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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192809298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-09
- Tag1928-09-29
- Monat1928-09
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1928
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Stobt, wa< der Lite an ihr gefehlt. Da» konnte ihn dann plötzlich unsagbar quälen und chm de» «acht» Rude, »nd Schlaf rauben- Aber Gebweiler ging e» ja gut, sie. m al» die !mme unb ge- ,u- G^Weller znlette g«m, daG meu» ftrHsi«wil»t?- jnv»e Umfelder »op htchig de» a» da» sich werfe«, da» ih» nur Att-e Bürde war. Uber e» ließ schedche». Drvhend und «ahuend gerade aw wenigst« daran dachte, die beide» wieder anSgeritt« au »arge» 1» aller Herrgottsfrühe, ll «ch »uchench«« Rankwerk die z« Lale sucht, käme» die Pferde w«Her find «ächkig« al» Meuschenweri^ besonder» wen» Schi« und Stunuwtnd ihre Geselle» wurden." Mrtch Umfelder war « dachfOW» der M Katnrkraft. Kann Ma» sich »Per Aelseubucht ine rotschuppige» Mschlein sprangen, « den« »»mal die Lauch »och reich war. Set- schäu- »end sprang hier da» fühle, klare Bergwasser die moosige» Fettsteine herab, sich 1» stiller Bucht »u einem Heine» beglich wird?" Bruder Heiko zuckte die Achseln und schnellte ein gold schuppige» Mschlein an seiner Schnur empor. ^va fragt die klugen Bürger von Gebweiler selbst, Ulrich Umfelder. Und vor allen den hochwetsen Bürger meister der Stadt." I» Gedanken verloren faß der junge Waffenschmied nud starrte auf die klaren, murmelnden Bergwasser, die sich unter Steine» und Ramkwerk so silberhell dahin schmiegten. Dann verrannen die Wasser wie ein flüssi ger Morgentraum zwischen überhängend« Felsen und moosigen, gestürzten vaumriesen, die in wildem Durch- einander di« enge Schlucht sperrten und wohl schon Jahr- zehnte hier moderten. Er hatte der Herbst an manchen Stellen Blätter und Rankwerk schon golden gefärbt, und die Morgensonne sch mau hätte die Aua die hohen Feste» rii worse« und alle» 1 rückaehalte». StA scheu die Männer an Ihrer Angel, in den tiefe» Herbsttrauu» riua»um versnnleu »nd ein- n»d machte» ihre Angelhaken zurecht. -Sollt Ihr e» glaub«," sagte Bruder Heiko, tnde» er seiue Schnüre legte, ^datz die» zahme, friedvolle Berg waff«, da» so gefügsiun a» seine Ufer spült und mit einem Sprung z» überbrück« ist — da- dasselbe «aller d» Lenz, wm» der Schnee hier ob« za schmelzen be ginnt, wie et» wilder, fahrender Gesell zu Lale braust »nd über feine Ufer schäumt — jäh und fessello». FelS- dlbcke «nd BmMlrief« reißt die Lauch bann mit hinab, nud wehe dm Menschen, deren Hütten an ihrem Ufer stehe». S» hat dtt Lamh in dm wild« FrühlingSnächten schm manch «i» Mmschmlebm zum Opfer gefordert. aoper» weitläufige Bauten. E» war eine große'Sülle ringsum, denn fast alle Mönche und Laienbrüder wäre» draußen i» dm Weinbergen a» den sonnig« WaSgau- häng«, wa die Oktobersonne die grün« und blau« Tromben gereift hatte und die fröhliche Weinlese in vollem Sange war. Nur Bruder Ebbo, der ernste, gelehrte Aw- grether Grafensproß, saß emsig schreibend in seiner Zelle, indes der Frühwind schmeichelnd durch da» offene Fenster flog »nb liebkosend über seine Tonsur strich. Er legte für ein« Augenblick dm knirschend« Gänsekiel au» der Hand und stützte sinnend da» schmale Kinn in die Rechte, Au» dem Bogenfenster flog sein Blick in den träumend« valdschatten. Jrgättwo 1» d« Felsen klang ein Hift horn, Wildtauben gurrt« im Dämmer de» dichtverschlun- genea Gezweiges. I» dm dunklen Aua« de» jungen Mönche» war «ine große Stille und Frtedsamkeit. Wie sie dm Mensch« eigen ist, die den Schwerpunkt ihre» Leben» »ach Inn« verlegt hab« 1« die Tief« der eign« Seele, wo sie sicher find vor all« Störung« und Widerwärtigkeit« der Welt. Wo sich ihn« in der Ar beit de» Tage» und in den schweigend« Stund« der Nacht -le Größe ihre» Gotte» wundersam offenbart und Ihr Friede unversiegbar ist wie ein breiter, geruhiger, ewig fließender Lasserprom. E» sind solche Menschen besonder» begnadet und behütet, und man fühlt sich wohl vud geborgen i» ihrer Nähe. Bruder «wo war noch jung, «nd doch war er schon solche ei» Mensch. Ja, e» kam vor, daß ältere Mönche mit ihr« Sorgen und Süm »«miss« zu ihm kamen und ihn um Rat befragte» Graue Haare sollen Ernst «nd Erfahrung mit sich brin gen. Und doch ist e» nicht immer so. Es gibt Grauköpfe, die da» Leben schon tüchtig geschüttelt und gezaust hat, »nd die -«noch nicht gelernt haben, sich zu beugen und Ihre heiße Seele in beide Hände zu nehmen uiü» sie still bor Gotte» Füße zu leg«. Solche Seelen sind voll Un ruhe ihr Leben lang und machen e» sich und anderen schwer. Heber den still« Waldboben Nana gedämpfter Huf schlag. Frauenschleier weht« durch oen goldslimmern- den Herbstmorgen. Frau Srmintrud und Edula Grantnei kamen von dm Weinberg« de» Bürglein» zurückgerittm, die ob« an Len Südhängen lagen und wo t ie Les.: tri volle« Gauge war. Sie hatten «ach d m Achten ge- ehen und Frau Ermtntrud hatte in ihrer festen, energi- chen Art Anordnungen und Befehle erteilt. Jetzt Ware» tt aus dem Heimweg und hatten den Felspfad an der Zauch entlang gewählt. Da kamen sie auch an die stille Wasserbucht zwischen den Fels«, wo die beiden Angler saßen, die just ihr Gerät zusammenpackten und wieder heimgeh« wollten. „Et, Bruder Heiko," lachte Frau Ermtntrud und klatschte in die Hände, „da» heiße ich ein schönes Plätz chen hier im lauschigen Buschschatten. Komm, heb' mich vom Schimmel, so können die müden Pferde auch noch ei» Wetlch« der Ruhe pfleg«." Der Mönch war hinzugesprungen und fing seins Schwester in den Armen auf. „Da» heiße ich ein frohe» Zusammentreffen, Srmin trud. Hier läßt sich'» gut plaudern am kühlen Bach, denn draußen sticht die Sonne schon scharf und macht einem warm." So schwätzend gingen sie an» moosige User und hall« darüber der dunklen Grantnertochter nicht acht, ol» ein wenig langsamer hinterdreingeritten kam. Groß und schlank stand der blonde Umfelder im Buchenschatten, ein wenig unschlüssig, wa» er tun sollte. Aber al» er sah, baß die Grantnertochter sich suchend umblickte nach einem, der ihr au» dem Sattel half, warf er rasch sein Angelgerät zu Boden und war mit wenigen Schritten neben ihr. Ein Knie beugte er und bot ihr die Hand hin, daß sie d« feinen Fuß hinelnsetzte und so seine starke Linke al» Sprungbrett benutzte. — Ein« Augenblick zögert« sie, al» wisse sie nicht recht, wa» sie tun solle. Da schoß et» flammende» Rot in sein hübsche», gebräunte» Ge- sicht, und er knirschte mit den Zähnen. ! »Ihr schaut Such »ach dem Mönch»brudrr um, Jung- frau iSmla , sagte er hart. ,Der Ängrether Grafensohn »KwSA ließ« »u sGcheoz Knävvendttnst als der arme Aber hier oben er damals gewesen, al» er sich schweigend wieder tq schwatzenden Menge verlor. Und zum Dank hatte ihr Pater au» der Stadt gewiesen, und da» Gold, man ihm bot, hatte er dem alt« Grantner wieder Mädchen wie Schlett» um Gesicht «nd Hände. Lief, Lei untm im Grunde leuchtet« de» Städtleiu» Dächer «ms Türme 1» der Sonne, wtt Stnderspttlzeug anzusehen vow dieser großen Höhe. So mag un» Menschlein etmuak von den Höh« der Ewigkeit au» da» Leb« hier rotte« erschein« — winzig Nein und wie au» dem Spttllaste» eine» Kinde». Eine« silbern« va»de gleich sprang btt Lauch von hier ob« hernieder, harmlo» und spttttnll 7- als wäre sie keiner Schrecknisse fähäg. i „E» ist ein schöne» Land hi«", sagte er leise, „müi plan möchte wohl etwa» tun dafür. Etwa» Große», Schöne», wa» alle», alle» gut macht, »a» unsre Bäte» etrch gesündigt. Ja, für die Vaterstadt «Schtt ich wohl Hern tu deu Tod gehen, wem» sie mich : auch ausgestoß« Sr biß sich auf btt Unterlippe und zuckte zusammen, »bt hätte er schon zuviel gesagt. Aber die Grantnertochter siA ih»^mit ihre» tiefen, duullen Auge» nachdenklich «t „Atm« BÄt Jtz leidet unter Eure» Vater» Schuld. Vnd nun hat Euch der mcklige selb« padtverwtes«, »nd ^hr^dürst nicht «unal Arbeit suchen i» Gebweiler. Da» - Und sie setzte sich auf ein« Degstein und mutzte immer noch auf ihn sehe», der da so groß und wuchtig vor ihr am tzettbang stand, die Arme gestrafft voll jun ger, blühender Muskelkraft, Nack« und Angesicht brau» von Heimatsonne und Bergwind. Um dm fest« Mund Und das vorstehende Sin» lag e» Ihm immer wtt ei» wenig Trutz und Eigenwillen, oie aber aut passen mach- teu zu dem stählern« Falkenblick seiner lichtgran« Augen. So stand er am Haug, weltverloren und verträumt, «nd starrte auf de» Städtlein» ferne- Goldbtld, da» au» dem Nahm« von Laub «nd Tannengrün emporwinkte. Durch fein lockiger Haar ging der ltnde HerbOoind, al» legfeq große, «»sichtbare Hände sich üb« ihm zusammen. Edula Srautner war e» sich selber -ar nicht bewußt, daß stt ihn so unausgesetzt anseh« mußte. Er war solch Bild! von Kraft und Stärke, und sie hatte da» Gefühl, La ste in seiner Näh« wohl geborgen sei und niemand th^ dort etwa- anhaben könnte. An jene Br-ndnacht mußt» sie denk«, al» die Flammen um da» Rathau» lohttu. Als all die stolzen Ratsherr« kopflos die Hände rangen auf schwankendem Altan, bi» ein einziger die geborsten« Säule stützte mit seiner jungen, gestalttgen Kraft, damit sie alle gerettet würden — die Lunken« Herren und ehrwürdig« Häupter der Stadt. Boll Ruß und Blüh war er damals gewesen, al» er s" " der ihn das vor die Füße gewors« — voll Stolz und Trutz. Seit dem Tage hatte Edula immer da» Gefühl, daß sie de» fremden Burschen,'etwaS schuldig geblieben sei« — ftt alle in dem Städtchen — etwa» Drückende» und Bo- schämende», wa» schwer abzutragen war. i j Stimmen schlug« an ihr Ohr uick weckt« stt Leih» au» ihr« nachdenklichen Träum«. Frau Srmintrud «n> Bruder Heiko kam« den verschlungen« Fußweg entlan- ihnen »ach auf dtt Lichtung. Die Jsenheimerttr lachW , „St, Edula, wo steckst du nur? Wir müssen hemw reiten, dtt Sonne steht ja fast im Mittag. Da» soll« Äs daheim von un» denken, baß wir so lang« In d« WeW bergen bleib«? Und der gestrenge Herr Abt wartet avA auf Sure Forellen, Herr Bruder." Stt trat neben Ulrich Umfeld« hart an dmFetthanG „WaS schaut Ihr so versonnen da herab, jungßß WaffenschmÄ? I» übrig« wollt Ich Such schon imattß frag«, ,b «» »ah« daß Ihr unser Angreth« Mak «M «ie sah ein wenig erstaunt aus ihn nieder und furchte die Stirn. Dann trat stt rasch auf sein« Hand und sprang in da» grüne Moo». „Schwätzt nimmer so törichte» Zeug, dumm« Bub. Warum haltet Ihr denn allweil dtt arm« Edula Grant ner für stolz?" Sie schlug Ihm leicht mit der Hand aus die Schuller «nd ging dann an ihm vorüber, dem Felshang zu. Neu gierig blickte sie in den kleinen Holzkübel, der dort staub, und auf da» Angelgerät. „Wieviel Forellen Labt Ihr denn schon gefangen? Die armen Tierlein, wie stt auf- und niederschnrlleu i» ihrem Bottich." Umfelder hatte sich auf einen Stein gesetzt und d« Kops in die Hand gestützt. „Sie schnellen wohl so auf und nieder, well sie frei sein möchten. E» geht ihnen genau wie den Menschen, wenn sie gefangen sind. Sie stoß« sich die Köpf« wuns an- ihrem Güter und kommen doch nicht frei." . Edula sah gedankenverlor« zu ihm herüber. „Wart Ihr schon einmal gefangen, baß Ihr sosppechrn sonnt?" Er schüttelte den blond« Sopf. ,Zch denke es mir nur so. Und wem» «in« doch nist nm kauä, wa» er möchte, so ist e» ja fast daSselbE Man ist allkeil gefangen, so oder so." „Ihr seid nicht gern ein Waffenschmied?" . Er fuhr sich mit der Hand durch da» dichte Haar, „Für meine junge Muskelkraft ist e» wohl das beste Handwerk. Da kann ich mich auStob« beim Hämmer« und Walz«, daß da» Blut ruhig« wird. Aber hernach kommen dann Stunden, wo man Sehnsucht hat nach anderem. Da» ist, wenn dtt Pferde Wiehe« und dtt Waffen klirr« und die Trommeln Wirbel« durch» flach« Land." „Das kommt, well Ihr ein Fahrend« wart und ein KriegSmann, da» steckt Euch noch im Blut." Er schüttelte wieder den Kopf. „Da» glaube ich nicht, Jungfrau Edula, denn auch nein Kopf und mein Her, sehn« sich okt »ach ander«. Wenn ich den ernsten Bruder in seiner Zelle arbeiten seh«, wie « schreibt und grübelt und große Gedanken seinem! Hirn entsteigen — vann möchte ich da» auch Wied« können und mich tief btnetnversenken in dtt allen Schrift ten. E» hat mich der fromme Ebbo schon oft unterwies« in der Schreib- und Lesekunst, wenn wtt gerade Muß», Kunden hatten. Ich möchte eS alles, alle» au mich reiß« und meinem Geist zu eigen machen!" Edula Grantner sah ihn aufmerksam an. , - „Ihr seid ein sonderbarer Bub. Habt Ihr da» von ter Mutter her?" Er zuckte die Achseln. „Jcy weiß nicht. Denn meine Mutter habe ich nie ge kannt, und mein Vater hat mir nie von ihr erzählt. Stt soll bet meiner Geburt gestorben sein." Edula Grantner senkt« den dunklen Scheitel. „Mütter sollten nie sterben. Meine ging auch schon so früh davon, als ich noch ein dumme», kleine» Mägde lein war. Nun fehlt sie einem an allen Ecken und Enden, denn man möchte sie nach so viel, viel fragen. Aber e» ist niemand da, der einem Antwort gibt." Der junge Umfelder stand rasch auf mtt einem harten Ruck. > „Wir wollen nimmer so trübe GÄanken hegen, Jung frau, an solchem lichten Herbstmorgen. Saht Ihr schon den wetten Lug in» Land vom Felsenplatt hier oben? So muß ich ihn Euch zeigen. Dieweil Gebweller dq untm so schön eingerahmt liegt wtt ein Bild in d« Kirchen." Er ging voraus und bog dtt Zweige und da» Rank werk auseinander, damit stt ihr nicht in da» Angesicht schlügen oder da» Kleid zerrissen. Stt hatte ihr Gewand rin wenig gerafft und folgte ihm behutsam. Auf stei lem Wildpfad ging e», immer an der schäumend« Lauch rntlang. Bi» der Fel» plötzlich jäh absprang in dtt Tiefe »nd ein freier, weiter Blick sich austat über dtt blau« Wälder fort. Im Mammenschein d« Herbstglut l«a« dtt naben Laubbäume m tbr« «Ütze«. Lurvurrott mw aollw gelbe Blatt« taumelten lautlos durch dtt klare «m» »nb fiel« sommermüde 1» dtt weich« Arme der WA», gründe. In den schattigen Wttsenschlucht« schwärm«« Urilchtgweiße HeÄstnebel, dem, dtt Sonn« hatte »och nicht btt In dtt tiefsten Schlucht« Vordringen könnet Aber hi« oben «ms dem Felsplatt, wo alle» gebadeü lag in ihr«, Licht«, flog« «Ätz weiße Fäden laut« durch die Klarheit und hingen sich dem Man» mtt dach
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