Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192811051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19281105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19281105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-11
- Tag1928-11-05
- Monat1928-11
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1928
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
WwkaiMna »elterer Leu««, wie etwa de» Setzer» keine an. »er« Klärung zu erwarte« sein könnte. t«—g.f Vermischtes. «u»bruch.au» dem U«tersuchuna»gefä»o- «<» Sm« dem Unterfuchungsgefängnt« Moabit sind am Sonntag abend um 6 Uhr die Untersuchungsgefangenen Holzer und Przadka entwichen, die gemeinsam in einer Zelle im 3. Stockwerk untergebracht waren. Sie haben die Gitter mit einer SLge durchschnitten und sich an einem Seil, da« au« Bettüchern geknüpft war, heruntergelassen. Przadka entkam über die Mauer, während Holzer von de« Beamten noch eingeholt wurde./' Przadka ist ein Ein brecher, der in den letzten Wochen wegen vieler Pelzein brüche festgenommen worden war. Er hatte für etwa eine Biertel Million Mark Pelze au« verschiedenen größeren Geschäften Berlin« entwendet. Drei Männer bei einer Scgelpartie er trunken. Ein schweres BootsunalÜck, das drei Tode«, opfer forderte, ereignete sich am Sonnabend nachmittag aus der Lune. Beim AuSsteigen aus dem Segelkutter in das Beiboot glitten die drei Insassen des Kutters, zwei Steimnctzgcscllen und ein GastwirtSsohn, aus bis- lwr noch unbekannter Ursache aus und ertranken, eh« ihnen Hilfe gebracht werden konnte. Zur Aufklärung des Mordes der Witwe Gebhardt. Dec Mörder der ermordeten «1 jährigen Witwe Gebhardt wurde, wie berichtet, in der Person oes GikelS der Greisin, des 20 Jahre alten Elektrotechnikers Werner Gebhardt, in Priddargen in Pommern ermittelt und festgenommcn. Er ist geständig. Der junge Mann, der seinen Eltern bereits viel Kummer gemacht hat, war am 20. Oktober von seiner Arbeitsstelle, einer Ber liner Elektrofirma, entlassen worden, weil er 50 Mark unterschlagen hatte. Für das Geld kaufte er sich sofort einen Tanzanzug auf Abzahlung und verjubelte den Rest. Er war schließlich zu seiner Großmutter gegangen, um von ihr Geld zu erhalten. Als die alte Frau sich weigerte, schlug er ihr mit einer kleinen Fußbank mehrmals auf den stopf. Nachdem die Greisin zu Boden gestürzt war, kmete er ihr aus die Brust und erdrosselte sie mit einem Taschen tuch. Darauf brach er den Kommodenkasten auf und raubte über 200 Mark, die er in leichtfertiger Gesellschaft durch brachte. Dann wandte er sich nach Pommern und wollte «Väter auf dein Umwege über Polen in die französische Fremdenlegion cintretcu. . Mordversuch aus Eifersucht. Am Sonnabend morgen war, wie bereits kurz gemeldet, im Zentrum von Berlin ein« 33 jährige Kriegerwitwe Elise Müller von ihrem früheren Liebhaber überfallen und schwer verletzt worden, weil sic sich vor einiger Zeit mit einem anderen Mann verlobt hatte. Als Täter wurde Sonnabend abend der 59 Jahre alte Stellmacher Karl Helbing aus Weißen see ermittelt und festgenommen. Er hatte die Tat sorg fältig vorbereitet und ein Beil sowie einen Revolver in einem Paket alter Zeitungen versteckt, um sich das Aus- sehen eines Zeitungshändlers zu geben. Da die Witwe Müller ihm nicht öffnete, schlug er die Türfüllung nnt Kem Beil ein. Die Witwe Müller, die sich mit einem Holzscheit bewaffnet hatte, versuchte den Eingang zu ihrer Woh nung zu verteidigen. Holding kroch aber trotzdem durch die Oeffnung und brachte ihr sowohl mit dem Revolver als auch mit dem Beil schwere Verletzungen bei. Die Uebersallene liegt zur Zeit vernehmungsunsähig im Kran kenhaus. - Zehn Jahre nicht gesehen und doch wie der erkannt. Der gewerbsmäßige Wohnungseinbrechcr Max Stein hat den weitaus größten Teil seines Lebens hinter Zuchthausmaucrn verbracht, und so erschüttert es ihn nicht weiter, als er das Urteil hört, das auf drei Jahre Zuchthau« und fünf Jab« Ehrverlust lautet. Uber er versucht noch ein kleine« Manöver, denn al« der vor- sitzende ihn fraat, ob er die Straf« aunetzme, mat«t «r: „Mit dem Zuchtsau« bi« ich eknversta^en, aber den Ehr- verlust lgsse ich «sttzt »ett«/' Der Laüv«ericht«dirÄ»r kennt ihn aber noch von früher her und sagt: „Machen Sie doch keine Geschichten. Ich habe Sie doch schon ein mal vor zehn Jahren verurteilt, da versuchten Di« das selbe Theater zu machen. Da« hat da» denrt sür einen Zweck?" Jetzt erkennt auch Max Stein den Richter wieder. ,Hch erinnere mir, Herr Direktor, damal« waren Sie auch sehr milde, also ich nehme an." Und so wanderte er wie der auf drei Jahre dorthin, wohin er wohl «och ost t« diesem Leben wandern wird. Raubüberfall au» Not. In der Rächt »um Sonntag wurde auf dem Schlesischen Bahnhof die Aas. siererin de« Erfrischungsraumes auf dem Wege zur Ab rechnung in einem Neinen Borraum von hinten mit einer leeren Bierflasche niedergeschlagen und ihr lne Sasse ent- rissen. Der Täter wurde von den durch Pie Hilferufe alar mierten Eisenbahnbcamten und Reisenden sofort verfolgt und sestgenommen. ES handelt sich um einen 25 Jahre alten bisher unbestraften Schuhmacher Wilhelm St., der im Jahre 1925 aus Polen vertrieben wurde. Er war derart erschöpft und ausgehungert, daß man auf der Polizei wache sich veranlaßt sah, ihm zunächst etwas zu essen zu beschaffen. Er ist im -September dS. IS. arbeitslos ge worden und konnte trotz guter Zeugnisse keine neu« Dt«l- lung finden. Er hatte seit mehreren Tagen nicht« gegessen und im Wartezimmer des Bahnhof« übernachtet. Seine Tat ist aus Verzweiflung geschehen. Die Kassiererin ist durch in den Kops eingedrungene GlaSsplitter ziemlich schwer verletzt worden. Da« Hochwasser in Oberitalien. Da« Wasser de« Po ist immer noch im Steigen begriffen^ In folge des Hochwassers ist der Eisenbahnverkehr zwischen Cremona und Brescia sowie zwischen Cremona und Man tua unterbrochen. Bei Rivolta hat die Adda die Straße Mailand—Cremona überschwemmt. Der Oglio hat einige Gegend«« bet Piadenä «nter Wasser gesetzt. Er reicht bis zur Straße von Robecco und der dortigen Eisenbahnstation. Vulkanische Tätigkeit des Aetna. Die Morgenblätter berichten, daß Sonnabend abend bei Ein bruch der Dunkelheit aus oem Krater des Aetna, der lange Zeit kein Zeichen von Tätigkeit gegeben hatte, plötzlich schwarze Rauchwolken aufstiegen, denen alsbald rote Fever garben mit Steinregen und Lavaabfluß folgten. Da großartige Schauspiel dauerte aber nur kurze Zeit. Gegen 7 Uhr abends war »er Berg wieder ruhig. Der Lavaabflutz kam bereits 50 Meter unterhalb des Krater« zum Stillstand. In den umliegenden Ortschaften verspürte man leichte Erderschütterunaen. Der Einsturz de» Neubaue» in Pari«. Der Neubau, der Freitag in der Avenue de» Champs ElyseeS einstürzte, war in Zement und Quadersteinen auSgesührt und sollte ein Theater aufnehmen. Der Bau war fünf Stockwerke hoch. Zwei Wächter, die sich zur Zeit de« Ein sturzes in dem Gebäude besanden, konnten sich rechtzeitig in ^Sicherheit bringen. Es scheint niemand zu Schade« gekommen zu sein. Gerüsteinsturz in Pari«. Sonnabend nach- mittag ist in der Avenue VJtalie ein an einem Hau« ange brachte« Gerüst eingestürzt. Drei Arbeiter stürzten ab. Einer wurde schwer verletzt. M ordund Selbstmord in Rege«»b«rg. Die 70 jährige Therese Schiegerl hat ihren Enkel, den Für sorgezögling Willy Schiegerl durch einen Schnitt in den Hals getötet und- dann den Tod in dem Flusse Regen ge sucht. da sie sich von dem Jungen, der nur für den Aller heiligentag beurlaubt wär und wieder in die Fürsorge- Erziehung zurückkehren sollte, nicht trennen wollte. Das Urteil im Mordprozetz Gioth. Da« I Schwurgericht Frankenthal (Pfalz) verurteilte «ach fünf- j tägiger Berhandkung den wegen dreifach«, Morde« und dreifachen Mordversuch« angeklagten Elektriker Fran» Gioth, der nach erfolgter Entlassung au» dem Ludwigs- Hafener Derk »er I. G. Farbentndustrie am 18. April in da» Derk einged-unge« war und au« Rache zwei Mei ster und einen Kalkulator erschossen und drei andere Per tonen verletzt hatte, weoen dreier Verbrechen des Tot schlag» und dreier verbrechen de» TotschlqgSversuch« zu einer GefamtzuchthauSstrafe von 15 Jahren und Aber kennung der bürgerlichen Sbrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren. * MeMrtaWi w Pvenim. XWien. Während der Baus« eine» Konzerte» de« Wolin-Virtuosen Vasa vrihoda gab Sonnabend abend der «ittmrtster D. Seit» Gartner anf ei«e i««a« Dame drei Schliff« ad, dl« diese an Kopf und Ha» trafen und ihren soforlta«» Tod berbetfübrten. Der Besucher bemäch tigte sich beim Krachen der Schüsse groß« Erregung und nur dem Konzertdirekter gelang», da« Publikum durch laute Zuruf« ,u beruhigen. Der Täter bezeichnete die Dame, «ine iunae Türkin, a» fein« Braut und gab a» Beweggrund »nr Lat Eifersucht an, da ihn sein« Braut mit einem Prinzen binterganae» hab». Nach seiner Aussage brach der Täter schluchzend zusammen. X Wien. Zu dem Mord während de» Grigrnkonzertt von Vasa vriboda, den der Dragoner-Rittmeister a. D. Felix Gartner an der im Mai 18VS in Kairo geborenen ägyptischen Prinzessin Waguiha Moued Pascha begangen bat, meldet der Polizeibericht nach dem Verhör mit Gartner, daß dieser nur «ine geringfügig« Pension batte, die überdie« durch »inen Vorschuß gekürzt war, und daß der bereit« von zwei Frauen geschiedene Mann vor dem Ruin stand. In der erhofften Heirat mit der Prinzessin habe Gartner den einzigen Ausweg au« allen Nöten gesehen. Di« Prinzessin hatte er vor einigen Monaten in einer Gesellschaft kennen gelernt. Der Pater der Prinzessin aber, der frühere Sgyp- tisthe Minister Mouhed Pascha, der mit seiner Familie feit Jahre« in Wien lebt, war der Heirat grundsätzlich abgeneigt und hatte di« Absicht, seine Tochter nach Aegypten zu bringen. Au« Verzweiflung darüber will sich Gartner dem Alkohol ergeben haben. Er erklärt, im Augenblick der Tat seiner Sinn« nicht mächtig gewesen zu sein. Nach der Feststellung des volizeiarzle« war der Mörder wohl angetrunken ab« vollständig normal und zurechnungsfähig. viele tausend Aerzte verordnen ständig zut Stärkung Köstritzer Schwarzbier über 4000 Aerzte-Gutachten u. Verordnungen Da« altberübmt« Köstritz« Schwarzbier ist erhältlich in allen Flafchenbierhandlungrn und den durch Schilder und Plakate kenntlichen Geschäften. er, „aber meine halbe Freude i« schon dahin — «renn man nur erst mit dem Lump auseinander wärt" , „Mein Gott, ja", sagte sie erblassend, und blickte starr kn da» Licht der kleinen Lampe. „Warum hab' Ich ihn net totgeschlagen l " tudr er Wieder auf. Da streichelte sie ihn und meinte zärtlich» „Da» hätte dein Leben zerbrochen." „Aber dich HStt'S frei gemacht, Anthe." „Wir gehören doch zusammen — seht mehr Venn fe.* ,>O — ich — wa» liegt an mir! Ich geh' doch kaputt —' so oder so —" war seine gedrückte Antwort. r Ihre Zärtlichkeit hellte heute sein« Züge nicht auf. Da wußte sie, er dachte immer noch an Herta. Aber nun stimmte auch sie für seine Reise, die ihr im Grunde so widerstrebte. ES muß ja Klarheit geben, so oder ko. Und daS war letzt doppelt gut und notwendig. 14. Kapitel. Am 20. Dezember saß Eberle in der Bahn, nm bst geplante Reise auSzuführen und Bendemann zu besuchen Etwas sonderbar war ihm doch zu Mute, schon die städtisch» Kbckdung, die er nun gut vierzehn Tage dauernd tragen sollte, beengte ihn. AIS er durch die verschneite Wunderweli zwischen Berchtesgaden und Reichenhall dahinfuhr, durch zuckte ihn urplötzlich der Gedanke: „Mit welchen Empfin dungen wirst du Heimkehr«»?" Ander» al» heute würden sie sein — anders auf jeden Fall. Aber eine klare, greif bare Gestalt hatte diese Vorstellung nicht. Wie ost war er diese Strecke gefahren, ohne der Ratmi zu achtem Heute drängte «S ihn an die breite« Glas scheiben des ständig talwärts eilenden Zuge», und mit ihm selbst ganz rätselhaften Gefühlen sah er eine« des verschneiten Bergriesen nach dem andern hinter Tanne»». Wäldern und Windungen der Bahnstrecke verschwinden. Erst kur- hinter Reichenhall ließ er sich in die Polst» fallen, nun begann ein« langweilige Fahrt. Bi» München kannte er die Gegend, und dann ging e» in sausender dunkler Nachtfahrt bi» Berlin. Verschlafe» langte er morgen» kn der Reichshauptstadt am Mit einer Autodroschke fuhr er zum Stettiner Bahnhof. Die mm folgende Fahrt durch öd« Gegend stimmte ihn sehr herab. Unerträglich war dieser viele Himmel, nirgend» ein grüner Berg, der dem Auge eine wohltuende Unterbrechung bietet. Scho« bet völliger Dunkelheit entstieg er auf einer kleinen Station «ach mehrfachem Umsteigen dem Zuge. Und nun begann eine lange Wagensahrt durch endlose Fichtenwälder. E» hatte scharf getaut und die schneeigen Landwege erschienen ihm in ihrem aufgeweichten halbver» fchnetten Zustand« fast unergründlich. Schließlich hielten sie vor einem stattlichen Hause, da» zwei Türme schloßarttg in die Höhe streckte. Li« beiden Flügeltüren öffneten sich und eine Flut yy« Lischt ergötz sich über den Ankömmling. Bendemann eilte durch di« erleuchtete Halle und streckte dem Gaste beide Hände entgegen. „Mein liebe» Kerl, leben Sie «och, »ach der schreck lichen Fahrt?" ries er herzlich, „ich hätte Sie so gern ab- geholt, aber ich hatte Besuch, den ich nicht verlasjeu konnte. Ich hoffe, Friedrich hat alle« an Sie bestellt!" Friedrich hatte nicht» bestellt, — oder wen» e» ge schehen, so mußte Eberle «» m seiner gänzliche» Benom menheit und Untenntnt» der hiesigen AusdruckSwetj« wohl Licht verstanden haben. Eberle wurde es erst wieder leidlich wohl, al« er seinem Gastgeber gegenübersatz und die Augen durch da» schöne. Hohe Herrenzimmer -leiten ließ, «l» er feine Ansicht über die Winterlandschaft dieser Gegend äußerte, lachte Bendemann. ,Ha, einladend ist e» nicht bet un» hier oben jetzt um diese Jahreszeit, man mutz schon die Augen und de» Sinn dafür habe», um die Schönheiten unsere» Lande» hu finden." „Den krieg' ich nie", meinte Eberle ehrlich^ Lächelnd sah ihn Bendemann an. „Und trotzt»«» sind Sie gekommen, St« guter Mensch l" „'s tst ja auch nicht wegen de, Gegend — sondern Ihretwegen", meinte er treuherzig. Ein Heller, klarer Krosttag führte sie am andere« Mor gen ua Schlitten an die See. Der Wind strich scharf von Rordost und vrachte tue wette Wasserfläche in un- heure Bewegung. Am Strand« war glitzernder Schaum gehäuft, Schicht an Schicht standen die gefrorene« Wellen und türmten sich übereinander. Ueber drese>-an-e Wrnter- pracht goß die Sonne em blendende» Luht und flimmer« in de» halbgefrorenen Wogen, «ne krachend auf die er starrte Oberfläche aufschluge». E» knisterte ua Grund« und bewegte sich schaukelnd und llmgend. Btauschwarz erschien da» Wasser und krtftaUwettz türmt« sich die Wellen an» ihnen empor. Eberle war autzer sich vor Freud«. Er stieß eine» so laute« Jodler in die kalte Luft, daß sich der in Heiz werk gehüllte Kutscher entsetzt umwandte. Bendemann lteß halten und sie stiegen au». „Ra," sagte er herzlich» „der Anblick gefällt Ihne«, und hier bekomme« Sie auch wieder Lust zum «mnen, nicht wahr?" „Bendemann, da» ist ein Gotteswunder", stammelte Eberle und starrte entzückt auf die See. „Himmel, t» de» wett und groß — aber wie schön müßt de» erst jein, wenn hinter all der Pracht etn paar von unseren Berg riesen stünden I" „Da» mutz die Anthe sehen", begann Eberle nach einer Weile wieder. „Wie sie da» wohl finden wtrdl Ich weiß, sie hat die See noch nie gesehen." . »Hoffentlich steht sie sie — bald und immer", sagte Bendemann leise. Da faßte Eberle feine Hand und preßte sie heftig. ,Hch wollt ihr'» gönnen, Bendemann — aber «och sind wir lange net lo wett." Sie waren beide'ernst geworden. Schweigend ging die Fahrt zurück. Friedrich hatte wieder Grund, sich zu wun dern: Auf dem Hinweg hatte der lustige Herr geschwatzt wie etn fremdländischer Papagei, und mm faßen sie beide stumm da und starrte« vor sich hin, al» habe die Kälte ihre Lippen zusammengefroren. Am Abend nahm sich Eberle etn Herz, nach Herta zu fragen. „Ich weiß nicht» von Ihr, aber Sie wollten ja ven früheren Wohnort Ihrer Schwester sehen", meinte Bends- mann. i Er kam sich in diesem Augenblick vor wie etn Arzt, der einem Kranken eine schmerzhafte, aber gesunde Opera tion vorschlägt. „Ich mutz", sagt« Eberle stöhnend. „Gut, da fahren wir hin. Ich habe tn dem Ort rknee Freund, de« werde ich besuchen. Allein möchte ich Sü sowieso nicht dorthin fahren lassen." EbeAe sah thn an wie etn Ertrinkender. Ganz vev> stand er aber den Sinn feiner Worte doch nicht. Einige Tage spät« faße» sie in der Bahn und fuhren ihm« Ziele zu. Grander lebte kn einer mittleren Stadt. Gr besaß dort «in villenqrttge» Hau«. Ein hohe« Eisengitter schloß es nach der Straße zu ab. Große, bissig aussehende Hund« lag« vor der EtngangStür und vervollständigten den ab weisende« Eindruck, den da» Ganze machte. Eberle blieb stehe» und sog mit brennenden Augen den ganzen Anblick ein. — Als» hier hatte die Anthe gelebt — hier 1h« besten Jugendjahre verbracht... Hinter diesem Gitter hatte sich ihr LageSlauf abgespielt, in Ge sellschaft mit einem jäknornigen, eifersüchtigen Man» — umgeben von diese» zwei stacheligen, vierbeinigen Bestien, di« jetzt den Kopf hoben und ihn feindselig anstarrten. Und Herta? Sie lebte hier — «nd diese Umgebung tagte Ihr zu ... «tn Frost schüttelt« thn bet diesem Ge- danken. Wan erzählte sich, der Vater Grander» habe fein großes vermögen durch Wucherztn» von kleinen Leute« erworben, Dieser Gedanke schoß Eberle durch den Kopf, al» er wie versunken dastand und da» Ganze immer wieder bv- trachtete. Mit wieviel Tränen war dieser Besitz gegründet! Gar e» de»hald, daß kein Segen darauf ruhte? — Seine Einbildungskraft glaubte deutlich, da» geheimnisvolle Walten etne» Fluche» zu spüren. Ein Fluch ging hier um mtd ließ «eine «arme Menschensreude nicht auskommen. vielleicht hatte auch Anthe die» verspürt, und sie war der Mitschuld, in die sie gezogen wurden fast erlege» .., Bendemann» Stimme riß ihn endlich au» seinen Träu men. Er berührte leis« feinen Arm. „Sehen Sie dort", horte er thn sage«. Ueber «ine» verschneite« Tannenweg de» Garten» gingen zwei Gestalten. Fortsetzung folgt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder