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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192810266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19281026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19281026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-10
- Tag1928-10-26
- Monat1928-10
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1928
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OertUches »md Sächsisches. Mteka. den 28. Oktober 1VS8. —'Vettervorberkag» 'sieden 27. Oktober. Mitgeteilt von der Sächs. Landerwetterwarte zu Dresden, rlmgeitaltung der Wetterlage in den nächsten beiden Tagen, ilebergang »u unfreundlicher VvStberbstWitterung, vewol- ivngSzunahm,. Zeitweise Regen. Niedrig« Lagretempera» turen, bei geringen Unterschieden Tag- und Nachttemvera- turen Südwestlich, bi« westlich« wind», besonder« tu höheren Lagen meist lebhaft. —* Posaunenblasen. Nächsten Sonntag, den 28. 10., vorm. ab 11 Uhr, veranstalten die Posaunen chöre Riesa. Gröba, Werda auf dein oberen Teile de« Rasenplatzes ein Mittagblasen. Wie wir hören, wird der verstärkte Chor etwa 3ü Posaunenbläser umfassen. Hoffent lich werden die Bemühungen daourch belohnt, daß sich recht viele dankbare Zuhörer einsindcn. —° Kaninchen-Ausstellung. Diesen Sonntag findet im Gasthof Weida eine Kaninchen-Ausstellung statt. (Siehe heutige» Inserat.) —* „Wiener Walzer"'. Am kommenden Sonn abend. den 27. ds. Mts., veranstaltet der Männergetang- verein und Gemischte Chor Riesa sein diesjähriges Herbst, vergnügen. Als Motto hat er sich für den Abend „Wiener Walzer" gewählt. Es werden vom Lettin folgende Walzer gesungen: Am Wörther See von Koschat, Donauwellen von Ivanovici, Die Dorsschwalben von Jos. Strauß, An der schönen blauen Donau von Joh. Strauß und zum Schluß: Die deutschen Tänze von Fr. Schubert in der Bearbeitung von Carl Flitner. Die Gesangsterte zu den Walzern haben Koschat, M. Preuschel, Jos. Pirchcr, Cursch-Buhren und L. Steiner geschrieben. Wer die prickelnden Weisen der Wiener Walzer kennt und liebt, versäume nicht, das Kon zert zu besuchen. Nach dem Konzert findet ein Tänzchen statt. Bemerkt sei noch, daß alle Werke mit Orchesterbe- gleitung ausgesührt werden. (Siehe Inserat.) —* Oesfen tliche Versammlung. In einer gestern abend von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei einberufenen öffentlichen Versammlung be handelte der Parteigenosse C. Meyer, Weinböhla, da» Thema: „Ein Kampf gegen Lüge, Dummheit und Feigheit!" Der kleine Saal des Hotel Höpfner war ziemlich gefüllt, und aufmerksam folgte man den Ausführungen de» Red ner», der seinem Vortrag die Ereignisse vom November 1918 zugrunde legte. Er erinnerte an den Ausruf der damaligen neuen Regierung, der viel versprochen, aber nichts erfüllt habe. Man habe Verrat und Betrug an deutschen Volks genossen und am deutschen Vatrrlande begangen. Weiter kritisierte Redner das Verhalten der Führer der Arbeiter massen, die abdanken müßten, wenn sie den Arbeiter so weiter mit Blindheit schlagen würden, wie es bis jetzt der Fall gewesen sei. — Zur Finanzpolitik äußerte Redner u. a.: Die internationale Hochfinanz sei das Verderben unsere» Sandes gewesen und müsse beseitigt werden. Das deutsche Volk müsse sich wieder so zusammcnfinden, wie es im Lngust 1914 war. Ohne Unterschied der Partei oder der Klasse, des Berufes oder des Glaubens, nur mit dem Willen beseelt, daß unser Deutschland wieder groß werden möge, so müßten sich die Guten von rechts und links wieder die Hand reichen und schwören: Wir glauben an die Aufer stehung Deutschlands! — Zur Aussprache hatte sich kein Redner gemeldet, und somit ergriff der Referent da» Schlußwort, indem er das hauptsächlichste seiner Ausfüh rungen nochmals unterstrich. Zum Schluß forderte er die Anwesenden auf, das Gehörte vom heutigen Abend weiter ins Land zu tragen und dafür zu wirken, daß im deutschen Volke wieder bas frühere Pflichtgefühl als Höchstes gelte. Dann werde Deutschland wieder stark! —* Der Reformationstag im Rundfunk. Der ZI. Oktober ist als Resormationsfcst im Freistaat Sach sen Feiertag, nicht aber in Preußen, Thüringen und An halt. Der Mitteldeutsche Sender wird daher an diesem Tage neben seinem gewohnten Tagesprogramm des Feier tags gedenken und zwar mit Morgenfeier, Mittagskon-ert und einer abendlichen Uebertragung aus der Universa äts- kirche. in der das Leipziger Sinfonie-Orchester, der Leip- ziger Oratorienverein und eine Reihe von Solisten geist liche Abendmnsik bringen. Das Programm umfaßt eine Fuge und zwei Kantaten von Joh. Seb. Bach sowie ein Orgelpräludium von Dietrich Buxtehude und eine Kirchen sonate von Arcangcle Corelli. Beginn 20 Uhr abends. —* Sächsische Esperanto-LandeStagung. In Meißen finden am 4. November die Jahreshauptver sammlungen des Sächsischen Esperanto - LandeSverbande» (vorm. )411 Uhr) und der Esperanto-Vereinigung Sächsischer Lehrer (nachm. N3 Uhr) statt. Der Landestagung geht eine Bertrctervorbesprechnng am Sonnabend, den 8. November, nachm. ö^Uhr voraus. Sämtliche Veranstaltungen finden im Hotel Hamburger Hof in Meißen statt. —* Personal-Veränderung im Wehrkreis kommando IV. Mit 1. November 1928 wirb versetzt: Oberleutnant (W) Lange, A.-R. v, z. Kommdtr. d. Tr. Ueb.» Platzes Altengrabow. —'Zum Begriff der Saisonarbeiter. Wer sich fortgesetzt zu jeder Jahreszeit auf ländlichen Arbeits stellen befunden hat, gehört nicht zu den sogenannten Sai sonarbeitern, die nach der Rechtsprechung deS Bundesamtes keinen gewöhnlichen Aufenthalt begründen. Er hatte viel mehr auf dem Lande am Orte seiner Arbeitsstelle den ge wöhnlichen Aufenthalt. Daß er häufig seine Arbeitsstelle sowie die Art seiner Beschäftigung aus dem Land« wech selte. steht dem nicht enrgegen. Ansichtskarten. Die Nachrichtenstelle der Ober postdirektion teilt mit: G» scheint nicht allgemein bekannt zu sein, daß Ansichtskarten, die aus der rechten Hälft« der Vorderseite »der von der linke» ans die rechte Hälfte hin- übergreifend kurze gedruckt« Angaben und vermerke tragen, ». V. Ftrmenangaben in kleinem Ausdruck. Geschäfts,eichen, Teile von Schutzmarken usw.. nach den Bestimmungen der Postordnung zur Postbeförderung nicht ,»gelassen sind. Da an solchen Karten immer noch erheblich« Bestände vor handen sind, ist di« Aufbrauchfrist, obwohl sie bereit» mehrere Jahre läuft, nochmal«, bi» 81. Dezember IMS, verlängert worden. Eine wettere Verlängerung über diesen Zeitpunkt hinaus ist nicht beabsichtigt, e« ist deshalb »ar Vermeidung von Schäden erforderlich, bei Herstellung von Neuauflage« die Vorschriften der Postordnung zu beachten. —* Um die 8eituns»auslag«n. — Schritte der Inserenten. In der Tschechoslowakei wird »je Einführung einer amtlichen Kontrolle der Auflage der Zeitungen und Zeitschriften erwogen und dieser Lage erstmals verhandelt. Di« Anregung vazu atna von einigen wroßftrmen au«, die eine genaue Untersuchung darüber verlangten, auf welche Verbreitung sie bei Auftrag von Inseraten bet einem Blatte rechnen könnten. Oft figurieren in der Tschechoslowakei Nein« Blätter mit ganz falschen Auflagen in den Katalogen. Diese Schädigung der In serenten soll in Zukunft in Wegfall kommen. —* Die Mitnahme von Schneeschuhen in Schnellzügen wird auch jetzt wieder der Gegenstand zahlreicher Eingaben an die Reichsbahn und die Ursache noch zahlreicherer Aergernisse fein. Seit Jahren sind alle Winterspyrtler, insbesondere ihre Organisation, der Deutsche Skiverband, bemüht, die Mitnahme der Skier in Schnellzügen zu erwirken, bisher sind aber all« der artigen Wünsch« abgelehnt worden. Lediglich in Bayern war im letzten Winter ein« Nein« Konzession gemacht wor den, daß man nach einigen bestimmten Winterfportplätzen seine Schneeschuhe ohne besondere Behandlung im Schnell zug mitnehmen konnte d. h. man mutzte wie für Fahr räder eine Anhängekarte mit der Fahrkarte lösen uns die Skier selbst nach dem Gepäckwagen bringen. Wenn auch jeder richtige Schneeschuhläufer seine Brettl am liebsten bet sich im Abteil haben möchte, so war man doch schon dankbar dafür, sie wenigstens im Zuge zu haben. Wer allerdings weiter hinaus wollte, der mußte schon wieder auf diese „Bevorzugung"" verzichten, den» auch die er wähnten Anhängekarten wurden nur bis zu 200 Kilometer Entfernung ausgegeKn. Wie wird es in diesem Winter werden? Die Reichsbahn hat sich bisher allen noch so ein dringlichen und zahlreichen Wünschen auf Mitnahme der Skier in Schnellzügen gegenüber so ablehnend verhalten, daß man auch jetzt wieder wenig Hoffnung für eine Aende» rung ihrer Anschauungen hat. Trotzdem muß sür die Skisahrer die Devise lauten: Steter Tropfen höhlt den Stein. —WK. Staatlich geprüfte HaushckltSpfle- ger innen. Das Sächs. Wirtschaftsministerium erläßt soeben ausführliche Bestimmungen über die Ausbildung und Prüfung staatlich geprüfter Haushaltspflegerinnen, die zur selbständigen Leitung eines mittleren oder größeren städtischen EinzellxwShalteS oder eines Anstaltsbetriebes berechtigt. Die Ausbildung gliedert jlch in einen pra tischen Teil und in den Besuch eines einjährigen Lehrgangs mit Abschlußprüfung an der städtischen Carolaschul« in Leip- zisi. Die praktische Ausbildung muß in einem fremden Einzelhaushalt ooer in einem Anstaltsbetriebe erfolgt sein. Zur Ausnahme in den Lehrgang für Haushaltsriflegerinnen berechtigt der Nachweis einer ausreichenden Allgemeinbil dung und einer ausreichenden Berussschulung. Der AuS- bildungslehrgang ist durch eine Prüfung abzuschließen. Ueber die bestandene Prüfung wird vom Wirt schaftsministerium ein Zeugnis als „staatliche Anerkennung als Hausbaltspslegerin" ausgestellt. —WK. Abschaffung der Bezeichnung „Für sorgers gling". Einen viel beklagten Mißstand sucht eine soeben ergangene Verordnung des ArbeitS- und Wohliahrtsministeriums an die Sächs. Kreis-- und Amts- hauptmannschaften, die Stadträte und Polizeipräsidenten abzuhelsen. Künftig soll, vor allem in den für die Oeffent- lichkeit bestimmten Berichten, von der Kennzeichnung eine» jungen Menschen als „Fürsorgezögling"" oder „ehemaliger Fürsorgezögling"" abgesehen werden, um endlich dar Vor urteil zu überwinden, das weite Kreise heute noch gegen den Fürsorgezögling haben. Fürsoraezöglinge sind jene beklagenswerten Jugendlichen, dre vielfach eine fremde Schuld tragen, die ihrer Eltern oder ihrer Umgebung, die ihnen nicht das Mindestmaß an Erziehung gewährten, das iedeS Kind und jeder junge Mensch zu seiner Ent faltung nötig hat. Die ErfolgSmoglichkeiten der öffentlichen Erziehung werden erheblich vermindert und die jungen Menschen nur noch tiefer in ihr Elend getrieben, wenn ihnen die Oeffentlicbkeit einen Makel anhängt, statt ihnen verständnisvolle Teilnahme entgegenzubringen. —WK. Ist Elternrente Einkommen? Der Erste Senat deS ReichSversorgungsgerichtS hat in einer kürzlich ergangenen Entscheidung den Leitsatz aufgestellt, daß Slternrent; nach der Reichsunfallversicherung als Ein kommen im Sinne deS 8 45 Abs. 2 deS ReichSversorgungS- gesetzeS anzusehen ist. Der Erste Senat begründete den Leitsatz damit, daß die Elternrente zwar auch sür die Dauer der Bedürftigkeit gewährt werde, aber dennoch nicht dem Gebiete der Fürsorge oder Wohlfahrtspflege angehöre. Auch ihrem wese« «ach ser ne nuyr oen «emungen ver Armenpflege, den Fürforgezuwendungen an Klein- und So- »talrenter, den Bezügen au« der freien Wohlfahrtspflege oder den Beihilfen an Veteranen und KrieaSteilnAmer ver gleichbar. Die Elternrente nach der Unfallversicherung sei vielmehr ei« Bezug, auf den die Eltern de« versicherten — allerdings unter Voraussetzung der Bedürftigkeit — eine« Rechtsanspruch haben. Dieser Anspruch beruht auf der verficherunaSpflichttgen Beschäftigung de« an de« yolgen de» Betriebsunfall« verstorbenen Abkömmling«. Dw El- ternrente «ach der RetchSunfallverstcherung sei kein B«. »ug. der nur zum Zwecke der Abwendung ber Bedürftig, kekt in Ermangelung anderer Einkommensquellen gewährt werde, sie fei sorglich bei der Prüfung der Frag« ber Be dürftigkeit al« Einkommen anzurechnen. —' Die Viehzucht und die Tuberkulose. Mehr als je ist in der gegenwärtigen, von wirtschaftliche» Nöten aller Art erfüllten Zeit für den rechnenden Landwirt die Haltung und Pflege eines ausreichenden, gesunden Viehbestände« dringende« Gebot der Stunde und zwar im volkswirtschaftlichen Interesse und auch tm Interesse deS' Landwirt» selbst. Milch, Fletsch, Eier usw. sind die Pro dukte, die in den letzten Jahren noch immer die besten Preise gehalten haben und die so manchen Betrieb zeit weise erhalten mutzten. Hier ist der Erfolg einzig und «Nein von der Fähigkeit und Sorgfalt des Betriebsleiter» ab hängig und darum in gewissem Grade gesichert. Die Sta tistik zeigt, daß sich diese Erkenntnis z. B. in Thüringen mit seinem überwiegenden Mittel- und Kleinbesitz kn Immer weiteren Kreisen durchsetzt und eine ständige Ausdehnung der vtehwirtschaft bewirkt, von 898 842 Stück Rindvieh im Jahre 1928 stieg sie Zahl im Jahre 1987 auf 414 846 Stück. Da» Volk-Vermögen ist also binnen zweier Jahre erheblich vermehrt woroen, wobei dahingestellt bleiben soll, ob die qualitative Verbesserung der Viehbestände mit ihrer Vermehrung Schritt gehalten hat. — Der gefährlichste Feind der Rmoviehbestände ist die Tuberkulose, die nicht nur alljährlich wertvolle» Nutzvieh vernichtet und durch Uebertragung auf die Nachzucht ihre verheerende Wirkung immer weiter fortpflanzt, sondern die durch Milch- und Fleischgenuh auch uns selbst angreift und zu einer wahren Geisel für die Menschheit geworden ist. Die Tuberkulose de» Rindvieh« ist eine unheilbare Krankheit. Da Erkäl tung schleckte Ernährung, Üeberanstrenaung, vor allem aber schlechte Unterbringung »war die Tuberkulose nicht verursachen können, aber immerhin al» beste Vorbedingung für den Befall mit Tuberkulose anzusehen sinh, ergibt sich ohne weiteres, in welcher Weise der Kampf gegen die Seuche schon als Vorbeugungsmaßnahme einzusetzen hat. Bor allem dem lebten Punkte, der Unterbringung, ist weit mehr Beachtung al» bisher zu schenken. —'Nistkasten können jetzt aufgehängt wer den. Jeder Bogelsreund und Gartenbesitzer weiß die rm Winter ber uns bleibenden gefiederten Waldbewohner, wie Meißen, Rotschwänzchen usw. zu schätzen, da diese Tiere mit den Insekten, die den Obstbau bedrohen, gut ausräumen, und er wird jetzt, zum beginnenden Spätherbst nicht ver säumen, an den Bäumen Nistkästen anzubringen. Nicht immer wird dabei der Bau und die Art ber Anbringung richtig beachtet, so daß häufig der Erfolg ausbleibt. Wichtig ist zunächst, daß man zu dem Nistkasten kein Zigarrenholz nimmt: es kommt vielmehr darauf an, möglichst stark« Wandungen zu wählen, um im Kasten eine möglichst gleich mäßige Temperatur zu gewährleisten. Al» Streu nehme man am besten Torfmull, da- in ovaler Mulde eingestreut wird. Da» Flugloch mache man am besten kreisrund und hänge eS nach Möglichkeit in der Richtung Südost. Daß der Kasten genau senkrecht zu hängen hat, ist selbstver ständlich. Um den bleibenden Brüicrn Gelegenheit zum Brüten zu geben, beginne man jetzt mit dem Aufhänge» der Kästen. Strehla. Betriebsunfall. Gestern vormittag ver unglückte tn der Chemischen Fabrik Tenner u. Eo. Herr Robert Netdert von hier, Fischergasse wohnhaft, der in dem genannten Betrieb schon seit vielen Jahren beschäftigt ist. Beim Umbau eine« Kessels rutschte er ab und stürzte einige Meter tief, wobei er sich einen Unterarmbrnch, verschiedene Quetschungen und Kopfverletzungen zugezogey hat. Der Verunglückte wurde sofort ärztlich behandelt «nd sodann feiner Behausung »«geführt. Herr Neibert steht im 64. Lebensjahre. Großenhain. Der Verlust einer Brieftasche mit 22V Mark Barinhalt wurde vor einigen Tagen in der Polizei gemeldet. Unmittelbar danach, als ber Verlust träger noch in der Wache war, kam der ehrliche Finder — ein hiesiger Fleischergeselle — und überbrachte die Brief tasche zur Freude des Verlustträger», der -en Finder für seine Ehrlichkeit belohnte. * Neukirchen (AmtSH. Meißen.) Da» über 1VV Jahre alte Betgut des Gutsbesitzers Max Starke wurde in der Mittwochnacht von einem Schadenfeuer hetmgesncht. Wohnhaus und Scheune brannten vollständig nieder. Das Getreide in der Scheune ist restlos verbrannt. * Dresden. Einladung Dr. Blüher» nach Wien. Oberbürgermeister Dr. Blüher wird neben anderen Ober bürgermeistern der deutschen Großstädte vom 18. bis 19. November in Wien Len Schubert-Zentenarfeierlichkeiten beiwohne». Dr. Blüher wird während dieser Zeit Gast de» Bürgermeister» Dr. Seitz sein. —g. Dresden. Der Spaziergang eine» Unter suchungsgefangene« au» dem GertchtSgebäude. Der gestern während einer Urteilsveratung au» dem BerhanblungSsaal entwichene Isolierer Walter Kal tos er» konnte noch nicht öWUMkÄWk. Las Grabmal des unbekannten Soldaten Tragödie tn 8 Akten von Paul Raynal Uebertragung von Hedwig v. Verlach. Noch heute werden viele unter dem tiefen Eindruck der Dichtung stehen, die gestern unvergleichlich schön t« Szene ging. Atemlos folgten die zahlreichen Zuhörer, die da» „Capitol" füllten, -er erschütternden Handlung. Die Tra gödie wurde in einer künstlerischen Art Herausgehracht, die vor scharfer Kritik bestehen konnte und eine tiefe Gesamt wirkung erzeugte. Wir haben bereit» einen AuSzug au» den „Blättern der Sächsischen LandeSbübne" veröffentlicht, Worte über den großen Zusammenhang, tn den das Dram« Paul RaynalS chinetngestellt sein will. Diese Tragödie ist gleichsam «tn Grabmal des unbekannten Soldaten. I» ihrem Mittelpunkt steht -er junge Mann, er trägt keinen Namen, er ist einfach: „Der Soldat". Es handelt sich hier um einen Menschen, der, gleich Millionen anderer, erlebt und erleidet, dies aber freilich „tn schärfster Zuspitzung und bis zum tiefsten, allertiefsten Grunde". Dem Soldaten stnd zwet Gestalten gegenübergestellt: der Vater und ein Mäd chen namens Aube. Das Drama ist nicht politisch und nicht historisch; es wendet sich nicht an ein einzelnes Vol^ »och wett wentger an eine Bartet. „ES gehört ber Menschheit, weil es tm Ewig-Menschlichen wurzelt. Liebe, durch grenzenloses Leiden zu unerbittlicher Klarheit gesteigert, ist die zeugende Kraft, die dem Werk« RaynalS das Leben ge- geben hat, und wenn man durchaus eine „Lehre" daraus entnehmen will, so kann es keine andere sein, als diese: baß jeder »eltzuftand verwerflich Ist, -er Len Geist ber Lieh« »ernetnt. Hi« hat jed«r einzelne, auch t« bescheidensten LebenSkretS, seine Aufgabe und seine Verantwortung. Beides, Aufgabe und Verantwortung, auch t« träge» Herzen lebendig zu machen, auch stumpfe» Sinnen hell zu erleuchten, da» vermag die Dichtung RaynalS auf so be- zwingend« Art und mit so reinem künstlerisch unanfecht- baren Mitteln wie kein andere» Werk der zeitgenössischen Bühne." — Mit Liesen Worten gelettet Dr. Karl Wollf da» Werk, um gleichzeitig defsen allgemeine» Verständut» zu wecken. — Ein tugendfrischer, von sonniger Hetterkett be gnadeter Mensch teilt das Schicksal vieler Tausender. Be geistert folgt er dem Rufe, das Vaterland mttzuvertetdigen. Seinen Vater und «tn herzige» Mädchen, das ihm in wenigen Tagen al» Frau angetraut werden sollte, zurück- lassend. Vierzehn lange, bange Monat« sind vergangen, hi» endlich der von der Braut sehnltchft erwartet« Geliebte in die Heimat zurückkehrt, um die aufgeschovene Trauung vollziehen zu lassen. Doch die Vorsehung bestimmte ander». Nur ein kurze» Glückt Noch vor seinem Eintreffen war «tn Telegramm de» Obersten «»gekommen, da» ihn zur so fortigen Rückkehr auffordert, «in schmerzliche« Lachen de» junge« Soldaten! Er weiß, wa» ihm bevorfteht. Schwere Kämpfe harren seine» Regiment». Nur wenige Stunden darf er sich seine» Glücke» freuen. Vetm Anbruch -er ersten Sonnenstrahlen verabschiedet er sich — »um letzten Mal«! Der Zug tn» Feld entführt ihn — seinem Schicksal ent- gegen. — Ergreifende Szenen, leidenschaftliche seelische Kämpfe zweier Liebenden bringen tief «nd umfassend den furchtbaren Gtun de» unvergeßlichen Kriege» »um Aus druck. So wie der junge Krieger begeistert auSgezogen war, ist er jetzt voll de» Haffe» und löst nur pflichtgemäß sein gegebene» versprechen, dem Rufe zu folgen, ein. Die dramatische Handlung spiegelt die Let-en ber zahllosen Frauen wider um be» stet» drohenden und vielleicht wirk lich erlebten Verlust be« geliebten Manne». Anbrrersett» verkörpert der Vater viel« Menschen der älteren Genera tion, die, wen» auch von Entbehrungen nicht verschont, so doch in der Berborgenhett ber Heimat verweilend, nicht bas wirkliche verstehen der seelische« Zerrüttung der preis gegebene« Jünglinge tn sich trugen. Und hierin liegt bas Bekenntnis, da» tn der Dichtung „Da» Grabmal des un bekannten Soldaten" überzeug moen Widerhall findet. Vom Dichter mit tunigster Teilnahme geschrieben, spielte sich das Stück in leben»- und weihevollen Szene» ah und fand den Wea t« Her» und Gemüt. Die Aufführung, für deren Leitung Frau FrqnziSka Rens-Hilpert zeichnete, trug dem Charakter des Dramas in überwältigender Weise Rechnung. Den drei darstellenden Künstlern — Han» Meterhöfer (der Soldat), Char lotte tzsranz sAnbe), Emil Janson (der Vater) — ist e» meisterlich gelungen, die Gestalten des Stückes wtederzugeben. In allen bret Akten sehen wir die betden liebenden Menschen tn -er Schwüle -er Ungewißheit kämp fen und leiden, bis enbltch das unbeugsame Schicksal er schreckende Klarheit schafft. Han» Meterhöfer, durch drungen von tiefster Leidenschaft, gestaltet« „den Soldat" überaus lebenswahr. Durch Gebärde und Handlung hat er den Idee« des Dichter» greifbare Wirklichkeit ver- liehe«. Eine Leistung ersten Range»! Charlotte Fran» al» Aube fand mit ihrem Opferwillen und ihrer EntfagungSfähtgkett, ihrer glühende« Liebe und ttefem Schmerz« die Sympathien aller. Gar ergreifende Szenen wußte sie zu gestalten, al» da» allgewaltige Schicksal er- barmungslo» auch ihre Unterordnung forderte. Emil S.anson al» der bekehrte Vater ging ebenfalls sichtlich in keiner Rolle auf. Alle drei waren tn Haltung «nd Mienen- spiel würdige Gestalten «nd tm ««»druck so von tunerem Erleben erfaßt, -aß man hier wiederum gereiftes Künstler- tnm vertreten sah. — Die wunderbaren Bühnenbilder war-n so recht geeignet, den ««»ruck »er «ufsü-rung «och besonder» zu vertteleu. .
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