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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192811283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19281128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19281128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-11
- Tag1928-11-28
- Monat1928-11
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1928
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L77. s veile,« M» Kieseer r«,e»l,tt. «ittUech, S8. Ne»k«»er 1»rs, >»««»». 81. Jahr«. «KkSiM 1er »UM« SMWrMMl«. , Dre»b«u. Nach dem «eschäftSbrricht. welcher tn der letzt« Gttzung de» Gesamtvorstanbe» zur Vorlaa« kam. be ladt« sich der verband mit «tn«, Erweiterung ter vestim- mnng für nachträglich« Verfügungen im Erpreßgutnach- nabmeverkehr und der Aufstellung neuer Verpackung»»»«-», ltnte« für de« Eisenbahngüterverkehr, de» weitere« mit »er Beibehaltung b«W>. Abschaffung d«S Poftkartenscheck» und der Frag« einer Abänderung der fetzt bestehenden Borfchrtf. te» für den Drucksachanversand. Fernerhin hatte der Verband Veranlassung, zu der Frag« der vrandfchShenvergütung. welch« fetzt allgemein für de« ganz«« Freistaat. Sachsen auf ISS Prozeut de» Friedens- werte» feftgelegt ist, sowie der Erhöhung der Gefahrenklas se« bet der Geväubebrandversicherung, die dadurch entstan- de« ist. bah Fabrtkschornstetne künftig getrennt von den Fa brikgebäuden behandelt werben müssen, Stellung zu nehmen. Wegen gleichmäßiger Auslegung des - 44a der Gewerbe ordnung — Ausstellung von RetselegitimationSkarten — im ganzen Deutschen Reich trat der Verband erneut mit dem Sächsischen WtrtschaftSmintstertum tn Verbindung, da selb- ständtge Reisend«, welche für sächsische Firmen tätig sind, aber außerhalb Sachsens ihren Wohnsitz haben, bet Anträgen auf Ausstellung von LcgittmattonSkarten bei außersächsische» Behörden immer noch auf Schwierigkeiten stoßen. I» einer Eingabe an das Sächsische ArbeitS- und Wohl fahrt-Ministerium setzte sich der Verband dafür ein, daß die Aufbringung der Kosten für die erste Pflasterung von Stra. ßen, welche tn 8 78 des Allgemeinen Vaugesetzes von 1. 7. IWO festgelegt ist, in Zukunft eine anderweitige Regelung erfährt. Für die deutsch-österreichischen, -ungarischen, -tschechoslo wakischen und -polnischen Verhandlungen waren zahlreiche Zollanträge zu bearbeiten, wie Deklarationsschwierigketten zu überwinden. Gegen die Erhöhung ausländischer Zölle, insbesondere gegenüber England und Oesterreich, wandte sich der Verband. Verschiedene Fälle von Verwaltungsprotek- tionismus verfolgte er bei der Deutschen Gruppe der Inter- nationalen Handelskammer: der drohende» Zollerhöhung in Cuba trat er fosort entgegen. Ueber die deutsch-russischen Beziehungen wurde den Mit gliedern umfassendes Material zur Bersügung gestellt und die Beratung der Rußlandexporteure fortgesetzt. Für den tn der vorige» GesamtvorftanbSfltzung beschlos senen Ausschuß für Kulturpropaganda gingen weitere An meldungen ein. Wiederholt« Anträge waren für di« Neu regelung der Statistik des Warenverkehrs notwendig. Zur Exportförderung nahm der verband neue Beziehungen tn Cuba, Tientsin auf. — In sehr zahlreichen Fällen mußten Mitglieder bei dem Inkasso in baltischen »nd sonstigen Ost staaten unterstützt werden. Bon den neuen Richtlinien der Exportsubvention forderte der Verband eine stärkere Berück, sichtigung sächsischer Firmen in der Staffelung der Zuteilung der Kredite wie die Regelung der Borhaftung. In großer Zahl waren Anträge nach Realkrediten aus Mttgliederkrei- sen zu vertreten und erneute Klagen über die Zentralisie rung der Geldwirtschaft zu verfolgen. Auf dem Gebiete des Steuerwesens nahm der Verband an den Verhandlungen im Finanzministerium und beim RelchSverband der Deut- schen Industrie über den Entwurfdes Gewerbcsteuerrahmen- gesetze» ««d andere« steuerpolitischen Frage« teil: in zahl- reiche« Etnzelfragen wurde« Mitglieb»strm«n berate« und im Rechtsstreit sowie bet den höhere« Behörde« vertrete». In mehrere« Ortsgruppe« wurden Vorträge über die Fage de» Steuerrecht» und der Steuerpolitik gehalten. Lkk SMMKIkiUM slr KE jinssuiMlsts. Die Aussichten für bentsch« KaufmannSgehilsen in ber Heimat, eine Stelle nach dem AuSlande zu erhalten, sind noch immer recht ungünstig. Viel« Staaten sperre« sich «egen der Arbeitslosigkeit im eigenen Lande argen auS- tändische Arbettskräst« vollkommen ab oder lassen sie nur unter erschwerenden Bedingungen zu. Besonders ist das in Europa und Nordamerika ber Fall. Andererseits kann tn den wenigen LLndern, welche Ausländern die Ausnahme einer Tätigkeit gestatten (Spanien, Südamerikas, die Nach, frage nach deutschen KausmanuSgehtlsen oft durch Ortsan sässige ober Zugewanderte befriedigt werden. In Spanten z. B., wo für jung« tüchtige Fremdsprachenkorrespondenten, Kurzschriftler und Buchhalter, die die Landessprache beherr schen, augenblicklich günstige Anstellungsmöglichkeiten be stehen, verlangen die Firmen sogar persönliche Vorstellung, so daß für die Posten meistens nur im Land« anwesende deutsche Kaufmannsgehilfen in Frage kommen. In Mexiko konnte man in letzter Zeit die Beobachtung machen, daß die Firmen gern deutsche Angestellte etnstellen und sie zuweilen sogar au» Deutschland herüberholen, gewiß ein Beweis sür die Wertschätzung des deutschen Angestellten. — In Nord amerika herrscht nach den der Auslandsstellenvermittlung de» Deutschnationalen HanblungSgehilfen-Verbandes vor- liegenden Berichten ganz allgemein groß« Arbeitslosigkeit, so baß Einwanderer, die die Landessprache nicht beherrschen, keine Aussichten aus Unterkommen haben. — Der Bedarf an deutschen Angestellte» sür Afrika ist in letzter Zeit zu rückgegangen. Vielfach wurden sür diese Posten, trotz großer Anforderungen unter ungünstigen klimatischen Verhält nissen, recht ungenügende Bedingungen geboten. Die deutsch französische Vereinbarung über den Arbeitnehmeraustausch zum Zwecke der Ausbildung bringt recht umständliche und erschwerende Vorschriften, so daß sie für den KaukmannS- gehilfen kaum von praktischem Wert sein dürfte. Der An teil ber kaufmännischen und technischen Angestellten an den jährlich zum Austausch gelangenden 500 Arbeitnehmern be trägt 2W. Zulassungsanträge müssen erst vier Instanzen durchlaufen und werden nur genehmigt, wenn der Bewerber bereits «inen sronzösischen Arbeitgeber namhaft machen kann, ber bereit ist, ihn zu den für Angestellte üblichen Bedin gungen anzustellen. — Recht groß ist noch die Arbeitslosig keit im befreundeten Oesterreich. ES sind, soviel Stellen suchende allerorts vorhanden, daß die Firmen ihren Perso nalbedarf nicht durch auswärtige Kräfte zu decken brauchen. Nur qualifizierte deutsche Spezialkräfte haben Aussicht, in Oesterreich Stellung zu finden. Trotz dieser wenig günstigen Meldungen ist die Zahl der jungen deutschen KaufmannSgehilsen, die nach dem AuSlande gehen, auch in diesem Fahre weiter gestiegen. Die Auslands stellenvermittlung deS Deutschnationalen Handlungsgehilfen- Berbandes kann z. B. in den Monaten Januar bis Oktober IMS bereit» VS» Vermittlungen im AuSlande und nach dem AuSlande durch die Zentral« tn Hamburg und durch ihre zahlreichen Auslandsvertretungen aufweis«« gegen 849 im ganze« Jahr« 1927. Gegenüber Vorkriegszeiten sind diese Ziffer» immer noch sehr bescheiden. Gerade sür den Kauf- mannSgehilfen ist aber Auslandsaufenthalt zur Erweiterung seine« verufS- und Gprachkenutnisie notwendig, und «S ist daher dringend zu wünschen, daß di« hohen Schranken, die seiner Tätigkeit im AuSlande aufgertchtet sind, mehr und mehr sallen. Rt VrMM Kl MkMltt-SvMllW. Sondersürsarge für Saisonarbeiter W«. Das finanziell« Ergebnis des ersten Jahres der deutschen Arbeitslosenversicherung läßt sich jetzt, nachdem die Zahlen des Monats September 1928 der Ncichsanstalt ver öffentlicht sind, einigermaßen überblicken Es ergibt sich zu gleich ein ungefähres Bild ber Struktur und Lebenskraft der Arbeitslosenversicherung. Die Gesamteinnahmen der Reichsanstalt für Arbeits vermittlung und Arbeitslosenversicherung belaufen sich vom 1. Oktober 1927 bis 8V. September 1928 auf rund 818 Mil lionen RM., die GefamtanSgabe« aus rund 888 Millionen RM. Trotz verhältnismäßig günstiger Konjunktur im Win ter 1927-28 hat die Arbeitslosenversicherung von Mitte De -ember 1927 bis Ende April 1928 einen Znschnßbedars von rund 154 Millionen RM. gehabt. Tie höchsten Zuschüsse er forderten die Monate Januar, Februar und März 1928 in Höhe von runo 47, 44 und 42 Millionen RM. Im Dezem ber 1927 war ein Zuschuß von 11,7 Millionen und im April 1928 ein solcher von 8 5 Millionen RM. erforderlich. Okto ber und November 1927 hatten Ueberschüffe im Gesamtbe träge von rund 01,7 Millionen RM. Vom Mat bis Sep tember 1928 konnten dann wieder Ueberschüffe in einer Ge samthöhe von 78Z Millionen RM. erzielt werden, so daß nach Ablauf des ersten Jahres ein Notftock von 97,4 Mil lionen RM. vorhanden war. Die erfolgreichsten Monate des Jahres 1928 waren der Juli und August mit ihren Ueberschüsirn von rund 19,5 und 22 Millionen RM. An Hand ber Ergebnisse der ersten 9 Monate der Reichs anstatt ist seinerzeit von amtlicher Seite erklärt worden, daß die Berechnungen über die Einnahmen und Ausgaben der Versicherung, mit denen das Gesetz begründet worden war, eher zu vorsichtig als zu weitherzig gewesen seien. Tie Be gründung ging davon aus, daß mit den einheitlichen Höchst beiträgen von 8 v. H. 7WOOO Arbeitslose gleichzeitig unter stützt werden könnten. Nach den Erfahrungen des ersten Jahres können aber — so meinte die amtliche Auslassung — mit dem Beitrage nicht 700 000 sondern 800 909 Arbeitslose unterstützt werden. Tic Ncichsanstalt wäre also finanziell stchergestellt. Leider aber zeigt z. Zt. der Arbcitsmarkt eine Tendenz, die befürchten läßt, baß die Zahl der Sauptunter- stützungSemvfänger in diesem Winter auf mindestens 1 Mil lion anwachsen wird. Um den Gefahren die in dieser Steigerung der Arbeits losigkeit für die Reichsanstalt lieacn würden, zu begegnen, soll ein Gesetz über eine Sonderfürforge bei berusSüblicher Arbeitslosigkeit, von der vor allem im Winter bas Tai- songewerhe wie das Baugewerbe und die Landwirtschaft be troffen werden, vom Reichstag beschlossen werden. Eine Der Liebe Bitternis. Familienroman von B. Riedel-Ähren S. Copyright by Greiner u. Co., Berlin NW. 9. IS. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Die Frage ist sinnlos, Kind, wie kommst du daraus? ES wäre dock mehr wie ungerecht, dem eine» «achzutragen, nm» der andere verbrochen.* Angela war -u wett gegangen, um etnlenken -« können: also Mut gefaßt, jetzt oder nte l — „Ich spreche von Robert Wilde, unser« Dichter, Vater* -Nu«, wa» Ist mit ihm?* Nhetßt nicht Robert Wilde allein, da» ist nur sei« Pseudonym; er hat einen anderen Name«.* „DaS gefällt mir nicht; Ich finde es sehr sonderbar; weshalb nannte er un» nicht seinen wirkliche« Namen, wie es sich gehört, und woher kommt dir diese Kenntnis!" „Er vermied e» — au» Zartgefühl.* „Au» Zartgefühl?" wiederholte der Blind« ungeduldig. „Noch sonderbarer! Was konnte ihn denn veranlassen, un feinen Namen zu verschweigen?" „Lieber, guter Papa" — Angela war dem Weinen nahe — „sei nicht böse, ich kann ja nicht» dafür; -- weil dieser Name Leo Warneck lautes — und er .. .* „Also der Bruder de» Gegner» unsere» Erich ist,* voll endete der Blinde tonlo». Eine Pause folgte nun, die Angela nicht zu unter, brühen wagte. „Du hast recht* äußerte er endlich In harte« Tone, ,HaS Taktgefühl de» jungen Manne» -« rühmen, mit dem ein merkwürdiger Zufall «n» zusammenführte. Jede», fall» besaß der Fremde mehr Rücksicht ans mein Gefühl, da» er schonen zu müssen glaubte; al» du, die «etjp wa» für Erinnerungen der Name jene» Mensche« 1» «tr weckt! Wozu bereitest du mir heute diese« Schmeiq?* Dieser Borwurf traf Angela viel schmerzlicher, al» eine heftige Entgegnung die» vermocht hätte. „Ich wollte da» nicht, Papa, ich -- — — dachte - . .* stieß sie, von Reue ergriffen, verwirrt hervor; „ich hofften Hitte deinen Summer ein ganz Sei» wenig „Ist da» bet dir vielleicht der Fall?" erwidert» er voll Bitwrkett, ohne gu bedenken, daß er, abgeschlossen von der AußenwÄt, kau« bessere» zu tun wußte, al» grübelnd dem Beäust de» LtebltngSsohne» nachzuhängen. „Run, so wisse den«, daß ich heute noch ebenso tief um meine« mir ge raubte» Sohn trauere; al» vor fünf Monate«, an sein«« Todestage, und die» Leid bi» -um Ende um ihn tragen werbe. Und jetzt genug von de« Gesprächs erwähne mir den jungen Mann nicht mehr, ich hab« kein wettere» Interesse für ihn.* ! So war dem, Angela tu «h« Liebe ->r nwitemitz bitterem Sschiveige« verurteilt» Baw nach dem Mittagessen hatte Polster Storm Lin- Senheim verlasse«, jedoch versprochen, gegeu Almud wie der da -u sein. Er küßte seine Braut beim Fortgehen, sagte ihr Artig- ketten über da» vorteilhafte Aussehen, «nd der Wider schein frohen Empfinden» lag noch auf ihrem Antlitz, so lange sie he« verschwindenden Nachsehen tonnte. „Um sieben Uhr sehen wir un» jedenfalls wieder, willst du, so komme mir ein Stückchen entgegen," ries er ihr noch von weitem zu. Natürlich wollte sie da», mit Vergnügen, und die Ent täuschung über den Nachmittag ohne ihn war in etwa» ausgeglichen. Sie würde sich durchaus daran gewöhnen müssen, tn erster Linie stet» feine Arbeiten gelten zu lassen — erst dann kam sie, sein Weib. Später saßen sie alle in der Fliederlaube, Maria und Anneliese arbeitend, Angela la» dem Vater vor; ihre blassen Wangen fielen Anneliese auf. „Du leidest, mein Liebling, — ist der Reif tn deine Frühlingsnacht gefallen?" fragte sie einmal unbemerkt. „Ja, Maria, und er hat alle junge« Blüte« getötet. Ach; könnte ich nur sterben!" „Gedulde dich; ich sehe alle» klar; e» gibt viele ver borgene Wege zu dem Herzen eine» Menschen, uuü ich werde einen finden, zum Herze« Onkel Knut»." Dann schweiften ihre Gedanken wieder zu Holger. Ob er heute am Sonntag wirklich so notwendig ar- , beiten mußte, wie er behauptete? Aber war «» nicht un recht von ihr, daran nur leise »u zweifeln? Doch hart näckig suchten die quälende» Gedanken sie Mmrer Wiede» heim. Schließlich ertrug sie da» stille Dasitzen «tcht länger «nd sprach den Vorsatz au», Holger entgegenzugehen; viel leicht würde er doch früher komme«. „Tue da», Maria," flüsterte Anneliese ihr mitleidig zu, „ich ginge mit dir, wüßte ich «tcht, daß e» besser ist, euch allein zu lass««.* Bo» zunehmender Unruhe erfaßt, hörte Maria kaum «och da» Gesprochen«!, setzte im Haufe ihr neue» weiße», Hütchen, um da» et« lilafarbene» Band geschmackvoll ge wunden, auf und trat ihre Wanderung uach der «tcht wett vom Garte« beginnenden Pappelallee an, deren harte, blanke Blätter im stärker werdenden Vtnde rauschte«.' Langsam schritt Maria den einsamen Weg entlang, leis« hoffend, an der nächste« Biegung Holger auftauchen zu sehen; kommen würde er bestimmt, daran zweifelt« sie keine Sekunda sei« Bort pflegte er selbst bet ««bedeuten-, den Kleinigkeiten gewtfsenhast zu halten. Wozu also die hange« Befürchtungen? , Gewiß, er hatte recht, — sie besaß «in unleugbare» Talent zur Selbpquäleret. Aber Holger kam «och immer nicht, v Hin und wieder kamen sonntäglich geputzte Leute vor bei «nd grüßten sie freundlich, Maria dankte zerstreut. Sie kehrte zögernd um, — ging vo« neuem, sehnsüchtig auSspähend, vorwärts, stand auch wohl eine Welle still, «nd schon war «ine halbe Stunde über die festgesetzte Zeil vergangen, und Maria nicht mehr weit von JrvingSburg- al» au» de« Portal die wohlbekannte Gestalt Fräulein Letsering» hervdrtrat, sich prüfend umsah, «nd dann Maria gewahrend, eiligst sich ihr näherte. „Guten Abend, mejst liebe» Fräulein Elder, aber da» tst ja reizend, daß wue beide» verlassenen Seelen un» treffe«! Ich war allein «nd wollte noch einen kleinen Spaziergang machen, — unsere lunge Krau ist nämlich schon um fünf Uhr sortgeritten, mutterseelenallein, wie sie e» liebt, — ein bißchen extravagant — tst nicht zu leugnen l Aber eine Dame wie sie, vollständig unabhängig, kann sich da» ja am Ende leisten. Doch wr« m aller Welt geht e» denn zu, meine Beste, daß ich Sie h»er treffe -- der Herr Vräutiaam tst doch uudt etwa wieder verreist ?" „Rein, er hat. wie e» seine Pflicht war, den Nachmit tag über gearbeitet," entgegnete Maria arglo», da» mit leidig-spöttische Lächeln des Fräuleins mcht bemerkend. „Wir wollten uns hier m der Allee tresien, aber unertlär- llcherweije hat Holger sich verspätet, — ich warte hier bald eme Stunde vergeben»." „Erne Stunde vergebens!" wiederholte Fräulein Agne» mtt gut gespielter Entrüstung, „aber bas »st, gelinde ge sagt, doch ein bißchen start, und solche Ungehörigkeit neh- men Sie so gelassen hin? Ja, sa," setzte sie vielsagend hinzu, „die Männer, die Männer, — rücksichtslos bi» zum Exzeß! Ich könnte Ihnen Geschichten davon er zählen! So Haden wir also beide Ursache, recht unge halten aus unseren berühmten Künstler zu sein." „Sie zürnen ihm — weshalb denn? Dürste ich er fahren . .." „Et gewiß dürfen Sie da»," erwiderte Fräulein Agnes, ber diese günstige Gelegenheit ihr Herz vor Maria auS- zuschütten, überaus gelegen tam, mit heimlichem Behagen. „Sie sind eine verständige, gutmütige, junge Dame, m»t der man offen sprechen darf. Sehen Sie, mein liebes Fräulein, man lebt in abhängiger Stellung, und das ist stet» ein schwere» Los, besonders aber für eine so liebe bedürftig« Natur; wie die meine! Ich verehre Frau iSeertz, und wer müßte diese gutmütige kleine Frau nicht ver ehren! Ach, Sie können sich nicht vorstellen, wie schwär merisch ich ihr zugetan bin, — und in dem weltfernen JrvtngSburg hätte ich sie denn auch so recht sür mich allein gehabt, wäre nicht Herr Storm den lieben, langen Tag da, um mit feiner fesselnden Unterhaltung mich in den Hintergrund zu drängen. Freilich, — tst ein so inter essanter Gesellschafter vorhanden, da wird die arme Leisd- rtng überflüssig, — wenn nicht gar lästig." Maria erschrak. »Holger» Arbeit aus JrvtngSburg wird noch tn dieser Woche beendet fein, — da habe» Sie Simona wieder ganz für ftch." Fräulein Agne» erkannte, daß sie der jungen Braut auf diese Weise nicht näherkomm« und deshalb geradeS- weg» auf Ihr Ziel lo-steuern müsse. „Mein liebe» Fräulein Maria, lassen Sie mich ganz aufrichtig fein; Ich habe Sie sehr gern und möchte Ihnen schon lange etwa» jagen, oder, besser, mir Urlauben, Ihnen eine« guten Rat zu erteilen, den Sie al» Zeichen meiner Freundschaft sür Sie betrachten sollen; vorher aber müssen Ste mir heilig geloben, da» Gehörte für sich zu behalten." ,Zch bin diskret; Fräulein Letsering, und versprech« Ihnen, zu schweigen," sagte Maria, mit dem dumpfen Vorgefühl«, daß nun etwa» Furchtbare» zum Vorschein kommen würde. „Da» genügt vollständig," fuhr Fräulein Agne», die nun In» rechte Fahrwasser gelangt; mit geflissentlichem Eifer fort. „Ich bin nämlich eine ehrliche Natur, und kann e» nicht sehe«, wenn jemandem ein Unrecht geschieht. Auf keinen Fall will ich irgendwelchen Verdacht aus gesprochen haben, davor soll mich der lieb« Sott bewah ren, wie gesagt, weiter gar nicht», al» Ihne«, Ste liebe, ante Unschuldsseele, «inen Wink zu geben. Lassen Sie Ihren Herrn Bräutigam die Maleret bet un» so bald al» möglich beenden, — ich denke, da» genügt." Mtt entgeisterter Miene blieb Maria stehen. „E» ist nicht genug! Nach diese» Worten mutz ich Sie dringend ersuchen, mir die ganz« Wahrheit zu gestehen." „Mein liebe» Kind — e» wäre unklug, wollte ich milf nicht mtt diel« Andeutung begnügen!!
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