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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192812280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19281228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19281228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-12
- Tag1928-12-28
- Monat1928-12
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1928
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-1«. irr »fliegen, oie verschiedenen Äattun- her mit rotem Kalkstaub bestreut, Mr die" kleinen öder enthielten, überrascht über , die den Reiz der zerstören vermögen. .. . . r alle Tag, ein rlmätzigkeit; wen« st« müde Diese Ruhe dauert drei bis Räumung, weil da- »Vieh* aus seinem Hause einen Schweine- stall macht«. Auguste rutschte auf den Spuren des Dackels aus und brach den Arm, ein sehr einflußreicher Herr, der Filber. ltna eine glänzend« Position verschaffen wollte, blieb dauernd und ergrimmt weg weil Midas seinen unter den Stuhl ge stellte« Zylinder für einen Baum gehalten hatte. Kurz: eigent lich brachte der GlückShund scheußliches Pech. Eines TageS ging Heinrich finster und mißmutig mit dem Dackel in den Anlagen spazieren. Auf einer Bank saß ein netter, lunger Mann neben einer älteren, sehr bunt gekleideten Dame. „Ein reizendes Hündchen!" sagte der junge Mann, und die bunte Dame nickt« Heinrich FUberling hatte ein« Idee. jLSollen Sie es haben»" fragte er gewinnend. Der jung« Mann meinte, das könnt« er nicht annehmen. «Aber ich bitt« Siel" warb Heinrich, ^vtr haben noch drei und müssen sowieso einen abgebe». Aber nur in gute Händel" Darauf bedankte sich der junge Mann. Heinrich gab ihm den Strick in die Hand, an dem MidaS hing, und eilt« spornstreichs davon. Fast wollt« er seinen Entschluß bereuen. August« und auch Flora zogen sich von ihm zurück »Wie kann man ein wehr loses Lier so behandeln!" schluchzte Augufte, „wart' nur, das wird dir kein Glück bringen l" Aber Heinrich war dennoch glücklich, daß er MidaS endlich loSgeworde« war. Eines Frühmorgens klingelt« eS. Draußen stand der junge Man« mit MidaS. der so tat, als kenne er Silberlings über haupt nicht. „Ihr Dackel hat mir Glück gebracht!" meinte der jung« Mann. .Stehst du!" rief lllugujft zu Hetnrtch, «nd war et« be- leidig« Königin. .Wieso»" stammelte Silberling, sehr »laß. .Mein« Braut — di« ältere Dame, St« erinnern sich an die schreckliche Person» — hatte «im» Bogel. Eine» Kanarien vogel, de« st« über alle» liebt«, «nd der frei t« Zimmer herumflog. Eines TageS entdeckte ihn der Dackel «nd bald darauf Sie verstehen»' ^Ja, ja", seufzt« Silberling, .Geflügel mochte er immer gern!" ,Ra — mein« Bram fiel in Ohnmacht, »nd dam» «achte sie mir «inen furchtbaren Skandal. Infolgedessen ging di, Ver lobung in die Brüche und das war mein größtes Glück. Denn eS stellte sich heraus, daß meine Braut die Mitgift gar nicht hatte, di« sie angeblich geerbt habe« wollte. Da» hätte et» schöner Reinfall werden könne«. Wie gesagt, Ihr Dackel hat mir Glück gebracht!" .Stehst d«. stehst da!" Wiederholt« August« schmerg. durchbebt. -Und weil ich kein Egoist »in «nd meinen Mitmenschen auch ein bißchen Glück gönn«, deshalb bring« ich ihn wieder!" schloß der junge Mann, ließ di« Familie Silberling und MidaS stehen «nd saust« davon. „Sott sei Dank, daß wir ihn wtederhaben!" jubelte August« «nd drückte MidaS an di« Brust. Am selbe« Tage noch reifte Heinrich Silberling nach Amerika, um dort spurlos eu Vers«"««« Mt NMistt. Bon Anne Mari« Mampel. (Nachdruck verboten.) Di« Vorstellung daß st« blond sei. ist untrennbar vom Idealbild der dkutschen Frau Goldhaarta, «velßhäutia und blauäugig rr-.n ft» al« traditioneller Schanh«,i»b«grtsj vor unser Auge trotz bei b«m« dm w«it«m überwiegenden Zahl der Brünetten Un» darum darf >«d« Blondine sich als bevor- »ugt betrachten vo, ihren dunkleren Schwester«; nur muh st« beachten. daß Besitz verpflicht«, daß ,hr Haar «nd ihr« Haut sorgfältigster Pflege vorsichtigster Sahl der Farben bedürfen, wenn Ne nlchi nur blond, sondern auch schön kein will. Helle» Haar ha, d'« unangenehm» Sigenschas«. nachzudunlrln und stumpf ,u «erden; «S muß daher häufigen Waschungen mit Kamille unterzogen un» regelmäßig mti wetchra Bürsten behandell werden um Färb, und Glanz zu bewahren. All, Bleichmittel hingegen deren gebräuchlichste» da» Wasserstoff- fuperoryd ist, sind zu verwerf«« Str machen da» Haa, spröd« und brüchig, und di» durch derartig« Präparate erzielte Nuance sticht vom köstlichen Naturblond so sehr ab. daß sie unbedingt unecht und dadurch beeinträchtigend wirkt Di« Haut der Blondine ist. durch deren besondere Kon stitution bedingt Witterungsrinflüssen, Kost und Toiletten- Mitteln gegenübe, besonder» empfindlich. Ire soll heftigem Sonnenbrand und scharfem Wind nicht ausgefetz« oder »och wenigsten» vorher durch Einretben mit einer Spezialerem« geschützt werden All» seh, sauren, fetten und scharfgewürzten Speisen sind dem Teint der Blonden unzuträglich; milde, sehr milchreiche «oft ist zu bevorzugen Aeuherfte Vorsicht muß bei Wahl der Sets« walten, fall» man für die Gesichtsmassage nicht überhaupt Mandelklei» verwendet. Auch di« Beschaffen, bett de» Toilettenwaster» der Lreme «nd de» Puder» ist von Bedeutung. Und wenn di» Blondine zu der heutzutage ko sehr verbreiteten farbigen Nachhilfe greift ist ihr, gerade ihr, Zurück- Haltung auserlrgi, sofern sie nicht unangenehm auffallen will. Ueberhaupt di, Farben! Sie sind e». - blonden Frau zu erhöhen, aber auch zu „ . Sie hüte sich deshalb vor allen krassen, schreienden Tönen, di« ihr» »arte Schönheit schlagen, meide auch die gelblichen und gelbroten Schattierungen, die sie au» naheliegenden Gründen nicht kleiden Scheut sie die Mühen intensivster Körperpflege nicht «nd unterzieht sich ihnen mit Bedacht, prüft sie jedes Kleid, ja, jedes Band, das sie trägt, auf ferne Einstellung zu den ihr von der Natur verliehenen Farben, dann wird die Blondine, die sonst oft al» unscheinbar in den Hintergrund tritt und von der Brünetten an wirkungsvollem Net, überflügelt wird, auch in der Praxis des Lebens den Typ verkörpern, der von Lhus- nelda» Zetten her uns als deutsche Schönheit vorschwebt. bla. Wie schläft man im Lande der Mitternachtssonne? Im Lande der Mitternachtssonne, wo di» Sonne den ganzen Som- mer hindurch nicht unter den Horizont sinkt, hat sich die Schlaf, gewohnheit der Menschen den Naturverhältnissen anaepaßt Die Eskimo» pflegen im Winter ein sehr große» Schlaf- bedürfniS zu haben; Ne schlafen da gewissermaßen aus Vorrat, im Sommer jedoch ist da» Schlafbedürfnis bet ihnen äußerst gering. Sie kommen mitunter drei. vier, ja sogar fünf Tage ohne Schlaf au», pflegen dann allerdings längere Zeit hinter einander, wohl 12, IS, auch 18 Stunden zu schlafen. Da» sind aber AuSnahmefälle. Für gewöhnlich schlafen sie all« Tage ein paar Stunden, aber ohne jede Regelmäßigkeit; wen« sie müde sind, legen sie sich zur Ruhe nieder Diese Ruhe dauert drei bis vier, höchstens elnmal sechs Stunden, dann arbeiten sie einigt Zeit, um sich dann vielleicht wieder für zwei oder drei Stunden niederzulegen Insgesamt kommen sie etwa mit vier, höchstens fünf Stunden Schlaf täglich au» bl». Ein Flugwettrennen dm« Fliege«. Um die Flug- letstungSfähigkeit der Fliegen bestimmen zu können, hat man in TeraS ein Wettfliegen veranstaltet, an dem nicht weniger als W4000 Fliegen, die man zu diesem Zweck« eigen» eingefangen hatte, tetlnahmen. Die Rennfliegen, die verschiedenen Gc gen angehörten, wurden vory». »». damit ne deutlich von ihren nicht weitflirgenden Artgenoffen unterschieden werden konnten. Al» Lockplatze für die kleinen Flieger hatte man mehrere Flkegenfallen, die Köder enthielten, errichtet. MS die Fliegen .starteten", war man "7 7,k 7.7 .. die Schnelligkeit, mit der sich die Tier», fortbewegten: eine Strecke von SSV Meter wurde innerhalb einiger Minuten zurückgelegt, «nd im Lause von 2s Stunden hatte eine Fliege volle 10 Kilometer durchflogen. Ntzlmvsis-MsjNl Ni Rklllchen. Eine Glanzleistung medizinischer Forschung. (Nachdruck verboten.» Einem deutschen Forscher, Dr. Haa« (Gießen», ist »in epochemachender Versuch gelungen: da» menschliche Blu, au»- zuwaschen, «S von Giftstoffen zu befreien und es gereinigt wieder in die Adern zurückströmen zu lasten. Diese Meldung kling» phantastisch, märchenhaft; aber sie beruht aus wissen- schaftlich erwiesenen Tatsachen. Dr. Haa» hat seine versuche zuerst lange an Tieren vor genommen. Es handel« sich um eine physikalische Blut, retntgung, um ein« Entgiftung de» Blute» durch Dialyse (Lösungsdruck): et« Verfahren, da» eine Umwälzung in der medizinischen Behandlung aller Blutkrankhetten Hervorrufen dürste. Das Blut wird au» einem geöffneten Blutgefäß in »in Röhrensystem außerhalb de» Körpers geleitet, besten Wände au» einem besonderen, halb durchlässigen Stofs bestehen, einer Membran, durch deren Poren Salze Durchgang finden. Rach der Reinigung wird da» Blut wieder aus dem Röhrensystem in di» menschlichen Blutgefäße zurückgeleitet. Der Reinigung«. Prozeß in dem Röhrensystem vollzieht sich derart, daß die Roh ren von einer warmen Salzlösung umspül« werden, deren Konzentration dem des normalen, reinen Blute» entspricht. Die im Blut enthaltenen gefährlichen Fremdstoffe werden durch die Röhrenwände hindurch von der Salzlösung auSgelaugt. Die Eigenstoffe de» Blute», die Kolloide, laß, di« Membran nicht durch: sie verbleiben im Blut. Die Hauptschwirrigkett dieses Verfahren» bestand darin, die Gerinnung de» Blute» zu verhindern. Blut pflegt bekanntlich sofort zu gerinnen, wenn e» di« Blutgefäße verläßt. Wohl kennt die Wissenschaft Blutgerinnung verhindernde Präparat« au» blutfaugenden Tieren — Blutegel, Wanzen, Flöhe erzeugen einen Saft gegen Blutgerinnung —, die aber nur in geringen Mengen an. gewandt werden dürfen, wenn sie nicht al» Gifte wirken sollen. HaaS ist e» nun gelungen, ein die Blutgerinnung verhindern de» Mittel zu finden, das keinerlei schädliche Nebenwirkungen hervorruft. Bei Tierversuchen hat Dr. Haa» sein« Blutauswaschung bet Blutvergiftungen durch Fremdstoffe, Metalle, wie durch Stoff- wechseldestandteile, mit großem Erfolg angewandt. Der erste versuch am Menschen wurde bei einem an Urämie leidenden Patienten vorgenommen. Diese schwere, häufig tödlich endende Krankheit, tritt bei Nterenstörunäen auf, indem die Abfallstoffe nicht mehr in den Harn auSgeschteden werden, sondern in» Blut geraten. Bei einem solchen Kranken wurde also die HaaSsche Blutauswaschung erstmalig angewandt, mit zweifel losem Erfolg. Man »st sich natürlich im klaren, daß die Anwendung des neuen Verfahrens vorläufig noch mit großen Schwierigkeiten verbunden ist, und daß es mancher Verbesserungen bedarf, ehe es allgemein angewandt werden kann. Trotzdem ist die neue Bluttherapte de» Gießener Arzte» unzweifelhaft als eine Groß tat medizinischer Forschung anzusehen. 51«. Mniel Slanril- m HrtterWrige M es i» Dntschlut? (Nachdruck verboten.) Die Volkszählung im Juni 1925, deren Ergebnisse noch jetzt fortlaufend verarbeitet und veröffentlicht werden, hat neben vielem anderen wichtigen Material auch wichtige Aufschlüsse gebracht über die Zusammensetzung der Bevölkerung Deutsch lands nach dem Älter. Der bedauerlichen Tatsache, daß die jüngsten Altersklassen infolge stetig sinkender Geburtenziffern bedenklich schwächer besetzt sind al» früher, entspricht ein er heblich stärkerer Anteil der älteren und ältesten Jahrgänge an der Gesamtbevölkerung. AIS von „unseren Nettesten" soll hier die Rede sein von den 9(1 und mehr Jahren alten, und schließ lich in engstem Sinne noch von den 100 und mehr Jahre alten. E» gab am Tage der Volkszählung in Deutschland 15754 Personen im Atter von mindesten» 90 Jahren, und zwar 5011 Männer und 8743 Frauen. Sei e», daß den Frauen eine größere Widerstandskraft gegen biologische Schädigungen ge geben ist; sei es, daß die Männer im Lebenskämpfe, zum Teil 7' 7 . - 7 7 7 . 7 7 " , '7 - >ste früher verzehren; jedenfalls zeigt sich in diesen Zahlen, daß Langlebig- leit bei den Frauen fast doppelt so häufig anzutreffen ist wie bei den Männern. Auf je 100 000 weibliche Einwohner Deutsch lands. das 1925 rund einen Zweimilltonen-Ueberschußvon .Wir wollen ihn Midas nennen!" sagte mit Freudentränen und gerunzeltem Zeigefinger die Schwiegermutter Auguste. „Der hatte auch so viel Geld und so lange Ohren!" MidaS II. feixte und schleppte sich das brokatseidene Fuß bänkchen aus dem Salon in die Küche neben den warme« Ofen. Niemand wagte es ihm streitig zu machen. Mit Rücksicht auf die durch seine magnetischen Eigenschaften fürderhin zu erwartende Fortuna wurde Midas in einer Weise verzogen, tue einen Hund hätte jammern können, wenn er es bei Mensche« beobachtet hätte. Insbesondere Auguste leistete darin Unübertreffliche». An den Lagen, wo FUberling» nur Gemüse aßen, bekam MidaS von ihr em geschabte» rohe» Beefsteak. E» bekam ihm eigentlich nicht besonder», er kriegt« di« unliebsamen Spulwürmer davon, die Krämpfe hervor- rufen, und der Spezialarzt meinte, der Dackel würde bet dieser Ernährung bald eingehen Trotzdem fuhr August« fort, da» Glückstierchen mit Leckerbissen zu ruinieren. Da» ärgerte MidaS, «nd er dankte, indem er «ugusteS nagelneue Kamel haarfilzpantoffel für 8L0 Mark zersetzte. Heinrich wollt« ihn dafür prügeln, aber die Damen fielen ihm in den rächenden Arm. Wollte er etwa da» Glück zum Hause hinausprügeln tz Daß MidaS auf den Namen MidaS überhaupt nicht hörte, versteht sich von selbst. Daß er. wa» di« Reinlichkeit anlanat, die Straße mit, der Stube und umgekehrt dauernd verwechselte, hätte ihm beinahe da» Leben gekostet, weil di« HauSmannS- srau, über den Zustand de» Stiegentepptch» t« Treppenhaus ergrimmt, eine Kohlenschaufel nach ihm schleuderte, die leider den alten Herr« Richter so empfindlich am Schienbein traf, daß er vierzehn Tage da» Bett hüten mußt«. August« war empört. Sie nannte die HauSmannSfrau eine ekelhaft«, ungebildete Person, worüber im Schöffengericht entschieden wurde. Für 20 Mark bekam e» di« HauSmannSfrau schriftlich, daß niemand sie der Skelhafttgkett um» der Unbildung zeihen durste. Daraus nannte sie ihrerseits August« »die olle Klamotte mit 'n Dackel klaps", aber man konnte e» ihr nicht beweise«. MidaS aber gedieh. Nicht nur die ihm geftwndet«, reichlich« Kost, sondern «»ich die vielen, aus eigen« Faust unternommene« Raubzüge machte» ihn prall «nd rund. Die Hühner starben au», die Srüntramhändler schlossen ihre Läden, wenn MidaS auftauchte, weil er Bücklinge, Wurstzipfel «nd Rollmvpsestahl. FilberlingS zahlten enorme Fletschrechnungen, wefl sich MidaS auch bei den umwohnenden Schlächtern selbst vrrkösttgte, wenn ihn die Laune packte. Wurde er deswegen gescholten, so stellt« er die Ohren aus, wackelte mit dem Schwanz« und ging, tod beleidigt, auf Reisen. Drei, vier, acht Tage lang blteo er fort. Dann brachte» ihn mildherzig« Leute zurück, verlangten Futter- aeld, Ftnderlohn und Ersatz für zerrsflene Textilien. Heinrich FUberling meinte grimmig, jetzt würde MidaS wohl bald den Gewinn aufgezehrt haben, den er seinerzeit in» Hau» gebracht hätte. Da» Schlimmste aber war, daß der Dackel seiner eigent lichen Bestimmung Glück zu bringen, nicht gerecht wurde. Im Gegenteil: alle Dienstmädchen kündigten Knall «nd Fall, weil ibn«» MidaS di« Garderobe »ersetzt«, der Hauswirt Last« auf Skk SWsMMtl. Von Hans Bachwitz 1». (Nachdruck verboten.) Am gleichen Tage, da FilberlingS der Dackel zulief, ge wannen sie 5000 Mart in der Preußischen Klaffenlotterie. Beide Ereignisse fielen sozusagen in einen Topf. Der Dackel war schokoladenbraun, männlichen Geschlechts «nd schätzungsweise dreivteHel Jahr alt. Im übrigen waren und blieben sein« Verhältnisse »m Dunkel. Die alte Frau Auguste FUberling, von einem geradezu mittelalterttchen Aberglauben besessen, war gußeisern über zeugt, daß nur der Dackel schuld an dem Lotteriegewtnn sei, daß er da» Glück in» HauS gebracht habe, daß er «in Pensionär de» Schicksal» sei. bestimmt, da» So» und die Los« der FamUi« FUberling einer strahlenden Zukunft entgegenzuführe«, in Gegenrechnung für liebevollste Behandlung und erstklassige Verpflegung. Ihre Schwiegertochter Flora schloß sich der folkloristischen Auffassung ohne weitere» an, und nur ihr Sohn Heinrich lächelte überlegen «nd skeptisch. Er war von jeher ein Freigeist gewesen, «nd da» hatte ihm schon mehrfach geschadet. sehr schlau, wie fast alle Dackel, und Richtig« getroffen hatte, al» er Filber- kr hatte längere Zett geschwankt, ob er dt» in die erste Etage oder zu Richter» zweite lausen sollte «nd hatte sich mH eine Weile mit Sheren Verhältnissen vertraut gemacht. Er überdachte msthaft gerunzelter Sttnr eingehend alle Lhancen. Bet .... - lttbl schlecht gewesen. E» roch von dort gut nach vrateul da» DtenM^wiV» »»acht« einen gut mütigen Eindruck, und tm Korridor stand ei« schöner, weich gepolsterter Stuhl, der — wie die anatomische Untersuchung wohl einwandstet ergeben würde — offenstchuich keine Sprung- federn, sonder« Roßhaar enthielt. Abe, die Kinder! Schmidt» hatten drei Kinder im Alter von vier bi» sechs Jahren, «nd der Dackel verabscheute nicht» so sehr wie Kinder in diesem Frauen hatte, kamen 27,1 solcher vo« 90 Jahre« und darüber, bet ve» männlichen dagegen wurde nur di» Zahl 16.« erreich«. Geht es an dir Hunde« und darüber, so ha« inzwischen, wte e« un» Menschenkindern einmal gesetzt ist der Tod reiche Ernte gehalten. Im Alter von 100 und mehr Jahren standen l925 n»' mehr 72 Personen, und zwar 26 Manner und 4« Frauen. Immerhin sind die Hundertjährigen nicht so selten, wie gewöhnlich angenommen wird. Da» Uebergewtcht der Frauen «ft in dtrsem höchsten Alter noch ausgeprägter, al» vorhin gezeigt wurde. Unverheiratet waren von den Männern fünf geblieben, von den Frauen s«h». Eine» Ehegesährten hatten noch sieben Männer und sechs Frauen Daß relativ weniger Greist Witwer sind al» Greisinnen Witwen, erklärt sich unschwer au« dem gewöhnlichen Altersverbältnt« in der Ehe; zum kleineren Teil schließlich au« der oben erwähnten kürzeren Lebensdauer der Männer. Für die Zeiten zwischen den volktzählungen sind Alter»- angaben nur au» den Liften über die Bevölkerungsbewegung zu entnehmen; und e» mag hier noch erwähnt sein, daß die Zahl der in den Jahren 1922 bi» 1925 in einem Alter von 100 und mehr Jahren Gestorbenen 135 betrug, von denen 40 Männer und 95 Frauen waren. Bon ihnen hatten ein Alter von 105 Jahren und darüber — die amtliche Statistik gibt über 105 Einzeljahre nicht mehr an — 3 Frauen, von 104 Jahren 1 Mann und 1 Frau, von 103 Jahren 4 Frauen, von 102 Jah ren 2 Männer und 8 Frauen, und 101 Jahren 6 Männer und 16 Frauen. Die Zahl der in so hohem Alter gestorbenen Per sonen ist übrigens in dieser Zeit von Jahr zu Jahr zurück gegangen, und »war von 59 tm Jahre 1922 über 34 und 27 aus 20 tm Jahre 1925. -la. Mk Mr m dir Mim. Ein Alibi, das zum Verräter wurde. (Nachdruck verboten.) Genau schilderte der Mailänder Handlungsreisende Enrico Foggi der Polizei alle Einzelheiten: Er hatte eine kurze Reise an die Riviera gemacht vergnügt sei er hetmgekommen, habe seine Wohnung ausgesucht, und wollte seiner Wirtin guten Tag sagen. Zu seinem Entsetzen habe er die alte Frau ermordet aufaefunden Sie lag in einer Blutlache am Küchenboden, gräßlich zugerichtet. Der sichtlich erschütterte Mann folgte den Polizisten dann zum Lokaltermin, bei dem festgestellt wurde, daß eS sich um einen bestialischen Raubmord handelte. Der Form halber konnte man Enrico Foggi ein noch malige- genaue» Verhör nicht ersparen. Er konnte ein ge naues Alibi Nachweisen; fast jede Minute des Mordtages war genau rubriziert. Es lag kein Grund vor, ihn nicht nach der Vernehmung anstandslos zu entlasten. Aber irgendein Rest von Mißtrauen war doch in dem Poltzetkommiffar. der daS Verhör geleitet hatte, zurück geblieben. Oder vielmehr: eS war erst durch die Aussage Foggis hervorgerufen worden. Das klang alle» zu präzise, zu selbstsicher Uebereifng hatte der Reisende über jede Viertel stunde des MordtageS Bericht erstattet, obwohl er kaum danach gefragt worden war. Der Manu mußte ein fabelhafte» Ge dächtnis haben, wenn er sich der geringfügigsten Vorgänge irgendeines belanglosen Tages so genau erinnerte. Diese- phänomenale Gedächtnis mußte noch weiter geprüft «erden. Foggi wurde noch einmal vor den Kommissar zittert, der ihn, ganz nebenbet, nach dem fragte, was der Reisende am Tag« vor dem Morde erlebt habe. Foggi» gute» Gedächtnis ver sagte gänzlich: er wußte nicht» mehr Um so mehr ahnte der Kommissar der über Foggi die Haft verhängte. Die Ermittlungen über Foggis Vergangenheit ergaben, daß der Mann schon mehrere Verbrechen auf dem Kerbholz hatte, und bereit» einmal aus Frankreich auSgewiesen worden war. Es stand fest, daß Foggi entweder seine Wirtin ermordet oder den Mord angeftifre« hatte Es galt nun. die zweifellos vorhandenen Komplicen Foggis aufzustnden. Man ermittelte sie in dem Schriftsetzer Cemanaro und dem Kaufmann Bray. Beide konnten — nach erheblichen Schwierigkeiten - festgenom men werden. Beide gestanden, auf Anstiften FoggiS, die alte Frau ermorde, zu haben, weil sie — ebenfalls nach Foggi» Angaben — eine größere Summe Geld in ihrem Küchen schrank aufbewahrt hatte. Die Verbrecher hatten sich al- städtische Beamte auSgegeben, und sich nach Signora Becchi» Untermieter erkundigt. Al» dt, Greisin sie in die Küche geführt hatte, überfielen Ne die Ahnungslose, töteten sie und raubten das vorhandene Geld. Foggi hatte da» Lügengewebe fein gesponnen, so fein, daß er sich in seine eigenen Maschen verstricken mußte. DaS ist die seltsame Gerechtigkeit de» Schicksals, daß so viele Verbrecher sich zu guter Letzt in ihrer eigenen Dummheit fangen. 51». den Frauen eine Schätzt, Wohl auch in einer anderen Lebensweise, ihre Kraj krauen. der bet» de» Totleitenwasser« der Lreuu Bedeutung. Und wenn die Blondine gl. sofern die Färb geschadet. Der Dackel aber war - merkte bald, daß er da» ( ling» zugelaufen war. Er nicht vielleicht zu Schmidt» in die erste Etage oder zu Richter in die zweite lausen sollte «nd hatte sich «H eine Weile mit de» näheren Verhältnissen vertraut a< " " " mit ernsthaft gerunzelter Stirn etngehe ... Schmidt» wäre_e» soweit nicht müttgen Eindruck, und tm Km gepolsterter Stuhl, der — wte wohl einwandfret ergeben " ' — ' ,aar < der Dackel verabscheute nicht» so sehr wte Kinder in diesem Alter. Er mußte wohl nach der Richtung bestimmte «nd sehr peinliche Erfahrungen gemacht haben. Richters waren reputterluh« Leut«. Aeltere Leute mit einem erwachsenen Sohn, der leider Klavier spielte. Da» vertrug der Dackel nicht, aber schließlich hätte e, sich geholfen. Denn selbst da» stärkste Fortissimo ist artt die Dauer gegen da» Geheul eine» Dackel» wehrlos. Aber Richter» waren Vegetarianer, «nd dagegen hilft kein Heulen. Blieben also FilberlingS. Kinderlose» Ehepaar mit gutem Auskommen und gemischter Kost. Im Erdgeschoß wohnhaft. Geräumiger Küchenvalkon und kleine» Gärtchen, in dem — man ist nicht umsonst Jäger! — eine Hühnerfamtlte gehalten wurde. Der Dackel entschloß sich für diese Heimat und wischte durch die Vorsaaltür hinein, al» diese dem Briefträger geöffnet wurde, der die freudig« Botschaft von dem Lotterteaewmn bracht«.
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