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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.11.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190411166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19041116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19041116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-16
- Monat1904-11
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.11.1904
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Pret» die 6 gespaltene Petitzeile 2S Reklamen unter dem Redaktion«sirich (4gespalten) 73 nach de« Familiennach- richlea <6gespalten) 30 — Tabellarischer und Ziffern?ah werden entsprechend höher be. rechnet. — Gebühren für Nachweisungen und Osjrrtrnannahm« 25 Unnahmeschlutz für Anzeigen. Abend»Au-gabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Extra-Beilagen (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bt» abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Dlinkhardt). Mittwoch den 16. November 1904. 98. Jahrgang. vsr Aichtigrte vom Lage. Die Erhebung des Kolonialamtes zu einem selbständigen Reichsamt ist angeblich bereits im Etat 1905 vorgesehen. (S. Deutsches Reich.) * Der französische Kriegsminister Andrs hat seine Entlassung genommen. <S. Frankreich.) * In Gull begann gestern die handelsamt liche Untersuchung über den Nordsee- Zwischenfall. * Im ungarischen Abgeordnetenhause wurde ein Antrag aus Einführung einer vor läufigen, ein Jahr gültigen Geschäftsord nung eingebracht, die die M a ch t b e f u g n i s s e d e s Präsidenten wesentlich erweitert. (S. Oester- reich-Ungarn.) * Der japanische Generalstab erklärt die aus russischer Quelle stammende Meldung vom Tode des Gene rals Kuroki für vollständig unbegründet. 'PortArthursoll sich, wie jetzt behauptet wird, noch bis zum Januar halten können. (S. russ.- jap. Krieg.) koglircde llerlarrungrttagen. —v. London, 14. November. Im Verlag von T. Fisher Unwin hat Sidney Low, M. A., dessen Buch über den Fürsten Bismarck auch ins Deutsche übersetzt worden ist, ein Werk über die „6over nuooa ok Lnßwnch', die englische Staatsverfassung, er scheinen lassen. Die Zeitungen heben hervor, daß der Versuch selbst, eine solche kritische Darstellung zu schaffen, zu den Symptomen verschwiegener Wandlungen in der Konstitution gehöre, die von einem hervorragenden Staatsmann bereits vor einem halben Jahrhundert an- gekündigt worden sind. In dem Kapitel „Das .Kabinett und das Unterhaus" beschäftigt sich Mr. Low mit einem Ausspruch des alten Duke of Devonshire, Chamberlains gemäßigtem Widerpart, der nach altenglischer Theorie ge meint hatte: „Das Parlament übt aktuell und praktisch, in jeder Weise die Regierung in England, Schottland und Irland aus". Das will Low nicht glauben. Seine Anschauung ist, das Unterhaus spreche nicht mehr mit der Autorität, die es früher besessen habe, seine Kontrolle über die Regierung fei geschwächt, indessen die Position der Regierung um so mehr verstärkt worden sei. Der Verfasser lehnt sich an Formulierungen an, die vor sechzig Jahren Lord Beaconsfield niedergelegt hat: „Heute ist die öffentliche Meinung höchste Instanz, und die öffent liche Meinung spricht durch den Druck. Die Repräsen tation -der Presse ist weit vollständiger als die Rcpräsen- tation des Parlaments. Die parlamentarische Vertretung weist mancherlei Zeichen der Entwöhnung auf. Sie wird durch ein kräftigeres und umfassenderes Repräsen tationssystem kontrolliert." So etwa hat Beaconsfield 1844 in Coningsby geschrieben. Mr. Low, der dem Gause der Gemeinen viel vom Prestige noch wegnimmt, erregt den Widerspruch der Verfassungsgläubigcn, die mit Rechl entgegnen, die historisch überlieferte Ordnung sei einer regierenden Macht des Trafalgar-Square noch vorzu- ziehen. Aber kein Ehrlicher in der britischen Publizistik kann mehr Sätze anzweifeln, wie die folgenden, in denen er die Erfahrung einiger Generationen begründet: „Tat sächlich sind beide Parteien aneinander vorübergcgangen. sie haben sich eingeholt und häufig Platz und Einfluß unter sich ausgetauscht. Jede von ihnen hatte wechsel weise ihre Phasen mit Schutzzoll und Freihandel, Im- perialismus und insularer Abschließungspolitik, Demo- kratie und Oligarchie, Sozialismus und Jndividualis- muS. Während der ersten Dreiviertel des achtzehnten Jahrhunderts, und hin bis zur Besitznahme William Pitts, haben die Tories, mit einigem Recht, sich gebrüstet, daß sie die Vertreter der Volksrechte und der nationalen Interessen wären, so wie hinwieder die aristokratischen Whigs-Cliquen: und bis zum Ausbruch des große» Krieges mit Frankreich waren es die Whigs, die gewöhn lich die Partei ausländischer Abenteuer- und Expansions. Politik nahmen, indes die Tories eher eine stärkere Neigung zum Frieden, zur Einschränkung und zum öko nomischen Fortschritt hatten. Politische Reform ist nie ein Monopol der Liberalen gewesen: und die soziale Re form hat ihre Vorkämpfer mindestens ebenso oft in den Reihen der Konservativen wie in denen ihrer Rivalen gefunden. Anderseits wurden die Konservativen, bis zum Ministerium Beaconsfields im Jahre 1874, nicht speziell mit der Aufrechterhaltung des Reiches identifi ziert: und im fünften und sechsten Jahrzehnt, unter Lord Derby und DiSrcMi selbst, waren sie weniger eifrige Schützer englischer Ansprüche auf dem Erdenrund, als die herrschende Abteilung der Liberalen unter Palmer ston." Indessen werden die englischen Konservativen vom Schlage des Herzogs von Devonshire von einer solchen Austilgung der Unterschiede nichts wissen wollen. Gladstones Persönlichkeit, Gladstones Agitation würde genügt haben, um ihre Behauptung, sie allein hätten stets im Sinne der altenglischen Institutionen, der Mon archie, des Oberhauses und der englischen Kirche, ge handelt, zu unterstützen. Auch die sozialen Neformpläne innerhalb des Konservatismus waren aus der Tradition zu erklären. Mr. Low, der selbst zu den gemäßigten Konservativen sich rechnet, möchte Anerkennung für ein großes Verdienst derer, die seine politischen Anschau ungen teilen. Er sagt: „Es ist wahr, daß im Verlaufe wenigstens eines Jahrhunderts die eine Partei enger mit dem Eigentum und den verbrieften Rechten in Heber- einstimmung war, als die andere. Wir waren nicht gänzlich von der Gefahr einer Schichtung nach Klassen frei: und manchmal schien es, daß wir wirklich in die „zwei Nationen" aus „Sibyl" zerfallen, und daß im einen Lager alle Habenden", im andern Lager alle „Nichthabenden" stehen sollten." In dem Antagonis mus, den Gladstones die Massen beunruhigende, sie den Parteiungen unterwerfende Wirksamkeit fand, sieht Low einen der Vorzüge des angelsächsischen Charakters, der mehr organischen Sinn hat, als der Charakter anderer europäischer Nationen. Der Autor der „Governaaee ok Lußlanck" will aus diesen Erwägungen, so britisch er sich auch geberdete, der Lebensfähigkeit der Staatsvcr- fassung günstig sich aussprechen: „Ihre Wachstumsmög- lichkeit, ihre rhythmische Biegsamkeit haben sie nicht ver lassen: und wir dürfen vertrauen, daß ihre ehrwürdigen Formen, ihre heilsamen Konventionen der zerreißenden Spannung sozialer Reorganisation in Zukunft standhal ten werden, so wie sie den Stößen und Stürmen poli tischer Tekonstruktion in der Vergangenheit wider- standen." Die Predigten des Mr. Sidney Low werden vielleicht unzeitgemäß scheinen: aber ihr Kleinmut in Einzelheiten, ihr Bestreben, den Prinzipien neue Festigkeit zu ver leihen, sind sehr zeitgemäß. Denn seit Chamber lains öffentlichen Bemühungen, die etwas brutaler sind als die innere Politik Gladstones, vor der Mr. Low sich bekreuzigt, geht im englischen Parteileben alles drun ter und drüber. Der unionistische Konvent in Southampton trug dazu bei. Denn dort erfolgte nicht das Verdammnisurteil gegen die Fiskalreformer, das Blätter wie der „Standard" ersehnt hatten, sondern das Hauptergebnis ist eine Resolution des Sir Henry Kimber, die statt der Zolltariffrage die Frage der Wahlreform traktiert. Sie beschwert sich über die zunehmende Ungleichheit in der parlamentarischen Ver tretung des Volkes und begehrt ein Gesetz, das „noch vor der Auflösung des jetzigen Paria- ments " diese Ungleichheit aus der Welt schafft. Die Forderung ist sehr geschickt: sie drückt alle Differenzen zwischen freihändlerischen und protektionistischen Partei gängern zu sekundären Differenzen herab und stellt eine „Plattform" her, die populär ist, ohne den großen Frak- tionen zu schaden. Bisher haben die Iren durch ihre uw Proportionelle Vertretung 30 Stimmen zu viel. Gelingt den Unionisten hier eine Korrektur, so ist die irische Home Rule entfernt, und die irischen Nationalisten, die ehedem gegen oder für alle großen Projekte ausgespielt wurden, werden -dann für die Frage der Fiskalreforni kaum in Betracht kommen. Irland hat heute 103 Parlamentsvertreter, Schottland, dessen Be völkerung fast ebenso groß ist als die irische, 72, London, das über 5 Millionen Einwohner gebietet, 62. Das Rezept gegen diese Ungleichheiten scll sein, daß ein ideeller Satz von 10 500 Wählern für je einen Abgeord neten normiert wird, und daß man eine Maximalgrenze von 15 000, eine Minimalgrenze von 5000 Wählern ein- richtet. Man hat kalkuliert, daß dann England neben den 30 irischen Sitzen auch 5 Sitze von Wales bekommen würde, daß cs mithin von 465 auf 500 Wähler stiege. Mehrere Projekte liegen vor. Mischen denen der Premierminister Balfour noch nicht gewählt hat; er hat noch Zeit, sich zu besinnen. Gute Aussichten winken ihm: die abstrakten Hausivächter der Unionsakte werden mit papierenen Gründen seiner nicht Herr werden. Eng lands und Londons Nutzen springt den Patrioten zu sehr in die Augen. Und die Balfour und Chamberlain ge winnen Zeit: vor dem Herbst 1906 sind, mit einer solchen Vorlage dazwischen, Neuwahlen nicht möglich. Die Gladstonianer träumten, die Verfassung Englands sei sakrosankt: aber sie haben sich geirrt, sie ist auch nur ein Altertum, das hier und da renoviert sein möchte. Der llukrtaitO i« Ziicsivrrtaftilrs. V«r Gsuveru«urtvechs«l. Für den Nachfolger LeutweinS, den jetzigen deutschen Generalkonsul v. Lipdcquist in Kapstadt, fordert die „K. Ztg.", natürlich unter Berücksichtigung der im Etat für die Kolonie auögeworfenen Mittel, für die Verwal tung TlldwestafrikaS unbeschränkte Vollmacht. Nur so könne der in der Kolonie herrschende und überaus schäd liche subalterne Geist wirksam bekämpft werden. Ter Gouverneur müsse auch Herr in der Kolonie sein, damit kein Dualismus zwischen Zivilverwaltung und Militär aufkomme, und er müsse selbst jetzt, wo noch eine größere Truppenmacht mit der Niederwerfung des Aufstandes zu tun hat, in den noch nicht beruhigten Gegenden jedenfalls soweit ein Wert mitzusprecl-en haben, wie es sich darum handelt, die Grundlage für die künftige Gestaltung der Dinge in Südwestafrika zu legen. Die Bedingungen für die Unterwerfung, die über kurz oder lang von den Aufständischen angeboten wird, und ihre Vollstreckung können nur durch den Gouverneur richtig er kannt und ausgeführt werden. Je schneller durch richtige militärische Maßregeln die aufrührerische Bewegung nieder geworfen wird, um so eher kann der Wiederaufbau beginnen, damit die Kolonie schließlich, und zwar vor allem durch berg männische Ausnutzung, dem Mutterland Nutzen bringt. Bei der Fortentwicklung der Kolonie tvcrdcn die reichen Er. fahrungcn, die der neue Gouverneur früher in der Kolonie und dann jahrelang als Generalkonsul in Kapstadt gesammelt har, rechten Nutzen bringen, ebenso wie seine persönlichen Be ziehungen zu den Beamten der englischen Nachbargebietc es ihm erleichtern werden, die Behandlung der an den Grenzen fluktuierenden Eingcborencnbevülkcrung oder der bei Ge legenheit von Verbrechen und Aufruhr die Grenze über schreitenden Farbigen in> die richtigen, beiden Nationen zu träglichen Bahnen zu leiten. Auch die Frage, ob cs jetzt aus Anlaß der in der Kolonie vorhandenen starken Kräfte ratsam ist, die Ovambofrage mir einem Angriffe auf den am Herero- aufstandc beteiligten Ovambostamm vorsorgcnd aufzurollcn, wird in erster Linie nach dem Rare des für die Zukunft des Landes verantwortlichen Gouverneurs zu entscheiden sein, schlüssig sollte man sich in dieser Frage allerdings bald wer den, damit ein Teil der jetzt wieder nach Tüdwesl geschickten Truppen, soweit ihre Verwendung im Süden nicht mehr er forderlich sein sollte, von Swakopmund aus gleich nach Norden in der Richtung auf Groorfontcin in Ndarsch gesetzt werden kann. Neues Leben wird uns auch, wenn die Erfolge des jetzigen Krieges gereift sind, aus den Ruinen der niederge brannten Farmen Deutsch-Südwcstafrikas in der Entwaffnung der Eingeborenen erblühen, deren Waffenbesitz für jede Kolonie die latente Gefahr des Aufruhrs in sich birgt, wenn der Staat nicht knausert bei der Ersetzung des den europäisckien Bewohnern der Kolonie ohne ihre Schuld entstandenen Schadens, und wenn ein Gouverneur, reich an Erfahrungen und tüchtigen Charaktereigenschaften, in der Kolonie waltet, der weiß, daß ihm seine vorgesetzte heimische Behörde in vollem Vertrauen bei seiner Verwaltung freie Hand läßt. Kolonien lassen sich nicht von dem grünen Tische der Wilhelmstraßc aus ver- walten, der Schwerpunkt der Verwaltung muß draußen in der Kolonie liegen. Was man aber von der Zentrale unserer Kolonialverwalrung verlangen kann, ist ein richtiger, durch keinerlei Rücksichten getrübter Blick und eine glückliche Hand in der Auswahl des leitenden Beamten in den Kolonien und ein. rücksichtsloses Vorgehen, falls diese Beamten den in sic ge setzten Hoffnungen und Erwartungen nicht entspreck-cn. Ein deutscher Gouverneur soll wissen, daß ihm ein schwierige» Werk obliegt, dessen Gelingen von den verschiedensten Faktoren abhängt. Aber er soll bei den Schwierigkeiten, die sich ihm entgegenstellcn, niemals ängstlich nach Berlin schauend die persönliche selbständige Verantwortung scheuen, sondern lieber, ivenn er in seine Tätigkeit mit oder ohne eigene Schuld scheitert, sich bescheiden mit dem Tröste: in msxnis voluisse sm est. Wenn das rheinische Blatt damit sagen will, daß die Verwaltung unserer Schutzgebiete mehr als bisher dezen tralisiert werden und an die Stelle der bisherigen Mili tärverwaltung eine solche durch Zivilbeamte treten soll, dann sind wir mit ihm unter der einen Voraussetzung einverstanden, daß das kaufmännische Element, auf dessen Mitwirkung vor allem zu rechnen ist, anch an der Verwaltung kräftig Anteil nehmen soll. Diejenigen, die irnsere Schutzgebiete dem deutschen Handel erschlossen haben, sind auch in erster Linie berufen zu dem Urteil, ivas dem neuen Gebiete frommt. Die Verteilung der deutschen Truppen. Aus den bisher vorliegenden Meldungen aus dem Gebiet d^s Hottentottenaufstandes gibt die „Nordd. Allg. Ztg." folgendes Bild von der Stellung der deutschen Truppen: General v. Trotha befindet sich seit dem 24. Ok tober in Windhuk. Tie 2. Ersatzkompagnie unter Haupt mann Krüger, die aus Windhuk nach dem Süden abgereist ist, war am 17. Oktober bereits südlich von Nchoboth, bei Kub und Kuis, und stand anfangs d. M. bei Packriom. Ihr gehört auch vielleicht Oberleutnant v. Brandt an, der niit 15 Gervehren in den ersten Tagen des Novembers Gideon erreicht hat. Zu welchem Truppenkörpcr die 60 Mann, die NomtsaS und die Mallahöhcn (vor dem 28. Oktober) besetzt haben, ge hören, ist unbekannt Die 7. Kompagnie des 2. Feld regiments, die von Gobabis anmarschierte, l)at Zoacha- nas bereits am 6. November besetzt. Von der von Oberst D e i m l i n g kommandierten Abteilung ist die 2. Komjxignie des Feldregiments Nr. 1 (Oberleutnant Ritter) vom 10. d. M. von Rehoboth nach Kub abge rückt: ihr sollte die halbe erste Batterie von Windhuk folgen. Die 4. Kompagnie des Feldregimcnts Nr. 2 und die 5. Batterie befinden sich, wie die heutige Mel dung besagt, ebenfalls schon auf deni Marsche von Wind- Huk nach Knb. Die 5 Kompagnie des Foldregiments Nr. 2 ist es wohl auch schon in Windhuk, wo ihr Ein treffer: bereits am 8. d. M. erwartet wurde. Im Süden hält Hauptmann v. Koppy Warmbad mit 80 Mann und 1 Gesckmtz besetzt, während Major Lembgcrkc am l-1. d. M. mit dem Detachement Fromm, 70 Mann und 2 Geschütze, nach Kcetmanshoop abzurücken gedachte, wo bereits 130 Mann und 2 Geschütze standen. Vie tage. Aus Johannesburg der „Köln. Ztg." zugehcnde Be richte versichern, daß dort veröffentlichte Berichte über Deutsch-Südwestafrika sehr wenig erfreulich verlauten. Die niit dem Lande vertrauten Afrikaner erwarten, daß die bisherige Kriegführung anfgegeben und keine wei teren Menschen- und Pferdeopfer bei der Verfolgung der Banden geopfert werden. Man müsse sich darauf be schränken, die Wasserstellen und Triften mit Blockhäusern zu besetzen und von jedem Zuzug abzusperren. Die nörd liche Grenze müßte beseht werden, um die Zufuhr von Waffen und Schießbedarf aus dem portugiesischen Ge biet zu verhindern. Heute schon müßte die Beschlag nahme des Grundbesitzes sämtlicher Aufständischer er folgen und mit der Ansiedelung weiterer Ackerbürger unter den» Sclnitze starkerMilitärposten begonnen werden. Die Strandung der „Edith Heyne". Ueber die Plünderung des Dampfers „Edith Heyne" an der Libcriaküste teilt die Reichspostverwaltung amt lich mit: Nack der Strandung des am 10. Oktober von Hamburg abgcoangenen Dampfers „Edith Hchnc" an der Libcriaküste ist die Postladung von Eingeborenen geraubt worden. Sic hat aus 570 gewöhnlichen Paketen. 301 Fcldpostpaketen, 3 Brief, säckcn des Marinepostburcaus und 13 anderen Brirfbeuteln bestanden. Demnach sind vermutlich als verloren zu bctrach- ten u. a. alle Briefscndungcn, die au» Berlin in der Zeit vom 5. Oktober mittags lau» Köln 10,45 abend») bi» zum 10. Lck- tober 6",34 vormittags abgegangen sind, und all« Pakete, die in Hamburg in der Zeit vom 1. Oktober abends bi» zum 10. Oktober mittags zur Weiterbeförderung vorgelegen haben; Briefscndungcn jedoch nur, sofern auf ihnen nicht die Leitung über Kapstadt vorgeschriebcn war. Die Direktion der Otawi-Gesellschaft teilt mit, daß durch die Strandung des Dampfers „Edith Heyne" eine Unterbrechung der Arbeiten an der Otawi-Eisenbahn nicht herbeigeführt werden wird, da die zur Fortsetzung des Baues erforderlichen Materialien, wie Schienen, Schwellen, eiserne Brücken usw. sich noch in so ausreichen der Menge auf der Baustrecke befinden, daß das für Ende des Jahres ursprünglich in Aussicht genommene Bauzicl erreicht werden kann. Der Ersatz des mit der „Edith Heyne" verlorenen Baumaterials ist eingeleitet. Es wird voraussichtlich noch im Laufe des nächsten Monats durch Extradampfer nach Swakopmund befördert werden, wo inzwisck>en alle Schritte getan werden, um die Löschung dieses Materials so schleunig wie möglich zu bewirken. lnnrbr««. Zu -en Venrsnstratiouen an -er wiener Universität. Tas Rektorat der Universität versendet ein Com- muniquä an die Blätter, welches besagt: Ein heutiges Abendblatt meldet, die Deputation slawischer Studenten erklärte dem Rektor, die slawischen Stu- deuten werden, wenn ihnen Satisfaktion für die Vorfälle oom Sonnabend verweigert würde, sich selbst Genug- tuung verschaffen, und cs werde zu Zusammenstößen kommen. Diese Mitteilung ist vollkommen aus der Luft gegriffen, offenbar lanziert, uni in die Studentenschaft, deren überwiegende Mehrzahl Ruhe, und Besonnenheit bewahrt, Unfrieden zu tragen. Im Gegenteile versickerte die Deputation ausdrücklich, daß die slawische Studentensctxrft den Verhetzungen der jüngsten Zeit gänzlich ferne stehe und alles daran setzen werde, den akademischen Frieden zu bewahren.. Vie Au-ienz Vr. Lrler» bei Vr. Aoerber. Ter Innsbrucker Gemeinderat wird nach der „Boh." am Mittwoch die Audienz des Bürgermeisters Dr. Erker beim Ministerpräsidenten Dr. Koerber zum Gegen stände einer Debatte machen. Die Behandlung Dr. Erler durch Dr. Koerbcr wird als Beleidigung der Stadt aufgefaßt. Italienischer Ministerrat. Dem Triester „Piccolo" wird aus Rom telegraphiert: Sonnabend abend fand ein zweistündiger Mi ni st e r r a t statt, der sich u. a. auch mit der in vielen Städten Italiens zu Tage tretenden Gärung wegen der Innsbrucker Vorfälle beschäftigte. Der Minister des Aeußeren Littoni teilte mit, er habe namens der italienischen Regierung die österreich-unga rische Negierung in sreundsclxntlicher Weise davon be nachrichtigt, daß die Innsbrucker Vorfälle in Italien einen lebhaften und peinlichen Eindruck hervorgcrufen haben. Er habe gleicktzcitig die österreichisch-ungarische Regierung ersucht, möglichst bald den bedauernswerten Zuständen ein Ende zu machen, um somehr, als in Innsbruck auch das Eigentum italienischer Staatsangehöriger geschädigt worden sei. rin«ntg«ltliche Vertretung -er italienischen Stu-enten. Der Tricntiner Bürgermeister, Advokat Dr. Silli l»at nach der „Boh." Schritte unternomnren, um ein Vcr- teidigerkollcaiilm aus Tricntiner Advokaten zu bilden, das die kostenlose R c ch t s v e r t r et u n g der in Innsbruck inhaftierten italienischen Studenten über- nehmen soll. Wie verlautet, wird die Untersuchung gegen die letzteren in den nächsten Tagen soweit vorge schritten sein, daß diese auf freien Fuß gesetzt werden können.
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