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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041102027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904110202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904110202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-02
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Abend-Ausgabe 1W4 98. Jahrgang. Nr. 559 Mittwoch den 2. November 1904. en. Lrittr n der »«ere »üd g u :röe tel 'n- hv.) Feuilleton im » ;um Anaahmeschlutz für Auzetgen: Abeud-AuSgade: vormittag- 10 Uhr. Mvrgeu-AuSgabe: nachmittags 4 Uhr. burgischcn Markgrafen und Onkel Vollmar, nur daß der Bischof statt des Hörrohrs den Krummftab in der Hand hielt und der Markgraf ein Scepter statt des Pantoffels, mit dem Onkel Vollmar regiert wurde. Annemarie mußte ein paarmal herzlich lachen, und sie ahnte es nicht, daß ihr Begleiter eben das wollte. Entzückend war sic, wenn sie ihre dichten, weißen Zähnchen zeigte und das Grübchen in der linken Wange! Dies Grübchen küssen, — und den süßen Mund, der beim Lachen solchen unbe schreiblichen Liebreiz hatte! Zuweilen ging sie die Stufen hinan, um die Unter schriften unter den Halbfiguren besser lesen zu können: er blieb ihr dicht auf den Fersen, es war ihm gelungen, die Musikmappe mittels eines geschickten Manövers an sich zu bringen, und er ließ sie nicht wieder los, wie sehr die Kleine ihn auch bat. Das sah so „zusammengehörig" aus, wenn er die Mappe hatte, und eben das be- zweckte er! Annemarie ein bißchen auszuhorchen, sie zum Reden über seine lieben Anverwandten zu bringen, gelang ihm dagegen nicht! Er griff das sehr geschickt an, fragte nicht direkt, plauderte nur leichthin über diese und jene „Eigenheit" von Tante Brückner oder RinghauptS, .... aber noch geschickter wich die Kleine ihm aus, ließ sich zu keinem Urteil, keiner vorschnellen Bemerkung verleiten, — klug war sie auch, das mußte er seststellen! Und er stellte es mit geteilten Gefühlen fest', eS war ja natür lich nicht notwendig, daß sie dumm war und ihn lang- weilte, .... aber zu klug durste sie auch nicht sein! Die besonders klugen Mädchen machten einem unter nehmenden jungen Mann die Sache oft heillos schwer! Sie wunderte sich, daß er gar keine historischen Kennt nisse besaß, — er nahm ihren Tadel ohne sonderliche darum nicht die Rede sein, weil sie eS für ihr Recht halten, die erfolgreiche Durchführung eines Streiks mit allen Mitteln zu erzwingen, auch wenn diese Mittel sich im Widerspruch befinden mit dem, was nach den Gesetzen des bestehenden Staats zulässig ist. Eö handelt sich hier also um einen Machtkampf zwischen dem Staate, der seine Gesetze, die sozusagen die Befestigungswerke des StaatS- gebäudeS sind, zu verteidigen hat, und der Sozialdemokratie, die diese Befestigungswerkc berennt. Da dürfen sich denn die Belagerer der Staatsordnung nicht Wundern, wenn die Belagerten nicht mit Prallines und Beilchenbuketts schießen, sondern mit scharfer Munition. Wenn der Einzelfall nicht aus dem individuellen Willen der angeklagten Persönlichkeit hervorgegangen, sondern auS der Anwendung prinzipieller Grundsätze einer Partei erfolgt ist, so muß die Bestrafung auch nach allgemeinen Grundsätzen erfolgen. Ebenso wie sich bei den Gerichten der Grundsatz herausgebildet hat, gewohn heitsmäßige Messerhelden durch rücksichtslos harte Strafen abzuschrecken, so muß auch gegenüber dem immer mehr über hand nehmenden StreikterronsmuS die Abschreckungs theorie Platzgreifen. Wir werden den Stand punkt nicht verlassen, daß er eine einfache Forde rung der Gerechtigkeit ist, daß dem Rechte des Arbeiters, zu streiten, also nicht zu arbeiten, das Recht gleichstehen muß, zu arbeiten. Der Staat soll und darf die Streikenden nicht molestieren, aber gerade darum muß er die Arbeitswilligen durch nachdrückliche Bestrafung derer, die sie terrorisieren wollen, schützen. Dies ist nicht Klassenjustiz, sondern vom Standpunkte des Rechts Gerechtigkeit, vom Standpunkte der Staatsraison Notwehr. * Einzelheiten beschäftigt: eine schnelle und befriedigende Abwicklung der Angelegenheit sei sicher zu erwarten. Nach einer Pariser Depesche glaubt man, daß das Protokoll, welches die Kompetenz der Hull-Komniission regeln soll, heute unterfertigt werden wird. „Daily Telegraph" führt die plötzliche Erregung auf mißverstan dene Nachrichten aus Gibraltar zurück. Von großer Be deutung sei die Mitteilung, daß die baltische Flotte die Weisung erhalten habe, Schiffe unter neutraler Flagge nicht zu belästigen. Der „Daily Chronicle" sagt, es sei ein großer Mangel, daß es der internationalen Kommis- non nicht freisteht, festzustellen, welche Zeugen nötig seien. Die „Morningvost" äußert sich sehr scharf gegen Balfour. Tas Blatt erklärt, es stehe nicht allein da in der Annahme, Balfour habe sagen wollen, daß ein Teil der russischen Flotte in Vigo festgehalten würde. Der Kaiser von Rußland habe nicht an den Krieg gedacht. Unter diesen Umständen hätte Balfour viel fordern können, aber die Hauptsache sei gewesen, die Ehre Ruß lands zu retten: die russische Flagge sei nicht erniedrigt worden, die Sorge des britischen Ministers hätte aber die eigene Flagge sein müssen. Der von England gebilligte Entwurf über den internationalen Untersuchungsausschuß ist gestern nachmittag zur Begutachtung bczw. Annahme nach Petersburg ge schickt worden. Sobald man über alle Punkte einig sei, werde die Arbeit der Kommission beginnen. — Die 4 zu- rückgelassenen russischen Offiziere sind bereits nach Peters burg unterwegs. Der Aar, Velcaffö und Deutschland. Wie den immer glaubenswürdigen Pariser Blättern aus Petersburg gemeldet wird, hat der Zar den franzö sischen Botschafter in Paris ersuchen lassen, Dclcasfch namens der russischen Regierung den Dank für die Freundschaftsdienste bei dem Vorfall in Hüll auszuspre chen. Weiter wird die Nachricht von einem russisch-fran- zösisch-deutschen Bündnis dementiert. Zwischen Rußland und Deutschland seien keinerlei Vereinbarungen getroffen, wenn auch die Beziehungen beider Staaten freundnachbarlicher Natur seien und durch das herzliche Verhältnis der beiden Staatsoberhäupter zueinander eine ^Stärkung erhalten hätten. Es freut uns, das aus Paris zu hören. Von -en russischen Schissen. Nach einer Meldung aus Barzelona ist das rus sische Hospitalschiff „Orel" abgegangcn, um mit den nach Tanger abgehenden russischen Schiffen zusammenzu treffen In Corulla traf der ungarische Koblendampfcr „Italia" ein, der wegen Havarie von dem französi schen Kohlcndampfer „La Rochelle" eskortiert werden mußte. Jeder der Dampfer hatte 4000 Tonnen Kohle an Bord für die russische Flotte. Annemarie fuhr leidenschaftlich gern spazieren, sie kannte den Tiergarten noch so gut wie gar nicht, sie war jung und lebenslustig, — mehr als das! Seitdem sie in Berlin war, namentlich in den letzten Wochen, regte es sich zuweilen in ihr geradeswegs, wie Lebensdurst, — und eben jetzt wieder! Dennoch war sie keinen Augenblick im Zweifel, was sie zu tun hatte! „Ich sage nein !" entgegnete sie kurz ab, — gleich darauf fügte sie mit einem halben Lächeln hinzu: „Das heißt, — ich danke Ihnen! Aber nein sage ich doch!" „Und warum?" fragte Oswald dringend und bog sich so nahe zu ihr, daß seine Schulter leicht die Krempe ihres roten Filzhütchens streifte. „Weil ich Sie noch gar nicht kenne und weil — und weil es sich nicht schickt!" „Darüber haben wir in Berlin hier andere Begriffe, als Sic in Ihrer Hcimatsstadt!" Ueberredend war sein Ton, — noch überredender sein Blick. „Träfe ich eine meiner Cousinen hier und lüde sie ein, mit mir zu fahren, — nicht einen Augenblick würde sie sich bedenken, meine Bitte zu erfüllen!" „Da ich aber nicht eine Ihrer Cousinen bin —" „Leider!" «Warum leider? So gut situiert diese Damen, Vergleich mit mir, sind, — ich glaube nicht, daß ich mit einer von ihnen tauschen möchte!" „Das haben Sie auch, weiß Gott, nicht nötig!" „Weil man nie wissen kann, was man damit über nimmt!" fährt sie unbeirrt fort, obgleich sein feuriger, beharrlicher Blick sie innerlich einschüchtert, — was will er denn nur von ihr? Sie gefällt ihm, — nun gut! Das schadet am Ende nichts! Aber so darf er ihr das nicht zeigen, .... so nicht! „Uebernimmt!" grcift er jetzt ihr zuletzt gesprochenes Wort heraus. „Ich habe es eben anders gemeint, als Sie dachten! Jedenfalls könnte ich jetzt Ritterdienste bei vsr Mckttgrte vom Lage. * 400 nach Britisch-Betschpanaland übergetretene Herero sind von den Kolonial- behörden entwaffnet worden. (S. Aufst.) * Die russischen Reservisten, die in Schleswig-Hclstein als Arbeiter beschäftigt sind, wurden, noch einer Depesche aus Hamburg, zu den Fahnen einberufen. (S. russ.-engl. Konflikt.) ' Der gestrige Alarm aus London und Gibraltar wird auf ein Mißverständnis der Rede Balfours zurllckgeführt: die britische Regierung soll die Meldungen aufs schärfste verurteilen. (S. russ.-engl. Kcnflikt.) * Die Kaiserin von China hat strikt befohlen, daß Aenderungen im Tibetvertrage stattfinden: als Partei, mit der England abschließt, soll nicht Tibet, sondern China bezeichnet werden. (S. Ausland.) ver ru55i5ch-englirche sionMkt. Blinder Lärm. Aus der wichtigen Mitteilung, die das Ministerium des Aeußeren über die Abreise der russischen Flotte aus Vigo machte, schließt der Korrespondent des „B. L.-A.", daß alle sensationellen Gerüchte aus Gibraltar, die am nachmittag in London zirkulierten und die Bevölke rung aufregten, vollständig grundlos gewesen sind. Ein Telegramm von Vigo berichtete bereits von tatsächlich ausgebrochenen Feindseligkeiten zwischen der russischen und britischen Flotte. Das ganze Gerücht beruhte offen bar auf Mißver st änd nissen der Erklärung Balfours in Southampton, worin er sagte, die russische Regierung habe die Festhaltung des Teils der baltischen Flotte beschlossen, der in die Nordseeaffäre ver wickelt sei, um die schuldigen Offiziere herauszufinden. Viele aber nahmen an, Balfour habe gemeint, die Bal tische Flotte solle in Vigo bleiben, bis alles geregelt sei. Daher erschien die heutige Nachricht, daß die russische Flotte doch aus Vigo abgescgelt sei, als ein Vertrags- druck. Die Tatsache jedoch, daß vier russische Offiziere in Vigo festgehalten werden, beweist, daß Rußland seine Versprechungen buchstäblich erfüllt hat. Die britische Re gierung und der russische Botschafter verwerfen aufs schärfste die Hetzereien und alarmieren den Gerüchte. Beide Regierungen seien mit Festlegung der für die Untersuchung der Kommission bestimmten „IsisrrenjiMir". AuS juristischen Kreisen schreibt man uns: Der „Vorwärts" stellt zwei Strafurteile nebeneinander, um die Klassenjustiz des bestehenden Staates zu brandmarken. In dem einen Falle haben streikende Arbeiter einen mit Arbeits willigen besetztenOmnibuS gewaltsam festzuhalten versucht.in dem anderen haben angetrunkene Studenten wegen groben Unfugs fest genommene Kameraden gewaltsam aus dem Polizeigewahrsam befreit; die angeklagten Arbeiter sind zu Gefängnisstrafen, die angeklagten Studenten zu Geldstrafen verurteilt worden. Das sozialdemokratische Zentralorgan will den Richtern nicht den Vorwurf bewußter Parteilichkeit machen, aber es meint, die Richter, die selbst Studenten gewesen seien, hätten wohl ein Verständnis für die Vergehungen übermütiger Studenten, aber daS Verständnis für die Arbeiterklasse ginge ihnen ab. Wir wollen keine Loblieder auf das soziale Verständnis unserer Richter singen, aber in diesem Falle handelt es sich gar nicht darum, sondern eS handelt sich um den Unter schied zwischen einem Zufallsdelikt und einem prinzipiell und systematisch begangenen Delikt. Wenn betrunkene Studenten sich der Staatsordnung widersetzen, so handeln sie nicht etwa aus einem bestimmten Prinzipe heraus und in der Absicht, die Staatsordnung zu besiegen und an ihre Stelle etwa im Ernste eine Gesellschaftsordnung nach dem berühmten Liede „Sind wir nicht zur Herrlichkeit geboren" zu setzen. Man kann vielmehr sicher sein, daß, wenn der Rausch ver flogen ist, ihnen ganz jämmerlich zu Mute ist, und daß sie dann viel darum gäben, das Vergehen gegen die Staats ordnung nicht begangen zu haben. Bei ihnen braucht also kein verbrecherischer Wille gebrochen zu werden. Ganz anders steht es mit den Streikenden bei der Terrorisierung Arbeitswilliger. Will der „Vorwärts" behaupten, daß diese Leute, wenn sie bewußt — durchaus nicht etwa im ange trunkenen Zustande, sondern ganz nüchtern und zu einem bestimmten Zwecke die Staatsordnung verletzt haben, irgend welche Reue verspüren? Davon kann schon z im Gasthaus ihrrSbrricht d«< r Ausschuß nur Obwohl der igkest «icht den iligung au der u di« hierzu briuaea Die er Reih« Miß- ! treten sollen, lig zu werden, itz (gegründet Kindrrturneu» wurden in der zahlreich er- PrüfungS- e Knaben und lit dem regel- cht der Schule iudrrn daraus erwächst. Die n unter Herrn sortsetzrn. ripMcr TagMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und des königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates und des Rolizeiamtes der Ztadt Leipzig. Ihnen übernehmen, wenn Sie eine meiner Cousinen wären!" „Wenn du eine echte ritterliche Gesinnung hättest, dann würdest du mich jetzt allein lassen!" denkt Anne marie. „Du mußt es doch merken, daß du mir nicht gelegen gekommen bist, und daß es mir peinlich ist, hier mit dir in der Sieges-Allee einherzugehen I Oder habe ich das vielleicht noch nicht deutlich genug markiert?" Und Annemarie rückt sich in den Schultern zurecht, hebt das Köpfchen und sagt in sehr bestimmtem Ton: „Ich muß mich jetzt ernstlich konzentrieren! Ich will preußische Geschichte rekapitulieren!" „Also keine Spazierfahrt mit mir?" „Danke! Nein!" „Schön! Dann wird es ein Spazier gang! Stu- dieren wir gemeinsam die Denkmäler!" Dies „gemeinsam" war durchaus nicht nach des jungen Mädchens Geschmack, allein, waS tun? Konnte sie ihm verbieten, sie zu begleiten? Schließlich war es eine Liebenswürdigkeit von ihm, — und, wenn sie es recht bedachte, so gefiel er ihr ja ganz gut, dieser elegante, hübsche Oswald Mentzel, .... und wenn sie es noch mehr bedachte, so schmeichelte es ihr auch, daß er sich ihr so widmete, ihr, dem unbekannten, kleinen Mädchen aus der westpreußischen Kleinstadt, — er, der verwöhnte junge Mann, der in Wien und Paris gelebt hatte, und dem die Damenwelt überall entgegenkam, — das hatte ihr Melanie Brückner sowohl, als auch Bianka Vollmar, als auch Margot Wessel erzählt, und Oswalds eigene Schwestern hatten es bestätigt. S i e aber, Anne marie Lombardi, batte in ihrem ganzen jungen Dasein noch keinen wirklichen Verehrer gehabt, — nur gewünscht hatte sie sich oftmals einen solchen, .... ja, das hatte siel Aus dem Studium der preußischen Geschichte wurde I Betrübnis hin, sondern meinte wohlgemut, seine Kennt- natürlich so gut wie nichts. Der junge Musiker trieb I nisse lägen eben auf andern Gebieten. lauter Allotria, fand Aehnlichkeit zwischen einem alten I „Ach, damit meinen Sie natürlich die Musik!" rief Bischof und Tante Ida Wessel, zwischen einem branden-1 Annemarie lebhaft. Anzeisikn-Preis die 6 gespaltene Petltzeile 28 Reklamen unter dem RedakttonSstrich <4 gespalten» 7b nach den Familirunach« richten «6 gespalten» bO Tabellarischer und Hisfernlay entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertenannahme 25 Ertr«-Vetl»«en zgefalzt), nur mit da Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, m't Postbesörderung 70.—. Anzeigen sind steiS au die Expeditton zu richten. Tie Expedition ist wochentags anunterbrochen geösjnrl von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig lZr.h. l>r. B., R. L W. «liukhardti. Major v. Glasenapp ins Hereroarsfstande In dem gestern erschienenen Novemberbeft der „Marine- Rundschau" wird eine Darstellung der Tätigkeit deS MaiorS v. Giasenapp als Führer der Ostabteilung der zur Nieder werfung des Hcreroaufstandes bestimmten deutschen Streit kräfte veröffentlicht, die von dem Leutnant Schäler im 2. Seebataillon, dem Adjutanten des Majors v. Giasenapp, verfaßt ist. Bekanntlich mußte bei dem Mangel an zunächst verfüg baren Truppen das Marine-Expeditionskorps, dessen Führung dem Major v. Giasenapp übertragen war, auSeinandergerilsen und zu verschiedenen Aufgaben verwendet werden. Die Ost abteilung unter Befehl, des Majors v. Glasenapp wurde am l4. Februar d. Irs. aus dem Stabe, der 1. und 4. Kom pagnie des Marine-Infanterie-BataillonS nebst der halben Ma'chinenkanonen-Abteiiung und dem Detachement v. Winckler gebildet. Hmzu kamen noch die Kavallerie-Abteilungen Köbler (40 Reiter) und Eggers (5o Reiter) sowie die Schutztruppen. Kompagnie Streitwoif mit einem Geschütz 6 73, einer Revolverkanone und einem Maschinengewehr unter Ober leutnant z. S. Hermann. Die Ostabteilung sollte sein: Deckung der Ostgrenze, wenn nötig, unter Besetzung von Rielsontein, Säuberung deS Distrikts GobabiS und Auf nahme der Verbindung mit Grootfontein. Diese Auf gabe stellte an die etwa 500 Mann starke Abteilung die denkbar schwierigsten Anforderungen in Bezug auf Marschleistungen und Entbehrungen. Bei dem Vormarsch zeigte sich bald die Notwendigkeit, über die Verhältnisse in den Onjatibergen und nördlich durch einen AufklärungSntt Klarheit zu verschaffen. Dazu konnten die berittenen Ab teilungen nur 2 Osfiziere und 35 Mann stellen. Um an Pferden stärker zu sein, ritten der Stab und einige Offiziere mit, ein Arzt begleitete die Abteilung. Die ganze Auf klärungs-Abteilung war nun stark 1l Osfiziere (Major v. Glasenapp, Hauptmann v. Francois, Leutnant Schäfer, Oberleutnant EggerS, Leutnant der Reserve Tiesmeyer, Oberleutnants zur See Hermann, Mansholt und Stempel, Leutnant Dziobek, Leutnant der Reserve Bendix und Marine-Oberassistenzarzt Dr. Velten), 35 Reiter und 8 Mann zu Fuß. Bekanntlich stieß die Abteilung am 13. März un vermutet bei Owikokorero auf einen überlegenen Feind, mußte iuS Lager von Onjatu zurückgehen und hatte einen Verlust an Toten von 7 Offizieren und 10 Mann. Ihre Leichen und Waffen sowie das Maschinengewehr und etwa 30 größten teils schwer getroffene Pferde waren in die Hände der Schwarzen gefallen. Der Verfasser schließt seinen interessanten Artikel mit folgenden Ausführungen: Als am 14. April die Hauptabteilung auf Otjosasu zurück ging, um das Eintreffen weiterer Verstärkungen abzuwarten, begann bei der Ost-Abteilung, die inzwischen an die Wasserstelle von Onjatu zurückgekehrt war, die Typbus-Epi demie. Dadurch wurde die vom Unglück verfolgte Ab teilung schließlich gezwungen, ihre Stellung östlich der Hereroaniammlungen aufzugeben und nach Otjibasnena zurückzugehen. Mit Entschlossenheit und Freudigkeit war Major v. Glasenapp seinerzeit an die schwere Aufgabe im Osten herangezogen; sie wurde erfüllt, insofern die Ab teilung die Herero allein durch ihre Anwesenheit abschreckte, nach Osten zu ziehen. — Den Mannschaften waren große Marschleistungen und Karte Entbehrungen auserlegt worden während des Zuges über Seeis-Keboro-Kandonve auf Onjatu. Etwa 470 Kilomerer waren im südafrikanischen Sommer auf schlechtem oder ohne Weg in 18 Marschkagen zurück gelegt worden; seit 17., teilweise seit 7. ober 14. Februar gab es als Unterkunft nur Biwouak, als Nahrung frisch geschlachtetes Fleisch, Reis und Me.ck Die Leute Die heilige Caecilie. Roman von Marie Bernhard. Nachdruck Verbote«., In seinem ganzen Leben glaubte Oswald Mentzel nichts Reizenderes gesehen zu haben, als den aufmerk samen, erstaunten Blick der großen Augen, als das be fangene Lächeln dieses lieblichen Mündchens. Welch' ein süßes, — süßes, — süßes Geschöpf! — „Es trifft sich ja gut, daß es just der Donnerstag ist!" Er hatte Mühe, den leichten Ton festzuhalten, von all täglichen Dingen zu reden, — es warnte ihn aber etwas in seinem Innern: sei auf deiner Hut! Fasse dies kleine Wunder vorsichtig an! Verschüchtere es nicht, das aparte, bezaubernde Vögelchen! „Ist denn jemand krank dort?" fragte er weiter. „Frau Vollmar hat Halsentzündung, — und vielleicht könnte das ansteckend sein, .... aber ich muß jetzt acht geben: dies also ist Albrecht der Bär" — „Lassen Sie, bitte, Albrecht den Bären, Fräulein Lombardi! Der läuft Ihnen nicht davon! Der bleckt bdmbenstill auf seinem Postament stehen und wartet, bis Sie wiederkommen!" „Aber ich kann nicht wiederkommen, — wenigstens nicht so bald!" „Das wollen wir doch sehen! Denken Sie es sich nicht viel hübscher, anstatt hier preußische Geschichte zu studieren, mit mir einen schönen Spaziergang zu ntcuhen, .... oder .... oder lieber noch eine Fahrt? Wir nehmen uns einen Wagen und sehen uns den Tier garten im Schnee an,'— so auf gut Glück! Immer kreuz und quer, — und wo es uns am besten gefällt, da steigen wir aus und gehen ein Stückchen zu Fuß. Was sagen Sie?" BezugS-PreiS in der Hauptrxprdltton oder deren BuSgabo- stelle» abgeholt: vierteljährlich 3.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung in« HauS 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut ZeitunqSprriSliste. Diese Iiummer kostet auf allen Bahnhöfen und III I bei den ZeitungS-Berkäufern I ver Nuktanck In ZiilstveztakiMa. 4V0 Herers von -en Engländern entwaffnet. Im Verlaufe deS Aufstandes in unserem südwestafrikani schen Schutzgebiet waren mehrfach Aeußerungen laut ge worden, die bezweifelten, daß England sich völkerrechtlich korrekt Verhalten werde. Dies muß indessen doch der Fall sein, denn nach Meldung eines Londoner Blattes sind 400 Herero, die nach Britisch-Betschnana-Land überge treten sind, von den britischen Kolonialbehörden entwaffnet worden. Freilich mag hier die Erwägung mitgewirkt baden, daß die Herero sonst auch auf britischem Gebiet Unruhe stiften könnten. «ednltton untz Expedition: 153 Fernsprecher 222 JohaaniSgasse 8. KUinlex-edUienen: Alfred Hahn, Buchhandlg.,UniversitätSstr.3 (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Satharinen- ltraß« 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. KünigS- platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haapt-Filtele Dresden. Marieustraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin:
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