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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192811292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19281129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19281129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-11
- Tag1928-11-29
- Monat1928-11
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.11.1928
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S78. T. veil«ßt z«W Mesier r«gevlatt. Ds««erSts-, SV. Nove»der 1VS8, adt«dS. 81. Jahrg. Auf einer Taaung be« L«»he»ck«»sch»si<» Gochs«» h« Sna«»»«Nl»»« «. B. sprach am vergangenen Soiluavenü ?L2°"N. klare Erkenntnis dieser Wesensart ist für all, die von größter Wichtigkeit, die al» Jugendführer, al« Erzieher, al» Eltern mit sangen Menschen setwa 18 bi» 18 Jahre«) zu tu« haben und täglich beobachten, datz di« Jugend von heute tu wesent lichen Zügen ander» geartet ist, al» etwa di« Jugend vor fünf und mehr Jahren. Um die» vorwegzunehmeu, der Redner brach nicht den Stab über di« Jugend von heute, womit man in Erwachsenenkretsen oft so rasch bei der Hand ist. Er versuchte vielmehr aufzuzetaen, inwiefern die Ju- gend anders ist und welche Aufgabe« fich daran» lür di« Lrztehuna ergeben. Bor fünf und mehr Jahren war da» Gesicht de« Jugend weithin durch die Jugendbewegung bestimmt. Di« Kreis« der Jugendbewegung waren charakteristisch und führend für di« Jugend überhaupt. Heute ist da» ander». GS fehlt heute dte charakteristische und führende Schicht innerhalb der Jugend, dte ihr ein bestimmte» Gepräge gibt. Da» bedeutet nicht, bah die Jugendbewegung am Ende und ohne .vedeutung sei. Aufgabe der Aelteren au» der Jugendbe wegung ist e» gerade, dte Jüngere« von heut« z« versteh«» und ihnen »u geben, wa» sie selbst als bleibende Werte ge funden Haven. Dte Jugend hat heute weithin ein Miß trauen gegen den Geist, sie ist vielmehr dem Sport, der Tech- nik, der Zivilisation zugewandt, ist »»sentimental, erotisch frühreif und dabet doch merkwürdig kindlich. Die Jugend bindet sich heute wieder — ganz ander» al» vor einigen Jahren — an Verbände und Parteien der Erwachsenen, sie gibt damit ihre Freiheit zu einem guten Teil auf: aber diese Bindung beherrscht nicht da» persönliche Leben: inner halb dessen von der Jugend eine weitgehende Freiheit im Genießen beansprucht wirb. Daß dte Jugend so geartet ist, düngt zum großen Teil von der geistigen Lage der Erwach senen unserer Tage ab. Was kann die Jugenbführerschaft gegenüber dieser Si tuation tun? Sie soll nicht starr an der Erhaltung äußerer Formen hängen bleiben, wohl aber die wertvolle Gründ» halt««» auch in der heutigen jungen Generation wachzu rufen und wachzuhalten versuchen. Das bedeutet, baß die Jugend da» Wander« in seiner ursprünglichen, romantischen Form übt und daran» geistige Freiheit gegenüber ihrer gesamten Umwelt gewinnt,- baß sie zu einem gleichsam at- mosphärtschen Zuhausesein in der Natur kommt. Hieraus erwächst ihr ein Heimatgesühl, da» verinnerlicht und un abhängig vom Besitz ist. Endlich ist diese Grundhaltung MMlIlWM kN jsrmsMWkkW. vdz. Berlin. Im Plenarsaal de» RetchSwirtschaftSratS fand unter der Parole »Di« Zukunft der Srankeuversiche- rnng* «ine vom GewerkschaftSbnnd der Angestellte« peran- staltrte Kuudaebung statt, aus der Ministerialdirektor Dr. Grieser vom NetchSarbeitSmintsterium erklärte, baß in einem lommenben Gesetzentwurf auch für die Krankenversicherung Rationaltsterungdmaßnahmen berücksichtigt werden würben, allerdings nicht etwa in bezug auf die Vereinfachung der Krankenkassenverwaltung, sondern vor allem durch dte Ver mehrung der Leistungsfähigkeit der Kassen durch Erweite rung der Grenzen der Zwangsversicherung bis zur Höhe der NeichSangestelltenversicherung, also bis zu einem Jahres- gehalt von 8400 RM. DaS Krankengeld solle für Verhei ratete und Ledige abgestuft werden. Insgesamt betrage die Krankheitszeit aller Erkrankten jährlich etwa 240 bis 250 Millionen KrankheitStage. Auch dte jüngere Generation, die vor dem Kriege die wenigsten Krankensälle auswies, sei heute stark in der Gesundheit durch die Teilnahme am Kriege erschüttert. In dieser Beziehung wäre auch keine Umschich tung zu erwarten, denn der Geburtenausfall und Geburten durch eine auspruchSvolle vedürfniSlosiakeit ausgezeichnet, «in« Enthaltsamkeit nicht a«S Verkrampfung und ungesun der ASkes«, sonder» einer Bedürfnislosigkeit, bi« gerade im Höhere« Sinn« »um wirklichen Genießen fähig macht. Dr. Weniger zeigte dann an einige« Beispiele« — Volks- lieb, Volkstanz, Musikleben —, wie dte Jugendbewegung kulturell Wertvolles geleistet hat, er vertrat dabei aber nachdrücklich »a» «echt jeder in«»«» Generativ», sich die Freiheit »«»««über de» Ueberlteferte» zu »ahre» und sich stet» eine «tarne Stellung gegenüber der politischen und geistigen Welt der Gegenwart zu erobern. Er schloß mit ber Feststellung, daß die Wesensart der heutigen Jugend durchaus nicht durch eine einfache Formel au»zudrücken, baß b«»halb aber kein Anlaß zur Verzweiflung gegeben sei. Der Tagung de» Lanbe»au«schusie» ging «in« Sitzung der sächsischen Ort», und v«,irk»a«»schüfle her J«»«u»»e,- bände voran», in der Gewerbestubtenrat Köuia > Zittau, über die Aufgaben dieser Au»schüsse sprach. Hervorgchoben fei au» der Fülle von Einzelheiten nur, daß die Ausschüsse auf Grund der JugenbwohlfahrtSgesetzgebung Anspruch dar- auf haben, von der Oeffentlichkeit al» die Vertreter der Jugenbgruppe« aller Art und Richtung anerkannt und den, entsprechend ideell und materiell unterstützt zu werden. Ihre Arbeit bient der Jngendwohlfahrt und entlastet damit die Behörden, in deren Arbeitsbereich die Betreuung ber Ju gend al» Pflichtausgabe fällt. rückgang brächten eine Verschärfung diese» Zustande». Di« Kamiltrn-Krankenpflege hätte glänzende Resultate erzielt. Nach Dankesworten de» Versammlungsleiters, Reichs- taa»abgeorbnet«n Gustav Schneider-Berlin, knüpfte Ma» Nissiger, Mitglied de» ReichSwirtschaktSrateS, an die Aus- sührungen an und hob nochmal» die wichtigste» Fordern»»«» de» Gewerkschaft»»»«»«» der ««erstellte, »um Ausbau der Krankenversicherung hervor, hi» lauteni vttlängitkün, dir Pstchtletstung der Krankenkassen auf di« Dauer von K2 Wochen,- Ausgestaltung der Familienkrankenpslegc zu einer Zo'senSeM 0«lke, »ess«»» deeonSe.e -««üiUsst. «.r«I»! ItX>a Lull«, I Ui, looiLuck«,, H i-iU.^ekI, '/, pick. 0'. Oetker'» S«ckl!»-0»ckou1v, Z LMettel Ect>, ,»»»» SMe. Laoten »um v«!«,, lvo I butter. wo « Lucker, so I «äerxiel», H ptckcken 0r. Oelker'e VenMin-Lucker. «ur eoilun«, I Ntekcken vr O««ker'» Venwe-Sooenpuivrr, l-it« »nick, so r Lucker, 20 I Xokorleit, 1001 »Utter. LuSer^iun«! Lu«r»i deren,» MIO a«u reiss. Ul« »Utter rUdr« men «u 8»I,n«. tu«» Lueker, »i, 0« mit dem »»ekln «emleedt« un<> sse.iec», ztedl. ^>i<c>> und ein, Nrl»e Lili dln«>. vieeen reiss roll» mrn »ul dem bleck der retetieiek Sprinssiorm relckllck n, Len- «Ime'er «ick »u« 0i, Sutter rum Se e» I»0« m,n »rdmeiren, «Ui.» <l,n Luck«r, V»nili>n-Luck,r,<ii« ss«iri»KI«nen ^t»n<t«In und 2 NL'üiiei zz,!cd dlnru, IssLt »Ue, nocd »inm«I «ur riurckkocken, «tteick« Ui« ki»»«« »ul «en reiss und dick' den Xucken bei Mittel» »Irre -eickilck V, Stund«. — Lur NUilunss derettet m»n «in« Sutter- «rem«, indem m»a l pssckcken vr. Oetker', V»nlli»-SoS«npuiv,r mit > u l-irer ^iick u. S0ss Lucker unter »rssnSiiem Umrlikren rum Xncken drinsst und d»nn di, Crem« di» rum »rk»It«a rtidr«. Vt»n 1,21 20 I Xokoetett ud«r »ekv»ck»m Neuer »ersseke», rltdrt di,»„ di» rur durterveieken v«cd»ll,nd«it, ssidt n»cd und n»cd di» Sutl«r dinru und rüdrt liM«i«,im die Creme d»runter. Den «ril»i- «»ten Xucke» «li neidet m»a in 2 Sc Neiden, »treicdt di« Sutter er«»'« d»r»l«cd«o und „trt »i« »ukein»nd«r. U» «mpliedit »tcd, den Xuckea «r»t »w r»ss« de» Oedreucke» ru decken. «deinem neuen krrdiss Muetr. lreee^tducN, >u>ss»d« N entnommen, »ur dem Sie »uck Xtdere» Oder den vmrüssUcken Sectl-, Xoci>- und vr»tepi»r»« „Uacdemiirunder" «rl»dr»n. ve» Sucd i»t lur IS Ml? in »iien eineriiiSssissen 0e»cd»lr«n »rktitiicd, »ena oicd« vor- r»tiss. ss«ss«a Lineendun» von -wirken vo» Dr. August Sie^skslci. Der Liebe Bitternis. . Familienroman von B. Niedel-AhrenS. Copyright by Greiner u. Co., Berlin NW. 6. 14. Fortsetzung. Nachdruck verboten «Ich will aufbrecken hier oben ist'» gefährlich um diese Zeit." äußerte sie in leichterem Ton. „der Geist de» alten Klausners geht nämlich um. dte Eindringlinge au» seinem Reiche zu vertreiben l Hu, mich friert'». Da» unbekannte Reich der Schatten flößt mir Furcht ein —i ich liebe doch dte Helle, warme Welt l Komm, Achmed, trag« mich in mein sonnige» Heim." Leichten Schritte» näherte sie sich dem Tiere und schwang sich ohne Holger» Hilfe in den Sattel. „Bleiben Sie noch," entfuhr e» «hm selbstvergessen, „was haben dte bleichen Schatten der Vergangenheit mit der lebensvollen Feenkönigtn zu schaffen I" Sie lächelte: rin stolze» und zugleich verheißungs volle» Lächeln. „Wissen Sie denn, ob diese Fee nicht auch schon halb und halb dem Reich der Schatten angehört? Wen sie küßte, der mußte sterben, also hüten Sie sich, Herr Holger Storm l Da» Leben ist herrlich, aber vielleicht — wer weiß — ist da» große Unbekannte hinter seinem Vorhang, da» dte Gottheit gnädig unser« beschränkten Erdenaugen entzieht, noch viel herrlicher l" Eie nickte ihm zu, zog die Zügel an, und in kurzem Galopp trabte Achmed mit seiner anmutigen Last den Hügel hinab. Ueberwältigt von seinen Empfindungen warf Holger sich in» Gra». Spielte sie mit ihm, war e» dte gnädige Laune einer Fürstin, wa» thn zuweilen blitzartig hervor- brechend, auf ein tiefere» Gefühl von ihrer Seite schließen ließ? ES war unmöglich, da» Rätsel ihre» Sein» zu e» ^ünden, da» sie geschickt unter einer Maske zu verbergen Dev Klang der Turmuhr schreckte ihn jählings auf: schon acht! Gleich Minuten waren dte hie« oben vev- trüumten Stunde» verronnen, und bleischwer fiel e» aus sein Gewissen: er hatte Maria warten lassen l Nu« wav sie selbstverständlich längst nach Hause sv- gangen, oder sollte sie bet Simona eingekehrt und noch dort sein? Auf jede» Fäll war es geboten^ st« schleunigst aufzusuchen. Im Begriff, da» Plateau zu verlassen, streifte sein Blick noch einmal den Platz vor der Hütte, wo die jung« Krau gesessen hatte, al» er am Boden «inen glänzen- den Gegenstand bemerkte: er näherte sich rasch und Hob ihn auf, — «S war das Armband Simona», ein schmaler, silberner Reif; da» Schloß war aufgegangen und trotz de» Sicherheittkettchen» mußte e» unbemerkt über ihre Hand geglitten sein. Holger kannte da» Armband, al» er einst gefragt, weshalb sie stet» da« wertlose Ding trage, hatte sie ihm gesagt, es sei für sie da» Wertvollste und Kostbarste, von dem sie sich nie trennen würde, da» erste Geschenk Len. drtck», woran sich rührende Erinnerungen knüpften: des halb würde sie seinen Verlust außerordentlich beklagen. Zweifello» würde sie den weiten Weg nach hier noch ein- mal zurücklegen, um e» zu suchen, und dem wollte Holger Vorbeugen, indem er ihr persönlich noch-'da» Gesundem viader -uSellle. In JrvtngSbura empfing Simona ihn mit einem steinen Freudenschrei, da sie auf seinem Gesichte die frohe Botschaft la», und tbr Dank war ein ungewöhnlich Herz- Ücker. Maria sei nicht dagewesen, erfuhr er oon ihr, Fräulein Agne» aber kam und teilte ihm voll kaum per- hehlter Schadenfreude mit, daß seine Braut lange ge- «artet habe und sehr niedergeschlagen gewesen sei. Holger machte sich heftige Vorwürfe und stand noch unschlüssig im Parke, ob e» nicht zu spät sei, Maria noch »eute abend zu begegnen, al» auf dem im Dunkeln liegen den Raum zwischen Waldsaum und Parkmauer eine weib liche Gestalt sichtbar wurde, dte sich näherte. „Maria, du?" stieß er erstaunt hervor. „Ja, Holger; ich mußte noch heute mtt dir sprechen." „Aber — wäre es dazu nicht morgen noch, früh gv- nug gewesen? Dein Hiersein läßt mich auf eine Vermutung kommen — —" „Dte verletzend für dich ist, ich gebe da» zu. Fürchte jedoch nicht», du sollst keine Vorwürfe von mir hören, e» soll nur Nar werden zwischen un»; ich kann da» stumme Nebeneinandergehen mit dem, wa» mir so unsagbar schwer vuf der Seel« liegt, nicht länger ertragen, und deshalb sollst du meine Befürchtungen erfahren, um mir einzu gestehen, daß ich mich irre, datz zwischen Simona und dir nichts bestehe, wa» mich dazu berechtigt, und ich will versuchen, wieder ruhig zu werden." Holger Stown schwieg lange; «» widerstrebte seiner Natur, die jede Lüge haßk, Maria zu täuschen; und doch sah er sich, um sie zu schonen, dazu gezwungen. „Du hast Ursache -ur Eifersucht, und doch un Grunde auch nicht, Maria." „Erkläre dich deutlicher, Holger." „Ich bezweifle, datz e» mir gelingt, dir da», wa» in mir vorgeht, so deutlich zu erklären, datz du mich verstehst." „O doch, ich glaube, e» zu verstehen. Simona gehört trotz ihrer kleinen Fehler und Irrtümer doch zu den Frauen, dte eine« Mann zu sich emporziehen; au» diesem Grund« erwachte auch in mir die Eifersucht, den» sie ist deiner würdig, und dadurch entstand in dir der groß« Kampf. Simona ist der „armen Maria", wie sie mich öfter» nennt, in allem überlegen." „Sie nennt dich aber auch Madonna," entgegnete Hol ger, dem e» nu, mtt Mühe gelang, dte stürmische Be- wegung zu unterdrücken, „und kaum zuvor habe ich die Wahrheit dieser Benennung so deutlich empfunden, wie letzt — Maria, meine Braut — und bald mein — Weib." Holger betrachtete Maria; er sah auf den schmerzvev- Närten Zügen di, Hoheit des liebenden Weide» und hätte ihr zu Füßen sinken mögen; wie die heilige Jungfrau erschien sie ihm, nach deren keuscher Schönheit die Hände zu strecken er» sündhafter Frevel wäre, und Maria weckte auch gar nicht diese heißen Gefühle, nur Verehrung; Simona aber rief da» stürmische Begehre» wach, und nun ward ihm mtt einem Mal die Leidenschaft für jene tlarer. „Du nennst mich deine Braut — und doch liebst du Simona?" fragte sie mit stockender Stimme und tränen- nassen Wimpern. „Ja, ich nenne dich so. weil alle», wa« in mir gut und groß ist, drr die,en Rame» gibt. „Maria" — e« ge- lang ihm hier, jeiner Stimme «inen festen Kiang zu geben — „>ch will, wie du e» wünschest, osten zu dir sprechen. Du sollst m mein Innere» bücken und ineiii« Richter», jein, d,n» wa» du hören «vst, ist eu» Bekennt«^ „Deiner Schuld, Holger?" „Frage nicht, urteile, nachdem du mich gehört hast! Sieh, Maria," er zog im Weitergehen ihre Linke wieder in seinen Arm, „der Künstler führt mehr oder wenige, ein Doppelleben, ein körperliche», ein zweites tm Reich« der Phantasie. Durch diese lebendige Phantasie lebe ich gegenwärtig gleichsam inmitten einer Vision, Simona in ihrem feenhaften Heim. Da» begeistert mich derartig, daß ich danach streben muß, diese Gebilde auf meine Leinwand zu zaubern, sie entfacht den Rausch, den dl« Begeisterung de» Künstlers für seinen Gegenstand entbrennen läßt. — Oft schon habe ich diese Phasen durchlebt. Wa» ich für Simona empfinde, ist also immer nur die höchste Be wunderung, dir aber gehört mein Herz, bet dir bin ich zu Hause. Wirst du dich damit begnügen können?" Maria seufzte tief. ,Hch hätte dich lieber ganz gehabt. Aber — wenn mau einen berühmten Künstler liebt, was )a zweiseUok al» «ine besondere Bevorzugung gilt, so muß da- wohl so sein." „Drr bleibt doch ber beste Teil, Maria," sagte er warm. „Darum trachte nicht, mich hemmen zu wollen. Als Man« von Ehre weiß ich, was ich dir jchuldrg bin — du aber, Maria, habe Geduld und Nachsicht mit mir. Willst du da»'?" fügte er bittend hinzu. „Ja, Holger. ES ist nicht an mir, den stolzen Flug deine» Geistes zu hemmen; ,ch will geduldig jem uns dankbar, daß ich dein Weib jem darf." „Ich wußte das, meine Manal" E» entging ihm nicht, daß sie innerlich heftig mit sich kämpjte, und der Anblick jchnitt ihm m» Herz. Holger wußte, datz er aus Schonung ihr gegenüber nicht voll- kommen wahr gewesen; wa» er für Simona empfand, war unendlich mehr, al» der Rausch de» Maler» für seinen Gegenstand, und nur seiner gewaltigen Willensanstrengung gelang e», Maria gerade um diese Zeit de» schwersten Ringen» da» gegebene Wort zu halten; doch ohne ihr un heilbar wehe zu tun, durfte er letzt den Zeitpunkt ihrer Hochzeit nicht länger verschieben. Er küßte lange ihren feinen Mund, und Maria wollte ihm glauben, ob e» ihr auch noch so schwer fiel. „ES ist gut, datz wir un» aussprachen, Holger; ick, habe dich so namenlos lieb, und meine Verehrurm für dich kennt keine Grenzen! Fordere von mir jede» Opfer, ich werde e» bringen, fordere mein Leden und mein Herz- blut, ich gebe e» für dein Wohl. Aber ich bm nicht da» vollkommene Wesen, wofür du mich hältst» ich besitze Schwächen, und eine dieser Schwächen will ich dir nennen: »ch mag nicht, datz die Leute spottend über mich lachen: sie werden doch dahin gelangen, wenn du weiter aus diese Weise mit Simona verkehrst." „Ich bin in wenigen Tagen mit meinen Arbeiten in JrvingSburg fertig: dann bedarf e» höchsten» noch einiger kurzer Sitzungen zu dem Bilde, da» ich doch malen möchte. Willst du mir da» gestatten, Maria?" i „Gewiß." „So ist nun alle» klar zwischen un», Maria?" „Ja, Holger, ,ch mug mich aber nur noch in den Gc danken «inieden, tue Krau eme» hervorragenden Mannes zu werden. Und nun laß un» nach Hause gehen, di: Rebel steigen au- den feuchten Gründen, sie bringen Kleben dein« Hände sind j» «i»kalt." Arm 1« Ar« verfolgten sie den sandigen Weg, der sich weitzltkv zwischen den aufragende» Stämmen dinzog, ar» sw bemerkten, datz vo* ihn« an» Dnnkat dne Vönms
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