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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041026017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904102601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904102601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-26
- Monat1904-10
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Sette 2. Nr. 547. 98. Iahrq. Leipziger Tageblatt. Mittwoch, 26. Oktober 1904. ' veukseves I^ricd. Berlin, 25. Oktober. * Die neueste Veiftnng »es Grasen Pückter-Kt -Tschirne ist so alles übertrumpfender Art, daß man sick nack einem Lande mit absoluter Preß- und Schimpsfreibeit versetzt glaubt. Erft wenn man bedenkt, wie zartfühlend Zensur und Polizei gerade in Berlin dar geliebte Publikum vor bcstigen GciuiitS- alterationen durch literarische Erzeugnisse einer gewissen Rich tung bewahren, so daß Hauptmanns „Weber" jahrelang auf dem Index der verbotenen Stücke standen, erst dann ergreift man das ganz Erstaunliche des neuesten Vorgang». Nam der .Boss. Ztg." werden nämlich in Berlin Flugblätter mit Reden de- Grafen Pückler gegen die Juden verbreitet, noch ebe die Versammlungen, in denen angeblich der Graf die Reden gehalten, stattgefunden batten. Und diele Flugblätter stellen alles an Roheit und Aufreizung in den Schatten, was von normalen Menschen zu ähnlichen Zwecken hervorgebracht ist. Einige Proben, bei denen wir noch die ekligsten Be schimpfungen unterdrücken, werden das beweisen; in dem ersten dieser Flugblätter heißt eS: „Die kleinen schwarzen Judenkerle werden sich gewiß sehr freuen, daß ich wieder hier bin, der Abraham und der Isaak und der Levysohn und der kleine Cohn und das Rebcckchen und da« . . . ., dir Sarahleben und wie sie alle heißen, die viel geliebten Semiten; sie werden sich gewiß sehr freuen, denn jetzt gibt eS Bimse, Keile, Schläge, Senge; jetzt werden wir die Lümmel zusammrnhauen, daß ihnen angst und bange wird, daß sie endlich packen und von dannen ziehen. ... Rehmen Sic alle Kraft zusammen, den Mut und auch den Zorn, und dann marsch, marsch, hurrah, drauf los auf dir Judenbande mit brausenden Hnrrah- rufen. .. . Also druff auf die Judenbande, immer druff Kameraden, daß der Deibel bolt. . . . Was meint Ihr denn, Ihr lieben roten Kerle, ich freue mich herzlich. Euch wieder zu sehen, denn ich liebe Eure biederen und ehrlichen Gesichter. Wie wäre es denn, wenn wir jetzt die Inden mal ganz gehörig verdreschen. Ich, Euer Führer, gehe voran mit einer großen roten Fahne in der Hand und ain der Fabne sieben die Worte: „Fort mit den Inden, ran» mit der verpfl. Bande, fort mit dem Levysohn nnd deni Abraham, räu mst dem kleinen Cohn, fort mit dem As der Sarahleben, fort mit der ganzen Mischpoke." . . . Auch der gute, liebe, brave Bebel muß jetzt mitdreschen auf dir Judenbande, da hilft ihm alles nichts. Ter Bebel hat vor einigen Wochen wieder eine große Rede gehalten in Amsterdam oder sonst irgendwo, und in dieser Rede La hat er gesagt, Deutschland fei zur Zeit das am schlechtesten re gierte Land von allen Staaten Europas; und da bat er recht, der liebe, gute Bebel, der Mann bat überhaupt immer reckt, denn er ist ein ganz famoser Kerl. Ich unterschreibe alles, was der Bebel in Amsterdam gesagt hat. . . . Wenn ich Polizei-Präsident von Berlin wäre, ich würde Sie, meine Herren, toben und dreschen lassen, so viel Sie wollen, und ich würde mir sagen, eS ist ganz gut, wenn die guten Berliner den Semiten gehörig aufs Leder rücken, denn init dieser Räuberbande ist es ja nicht mehr znm Aus halten: ich wiirde meinen Schutzleuten den Befehl geben, zugleich mit Ihnen auf die Judenbande loszudreschen. Nur wenn Sie das christliche Eigentum verletzen und wenn Sie Ihre german- nischen StammcSgenossen verhauen, erst daun, meine Herren, würde ich Tie etwas in die Beene schießen lassen." In dem zweiten Flugblatt wendet sich Graf Pückler wieder an die „Lieben roten Kerle", denen er rät, in die jüdischen Geschäfte zu geben und Radau zu machen. Er fährt fort: „Ta wird der Jude frech werden, da werden Sie wieder srrch, es kommt vielleicht zur Keilerei, dann nehmen Sie sofort den Knüppel zur Hand und schlagen Sie den Hund über Len Schädel, daß er sofort aus den Rücken fällt. Sie können Len Lümmel auch mit dem Revolver zusammen schießen, LaS ist ganz egal. Die Juden, die erkläre ich für vogelfrei und jeder Manu kann dieselben zusammenhanen und zusammenfchicßen, so viel er will. . . . Diese Bande hat kein bessere» Schicksal verdient. Auch kleine Einbrüche bei Juden würden sich sehr empfehlen. Man liest beinahe täglich in den Zeitungen, Laß hier in Berlin cingebrochen wird, aber immer bei Christen, sehr selten bei Juden. Das ist eine sogenannte Charakterlosigkeit der Berliner Spitzbuben . . . Ihr müßt das Einbrechen betreiben al- einen ritterlichen und vornehmen Sport wie die Raubritter im Mittelalter, die haben auch manchen verfl. Juden beraubt und ausgeplündert. Wer in den nächsten Tagen bei einem Inden einbricht, dem schenke ich einen Taler, nnd wer dort zu gleicher Zeit alle? kurz und klein scklägt, dem schenke ich zwei Taler, und wer außerdem den kleinen Cohn verbaut, Laß der Lüinmel acht Tage nickt sitzen kann, dem schenke ich drei Taler, und wer obendrein die alte Sarah leben zum Fenster binauSfchmeißt, Laß der alte Schädel bloß so knallt ans dem Asphalt von Berlin, dem schenke ich vier Taler und immer so weiter. Ihr könnt Euch also was verdienen, Ihr lieben Einbrecher von Berlin, also auf zum frischen und fröh lichen Einbreckcn, ans znm Verbauen, ans znm Demolieren, ans zur ichneidigen und zur kühnen Tat." Diese Rasereien werden nach dem Zeugnis der „Voss. Ztg." in Berlin anstandslos gcrruckl unv verkauft. Man rarf nach diesen Proben wohl auf eine neue Aera in der Behandlung der Litteratur und insonderheit der Presse rechnen. Denn wenn man das erlaubt, ist alles möglich — altes. * Zur lippischen Franc. Wie die „Dtsch. TageSztg." behauptet, Kat der Bundesrat am letzten Sonnabend sich offiziell mit der lippischen Frage überhaupt nicht be schäftigt. WaS die in BundrSratSkreisen herrschende Stimmung anlangt, so meint da« Blatt, daß der schäum- burgische Protest gegen di« RegentschaftSÜbernahme de« Grasen Leopold von kaum einer Seite anerkannt werden wird. Mau scheine sich im BundcSrat einig zu sein, daß die RegentschaftSÜbernahme nach Lage de« Falles zu recht erfolgt ist. „Zum Kampfe gegen preußische Vergewaltigung nach dem Beispiele LippeS" ruft dir braunschweigische „Vaterländische Volkszeitung" die Braunschweiger anläßlich de« 20jährigen Todestage» Herzog Wilhelm» auf. „Kommt un« kein Gevckot" — so ruft da» Blatt — der mit tapferem ManneSsinn al» erster Diener seine» Herrn von den Macht habern das fordert, was unser gute» Recht ist'?* Auch hier kommt also der Humor zu seinem Recht. * Tie gegen die Kritik der Presse üderempfindliche Polizei hat von der Strafkammer des Landgericht« Bremen eine energische Zurechtweisung erhalten. Der Fall ist > für die Organe der öffentlichen Meinung von allgemeinem I Interesse. Die Geestemünder Polizei fühlte sich durch eine f Auslassung der „Norddeutschen VolkSftimme", welche in einem! Prozeßberrcht darauf bingrwiesen hatte, „wie mangelhaft häufig die Schutzleute über ihre Machtbefugnisse unterrichtet find," nnd von einem „Reinfall" der Polizei gesprochen hatte, beleidigt. Der von der Staatsanwaltschaft gestellte Antrag auf Eröffnung des Hauptverfahren« wurde ledoch von dem Bremer Landgericht abgelehnt mit der Motivierung, die Oeffentlichkeit habe ein hervorragende« Interesse daran, daß dir Polizeiorgane, insbesondere gegenüber der Freiheit der Person, ihre Machtbefugnisse nicht überschreiten, und daß sie zur Erreichung diese» Zweckes über deren Nm- fang gehörig instruiert seien. „Haben sich ans diesem Gebiete Mißstände ergeben, so hat die Tagespreis« da» Recht nnd sick zur erlaubten Ausgabe gestellt, darauf hinzuweisen, die Vorkommnisse alS Mißstände zu rügen, das Interesse der Leser dafür zu erwecken und die Mißstände zu bekämpfen." ES sei nickt zu verkennen, daß der Ausgang des Strafprozesses saus de» das erwähnte Blatt Bezug genommen hat) „für die Polizei in gewisser Weise ein beschämender war, insofern er nicht nur nickt zur Verurteilung des Angeklagten Gosewitsch führte, sondern ihr auch noch dir gerichtliche Mißbilligung des Ver haltens de- Schutzmannes und der ihm gegebenen Instruktion ein trug. Für einen solchen ärgerlichen beschämenden AuSgang ist der Ausdruck „Reinfall" in der Sprechweise deS gewöhnlichen Lebens und namentlich der BolkSklasfrn, auS denen sich der Leserkreis deS Blattes zuscnmnensetzen wird, nicht ungewöhnlich nnd nicht un- gebührlich." * Trr Kaiser hatte sich beute zum Frühstück beim Reich S kanzlcr Grafen Bülow anßcsagt. Unter den Eingeladeneu befanden sich der Chef deS Militärkabinetts Graf von Hülsen- Häseler, der Gesandte von Below-Schlatan, Wirkl. Geheimer OberregierungSrat von doebell, Professor Schiemann, Generalintendant von Hülsen, die Flügel adjutanten Graf Schmettow und Graf Soden, sowie Oberleutnant Schwartzkoppen. — Dr. Spahn, der »eugewählte Abgeordnete für Fulda, ist heute znm ersten male im Abgeordnetenhaus« erschienen. * * Stuttgart, 24. Oktober. Die Deutsche Partei Württembergs hielt gestern in Heidenheim eine aus allen Landesteilen gut beftichte Danderversammlung ab. Großen Eindruck machte ein sehr eingehendes Referat deS ReichStagSabgeordneten Prof. Dr. Hieb er über die Reichs politik. Besonderen Beifall sanden seine Ausführungen zur Lippischen Frage. Er sagte u. a.: „Zum erstenmal seit Bestehen Les» Reichs HM eine Bundes regierung offenen Protest eingelegt gegen eine kaiserliche Erklärung. Wünschenswert sind derartige Fälle nicht gerade, sie nützen Niemandem und nichts, und wir können auf solche Imponde rabilien füglich verzichten. Wer aber hätte sich bei den peinlichen Erörterungen über diese Sache in den letzten Wochen nicht an Bismarck erinnert gefühlt, wie er nicht müde wurde, die peinlichste Schonung der Rechte und der Empfindlichkeiten der deutschen BundeSsürsten, die zarteste Rücksicht auch auf das deutsche GtammeSbewußtsein alS «ine Haupt bedingung der Aufrechterhaltung der ReichSfreudigkeit und der Hin gabe der Einzelstaaten nnd ihrer Fürsten an da- Reich zu empfehlen! (Beifall.) Dieser große Meister der Staatsknnst und seinste Kenner der deutschen Fürsten und Völker hat genau gewußt, iveshalb er diese Schonung stets empfahl. Nicht an dem privaten Streit zwischen den Linien Biester seid und Schaumburg ist dem deutschen Volk viel gelegen, wohl aber liegt alle- daran, daß das Vertrauen der Oeffentlichkeit zu der völligen Unparteilichkeit der entscheidenden Instanzen erhalten bleibt. (Sehr richtig) Air haben keinen Grund daran zu zweifeln. Wir sind auch gewiß, Laß da» Reich so fest ist, daß solche Zwischenfälle nicht» schaden. Aber wir hätten eS für richtiger gehalten, wenn die Verantwortlichkeit des ReickskanzlerS in einem früheren Zeitpunkt in Anspruch genommen worden wäre und wenn Graf Bülow seine bekannte Stilgewandtheit schon bei der Redaktion de» Romintrner Telegramms und nicht erst bei dem Brief an den Lippe'schen Land- tagSpräsidenten zu betätigen Gelegenheit gehabt hätte." Warm trat Hieber für eine BetriebSmittelaemeiu- schäft der Eisenbahnen ein: „Ein neue» nationales Band von unzerreißbarer Festigkeit würde dadurch geknüpft. Diese Form der Gemeinschaft, die ohne wesentliche Beeinträchtigung der Eisenbabnboheit der Einzelstaaten durchführbar wäre, wäre eine Etappe ans dem Wege zum Ziele, die wir nur begrüßen könnten". Hieber kam noch auf die Handels verträge, ans die Parteiverhältnisse und den^ Bremer Sozi ältst en tag gu sprechen und mahnte am Schluffe zur politischen Kleinarbeit. Abg. Maier sprach sodann über die Ausgaben de« württembergischen Landtags. In der Dis kussion trat Rechtsanwalt Dr. Schefold-Ulm für ein Zu- fainmengehen der beiden liberalen bürgerlichen Parteien (Deutsche Partei und VolkSpartei) ein. * Nlm, 24. Oktober. Die Bebelsche Erbschafts angelegenheit sollte am Sonnabend bei der Civilkammer des hiesigen Landgerichts zur Verhandlung kommen. Die Verhandlung wurde jedoch vertagt, weil die Verwandten deS Erblassers, des früheren bayerischen Leutnants Koll- maun, der die Hälfte seines rund 800000 betragenden Vermögens Bebel vermachte, sehr umfangreiche schriftliche Nachweise für ihre Behauptung beibrachten, daß Kollmann bei Abfassung seines Testaments schon geistig erkrankt gewesen sei, und weil dieses Beweismaterial von der Bebeischen Ver tretung bis zum Termin nickt mehr geprüft werden konnte. Der neue Verhandlungstermin ist nock nicht bestimmt. ?re«rri§»et Lancitag. Abgeordnetenhaus. (-) Berlin, 25. Oktober. cTel.) In der ersten Sitzung nach der Vertagung teilte Präsident v. Kröcher mit, daß er im Namen de» Hauses dem Kaiser und -em Kronprinzen zur Verlobung de» Kronprinzen gratuliert babe, nnd läßt darauf die eingegangenen Danktelegramme Les Kaisers und des Kronprinzen verlesen. Das Hans ehrt Las Andenken der verstorbenen Mitglieder Herber». Schultz-Bochum, Thie», Dr. Moritz, Reimnitz, Graf zu Solms-Rödelheim, v. Waldow-Fürstenau und v. Heydebrech durch Erbeben von den Sitzen. Darauf werden alle auf der Tagesordnung stehenden Petitionen erledigt. flotte. * LchiffSbewegungen. S. M. S. „Thetis" ist am 2-1. Ok- tober in Hankau am Jangtse eingetroffen. S. M. S. „Luchs" ist am 24. Oktober in Nanking eingetroffen und geht am 28. Ok tober von dort nach Schanghai ab. Ter Fähnrichstransport für die Schiffe des Kreuzergeschwaders ist mit Reichspostdampfer „Prinz Eitel Friedrich" am 24. Oktober in Genua eingetroffen und setzt am 26. Oktober die Reise nach Neapel fort. S. M. S. „MarS" ist am 24. Oktober von Kiel in See gegangen. Fluslana. Oesterreich - Ungarn. * Tie BertragSverhanblunge» mit dem Teutschcn Reiche. Die erste Lesung des deutsch-österreichischen Handelsvertrages in der Zollkonferenz ergab Hunderte von Differenz punkten. Wie dem „Berl. Tgbl." aus Wien berichtet wird, sind die Meldungen, daß die Bestimmungen über Gerste und Vieh anSgeschleden werden sollen, unricktig, da die Einheitlichkeit gewahrt werden soll. Die österreichischen Delegierten dürften m zehn Tagen in Berlin zur Fortsetzung der Verhand lungen cintreffen. Frankreich. * Ter Prozctz Tautrichc und Genoffen. Wie aus Paris gemeldet wird, begann gestern die Kriegsgerichtsverhandlung gegen Hauptmann Dautriche, Oberstleutnant Rollin sowie die Hauptleute Francois und Marechal, die beschuldigt sind, Fälschungen in den Akten über die Verwendung der Geheimfonds begangen zu haben, um mit 25 000 Francs gewisse Zeugen in dem Prozeß von Rennes zu erlaufen. Den Vorsitz führte General Berlin. Zunächst wurde der Be richt desRegierungSkommifsarS verlesen. Erkamzu demScklusse, daß das Verfahren einzustellen sei, weil alle den An geklagten zur Last gelegten Handlungen mit dem Prozeß von Rennes im Zusammenhänge ständen und durch das Amnestie gesetz gedeckt seien. Der Präsident vernahm hierauf den Hauptmann Dautriche. Er hielt ihm Unregelmäßigkeiten in dessen Buchführung vor und erinnerte daran, daß daö zweite Bureau beschuldigt worden sei, die Zeugenaussage CzernuSkiS im Prozeß Renne« erkauft zu haben. Dautriche erwidert, er habe die Kasse geführt, aber nicht die Bücher. Er versicherte, er handelte stets korrekt den Befehlen seiner Vorgesetzten gemäß. Die Verhandlung wurde sodann auf heute vertagt. — Im Laufe deS Verhörs wurde ein Schreiben des Mit angeklagten Hauptmann« Marechal verlesen, in dem dieser sich beim Kriegüminisler über die gegen ihn von dem früheren deutschen Leutnant Wessel erhobenen verleumderischen Be schuldigungen beklagt und verlangt, daß der mit der An gelegenheit der Revision deS Dreysußprozesse« betraute Gcneral- staatSanwalt ihn vernehme. — Wir vertagen die Besprechung bis zum Eintritt deö Prozesses. * Tie Minister und das Konkordat. In deni im Elys6e abgehaltenen Ministerrate teilte nach offiziöser Note Combes mit, er werde am Sonnabend in der Kommission die An sichten der Regierung bezüglich der Trennung von Staat und Kirche in präziser Form darlegen. Der Ministerrat war einmütig der Ansicht, daß eS gut wäre, wenn die Kammer bei ihrem Zusammentritt im Januar die Frage verhandeln könne. Lchweiz. * TaS Budget. Nach amtlicher endgültiger Feststellung schließt da« eidgenössische Budget für 1905 mit 115 725 000 Franc« Einnahmen und 116 810 000 Francs Ausgaben. Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen mutmaßlich um 1 085 000 Francs. Im Budget 1904 übersteigen die Aus gaben die Einnahmen um 3 609 800 Francs. n«5 aer UmgegenO. * Stötteritz, 25. Oktober. Der Kirchenvorstand besteht nach seiner Neuzusammensetzung aus den Herren Pfarrer Mehlhose, Vors., Kantor Schäfer, stellvertr. Vor- sitzender nnd Rechnungsführer, Kaufmann Geidner, Schniiedemeistcr Krieger. Buchbinder Grimmer, Kauf- mann Macht, Oberlehrer Heinze, Faktor Meckel und Pastor Haase." Schriftführer. — In der letzten, recht gut besuchten Versammlung des Hausbesitzervereins berichteten Herr O. Panther über die letzten Gemeinde- ratssitzungen und Herr Gemeindevorstand Mancck über den Stand der Wasserturmangelegenheit. Weiter erklärte man sich mit der Errichtung einer Geschäftsstelle des Per- eins einverstanden und bewilligte zur Einrichtung der selben die zunächst nötigen Geldmittel. Zu Geschäfts- führern wurden die Herren Privatleute Dörnfeld ssn.. Schaffe! und Menge gewählt. * Leutzsch, 25. Oktober. Ter hiesige Arbeiterverein hatte in öffentlicher Einwohnerversammlung Protest gegen die Aenderung des Orisst atuts erhoben und gewünscht, daß die Grenze in den Klassen der Un- ansässigen nicht ein Einkommen von 1900, sondern 1400 Mark bilde. Der Gcmcinderat ging darüber jedoch zur Tagesordung über. — In die Stcuer - Ein - f ch ä tz u n g s k o m m i s s i o n ivählte man die beiden Gemeindeältesten und Herrn Lagerhalter Müller. — Die letztjährige Gemeinderechnung schließt mit einem Überschuß von 38 101,05 ab bei 203 201,61 Ge- samteinnahme. * Paunsdorf, 25. Oktober. Nachdem die Bebauung der Gemeindegrilndstückc an der hiesigen Schulstraße be- hördlich fcstgcstellt worden ist, erfolgte eine Versteigerung der Bauplätze, wobei die Gehote zwischen 11,50 und 21,50 Mark pro Quadratmeter differierten. — Tas neu- errichtete Bahnhofsgebäude wird nächsten Monat dem öffentlichen Verkehr übergeben. Es wird später be züglich der Beleuchtung wie der Engelsdorfer Bahnhof an die elektrische Zentrale angeschlossen. * Sommerfeld, 25. Oktober. Die Gemeinde- ratswahlcn finden am 7. Dezember, abends von 6 bis 9 Uhr, im alten Gasthof statt. Ta diesmal aus allen bestehenden Klassen Gemeindevertrcter ausfchciden, haben auch alle Klassen zu wählen. 3. Markranstädt, 24. Oktober. Zu der demnächst statt, findenden S t ad t v e r o r d n c t c n wa h l liegen die ausgestellten Abteilungs-Wabllisten vom 25. Oktober bis 8. November auf der Polizeiregistratur zur Einsicht der stimmberechtigten Bürger aus. — Im Hause Leipziger Straße 29 hat der Rat der Stadt Leipzig größere Räume gemietet, um dort ein technisches Bureau einzu richten. Jedenfalls wird dieses Bureau die großen An lagen an der Salzstraße (Nähe der Braunkohlenwcrke), die jetzt in Angriff genommen werden sollen, leiten. r. Borna, 24. Oktober. Zur Besichtigung der neuen Bahnhofsanlagen weilten am Sonn- abend der Generaldirektor der Staatsbahnen v. Kirch- bach aus Dresden und Eiscnbahndirektor v. Lilienstern aus Leipzig in unserer Stadt. Herr v. Kirchbach be suchte auch den Lausigker und den Geithainer Bahnhof. Nus Zackren. * Dresden, 25. Oktober. * Titel- und Ordcnswesen. Dem vormaligen Bahn arzte bei der Staatseisenbahnverwaltung Tr. med. Richard Klemm in Potschappel wurde Titel und Rang als „Sanitätsrat", und dem städtischen Obersteuer inspektor Obersekretär T r i n ck a u f in Dresden gelegene lich seines Uebertrittcs in den Ruhestand das Ritterkreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden verliehen. c? Tie Dresdner Stadtverordnetrnwahten stehen wieder vor der Tür, und in den beteiligten Kreisen lmben die Vorbereitungen schon begonnen. So findet noch im Laufe dieser Woche eine Versammlung der Vertreter der sogenannten 45cr Gruppe statt. Diese Gruppe besteht in der Hauptsache aus den Vereinigten Bezirks- und Bürger- vereinen, dem .Hausbesitzervcrein, dem Neformverein, dem Konservativen Verein, dem Verein der Festbesoldcten usw. In dieser Versammlung soll über die Ausstellung einer gemeinsamen Kandidatenliste für die Wahlen beraten und beschlossen werden. Ter nationalliberale Deutsche Reichs verein hat seine Beteiligung an dieser Versammlung ab gelehnt; ob sich der Dresdner Mietbowohnerverein an dem Zusammenschluß der 45er Gruppe beteiligen wird, ist noch fraglich. Auch die Sozialdemokratie ist nicht müßig gewesen und wird sich lebhaft an den Wahlen beteiligen. Da die Bürgerrechtserlverbungcn aus den Kreisen der Sozialdemokratie im vergangenen Jahre eine bis jetzt noch nicht dagewesenc Höhe erreicht haben, so ist eS nach Feuilleton. Tas Bachdenkmal von Carl Seffner. Nun werden wir endlich auch unser Bachdenkmal be- kommen. Es hat ja lange genug gedauert, aber nun ist es dock so weit. Seit zehn Jahren etwa schwebt die Frage, etwas wie eine Geschichte des Denkmals hat sich entwickelt und es verlohnt sich, einmal einen Blick zurück zu tun. Als man im Jahre 1891 mit deni Neubau der Johanniskirche begann, da galt es, behuis Fundanicn- ncrung der neuen Grundmauern, das Gräberfeld, das Pis dickt an die Kirche herantrat, zum Teil mnzugraben. Daß man bei dieser Gelegenheit auch nach den Gebeinen von Jobann Sebastian Bach zu suchen anfing, das ist be greiflich. Sie waren verschollen. Man wußte »nr, daß der groge Musiker am 31. Jiffi 1750 bei der Johannis- tirchc in einem eichenen Sarge beigcjetzt worden sei. Der Nebcrliefernng nach etwa st-ckis Schritte vor dem Portal in der Südironl der Kirche. Zwischen Skeletten von Leichen, die in Särgen ans Tannenholz beerdigt n>vrden waren, fand man schließlich auch ein Skelet! nur den Reste > eine- E-ckenholzsarges. E?- w -reu' die Gebeine eines Mannes Der Bestind der Zäbne der Schädel nähte usto. ließ am" die irdischen Reste eine? Seliger- schließen. Der öckadel zeigte individuelle Formen. Die Gipsmaske, die Prvst'sor Senner in Gemeinsclon mit dem Anatomen unserer diesigen Unilunikäl Piviessor Dr. Hi», über den Schädc' modellierte, ergab Formen, die große Aeblilickkeii zeigten mit den Porträts, Oel- bildern und Suchen, die von dem großenMeisrer der Töne erkalten sind Was dn überliefert ist. da-' sind keine her nerraaenden Werkc Die Formen, die Professor Seifner gesunden, sind viel feiner nnd individueller als die ans den v"i-finndenen Stick-en und Bildern. Der Künstler hatte nicht etwa der Phantasie freien Lauf gelassen. Im Gegenteil. Er hielt sich an die An gaben des Anatomen. Wir wissen genau, daß die Fleischpartien über Stirn und Kinn z. B. dünner liegen, über dem Nasenrücken ganz dünn, über den Partien neben der Nase wieder stärker und so fort. Diesen Spuren ging Seffner nach und kam so zu den Zügen, die er schließlich seinem Bach gab. Infolge der Aebnlichkeit, die sich mit den vorhandenen Bildern er gab konnite man mit ziemlicher Gewißheit annehmen, Saß mast es tatsächlich mit den Gebeinen Bachs zu tun habe. Nach diesem künstlerisch geführten Beweis für die Echtheit üer im Frühjahr 1895 aufgefundenen irdischen Ueberreste Bachs und nach der Einweihung der Kirche 1897 konnte man an die Beisetzung und an die Er- richtung eines Denkmals für den großen Toten öenken. In der Kircke richt er nun neben Christian Fürchtegott Gellert. Ter große Musiker neben dem frommen Sänger. Im Ekor der Kirche sollten als Gegenstücke die Grabdenkmäler Bachs und Gellerts angebracht werden. Erst als mon die Gewißheit batte, daß auf dem Altar eine Kopie mich DhoNvaldsens „Christus" aufgestellt werde, ging man von diesem Plane ob. Das Denkmal, das Professor Carl Seffner entworfen harte, sollte nun an der Südsrant der Kirche in einer archi tektonischen Umrahmung angebracht werden. Ter Vor schlag gefiel mancherleits nicht. Die Angelegenheit kam ins Stocken, eine Preßfehde, die im Jahre 1899 in den Spalten des „Leipziger Tageblattes" ausgefochten wurde förderte sie ebenfalls nicht! Eist in jüngster Zeit griff man die Frage wieüer ans, und man beschloß, nicht ein Grabdenkmal Bachs, sondern ein Bachdenkmal im weiteren Sinne zu schaffen. Nicht die JobanuiSkircke konnte mehr der Ort sein, wo es anfzustellen sei. Bei der Tliomaskirche, der Stätte, wo der Musiker tätig gewesen, wird eS feinen Platz finden. Damit waren zugleich andere Formen für das Denk- mal geboten. Vor der Orgel stehend, zeigte das Grab denkmal den Musiker. Er schlug mit der Linken einen Akkord an und wendete sich mit der Rechten an die Sänger. Die Orgel ist nun in Wegfall gekommen. Die Linke hält eine Notenrolle. Auf dem rechten Beine ruht der Körper, das linke ist nach vorn gesetzt. Diese auS- schreitende Bewegung bedingt eine leichte Neigung des Körpers nach vorn, die Neigung bringt so viel Leben und Natürlichkeit in die Figur. Auf einem Granitsockcl wird sich die etwa drei Meter hohe Bronzefignr erheben, sic gibt den Meister im Kostüm seiner Zeit. Ten Menschen und den Musiker, den Künstler und den Lehrer hat Seffner in seinem Werke mit großem Glück vereinigt. Die Energie in der ganzen .Haltung, die herbe Strenge in den gcist- und charaktervollen Zügen deuten aus den großen Bach in seiner mnsikhistorischen Bedeutung, auf den Bach, der mit der tragischen Wucht einer II moll- Messe und seiner Mattlsiinsvassion unsere Seelen bis in ihre Grnndtst'sen erschüttert. Das Kostüm mildert den hohen Ernst. Die nachlässige Art, wie die Weste geknöpft ist, das Tuck, das aus der rechten Rocktasche heraushängt, zeigen den Bach, der ein Mensch ist, wie wir alle, zeigen den Bach, wie man sich ihn etwa in seinem Berns? als Kantor denkt. _ Einen Mensckien von der Bedentuna Dach? als Künstler zu chacalteristeren und ibn zugleich un Uviiüm seiner Zeit z» geben das wird für die Tenkmalsknnst stets eine schwere Ausgabe bleiben. Das weichliche Kostüm des 18. Jahrhunderts, die Unnatur, die Zopf und Perücke in das Kunstwerk tragen, bereiteten in dem be sonderen Falle besondere Schwierigkeiten. Indes, ein wahrer Minstler findet immer die Wege, die zur Har monie führen, er nützt schließlich Dinge, die nicht zu um gehen sind, zu neuen Wirkungen aus. Das hat Seffner hier getan, indem er die Dovvelseitiakeit der Charakte ristik gab. Eine Schwierigkeit, die für viele wohl eine verderbenbringende Klippe gewesen wäre, ist ihm ein Mittel zum Zweck geworden. Dr. L-nchvi« Weder. Theater. Hofrat Dr. August Bassermann, der neue Intendant der großberzogl. Hofbühne in Karlsruhe, hat dieser Tage sein Amr offiziell übernommen. Dies gab Anlaß zu einem feierlichen Akte, der mittags 12 Uhr im Foyer des großherzogl. Hoftheaters stattfand und bet dem Dr. Bassermann dem gesamten Personal des Hoftheaters voraestellt wurde. Der Präsident der großherzogl. Zivillistc Dr. Nicolai richtete dabei an die Erschienenen eine Ansprache, worin er Hofrat Dr. Bassermann namens der großherzogl. Verwaltung und deS Personals willkommen hieß und den Wunsch aussprach, daß cs dem neuen Intendanten vergönnt sei, zum alten Ruhm deS HofthcaterS neue Lorbeeren hinznznfügen, und ihm die neue Tätigkeit die eigene innere Befriedigung gewähren inöge. Hofrat Dr. Bassermann erwiderte, indem er zunächst dem Großherzog für die Ehre und Auszeichnung, welche ihm zuteil geworden, seinen Dank aussprach und schließlich die Mitglieder bat, davon überzeugt zu sein, daß er als Künstler unter sie trete, als »in früherer Berufsgenosse als ein Kollege. „Es wird niir Freude bereiten, wenn ich in der Lage bin, die Wünsche des Einzelnen mit dem Ganzen in Einklang zu bringen." 0. k. Stuttgarter Theater. Man schreibt NN» aus Stuttgart: Jni Rcsidcnzihearer, einem das aktuelle Schau spiel und den französischen Schwank pflegenden Privatuntcr- nehmen des Direktor« Theodor Brandt, hat ein neue» fran zösisches Lustspiel iu drei Akien. „Madame Flirt", von PaulGavault und George« Berr seine erste deutsche- Aufführung erlebt. Die Handlung, natürlich auf einem Lhebruchthcma ausgevaut, benupr Schiupfriglciten und grobe Eindeutigkeiten diesmal nicht so sehr als Zweck, son dern mehr al.? Mittel zum Zweck und tvird dadurch sofort — ein wenig schmeichelhaftes Kompliment für französische Bühnen autoren — recht langweilig, trotz manchen witzigen Dialog Wendungen. Die hübiche Scklußpointe — eine junge reue volle El)cbrecherin verteidigt vor dem nichtsahnenden Gatten an Stelle der für ihre Schuld eintretenden Freundin in Wahr heit sich selbst — diese Pointe kann das in die Breite ge zogene dürftige Hauptthema, das übrigens an Lindaus selige „Maria und Magdalena" anklingt, nicht retten. Gespielt wurde das Stück im großen nnd ganzen gut. ä „Wir Japaner", ein nener Schwank »an Max Real, dem Verfasser de« „Hochtouristen", ist soeben an dir Bühnen versandt worden. Im Mittelpunkt de« Stückes siebt ein javo- Lag krat veri Dre Ge k a i Lor in sc kollc Erkl Eins schie zeml Den: kran stank auch Patr trete >! zwisc arme setzt, licke« wlker komn Guns zu ve Kirch G der ? st o r Bra mcbrc lichc nach 29. N * G e ni meind Staat Spart Pflicht leiti genom B /h Göß, Nieder Horn aufwa. sich au für eir i/- Pr. S! bran riger s ö j Einwci unter < 's s akt d richtsg Darun beleibt i mehrer gebroch wieder li ¬ st e i n predi hiesige worden r. c hiesige kassendi werden. 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