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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192911121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19291112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19291112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1929
- Monat1929-11
- Tag1929-11-12
- Monat1929-11
- Jahr1929
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1929
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Riesaer O Tageblatt «»»-I«« «nd Anrrkger fEldedM mü> Ameiger). TngqlattNtts«. Dresden l«E Fernruf «L «, Da» Riesa« Tageblatt tft da» z« Veröffentlichung d« amtlfihm Bekanntmachung«» d« Amtshauptmannschast Etro kaff«, Voftsoch An ST Großenhain, de» Amtsgericht» und der AmGamvaltschaft beim Amtsgericht Mesa, de» Katt» der Stadl Riesa, ««s, Nr. 5» de» Finanzamt» Mesa vnd de» Hauptzollamt« Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. S68. DieuStsg, IS. Noeemder ISS», ebenes. 88. Jshrg? Da« Riesaer Laa» blatt «eschetttt jede» La« abend« '/,s Uhr mit «ulnahme der Sonn- und Festtag«. vez«ß«prets, gegen Vorau«,ahlung, für «inen Monat 2 Mark » Pfennig ohn« Zustell, gibühr. Für »«« Fall b«« Estltrenns von Produktion«vert«uerungrn, Erhöhung«» drr Löhne und Materialienpreis« behalten wir un« da« Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. Anzeige» für di, »lummer des Ausgabetages find bi« 9 Uhr vormittag« aufzugeben und im voraus zu bezahlen; eine Bewähr für da« Erscheinen an bestimmten Aage« und Plätzen wird nicht übernommen. Brundpret« für di« «9 wm breite, » mm hoheEnmdschrift-Zetl» (S Silben) sk Sold-Pfennig«; di« 89 «w breit, Rellamezeil« lüll Sold-Pfennig», zeitraubender und tabellarischer Satz LS'/, Aufschlag. Feste Larife. Bewilligt« Rabatt «lischt, wenn der Betrag verfällt, durch Klag« eingezoaen werden muß ob« d« Auftraggeber in Kontur« gerät. Zahlung«» und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige Unterhaltunglbeilag« -Erzähl« an d« Elb«'. — Im Falle höh«« Bewalt — Krieg ob« sonstiger irgendwelcher Störungen de« Betriebe« der Druckerei, der Lieferanten od« der Beförderungseinrichtungen — hat d« Bezieher «inen Anspruch auf Lieferung »der Nachlieferung d« Zeitung od« auf Rückzahlung de« Bezugspreise«. Rotationsdruck und Verlag: Langer t Winterlich, Riesa. Seschift«stelle: GsetHestraße -9 Brranttvortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittels, Riesa. komiWdklWWuMer Seit Begin» dieses Jahres tauchen imurer wieder Ge» cüchte auf, die von einer unmittelbar bevorstehenden Neu- zruppieruug der politischen Mitte sprechen. Insbesondere wirb dabei auch an einen Zusammenschluß von Demokraten und Deutscher BolkSpartei gedacht, wie er schon vor längerer Zeit von der inzwischen recht schweigsam gewordenen Libe ralen Bereinigung verfochten wurde. Im vergangenen Winter hatte sich in Berlin unter Führung von Rochus von Rhetnbaben die sogenannte »Front 1929"^ gebildet, di« sich die Ziele der Liberalen Bereinigung als Bewegung der fungen Generation teilweise zu eigen machte. Die »Front 1929" unterschieb sich von der Liberalen Vereinigung nur dadurch, daß sie den KreiS der zusammenzufassenben politischen Gruppen erheblich erweitern wollte. Mit Recht wurde ge sagt, daß die bloße Verschmelzung zweier bestehender libe raler Parteien nicht genüge, um eine grundlegende Er neuerung der politischen Mitte herveizuführen. Bor allem müßte den alten Parteien frisches, junges Blut zugelettet werden, wodurch allein die Voraussetzung für «ine gründ- liche Umstellung geschaffen werden könnte. Auf dem Boden dieser Erwägungen vollzog sich bann auch die Verbindung zwischen „Front 1929" und dem ähnlichen Zielen zustreben den „Jungdeutschen Orden". Im wetteren Verlauf der Entwicklung bahnten sich ferner Beziehungen der „Front 1929" zu den volkspartetlichen und demokratischen Jugend gruppen an, so daß man in maßgebenden politischen Kreisen diesen Aufmarsch der jungen Generation ernst zu nehmen begann. Darüber vergingen aber tm Spätfrühjahr und im Sommer dieses Jahres Monate, ohne daß es zu wetteren Aktionen gekommen wär«. Erst im Herbst hörte man wie der von dem Dasein der „Front 1929", derb» Bemühungen darauf avztelten. ein Wahlbündnis der Mtttelparteien bei den Berliner Gemeindewahlen zustandezubringen. Dieser Versuch scheiterte aber angeblich an den Widerständen der Partetbürokratie. Indessen ist mau im Lager der Jungen auch sonst nicht untätig geblieben. Wie uns von gut unter richteter Seite versichert wurde, sind gerade von der „Front 1929" zahlreiche Besprechungen mit den verschiedensten Par teiführern der Mitte geführt worden, um mit ihnen gemein- sam nach einer Plattform zu suchen, auf der eine politische Neubildung vollzogen werden könnte. Es darf heut« auch ausgesprochen werden, daß der verstorbene Reichsaußen- mtnister Dr. Stresemann einer der stärksten Befürworter der Schaffung einer großen Mittelpartei war, deren Auf- gäbe eS sein sollte, den bürgerlichen und bäuerlichen Ein fluß auf die Gestaltung der Gesetzgebung zu stärken. Außer Dr. Stresemann bekennen sich heut« noch in besonderem Maße namhafte Persönlichkeiten der demokratischen Partei zu diesem von der jungen Generation aufgegriffenen Ge- danken. Um so Peinlicher war es deshalb, als man in diesen Tagen von einem Aufruf des Hochmeisters des Jungdeut schen Ordens, Arthur Mahrauns, erfuhr, worin dieser die Bildung einer volksnationalen Reichsvereinigung mitgeteitt hat. mit dem weitergehenden Ziele,, eine neue Partei ins Leven zu rufen. Wäre dieser Aufruf von sämtlichen Grup pen der jungen Front unterzeichnet worden, so hätte man diese Aktion ohne weiteres begrüben können. So aber ist der Eindruck entstanden, daß hier nach berühmten deutschem Rezept vom Jungdeutschen Orden eine Sonderattacke gerit ten wirb, die wahrscheinlich das Gegenteil von dem erreichen dürfte, was mit ihr bezweckt wurde. Hinzu kommt, -aß auch von der Reichsgemeinschaft junger Volksparteiler ein Auf ruf erlaßen worben ist, der nur insofern den Geist der Eini gung atmet, als er die Deutsche Volkspartei für das gege bene Sammelbecken der bürgerlichen Mitte erklärt. Uns scheint, daß dies nicht der richtige Weg ist, um bas Uebel unseres Viel-Parteien-Systems zu beseitigen. Auf dies« Weise wird man nie oder doch nur sehr langsam zum Ziele kommen. Zieht man aus den bisherigen Erfahrungen einen Schluß, so mutz man wieder einmal feststellen, daß e» nicht so einfach ist, das starre deutsche Partetwesen zu reformie ren. Dazu bedarf es nicht nur eines zähen Willens, sondern auch einer überaus großen Geschicklichkeit der berufenen Führer. Haben wir diese Führerpersönlichkeiten oder müs sen sie erst noch entdeckt werden? Davon hängt daS Schick- sal der politischen Mitte und damit LeS bürgerlichen un bäuerlichen Mittelstandes in erster Linie ab. Dann kommt in zweiter Linie die Frage des politischen Programms. Ihr« Schwierigkeit darf natürlich auch nicht verkannt werden, doch wir sind der Ueberzeugung, Latz mit dem Führerproblem auch die Programmfrag« gelüst wäre. Ak NM i» Mm. )( London. Limes meldet aus Peking: In der Nähe von Mibsie« ist «in« »roste Testlacht im Gange. Dl« Lrup- prn Fengjubsiang» rücken östlich der Lunahat - Eisenbahn gegen den wichtigen Knotenpunkt Lschengtschau vor. Die nationalistischen StreitkrSft« haben au» Hanta« alle verfüg- baren Reserven herangezogen, und Lschiongkaischek leitet per- sönlsch dir Operationen. — Nach einer Meldung de» gleichen Blattes au» Schanghai ist die feit lang«« erwartet« »roste Offensive der Nationalisten jetzt anscheinend 1« G»«,e. Di« besten Trupp«, drr nationalistischen Armee^nümlich di« erst, und zweite Division, die von den deutschen Mitarbeitern de» verstorbenen Obersten Lauer ausgebildet worden sind, nehmen jetzt zum ersten Mal am Kamps, teil. Nanking de bauptrt, daß sein, Truppen Mihfirn genommen haben, doch Ut dies« Nachricht noch nicht bestätigt. Lll« Meldungen stimmen darin überein, daß die Verluste »ns beiden Velten lehr groß W». MW. WMMW« Ml M«-W. Ak UtlMkKk WMIWW Ik NMlM MMl M DIW-W !l W Ist MU—M Mitt Ik. ü— Berlin, IS. November. In de» Kreisen der Reicksregierung verfolgt man di« fortschreitend« Recht«, beweauna der Pariser Regierung mit wachsender Sora«. Man spricht bereits «an, offen davon, daß nicht nur di« Rheinlandräumuna. sondern auch der Donna-Plan selbst in immer größer« Gefahr komme. Man befürchtet in der Wilbelmsiraße, daß die Tcklustverbandlungen über de» Vvnng.PInn abgebrochen werde« müssen, weil die Nach- fordern»»«« der Franzosen userloS ,« werde» schet»e«. ES kann auch gesagt «erden, daß man in de« Berliner maßgebenden Kreisen den Eindruck hat, al» ob «» der französischen Regierung jetzt darauf ankomme, den Douna- Dlan mit soviel Forderungen zu bepacken, daß der Streit der politischen Parteien über Annahme od» Ablehnung des Planes für uns noch größer werden müsse. Schon auf diese Weise bofft man in Paris — wie wir von absolut zuverlässiger Seite erfahren — um die Rbriulandränmnn» herum zu kommen. Ma« sähe in Pari» de« Zusammen bruch Deutschlands vor An»«» «ud will eine abwartend« Haltung eiunehmen. Man glaubt auch nicht daran, daß «s dem Druck der Engländer und Amerikaner genügen wird, di« Franzosen wenigstens zur vollständigen Räumung der zweiten Zone zu veranlaffen. Für die Räumung der dritte« Zone will Paris «en« Forderungen a»sstellen, wofern man in Paris überbaupt an die Räumung dieser lebten Zone denkt. Schon jetzt beruft man sich dort aus den deutschen Bolschewismus als HinderungSarund für unsere Leistungen wie auch auf unser« Finanzmisere. Mr klr »MWM ÄrdiM md MM. )( Paris. Zu de» außenpolitischen Erklärungen Tardieus und vriand» schreibt der sozialistisch« Abge ordnete Lson Blum im „Populaire", er hab, eine« einziae» Widerspruch zwischen den Aensternngen Tardieus «nd denen BriandS feftgrsteUt, «nd dieser beziehe sich anf daS Räumungsdatum de» SO. Juni. Tardieu hab« er klärt, diese« Datum sei nicht «in absolut feststehender Zeit punkt, «eil ja in demselben Dokument die Räumung auch an Bedingungen, wie di« Annahme der Gesetz« zur Ein führung de» Doung-PlaneS durch den Reichstag geknüpft sei, Bedingungen, die möglicherweise nicht in der vorge sehenen Spanne erfüllt «erden könnten. Er, Blum, gebe zu, daß es nicht notwendig und nicht einmal zweck mäßig gewesen sei, dies« unwahrscheinliche Hypothese in» Auge zu fassen. Aber da» Wesentlich« sei doch, daß Tardie« den Worten BriandS zugestimmt und energisch betont hab«, daß di« Regierung die Absicht habe, wenn die Bedingungen erfüllt seien, di« Sache nicht in die Läng« zu ziehen, sondern im Gegenteil die Räumung «ach Möglichkeit zu beschleu nigen. Di« Verschiedenheit in den Auffassungen BriandS und Tardieu» sei also nur scheinbar. )( London. Time» sagt in einem Leitartikel über di« französische Regierungserklärung, außer dem Lod« Dr. StresemannS und der französischen Kabinettskrise hätte der französische Ministerpräsident auch di« von den deutschen Nationalisten erzwungene Volksabstimmung al» «inen der Gründ« ansühren können, di« di« Ratifizierung de» Doung- Plane» verzögern. Im übrigen «erd« di« Erklärung, die Tardieu di« Stellung in der französischen Kammer gesichert hab«, iweis,lle» einige» Unbehagen im Ausland« Hervor ¬ rufen. Eine allzu peinlich» Prüfung der Watt« Tardieu» sei jedoch unnötig. Zunächst erfordere di« Räumung, «en, sie einmal begonnen bat, nicht unbedingt acht Monate und, wie der britische Premierminister anf dem LordmayorS- bankett sagte, „wenn alles »ut geht", sollte da- Rhein- land Mitt« nächste» Fahre» frei sei«, von viel «räßerer Wichtigkeit aber sei di« Tatsache, daß Tardieu, indem er di« Unterstütz«»« »nd Hilf« BriandS in Anspruch ge nommen hat, «in Unterpfand für die Ehrlichkeit der Friedenspolitik gegeben hat, di« er der Kammer »«empfahl. c- SrisMm K ko MSimge» Mim M MM. * Johannisthal. fTelnnion.) In einer Wähwv- versammlung nahm Graf Westarp «. a. z« den letzte» Rebe« BriandS «nd Tardieus über die Rännrnng deS Rheinlan des Stell««». Graf Westarp stellte fest, daß es ei» plwnpe» AgitationSmansver sei, wenn man die Wendung der frau- zösischen Politik auf LaS Volksbegehren zurückführe« »oll«. Die Erklärungen BriandS «ich TarbienS kä»e» vielmehr in der gleiche« Richtme». die Frankreich scheu inuner einpe» schlage« habe. Di« korrigiert« Wiedergabe der Erklärung Tardieu über bi« Rheinlandräumung sei genau so kate gorisch wie die erste. Tardie« «ch Brian» hätte« svlgenbe» Standpunkt festgelegt: Der Benin» der Ränmun« der »rit te» Zone fei abhängig von der Annahme «ch Jngangfetzn»» deS Planes. Dazu gehör«, daß all« beteiligte» Mächte de» Plan ratifiziert hätten, daß die TridutLank eingesetzt sei und daß Deutschland der Bank die Obligattonen für R« Mobi. lisierungsanleihe auSgehändigt habe. Srst «ach Erfülle«» dieser Bedingungen solle die RSnurnn» dnrchgesührt »er, de«, zwar ohne- Verschleppung aber mit dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß der Endtermin deS Ss. Juni «lS feste Zu sage außer Krast gesetzt sei. Die Versuche, das zu beschd- nigen» gehörten anscheinend zn den unentbehrliche» Merk malen der Erfüllungspolitik. Um so weniger dürfte »uae- laffen werden, baß da- deutsche Volk sich dadurch täuschen lasse. Der Endtermin der Rännurn« der dritte« Zone steche eben leider «och keineswegs fest. Die Annahme -eS Pariser Planes und die Gefügigkeit Deutschlands bezüglich aller noch ausstehenden Einzelheiten werde überdies von Frank reich erneut unter verschärften Erpresserdruck gestellt. Wie scharf die Erpressung bereits auf di« Regierung und -te Regierungsmehrheit gewirkt habe, zeige der den Gegnern des TributplaueS dauernd gemachte Borwurf, sie gefähr deten mit ihrem Kampf gegen den Plan die Räumung. So fei das »olle Gegenteil von dem eingetrete«. was die deutsche Politik erstrebt habe: Die Erfüllung deS deutsche« Räumungsanspruches sei nicht von der Tributregelung ge löst worden, vielmehr verlange man die Annahme des un tragbaren Pariser Planes von Deutschland, bevor an die Räumung gedacht werde. Für di« bevorstehende zweite Haager Konferenz hätten die beiden französische» Minister Deutschland so in ein« sehr schlechte Derhandlungslage ge bracht. Wo bliebe unter diesen Umständen die von den Re gierungsparteien verkündete Absicht vor der Annahme de» TrtbutplaneS di« Rückgabe deS SaargebieteS zu annehm baren Bedingungen zu sichern, kommende Sanktionen aus Artikel 4S0 auSzuschließen und in der Liquidationsfrage ein für Deutschland erträgliche» Ergebnis zu erzielen? Nkvllkiuklll Ul llkl llklUMll MWWllW. Eine Ueberraschung ist durch die Ausfüllung der Lücke, die StresemannS Tod in die Reichsregierung gerissen hatte, nach keiner Richtung hin entstanden. Umso besser! Der außenpolitische Weg, den Deutschland zu gehen hat, ist viel zu eindeutig festgelegt, als daß man den Tod deS großen, leider zu früh von un« geschiedenen Staats- manneS zu irgendeinem Experiment leichtfertig hätte miß brauchen dürfen. Andrerseits Ist die Innenpolitik viel zu sehr von der Außenpolitik abhängig, als daß man nicht von vornherein für einen verständigen Ausgleich -wischen dem Programm des neuen Außenministers und dem des neuen Wirtschaft-Ministers hätte sorgen müssen. Dr. Julius Curttus, der jetzt das Erbe Stress mann S antrttt, gehört der Reichsregierung be- reitS seit 1926 al» Wirtschaftsminister an. Er HÄ an den Haager Konferenzen teilgenommen und aufs engste mit Dr. Stresemann zusammengearbeitet. Die politischen Richtlinien deS letzteren sind deshalb auch wohl Dr. Curttus durchaus vertraut, was umso wesentlicher ist, al» Deutschland durch die bevorstehende Haager Schlußkonferenz noch vor allerhand schwierige Ausgaben gestellt sein wird. Der neue ReichSwirtschaftSminister, der Kölner UniversitätSprofessor Dr. Paul Molden hauer, darf gleichfalls als ein Vertreter der gemäßigten Richtung der Deutschen BolkSpartei betrachtet werden, die «in »rfolgreicheS Zusammenarbeiten mit den übrigen Parteien gewährleistet. DaS bedeutet leider noch nicht, baß kritische Zuspitzungen unserer wirtschaftspolitischen Lage unter allen Umstanden ausgeschlossen wären. Die Pro bleme, die noch -u lösen sind, wie beispielsweise die Re form deS deutsch«: Versicherungswesens, sind viel zu kom pliziert und schwierig, als daß man sich ihre Lösung zu leicht vorstellen dürfte. Innerhalb der eigenen Partei Hal schon Herr Dr. Stresemann oft Mühe genug gehabt, sich ourchzusetzen, und seinem Nachfolger werden ähnliche Kon- flttte voraussichtlich nicht erspart bleiben. Dabei bestehen grundsätzlich die Gegensätze Wetter, die gerade die Volks- Partei von den übrigen Regierungsparteien trennen: kul turpolittsche Gegensätze zum Zentrum, wirtschaftspolitische zur Sozialdemokratie! Aber die Hauptsache ist, daß die Namen der beiden neuernannten Minister in jeder Be ziehung den guten Willen zur Zusammenarbeit symboli sieten. MS ganz besonders erfreulich darf man cs aber wohl bezeichnen, daß keine derjenigen Lösungen der Re gierungsfrage versucht worden ist, die wochenlang hinter den Kulissen deS Parlamentes diskutiert wurden. Der Bot schafter in Rom, Herr Dr. von Neurath, hat sich dadurch, daß er nicht nur den angesehenen Schriftsteller Emil Ludwig, sondern auch den weltberühmten Dichter Gerhart Hauptmann zu empfangen verweigerte, als derartig ver ständnislos gegenüber deutschen Kulturinteressen in der Welt erwiesen, daß schon seine Ernennung an sich ein Schlag Mr da» Ansehen Deutschlands in der Welt ge- Wesen Ware. DaS parlamentarische System, nach dem die Neuernennung erfolgte, hat un» glücklicherweise eine solche Schlappe erspart.
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