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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192811152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19281115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19281115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-11
- Tag1928-11-15
- Monat1928-11
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.11.1928
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-> kannten st« bewunderten? AIS sie sie in da» Lyzeum geschickt hatte, wa» schon et« Opfer für sie bedeutete? Ach nein, nein sich — damals war sie noch lange ein liebe» Sind -«wese«, da» die I her -alten«« längere» dt, r«>- »lich Zärtlichkeit d«r Mutter »rauchte. Auch -«dankt bat«, f grobe« «uöaaben und di« Mutier beoaueri, »atz st« i will«« «in« s, schwär« «rb«it»laft aus sich nah», Erst « ...^ war Fordern arworde«, wa« früher fchüchtrrn«» Vitt«« war, und ie mehr Opfer die Mutter bracht«, mit desto mehr Selbst- Verständlichkeit wurd«n sie hin,«««mm. Warum «ur, warum? Veil ft« «ich» zu klag«« verstand? Abe, daa muh«, doch »»der Vernünftige etnsehen, daß fte schon über ihn Kräfte ging, Neuerdings kounw ft« «ich, «tnmal ihr» Lieferanten bar ««zahle«, v« auf vor- «tm«n, dekommt schlechter« Ware - ihr Geschäft, da» ihr Stolz und Lrb«n«m«t verliehen hat»«, war im Vinte« Lb«r «wnn ft» fich darauf brrws, zuckte Christa «ur »t« Achsel» vt« »ar nie srühmorg««» in die Markthalle« -««ander« und hatte die War« im Rucksack hrrbeigeholi. Sie hatte «t« di« schwere« Obstkörbe aufgehoben oder sich hundert«»! täglich «ach verstreute» Kartoffel« und Möhr,« -ebücki. St« wußte «ich», «a» Rückenschmerze« sind. O Gott, nein, sie sollte e» auch nicht wissen. Die Jugend must ihre sorglosen Lage habe», sie dauern ohnehin nicht lange. Vielleicht hatte ja auch st«, di« Mutter, schuld, tnd«« ft» der Einzigen zuviel gewährte. Aber »en« ft« Etnhalt zu nm sucht«, dann war Christa ia erst recht rückficht-lo», dann st«!«« die bitteren Worten die auch die Mutter von ihr «drückten, ja, auch sie. Scho« mochte sie kackm noch daran denken, dast sie einst, früh verbraucht, auf Christa angewiesen sein würde. Eine Trän« siel tn Ira« Gunrram» Schoß. Vie erhob sich mühsam, di« Hand an der Hüfte. Die Arbeit ries. Christa war » rin wenig unbehaglich, st« »ustte selber nicht recht, we»halb. -Reg' dich nur nicht weiter auf wegen de» Schlafzimmer»", sprach st«, überzeugt, ein übrige» zu tu» ^Jch will » ja gar nicht haben, «» würde «a doch nicht zu dem an deren Kram passen." Und schon «ist ihr Hochmut fte wieder fort. «Den du «»»gerechnet bet Meister Klein bestellt hast." »Ich kann » doch »ich» auf einmal bezahlen." .Ja. ja, ich weist. Rühr' »lost nicht alle» wieder auf. Aug steuer auf Abzahlung! Gut, dast Bodo e» nie erfahren wird." .Er hat doch nicht»", sprach Frau Guntram herb. »Mutter, nimm mir » nicht übel, aber da» «ar plebejisch!" rief die Tochter mit sprühenden Augen. Trotz ihre» Zorn« sah sie, dast die von Rheumatismu» leicht gekrümmte Gestalt zu sammenzuckte. Nun, einmal mustte die Mutter e» erfahren, dast nicht bloß ihre Knauserei, dast ihre ganze Auffassung auf einer Stufe stand, di« gebildeten Menschen den Umgang mit ihr zur Geduldsprobe machten. — Und Christa ritz ihre» Hut vom Stuhl, drückte ihn auf da» Wuschelhaar, sah im Spiegel, dast sie Puder auflegen müsse, war lange und umständlich damit beschäftigt, und ging durch den Laden auf die Straße. Dast sie dabei »Auf Wiedersehen" sagte, durfte vo« ihr au» die Mutter als Einlenkung ausfasse«; denn sonst ging st« «ach einem Streit mitunter ohne Trust. Um drei Uhr wollte sie Bodo an der Schwanenbrücke er warten, da blieb ihr «och etwa» Zeit. Richt» al» dies« Ver abredung hatte er ihr heut« zugeflustert; von seinem gestrigen Erfolge hatte Dora berichtet. Wie unbändig sich Christa dar über freute! Ja, Bodo war wirklich da» große Talent, fte selber — ach, da» hatte »an ihr laugst deutlich gemacht, fte war eine mittlere Begabung, so für den Hausgebrauch, vielleicht etwa» darüber hinaus. Ihre ehrgeizigen Träume waren auch alle in ihrer Liebe untergegange«. Dem Gatte« eine verständnisvolle, anregende und fordernde Gefährtin zu sei«, dazu langte eS, Gott sei Dank. Bodo hatte ihr oft versichert, wenn er beim Spiel an sie denke, so trage ihn sein Genius wie im Sturm davon. Damit verglichen, wollte e» wohl nicht» sagen, «en« sie ihn auch materiell ein wenig unterstützt hatte. Mit kleinen Geldbeträgen, die sie ihm förmlich aufdrängen mustte, mit Noten, di« entbehren zu können sie behauptete, hier und da wohl auch mit Leckereien. Sie war ja nicht wie Mutter, die dergleichen zählte. Nein, darin war sie die rechte Kameradin für einen idealistischen Künstler; Geld sollte für fte erst tn zweiter Linie in Betracht kommen. Geld können auch die Banausen haben. Aber den göttlichen Aufschwung der Seelen, den können nur zwei verwandte Künstlernaturen einander schenken. Lhrtsta wär nun doch vor der verabredeten Zett an der Schwanenbrücke, aber fte wartete gern. Sie genoß im vorau» die schwärmerische Beschreibung, die Bodo ihr sicher von der gestrigen Gesellschaft machte. Ob er wohl etwa» von Dora erwähnen wurde? Dast die t« ihn verliebt war — wa» fte so nannte; er wat der erste nicht —, «ustte er natürlich. Al» Tochter de» Hause» mustte st« auch einig« Aufmerksamkeit ge- widmet bekomme». Christa wollte es ihr auch gern gönne«, aber doch war ihr Dora Funk plötzlich ein widerwärtiger Ge danke. Sie späht« di« Strast« entlang, ob Bodo «tcht käme und fte schnell anderen Sinne» macht«. „Fräulein Guntram?" fragte da auf «tnmal «tn« fremd« Stimme. Ein Dtenstmann stand vor thr mit einem Brief t« der Hand. -Einer Dame tm grüne« Hut, dt« Frä«l«t« Gun- tram heitzt, soll ich die» abgeben." Christa rist den Vries an sich. -Bezahlt ist schon", sprach der Mann mit eigenem Lächeln, und ging. Eine Absage? Bodo war wohl übermäßig auf Schonung bedacht? Wann wollte er fte dann sehen? Sie la» — und la» — Und wt« ein endloser »eg dehnte e» - vor ihr, eine öde Ferne, tn der e» nur verliere« und Um- verirren gab. von M. Gerbranvt. «Nachdruck »ervoteni .Mutter, bei Yoliang steht eine wonmge Schlafzimmer- rinrichtung im Schaufenster, weist lackier», mi» Messingletsten. dt« vettgeftell» altgold verkleidet — man komm» gleich gar nicht mehr «eg, «en« man st« ansteht I" Christa «art ihr« Mustkmapp« auf «men Stuhl, den Hu« dazu, und strich vor dem Spiegel mir beiden Händen durch ihren Bubikopf. S» wurde ein Stchfreuen an der eigenen pikanten Erscheinung darau»; denn sei» Monaten hatte fte täglich tn einem geliebte« Augenpaar getesen: .Du bist schön! Ich sehne mich nach dir!" Die Mutter trug da» Esten auf, und hatte dabei dir Laden tür offen stehen, damit st« hören könne, wenn etwa eine Kundin tn da» Grünkramgrschätt käme. Sie durfte auf die Mittags pause keinen Anspruch machen. .Da» glaub' ich schon", antwortete sie bedächtig. .Ra, wir halten uns an Meister Klein." Lhrtsta» Gesichichen verlor augenblicklich an Liebreiz. .Werl du so geizig bist!" sprach sie. naserümpfend. »Immer nur, wo es am billigsten ist!" »Ich geizig! Ach Gott!" -Na ja. iede» Stuck muß ich dir «bringen. Und daiin soll e» immer vom billigsten sein. Last man die Sachen nachher ein ganze» Leben lang vor Augen haben soll, bedenkst du nicht. Du sagst, ich sm lieblos Wie würde ich mit Dank und Liebe an dich denken, wenn ich mich m solch einem Schlafzimmer be fände." Christas Stimme bebte. Fast kamen ihr Tränen der Rührung m die Augen, wenn sie sich vorstellie, wie zärtlich sie in der entzückenden Umgebung, die ihre Schönheit heben mustte, empfinden werde. Die Muller hatte einen prüfenden Blick über st« htngeworfcn. Ganz leise wandelte sie Sehnsucht an; aber ste erwiderie, har» gegen sich selbst: -Wa» hilft das! Ich kann dir doch kein Schlafzimmer für zwölf-, fünfzehnhunver, Mark kaufen." Und ihr Ton klan müde, von hundertsachem Kampfe erschöpft. Christa setzte sich mit einer Miene an den Tisch, die deutltch auSdrückt: Mit dir ist ja nicht zu reden! Gleichwohl hob ste nach einer Weile an: »Wenn man ferne Kinder kür anständige Kreise erziehen läßt muß man ste auch demgemäß au-statten." — E» flackerte in den Augen der Mutter, und Christa beeilt« sich, -inzuzufügen: »Natürlich, du bist auch anständig. Aber ich meine, die Höhere Ausbildung." — Mutter konnte mitunter sehr grob werden, wie eben Leute ihre» Stande». Eine Ge müsefrau! — Ja, man machte sich nicht» vor, dazu war »ran zu stolz und frei — Mutter war eine Gemüsefrau. In Frau Guntram» Innern rief da» Wort »höhere Aus bildung" eine lang« Reihe von Gefühlen wach: Erinnerung an harte Arbeit, Sorge und Entbehrung, flüchtige Genugtuung, aber diese mit so viel, viel bitterer Kränkung vermischt. Ein schmerzlicher Zug legte sich um ihren Mund. Worte fand ste nicht gleich, aber ihre Lippen zitterten. Sah dir Tochter eS nicht? Freilich, aber viel mehr Ein druck machte es ihr, daß die Mutter eben mit einem Stück Brot, da» sie zwischen den Fingern hielt, die Tunke aufwischle, und e» in den Mund schob. Bei älteren Leuten steht der Mund leicht unfein auS. Und dabei diese ordinären Gewohnheiten! Wahrlich, Christa fühlte sich oft als da» reine Opferlamm, da» Unwürdiges neben sich dulden must. »Wa» hat die Höhere Ausbildung genützt", sprach die Mutter, und abgrundtiefer Gram machte ihre Stimme spröde. »Erp hiest eS: du wirst berühmt und kannst Konzerte geben, die 'n paar Hunden Mart an einem Abend einbrtngen — und nun willst du heiraten." -Da sind wir >a wieder glücklich so weit!" rief die Tochter, aufspringend. »Andere Mütter freuen sich, wenn ihre Kinder heiraten; du wirfst eS mir vor, als ob ich eine Niedertracht damit begehe. Wäre ich em kleines Tippfräulein oder stände hinter dem Ladentisch, so hätte sich mir solche Partie nicht ge boten. Bodo har die glänzendste Zukunft vor sich. Alles, was ich mir gewünschi und auSgemall habe, wird er tn erhöhtem Grade erreichen. Schon jetzt reisten sich die vornehmen Familien um ihn. Gestern hat er bei Kommerzienrat Funk gespielt, und die Damen haben ihm förmlich zuge,ubelt. Und in dem Hause versteht man etwa» von Musik, darauf kannst du dich ver laße«; die Tochter besuch« ja selber das Konservatorium." E» störte ste etwas tm Halse bei den letzten Worten; viel leicht der Gedanke, dast ste Dora Funk bet anderen Gelegen heiten eine dumme GanS genannt und ihr jede- Mustkverständ- niS abgesprochen hatte. ES hätte Christa schadenfroh machen können, dast die e» auch aus Bodo Weidener abgesehen zu haben schien. Aber ihre Liebe war wie eine -roste Helle Sonne in ihr, die schmolz alle StfersuchtSregungen hinweg. Die Mutter hatte die Hände verkrampft. Einwände gegen die Worte der Tochter — zu tausenden quollen ste tn ihrem Herzen empor. Aber ste wußte, daß ste verklingen würden tn der wetten, öden Ferne, die sich zwischen ihrer Welt und der der Tochter dehnte. Wann hatte sie sich aufzutun begonnen? AlS Christa klein und so niedlich und begabt war, dast all« Be kannten ft« bewunderten? AlS ste st« tn da» Lyzeum gefchickt > -«klammer». - CS brauch»» wettere» Minute«, bevor ft, sich , wieder t« di« Wirklichkeit sand. »r s«-»e sich los? Gr könne ntch» ein« au«Nch»»los« Eh« einaehen, da sei«, Z«ku«ft »och so ungewiß sch. Ge« andgrer Seit« wer», ihm allerdings -rostzüat-e Hufe anaebote». Abe» da widerstrebe e» ihm. deimlich-ionnden zu kett». — va» er sonst «och sagte vom Schmerz de» Sotreiße«», vom Nirvergeße« - da» empfand fte nicht. St« fühl« nur da» einer > abgedantt, »eil et«. Reichere winkte. verwandtschatt »er Seele«, Künstlerstreben? S» No- empor, wenn et» Geldsack aus dt« Waaschal« -el«-t würbe. Ru« war Christ« sich bewußt, aen Mammon zu »erachte«, und ft» »erachtete auch de«, der um sein»««Ulen zum Verräter wurde. - Ste stürmt« stundenlang umher, u«d tat bei der Hetmkehr vor sich selbst zufrieden, vast dl» Mutter meinen würde, ft, sei so lang« mit ihre« verladt«« zusammen. Aber die ries beim ersten Blick auf ihr totenbleiches, -letchsa« ver steinertes Gesicht: »Was fehl» d». um Gottes willen?", und folgt» ihr in di« Wohnstube, unbekümmert, ab nach Käufer komme« könnten. »Hab, ihr euch gezankt?" fragt, Frau Guntram hier. -Gezankt! — Str «erden uns nie mehr zanken." Christa versucht« «tn Auflachen, das schrill klang/ -Ist es auseinander?" Das Mädchen nick«,. Dann wurde es still. Christa preßt« die Zähne auf die Lippen. Rach einer Weil« sprach dir Mutter verlege«: »Wenn er bös" war «egen des Schlafzimmer» — vielleicht könnt' tch's ja doch möglich machen —" Christa «audt« sich hastig zu thr, starrt« fte mit zuckendem Antlitz an und kiel ihr um den Hal» »Mutter, du denkst dt» noch da» letzte Opfer au», und wir stnd «» ;a -ar nicht wert. Sr will sich ja mit einer Reichen verloben." Und plötzlich schluchzt« st« ko wild, »einte so jammervoll, dast fte ganz tn sich zusammensank. Di« Mutter streichel»« sie, murmelt«: »Mein Kleine», mein Süßes!« — setzte sich, zog ste auf ihr, Knt«, und flüstert« immer wieder: »Met« Arme», mein Chrtstelchen! Laß man den schlech ten Menschen. Bleib man bet mir." .Ja" sagt« Christa endlich, und hob den Kopf von ihrer Schulter, »den Menschen will ich nie Wiedersehen. Ich -ehe nicht mehr in die Musikschule. Niemals mehr. Ich will Maschiuenschretben lernen und dir Geld verdienen helfen, Mutter, damit du'» dir nicht mehr so schwer zu machen brauchst" »Davon wollen wir heul' «mH nicht reden", Krach die Mutter, ganz Zärtlichkeit und Schutzberettschaft. -Wein' dich man au», mein Kleine», deine Mutter weiß, wie so wa» ist." Und Christa weint« «mH ost, aber zu ihrer Mutter hatte st« sich zurück-rfuuden. Dkr Siegttm her kürze» Mchknr. lNachdruck »erboten.» Die letzte Schöpfung der Mode — da» kurze Jäckchen — hat sich sofort die Gunst de» Publikum» erworben, und wird in den verschiedensten Arten variiert. Diese» Jäckchen wirkt an- gezogen, und ist für alle Gelegenheiten tn seinen verschiedenen AuSftihrungen paßend. ES gibt dem Anzug einen erfreulichen Schick, wenn e» gemeinsam mit dem Rock, einen Hellen Jumper Vorscheinen lastend, sich zu einem Kostüm veretnigi. Meisten» wird es au» abstechende« Farben, zum Kleid« passend, gewählt. Sind Rock und Jäckchen au» demselben Stoff gefertigt, so wird da» Jäckchen ärmello» und boleroarttg geschnitten. Sehr fesch sind die kurzen losen Jäckchen au» Crepe de Chine oder Crepe Georgette, die, über da» ärmellose Kleid gezogen, diesem einen angezogenen Charakter verleihen. Man geht also künftig nicht mehr -nackend" aus der Straß«, sondern man hat für olle Gelegenheiten eine Hülle, dt- echt weiblich, lustig, duftig und — kokett, wie die Frau selb«, ist. — Eng miteinander ver bunden ist da» Jumperkleid mit dem Jäckchen. Man stellt «ine angenehme Verbindung her zwischen dem gleichfarbigen Rock und dem Jäckchen, da» den abweichend tn der Farbe gehaltenen Jumper Vorscheinen läßt. Wird «in ärmellose», etwa» längeres Jäckchen in derselben Farbe de» Jumper» gewählt, so geben Blenden und Knöpf« in der Farbe de» Rocke» «in« harmo nierend« Wirkung. Kurz — da» kurze Jäckchen variiert tn den verschiedenste« Ausführungen und tst ebenso kapriziös, wie ihre Trägerin selbst - also «tn« Ergänzung derselben. S. -la. Der Schiri. Der Schiri ist «ine Abkürzung für Schieds richter, ein« der sonderbare« Wortbildungen, wie fte der Sport zuweilenchervorbringt, und die besonders tn Bayern gebräuch lich ist. Nachdem eine Zeitlang sogar in offiziellen Berichten sich dies« Bezeichnung «ingeschlichen hatte, brachte der Süd- deutsche Verbandö-Schtedsrichterausschust einen Erlaß heraus, nach dem das Wort Schiri tn der Amtssprache nicht mehr ver wendet werden darf. Man könnte übrigens die Sportsprache noch von verschiedene« derartigen Sprachverstümmelungen reinigen. Sm Rarim, dir klkiüste Xkhüklik. von Violet Blacker. Der letzte Schlupfwinkel der Romantik. — Dir Stadt im Felsen. - Zwei Minister für all« Restart«. — Et« Staat oh«e Militär. lNachdruck verboten.) In unsere» Tagen sterben die romantischen Dinge, wie van einer Epidemie befallen. Weltwirtschaft, Paririzank und der -eilig« Sport beherrschen die Stunde — und die Dichter ver arme«. Darum Kürt man al» solcher, witternd und ruhelos wie «in Hühnerhund, den romantischen Lingen nach bi» in ihre geheimsten Winkel. Und gelangt so, ruhelos «nd witternd wie immer, nach San Marino, dem Felsennest. Und steht ver wundert auf dem Grat der kleinsten Bergrepublik, und alle» ist weit unwirklicher, al» ein Märchen. Langsam ansteigend von Rimini und dem sanften Strande der Adria heben sich Hügel, wachsen und wachsen, bi» st« zu de« gigantische« Kuppen de» Apennin erstarren. Aus ihrer Mitte aber, da ft« noch Hügel stnd, springt Plötz- lich, wie mit einem wütenden Satz, der Mont« Titano empor. Sitzt da, inmitten der Landschaft, wie «tn -und, «nd knurrt gegen da» Meer: Steil aufgertihiet gegen Osten, von wo er Unheil wittert, aber im Westen sanft verlaufend in den ver schlungenen Tälern. Ste stnd schmal E» blieb ihnen nicht viel Raum für ihr strotzendes Grün. Reben- und überetnandergehäuft fließen kahle, weichunige Hügel tn ste hinab, al» habe'stch eine Herde Urtier« mit drelten Rücken gefräßig über fett« Weid« geworfen. Dies« thr« Rücken spiele« i« allen Nuancen von Gelb, Grau und Braun, manchmal mit einem unruhigen Rot durchfleckt, »der dem kalten Blau «ine» toten Kraters. Hier von Westen her, wo der Titano sanfter abfällt, Hai sich einst der heilig« Marino seinen Weg tn Schlangenwindungen bergan gesucht. Er war ein Maurer: hieb sich ein waaerechteS Loch tn den Srai des Berge», legi« sich darin nieder, mit einem Stet» »um SovMst«. und nannte das Ganz«: Bett Landes vorgewtesi Üeberhaitpi scheint der Sw! ste tn tausend Fetzen hintenüber auf die Stadt tn ihrem Rücken niederprasseln, «nd die Statue der Sibert» auf der Piazza zer- quetschen würden. (Welch letzteres zu begrüßen wäre, denn st ift sehr häßlich!) Aber noch keiner von de««, die wollen konnte«, verfiel auf solchen Varbarenstretch: weder Cavour, «och Garibaldi, noch Mussolini. Und K beließ man durch all« Dezennien dt« Nein« Rosa-Schnalle am gelben Rettersttefel Italien». Die Hauptindustrie San Marino- besteht in Anfertigung und Vertrieb von Briefmarken. Früher hatte es auch sei« eigenes Münzwesen. Aber sei es, daß sich der Innenminister dadurch üherlaftet fühlt«, sei e», daß das Wechselgeschäft zu viel« Untertanen vom nützlicheren Weinbau abzog, kur,, «an überläßt heuw di« alten Münzen den Sammler», «nd bedteni sich »um täglichen Gebrauch der handlicheren Sira. Hinter den armdicken Sitterstäben de» Kerker» zeigt fich ei« wohlgenährte» Ran«e»g«stcht mit gezwirbeltem Schnurrbart. „Seeräuber l" dentt man mit Schaudern. Seine Hände klammern sich in müder Geste an dem Sitter fest. — Später kann man sich freilich de» ««dankens nicht gqnz erwehre«, daß es nur der Meßner von San Marino war, der dies« Kerker schatt als Nebenberuf betreibt. Müde — denn man ist keine Gemse! — fitzt man zuletzt vor einer puppenkleinen Ostern». Der republikanische Vein ist dunkel «nd schwer wie Blut, Pom Meere her streicht frischer «bendhauch. Tief unten fingen die Bauern monoton in den Weinberge«, und haben nur Son zum Henn über fich. Sle schleppe«, barfüßig «nd zerlumpt, di« schwere« Bottich« voll schwarzer Trauben zu ihren rote« Zweträderkarren. Riesenhaft und mit schöngeschwungen«, Hörnern stehe« ihr« alitestamentarischen Ochse« davor. Und ein wenig Lila verspritzter Beeren fleckt di« blendend« «eiste ihr,» Felles. Mit königlicher Anmut wird «an dir, wenn d» i« hundert- farbigen Abendalühen abwärts wanderst, ttne schwere Traub« aus dem Ueberflup entgegenhalten als «in Gastgeschenk. Und wird gleichzeitig den «einen, schwarzen Hund, der, mager «nd sehr rechtlos, tm gelben Staub der Straß» Mies, vo« deinem Wege weg, mtt eine« Tritt in» abaeerntet« Mais feld scheuche». Die nach ihm kamen, war«« Maure« wie er: bauten eine Kirche um sein Bett, und eine Stadt um die Kirch«, und «ine Vorstadt — ÄS Meier senkrecht hinab — vor di« Stadt. Dazu, knapp a« de« oberen Rand des Felsen» gepellt, drei Trutz türme. die, wachsam wie gespitzt« Hundeohr««, die sechzig Quadratkilometer der Republik ständig abzuhorchen scheinen. Die westliche Zufahrtstratze klimmt in gleichen Windungen durch die ganz« Stadt hi» zu diesen Burgen hinauf, so daß da» Dachfenster des «inen Hause» immer in die Kellerluk« des dahinterstehende« schaut. Frei aber, und Mtt verglust zwischen sich und allem alten Gemäuer, stehen dt» Kirche und das Regierung»gebäude auf ihren ebenen Plätzen? die Kirche mit «ine« schönen SLulrn- vorraum, da» Re-terun-sgebäude im Stil der venezianischen Paläste. Darinnen brüten vo« Zett ,« Zeit sechzig Volkrvertreter über neuen Gesetze«; oder wählen au» ihrer Mitte di« beiden notwendigen Minister, den de» Inneren und den des «eußeren. .Und welche Refforts bekleidet der Innenminister?" fragt« ich eine« jungen Manu. ,o molto. Ägnorin», Motto: I! Oivmmio^ ü O»p«i»!v, la Lost» — —" / .Und der Außenminister?" .Oh", mtt einem entzückend verschämten Lächeln und einem vagen Heben der Hände: ,Rtt serr »ill — —" In kluger Erwägung lttßen die Ettttwint aller Welt Sappen rund um den geräumigen Prunksaal male«, «nd jeden Fremden wird sein« Heimatfahnr als die eines San Marino befreundeten Landes vorgemtesrn. Ml fühlbarem Stolz! Ueberhaupi scheint der Stolz die hervorstechendste Eigen schaft diese» BauernvoUe» »« sei«. (Kunststück: Bet einem eigenen Staatswesen von 13 MV Seelen!) Als ich meinen Begleiter fragt«: »Und wie unterscheiden sich die Recht« von San Marino vo« denen Italiens?" — schaute er mich erstaunt an, al» spräche ich zmntndeft vom Nordpol. .Italien?" — Und dann, mtt einem unvergleichlichen Aurückwerfen de» dunklen Kopfes: .vir habe« nicht da» ge ringste mit Italien zu tun." Immerhin: Militär gibt es nicht in San Marino, und wollte nur einer, so könnt« er wohl mtt ganzen drei Kanonen schüssen die Trutzburaen »an ibr«, Trutz/elle« weawtlGe«. daß
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