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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040701029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904070102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904070102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-01
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Bezugs-Preis Hi tz« Ha«ptq»«dM«i os« der« N«»aab». Ml« «»geholt: «irrteljährttch ^g bei Poetmaliger täglicher Aifteil»»« 1>»Han« ^«r.7L. Dmch die Pov bezog« fvr DeÄch- land «. Oesterreich ««leljährltch ^4 4ck)0, für die übrig« Länder laut Zeitvug-pretSlist^ Ne» aktiv«: Johmntttaaffe L Sprechstnider i^—6 Uhr Nach«. Fernsprecher: 153. Erdedttio«. Iohanutägaffe L Fernsprecher: 222. < Ftlt«ley>e»ttt«neu: Alfred tzaya,Bnchd<uldtg^U»iv«rsttäirftr.L (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche. Aachärt»«- straße L4 (Fernsprecher Nr 2S3L) a. König»- platz 7 (Feruwrecher Nr. 7505). Haupt-Klltal« Dresden: Marienstrahe 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). daupt-Ktltale verlt«: LarlD « n ck e r, HerzglLayrHofbnchbandla- Lützowftraße IO(FrrnsprrcherAmiVI SK460L) Nr. 331. 'chMerTaMM Anzeiger. Amtsblatt -es Königliche« Land- und des Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales «nd des Aolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Freitag den 1. Juli 1904. Anzeigen-PretS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklame» nnter dem Rrdaktiontstrich (4gespalten) 75 -H, nach den Famittrnnach- richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osscrtenannahine 25 Extra-Vetlagen (gesalzt), nur mit da Morgen-Ausgabe, ob«» Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung ^l 70.—. Annahmeschlutz für Anzeige«: Abend »Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgru-Aosgabr: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition -«richt«. Tie Expedition ist Wochentag» ununtrrbrochen geöffnet non früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck and Verlag von G. Polz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Lltukhardt). 98. Jahrgang. Var Mchtigrte vom Lage. * Der Landesverratsprozeß, der am i. Juli vor dem Reichsgericht verhandelt werden viro, richtet sich gegen den Schlossergesellen Julius Davot aus Uechingen wegen Verrates nilitärischer Geheimnisse. (S. Leipz. Ang.) * Landgerichtspräsident vr. Hagen in Leipzig tritt am 1. Oktober d. I. in den Ruhestan d. * Der Gemeinderat von Pest beschloß, das Abgeordnetenhaus um Ablehnung der Civil- lisiezu ersuchen, wenn nicht ein ungarischer Hofstaat in Pest errichtet werde. (S. Oest.-Ung.) * Zu Ehren der gestern in Christian ia einge- troffcnen hohen deutschen Postbeamten (Staatssekretär des Reichspostamts Krätke, Unterstaatssekretär des Reichspostamts Sydow, Direktor des Hamburger Telegraphenamts Kuppe) findet heute beim Direktor des norwegischen Telegraphenwcsens Rasmussen ein Festmahl statt. * Die italienscheKammer genehmigte mit 227 gegen 15 Stimmen den am 15. April 1904 zwischen Italien und Frankreich abgeschlossenen Ver trag betreffend gegenseitige Gewährung gewisser Bürgschaften und Erleichterungen für die aus dem an dern Vertragsstaate stammenden Arbeiter. * Ter spanische Senat genehmigte die Brannt- Weinsteuervorlage. — Die spanische Kammer nahm ein Gesetz an, nach dem die Veröffentlichung von Annoncen in Spanien bezüglich auswärtiger Lotte rien, sowie der Umlauf auswärtiger Lose untersagt wird. ver lipperche ktblslgemrit. Der Streit um die Erbfolge in Lippe hat hauptsächlich im Jahre 1897 das allgemeine Interesse erweckt. Da mals beschlossen bekanntermaßen die Häupter der drei Linien des lippeschen Gesamthauses, der Biesterfelder, der Weißenfelder und des fürstlichen Hauses Schaumburg- Lippe, den Streit durch schiedsgerichtliche Ent scheidung beizulcgen. Tas Schiedsgericht unter dem Vor sitze des Königs Albert von Sachsen erkannte das Haupt der ältesten Linie, den Grafen Ernst zu Lippe-Biesterfeld, als thronfolgeberechtigt an, der auch sofort die Regentschaft für den geisteskranken Fürsten übernahm. Damit war der allgemeinen Ansicht nach der Thronfolgestreit zu Ende. Aber die unterlegene Linie Schaumburg gab sich nicht zufrieden; sie behauptete, nicht über die Berechtigung der Biesterfelder Linie, sondern nur über die persönliche des Grafen Ernst fei entschieden worden. Sic stellte Forschung« nach dem Stammbaum der Großmutter des Regenten, Modeste von Unruh, an, und als auf Klage eines Grasen der Weißenfelder Linie dem Graf-Regenten das Recht auf eine Rente abgesprochen wurde, weil diese nach einem alten Familienvertrage nur Grafen aus Ehen mit mindestens Freiinnen beziehen durften, wurde dieser Beschluß als Sieg gefeiert, obwohl Thronfolge fähigkeit und die Berechtigung zum Ren tenbezug nicht das geringste miteinander zu tun haben. Ferner wurde ein Versuch gemacht, dem Graf- Regenten Ernst das Recht absprechen zu lassen, auf Zu gehörigkeit zur hochadlig-lippeschen Familie, auf das gräf lich zur Lippesche Wappen und den Beinamen „Biester feld"; Graf Ernst solle auch auf die Bezeichnung als Familienoberhaupt des Gräflich zur Lippeschen Gesamt hauses und die mit der genannten Stellung verbundenen Rechte Verzicht leisten müssen. Die Klage wurde aber abgewiesen, weil dem Be klagten der Schiedsspruch und ein Lippesches Landes gesetz zur Seite standen. Wenn beides nicht vorhanden gewesen wäre, hätte der Klage stattgegeben werden müssen, da Mode st ev. Unruh nicht dem niede ren Adel angehört habe und somit nicht einmal demjenigen Eb enbürtigkeits- erfordernis genüge, welches der Schieds spruch selb st als das Gering st e bezeichnet hatte. Auf Grund dieses Urteils kommt vr. Max Sklarck, der in einer Schrift, „Der Lippesche Erbfolge streit nach feinem heutigen Stande", die Ansprüche der Schaumburger vertritt, zu dem Schlüsse, daß die Wirkung des Schiedsspruches mit dem Tode des jetzigen Regenten erlösche. Der Bundesrat werde sich dann über die Erbfolgeberechtigung der Nachkommen von Modeste v. Unruh zu entscheiden haben; wie er urteilen werde, sei nach dem erwähnten Urteile nicht zweifelhaft. Nun ist aber nach Forschungen, besonders im Mar burger Archiv, festgestellt worden, daß die schäum- burger Linie selbst nicht ebenbürtig ist, da sämtliche Mitglieder von einem Frl. v. Frickenhausen abstammen. Ebenbürtig -hätte die Ehe dieser Lame nur durch Zustimmung der Agnaten werden können. Das ist aber nicht geschehen. Die Verwicklungen nehmen damit aber noch kein Ende. Als 1777 die ebenbürtige Linie Schaumburg-Lippe ausstarb, war Hessen-Kassel als Lehnsherr erbberechtigt, und zwar die nach dem Tode des letzten Kurfürsten älteste Linie. Somit wird noch ein zweiter deutscher Staat in die lippesche Erb folgefrage hineingezogen. Was aus diesen Wirrnissen noch werden wird, weiß kein Mensch zu sagen, um so weniger, da der rein po litischen Institution des Bundesrats doch kaum die Auf gabe übertragen werden kann, über Thronfolgestreitig keiten zu entscheiden. Es wird deshalb bereits die Bil dung eines Staatsgerichtshofes empfohlen. Aber bei allen diesen feinen juristischen Tüfteleien und Berufungen auf uralte, vom Geiste ihrer Zeit ge tragene Urkunden und Bestimmungen scheint man ganz zu vergessen, daß wir im zwanzigsten Jahrhundert leben, und daß dem monarchischen Gedanken mit der Funda mentierung von Monarchien auf Spitzfindigkeiten und Feuilleton. Die Entgleisten. Roman von Caroline Deutsch. Nachdruck verboten. Ta weinte er wie ein Kind und vergrub sein Gesicht in die Kissen. Und dann wurde der kleine Andreas in die Zelle gebracht, ein blasses, kränklich aussehendes Kind mit dem Gesichte des Vaters und doch einem scheuen, fremden Zug darin. Tic Haltung des Kleinen war gedrückt, die großen, dunklen Augen hatten einen feuchten Glanz, wie von Tränen, und ein unsagbar trauriger, weltfremder Aus- druck lag in ihnen. In Charlottens Herzen wallte heißes Mitleid auf. „Gib niir den Knaben!" sagte sie und zog das Kind an sich. Nein, das konnte, das durfte nicht sein. Andreas sollte im Kloster bleiben, Mönch werden. Für seinen Sohn gab es keinen anderen Weg im Leben, als den der Buße und der Entsagung, dadurch würde er auch die Seelen der Eltern lösen. — Sie aber rang mit ihm um Hie Zukunft des Kindes. „Du hast mir viel genommen", sagte sie, „gib mir den Knaben und alles ist wieder gut! . . . Ich werde denken, mein eigener Sohn sei mir niemals entrissen worden. . . . Gib ihn mir, und er soll ein guter und nützlicher Mensch werden! . : . Als er aber fest blieb, schlug sie ihm vor, ihn dem weltlichen Priesterstandc zu weihen. Da würde er eben falls ein gottgeweihtes, ein Leben der Entsagung führen, ohne in Klostermauern vergraben zu sein. Sie drang so lange in ihn, bis er endlich nachgab. Aber in seine Hand hinein mußte sie schwören, Andreas Geistlicher werden, von seinem fünfzehnten bis siebzehnten Jahre ihn auS schließlich im Kloster St. Sebastian verweilen zu lassen, und alljährlich, bis zu den Priesterweihen, sollte er aus einige Wochen dorthin zurückkehren. Seine letzte Bitte war, Andreas den Familiennamen seiner Mutter tragen zu lassen. Andreas Enkete sollte er heißen. Noch in derselben Nacht starb der Baron, und sic saß an seinem Lager und hielt seine Hand, bis sein Herz zu schlagen aufgehört hatte, dann ließ sic ihn, wie es sein Wunsch gewesen war, einige Tage später im Klosterfricd- hofe bestatten. In Turdowa ahnte keiner den wahren Sachverhalt, sowie kein Mensch Ziel und Zweck ihrer Reise gekannt hatte. Frau von Torma gab den kleinen Andreas für ein verwaistes Kind eines nahen Verwandten aus, und jeder glaubte es. Seine Herkunft und seinen wahren Namen wußte nur noch Pfarrer Petrov. — Einige Monate nach des Knaben Ankunft kam ein zweites Pflegekind ins Schloß ... die kleine Marischka, das halbjährige Töchterchen deS Inspektors der Säge- mühle, der, sowie seine Frau, in einigen kurzen Tagen einer Typhusepidcmie erlegen war. VIII. Der Kaplan Andreas war nach Hause gekommen. Frau von Torma und Marischka hatten ihn von der Station geholt. Das Portal des Schlosses war mit grünen Tannenreisern geschmückt, und Arbeiter und Be dienstete drängten sich heran, dem jungen Geistlichen die Hand zu küssen. Alle waren stolz und fühlten sich geehrt durch die Erhöhung, die dem Pflegesohne ihrer Herrin zuteil geworden war. Der junge Mann schien verwirrt, fast erschreckt von all den' Ehrenbezeugungen, den Ausdrücken der Freude, die man ihm in so reichem Maße entgegenbrachte, und dankte mit einem stillen, schüchternen Lächeln. Auslegungen vermorschter Familiendokumente nicht ge dient ist. Auch scheint kein Mensch ernsthaft zu erwägen, was das heißumstrittenr lippesche Ländchen selbst zu der Angelegenheit sagt. Man sollte meinen, das ginge eigentlich die Sache auch ein wenig an. ver HuMana Oer Herero. Zur Verstärkung -er Truppen in Südwestafrlka. Die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt jetzt unsere neulichen Mitteilungen'und ist gleichzeitig in der Lage, die Transport schiffe namhaft zu machen: Zur Verstärkung der Truppen in Südwestafrika sollen, wie beabsichtigt wird, Feldtruppen dahin abgehcn: Am 23. Juli 3 be rittene Kompagnien (etwa 350 Mann, 750 Pferde) auf den Dampfern „Gertrud Woermann" und „Montevideo"; am 6. August eine Feld telegraphenabteilung und eine Verstärkung der Feldsignalabteilung (etwa 230 Mann, 260 Pserde) auf dem Dampfer „Wittekind" des Norddeutschen Lloyd (noch nicht sicher); am 20. August eine berittene und zwei bespannte Batterien (etwa 440 Mann, 500 Pferde) auf dem Dampfer „Sylvia" der Hamburg - Amerika - Linie (noch nicht sicher). ver rurrirch-japanirche Weg. Ausführlicher Bericht Auropatkin». Der schon im Auszug mitgeteilte letzte telegraphische Be richt Kuropatkins an den Kaiser liegt heute vollständig vor. Er lautet: Am 25. Juni fand ein Vorpostengefecht bei Tamiarlgou und bei Tandiafanschin, acht Werst westlich von Tamiarlgou, statt. Am folgenden Tage besetzte um 4 Uhr morgens eine feindliche Abteilung in Stärke von etwa einer Brigade In fanterie mit zwei Batterien Siandiao und eröffnete ein Ge- (chützfeuer auf unsere Sicherungswache, die den Schwarzen Berg im Süden von Siahotan besetzt hielt. Unsere drei Kompagnien hielten dem Feuer Stand, bis Verstärkungen eintrafen. Gegen 6 Uhr besetzten eine Kosaken- und eine Gebirgsbatteric eine ZtAung und eröffneten ein Front- und Seitenfeuer auf eine japanische Batterie sowie auf dichte Infanteriekolonnen, die sich vor unserem linken Flügel zeigten. Gegen 1 Uhr nachmittags begannen die Japaner sich unter dem Andrange unserer Truppen zurückzu ziehen, die zum Angriff vorgingen und den Feind bis Siandiao verfolgten. Unsere Verluste betragen: Zwei Offiziere leicht ver wundet, sechs Mann tot, 33 Mann verwundet. Am 26. Juni besetzte eine Abteilung der japanischen Vorhut in Stärke von etiva einem Bataillon mit einer Eskadron, indem sie aus der nördlichen, ans Ssiujan nach Kaitschou führenden Straffe vorrückte, Tscheguantin, sechs Werst nordöstlich von Siahotan. Gegen abend desselben Tages wurde ans der Straffe aus Ssiu>an nach Haitschcng sestgestellt, daß etwa 27 Bataillone Les Gegners sich beim Dorfe Wandsiapudsa vereinigt hatten. — An demselben Tage setzte der Gegner den Vormarsch ans -en Fcnschuilin- und den Modulin- (Motten-) Paff von der Front aus und mir Umgehung der Flügel unserer Stellungen fort. Gegen den Modulinpaff rückten mindestens acht Bataillone mir zehn Geschützen vor. Um 4 Uhr nachmittags besetzte der Feind auf der großen nach Liaujang führenden Straffe den Koudialinpaff. Seit dem 25. Juni haben die Japaner auch auf ihrem rechten Flügel den Vormarsch begonnen und am 26. Juni besetzten sie morgens Saimatii. Eine etwa drei Kompagnien und eine Eskadron starke japanische Abteilung, die aus Saimatsi vorrückte, bedrängte anfangs unsere Wachsotnien, wurde dann aber zurückgeworfen. 'Am 27. Juni besetzte unsere Abteilung gegen 8 Uhr morgens, nachdem sie die Kavallerie- und Infanterie-Abteilungen der feind lichen Vorhut znrückgeworfen hatte, die Station Ssenjutschen. Um 9 Uhr früh wurde bemerkt, daß eine feindliche Jnfantcriebrigade von der Front und ferner Kolonnen unter Umgebung des linken Flügels unserer Abteilung vorrückten. Dir mit Manern umgebene Stadt Ssenjutschen wurde von den Japanern eingenommen. Unsere Truppen begannen daher um 11 Uhr sich langsam nach Norden zurück,Anziehen. Uebcr die Verluste ist bisher nur bekannt, daß ein Offizier und zehn Mann verwundet worden sind. Durch eine auf dem Wege von Siahotan nach Erldagou und Chansa ausgesührte Rekognoszierung ist festgestellt worden, daß sich sechs Kompagnien und zwei EskadronS des Gegners bei Maiawoidsa, fünf Werst südöstlich von Siahotan, befinden Bei dieser Rekognos zierung wurden zwei Offiziere verwundet, von denen der eine ge storben ist, sowie fünf Kchaken. Am 27. Juni begann auch der Kampf bei Siahotan aufs Neue. Eine Kosaken- und eine berittene Batterie vertrieben die feindliche Infanterie wiederholt und bracht« die japanischen Batterien zum Schweigen. Ein Teil unserer Infanterie führte mehrere energische Gegenangriffe aus und drängte die Japaner auf unserem rechten Flügel zurück. Der Kampf war nach 4 Uhr beendet. Eine Abteilung der elften berittenen Batterie, die an diesem Gefecht teilnahm, setzte durch ihren Heldenmut alle in Erstaunen, indem sie nur den Sanhaipaß fuhr und acht Geschützen des Gegners Stand hielt, bis sie ihre ganze Munition verschossen hatte. Unsere Verluste sind noch nicht festgestellt, übersteigen aber, wie gemeldet wird, nicht 50 Mann und 20 Pferde. Am 27. Juni unternahmen die Japaner in einer Stärke von nicht weniger als einer Division Infanterie mit drei Feldbatterien frühmorgens einen Angriff gegen die Front unserer Stellung ans dem Dalinpaß und unter Umgehung Les rechten Flügels derselben. Der Kampf dauerte bis 7 Uhr 40 Minuten morgens. Nachdem unsere Abteilung die Streitkräfte des Gegners festgestellt und die Umgehungsbewegung bemerkt hatte, zog sie sich langkam vom Dalin paß zurück. Ter Gegner stellte seinen Angriff ein. Unsere Verluste find noch nicht festgestellt, belaufen sich aber auf ungefähr 200 Mann. Einnahme ven Lenfchniling dnrch die Japaner. * Aus Tokio wird amtlich gemeldet: DieTakuschan- Armee begann, in 3 Kolonnen geteilt, am 26. Juni daS Vorgehen zum Zwecke der Besetzung von Fenschuiling, wo die Russen eine Art dauernder Befestigungen mit Forts, Ver schanzungen, Drahthindernissen und Verhauen errichtet hatten. Die Russen leisteten hartnäckigen Widerstand, doch gelang es unseren Abteilungen nach heftigen Kämpfen, den Feind zu umzingeln und schließlich wurde Fenschuiliug am 27. Juni von ihnen genommen. Auf der Landstraße wurden 90 gefallene Russen gefunden; über die weiteren Verluste ver Russen ist noch nichts festzustellen. Sechs russische Offiziere und 82 Mann wurden zu Gefangenen ge macht. Der Gesamtverlust auf japanischer Seite wird auf 170 Mann geschätzt. Vefchietzana von Gensan durch Vie russische Flotte. Aus Tokio wird amtlich gemeldet, daß am Donnerstag in der Frühe sechs russische Torpedoboote in den Hafen von Gensan einfuhren, etwa 200 Schüsse auf die japa nische Niederlassung abgaben, einen Dampfer und ein Segelschiff in den Grund bohrten, sich dann wieder drei außerhalb des Hafens liegenden Schiffen anschlossen und verschwanden. Zwei Koreaner und zwei Soldaten wurden leicht verwundet. Der an Gebäuden angerichtete Schaden ist unerheblich. * Tokio, 30. Juni. (Reuter.) AuS Gensan wird berichtet: Das japanische Geschwader, das in nörd licher Richtung ausgelaufen war, um daS russische Wla diwostok-Geschwader zu verfolgen, kehrte hierher zurück, da es dieses nicht getroffen hatte. Er war von Mittelgröße und sehr schmächtig, dies und die lange, dunkle Gewandung, die er trug, ließ seine Gestalt höher erscheinen, als sie in Wirklichkeit war, höher und zugleich tief ernst. Das Gesicht war blaß und sehr hager, hatte aber feine Züge. Breit und stark gebaut war die Stirne, das Haar, so weit es die Tonsur zulicß, leicht gewellt, und unter den dunkeln, fast zu sammengewachsenen Brauen lagen große, dunkle, träume rische Augen, stille, von einem feuchten Glanz verschleierte Augen . . . Augen, die man nicht wieder vergaß, wenn man sie einmal gesehen hatte. — Andreas hatte seiner Mutter mit liebevoller Zärtlich keit, in der zugleich etwas Ehrerbietiges lag, die Hand ge küßt, vor Marischka war er aber in höchster Verwirrung und Befangenheit stehen geblieben. Er hatte sie zuletzt als ein unreifes, halbwüchsiges Mädchen gesehen, und jetzt war sie eine junge, zur Anmut erblühte Dame ... er sprach sie mit „Fräulein" an. Aber auch das junge Mädchen fand den einstigen zu traulichen Ton in der ersten Stunde nicht wieder. Dieser ernste, hagere Mann in dem dunklen Priesterklcidc flößte etwas wie Respekt ein, dem gegenüber konnte man sich nicht geben, wie man es gegen den Knaben Andreas. den Spielgefährten, getan. . . . Tas Mittagessen verlief ziemlich still. Andreas sprach nicht viel und nur init der Pflegemutter, auch für die aufwartenden Leute hatte er hier und da ein Wort. Am meisten jedoch beschäftigte er sich mit den ihn umgebenden Dingen, indeni er immer wieder von neuein seine Augen durch das Zimmer schweifen ließ und jeden Gegenstand zu liebkosen schien , Nach deni Mittagessen hatte Frau vou Torma eine wichtige geschäftliche Anordnung zu treffen, und Ma rischka fand endlich den Mut, Andreas zu bitten, sie durch den Park zu begleiten; sie wollte ihm die alten Spiel plätze zeigen. Es war ein kalter, aber klarer Tag. Der Morgen war mit starkem Frost gekommen, und die Wege waren glatt, wie mit Messern gestrichen. Am blauen Himmel stan- groß und strahlend die Sonne; sie blitzte auf dem ge frorenen Schnee, auf dem sich die kahlen Bäume in scharfen Umrissen abzeichneten. Und als sie so allein zwischen den Bäumen dabinschritten, kam Marischka die Unbefangenheit und muntere Laune wieder. „Du hast mich Fräulein tituliert, Andreas", sagte sie und sah ihn schalkhaft von der Seite an. „Du hast mich wohl gar nicht wiedererkannt... ich bin die Marischka!" Er wurde blutrot. „Das . . . da- weiß ich . . . aber Sie sind so groß . .. eine Dame! ... ." stotterte er. „Aber noch immer deine Pflegeschwester Marischka, trotzdem du jetzt -er Herr Kaplan bist. Oder hast du ver gessen, wie wir als Spielgefährten zusammengehalten haben?" „Das... werde ich niemals vergessen" .... sagte er. „Nun, siehst du, Andreas!" rief sie fröhlich aus. „Wir zwei bleiben trotz aller geistlichen Würden und Ehren die Alten, und selbst, wenn -n znm Bischof aufstiegst." . . . Dann sah sic ihm mit großer Herzlichkeit und Teilnahme in die Augen. „Eines tut mir so leid, du armer Andreas! .... Daß du so schlecht aussiebst! ... Du hast Wohl viel beten und fasten müssen in der letzten Zeit?" „Wie eS die Regel vorschreibt", versetzte er aus weichend, und sie merkte, daß er über den Gegenstan- nickit sprechen wollte. Und da fing sie an, von anderen« zu plaudern, erzählte ihm vom Gute, von Tordowa, von allem, was sich während seiner Abwesenheit zugetragen. Und nach nnd nach fing er an, ein bißchen ans fick' herauszngeben und wagte einen offenen Blick in ihr Gefickt. ... Es war schwer, ibrer frischen Natürlichkeit zu widerstehen, nnd der Zauber war ein alter, liebgc- wordener für ibn. . . . Ja, sie war noch immer das liebe, herzige Ding, das -en schwerfälligen Gefährten immer heiter und fröhlich sehen wollte. . . .
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