer Aussprache in» Benehmen zu sitzsa. Bericht über daS bulgarisch« FlüchtlingSwerk wurde »ach längerer Aussprache genehmigt. Der 6. Ausschuß spolitisch« Frage») behandelte in einer kurzen Sitzung die Auswirkung der vor zwei Jahren abge- schlossen«!, Autisklavereikonveutiou. Der Vertreter Abessi nien» erklärte, daß sein Land die Konvention zwar noch nicht ratifiziert hab«, aber sett ihrer Unterzeichnung sich streng an ihr« Satzungen halte. Ein Vertreter Italien» teilte mit, daß die italienische Ratifikation der Antisklaverei konvention nunmehr im Völkerbundssekretariat eingegan gen ist. Di« Ausschußberatungen über die Antisklaverei- konventton waren damit abgeschlossen. In der nächsten Sitzung des Politischen Ausschusses wird mit der Beratung deS Tätigkeitsberichts der Kommission für international« geistige Zusammenarbeit begonnen. Die Besprechung zwisch«, Reichskanzler Müler nutz Minister -es Aeußern Brianb. )s Genf. Die angekündigt« Besprechung zwischen bett. Reichskanzler Hermann Müller und dem französischen Minister d«S Aeußern Briand hat gestern abend am Sitz der französischen Delegation stattgefunden. Der Reichs kanzler war von dem Dolmetscher der deutschen Delegatton, Dr. Schmidt, begleitet. Dir Unterredung dauerte von bis 8 Uhr. Ueber den Verlaus der Besvrechnng wurde noch nicht» bekannt gegeben. Die deutsche Delegation ist sofort nach Rückkehr beS Reichskanzler» zu einer Drlegattons- sitzun« zusammengetreten. D«. Seipel hei Reichskanzler Müler. t». Gens. Der österreichische Bundeskanzler Dr. Seipel stattete Mittwoch Reichskanzler Müller im Sotel Metropole «inen Besuch ab, nachdem er, wie bereit» gemeldet, am Dienstag abend eine länger« Unterredung mit dem franzv- sischen Außenminister Briand gehabt hatte. Die nachträg» lich verlautet, soll in dieser Unterredung auch die Anschluß frage behandelt worden sein. Briand soll hierbei die Be sorgnis zum Ausdruck gebracht haben, die in der französi schen Oefsentlichkeit au» Anlaß der Schubertfeier und der Anschlußpropaganda Platz gegriffen habe. Bundeskanzler Dr. Setpel über de« Aweck seiner Genfer Reise. Wien. sFunkspruch.) DaS „Neue Wiener Tageblatt* veröffentlicht Mitteilungen de» Bundeskanzler»' Seipel über seine Genfer Mission an den Berichterstatter des Blatte», in denen Dr. Seipel sagte: Meine Bemühungen sind hier darauf gerichtet, di« technischen und bürokratischen Schwierigkeiten, welch« der Aufnahme einer Anleihe in Amerika noch hindernd im Wege stehen, zu beheben. Es Handelt sich nicht darum, wie es noch immer von mancher Sette falsch dargeftellt wird, eine Anleihe aufzunehmen. Die Schwierigkeiten «egen sie bestehen nicht bei den Anleihe- gevern, auch nicht beim Völkerbund, her mit dieser Frage überhaupt nicht» mehr zu tun hat. Auch meine lange Unterredung mit Briand aalt in erster Linie der Frage der wirtschaftlichen Verhältnisse in Oesterreich und der Schaf, fung der Voraussetzungen für die amerikanische Anleihe. Ueber den Inhalt der Unterredung wirb auf beiden Seiten ein vielleicht manchem auffällig erscheinende» Stillschweigen beobachtet, da» aber den diplomatischen Gepflogenheiten entspricht. Absurd ist die auf dem Umwege über die „Newnork Time»" auch in die deutsche Presse gelangte Version, ich hätte vriand bestimme« »»Le«, «ege« des Anschluß vor- zngehe«. Eine solche Kombination kann nicht ernst genom men werden. Meine lange Unterredung mit dem deutschen Reichskanzler war sehr herzlich. Wir bedurften keines Dolmetscher» und verstehen un» auch sonst schnell. Ich habe den Eindruck gewonnen, daß sich der deutsche Kanzler sehr rasch in die Genfer Materie etngearbeitet hat und habe von ihm mit Freude vernommen, daß ReichSautzenMinister Dr. Stresemann in der kurzen Zeit, die er in Baden-Baden verweilt«, sich schon sehr erholt hat. Ich hab« den Kanzler Müller schon einmal in Berlin kermengelernt und freue mich, mit ihm jetzt in nähere Beziehungen zu treten.
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