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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192812204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19281220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19281220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-12
- Tag1928-12-20
- Monat1928-12
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1928
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^89». 3. Bringe zu» Melier r«ge»I«tt. To»»erSt»g, 30. reze«»er 1088, «See»» 81. Jgyrg. I äuge» Mittwoch Politische TagesSberficht. wir» »al» nach Wethn-chtrn.vorauSflchtltch tu den ersten Ja- nuartagen, eine gemetnsame Sitzung »er deutschen «et«»-««» der preust. Staat«regteruua stattftnbrn, t« der darüber Be schluß gefaßt werde» soll, inwieweit dte tu feder Hinsicht stark gefährdete Provinz Ostpreußen'au» lausende» «tat». Mitteln insbesondere aus kulturellem Webtet gefördert wer» de» kau«, vor allem soll, wie wir höre», auch dte Krage geprüft werde«, ob über de» Rahme» der vorhandenen Statdmtttel htuau» wettere Geldmittel für den genannten Zweck vom deutschen Reichstag und vom preußischen Land, tag angefordert werden sollen. rfchttschert, »erlilßt Deutschland. Tschttschertn, der nach seinem Kuraufenthalt tn Wteddaden zunächst «och ein Sana, torium im Grünewald ausgesucht hatte, beabsichtigt, dem- nächst Deutschland zu verlaffen. E» ist selbstverständlich, baß er da» vedürsnt» hat, vor seiner Abreise dem Reich», außenmintster Dr. Stresemanu noch einmal seine Aufwar. tmm »« machen, von maßgebender Stelle wird jedoch -em Nachrichtenbüro de» Verein» Deutscher ZettungSverleaer erklärt, daß «» sich dabei nicht um eine wichtige politisch« Be- sprech««« handeln wirb. vürserneeisterwabl i« Hawbnra. Der erste Bürger««», »er Dr. Petersen und der zweite Bürgermeister Roß nmr. de« in der gestern vorgenommenen Wahl wiedergewählt. Der Rückgang der englische« Serverkschasterr. Der Rück, gang der Mitglieder,ahl der englischen Gewerkschaften, der seit 1SS0 fast ununterbrochen war, hat auch im letzten Jahr angehalten. Dte letzten offiziellen Ziffern weisen für Ende 1927 einen Mitgliederbestand von 4 008 000 auf, was gegen- über dem Jahre 1S2S einen Rückgang um 299 006 bedeutet. Den stärksten Verlust Haven die Berg- und Stetnbrucharvei- tergewerkschaften mit 1V700V Mitglieder» zu verzeichnen. Dte Zahl -er Gewerkschaften, dte jetzt 1127 beträgt, ist eben- fall», und zwar um 9 zurückgegangen. Der Sellogg-Pakt vor de« Plena» des amerikanische» Seuat». Senator vorah hat al» Vorsitzender -es AuSwär- tigen LuSschufleS dem Plenum de» Senats formell -en Kel- loggpakt unterbreitet. Die Rigaische Rundschau ,« Dr. StresemannS Genfer Anssührnngen in »er Minderheitenfrage. Zu den Ausfüh rungen, die ReichSmtntster Dr. Stresemanu auf der letzten BölkervunbSratSsitzung in Lugano zur Minderheitenfrage gemacht hat, bemerkt die Rigaische Rundschau: Die rutschet, denüe, außerordentlich weittragende Bedeutung der Erklä rung des RetchömtntsterS «erde darin bestehen, daß von nun an der deutsche Vertreter im Völkerbnndsrat sich an die Spitze der europäischen Mtnderhettenbewegnng gestellt habe. Dte Braunschweigische Jnstizresorm vom Landtag «ommeu. Der Braunschweigische Landtag hat am Mi , die große Justizreform nach langer »mb erregter Aussprache in -er RegterungSfasfung unter Berücksichtigung verschiede ner Anträge angenommen. Ei« RegiermrgSrat unter Spionageverbacht. Am Mitt woch vormittag begann tn Darmstadt die Verhandlung gegen den Regierungsrat JuchS, besten Verhaftung seinerzeit grobes Aufsehen erregte. Ma« vermutet, daß Juch» tn Ver bindung mit Spionageaffären gestanden hat, wofür vis jetzt allerdings noch keine Beweise erbracht sind. KnchS un- irflugzeuae gehandelt hat, so«, i«, die da» pol- .wlland gekauft über deutsches Gebiet >en war. Drei Lieser ttrhtelt «. a. vezirhunge» zu einer Sontortstttr, dte mit ve- satzung»ftellen t« Verbindung stand. Heute wurde« «ur klet«ere Sache« verhandelt. De« Angefchuldtgte« wird «. a. a«ch Darlebentschwindel uudvestechung vorgeworsem Etsendabnersttetk i» Leu»»««». I« Lemberg brach am Dteudtaa et« Etsenbahnrrstretk an», an de« sich tn der Hauptsache etwa löoo Arbeiter der Etsenbahnerwerkstätten Vetetltaten. E» wurde «tu« Entschließung gefaßt, tn der die Bewilligung eine» 1». Monatsgehalt«» gefordert wird. Der verkehrSmtnister hat versprochen, dte Forderung de« Sa- btnett zu unterbreiten. St« dte Blätter melden, sollen dte Streikenden daraufhin de« Beschluß gefaßt haben, dte Arbeit wieder aufzunehmen. Polnisch« Kl»g^«g« üb«r deutsche»« Gebiet. Dte Presse- «achrtchten über «in« angebliche Grenzverletzung durch pol- Nische Militärflugzeuge scheine« sich ganz harmlos auszu- kläre«. E» »var berichtet worden, daß am 28. November drei polnische Klugzeuge und am 14. Dezember nochmal» zwet Klugzruge in der Gegend von Meserttz über deutschem G«. Stet in der Richtung auf dte polnisch« Grenze zu fliegend gesichtet worden seien. Man wollte an de« Flugzeugen al» Abzeichen die Buchstaben POZ ober sogar .PolSka" beobach. tet habe»». Da» Abzeichen POZ deutet daraufhin, Laß e» sich nicht um polnische Militärflugzeuge geha» - der« wahrscheinlich um süus Verkehrsflugzeug, Nische VerkehrSmtntstertum bet Fokker in H, hat und denen der Flug von Holland über de nach Polen au»drückltch gestattet worden Flugzeuge, die außer Len Buchstaben POZ jede» »och einen wetteren Unterschetbungs-Buchstaben al» Abzeichen trugen, haben am 28. November bet günstigem Westwinde ohne Zwischenlandung den Flughafen Tempelhof passiert und sind tn Polen ««gekommen. Dte beiden anderen find am 12. Dezember von Amsterdam kommend im Flughafen Tem- velhof gelandet und am 14. Dezember -um Weiterflug nach Polen gestartet. Der Prozeß der Prinzessin Jntta »ege» da» Dentsche Reich. Bor dem deutsch-jugoslawischen Schiedsgericht wird seit Dienstag dte Klage der ehemaligen deutschen Prinzessin Jutta von Mecklenburg-Strelttz, spätere Prinzessin Meltzza von Montenegro, gegen das Deutsche Reich verhandelt. Die Prinzessin erhebt einen Anspruch von 15 Millionen Mark aus dem Versailler Vertrag her, deren Auszahlung sie von der Mecklenburg-Strelitzer Regierung verlangt. Die Prtn- zesstn ist durch Paul Boncour vertreten. Zur Begründung der Klage führte Paul Boncour aus» daß sich der Rechts anspruch der Prinzessin auf den Versailler Vertrag be gründe und unantastbar sei. Die Prinzessin sei nach diesem Vertrag jugoslawische Staatsangehörige und als solche müßte ihrer Forderung an das Deutsche Reich Folge ge geben werden. Dte Vertreter des Deutschen Reiches beant worteten dte Ausführungen Paul Boncours und bestritten dte Berechtigung der Klage. Der Prozeß wird sich mög licherweise noch mehrere Tage htnztehen. Neuer Zwischenfall der litauisch-polnische» Demar kationslinie. Wie die litauische Rundschau berichtet, ist es an der polnisch-litauischen Demarkationslinie zu einem neuen Zwischenfall gekommen. In der Nacht zum 16. d. M. haben polnische Soldaten in der Nähe des Dorfes Gaveikiat mehrere Grenzpfähle nach litauischer Seite verlegt. Al» litauisches Militär die Pfähle wieder auf den alten Platz schaffen wollte, bemerkte man zwei größere Trupp» polni scher Soldaten, dte mit Maschinengewehren ausgerüstet waren und von «ine« vssizter besehltgt wurde«. Uw ernstere Zwischenfälle zu vermeid«»», gab«« dte litauischen Soldaten ihr Vorhaben auf. E» fanden nun »wische» einem polnische« BatatllonSführer und einem BeztrkSletter der litauischen Grenzpolizei Verhandlungen über dte Wieder herstellung de» statu» quo statt, dte jedoch zu keinem Ergeb- nt» führten. Der litauische Polt,etchef stellt« schließlich dte Forderung, die Grenzpfähle bi» zum 10. diese» Monats zu- rückzuschasfen. vt» -um Dienst »g war noch nichts geschehen. Hingegen bemerkte man auf polnischer Sette Truppenverstär kungen. Lttautscherseijö soll darauf erklärt worden sein, daß, fall» bi« Pfähle bi» -um Ablauf der gestellte« Frist nicht wieder auf den alten Platz -urückgebracht worden seien, «ine Rückverlegung ungeachtet der Verstärkungen auf politi scher Sette durch die litauische Polizei erfolge« werbe. Gerichtssaal. W MW M» WM W MMkklckW mit üWftlie. Am letzten BerhanblungStage ber sechsten Sitzungs periode de» Dresdner Schwurgericht», Mittwoch, den 1v. Dezember, wurde, wie bereits gestern berichtet, gegen den 87 Jahre alten Schloffermetster Smil Georg Polei a«S Ptrua-Eopitz verhandelt, dem Körperverletzung mit TobeS- folg«, verbrechen nach den 88 228 Abs. 1 und 226 des StGB., zur Last gelegt war. ES handelte sich dabei um den bekann ten RohheitSakt, ber sich am 8. Oktober 1928 in der in Copitz, Nordstraße 12, gelegenen Werkstatt des Angeklagten, zuge tragen hatte. Am Vormittag dieses Tages arbeitete der Angeklagte mit seinem 16 Jahre alten Lehrling Walter Höhl au» Pirna gemeinsam an einer Blechschere. P. bemerkte, daß die Maschine schwer ging und schickte den Lehrling nach Oel. Dieser brachte wahrscheinlich aus versehen einen Be hälter mit dem falschen Oel. Darüber geriet ber Angeklagte derartig in Erregung, daß er seinem Lehrling sofort eine Ohrfeige verabreichte. Hierauf schaffte er selbst die richtige Oelkanne herbei und warf sie dem jungen Menschen der artig an den Kopf, daß die Mündung der Kanne in der Schädel d«S Lehrlings eindrang und dieser sofort bewußtlos zusammenbrach. Am 11. Oktober ist das bedauernswerte Opfer dieser unverzeihlichen Nvh^ it, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, an b Helgen einer Gehirnver letzung im Stadtkrankenhause ;u Pirna verstorben. Der Angeklagte verteidig- sich d -mit, daß er nicht beab sichtigt habe, den Lehrling mit der Kanne an den Kopf zu treffen. Er hätte lediglich dem Jungen die Oelkanne vor die Füße werfen wollen. Zur Klärung deö Sachverhaltes wurden 17 Zeugen ge hört. Am beachtenswertesten war die Aussage des noch beim Angeklagten tätigen Lehrlings Mettal, der als einzige» Tatzeuge in Frage kam. Er hatte die ans etwa 3 Mete» Entfernung auf Höhl geworfene Kynne noch fliegen sehen. H. sei lautlos zusammengebrvchen und der Meister habe sich sofort um den Getroffenen bemüht und nach dem Arzt geschickt. Der Zeuge mußte auch den ganzen Vorgang mit Hilfe anderer Personen im Gerichtssaal demonstrieren. Gerichtsarzt Obermedizinalrat Dr. meb. Oppe äußerle sich als Sachverständiger über den Sektionsbefund de» Ge- vegeben, um den Standpunkt der „Antje Gesine" zu be rechnen und aus der Karte abzustecken, al» der Schiffsjunge, ber den Ausguck wahr-unehmen hat, auSruft: „Boot ahoi!" Ein Boot in dieser stürmischen Seel Alle» eilt nach vorn, und richtig! — dort treibt e», ein Spiel der Wellen, ein Kutter, wie ihn größere Schiffe al» Rettungsboot mit sich zu führen pflegen. Den See leuten ist auf den ersten Blick ber Zusammenhang klar; in dem orkanarttgen Sturm ber letzten Tage ist da» Schiff, zu dem da» Boot gehört, leck geworden, und dte Mannschaft hat sich in dem Boot von dem Wrack zu ent fernen gesucht. Sie sollte aber dte Rettung nicht finden; denn da» Boot ist gekentert und schwimmt, den Siel zu yderst, daher; dte Insasse» müssen samt und sonder» er trunken sein. Die Brise — ber Landbewohner würbe sie «inen Sturm nennen — ist zu starke al» daß ein Aufkreuzen gegen sie möglich wäre. Kapitän Lorenzen würde e» seine» Reedern gegenüber nicht verantworte« können, wenn er die kostbare Zeit mit dem Suchen nach den etwa »roch lebenden Schiffbrüchige« vertrödeln wollte; e» ist ohnehin keine Aussicht vorhanden, einige von ihnen zu finde»». Da» Boot treibt im Luv der „Antje Gesine'' vorbei «ich ist bald in ihrem Kielwasser verschwunden. Der Kapitän befiehlt, den gegenwärtigen Kur» nicht zu verändern, aber scharfen Ausguck zu halten. Der Standort de» Schiffe» wird berechnet, und Lo renzen konstattert, daß sie in einer Woche im Kanal fei» können; dann ist der Weg nach Hause, nach Hamburg, nicht mehr weit. Da» Essen schmeckt beiden Seeleute« trefflich, obgleich sie bei dem starken Seegange viele künst liche Manöver veranstalten müssen, um sich dte Erbsen suppe nicht über die Kleider zu gießen. Al» Kapitän und Steuermann wieder an Deck kommen, haben Wind und Wetter noch ein wenig abgeflaut. Lo renzen will sich eben, nachdem er kurz« Umschau gehalten, zu einem Mittagsschläfchen zurückztehen, al» der Boots mann ihn ehrerbietig aus zwei Mastfpttzen aufmerksam macht, dte einige Striche link» Vorau» bemerkbar sind, Di« erfahrenen Seemänner verstehen sich wieder ohne viele Worte: dte Masten da vorn zetgen keine Segel, wa» bet diesem prächtigen Wind« Wunder nehmen muß. Etwa» auf jenem Schiffe ist nicht tn Ordnung, und e» könnte ganz gut da» Wrack sein, zu dem da» vorhin ge sichtet« Boot gehört. Schnell hat Lorenzen diese Erwägung augestellt; er läßt um einen Strich gegen den Wind an- luven, dte Segel noch etwa» schräger stellen und fährt nun so, baß er, so weit e» ohne Gefahr für da» eigene Schiff geschehe« kann, den Kur» de» unbekannten Fahr zeuge» tn dessen Nähe kreuzen muß. Mehr «nb mehr steigen d»e Masten de» Fremden, eine» kleinen Schoner», au» den Weilen auf; seine Segel sind alle eingezogen, und kopfschüttelnd betrachtet dte Mannschaft der „Antje Gesine" da» sonderbare Fahrzeug — sonderbar auckuwell e» viel au klein ist, um «tn so aroßeii Rettungsboot, «vie ba» vorher gesehene, besessen zu hab«». Indem man näher kommt und den Rumpf durch dte Fernrohre ganz deutlich beobachten kann, sieht man, das der Schoner steuerloS dahintreibt und furchtbar schlingert Obgleich er keinerlei Havarie erlitten zu haben scheint, muß er doch von Menschen verlassen sein. Eine Stunde ist verstrichen, und langsam treibt das einsame Wrack vor dem Bug der „Antje Gesine" m deren Lee hinüber. Der Wind hat mehr und mehr nachgelassen, dte Wellenberge sind niedriger geworden, man kann, wenn e» notwendig ist, eia Boot an Bord des Schoner- senden, der nach dem am Heck sichtbar gewordenen Namen „Donna Loisa" spanischer Rattonalität zu jein scheint. Noch über- legt der Kapitän, wa» er tun soll, al» ein ganz merk- würdige» und unerwartete» Ereignis allen über da» Boll- wert der „Antje Gesine" hinüber Blickenden einen lauten Ruf de» Staunen» und Schrecken» entreißt und «m nächsten Augenblick, ohne daß der Kapitän einen Befehl erteilt hat, alle Hände an da» Boot treibt, um es in» Wasser zu lassen. Ein Keines Mädchen In weißem Kleide steht drüben am Heck, klatscht tn dte Hände und winkt mit einem Taschentuch. In unglaublich kurzer Zeit schwimmt da» Boot aus dem Wasser, der Steuermann und vier Mattosen wringe» hinein und rudern, während auf der „Antje Gesine" die Segel back gelegt werden, nach dem Schoner hin. Ohne Unfall erreichen sie da» Fahrzeug, klettern gewandt an der Außenseite hinauf und werden von der Kleinen mit lautem Jubelruf begrüßt. E» ist ein wunderliedliche» Sind mit tiefblauen, violett schimmernden Augen und schwarzem Haar, da» im Sonnen- lichte blaue Reflexe wirst. Sie spricht nur wenige deutsche Dortch spanisch ge läufig; aber da» verstehen die Mattosen nicht, und sie bekommen nur soviel heraus, daß da» einsame Kind Ju- antta heißt. Ehe man da» Schiff wieder verläßt untersucht der Bootsmann den Raum, und der Steuermann begibt sich tn dte Kajüte, um zu sehen, ob dort etwa noch Menschen find. Aber dte Keine Juantta ist wirklich dte einzige In- fasst» de» Schiffe». Auf dem Boden liegt ein Brief, wie in der Eile weggeworfen oder verloren. Der Steuermann hebt ihn auf und steckt ihn zu sich, nachdem er mit dem Au-druck höchsten Staunen» die Adresse gelesen hat. Dann steht er sich weiter um ... Er macht ein ganz merkwürdige» Gesichts al» er wie- der an Deck kommt, und flüstert leise mit dem Boot»- mann, der mittlerweile seine Untersuchung beendigt und festgestellt hat, daß der Schoner vollkommen dicht und seetüchtig ist und nur wenige Zoll Wasser im Raume hat. Einer der Mattosen trägt Juantta sorgsam in das Boot, und sie fahren an Bord ihre» eigenen Schiffe» zurück. <. Auch der Kapitän äußert «nverdobleu letu VerrelilimjM TedickAkwege. Roma« von A. I. Mordtmanm Copyright by Greiner u. To., Berlin NW. ä. (Nachdruck verboten.) T Kapitel. Da» Kind auf dem »erlassene« Schiff. Eine frische Brise wühlt den Ozean auf. Drei Tag« yat e» lustig gestürmt, und bei der gewaltigen Mufft deq Elemente hat dte tosende Stimme de» Donner» nicht ge fehlt. Aber dann hat der MeereSgott, de» wüsten Lärmen überdrüssig, dte Wolken zerstreu^ dte Winde In ihre Höhle gejagt und nur den Nordwest draußen gelassen!, auf datz leine langweilige Meeresstille einttete. Dte wild durcheinander laufende See hat sich gelegt. Einmütig verfolgen alle Wellen dieselbe Richtung; sie haben einen weiten Weg vor sich, bi» sie von de» eisigen und nebelgefesselten Küsten Neufundland« an da» glühende^ sonnenhelle Gestade Marokko» gelangen, wo sich m milch weißem Gischt brandend, zerschelle« werde«. Am Horizont taucht ein weißer Punkt auf — ist e» eine sonnenbeglänzte Klippe oder ein Segel? ES bewegt sich, e» wird größer und eine Welle nach der andern stößt triumphierend an den scheinbar so schwache« Bau, aber keiner gelingt e», ihn zu vernichten, anmutig gleitet da» schlanke Fahrzeug auf dte von link» heranrollende« Wellenberge hinauf und in dte Täler hinunter, «ur feiten mit dem Bugspriet so tief etntauchend, daß die See sich darüber bricht und schäumenden Gischt über da» Deck ergießt. Ma« schrieb eben da» Jahr 1849. Et» Dampfer war damal» noch eine Seltenheit auf den Ozeane«. Dte Meere^ehörte« «och den stolze«, letawandbespannten Dte „Antje Gesine" ist ein neue» Schiff und bat in den Registern de» Lloyd die erste Versicherung-klasse; sie ist stark und steuert leicht; e» schadet ihr nicht», wenn ab und zu beim Durchschneiden der heranpralleaden Welle« da» ganz« Fahrzeug tn allen Planke« zittert. Reden dem Manne am Ruder steht der Kapitän unk beobachtet behaglich lächelnd, welche Fahrt da» prächtig» Schiff macht. Die Mannschaft steht und schlendert müßt» auf dem verdeck herum, aber sie ist vollzählig oben, well dw scharfe Brise Achtsamkeit und bei etwa notwendig werdenden Segelmanüvern Schnelligkeit erfordert. Kapitän Lorenzen ist ein strenger und unnachsichtiger Kapitän, und dte Mannschaft fürchtet ihn; aber sie hat auch vertrauen zu ihn«, well sie weiß, daß er Tod und Teufel nicht scheut; er würde, wenn e» sein müßte, tn de« Rachen der Hölle htneinsegeln, bei welchem veczweiselten Unternehmen seine Leute sich keinen Augenblick besinnen würden, ihm zu folgen. Eden «allen dw ßPßo» OWLrr» VG ß» ßt» Satüte
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