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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041104011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904110401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904110401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-04
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t LS-,", - Leipziger Tageblatt. Sette 9. Nr. 582. Morgen-Ausgabe. EeriGtrraal Nur 5a»renr Umgebung. Halle a. S., 3. November. Der Ortskranken- kafsenverban- von Halle beschloß in seiner »estrigen Generalversammlung den Anschluß an den Ver. band der Ortskrankenkassen Deutschlands und nahm ein neues Statut an. nach welchem künftig alle OrtS-, Be triebs-. Bau- und JnnungSkrankenkassen berechtigt sind, dem Verbände, der künftig den Namen „Krankenkassen verband" führen wird, beizutreten. Der aus 9 Personen bestehende Vorstand wird wie jeder Krankenkassenvorstand zusammengesetzt sein. In der Aerztefrage wurde ein Schreiben deS Herrn Dr. med. Herzau als Vertreter der DortragSkommisfion der Aerztekammer bekannt gegeben, nach welchem die angesagte Besprechung in Sachen des Aerztevertrags abbestellt wurde. Es wurde bei der Er örterung betont, daß nach einer Entscheidung des Herrn Oberpräsidenten die von der Aerztekammer bestellten Ver- trag-- und Vertrauenskommissionen in dem Gesetz keine Stutze fänden und diese Organe daher nicht berechtigt seien, namens der Aerztekammer zu verhandeln. auS welchem Grunde die Herren Aerzte die einzig Handlungs berechtigten seien. * Erfurt, 3. November. Hm Auftrage des Auswär tigen Amte- bereiste der Kreistierarzt Dr. Fröhner-Fulüa während mehrerer Tage dieser Woche mit Mitgliedern des Kreisausschusses den Landkreis Erfurt, um bei der Ziegenzuchtgenossenschaft größere A n - kaufe von Toggenburger Ziegen für D e u t s ch - S ü d- Westafrika zu machen. Die Tiere werden von der Reichsregierung an die dortigen Farmer zur Weiterzucht verteilt. H Eger, 2. November. Eine Anzahl alldeutsch ge sinnter Herren aus der Ostmark veranstaltet auch -um diesjährigen Totensonntag unter Führung deS ReichS- ratSabgeordneten Schönerer eine Fahrtzum Grabe Bismarcks nach Friedrichsruh. Die Fahrt findet Freitag, den 18. November, um 10 Uhr vormittags vom Magdeburger Bahnhöfe in Leipzig aus statt. Zinsen und Kosten an, indem er behauptet«, daß er «st seinem Schwager beim Berkans dr- Grundstück« in Bad Georgenthal vereinbart habe, daß R. ihm zwei Drittel de« Erlöse« über die Hypothekensumme als Gewinnanteil zugesichert hatte. R. be- stritt die«, eine schriftliche Vereinbarung war nicht getroffen worden. Bs Antrag vom 2. Juni 1902 wurde der Agent M. vernommen, der durch einen Brief R.s au« Georgenthal vom 30. Dezember 1900 mit dem Verkauf des Hotel« beauftraat worden sei und der bekunden sollte, daß R. nicht unter 54000 >« verlangen könne, da er an deu Borbest per '/, deS Erlöses über die Hypothek zahlen müsse. R. bestritt, einen derartigen Austraaerteilt zu haben und M überhaupt zu kennen. Er hab« wedrr an M. geschrieben, noch sei dieser in Georgenthal gewesen. B. soll nach der Anklage den Brief aefälfcht nnd dem Agenten M. in di« Hände gespielt haben, um dessen Aussage glaubhafter erscheinen zu lassen. Am 14. Oktober 1902 erkannte dir erste Zivilkammer dcS Naumburger Landgerichts dem Beklagten R. den Eid zu. Gegen dieses Urteil legte B. am 1. Dezember 1902 Berufung ein. Im weiteren Verlause de« Prozesse« ließ nun B. durch seinen Rechts- beistaud dem Landgericht Naumburg einen angeblich von R. an ihn aus Bad Georgenthal unterm 21. Dezember 1900 gerichteten Brief vorlegrn, in welchem ihm R. mitteilt, daß er einen Käufer für den Gasthof in Aussicht habe, welcher 56000 ^4 zahlen wolle. „Ihr erhaltet dann — so dieß eS im Briefe weiter — 6000 und würdet noch 1000 »> verdienen. Dieser Brief, den B. beim Umzug erst gefunden haben will, wurde von der Berufungskammer für echt und ausschlaggebend gehalten und R. daher zur Zahlung des Gewinnanteils in Höhe von 4666 67/ij kostenpflichtig verurteilt. R. bestritt, auch diesen Brief geschrieben zu haben und die königl. Staatsanwaltichaft hält denselben ebenfalls auf Grund der neuerdings angestellten Erörterungen für gefälscht und hat gegen B. wegen Ur kundenfälschung in zwei Fällen und vollendeten, sowie versuchten Betrug- Anklage erhoben. B. betritt jede Schuld und behauptest, daß die Forderung an seinen Schwager zurecht bestände und dir Briese echt seien. Demgegenüber blieb aber R. bei seiner Angabe, daß er B. einen Gewinnanteil nicht versvrochen und auch die Briefe am 20 und 21. Dezember 1900 nicht geschrieben habe. Nach dem Gut achten des Sachverständigen Kommissionsrat Henke sind die Briefe nicht von R. geschrieben; es ist aber dessen Handschrift nachgeahmt worden. Bei ehelichen Differenzen, die bei B. bisweilen zu Tät lichkeiten ausartestn, hat nach Angabe mehrerer Bäckergesellen Frau B. ihrem Mann manchmal gedroht, sie werde ihrem Bruder Mit teilung machen, daß die Briefe gefälscht seien. Auf Grund der ein gehenden Beweisaufnahme gelangte denn auch der Gerichtshof zur vollen Ueberzeugung von der Schuld des Ungesagten B. und ver urteilst ihn unter Ausschluß mildernder Umstände zu einem Jahr drei Monaten Zuchthaus und 5 Jahren EhrenrechtS- verluy. 6 Wochen der erkannten Strafe gelten al« durch die er littene Untersuchungshaft verbüßt. 7. 8. Kanonendonner vor dem Reichsgericht. Die „Fahr» zeugfavrik in Eisenach" fabriziert bekanntlich auch Laset» len für Geschütze und hat mit behördlicher Erlaubnis seit 1900 einen Schießstand erngerichtet, wo auch Granaten ver schossen werden. Die Nachbarn dieses SchießstandeS fühlten sich durch den Geschützdonner und durch Granatsplitter, die sich auf me anliegenden Grundstücke verirrt hatten, belästigt. ES strengten deshalb der Kammerherr v. Sichel, welcher in der Nähe einen Sommersitz hat und vier andere Nachbarn eine Klage gegen die Fahrzeug-Fabrik an, dahingehend, der Fabrik bei einer Strafe von 300 das Schießen zu verbieten. Da» LandgericA Eisenach hat im Grunde die Klage, weiche sich auf ss 1004 und ß SOS deS Bürgerlichen Gesetzbuches stützre- für berechtigt angesehen und dahin erkannt, daß der Beklagten verboten wird, Granatsplitter auf die Nachbargrundstücke fliegen zu lassen und übermäßigen Geschützdonner zu verur sachen. Gegen dieses Urteil hatte die Beklagte Berufung ein gelegt; aber auch die Kläger legten Berufung ein, mit dem Anträge, aus dem Urteil tue Worte „übermäßiger Geschützdon ner" zu entfernen und „alles Schießen" zu verbieten. Der «ine Kläger, Kammerherr v. E., hatte noch in einer Anschluß berufung beantragt, das Urteil dahin adzuändern, daß der Beklagten auferlegt werde, dafür Sorge zu tragen, daß auch jede Erschütterung fortbletbe. Das Oberlandesgericht Jena hat die Berufungen der Beklagten und der Kläger abgewiesen, die Anschlußberufung des Klägers v. E. wurde als unzulässig verworfen. Der Berufungsrichter sagt, mit Recht hat der erste Richter den Klageanspruch für gerechtfertigt angesehen, denn bas Maß deS Erträglichen ist bei dem verursachten Kanonen- donner überschritten. Es ist festgestellt, daß Tiere, welche den Aläaern gehören, wild geworden sind und gebändigt wer den mußten. Eine unbedingte Unterlassung des Schießens anzuordncn, ist aber nicht möglich nach der Gewerbeordnung; dem steht auch entgegen, daß der Schießplatz auf Grund einer genehmigten Anordnung besteht, die Kläger müssen nach § 906 de« Bürgerlichen Gesetzbucke« ein Geräusch dulden. Tie Klä- ger waren mit diesem Urteil aber nicht zufrieden und ergriffen da« Rechtsmittel der Revision. Der 5. Zivilsenat des Reichs gericht» hat aber das angegriffene Urteil des Oberlandes gericht» in der Hauptsache bestätigt, e» wurde daS Urteil des Oberlandesgerichts Jena insoweit aufgehoben, als e» di« Anschlußberufung deS Mitklägers v. E. al« unzulässig verworfen hat und insoweit wurde die Sache zur nochmaligen Verhandlung an da» Berufungsgericht zurückverwiesen. Im Uebrigen wurde die Revision zurückgewiesen. Leipzig, 3. November. 6. Einer raffinierten Fälschung hat sich der 38 Jahr« alte Bäckermeister Karl August B. au- Stadt Sulza zum Nachteil seines Schwager«, de» Gastwirt» R. in Eöllrda. schuldig gemacht. B-, der außer wegen Lotterirvergrhen- und Widerstands auch schon wegen Betrugs mit 3 Monaten Gefängnis bestraft ist und jüngst vom hiesigen Landgericht wegen wissentlich falscher An schuldigung und Kuppelei zu gleich hoher Strafe verurteilt wurde, hatte im Mai 1900 einen Gasthof in Bad Georgenthal für 52000 ^l gekauft, 47 000 .^l Hypotheken übernommen und 5000 ungezählt. Bereits am 8. Oktober 1900 trat B. aber den Gasthof an seinen Schwager R. gegen Zahlung von 1000 ^l an den Brauer und Uebernahme der Hypotheken ab. Diesem gelang es. im Februar 1901 den erwähnten Gasthof zum Preis« von 54 000 ^l an den Gastwirt Br. zu verkaufen. Im März 1902 brachte nun B. beim Landgericht Naumburg eine Klage gegen sein« Schwager R. auf Zahlung von 4666 67 samt K riftallpal ast'Theater. Im November-Spielplan, der wiederum mit einer Reihe anziehender Nummern aufwartet, tritt diesmal das gymnastische Element etwas in den Hintergrund. Hm Grunde genommen gehören, wenn man von dem grotes- ken Tanzakt und dem Saltospiel der zierlichen, graziösen Marinctte und ihrem baumlangen Wallno ab sieht, nur zwei Künstlergruppen, das Hollowey- Trio und die drei Jürgens, zu Vertretern dieser Richtung. Beide „arbeiten" in der Erhaltung schwieriger Balancen, das erstere auf dem straff gespannte» Draht seil, die Jürgens, zwei Herren und eine Dame, die im schmucken weißen Sportanzug erscheinen, auf der rollen den Kugel. Sie stellen alle bisher auf dem „Globus" gezeigten Künste weit in den Schatten, gleiten auf dem unsicheren Piedestal bald einzeln, bald zu zweien, bald im Schulterstand, bald im Kopfstand über die Bühne, rückwärts und vorwärts, und üben sogar die Spreize, die man gewöhnlich nur bei Parterreakrobaten zu sehen pflegt. Einen allerliebsten Trik fügt die niedliche Miß noch hinzu, wenn sie, auf der rollenden Sektflasche stehend, diese tänzelnd in Bewegung setzt und ihr Weg und Richtung gibt. Auch die drei Hollowey übertragen die bisher auf den Brettern traditionell geübte Kunst auf „höhere Regionen", indem sie, nur die dünne Linie des Metalldrahtes unter den Füßen, sich zu den ge- Wagtesten und verwegensten Sprüngen versteigen, über Tisch und Stuhl schnellen und in elastischem Schwünge von Tonne zu Tonne, oder von Schulter zu Schulter Hüpfen. Für den Humor in der Jonglierkunst sorgt ausgiebig O. K. Sato. Nur Kugeln und Cigarren kisten bilden seine Requisiten, aber unerschöpflich ist daS drollige Spiel des in der hochkomischen MaSke eines „Excentrics" mimenden Künstlers. — Nun tritt vor allem in der mit großem Beifall gewürdigten Vorstellung das rein Musikalische hervor. Sechs schmucke weibliche Postillons schmettern erst lustig ihre Fanfaren in die Weite, um dann zu graziösen Tänzerinnen meta- morphosicrt. durch ihre ungemein korrekt ausgesührten slawischen Tänze Gunst und Applaus zu gewinnen. Vor ihnen Pflegt Toska Madri, die sich Instrumenta listin nennt, auszutreten, im Flötenspicl und im Mando- linenschlag zu brillieren, wie sie auch auf Stahlplattcn über „Carmen" phantasiert. Die Hörerschaft schwankt im Urteil; soll sie ihrer Musik, soll sie ihrer Erscheinung al» Neapolitaner und als blendendweißer, schön- gewachsener Page den Vorzug geben. Sie neigt sich wohl beiden zu und überschüttet später die amerikanische Sängerin Violet Wegner mit verdientem Beifall. In deren Gesang liegt etwas Träumerisches, doch ist ihm voller Wohllaut und Weichheit des Toner gegeben. Mit einem etwas fremdländischen Anflug, aber erfolgreich singt die in eine Robe von feurigem Kupferglanz modern eingewickelte junge Dame das sinnige Walzcrlied: Pflücke die Rosen, die am Wege blühn". Sie „singt" in der Tat, während Lotte Sebu». deren Bekannt schaft Leipzig schon Les öfteren gemocht hat, als „Dor- tragSsoubrette" kein allzu großes Gewicht auf ihre Eigen- schäft als Sängerin legt und daher mehr dem melodra matischen Element den Vorzug gibt. Sie besticht da bei durch die Prägnanz der Betonung, durch wohl- erwogene Geste und feines Mienenspiel — so gewinnt sie ihre Hörer von Couplet zu Couplet. Scharf« Pointen arbeitet sie namentlich im Reue-Couplet und im Be scheidenheits-Couplet heraus. Wie sie mehr dem Er raten Raum gibt, läßt Paul Jülich, der treffliche Komiker, ganz dem natürlichen Humor die Zügel schießen, wie man aus seinem ergötzlichen Oommi« und der Definition der „Ehe" auf Grund des Billardspiels erkennt. Mit Vorführungen von an ziehenden Bildern aus dem Royal-Bios kop findet die genußreiche Vorstellung im Leipziger Kristallpalast- Theater ihren Abfchluß. BariHt6 Battenberg. Das Ncvember^Programm wird recht verheißungs voll eingeleitet durch die Gesangsvorträge eines Damen- terzetts, dessen Mitglieder auf dem Zettel ohne be sondere Namensnennung als die „Drei Salz burgerinnen" verzeichnet sichen. Schließlich tut ja auch der Name in diesem Falle nichts zur Sache, aber an erkannt soll werden, daß die drei Sängerinnen weit über den Durchschnitt emporragen und durchaus ernst ge nommen zu werden verdienen. Die drei Stimmen, ein hoher Sopran, ein Mezzosopran und ein volltönender Alt, sind gut durchgebildet und passen in der Klangfarbe vortrefflich zu einander. Der Vortrag ist fein pcintiert, die Aussprache läßt nichts zu wünschen übrig — kurz die Damen können sich hören lassen und verdienen das Lob, das ihnen in reichem Maße gespendet wurde, vollauf. Die drei Schwestern Ernesto, die in einem Drahtseilakt auftreten, arbeiten äußerst sicher und bringen mehrere neue Tricks mit. Viel Humor entwickeln die Brothers Calder mit ihrer Pantomime „Laga- bundenstreiche". in der sie, wie früher, ihre akrobatische Gewandtheit im hellsten Lichte zeigen. Sehr komisch wirkt auch der Jongleur LeoBillward.der eine Un menge vcn Tellern zerschlägt und in seinem Anzug ein wahres Museum von „alten Sachen" vereinigt hat. Bleiben wir bei den komischen Darstellern, so dürsen wir Jean Clermont mit seiner Circus-Barnum- und Beilerd-Parodie nicht vergessen. Jean Clermont ist hier in Leipzig bestens bekannt, aber man sieht ihn immer wieder gern, weil er viel natürlichen Humor besitzt und in seiner Rede stets die neuesten Tagesereignisse ver wertet. Und dazu die lustige Menagerie dieses Allerwelt direktors, zwei Esel, ein Ponny, ein Wildschwein, eine Dogge, ein Klavier spielender Pudel und zwei veritable Hähne die auf Befehl krähen, hoch und niedrig, wie es ihr Herr und Gebieter haben will. — Siegmund und Anna Linn« wirken, wie schon früher, durch den Gegensatz von groß und klein und finden mit ihrer gut vcrgetraaenen Groteskscene reichen Beifall. Die Wirbel windtänzer Alex Carangeols sind in Leipzig gut akkreditiert und wurden auch diesmal vom Publikum leb- haft begrüßt. Wenn beim ersten Auftreten noch nicht alles nach Wunsch klappte, so liegt das lediglich daran, daß mit der Kapelle nicht die erforderlichen Proben vor genommen werden konnten. Wir sind überzeugt, daß jetzt alles nach Wunsch funktioniert. Das Biseras - Ensemble, ein acht Köpfe starkes Damen-Trompeter- korps, tritt in schmucken Kostümen auf und findet als Füllnummer ausreichende Anerkennung. Fesch und lebhaft, eine Meisterin des Vortrages und der humc- ristischen Darstellung, weiß Adele Moraw, Soubrette aus Wien, das Publikum gefangen zu nehmen. So oft wir sie auch schon gesehen haben: Ihre gute Laune ist immer dieselbe, und immer ist sie mit ganzer Seele bei ihren Vorträgen, ob sic nun eine blaublütige, ober stark outsrdernde Aristokratin, einen diskreten Barbierlebrling oder eine liebcbedürftige, soldatensreundliche Küchenfee darstellt. Die Stimme hat der Zeit allerdings ihren Tribut gezollt, aber der Vortrag ist glänzend wie früher, und der Vertrag bedeutet ja schließlich für e'ne Soub-ette alles. — Das Bioskop brachte zum Schluß einige unterhaltende Nummern. Das Theater war wie immer bis aus den letzten Platz gefüllt. Rus aller Aelt. — Der Sarkophag der Kaiserin Friedrich, der für das Mausoleum in der Friedenskirche bei Potsdam bestimmt ist, und derdesFürstenBismarckfürden neuen Dom, harren im Atelier von Reinhold Begas der Be. sichtigung durch den Kaiser. — Ein Schwiegersohn Schliemanns als Banden- führe«. Der griechische Oberleutnant Paul Melas, der Schwiegersohn des deutschen Troja- forsch ers Schliemann und Angehöriger einer der vornehmsten Familien Athens, ist, wie gestern bereits kurz gemeldet, an der Spitze einer griechischen Bande in Makedonien gefallen. Sein Vater war lange Jahre Bürgermeister von Athen und er selbst erwarb sich als junger Offizier die besondere Zuneigung Schliemanns. ' der ihm seine einzige Tochter zur Frau gab. Der junge Melas hatte hierdurch materiell eine durchaus unabhängige Stellung erlangt, und so konnte er sich un gehindert militärischen Studien und der großgrieckiifchen Propaganda widmen. Als sich dalicr im letzten Früh jahre infolge der bulgarischen Wühlereien die Lage des Griechentums in Makedonien sehr schwierig gestaltete, unternahm Melas mit drei anderen griechischen Offi zieren, als Viehhändler verkleidet, eine Reise durch Makedonien, um die hellenische Landbevölke- rung in ihrem Widerstande gegen die slawische Bewegung zu bestärken. Schließlich aber erkannten die türkischen Behörden den Charakter der vier Reifenden und brachten dieselben auf dem kürzesten Wege über die griechische Grenze zurück. Daraufhin betrieb Melas in Athen d»e Ausrüstung bewaffneter griechischer Banden nach Make donien, um dort die bulgarischen Banden offen zu be kämpfen. Er selbst übernahm die Führung der ersten dieser Freischaren, und da ihm sehr bald die türkischen Truppen entgegentraten, fiel er als Opfer seiner Tollkühnheit und seiner übereifrigen Vaterlandsliebe. — Zur Erforschung der Typhusepidemie in Detmold wurden seitens des Staatssekretärs des Innern vor einiger Zeit auf Wunsch der dortigen Behörden die Pro fessoren Kock und Beck entsandt, die zunächst feststellen konnten, daß die große Verbreitung der Krankheit wahr scheinlich auf eine Infektion LerTrinkwaffer- leitung zurückzusühren war. Zur weiteren Aufklä rung begab sich hierauf eine Kommission des Gejundheits amtes. Geheimer Regierungsrat Oblmüller, Prof. Beck und Dr. Heise nach Detmold. Diese ermittelten, daß eine die Wasserleitung speisende Quelle Zuflüsse er hielt, welche Verunreinigungen durch Ab gänge von dem an der Straße nach Schlangen liegenden Ausflugsort ausge setzt waren. Don hier aus ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Typhusinfcktion erfolgt. Auf Grund dieser El mltte- lungen konnten umfassende Maßnahmen getroffen wer den, um einer weiteren Ausbreitung der Seuche erfolg reich entgegenzutreten und einer Wiederholung der In fektion des Wassers vorzubeugen. Die Epidemie nähert sich ihrem Ende. — Ein Schacht iv Flammen. Im Maschinenhause der Z e ch e B a a k e r in Mulde beiEssen brach Feuer aus, das das Schachtgebäude ergriff. Der Förderkorb stürzte in die Tiefe. Im Ruhrorter Hafen brennen Kohlenlager der Firma Niefeld, der Zeche Rheinpreußen und der Firma Dickmann L Müller. Man schätzt den Verlust Nicfelds auf 20 000 Zentner, den der Zeche Rhcinpreußen auf 10 000 Zentner und den der Firma Dickmann Müller auf 30 Doppelwagen. * Ne«i-keite«. Ein Berliner Hochstapler in Paris verhaftet. Die Pariser Polizei verhaftete gestern vormitlag laut tele graphischer Meldung einen Mann namens Alfred Engel, genannt Elzbaker, aus Berlin, der wegen zahl reicher im Jahre 1902 in Deutschland begangenen Schwindeleien gesucht wurde. Wasser und Dynamit. Aus New Vork wird über zwei schwere Katastrophen folgendes gekabelt: Das große Wasserreservoir bei Winston, Nordkarolina, ist ein- gestürzt. Mehrere Mellen Landes wurden überflutet. 23 Personen sind umgekommen. — In Mount Vernon, unweit New Pcrk, explodierte Dynamit, das auf ein Bahngcleise gelegt war. Im benachbarten Stadtteil wurden die Fenster zertrümmert; mehrere Personen wurden getötet, SO verletzt. Wegen einer Reihe schwerer Diebstähle im Hamburger Hafen verurteilte das Kieler Kriegsgericht den Ma schinist enan wär ter Stephan zu vierjäh riger Zucht- Hau-strafe und Entfernung aus der Marine. Seiner Vaterstadt Bremen schenkte der Kaufmann Fran/ Schuette, früher Chef der deutsch-amerikanischen Petroleum gesellschaft, einen botanischen Garten in der Größe von drei Hektar nebst dem Geld für die vollständige Ein- ' rich tu n g. Einbrecher stahlen vergangene Nacht dem Restaurateur lOhlwein in Kassel Wertpapiere im Betrage vor 20 000 Sturm uuf der Nuterelbe. Gestern vormittag ist auf der Elbe bei Sassendorf (Landkreis Lüneburg), infolge plötz lichen Windstoßes, ein Schifferkabn umg efch lag en; zwei Schiffer fanden den Tod in den Wellen. Kirchliche Nachrichten. Israelitische ReligionSgemeind« zu Leipri«. Gottesdienst am Freitag, den 4. November, abends 4'/. Uhr, am Sonnabend den 5. November, vorm. 9 Uhr. Motette iu der ThomaSkirche Sonnabend, den 5. November, nachm. '/,2 Uhr: D. Buxtehude: Präludium und Fuge (kismoll). Joh. Brahms: a. „Ach arme Welt, du trügest mich". d. „Ich aber bin elend". I. S. Bach: Orgelchoral „Wir danke« dir, Herr Jesu Thrift". G. Schreck: „Führe mich". Isppivkv Vorlagen 8tor68 spssls»^ -1^ spplvkv Lanilinvn veeorationsn Vitraxsn Aug» «oklwksrant. 1S0/S00 am «statt 11.75 138/tzOO em anotatt ^4 12.50 ^4 L».»Q 174/235 em anstatt 21.— 170/235 M anstatt 20.— >4 195/395 vw anstatt 28.50 ^4 »4. v«»i» 1—14 i» in manniLkaekso OnalitTt« 200/300 em anstatt ^4 SL50 >4 »7 kksMnlse lÄllkte mit uimeiMiien vmUelslekii, dellelitenll mitei- l^ek. in r«n>M«^euea I reislass«
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