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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192811051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19281105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19281105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-11
- Tag1928-11-05
- Monat1928-11
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1928
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Politische Tagesiibersicht. »400 japevisch« a»»»«»ifte» «erholet. In einem amt lichen japanischen Sommuntqns wirb mttaeteilt, -aß nach Informationen in ganz Japan mehr al» 2400 Kommunisten verhaftet würben, weil sie versuchten, die KrönungSseier de« japanische« Kaiser» ,u störe«. Außerdem wurde auf Befehl be» japanischen Generalgouverneur» in Korea die tor«anische Organisation „Junge Koreaner* geschloßen. Die offiziellen Leiter dieser Organisation wurden ebenfalls in Halt genommen und dem japanischen Gericht übergeben. ltngland gegen de« sranzöstsche« Ltandpnnk«. Der diplomatische Korrespondent d,S Observer» mahnt im Zu sammenhang mit den gegenwärttg im Gange befindlichen vesprellungen für die Bildung einer Tachverständtgen- kommisslrn bringend zur Geduld. De« französischen Ge danken der Ernennung von Sachverständigen, die an die Anweisungen der beteiligten Regierungen gebunden sein sollten, lehne man auf englischer Seite ab und verlange eine Kommission unabhängiger Sachverständiger. E» liege in der Natur der Dinge, daß die Mitglieder der Kommission unabhängig von ihren Negierungen die Lage prüfen und ihre betreffenden Forderungen machen sollten. Dagegen sei e« selbstverständlich, daß die endgültige Entscheidung der Regierungen von politischen Erwägungen nicht zu trennen seien. MandatSniederlegung. Der ZcntrumSabg. Anbrs, Präsident der LanbcSversicherungsanstalt in Stuttgart, hat, wie dem „Berl. Tagebl." au» Stuttgart gemeldet wirb, nach Uebernahme seines Amtes mit Wirkung vom 1. November sein RetchStagSmandat niedergelegt. Ersatzwahl im Unter-Elsaß. Bet der gestrigen Wahl eine» Vertreters zum französischen Senat im Unter-Elsaß ist der Kandidat des Zentrums (Elsässische BolkSpartetj, Graf Andlau, gewählt morden. Diese Ersatzwahl war durch den Tod des elsässischen Senator» Lazare Weiler notwen dig geworben. Graf Anblau hatte sich den autonomisttschen Gruppen des Zentrums gegenüber verpflichtet, für die Am nestie der in Kolmar verurteilten Autonomisten, für die deutsche Sprache, für eine regionale. Verwaltung Elsaß- Lothringen» einzutreten. So hat ihn auch die autonomi» sttsche Presse unterstützt. Sein Hauptgegner, der sozialistische Bürgermeister von Straßburg, Pcirots, ist unterlegen. Nachwahl zur sranzösischrn Kammer. Bei der Kammer- Nachwahl in Dünkirchen ist in der Stichwahl der Kandidat der nationalen Einigung, Vincent, mit 10 818 Stimmen zum Abgeordneten gewählt worben. Der sozialistische Gegen kandidat, Valentin, erhielt IN 084 Stimmen. Notruf der schleswig-holsteinisch«« Landwirtschaft. Die rund 80 ono Mitglieder umfassende EinhettSorgantsation der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft, der „SchleSmig- Holsteintsche Bauernbund", hat eine Eingabe an die Reichs regierung gerichtet, in der unter Hinweis darauf, daß die fchlcSwig-holsteintsche Landwirtschaft die am höchsten ver schuldete des Reiches ist, bringend um Maßnahmen zur Be hebung der herrschenden Notlage gebeten wird. Die Er klärung wurde auch dem Reichspräsidenten, mehreren Reichs- und preußischen Ministern, Dr. Hermes als Führer der Handelsvertragsabordnung für Polen und dem Büro de» Reichstages zur Kenntnis gebracht. Zeh« Jahre Republik Oesterreich. Die Oesterretchtsche Kolonie in Berlin feiert, wie uns vom Verein der Oester reicher in Berlin mitgetcilt wird, am Sonntag, den 11. November, mittags 12 Uhr im Festsaal des früheren Herrenhauses den zehnjährigen Bestand der Republik Oesterreich. Die Festrede hält Vizekanzler a. D. Dr. Felix Frank, außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister der Republik Oesterreich. Herbsttagung des Republikanische« ReichSbundeS. Der Deutsche Republikanische Neichsbund hält am 24. und 23. November im Saal des Demokratischen Klubhauses in Berlin seine diesjährige Herbsttagung ab. Am zweiten BerhanblungStagc, der auf einen Sonntag fällt, werden politische Probleme erörtert. Die Aussprache wird mit einer Rede des ReichStagSpräsidenten Löbe eröffnet. Außerdem find Berichte über den <Nand der Einheitsstaats bewegung, über „Wahlsnstem und Parlamentarismus* und über „Unsere Forderungen an den heutigen Staat* vorge sehen. Referenten sind u. a. Oberbürgermeister Dr. Luppe- Nürnberg und Ministerialdirektor z. D. Dr. Sptecker. »!' u —s-SS— Wo zehniausend Lampen brennen. <Es können auch ein paar hundert mehr sein.) Bon A. H. Kober. Einundzwanzig Tag« und Nächte hatten wir aus dem Atlantischen Ozean verbracht. In unendlicher Weite und Einsamkeit. Denn der Kapitän liebte es, möglichst weit von der Küste zu bleiben. Plötzlich leuchtete Südamerika vor uns aufl Montevideo, die Hauptstadt Uruguays, unser Reiseziel, strahlte in weißen Ltchtschnüren tausender elektrischer Lampen. Nie ist mir ein Land, dem ich zu. steuerte, so märchenhaft schön erschienen wie dies Monte- video im zauberhaften Glanz« seiner gletßertdrn Lichter. Licht, wenn rS nach langer Wanderung durchs Dunkel plötzlich vor uns austaucht, ist Erlösung, Symbol wärmen der, schützender Menschennähe. Lichtsülle, Massen von Achtern, das ist mehr, da» ist Jubel, kreischende, orgia- stische Lust der Augen, phantastischer Taumel blendender, sirrender Sehreize. Abseits der großen Straße liegt — in einer deutschen Stadt — ein öder Sandplatz. Heute abend, da ich aus ihn zubiege, schreib brüllt, brandet er von hartem, knalligem Licht, übermächtigen dunklen Menschenhaufen blenden unzählige Leuchtkörper, blitzen grell stechend« Glühbirnen, flimmern, glitzern, schimmern Ltchtgirlanden, strahlen weißglühend« Bogenlampen, funkeln vielfarbige Fackeln, zittern silbrige Lichtkegel, gießen rotierende Scheinwerfer leuchtenden, stäubenden Glanz in di« Luft. Die Magi« des Lichtes zieht, reißt die Menschen zu stich st« fliegen, drängen sich, strömen in seinen Bannkreis. Musik schmettert, Fanfaren, Posaunen, Blechaedröhn, Pauken- ^knatter. Magie d«S Rummels. Der Zirkus ist dal Achtzehn Meter hoch schwebt ein Leuchtschild, fünfzehn Meter breit, zwei Meter hoch, mit vierhundert Lampen schreiend: „Sarrasantl* Sechzehn Girlanden von je hundert Glühbirnen sind kreuz und quer übe, das Dach deS gewaltigen RundzeltS gezogen; zwanzig dazu noch über de« Eingang. Davor die „Fassade*: eine Pbautas- magorie von fünftausend OSramlampen und kreisenden Scheinwerfern, eine grotesk« orientalische Architektur zuckender, sprühender, glühender Flämmchen. Zehn hoch- kerzige Tausendwattlampen auf hohen Masten sind um daS Zelt herumgezogen. Achttausend Leuchtkörper sugge- SßWA der Menschheit: Tretet ein in vte Tore der Lu gr«k MttNMt. qn Berlin. Reichiaußenmintster Dr. Gireftneann ist. wie wir dören, von seine« Erholunaßuriaub frtkch und oe'nnd nach Berlin »urückaekebrt und übernimmt am den- ti«,n Mkantaa wieder di« Geschäft« de» Au«ivörti„n Amte«. Al« erste Arbeit steht für ibn di« Neubesetzung ver schiedener Botschafter- und Gesandtenposten in Au«stcht. In letzter Zftt stnd aerad« über dies, Frag, durch einen Teil der deutschen Brest« vollkommen unzutreffende Mel. dunaen verbreitet worden. Wie wir aw zuftändiaer Stell, erfahren, ist nunmehr für di« Besetzung de« Mo«kau«r Bot- schatt,rvosien«, der durch den Tod de« Grafen Brockdorst, Rantzau, verwaist ist der aegenwärtla« deutsch, Botschafter in Konstantinopel. Nadolny, in Au«st<bt genommen. Al« desten erster Votickaiternt wird der bisherig« L«it«r de« Jnnenreserat der Pressen kteilnno der R»ich«rraieruiig. Lega tiongrat von Twardow«ti. genannt, während sein Amt«. Vorgänger bei der Botschaft in Mo«tau al« Gesandter nach Lissabon gebt. Gleichzeitig mit diesem großen Echub baden auch umsangreich« Drrsonaloerändernngen im Au«wärtigen Amt selbst ktattgefunden. von denen besonder« diejenige beroorzuheben ist, daß Oberreaierung«rat Katzenberaer, der biSberig« Referent in der Breffeabteilnng de« preußischen KtaatSministerinm«, der Nachfolger von Twardow«kt'« wird. An Stell» Katzenberaer« trift der dem Zentrum anaehüria« Berliner Vertreter der Essener Volkszeitung. Hoffmann, al« Referent in die Prrsteabteilung de« preußischen StaatS- minikterium« «in. * Die Wiener Neueste« Nachrichtr« zur Politik Dr. Stresemauns. X Wien. Zur Wiederaufnahme der Geschäfte durch Meich«außenminlster Dr. Gtreftmann schreiben dft Wiener Neuesten Nachrichten: Wenn wir Deutschösterrelcher beut« der Freud« BnSdruck geben bürte«. Vast Gustav Gtrei« manu wieder in votier Kraft seiner Gesnndbelt Vie Lel- tun« der dentsche« Austenvolittk übernimmt, so geschieht dies in dem Bewußtsein, vast sei«« Politik tu sehr wesrntltch»« Maste auch unserem Laude «uv «userem VolkSftamm« »um Borte» „reicht. In zäber, unermüd licher Arbeit bat Strriemann innerhalb de« deutschen Volke« nm da« versieben für seine Politik rinaen müssen. E« sind nicht die schlechtesten unsere« Voltes, welche damal« sein», au« den schweren Jahren nach der Ruhrbesetzimg not wendig gewordene Erkenntnis bekämpfen zu müssen glaubten. Damals rang Deutschland um lein« deutschen Lande links de« Rheines, e« rang um seine Einbeit und um seinen Be- stand. Heute ist Deutschland« linke« Rbeinufrr, trotz Frank- re ch« Bemühen auch nach dem Diktatkrieden. als «ntrenn- barer Teil des Deutschen Reiche» gesichert. Vielleicht wird e «mal die deutsch« Geschichtsschreibung die sechziger Jahre de« vergangenen Jahrhundert« mit den letzten 10 Jahren unseres Zeitalter« vergleichen. Wie damals Bismarck da« deutsche Oesterreich ovsern mußte, so ist Stresemann, um das Deutsch« Reich wieder zum aktiven Mitbetttmmer der europäischen Politik zu erheben, den Weg von Locarno ge gangen. Er bat die deutsche Westarrnze. wl« sie der Diktat frieden von Versailles fettsetztr, anerkannt und auf ein« Aenderung mit aewaltiamen Mitteln verzichtet. Da« bk» deutete aber, wie wir beut« wissen, keine einseitig« West- orientierung der deutschen Politik und vor allem keinen Verzicht darauf, deutsche Lande jenseits der Grenze auf dem Wege friedlicher Verhandlungen wieder mit dem Mutter land« zu vereinen. Hier verknüpfen sich die Fäden der Stresemannschen Realpolitik mit dem Willen und der Sehn sucht unsere« österreichtschen Volksstamuies. Wie Strese- mann eiunial auSsüdrtr, daß wir alle da» lieben, wa« ideal rind groß an Deutschland» Vergangenheit war, aber leben für da« gegenwärtige Deutschland mit seiner bitteren Not. so hat er auch dir Versickerung abgegeben, daß sich niemals rin deutscher Außenminister finden werde, der dir Wieder vereinigung Deutsch-Oesterreich« mit dem Reich nicht al« rin hehre» Ziel der deutschen Politik betrachtet. Schacht deutscher Vertreter im Sachverstäudtreaavsschutz k * Berlin. lTel.) Wie die MontaaSpost hört, wird Dr. Stresemann dem Kabinett die Entsenvnng Schacht- sowie zweier Wirtschaftler tu den GachvrrftäuvtgeuauS- schust Vorschlägen. Ak MiklUMl!« str Srme tzsrwesl eizznM. Essen, lynnkspruch.) Der Ardeiigebrrverband Nord- west hat di« Feststellung»»««» darüber, oh der Schied«, spruck vom 27. Oktober rechtsgültig sei, beim Arbeitsge richt in LuiSbuM «ingereickt. rmdkKkrlktwtft »er Lkilside» MkMtü Mm. )l Löbau i. S. Di« drutich, Volk«partei Sachsen« nahm »u den Politische» Problem««, auk einem Lande«, vertretertag in Löbau Stellung. Die sächsischen Mitglieder der Reich«tag»fraktton waren fast vollzählig anwesend, daneben viel« Landtag«abg,ordnete und Kultu«minift«r Dr. Kaiser. In ttnem ersten Reftrat sprach R»ich«taa«abgeordneter Kretverr v. Mbeiubabe« Über die „„«wärtt„ La„ Ver deutsche« Austeuvoltttr. Deutschland habe nur schwache Mittel, aus die Politik der anderen Mächte Einfluß zu gewinnen. Einen wichtigen Faktor spiel« dabel die Einig keit im deutschen Volke über die außenpolitischen Ziele. Z» begrüßen sei der in den nationalen Rhein- und Saar- kundaebungen bekundet« Willen zur Zurückstellung der Streitpunkte »uaimtten der grundlegenden Fragen der Außenpolitik: der Wiedererlangung der territorialen und finanziellen Freiheit. Obn, diele Gouveränltät werd« Deutschland stet« manövrierunfähig bleibe». Deutschland babe in Genf versuchen müssen, die Verhandlungen über die Rbeiniandräumung und da« Reparation«problem in Fluß zu bringen. Jetzt müsse all« Kraft « ngesrtzt werdem den Dawe«olan endgültig nnd in einem nn« günstigen Sinn« zu revidieren. Neben Vertretern der Finanz »nd Industrie sei auch der Landwirtschaft maßgebender Einfluß bet den Verbandlungrn einznränmen. Im Namen der Deutschen Nationalpartei in der Tschecho slowakei sprach Dr. Brunar-Praa über di« Bedeutung de« deutschen Kulturkampfes in der Tschechoslowakei für di« Stelluua veS Deutschtum« in Mitteleuropa. In einem zweiten Referat behandelte ReichStaaSabgrord- neter Dr. Kulenkamvss die wirtschaftspolitisch« Laa« unter dem Gesichtspunkt« der schweren Ueberlaftung de» „samten Wirtschaftsleben« mit öffentlichen Latten und Zinsendienst. Al« besonder« Forderungen der VolkSpartei nannte Dr. Kulenkampff: Besteuerung nach dem dreijährigen Ein- kommentzdurchschnitt und Herabsetzung de« Steuersätze« sür die mittleren Einkommen. In eingehenden Ausführungen legte der Redner dann den Konflikt mit dem Stahlhelm dar. Di« offizielle BundeSintschließung vom 28. September habe durch ihre direkten Anordnungen an di« Abgeordneten dies« in unlösbare Gewissenskonflikte gestürzt. Die Gchlubaurführungen de« Redner», in denen er die Mitglieder der VolkSpartei, soweit sie nicht Abgeordnete seien, aufsorderte, im Stahlhelm zu bleiben, machte sich di» Versammlung in einer Entschließung zu eigen- WreLW über l»e SelciebMkrW bei dkl MMn. )( Berlin. Ueber die am Sonnabend stattgefundene Besprechung dr« ReichSvrrkebrSminifteriumS und der leiten- den Beamten der Deutschen Reichsbahngesellschaft mit Ber- tretern der RrichStagSsraktionen wird folgende» Eommnutguö auSgegebenr Ter Besprechung lag der bereits veröffentlicht« Bericht des Arbeitsausschusses zur Untersuchung der Betriebssicher heit der Deutschen Reichsbahngesellschaft zugrunde. Die in diesem Bericht gemachten Ausführungen über technische An lagen, BetriebSführung, Personalverwendung und Organi sation waren Gegenstand eingehender Erörterung, wobei über das weiter« Vorgehen Einverständnis zwischen den Abgeordneten, dem Retch»vrrk«hrlminist«r und dem General direktor der Reichsbahn erzielt wurde, vei aller An erkennung der finanziellen Lag« der Reichsbahn, di« ein« übersichtlich« Darstellung fand, wurde allseitig festgettellt, daß darunter niemals di« Betriebssicherheit leiden darf. Das Spielzeit, zehntausend Zuschauer fassend, wird erleuchtet von vierzehn Tiefstrahler«, ausgerüstet mit Fünf zehnhundert - Watt - Lampen. über jedem der beiden Orchester leuchtet ein« Taufend - Watt - Lampe. Sech- Scheinwerfer mit je einer Durchschnittsleistung von vier bis fünf Kilowatt werfen ihr Licht in die Manege. In den Ställen flammen sechsundfünfzig fünsztakerzige Birnen, zweihundert ebenso starke beleuchten die Innen räume der Wagen. Dieser ganze ZtrkuS Sarasant ist eine leuchtende Stadt. Der erfahrene Showman weiß die Suagestivkratt des grellen Lichtet richtig auSzunutze«. Ein Schaugeschäft wie der Wanderzirkus, der eine Stadt im Fluge nehmen und für sich gewinnen muß, braucht das Propagandamittel der Flammenschrift. Sarrasani selbst ist ein technisch in allen Sätteln ge- rechter Mann. Er war der erste, der 1912 die Fowler, traktoren in den WanderztrkuSbettieb einfühne, und er ist der einzige, der sich von der Eisenbahn unabhängig gemacht hat dadurch, daß er sein ganzes Unternehmen mit eigenen Automobilen (ISO) befördert. In seinem Sohn und in dem Ingenieur BamdaS hat Tarrasant sich ausgezeichnete Techniker herangezogen, die besonders in Südamerika, wo der gewaltige ZirkuSttoß den Eisen- bahnen ganz neue Aufgaben zumutete, ihre Erfindung», gäbe und ihr Können bewährten. Gab es doch auf den brasilianischen Bahnen beispielsweise zahllose Tunnels, aber keine Profile, an denen die Ladehöhe abgemessen werde« konnte, keine genügend hohen Wagen (HohlglaS- wagen) für die Elefanten, reine großen Rampen. Die „Rampa de Sarrasani* in Rio de Janeiro wurde von den ZtrkuSleuten gebaut und zu ihren Ehren von der mit feinster Höflichkeit begabten brasilianischen Bahnbehörde getauft. Auch «in Kapitel deutscher Arbeit im Ausland! — DaS Licht, der Beleuchtungszauber ist immer eine be- Andere Liebhaberei SarrasaniS gewesen. Er liebt eS, in den Städten, in denen er zum ersten Male erscheint, Plätze zu nehmen, auf denen noch nie ein LikkuS Land- Senn dann au- so «ine« verlassenen, ver ¬ dreckten Platz mit einem Schlage ein leuchtende- Feld ro- manttscher Herrlichkeit geworden ist — in Essen betspielS. weise —, staunen die Menschen, und diese- Staunen immer wieder Hervorzurusen, ist ein besondere- Ver gnügen des großen Showman, deS wandernden Magier-. Auf der Rückseite dieser abenteuerlichen Zauberwett finden wir einen bi- in» kleinste durchoraanisterten tech nischen Betrieb. Man bekommt ein« Vorstellung von seiner Großartigkeit, wenn man sich Var macht, daß eS sich hier ja um «inen Wanderbetrieb handelt, um eine Stadt auf Rädern, die heute hier, morgen da aufgebaut und abgebrochen werden mutz. Ein solches Unternehmen braucht andere technisch« Mittel als ein stehendes, und sei eS noch so großartig. Sarrasani hat jetzt nach eigenen An gaben (wie immer übrigen») drei riesige Beleuchtung s. wagen bauen lassen, die «in« originelle Spezialität dar stellen. SS find normale Daimler-Lastautos, d. h. zu- nächst einmal Zugkraftmaschtnen. Sobald aber diese Wagen stationär stnd, wird durch ein paar einfache Hand- griffe der Motor umgeschaltet zum Antrieb der im Wagen befindlichen Dynamos, die nun Licht spenden: eine regel- rechte elektrische Zentrale mit Schalttafeln und Meßinstru menten steht fix und fertig, um die gesamt« Abendbeleuch- tung zu besorgen, überdies befinden sich in diesen drei Wagen noch Fächer zur Unterbringung von 3000 Lampen mit 240 Metern Leuchtgirlanden, di« hier in Gummi ein- gebettet find, daß beim Transport selbst über schlechte Landstraßen nur ein ganz kleiner Bruchteil an Bruch zu verzeichnen ist. Insgesamt leistet di« Sarrasantsche Licht zentrale etwa 210 Kilowatt. In einer kleinen mittel deutschen Stadt hat ein PhysiNehrer seinen Schülern nach dem Besuche einer Garrasant-Borstellung die Ausgabe ge stellt, den Lichtverhrauch veS Zirkusse» auf den der Stadt umzurechnen» wobei die — übrigen» recht gut beleuch tete — Stadt schlecht wegkam. Zum ZtrkuS Barnum und Bailey wurden früher oft Pionieroffiziere abkommandiert, um dort moderne Technik! rennenzulernen. Heute stehen die großen deutschen Wan« derzirkusse mit ihren technischen Einrichtungen zum min desten den amerikanischen gleich. I« mancher Hinsicht in der Gediegenheit der Sttzeinrichtung beispielsweise — sind st» ihnen überlegen. ES ist bedauerlich, daß in Deutsch land außerhalb der Fachkreise von der Zirkustechnik noch so aut wie gar nicht» bekannt ist. Wir baden alle Ursache, auf solche Dinge, wie die technische Einrichtung eine- Gar« rasont», stolz zu sein und ihre LonüLlichkett vor alles Welt iu künden.
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