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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041112019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904111201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904111201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-12
- Monat1904-11
- Jahr1904
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VezugS-PretS 1« -er Hauptexpedition oder deren Ausgabe« stellen abgeholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustrlluna in« Hau« 8.75. Durch die Post bezogen str Deutsch« land u. Oesterreich vierteljährlich ^l 4.50, für die übrigen Länder laut ZrttunqsprrtSliste. Diese Nummer kostet auf allen Bahnhöfen und III I bet den ZeitungS-BerkSufern I * Redaktion und Expedtttom 153 Fernsprecher 222 JohanniSgasse 8. Filtalexpeditionen: Alfred Hahn, Buchhandlg.,Universität<str.8 (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen« straße 14 (Fernsprecher Nr. 293V) u. König-« Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marieostraße 34 (Fernsprecher AmtINr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: TarlDuncker, Herzgt.Bayr.Hofbuchbandlg„ Lützowstraße 10(FernjprecherAintVI Nr.4603). Morgen-Ausgabe. UchMrr TaMM Anzeiger. Amtsblatt ves Königliche« Land- und des Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates und des Volizeiamles der Htadt Leipzig. Anzeigen. PretS die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Rrdaktion-strtch (-gespalten) 7Ü nach den Familtennach- richten (6 gespalten) V0 Tabellarischer und Zissernsatz werden ent sprechend höher berechnet. Gebühren für Nachweisungen und Offerten, annahme 2b -H. Annahmeschlub für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgab«: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an dir Expedition zu richten. Extra-Beilagen (nur mit der Morgen. Ausgabe) »ach besonderer Bereinbarung. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. vr. «., R. L W. Kliokhardt). Nr. 577. Var Aichtlgrte vom rage. * Bei den gestrigen Stadtverordnetenwablen der ersten Abteilung siegte die vom Komitee der I. Abteilung aufgestellte Kandidatenliste. (S. auch Leipz. Angelegenheiten.) * Nach einer Meldung aus Hamburg, die in einigen Angaben noch der Aufklärung bedarf, ist der deutsche Dampfer »Edith Heine", mit Lokomotiven nach Swakopmund unterwegs, am 3. November an der westafrikanischen Küste u n l e r g e g a n g e n. (S. A. a. W.) * Der Präsident Roosevelt hat dem deutschen Kaiser für sein »freundliches persönliches Telegramm des Wohl wollens" telegraphisch gedankt. Auch der österreichische Kaiser beglückwünschte Roosevelt zu seinem »glänzenden Wahl siege". (S. Ausland.) * Nach einer Meldung aus Transbaikalien wird eine Versammlung der mongolischen Fürsten über Tibet und die Mongolei beraten. In Urya wird der Dalai Lama von mongolischen Beamten empfangen. (S. Ausland.) * Nach den »New Bork - Times" hätte Rußland bei den Verhandlungen über Hüll England freie Hand in Egypten geben und bas englisch»französische Abkommen anerkennen müssen. (S. russ-jap. Krieg.) * Än BogiSlaw wurde bei Meutereien russischer Reservisten ein Polizist getötet, vier Reservisten wurden erschossen. (S. russ.-jap. Krieg.) « „Marinttorgen." Mit der Entwicklung unsrer Handels- wie unserer Kriegsflotte hat leider die Entwicklung unserer nautischen Literatur nicht gleichen Schritt gehalten. Während sich im größten Secfahrerstaate der Welt, in England, eine umfassende und sachkundige nautische Schriftstellerei ent wickelt hat, fehlt es bei uns in Deutschland noch sehr an einer solchen. Der Grund liegt nicht allein darin, daß diejenigen die aus der Praxis das Seewesen kennen, meist mit der Feder nicht umzugehen wissen, während umgekehrt die berufsmäßigen Literaten schlechte Nautiker zu sein pflegen, sondern er liegt noch tiefer. Diejenigen, die zur schriftstellerischen Arbeit wenigstens aus dem Ge biet der Kriegsmarine berufen wären, auch die nötige Muße dazu haben, unsere Marineoffiziere a. D., haben vielfach eine gewisse Scheu vor der literarischen Betä tigung. Man kann es verstehen, denn häufig hat man es erlebt, daß vom „blauen Brief" betroffene Offiziere ihrem Aerger auf schriftstellerischem Wege Raum gegeben haben und so im Publikum die Meinung verbreiten halfen, der zur Feder»greifende Offizier müsseein „Malkontenter" sein. Dies führte dann vielfach auch dazu, sachlich und sachverständig urteilenden Kritikern den Mund zu ver- schließen, was im Interesse einer gesunden Entwicklung unseres Seewesens nur zu bedauern ist. Ganz entschieden zur Gruppe der „Unzufriedenen" zu rechnen ist aber der Verfasser einer soeben bei C. A. Schwetschke L Sohn in Berlin erschienenen Schrift „M a r i n e s o r g e n", der Kapitän-Leutnant a. D. Ru st. Ter Herr ist bereits seit 15 Jahren nicht mehr aktiv, und was das speziell im seemännischen Beruf heißt, das weiß jeder zu beurteilen, der nur einigermaßen aus eigener Anschauung Kenntnis vom Seewesen gewonnen hat. Das zeigt sich insbesondere auch bei den Forderungen, die der Verfasser als Grundzllge seines revidierten Flottenprogramms aufstellt. Als solche gibt er selbst auf S. 131 ff. seiner Schrift folgende an: Ter Bau schwerfälligerLinienschiffeist nicht mehr gerechtfertigt. Dagegen ist der Bau schneller gepanzerter Schiffe, die zu den Typen der Panzerkreuzer gehören, in die Wege zu leiten. Tie Forderungen für weitere „geschützte Kreu- zer" sind abzulehnen, da diese Schiffe einer überholten Technik angehören. Dagegen sind die durchaus für den Aufklärungsdienst nötigen nichtgepanzer ten Fahrzeuge in möglichst beschränkter Zahl zu halten und müssen hochgeschraubte Fahrgeschwindig keiten aufweisen. Der Bau von Hochseetorpedo. booten ist zu forzieren. Unterseeboote sind unverzüglich zu beschaffen und ein Spezialpersonal für diese Waffe zu organisieren. Der außerordentliche Etat für Neubauten und für Ankäufe hat sich grund sätzlich in der Grenze von rund 100 Millionen Mark jährlich zu halten, wie bisher. Der Haus haltsetat für die Marine wird durch jährlicheBe- willigung festgesetzt. Die Bauten sind im Vor anschläge durch eine geeignete Kommission technisch zu prüfen. Das Programm hat nur die Bedeutung einer Resolution; weder die Marinevcrwaltung noch die Volksvertretung dürfen auf lange Zeit hinaus durch Gesetz gebunden werden. Das klingt sehr verlockend, und bei der — Gott sei- geklagt! — in Deutschland so weit verbreiteten Urteils losigkeit in Marine-Angelegenheiten wird eS in denkbar kür-ester Zeit wett und breit nachgebetet werden, indem Sonnabend den 12. November 1904. 98. Jahrgang. man sich womöglich noch auf die Autorität eines deutschen inaktiven Marineoffiziers beruft. Um so mehr ist es Pflicht der ernsten deutschen Presse, solchen Ausstreuungen, die sich noch dazu mit dem Schein der Sachverständigkeit umgeben, kräftig entgegenzu treten und die in der Schrift aufgestellten Behauptungen auf ihren wahren Wert zurllckzuführen. Gewiß hat uns der russisch-japanische Krieg manch wichtigen und bs-1 herzigenswerten Fingerzeig für den Kampf zur See ge geben, aber nicht Len geringsten Anhalt dafür, daß das Linienschiff, wie Herr Rust meint, wirklich ein für alle mal abgetan ist. Denn das Urteil des Herrn Kapitän leutnants a. D. gründet sich auch nicht in einem einzigen Falle auf eine treffende, scharfe Darstellung von kriege rischen Vorgängen der letzten Zeit. WaS in diesem Krieg wirklich erreicht wurde, ist doch durch die von Herrn Rust so arg schlecht gemachten Linienschiffe erreicht worden! Was haben dagegen die Torpedofahrzeuge für Er folge gehabt, für die Rust mit allem Nachdruck eintritt? Herzlich wenig! Kein einziges der russischen oder japa- nischen Kriegsschiffe ist durch Torpedos wirklich ver nichtet worden. „Warjag" und „Korjetz" sind, wie der Verfasser selbst auf S. 29 sagt, durch Artilleriefeuer schwer beschädigt und dann von der eigenen Besatzung versenkt worden. Schwer beschädigt wurden die Panzer „Zesarewitsch", „Retwisan", und der Kreuzer „Palläda", sowie einige Tage darauf der Kreuzer „Boya- rin". Bei „Bogatyr", „Novik" und „Rurik" war da gegen nicht die Torpedowasfe, sondern die Artillerie der Feind, der sie niederwarf, und „Petropawlowsk" fiel, wie Rust auf S. 33 selbst sagt, einer Streumine zum Opfer. Und ferner: haben wir denn etwa im Bau von Torpedobooten nachgelassen, oder sind wir denn durch das (mit Recht als der Erweiterung bedürftige) Flottengesetz vom 14. Juni 1900 im Bau solcher Boote irgendwie be schränkt? Ganz im Gegenteil! Unsere Schichau- und Germania-Boote haben alle technischen Neuerungen er- halten und stehen durchaus auf der Höhe der Zeit. Und ivas ihre Zahl betrifft, so ist diese durch das Flottengesetz von 1900 in keiner Weise festgelegt, sondern wird vor: Jahr zu Jahr durch den Etat bestimmt. Tie Unterseeboote endlich, die einen so eifrigen Für sprecher an Herrn Rust finden, haben überhaupt noch keine praktische Probe im Ernstfälle abgelegt, ihre Ver wendbarkeit ist also durchaus problematisch. Daß man gleichwohl den Fortschritten der Technik in Bezug auf den Bau solcher Boote bei uns aufmerksam folgt, beweisen die wiederholten Probefahrten solcher Boote in der Eckernförder Bucht. Wenn diese auch einstweilen noch für Rechnung der Kieler Germaniawerft vorgenommen wurden, so weiß doch jeder, daß die deutsche Marine verwaltung über den Ausfall der Fahrten genau unter richtet wird. Auch wird das Unterseeboot in seiner Wirkung vielfach überschätzt, insofern als man vergißt, daß es nur in der Nähe der Küste verwendbar ist oder — technisch gesprochen — einen geringen Aktionsradius hat, und daß zudem das Wasser vor unseren Fluß mündungen nicht besonders sichtig, sondern verhältnis mäßig „muddig" ist. Alles in allem: gegen den beschleunigten Bau von Hochseetorpedobooten ist nichts einzuwenden, im übrigen aber hätte Herr Rust besser getan, nur den positiven Teil seiner Schrift zu veröffentlichen, statt durch ihren nega tiven Inhalt in weiten Kreisen Unsicherheit und Ver wirrung zu erzeugen. Daß sich auch bei einem Marine offizier Schärfe der Kritik mit Treffsicherheit des Ur teils vereinen läßt, zeigt ihm doch sein ehemaliger Ka merad Graf Reventlow, der absolut kein Blatt vor den Mund nimmt, sich aber gerade durch die sachliche Schärfe seiner Kritik zu einem der mit Recht angesehensten deut schen Marine-Schriftsteller gemacht hat. Und wenn wir aus der Schrift Rusts noch eine Lehre entnehmen können, so ist es die: Schlachtschiffe, Panzerkreuzer und die nötige Zahl Torpodofahrzeuge bauen. Ten Kern einer Flotte muß aber nach wie vor ein modernes Schlachtschiff geschwader bilden l vr. ?. ver sttiktana in Ziiamrtattüra. ReNgiSser Wahnsinn al» Ursache -e» WHbet-Anssian-e». Wie Gouverneuer Leutwein aus Rehobot telegraphiert, bat er einen Brief Hendrik Witbois erhalten, worin dieser nähere Angaben über die Ursachen des Witboi-Auf- standeS macht und worin eS u. a. nach einigen religiösen Wendungen wörtlich heißt: „So hat jetzt Gott an dern Himmel den Vertrag gebrochen." Dann bittet Hendrik seine gefangenen Leute srnzulaffen, weil sie unschuldig an seinen Werken seien. Die Hauptursache de-Aufstandes ist nach LeutweinS Ansicht fraglos religiöser Wahnsinn, hervorgerusen durch einen Propheten der Kapkolonie, der sich mr äthiopischen Kirche rechnet und der Mitte diese» Jahre- ein« Zeit lang in Windhuk in Haft gehalten worden ist. Ankündigung v«n L«ut««in» Rücktritt. Der „Reichsbote" meldet: Al« Gouverneur für Süd- westafrika wird wieder Herr von Lindequist genannt, doch ist nach unseren Informationen überhaupt noch nicht- ent schieden, nicht einmal ist eine Entscheidung über einen Rück tritt LeutweinS getroffen. ver ruttitcb-lapanirc-e Weg. Deksrierungen in Suwalki. Nach einem Telegramm aus Königsberg i. Preußen hat der Zar dem kommandierenden General v. d. Goltz den St. Annen-Orden I. Klasse mit Stern und dem Ober- präsieenlen v. Moltke den Stanislaus-Orden I. Klaffe mit Stern verlieben. Es sind dies Auszeichnungen, die etwa dem preußischen Kronenorden I. Klasse entsprechen. Die augeblicheu deutschen Warnungen. Der Berliner Berichterstatter des „Daily Graphic" schreibt seinem Blatt, er könnte auf Erkundigungen an maßgebendster Stelle die von Paris über London ver- breiteten Gerüchte von den sogenannten deutschen Warnungen an Rußland für falsch erklären. Er gibt den Bescheid seines hervorragenden Gewährsmannes wie folgt wieder: Seit einiger Zeit ist es, wenn internationale Schwierigkeiten auftauchen, für gewisse politische Monomanen zum Grundsatz ge- worden; Lkerobor I'^llomanä. Gleichviel, was für eine Verwick lung es ist — sie mag in China oder Island oder vielleicht auch auf dem Monde sein —, alles wird gleichermaßen erklärt durch die Theorie von dem deutschen Ränkespiel. Hier haben Sie z. B den bedauerlichen Zwischenfall in der Nordsee, wobei britische Fischerfahrzeuge von russischen Kriegsschiffen beschaffen wor den sind. Der Fall erscheint einfach genug, aber er ist zu einfach für Ihre Landsleute, die an der Deutschenangst leiden. Hinter dem Admiral Roschtjestwensky steckt der deutsche Mephistopheles und was der tapfere Admiral zu sehen glaubte, wurde ihm zuerst von dem teutonischen Teufel ins Ohr geflüstert. Man muß indes, um gerecht zu sein, zugeben, daß diese An schauung nicht in England selbst aufgekommen ist. Diese Aus legung kam zuerst aus Paris uud Petersburg mit dem offenbaren Zweck, den Unwillen Englands von seinem russischen Ziel auf den ihm mehr zusagenden Prügelknaben Deutschland abzulenken. So wird Lbr dcutschenfeindlicher Wahn von festländischen Ränkeschmieden benutzt, Sie hinters Licht zu führen. In Wahrheit ist niemals eine Warnung irgend welcher Art von hier nach Petersburg gesandt worden, die sich auf die Möglichkeit japanischer An- griffe auf das Baltische Geschwader in den nordischen Gewässern bezog. Wir haben im Gegenteil aus Rußland selbst zuerst von diesen Befürchtungen gehört. Schon vor Monaten erhielten wir Mit teilung von den Berichten, die einige leichtgläubige Marine-Attachss nach Petersburg gesandt hatten, und es wurde uns sehr deutlich nahegelegt, unter diesen Umständen der Baltischen Flotte die Durchfahrt durch den Kaiser Wilhelm-Kanal zu ge- statten. Nun lehnten wir, wie Sie wissen, dies ab, und unsere Weigerung verschnupfte in Petersburg sehr. Aber was konnten wir tun? Ter Kaiser ist von Anfang an entschlossen ge wesen, unsere Neutralitätspflichteu buchstäblich genau zu erfüllen, und unter diesen Umständen waren wir genötigt, den Kanal zu sperren. Indessen wird die Wahrheit bald ans Licht kommen. Rußland wird der internationalen Untersuchungskom mission sein Beweismaterial unterbreiten und es wird dann vielleicht jedem der Kommissare möglich sein, nach diesen Quellen zu forschen. Lin englischer Profit -nrch Hnll. Der Berliner Korrespondent der „New Bork Times" stellt dem „B. T." folgende Meldung seines Blattes zur Ver fügung: „Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, hat England, als es sich bereit erklärte, die Hüller Affäre einer internationalen Kommission zu unterbreiten, bestimmte Zusicherungen von Rußland erhalten, daß England freie Hand in Egypten haben solle. Diese Nachricht ist von großem Interesse, da Rußland bisher niemals formell da- anglo- französische Abkommen anerkannt hat." Eine solche Heim lichkeit wäre dem Charakter aller friedlichen Eroberungen Englands gemäß. Die ewigen Torpedoboote. Aus Kreta wird abermals eine Aeußerung eines ehemaligen deutschen Artillerieoffiziers berichtet, der sich bei der vort ein getroffenen russischen Ostseeslotte befindet und mit dem Aufslellen von Apparaten ver drahtlosen Telegraphie beschäftigt ist. Der Offizier erklärte englischen Korrespondenten gegen- über, er selbst habe unter den Fischerbooten der Nordsee in der verhängnisvollen Nacht Torpedoboote gesehen und ge hört, wie ein Torpedo gegen die russischen Kriegsschiffe ab- geseuert wurde. Die Torpedos seien offenbar von ichwedischem Typus gewesen. Die Behauptung ist an Hartnäckigkeit nicht zu übertreffen. Von der Front. Der General Ssacharow meldet dem Generalstab am 10. November: In der Nacht zum 9. d. M. überfielen unsere Freiwilligen auf unserem linken Flügel einen japanischen Posten, der au- sieben abgesessenen Dragonern bestand. Drei Dragoner wurden getötet. Am 9. d. M. unternahmen drei Patrouillen auf unserem rechten Flügel eine kühne Re kognoszierung der Stellung der feindlichen Vorhut abteilungen in der Richtung auf Sandepu. Die feindlichen Wachtposten flohen eiligst, da die Patrouillen ganz uner wartet und sehr schnell beransprengten. Die Patrouillen erreichten Sandepu, stellten daselbst die Anweien- beit bedeutender japanischer Streitkräfte fest und kehrten ohne Verluste zurück. Gleichzeitig machten zwei japanische Kompagnien den Versuch, die halbe Sotnie aus dem Dorf Erthaist zu vertreiben. Die Kompagnien hatten das Dorf schon erreicht, al« unsere aus Sandepu zurückkehrenden Patrouillen im Rücken der beiden Kompagnien erschienen. Das plötzliche Erscheinen der Kosaken veranlaßte den Feind, den Versuch, sich de- Dorfe« Erthaisi zu bemächtigen, aufzugebrn und sich zurückzuziehen. Nach Depeschen au- Mulden herrscht, abgesehen von Einzelkämpfen der Bortruppen und gelegentlichem Artilleriefeuer, auf der ganzen Front Ruhr. Die Japaner erlauben sich öfter kleine Scherze; sobald die russischen Schüsse fehl gehen, deuten sie die- durch Zeichen an. Von Port Arthur. AuS Tschifu wird gemeldet: Die Japaner setzten die An griffe aus die nördlichen Forts fort. Ein Fort auf der Straße nach Dalny wurde beschädigt und ein Geschütz demo liert. Die Schutzwehr des Sungschuschan-Forts wurde durch Granaten zertrümmert und dabei die kalbe Besatzung, 160 Mann, getötet. Nach anderen Berichten wurde ein ganzes russisches Regiment vernichtet. Die Japaner erwarten jeden Moment einen neuen Ausbruch der russischen Flotte. Die Meutereien -er Reservisten. In BogiSlaw demolierten russische Reservisten die Branntweinmonopolläden und plünderten die Ge schäfte, wobei ein Polizist getötet wurde. Da- zur Hilfe abkommandierte Militär machte von der Waffe Gebrauch, wobei vier Mann erschossen wurden. Deutsches iZeich. Leipzig, 11. November. * Zur Ermordung »eS sächsischen Ingenieurs Fleischer in Afghanistan wird dem Bureau Reuter mitgeteilt, daß nach den letzten Briefen, die in London von Herrn Fleischer, dem Vorsteher der Geschützfabrik deS Emir-, eingingen, dieser im Begriff stand, nach Peschawar abzureisen, um seine Familie nach Kabul zurückzuholen. Herr Fleischer kam zuerst vor 6 Jahren aus der Kruppschen Fabrik nach der afghanischen Hauptstadt. Er stammt aus Loschwitz bei Dresden und ist der Sohn eines lutherischen Geistlichen. Nachdem ihm der Emir ein Geschenk von 60 000 Rupien gemacht hatte, kehrte er nach Deutschland zurück, heiratete und nahm seine Frau mit nach Afghanistan. Weihnachten 1902 verließ Frau Fleischer mit ihren beiden Kindern aus Geiundheitsrücksichten Kabul, um sich nach Indien zu begeben. Sie wurde auf Veranlassung des Emirs von Mrs. Daly, der Doktorin der afghanischen Regierung, geleitet. Herr Fleischer war Anfang dieses Jahres in Indien, und es wurde ihm eindringlich klar gemacht, welche Gefahren eine Rückkehr nach Afghanistan mit sich bringe. Er ant wortete, daß seiner Ansicht nach das Land nicht in so unge ordneten Zuständen sei, und entschloß sich, zurückzukehren. Bei seiner letzten Reise von Kabul nach Indien äußerte er sich besorgt über die Verhältnisse deS Weges und sagte, er fühle sich nicht eher sicher, als bis er bei Luudi Kotal die Grenze erreicht habe. Man redete ihm wieder zu, nicht zu rückzukehren und zwar vor allen Dingen nicht mit seiner Familie. Er glaubte als Deutscher sicherer zu sein als ein Engländer. In einem vom 19. September datierten Briefe aus Kabul sagt Herr Fleischer: »Ich kam Ende Mai nach Kabul zurück. Das Wetter war unterwegs sehr heiß. Ich traf Major Bird — ein Oberstabsarzt, der vom Bizekönig dem Emir zugeschickt worden war — zwischen Ielahabad und Dakka. Se. Hoheit hatte die Absicht, einen wirklichen Arzt, einen weiblichen Arzt und einige Hospital-Assistenten zu engagieren. Diese sind aber noch nicht eingetroffen. Ich glaube, daß die Verzögerung Schuld des afghanischen Ver treters ist. Vor zwei Tagen sagte mir der Emir, daß die Doktoren definitiv engagiert worden seien. Wenn meine Familie diesen Herbst herauskommt, so werde ich versuchen, sie von Bombay oder wenigstens von Peschawar abzuholen." * Dem Dresdner Fall Ackermann, in dem nur Partei fanatismus eine politische Angelegenheit zu sehen vermochte, gewinnt die „Kreuzztg." nun doch eine echte politische Seite ab, indem sie schreibt: „Ein überaus widerspruchsvolles Ver halten zeigt die demokratische Presse gegenüber dem Falle des Dr. Ackermann in Dresden. Unter den Verfehlungen, welche diesem zur Last gelegt werden, wird auch das unnatür liche Laster erwähnt, das in ß 175 deS Strafgesetzbuchs mit Gefängnis und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte bedroht wird. Wenn er schuldig ist, so wird ihn auch die Strenge des Gesetzes treffen müssen. Ader schwer verständlich ist eS, daß die demokratische Presse gerade im Hinblick auf das hier in Betracht kommende Vergehen ihn als den Abschaum der Menschheit darzustellen bemüht ist, denn bei ihr haben die Bestrebungen einer sich „wissenschaft lich-humanitär" nennenden Vereinigung, welche die unter den tz 175 fallenden Personen als unschuldige Opfer ihrer Natur anlagen und als durchaus harmlose Leute hinstellen will und deshalb die Beseitigung jener Strafbestimmungen anstrebt, rege Förderung gefunden". — Man wird dem Blatte in dieser Festnagelung einer Moral mit doppeltem Boden Recht geben müssen. * Berlin, 11. November. * Zu de» tzeutsch - österreichischen HandclSdertragSver- handluiigcn. Zum Stande der Handelsvertragsoerband lungen mit Oesterreich-Ungarn hat sich Graf PosadowSky zu einem Mitarbeiter deS „Ujhag" dahin ausgesprochen: die deutsche Regierung sei sich klar darüber, daß da- ungarische Parlament nur dann die derzeitigen Verhandlungen gutbeißen könne, wenn der Ausgleich zwischen Oesterreich und Ungarn angenommen sei. Die derzeitigen Bestimmungen besäßen nur bedingungsweisen Wert. Daß unbesiegbare Hindernisse be stehen, sei Uebertreibung, der Gerstenzoll bereite kaum Schwierigkeiten, wie er überhaupt von den Verhandlungen nur Gutes erwarte. Graf PvsadowSky ersuchte heute telegraphisch um Entsendung eines weiteren Fachreferenten au- dem Berliner Auswärtigen Amt für die Handelsvertrag-Verhand lungen in Wien. * «ns -er «analk-mmisfion. Entsprechend dem von der Kanalkommission ausgestellten Arbeit-Programm hatte sich diese in ihrer heutigen Sitzung zuerst mit den Verbesserungen am Dortmund-Em-kanal südlich und nördlich von Beverzen zu beschäftigen. Der Referent betonte, daß der Dortmund- Em-kanal von Anfang an al- Teilstrecke de- Rhrin-Leine- KanalS gedacht und als solche im Gesetz bezeichnet worden sei. Emden habe daher kein Recht, Kompensationen jetzt zu verlangen, da der vollständige Kanal gebaut werde, v. Hagen (Zentrum) begründet seinen schon früher gestellten An- trag inbrzug auf di« Brgraviguog der Sm«, v«
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