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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041111017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904111101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904111101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-11
- Monat1904-11
- Jahr1904
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BezuflS-PretS K» der Hauptexpeditton oder deren Ausgabo- strllrn abgeholt: vierteljährliches.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau» e 3.7b. Durch die Post bezogeo für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich e 4.50, für die übrigen Länder laut ZrttunqSprrisliste. Diese Rümmer kostet auf allen Bahnhöfen und III ^Itz I bei den ZeitungS-Berkäufrrn Redaktion und Expedition: IbS Fernsprecher 2L2 Johanni-gasse 8. Filialexpedttionen: Alfred Hahn, Buchhandlg.,Universität«str.S (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen- ilraße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. König-- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 750b). Haupt-Filiale Dresden: Marienstrahe34(Fernsprecher Amt INr. 1713), Haupt-Filiale Berlin: TarlDuncker, Herz^l.Bahr.Hofbuchbandlg„ Lützowstraße 10(FernsprecherAmtV1 Nr.4603). Nr. 575. Morgen-Ausgabe. UeiWM TaMaü Anzeiger. Amtsblatt des Hönlgkichen Land- und des H'öniglichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Freitag den 11. November 1904. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem RedaktionSstrtch (4 gespalten) 7b nach den Famtliemrach- richten (6 gespalten) bO Dabellarischer und Ziffrrnsatz werden ent sprechend höher berechnet. Gebühren für Nachweisungen und Offerten annahme Lb >4- Snnahmeschlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgeu-Au«gabr: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Extra-Beilagen (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Polz in Leipzig (Inh. l)r. B., R. L W. Slinkbardt). 88. Jahrgang. vsr Mcdkigrte vom Lage. * Im Bereich des Bayerischen Bahnhofs zu Leipzig entgleistc gestern nachmittag ein Güter zug. Drei Beamte wurden verletzt. (S. Leipz. Angel.) * Der in Afghanistan ermordete Direktor der Waffen fabrik des Emirs, Ingenieur Fleischer, war säch sischer Staatsangehöriger und stammte aus Loschwitz bei Dresden. (S. Dtsch. Reich.) * Königin-Witwe Carola von Sachsen wurde am Mittwoch vom Kaiserpaar empfangen. * Wegen des andauernd ungünstigen Standes der Reichsfinanzen ist die Regierung fest entschlossen, im nächsten Jahre eine umfassende Reichsfinanz- resorm durchzuführen. * Der Bundesrat überwies dielippische An- gelegen h eit am Donnerstag den zuständigen Aus- schlissen. (S. Dtsch. Reich.) * Bei dem Unwetter inWien kam ein« große Anzahl Personen schwer zu Schaden. * In Triest haben italienische Kund gebungen stattgefunden, wobei 12 Personen verletzt, 11 verhaftet wurden. Baden und Hessen verweigern den Oberrealschülern auch den Zugang zum Staatsbau- und Maschinenbausach. Zum höheren Forstfach werden Oberrealschüler nicht zugelassen in Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, beiden Mecklenburg, Sachsen-Weimar, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg und Schwarzburg-Rudolstadt. Das höhere Bergfach ist in Baden nur Gymnasialabiturienten zugänglich, Bayern, die drei sächsischen Herzogtümer, beide !keuß und beide Lippe verschließen es den Oberreal, chülern. Diese Ungleichheiten auf dem Gebiete des Berech tigungswesens haben natürlich für viele empfindliche Nachteile im Gefolge, und sie zeitigen auch recht wider innige Zustände. So können preußische und württem- bergische Realabiturienten an den Landcsuniversitäten in Bayern, Sachsen, Baden, Hessen usw. die Rechte studieren, den Realabiturienten dieser Länder ist es dagegen ver- agt, und sie werden auch an den preußischen und wllrt- embergischcn Universitäten zum Rechtsstudium nicht zu gelassen. In allen größeren Städten des Großherzog- ums Hessen hat sich daher ein „Verein für die Gleichste!- lung der höheren Schulen" gebildet, und auch in anderen -wutschen Staaten macht sich eine auf dasselbe Ziel gerich- tete Bewegung mehr oder weniger lebhaft bemerkbar. Dies haben insbesondere auch die letzten Landtagsver- Handlungen in Sachsen und Bayern recht deutlich be wiesen. K. * Die amerikanische Marineverwal- tung fordert vom nach st en Kongreß die Ermäch tigung zum Bau von 3 Schlachtschiffen, 5 Kreu- zern, 6 Torpedobootszerstörern, 6 Torpedobooten: die Gesamtkosten werden über 173 Millionen Mark betragen. * Nach einem unbestätigten Gerücht aus Tokio soll General Stössel die Japaner um einen Waffen stillstand ersucht haben; jeder Aufschluß über den angeblichen Zweck fehlt. (S. Russ.-jap. Krieg.) Vie Berechtigungen Oer böderrn Lebranrtalien. Eine vom Realgymnasialdirektor Tr. Steinbart, Duisburg, in der „Zeitschrift für lateinische höhere Schulen" veröffentlichte „Tabellarische Uebersicht der Be- rechtigungen in den einzelnen deutschen Staaten" veran schaulicht recht eindringlich die auf diesem Gebiete be stehenden Ungleichheiten. Die Gleichstellung der höheren Lehranstalten, Gymnasien, Realgymnasien und Oberreal schulen, welch letztere in Sachsen nicht vorhanden sind und in Bayern einen gewissen Ersatz in den Industrieschulen finden, ist nach dem Vorgänge Preußens bisher nur in drei andern deutschen Staaten erfolgt, in Waldeck, Anhalt und in Schwarzburg.Sondershausen. Tas Studium der Theologie ist in allen deutschen Staaten nur vom Gymnasium aus zugänglich und vom Studium der Medizin sind die Abiturienten der Ober realschulen Lurch die für das ganze Reich gültige Prü fungsordnung für Aerzte vom 28. Mai 1901 vorläufig noch ausgeschlossen. Gleichgestellt sind die höheren Lehr anstalten, in Bayern Mittelschulen genannt, in allen deut schen Bundesstaaten in Bezug auf das Studium der Tier arzneikunde, des Schiffsbaues und des Marinebaufachs, sowie darin, daß das Reifezeugnis einer jeden solchen An- stalt dessen Inhaber von der Ablegung der Fähnrichs prüfung und der Seekadettenprllfung befreit. Zum Ein- tritt in den höheren Post- und Telegraphendienst sind in Bayern nur Gymnasialabiturienten, in Württemberg neben diesen auch Realgymnasialabiturienten berechtigt. Tie juristische Laufbahn ist den Abiturienten der Real gymnasien und der Obcrrealschulen verschlossen in Bayern, Sachsen, Baden, Hessen, beiden Mecklenburg, Sachs en-Wei mar, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen- Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Koburg und Gotha, Schwarzburg-Rudolstadt, beiden Reuß, beiden Lippe, Lübeck. Bremen, Hamburg und Elsaß-Lothringen. Württemberg hat seinen Realgymnasialabiturienten den Zugang zur juristischen Laufbahn eröffnet. Das Lehrfach der Altphilologie und Geschichte ist in Preußen, Sachsen- Weimar, Sachscn-Koburg und Gotha, Schwarzburg- Rudolstadt, Schwarzburg - Sondershausen, Waldeck, Lübeck, Bremen, Hamburg- und Elsaß-Lothringen den Abiturienten aller höheren Lehranstalten zugänglich, in den übrigen Staaten dagegen nur den Gymnasialabt- turientcn. Vom Lehrfach der neuen Sprachen sind die Abiturienten der Oberrealschulen ausgeschlossen tn Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, beiden Mecklenburg, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen- Meiningen, Sachsen-Altenburg, beiden Reuß und beiden Lippe. Der Zugang zum Lehrfach der Mathematik und Naturwissenschaften ist bin Abiturienten der Lberreal- schulen versagt in beiden Mecklenburg, Sachsen- Meiningen, Sachsen-Altenburg, beiden Reuß und beiden Lippe. Diese Staaten und außerdem Bayern, Sachsen, Vie amrrstrrnircde plSriaentrckMrivadl. Vorbereiteeng arrf die zweite Aera. Eine Reuterdepesche au» Washington, 11. November, meldet: Die Marineverwaltuna wird von dem nächsten Kongreß die Ermächtigung zum Bau von drei Schlacht- chisfea, fünf Kreuzern, sechs Torpedobootszerstörer, echs Torpedobooten u>e» zwei Kohlenschisfcn verlangen.. D,e kosten werden auf 41 300 000 Dollars veranschlaHt. — Es ist dies eine so außerordentliche Erhöhung des MarmebudgetS, daß dadurch die Friedenskonferenzen des wieder gewählten Präsidenten in eine noch abenteuerlichere Beleuchtung kommen, al« sie vorher hatten. Frankreich rend Asasevelt» Schieösrkchter- Politik. Im Pariser Ministerium de« Aeußern zeigte man sich von Roosevelts Wahl befriedigt, weil dessen Programm, wie dem „Hamb. Corresp." geschrieben wird, soweit darüber Berichte deS Botschafters Iusserand vorliegen, Frankreichs besondere Interessensphären nicht zu berühren scheint. In einem Punkte wurde man sich :m Auswärtigen Amt mit der Wahlpolitik Roosevelt» allerdings nicht befreunden können, alls nämlich der Präsident dank seinem nunmehr noch erhöbten Prestige auf den jüngst fast schüchtern gemachten Schiedsgerichtsvorschlag betreffs des russisch-japanischen lrieges zurückkommen sollte. Diese Möglichkeit besteht, wir man zu wißen glaubt, tatsächlich, unv man erwartet noch vor Ende dieses Jahres eine neue Initiative der Washingtoner Regierung, die diesmal von ihren Botschaftern positive Ant worten über die Stellung der Mächte zur Friedensfrage verlangen werde. Dann wäre auch da« Marinedepartemenl zur Ausarbeitung der Vorschläge wohl heranzuziehen; die Sache bekäme dann wenigstens einen Sinn. vek wrrircd-iapanirche Weg. Ansslsche prLnrien. Wie nach der „M. Z." dem „Standard" aus Peters burg telegraphiert wird, beschloß die russische Negierung, im Auslande Belohnungen für alle Meldungen über den Aufenthalt verdächtiger Schiffe in der Nordsee oder für Mitteilung sonstiger Tatsachen, die mit dem Hüller Zwischenfall im Zusammenhang stehen, auszusetzen. Man will RoschdjestwenSkyS Antwort ge treu sein. Stössel al» Petent nm Waffenstillstand. Nach einem Telegramm aus Tokio verlautet, Gene ral Stössel habe die Japaner um einen Waffenstill stand ersucht: zu welchem Zwecke, wird nicht angegeben. Eine Bestätigung fehlt bisher, doch „hofft" man in Japan. General Stössel werde kapitulieren, be vor die eigentliche Stadt eingenommen ist. Auf diese Hoffnung ist wohl alle» zuriickzufllhren. * Tschifu, 10. November. (Reuter.) Nach Aussagen von Chinesen kostet den Japanern die Erstürmung des Fort» Jtzeschan große Verluste. Am morgen deS 5. und 6. d. M. wurden heftige Anstürme unternommen, se- doch zurückgeschlagen. Während des zweiten Ansturmes flog eine Granate von Palitschwang über die anderen Hügel in da« Fort Jtzeschan, zerstörte die Kon trollstation der Landminen und verursachte eine Minenexplosion. Die Russen, die die Lauf gräben am Rande de» minierten Teiles innehatten, ver loren 600 bis 700 Tote und Verwundete. Die Japaner hatten die Stell« noch nicht erreicht und ent kamen ohne Verlust«. Dis Japaner rückten an beiden Lagen in voller Stärke vor, wie ihnen nur das Terrain gestattete, halten aber lange Strecken unter dem Feuer der russischen Maschinengewehre zurückzulegen, wodurch ihre Reihen stark gelichtet wurden. , „Daily Expreß" erfährt aus Tschifu vom 9. No vember: Die Japaner, die Port Arthur belagern, kcn- (cntrieren ihren Angriff nunmehr aus die Forts Liao- tjschan und am Goldenen Berge. Sine Dschunke, die Port Arthur Montag abend verließ, überbrachte die Meldung, daß eine neue große Feuersbrunst in der Alt- stadt infolge der japanischen Bombardements wüte. Tatsächlich sollen alle fremden Niederlassun gen eingeäschert sein. Das russische Feuer auf den Forts Erlangschan und Ost-Kikwanschan ist zum Schweigen gebracht, von einem Hügel, der dreimertel englische Meile entfernt ist, beschießen die Japaner be ständig die Bahnstation. Montag morgen wurden zwei große russische Transportschiffe auf der Rheede durch Beschießung mit säzweren Geschossen zum Sinken ge bracht. Die Kriegsschiffe sind absolut nutz los, alle ihre Kanonen wurden auf Be fehl Stössels an Land gebracht. Deutsches Deich. Leipzig, 10. November. * Zur Ermordung de« deutschen Ingenieurs Fleischer tn Afghanistan. Da» „Dresdener Journal" meldet: „Bon Reuter» Bureau wurde die Nachricht übermittelt, daß i" Dakkan ein Herr Fleischer, der im Dienst« de» Emir« von Afghanistan al» Direktor der dortigen Wasfenfabrik stand, auf einer Reise nach Indien ermordet worden ist. Diese Nachricht ist auch den Angehörigen Fleischers zugegangen. Herr Fleischer war sächsischer Staatsangehöriger, daber hat das königlich sächsische Ministerium des Au-wärtigen in Ver bindung mit dem-Auswärtigen Amt in Berlin sofort Schritte unternommen, um^die näheren Tatumstände festzustellen und die Interesse, der bedauernswerten Familie zu wahren. Diese Maß- regeln begegnen zunächst insofern Schwierigkeiten, als das deutsche Reich tn Afghanistan weder eine diplomatische, noch eine konsularische Vertretung besitzt. Nichtsdestoweniger steht zu erwarten, daß das Vorgehen den gewünschten Erfolg haben wird." Dem „B. L.-A." wird in der Sache noch gemeldet, die Leiche Fleischers sei noch nicht geborgen. Es heißt, daß Fleischer nach einem erregten Wortwechsel mit dem Führer seiner Eskorte von diesem erschossen worden sei. Ueber die Angelegenheit ist der indischen Regierung Bericht erstattet worden, undvon dieser soll bereits eine Untersuchung ein geleitet worden sein. Fleischer ist der Sohn eine« lutherischen Pastors und stammt aus Loschwitz bei Dresden. * Begnadigung t» MajkstiitSbkleidignngSsachen. Für die wegen Majestätsbeleidigung Verurteilten wird vom Kaiser da« Begnadigungsrecht sett einiger Zeit in umfassendster Weise auSgeübt. Wie wir hören, wird dem Begnadigungs gesuch ausnahmslos Folge gegeben, wenn der Verurteilte Bevölkerungsschichten angebört, deren Bildungsgrad und mangelhafte Erziehung ein rohes Wort schnell sprechen lassen; ebenso bei solchen Personen, von denen angenommen werden darf, daß sie sich der Tragweite ihrer Aenßerung gar nicht bewußt waren, oder die sich in einem Zustande befanden, der, wie bei Trunkenheit, die ruhige Ueberlegung ausschließt. Eine generelle Verfügung ist zwar nicht erfolgt, doch herrscht beim preußischen Justizministerium die Praxis, den ein gehenden Begnavigung-gesuchen, in Berücksichtigung der oben angeführten Grundsätze, wohlwollendes Entgegenkommen zu widmen und sie an Allerhöchster Stelle zu befürworten. Vcrlin, 10. November. * Der Kaiser und die Kaiserin empfingen gestern nachmittag zum Tee den Besuch derKöniginCarola von Sachsen. Heute vormittag nahm der Kaiser die Meldung des kommandierenden Generals des 12. Ar meekorps v. Broizem entgegen. * Ter BundeSrat und die lippische Frage. In der heutigen Sitzung des Bundesrates wurde die Mitteilung der Regierungen von Schau ni bürg-Lippe und Lippe über den von ihnen abgeschlossenen SchiedS - vertrag wegen der schiedsgerichtlichen Erledigung des Thronstreite 8 den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Di« in dieser Sach« bisher offiziös unterrichtete „Post" schreibt dazu: Wenn alle Vorstudien Üecücksichllgt w»rdeu, gr-t man wohl nicht fehl tn der Annahme, daß im ganzen noch ein halbe» Jahr vergehen wird, ehe das Urteil des SchirdsgerichtS gesprochen werden kann. Beide Parteien werden sich jedenfalls durch Leip ziger Anwälte vertreten lassen. Zu bemerken ist, daß, fall» das Urteil de» Schiedsgericht», wa« allerdings kaum zu «rwarten ist, sich gegen die Ansprüche der Biesterfelder richtet, der Grafregent Leovoid sofort auch die Regentschaft niederlegen wird. An Be- mühungen von bückeburgischer Seite, die Wcißenfelder Grafen zum Verzicht auf ihre eventuelle Thronfolgeansprüche zu bewegen, soll es nicht gefehlt haben. Die Vrriidigung des Detmolder Bataillons wird tn allirkürzestrr Z«it erfolgen. * Vom Reichstag. Das Arbeitsmaterial des Reichstags, da« er bei seinem Wieder zusammentritt vorfindet, ist zwar nicht gering, aber ini allgemeinen wenig interessant. Sollte der Reichs tag nach seinem Zusammentritt nur das liegengebllebene Material des ersten Tagungs abschnittes aufarbeiten, vorausgesetzt, daß Etar unv Handelsverträge noch nicht sofort eingingen, so würden die Verhandlungen kaum aufregend ivevden. Die unerledigten Vorlagen setzen sich zusammen aus einer Interpellation Auer, betreffend die Außerbetriebsetzung von Kohlengruben im Ruhrrevier, 18 Wahlprüfung»- berichten, 17 Petitionsberichtön, 27 Vorlagen zur Kennt nisnahme und gegen 70 Initiativanträgen aller Par teien. Diese Sechen sind ^ur Beratung für da» Plenum. In den Kommissionen befinden sich fünf Vorlagen: Ge setz wegen Nenderung de» ReichSstempelg-seye», Gesetz, betreffend Wetten bei öffentlich veranstalteten Pferde rennen. Uebersicht über Einnalvaen und Ausgaben des ost- und südwestafrikanischen Schutzgebiete«, Gesetze, be- treffend Aenderungen 'der Civilprozeßordnung und des Abschnitte» IV de» Börsengesotze». Al» neue Vor- lagen kommen dann Hinz»: Etat, Handelsver träge, HeereSvorlage und die Geldsorderungen sür den südwestafrikanischen Auf st and. — Die Fraktionen deL Re i chL tazztz werden am 29. November in folgender Stärke einziehen: Deutsch- Kcnservative 52 (am 16. Juni bei der Vertagung 53), Reichsparter 21 (21), Deutsche Resormpartei 8 (7). Wirtschaftliche Vereinigung 13 (13), Zentrum 103 (103), Polen 16 (16), Nationalliberale 51 (51), Frei- sinnige Vereinigung 10 (10), Freisinnige Volkspactei 20 (20), Deutsche Volksparter 6 (6), Sozialdemokraten 77 (78), bei keiner Fraktion 17 (19). Während der Vertagung haben die Konservativen und die Sozialdemo kraten also ie ein Mandat, die Wilden 2 Mandate ver loren, die Antisemiten ein Mandat gewonnen. Es sind gestorben während der Vertagung: Deppe sb. k. F.) sür Schaumburg-Lippe, Fürst Herbert Bismarck (b. k. F.) ür 3. Magdeburg, Schmidt-Magdeburg (Soz.) für 7. Magdeburg, niedergelegt hat sein Mandat Dr. Dröscher (kons., 2. Mecklenburg-Schwerin), dessen Man- dat von der Wahlprüfungs-Kommission für ungültig er klärt worden war. Ersatzwahl hat bisher nur für Deppe tattgefunden, für den Beustermann (Antis.) gewählt worden ist. Erledigt sind demnach 3 Mandate (3. und 7. Magdeburg und 2. Mecklenburg-Schwerin), bei der Vertagung am 16. Juni waren alle Mandate besetzt. * Zur Brausteuervorlage. Gegenüber der von der „Tageszeitung für Brauerei" gebrachten Mit teilung über den Inhalt der Brausteuer- Novelle auf Grund der den Mitgliedern des Bundesrats gemachten Vorlage, die die Steuer st a f f e l u n g und das Surrogatverbot enthalten soll, erfährt die „Nat.-Ztg." aus einer, angeblich über jeden Zweifel erhabenen Quelle, daß zu einer solchen Beunruhigung vorläufig kein Grund vcrliegt. Die Frage der Neuordnung der Brausteuer ist auch heute noch nicht über da» Stadium eines vorläufigen unver bindlichen Meinungsaustausches unter den beteiligten Regierungen hinausgediehen. Es wird noch geraume Zeit dauern, bis dem Bundesrat die fertige, Vorlage unterbreitet werden kann. * Tie Kanalkommisfion setzte heute ihre Beratungen bei der Linienführung des Dortmund-Rbein-Kanal» fort. Ein ZentrumSantrag wünscht auch de« Ausbau der Lippe-Linie und zwar nach Inbetriebsetzung der Emscher-Linie. Der Be richterstatter schlägt vor, statt zwei Millionen sechs Millionen Mark sür die Bodenerwerbung zur Bersügung zu stellen. Bon natioualliberaler Seite wird der Zentrumsantrag unterstützt. Der Finanzministcr hat gegen die Erhöhung der Bodeu- erwerbssumme nichts eiazuwenden, spricht sich aber gegen den Ausbau der Lippe-Linie aus; hierru liege noch keine Ver anlassung vor, da der Kohlenbergbau dort »och nicht ge nügend entwickelt sei. Auch die Freikonservativea schließen sich dem Antrag an, während die Konservativen erklären, daß ihre Bedenken gegen den Dortmund-Emskanal nickt beseitigt seien. Für die Lippe-Linie allein würden sie stimmen, da dies nach der Vorlage nicht gehe, würden sie den Antrag ab lehn en. Die Antragsteller betonen, daß ohne die Lippe-Linie keine Mehrheit für die Vorlage zu haben sei. Darauf trat die Mittagspause eia. * Sur augeülicheu Kaiserzusammcnkunft. Da« .B. T." schwächt jetzt seine gestrige Meldung von einer Kaiser- zusammeniunft in Skierniewice selbst ab. Es läßt sich hrute aus Petersburg melden, daß eS sich mehr um eia in dortigen Regierungskreisen kursierendes Gerücht handle, da« aber von den Hofkreisen als gegenstandslos bezeichnet Werve. " Burenansiedeluug tn Deutsch Dftafrtka. Im Gebiete deS Kilimandscharo ist eine Burenansiedelung im Entstehen begriffen. Oberleutnant Abel reiste am 15. Okt. von Dar-es-Salaam nach dem Meruberge, um dort Land zu vermessen und die Buren anzusiedeln. — Eine neue Unternebmung de» Herrn Scherl. In der „Germania" lesen wir: In Wien erzählt man sich, daß jüngst Herr August Scherl (aus Berlin) sich persönlich nach Wien be müht habe, um dort die Tageszeitung „Die Zeit" für seinen Verlag zu erwerben, und daß die bezüglichen Verträge bereits per- sekt geworden seien. * * VreSlau, 10. November. Nach der »Dchles. Bolksz." wurde der Landrat des Kreise« Löwenberg, von Loesen, wegen tätlichen Rrnkontre« mit dem Kreis baumeister durch den Regierungspräsidenten vom Amte suspendiert. ZV. Stuttgart, 9. November. Die Abgeord- netenkammer hat gestern die Einzelbevatung der neuen Gemeindeordnung begonnen. Ein An trag der Sozialdemokraten, der darauf abzielte, die so- genannte „Einwohnergemeindc" an Stelle der bestehen- oen „Bürgergemeinde" in das Gesetz zu bringen, wurde mit größter Mehrheit abgelehnt. Die Volksparte: hat eine Interpellation eingebvacht, um Auskunft über die Verhandlungen in Betreff der Betriebs mittelgemeinschaft deutscher Eisenbahnen zu er langen.— Zur Beratung der Verfassungsrevision wird der weitere Ausschuß zusammentreten, sobald der Ent wurf der Regierung vorlicgt. — Dem preußischen Kriegs minister Generalleutnant v. Einem verlieh der Köniz das Großkreuz des Friedrichsorden». * Stuttgart, 10. November. Die Deutsch« (nat - lib.) Partei Württember'gS hat infolge Ueber- siedelung ihres bisherigen ersten Vorsitzenden Dr. Schall als Rechtsanwalt an das Reichsgericht zum ersten Vor sitzenden der Partei den Reichstags- und Landtagtzabae- ordneten Dr. Hieber gewählt, der sich wenigsten« bis auf weiteres zur Uebernahme de» Vorsitze» bereit erklärte. Zum ersten und zweiten Stellvertreter de» Vorsitzenden wurden einstimmig die Herren Kommerzisnrnt Schied- mayer in Stuttgart und Fabrikant Rubel tn Cannstatt gewählt. * Nürnberg, io. November. Der nach Verübung zahlreicher Schwindeleien vor mehreren Monaten von wer flüchtig gewordene Redakteur der konservativen „Süddeutschen Landpost" Gebert ist jetzt hier ver haftet worden.
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