Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192910043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19291004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19291004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1929
- Monat1929-10
- Tag1929-10-04
- Monat1929-10
- Jahr1929
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1929
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«ttd Anzeiger <Ell>chlM und TnM-erj. Secklanschrlfb Tag^latt «es«. Ferurns «r. »L Postfach M«L Da» Mesa« Tageblatt ist da» zur Beröffentltchung der amtlichen Bekanntmachungen der LmtShauptmannschast Großenhain, de» Smttgettchtt und d« Amttanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, des Rates der Stadt Riesa, des Finanzamts Mesa und des Hauptzollamt« Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt Postscheckkonti! »««den lSSL Sirokass« Riese Ar. 5» 83. Zehr«. Freite«, 4 Oktober I92S, abeobS. F- 383. Ti-,«-!-- «fbüvr. Für dm Fall de« m»t«t^ om vrooumonm^n»^« , v v » bezahlen- eine Gewähr für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plagen wird nicht übernommen. Brundprei« sür d^ 8g di. 8^ mm breite Reklame,eile 199 Gol^Pfennig-, ^itraubmder und tabellarischer Satz 58°/ Aufschlag Fest. Tarif«. -----—- Vie Irsuer um vr. 8tterem»mi. ^awsvrMU Im kelcllblsgssssl mm 8M»ttdemA»nL sm Soimlsg. Deutsches Schicksal. Der überraschende und schmerzliche Tod des Reichs außenministers fuhrt uns wieder einmal zum Bewußtsein, in wie zarten Fäden unser gesamtes politisches Schicksal hängt. Man spricht immer von Entwicklungsnotwendig keiten, und wer wollte leugnen, daß es so etwas im Leben der Menschen und der Völker gibt. Aber gerade die Wirk samkeit und jetzt auch der Tod des . deutschen Reichsaußen ministers sind wiederum ein Beweis dafür, daß Entwick lungen sich im Leben nur durchzusetzen vermögen, wenn sie getragen sind von starken und äufoPferungSfähigen Persönlichkeiten. - Wohl kaum jemals ist ein deutscher Politiker so um stritten gewesen wie Dr. Stresemann. Die einen haben in ihm den Führer zur deutschen Freiheit gesehen, sie haben seine zähe und zielbewußte Energie bewundert, sie haben den Mut gepriesen, mit dem er auch unpopuläre Ent schlüsse auf sich nahm und einer falschen nationalen Phrase entgegentrat. Gerade für Stresemann, der aus dem Lager der politischen Rechten hervorgegangen ist, war eine solche Umstellung zweifellos doppelt schwer. Deshalb ist es pshchologisch wohl verständlich, daß er in eben diesem Lager die erbittertsten Widerstände fand. Die Ovvosi- tion bat in ihm den Mann gesehen, der Nebelgebilden nochgelausen ist und der im Interesse einer internationalen Zusammenarbeit die deutschen Zukunftsforderungen nicht genügend vertreten hat. Gerade in diesen letzten Wochen war der Kampf wiederum in voller Schärfe entbrannt, und die Opposition hat bekanntlich den ungewöhnlichen Weg des Volksentscheides beschritten. Es liegt eine tiefe Tragik darin, daß es Dr. Strese mann nicht vergönnt war, diesen Kamps zu Ende zu führen. Kein Zweifel, daß er mit einem vollen Siege der vom Reichsaußenminister vertretenen Politik geführt hätte. Dr. Stresemann gehört zu denjenigen Männern, die die Voll endung ihres Werkes nicht erleben durften, und wenn er jetzt seiner tückischen Krankheit erlegen ist, dann ist ihm das bittere Schicksal beschicken gewesen, mit schweren Sor gen um die Zukunft seines Volkes von seiner irdischen Wirksamkeit abberufen zu werden. Das ist vielleicht das Schwerste, was einem Menschen begegnen kann, der mit ganzer Seele und niit heißem Herzen für sein Vaterland kämpft, daß er in einer Zeit sterben muß, in der noch schwere Gefahren die gesamte nationale Zukunft um lauern. Trotzdem: Was er für Deutschland geschaffen hat» das wird der Geschichte angehören. Wenn wir erst ein mal einen gewissen Abstand gewonnen haben von den parteipolitischen Kämpfen der Gegep-vart, dann wird uns allmählich klar werden, welchen Weg Deutschland in den lebten zehn Jahren durchmessen hat. Ws in dem schreck lichen Winter 1918/19 alles zusammenbrach, worauf wir früher unsere Hoffnungen gesetzt hatten, als dann die übermütigen Feinde uns das Versailler Diktat zumuteten, da hat wohl niemand geahnt, daß es Deutschland über haupt jemals möglich sein werde, wieder einen geachteten Platz im Rate der Völker einzunehmen. Denn man hat vielfach die nationalpolitischen Kräfte unterschätzt, die im deutschen Volke schlummerten, das nach dem Zusammen bruch der Monarchie seine Geschicke in die Hand nahm. Der Einheitsgedanke in Deutschland war so stark, daß er nicht durch das Versailler Diktat und nicht durch die schweren Prüfungen der späteren Zeit zerbrochen wer ben konnte. Die wirtschaftliche Kraft des deutschen Vol kes aber überwand die ungeheuren Schwierigkeiten der Nachkriegs- und Inflationszeit und bewies dadurch dem Auslande, daß es mit diesem Deutschland auch noch wei ter rechnen müsse. An diese Kräfte aber glaubte Dr. Stresemann. Seine Natur war von Grund aus optimistisch. Wie oft hat man ihm den Silberftveifen höhnisch zum Borwurf gemacht, aber konnte denn in einer so verzweifelten Lage über haupt ein anderer Mensch den Mut finden, die Verant wortung sür Deutschlands Schicksal zu übernehmen? Nur der feste Glaube an die Zukunft deS deutschen Volkes kann uns heute wieder aufwärtsführen. Dr. Stresemann hat ihn gehabt und hat daran« die Kraft geschöpft, mit den gewaltigen Widerständen, die sich ihm entgegenstellten immer wieder fertig zu wecken. Alle diejenigen, die oen Zcmber seiner Persönlichkeit, auf sich wirken lassen durften, sind einig in der Bewun derung seiner Energie und seiner rastlosen Arbeitskraft. Niemals hat er sich geschont, niemals hat er auf seinen schon frühzeitig geschwächten Gesundheitszustand Rücksicht genommen, und sicherlich haben die Aufregungen und die Anstrengungen der letzten kritischen Tage schließlich oen Anlaß zu seinem tragischen Ende gegeben. Er ist in den Sielen gestorben und gibt dem deutschen Botte noch in seinem Tode ein leuchtendes Beispiel für treue Pflicht erfüllung gegeoüber da« Vaterland«. Es wird nicht lange dauern, bis man gewahr Wick, welche gewaltige Lücke durch den Tod dieses Mannes ge rissen worden ist. Eine an sich schon gefährdete Regie rung wird gerade in der nächsten Zeit einen schweren Stand haben. Die politischen Kräfte, die er durch die Be tonung des großen gemeinsamen Zieles immer wieder zusammenfaßte, werden auseinanderstreben und nur müh sam wieder zur Einheit zu bringen sein. Das eine aber sollte feststehen: Stresemanns Werk darf nicht untergehen. Dix größte Nachwirkung, die ein Mensch haben kann, ist das Fortleben seiner Ideen in denen, die er im Leben gekannt und auf die er Einfluß gehabt hat. Freund und Gegner müssen an der Totenbahre Dr. Stresemanns zu geben, daß die Einwirkung dieses Mannes auf seine Zeit gewaltig gewesen ist. Andere werden die Fahne ergreifen, die ihm jetzt aus der Hand ges' i °en ist. Der Name Strese- 'mann aber wird in die Annalen der deutschen Republik für alle Zeiten eingezeichnet sein. ZMlMW IN MMM. sl Berlin. Ans Anlaß -es Hinscheideus -es Reichs- außeuministers Dr. Stresemann trat gestern nachmittag -aS Reichskabinett ««ter dem Borfitz deS Herr« Reichskanzlers z« ei««r Tranersitznntz zusammen. Der Reichskanzler ge dachte hierbei erneut in warm empfundenen Wort«» d«S Dahingeschiedene« «nd würdigte sein Wirke« sür Reich «nd Volk. StaatSsekretiir von Schubert gab der tiese« Trauer Ausdruck, die das Auswärtige Amt seine Beamtenschaft über de» Verlust ihres «»vergeßliche« Ehess erfüllt. I« Anschluß Hiera« beschloß das Reichskabinett a«f A«trag des ReichSinnenminifters das Staatsbegräbnis, das im Einvernehmen mit der Familie am Sonntag vormittag stattsiude« wird. AlkMlklW I« MM. ss Berlin. Der ReichSrat begann seine gestrige Sitzung mit einer Trauerk««dgebung für den verstorbene« Retchsaußenminifter Dr. Stresemann. NeichStMlenminister Levering eröffnete die Sitzung und führte, während sich die Reichs ratsmitglieder von ihren Sitzen erhoben hatten, aus: Ueber Ihre« heutige« Berat«nge« liegt wie ei« tiefer Schatte« die Trauernachricht vom Tode d«S deutsch«« A«ßeu. Ministers Dr. Stresemann. Wer. wie Sie, de« Vorzug hatte, i« de« letzte« Jahre« mit ihm amtlich »der gesellschaft lich z« verkehre«, der wird erfahre« habe«, daß er wirklich täglich sich sei« Lebe« «»oder« mußte. Der wußte aber «ch, das jede Freude, jeder kl«t»e Erfolg i« politisch«, Lebe« Deutschlands, besonder« i« »er Außenpolitik, geetg«et »ar, sei««« Lebenswillen, seine Willeuskrast z« stärke«. u«d es tztt in d«« letzte« Monat«« einigt solcher Lichtblick«, einig« Erfolge in der deutsch«, Politik gegeben. Dar»» k»n«te« wir hoffe», baß er es erleb«, würde, eine Etappe a«f de« Ir. UW WM Wes«. Berlin. lFunkspruch.j Reichspräsident ,. Hindev- bnrg hat aus Vorschlag des Reichskanzlers de« Reichswiri- schastsminister Dr. Enrttns mit der einstweilige« Wahr nehmung der Geschäfte des ReichSaußenminifterS beauftragt Berlin. (Funkspruch j Auf -er Reichswahllifte der Deutsche» Volkspartei steht als nächster Kandidat nach Dr. Stresemann Malermeister Havemann-HildeSheim. Havemann war während der 1. Wahlperiode 1920-El Mitglied deS Reichstages, wurde 1924 wiedergcwählt, unterlag aber bet der Wahl im Jahre 1928. Ob er die Nachfolge Dr. Stresemanns annehmen wird, ist noch nicht bekannt. o MMrlkltWW m MtzÄM. ff Berlin. Präsidium und Vorstand des Reichstags haben folgendes Telegramm a« Fra« Reichsminister Dr. Stresema«« gesandt: Tief erschüttert durch das ««erwartet plötzliche Ableben Ihres Gatte«, »nseres langjährige« hervorragende« Mit arbeiters im Reichstag und unermüdliche» Vorkämpfers ««, die Wiedera»sricht««g ««» A«erke«»««g des deutsche« Volkes i« A«Sla«d«, spreche« wir Jh»«n »nd Ihre« Söhn«» den A«Sdr»ck «»frichtige« »nd herzliche« Beileides an». Präfidt«« ««d Vorstand de» Reichstages. Wege zur deutsch«, Freiheit mit eine« volle« Erfolge ge krönt z« sehe«. Umso erschütternder trifft «ns die Nachricht von seinem plötzliche» Tode. Was Dr. Stresemann i« der deutschen Politik, ja, in der Weltpolitik bedeutet hat «nd auch wohl «och bckent« »ick, ist heut« bereits a«S bernsenerem Munde bekanntgegcke«. Gestatt«, Sie mir, »aß ich deS Kämpfers «nd des politisch«, Mensche« gedenke. Ich hatte d« Vorzug, vor SS Jahre» mit ihm in den Reichstag einznziehen «nd mit ihm eine Riege der Juniore» z« bilde». Ich habe deshalb seiue« Kamps als Parlamen tarier und Staats»,«« seit Jahrzehnte« aus nächster Nähe beobachtet. Er »ar, da »nterftreiche ich daS Wort des Herr« Reichskanzlers, ei« Kämpfer in des Wortes bester vcken- tnng. Sr wich de« Kampf nicht aus. Er liebte de« Kamps. Aber so oft er auch die Klinge mit dem politische» Gegner kreuzte, diese Klinge blick blank. Nie ist sie vergiftet wor, den mit einer persönlich«, Herabsetzung, mit persönlicher Verleumd»»«. Da» ist ihm in der Zeit seiue« politische» Wirkens nicht immer »ergolte» nwcke«. so daß er es war, der einmal, als die d«ttfth« Untngeck, di« Zwietracht, die Herabsetzung de» politisch«, Segneck hohe Well«, schlna, zur Bildung einer Partei »er anständig«, Mensche» «ft ^«Äe^olg«, sei» Tod im innerpolitischeu «cke» Deutschlands hab«, wird, ist heute »och ein« »ft«« Frage. Aber lasse» Sie mich auch an dieser Stelle die H»ft»«g »»«sprechen, daß es geling« »ick, über seine» Grabe den Buud der anständig« Mensch« zu schlicken, eine Partei »er anständig«, Mensche» -» gründe», die »ich« in prganftato. rische Form«, geschlossen zu weck«, brancht, sonder« die «nr von dem eine« Will« beseelt sei« soll, de» politische» Kampf mit «ständig« »aff« z» führen. WaS der Verftorbeue feiner Familie gewes« ist und waS die Familie in Zxkuuft vermisse» wird, könn« wir nur ahne». Aber wir »iss« folgendes: seine Partei hat in ihm »«« kluge» Führer, das Parlament de» schlagfertige« Debatten, d« glänz«»« Redner, die Deutsche Reichsregie, rnng den herpärragend«, Staats»«« «nd das dentfche Volk endlich den glühende« Patriot« oerlore». I» einer norwegisch« Ballade, die ich« allgemein in de» Liederschatz dentscher Sänger aufgeuomme« ist, heißt es: .DaS Banner kann stehe», wen» der Ran» «ch fällt!" SS ist ei« Manu gefalle«. Aber daS Banner wird stehe«. Das Banner deutschen Rechts «ad des Weltgewissens. Im Anschluß hieran ergriff i« Name« der dentfche» Länder Staatssekretär Dr. Weis««« das Wort: Mit der gleichen Traner «nd der gleich« Erschüttern»« wie die Retchsregierua« empfinde« die Landesrrgiernngen -en schwer« Schlag, der Deutschland durch dies« Todesfall getroffen hat. Sind sch»« «s all« Gebiete« staatlich« Lebens die Interesse« des Reiches «d der Länder, die in ihrer Gesamtheit ja das Reich ausmach«, aus das engste verband«, so trifft dick besonders z« für das Gebiet der äußer« Politik. Jedes eiuzelue Land hat die Erfolge der politischen Tätigkeit des Berstorb«« ft, der ein« »der an der«« Form «f dem Gebiete seiner eigen« politischen Be tätig«« empfände« und daraus Vorteil gezogen. Nu« ist der rastlose, von Vaterlandsliebe «nd Pflichttrene erfüllte Mann knrz vor de« Ziel, daS er so sehnsüchtig erstrebt, ab- gerusen morde«. Sei« Lebe» ist znsammengcsaßt in dem Dichterwort: .in patriae servieudo cousumor". Reichsminister Severing: Mein« Herren, Sie haben sich z« Ehre« bes Verstarb«« erhob«; ich danke Ihne«.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite