H)er um die Mitte des 18. Jahrhunderts von Dresden nach Leipzig zur Messe oder von Leipzig zum Besuche der Hauptstadt reiste, der fuhr über Wurzen—Hubertusburg—Mappendorf und Meißen oder über Leisnig—Waldheim—Etzdorf—Wilsdruff. Nach Döbeln kam er nicht! Abseits der großen Verkehrswege, auf denen damals „die wackeren Zuhrmannsleute" mit ihren schier endlosen Wagen zügen den Weltumsatz vermittelten, lag Döbeln in behaglicher Stille, die nur die Wochenmärkte, das Schützenfest und die Jahrmärkte, jedes ein aufregendes Ereignis für sich!, angenehm unterbrachen. Das Handwerk und die Anfänge von Industrie, vor allem die heute ganz verschwundene Tuchbereitung und die Schuhmacherei, waren gut beschäftigt, und man war vergnügt und harmlos. Wenn die Steuertage kamen, sprach man sich wohl etwas heftiger aus als sonst — falls niemand von der Behörde in der Nähe war —, schimpfte wohl auch über die Brühlsche Mißwirtschaft, hatte aber sonst nichts dagegen, daß der oielgescholtene Minister Geld unter die Leute brachte und mit, seinen vielseitigen Anregungen,., Unternehmungen und Dänen öos ganze Land beschäftigte und den sächsischen Gewerbe- fleiß zu hohen Leistungen anspornto. ' Die älteren Döbelner hatten das große Unglück noch mit erlebt, das am21. Juni 1730 über das Städtchenhereingebrochen war. Lin ungeheurer Brand hatte 266 Wohnhäuser in Asche gelegt und manches schöne ehrwürdige Altertum vernichtet. Nur das alte Marstallgebäude (am Platze des heutigen Stadttheaters), die hauptwache und einzelne Häuser um die Nirche herum waren verschont geblieben. Aber unverzagt war man an den Wiederaufbau gegangen,- nun, um die Mitte des Jahrhunderts, stand die Stadt, nach den Plänen des berühmten Jngenieur- obristen Johann Christoph von Neumann errichtet, verjüngt