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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192809112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-09
- Tag1928-09-11
- Monat1928-09
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1928
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MFMkGMIWgklMMMM vom 11. September 1928. Die Trauerseier für Graf Vrockdorss-Reutza«. Berlin. iFunkspruch.j Heute mittag fand in der Dreifaltigkett-.Kirche eine Tranerfeter für den «erstor benen deutschen Botschafter in Moskau, Grafen vrockdorff- Rantzau, statt, der auf seinem Gute Annettenhohe bei Schleswig bestattet werden wird. Abschluß» von Staat-Verträge« mit Versio. Berlin. (Funkipruck».) Durch Vermittlung de« gegen- wärtig in Berlin weilenden persischen vofminifter« Timur Lasch sind ein« grobe Reibe neuer Verträge »wischen Dersien und anderen Mächten abgeschlossen worden, so auch mit Deutschland, durch welche die anderen Mächte ihr« Kapi- tulationen haben fallen lasten. Den Minister beschäftigen »ur Zeit die Abschlüsse einer Reibe von StaatSverträgen, aber auch von Privatverhandlungen mit Industrie- und wirtschaftlichen Instituten. Der afghanisch« Gesandte verläßt Berlin. Berlin. (Funksprnch.) Der afghanische Gesandte Ahmed Ali Khan, welcher sein Amt in Berlin seit drei Jahren versehen bat. verlädt beute abend Berlin. Der König hat ibn »uriickberuien, weil er seine« Rate« bei den inneren Reformen in Afghanistan benötigt. Der Gesandte bat sich hier viele Symvatbien erworben. Zuletzt ist durch ihn noch ein deutsch-afgbanische« Schulabkommen zustande gekommen, wonach dir Abiturienten der deutschen Real schule in Kabul in Deutschland studieren können. Die heutige letzt« Ziehung der preustisch-süddeutschen «lassenlotterte. Berlin lFunkspruch.) In der bentigen letzten Ziebung der preubisch.siiddeutschen Klassenlotteri« wurde al« erste« Los die Nummer 146 500 mit einem Gewinn von 1000 Mk. gezogen, ans welche« bestimmnngSoemäb di« Prämie in Höbe von 500 000 Mark entfällt. Da« Gewinnlos wurde in Achteln teils in Altona, teils in Breslau gespielt. Kur» darauf wurde auch der 2. Hauptgewinn von 300 000 Mark gezogen und »war ans die Nummer 280 387, di« in Achteln rn Heilbronn und in der 2 Abteilung in Vierteln in Mann heim gespielt wird. Dr. Breitscheid bet Briand. )( Berlin. Wie aus Genf bekannt wird, stattet« da« deutsche DelegationSmitglied Dr. Breitscheid heut« vor mittag dem franrösischen Außenminister einen Besuch ab. Ueber das Ergebnis dieser Besprechung verlautet noch nichts. ES ist aber wohl anzunebmen, daß sie den Fragen gilt, die seit gestern besonder« akut geworden sind. Raubmord im Bremer D-Zug. Bremen. IFunkspruch.s Ein furchtbares Verbrechen ist nachts in dem Zuge zwischen Hamburg und Bremen be gangen worden. Der Direktor Nordmann von der zum Van den Berghschcn Margarinekonzern gehörenden Del menhorster Margarinefabrik ist von einem bisher unbe kannten Täter ermordet, beraubt und aus dem fahrenden Zuge geworfen worden. Die verstümmelte Leiche wurde von Bahnbeamtcn gefunden. Ueber die näheren Einzel heiten des Verbrechens ist noch nichts bekannt. Die Kri minalpolizei und Gerichtskommission befinden sich am Tat ort und haben Spürhunde auf die Spur des flüchtigen Mörders gesetzt. TyphuSerkrankunaen in Hagen i. Wests. Hagen i. Wests. (Fnnksprmb.) Während in Hohen limburg die Tyvbnsepidemie, wobei etwa 50 Personen erkrankten und 7 Todesfälle zu verzeichnen waren, »um Stillstand gekommen ist, sind dnrch die Ansteckung zweier Einwohner Sagens in Hohenlimburg auch in Hagen mehrere TovbuSfälle ausgetreten. Durch diese sind zwei weitere Personen eingesteckt worden. ES stehen jetzt vier LpohuSerkrankunaen einwandfrei fest, wovon zwei tödlich verlaufen sind. Einige weitere DerdachtSfälle unterliegen der Beobachtung. IT Sluftralnegrr in einem Kampf getötet. Adelaide. «Fuukspruch.) Anschließend an die Ermor- »ung eines europäischen Goldgräbers wurden im nordwest- icben Gebiet Südaustraliens i» einem Kampfe mit Ansied lern 17 australische Eingeborene getötet. Die Eingeborenen »aben sich in der letzten Zeit sehr widerspenstig gezeigt, Ansiedler angegriffen und Vieh geraubt. Vermischtes. Die Schuld des Notars Mever II. Der Ber liner Rechtsanwalt und Notar Meyer ll, der sich in der vergangenen Woche den Behörden freiwillig gestellt hatte, ist vom Untersuchungsrichter beim Landgericht 3 eingehend vernommen worden. Im Laufe der Ermittlungen hatte sich, wie die „B. Z." meldet, herausgestellt, daß der An walt nicht nur sich in dem einen bereits bekannten Falle der Unterschlagung schuldig gemacht hatte, sondern daß auch ein zweiter Fall hinzugekommen war, so daß sich der Gesamtbetrag der von Meyer veruntreuten Gelder aus etwa 8000 Mark erhöht hat. Rechtsanwalt Meyer hat bei seiner verantwortlichen Vernehmung die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen bestätigt. Die Untersuchung der Leiche des Ban kiers Löwenstein. Der Bericht über die gerichtSärzt» liche Untersuchung der Leiche des Brüsseler Bankier- Löwenstein ist beim Untersuchungsrichter von Boulognc- sur»Mer eingegangen. Die beiden Aerzte, die die Unter suchung vornahmen, sprechen sich formell dahin aus, daß der Tod Löwensteins auf einen Sturz aus großer Höhe zurückzuführen sei. Die Untersuchung der Eingeweide hat das Fehlen jeglicher Vergistungserscheinungen etnwandsret ergeben. In den Innsbrucker Bergen tödlich abae- stürzt. Wie aus Innsbruck berichtet wird, ist gestern früh der 21 Jahre alte Maler Karl Ernst aus Heti^lberg bei einer Kletterpartie in den Jnnbrucker Bergen abge stürzt. Er war sofort tor- Schwerer Verkehrsunfall in der Tschecho slowakei. Am Sonnabend abend gegen Vsd Uhr stieß ein Lastautomobil gegen einen von Prcßburg nach Zwol fahrenden Zug bei einem nicht durch Schranken gesicher ten Ucbergang. Bei dem Zusammenstoß wurden zwei Per sonen getötet und 15 schwer verletzt. Großfeuer. In der Nacht zum Sonntag brach in Balje (Elbdeichs im Wohnhaus des Hofbesitzers Witte aus unbekannter Ursache Feuer aus, das auch auf ein benach bartes Anwesen übersprang. In kurzer Zeit wurden zwei Wohngebäude und drei große Scheunen eingeäschcrt. Ein Polizeibeamter n i e de r g e st o ch e n. In der vergangenen Nacht wurde in Wie» ein Polrzcibcamtcr, als er nächtliche Ruhestörer zur Ruhe verwies, von diesen angegriffen und durch einen Messerstich getötet. Der Mör der des Polizisten wurde schwer verletzt. I Tragödie 7oo Meter unter der Erde. Rach einer Madung au« Bochum spielte sich ein Drama im Betriebe einer Krupp-Zeche 700 Meter unter der Erde ab. Zwei Bergarbeiter gerieten wegen einer nichtigen Ur- fache in Streit. Nach erregtem Wortwechsel nahm der eine eine Spitzhacke und spaltete seinem Gegner den Schädel. Der Täter wurde verhaftet. Mord im Berliner Norden? In der «trelitzer Straße 74 wurde gestern abend der SO Jahre alt« Maler und Dekorateur Alexander Grätz in seiner Kellerwohnung, auf dem Fußboden liegend, tot aufgefunden, verschiedene Umstände geben dem Verdacht Nahrung, daß Grätz «inen gewaltsamen Tod gefunden hat. Die Grönlandflieger mit einem Motor boot verunglückt. Nach einem Telegramm de« Land- vogtS in Südgrönland ist am 6. d«. MU. ein Motorboot vier Meilen von der Mündung de« Simimtak-Fjords auf ein Riff gelaufen und gesunken. An Bord befand sich Pro fessor Hobbs mit sieben Begleitern, darunter die Grön landslieger Hassell und Tramer, die da» Boot gemietet hattest Alle konnten sich an Land retten. Zwei zur Be satzung gehörende Grönländer begaben sich in der Boots- iolle nach Kanganiut, um Hilfe zu holen. Eine Hilf«erve- dition mit Leben-Mitteln und Geräten ist abaeganaen, um die Geretteten abzuholen und ev. da» gesunkene Boot zu heben. Grobfeuer in Düsseldorf. Gestern nachmittag gegen 4 Uhr entstand in der Westdeutschen Mühle (Kraft- sutterwerk) am Hafen wahrscheinlich durch Mehlstauberplo- sion ein gröberer Brand, zu dessen Bekämpfung 2 Hafen löschboote und drei Brandwachen au-gerückt waren. Ern großer Teil der Elevatoranlagen und Mahlgänge wurde durch da- Feuer vernichtet .ebenso ein Teil der Vorräte an Strohmaterialien, Menschenleben kamen nicht m Ge fahr. Der Qualm war so dicht, daß er sich über da ganze Hafenviertel legte und die Feuerwehr mit Gas masken vorgehen mußte. Der Schaden, der erheblich sein dürfte, ist durch Versicherung gedeckt. Da- Derk sollte demnächst wegen Vergrößerung und Modernisierung ver legt werden. Ein Mädchen von französischen Soldaten mißhandelt. AIS am Sonntag abend ein Dienst mädchen vom Lande auf dem Wege nach Kaiserslautern zu ihrer Dienstherrschaft an der französischen Kaserne vor überging, sprangen plötzlich etwa fünf französische Sol daten auf sie zu und schleppten eS trotz heftiger Gegen wehr und trotz der lauten Hilferufe der Ueberfallenen in einen Bau der Kaserne. Dort versuchten sie, dem Mädchen Gewalt anzutun, das sich jedoch heftig zur Wehr setzte. Als die französischen Soldaten merkten, daß sie ihr Ziel richt erreichten, mißhandelten sie ihr Opfer derart, daß es aus Atund und Nase blutete. Die Uebersallene erstattete sofort Anzeige bei der deutschen Polizei .Es wurde fcstge- stellt, daß das Mädchen durch die Mißhandlungen Ver letzungen erlitten hat und daß das Kleid mit Blut be sudelt war. Der französischen Gendarmerie ist Meldung erstattet worden. Die deutschen und französischen Behörden haben die Ermittlungen zur Feststellung des genauen Tat bestandes eingeleitet. Raubüberfall auf einen Berliner Kraft wagen. Gestern abend gegen 11 Uhr ist auf der Chaussee zwischen Blankenfelde und WünSdorf auf den Kraftwagen eines Berliner Großhändlers durch drei Leute, dre mit Gewehren bewaffnet waren, ein Raubüberfall verübt wor den. Trotzdem die Täter auf den Kraftwagen ein Schnell feuer eröffneten, gelang es dem Kaufmann, der selbst am Steuer seines Wagens saß, dadurch zu entkommen, daß er Vollgas gab und in scharfer Kurve auf einen Sommerweg in den Wald entkam. Mordanklage gegen den Abiturienten Hutzmann. Die Staatsanwaltschaft hat nunmehr gegen den Abiturienten Karl Hußmann aus Gladbeck die öffentliche Anklage wegen Mordes erhoben. Die Schwur gerichtsverhandlung wird in der ersten Hälfte des Monats Oktober stattfinden. Dem Angeklagten wird, wie berichtet, zur Last gelegt, den Abiturienten Daube nach einer Knei perei ermordet zu haben. 13 Schwerverbrecher au» einem amerika nischen Zuchthaüs ausgebrochen. Blutiger Kampf mit der Polizei — Sechs Tote, acht Schwerverletzte. Im staatlichen Zuchthaus zu Baton Rouge, der Hauptstadt de» Staates Louisana, gelang es 13 Schwerverbrechern, nach dem sie ihre Wächter überfallen und Schußwaffen aus dem Wachthaus herausgeholt hatten, auszubrechen. Nach wildem Feuerkampf zwischen den Wächtern und den Aus brechern gelang es letzteren den Mississippi zu erreichen und auf einem bereitliegenden Schiff das andere Ufer zu ge winnen. Bei dem Gefecht sind sechs Ausbrecher getötet und vier Beamte sowie vier Ausbrecher schwer verletzt worden. Zur Wiener Verhaftung in der Kriegsan leihe-Angelegenheit. Das Berliner Strafgericht, das sich mit der Kriegsanleihe-Angelegenheit befaßt, hatte vorige Woche einen Kriminalkommissar mit einem Haftbe fehl nach Wien gesandt, der gegen einen in Wien wohn haften Agenten ausgestellt war. Da dieser Mann polizeilich unter vollem Namen gemeldet war, konnte er bald ermittelt und in Haft genommen werden. Er wurde dem Landgericht übergeben und dürste, da er kein Oesterreicher ist, nach Berlin ausgeliefert werden. Nach der Festnahme wurde eine Haussuchung in der Wohnung de» Agenten vorge nommen, die jedoch keine« Zusammenhang seiner Person und seiner Tätigkeit mit der FälschungSangelegenheit ergab. Vielmehr hatte der Verhaftete den Auftrag, in den Balkan ländern, besonders in Rumänien, Stücke deutscher Kriegs anleihe zu erwerben und nach Berlin zu bringen. Er selbst dürfte keine Fälschungen vorgenommen haben. Der Mann ist in der Wiener Kaufmann-welt vollkommen unbe kannt, und es ist anzunehmen, daß er in der großen Fäl- schung-affäre nur untergeordnete Dienste geleistet hat- , Schwerer Zusammenstoß eine» Motorrad fahrer- mit einem 10 jährigen Radfahrer.Auf der Landstraße zwischen Schwenningen und Deißlingen fliehen ein 19 jähriger Motorradfahrer, der Sohn de» 'hiesigen Fabrikanten Schuler, und ein 10jähriger Rad fahrer namens Friedrich Reible zusammen. Beide wurden so schwer verletzt, daß sie im Krankenhaus starben. Gerichtssaal. Landgericht. — Idyllische Vohnuussverhältuiff«. Die v. Ferienstraskammer de» Landgericht» Dresden hatte sich erneut mit der Berufung einer Naturheilkundtgen Hedwig geschiedene« Saupe geb. Jähnigen au» Meißen zu befassen. Die Beschuldigte wohnt im Grundstück eine- Viehhändler» Max Philipp, mit dem sie schon wiederholt recht hart au», einander geraten ist. Es kam nicht nur zu wörtlichen, son dern auch tätlichen Beleidigungen. Erst am 28. April hatte sich da- Landgericht mit einer derartigen BeletdigungSsache zu befassen, di« mit -er Verurteilung zu zwei Wochen Ge fängnis endete. Im jetzigen BerusungSverfahren handelte eS sich um eine ihr am 7. Mai vom Amtsgericht Meißen auf erlegte sechswöchige Gefängnisstrafe. ES kam ein bedingter Vergleich znm Abschluß. Frau Sanpe verpflichtete sich, ihre Wohnung bis zum 1'>. November zu räumen, dann soll die Streitaxt begraben werde». In der Verhandlung kamen Dinar zur DvraLe. au» denen man entnehmen konnte, baß recht tbvlltsche Zustände t« jenem Meißner Grundstück he,,« jchen müssen. Schlecht lohnende» Rosengeschäft. Die Blumenhändlerin Ida Emma Luther geb. Müller, bereit» erheblich vorbestraft, hatte au» einer Rofenpflanzuug in Gostritz einen gröbere» Posten dieser allgemein beliebten Blumen entwendet, was ihr in Anbetracht der vielen Vorstrafen vier Monate Ge fängnis einbrachte. Di« Blumenhändlerin focht da» Urteil resp. schlecht lohnende Rokengeschäst mit der Berufung an. Die 5. Ferienstraskammer fand aber nicht», was eine milder« Beurteilung rechtfertigen konnte. S» verbleibt demnach btt de« 4 Monate» Gesängni» wegen der unbefugten Rosen- entnahm«. 1«—g) «ehr Verkehrsdiszipirn. Nach einem ««richt Le« Berliner Polizeipräsidium» sind im letzten Jahr, nicht weniger al» KS540 Strafver fügungen wegen Urbertreten, verkrhrspolittscher Vorschrif ten erlassen worden. Die Zahl 82540 ist erschreckend hoch und fordert zum ernsten Nachdenken über da» schwierige und verwickelte Berkebrsproblem geradezu heraus. Wenn man einen Augenblick sich vergegenwärtigt, welche Un summe von Strafbefehlen herauskommen müßte, wenn man die einschlägigen Verhältnisse im ganzen Reich in Be tracht zieht — dann würde man sicher erschrecken über den Umfang de» Unheil«, der durch Nichtbeachtung verkehr«» volizrilicher Vorschriften entsteht. Gewiß, wir leben im Zeitalter de» Verkehr«, und jedermann wünscht eine mög lichst gute Ausgestaltung derselben. Aber es zeigt sich, daß die dmglücksfälle im Verkehrsleben, die durch die Nicht beachtung notwendiger Sicherungsvorschriften entstehen, der Zahl nach dauernd wachsen. So sehr der Verkehr der Allgemeinheit dient, so wenig darf er Leben und Gesund heit der Menschen gefährden. Wenn in einer Stadt — freilich der größten des Kontinents — eine so ungeheure Zahl von 82 540 Strafverfügungen in einem Jahre — 144 jeden Tag — wegen Uebertretung polizeilicher Verkehrs- Vorschriften notwendig geworden sind, so ist das ein sehr deutlicher Beweis dafür, daß die Führer der Fahrzeuge nicht genügend diszipliniert sind. Das größte Schuldkonto Haven unstreitig die Führer von Kraftfahrzeugen. Wenn es natürlich auch sehr viele unter ihnen gibt, die durchaus vernünftig mit dem Fahrzeug umgehen und sich dessen be wußt sind, daß man nicht Gesundheit und Leben der Mit menschen in Gefahr bringen darf, so gibt es leider eben auch zahllose andere, die sich ihrer Pflicht als Wagenführer nicht bewußt sind. Man kann jeden Tag Dutzende von Malen beobachten, wie Auto, und Motorradführer in rasender Fahrt die Straßen durchjagen — ohne Rücksicht auf die Menschen. Man kann jeden Tag erleben, wie die Motorräder einen wahnsinnigen Spektakel verursachen, weil ihre Führer das wollen und geheime Freude daran haben. Ganz zu schweigen von dem oft nervenaufpektschen- den Getute, sowie dem Uebermaß von Ablassen der Aus puffgase und was es noch für andere Unannehmlichkeiten gibt. Rücksichtslose, undisziplinierte Wagenführer ohne Verantwortungsgefühl sind eine schwere Gefahr in Stadt und Land. Wenn sie der Strafe verfallen, dann ist das nur recht und billig. Indessen aber wird man mit Strafen allein nicht da» Lebe! ausrotten. Dringend notwendig ist eine straffe Erziehung zur Disziplin am Verkehrsleben — sowohl aller Wagenführer wie auch des Publikums, damit nach Möglichkeit Ünalücksfälle verhütet werden ... — sr«e erschreckende Grotzstadk - Slattstit. Wenn es auch durchaus verkehrt ist, die NelHsHäupk» stadt mit einer Art irooernem Sodom und Gomorrha zu vergleichen, wie die» h .fig gerade solche Leute am liebsten zu tun pflegen, die gar zu gern einmal in dem viel verlästerten „Nachtleben" Berlins untertauchen möchten, so kann doch nicht geleugnet werden, daß dis großstädtischen Verhältnisse leider oft zu schweren Bedenken Anlaß geben. Die kürzlich bekanntgegebenen amtlichen Ziffern über die in Preußen in den letzten Jahren durch Selbstmord ge endeten Personen zeigten eine Erhöhung seit 1923 im Jahrs 1924 um 9,2 Prozent, 1925 8,7 Prozent, 1926 8,4 Prozent. Die Reichshauptstadt Berlin erreicht nun mit 47 auf 10V VVV im Jahre 1926 fast das Doppelte des Durchschnitts. Bemerkenswert ist hierbei, daß da» weibliche Geschlecht in der Selbstmordhiiufigkeit ganz erheblich die Männer über trifft. Es hat um nicht weniger als 157 Prozent zu genommen gegenüber den Selbstmorden von Männern, die «in Ansteigen um nur 29 Prozent zeigen. Aus der Statistik über die einzelnen Arten der Selbstmorde ergibt sich, daß beispielsweise von 1733 Personen nicht weniger al» 127 weibliche Personen zur Schußwaffe gegriffen haben. Da» Verhältnis der Geschlechter war bet Selbstmorden durchAbsturz, Gifte, Gas und Ertrinken etwa gleich. Don S8S Personen liegen sich 8V Frauen von der Eisenbahn überfahren. Wenn wir bedenken, wie besonder» jugend lich« Personen beiderlei Geschlecht» achtlos das ihnen „wert- und hoffnungslos" erscheinende Leben wegwerfen und andererseits di« furchtbar« Notlage älterer und hilf, loser Personen in Beziehung zur steigenden Selbstmord- Mer bringen, so kann man wohl begreifen, warum die Nachkriegszeit solche erschreckende Statistik hervargebracht hat. Dag gerade die Großstadt in dieser grausigen Ziffern folge mit an erster Stelle steht, ist wohl auch nicht zu ver wundern, da hier einerseits auf verhältnismäßig engem Raum« sich die verschiedensten, meist schon gestrandeten Eristenzen zusammenballen, andererseits im Großstadt- leben der Kampf ums Dasein ganz besonders scharfe Gegensätze mit sich dringt. Von Lesonderer Eigenart ist di« Tatsache, daß Sei den Katholiken die Selbstmordsterb- lichkeit am geringsten, dagegen bet Anhängern des mosaischen Glaubens besonder» hoch, ja höher selbst als bei den Dissidenten ist. WasierstSnde der Molds«, S-er ««d Elbe. Stildtttche» Elbbsd. — Wsfferwilrme 17» 0« 2 s Moldau Sger «lbe Ka» maik Mo- dran Laun Mm» bürg Sri,»« «I» Plel- nik Leit- meritz Aus- sig Dre». den Ries, 10. 11. — 11 - 12 - 89 - 87 — 53 — 4b - 20 — 14 - 38 - 32 4- 33 -l- 2V -j- 48 -j- bv — bl — 46 -20b -210 —ISO -154
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