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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041019014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904101901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904101901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-19
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Morgen-Ausgabe. KipWr.. TagMalt Anzeiger. »Mtsvlatt Srs.LSMNHr« Fand- ««- des HSsigkichein AmlsgerWes Leipzig, des Nates »nd -es, Nolizeiamles der Stadt'Leipzig. Nr. 5A1. Mittwoch den IS. Oktober 1904. S8. JühlgaNg. Var Wütigste vom Lage. " * König Friedrich August verabschiedet sich irr einem Erlaß vom XÜ. Armeekorps. (S. Aus Sachsen.) * Bei der Einweihung des Kaiser Friedrich-Denk« malS in Berlin hielt gestern der Kaiser eine längere Ansprache, worin er seinen Anschauungen von den Auf gaben der Kunst Ausdruck gab. (S. Artikel.) * Der Präsident Roosevelt hat Delegierte deS Friedens ¬ kongresse-, darunter die Baronin v. Suttner, empfangen und erklärt, er wolle in einigen Wochen wegen einer neuen Haager Konferenz mit den Regierungen verhandeln. (S. Ausland.) * Der bekannte Pekinger Korrespondent der „Times" beschuldigt den deutschen Gesandten in Peking, Frhrn. Mumm v. Schwarzenstein, er habe diplomatisch gegen die Genehmigung deS Tibetvertrags durch China iutriguiert. (S. Ausland.) * Vom rechten Flügel der russischen Armee liegen günstige Nachrichten vor; angeblich wurden Nodzus zwei Reservedivisionen zersprengt. Nach einer Depesche auS Petersburg wurde am Montag das japanische Zentrum durchbrochen, die Japaner wurden weit zurückgeworfen. Kuropatkin persönlich leitete den Angriff. Die Entscheidung muß nicht im Zentrum, sondern auf dem Ostflügel fallen. Nach einem Reutertelegramm aus Tokio unternahmen die Russen einen wilden Sturmangriff gegen Oku, griffen auch Nodzu und Kuroki an und wurden unter Verlusten zurück geworfen. (S. russ.-jap. Krieg). ver Mitt Ser Fsnreqiienr. In der Presse ist nun endlich eine Notiz aufgetaucht, die uns darüber orientieren soll, welche Vorlagen in der nächsten Tagung des Parlamentes zur Verstärkung un serer Wehrmacht bevorstehen. Die Notiz klang sehr schüchtern, sehr verschämt, und es war etwa der Ton an geschlagen, in dem man einem ungeduldigen Kranken zu redet, sich doch ja noch einmal die bittere Arznei ein- flößen zu lassen. „Nur zwanzigtausend Mann wollen wir haben; also weniger, als im letzten ähnlichen Falle gefordert wurden. Werte Volksboten, wir bitten recht schön, bewilligt uns diese Bagatelle!" Diese Tonart ist begreiflich, wenn man sich daran erinnert, wie in ver- gangenen Jahren die Allzuliberalen bei jeder Ankündi gung einer Militärvorlage die Obren spitzten gleich einem alten Schwadronsgaul, wenn das Signal zur Attacke er- tönt. AuS allen demokratischen Blättern stieg ein Wil- des Geheul zum Himmel. Gott sei Tank! die Zeiten und die Gesinnungen haben sich geändert. Tie Ankün digung der Regierung wird ohne Enthusiasmus, aber mit Ruhe entgegengenommen, und die Debatten im Reichstage werden gewiß die schöne Fassung, die unsere leitenden Männer in allen Fährlichkeiten an den Tag legen, nicht zu erschüttern vermögen. Und das sollte eigentlich der normale Zustand sein. Um welche Ziffer der Friedenspräsenzstand erhöht werden soll, darüber mögen sich die Militärtechniker und die Sachverständigen des Reichstages die Köpfe zerbrechen. Möglich, daß die Vor- läge der Regierung im Interesse der Steuerzahler modi fiziert werden kann; möglich auch, daß sie nicht, wie dies sonst bei Handelsgeschäften üblich, mit einer Marge ge rechnet hat, sondern in militärischer Geradheit nur das forderte, was ihr hinreichend und notwendig erschien. Darüber läßt sich debattieren, und der Volksvertretung bleibt es unbenommen, sich ihrer Machtfülle bewilligend oder streichend zu erfreuen. Worüber sich aber nicht de- battieren läßt, "das ist die Notwendigkeit, unsere Land macht den preußisch-deutschen Traditionen gemäß fort dauernd auszubauen und auf 'der Höhe zu erhalten. Keineswegs soll geleugnet werden, daß die Konstellation, was Europa allein anbetrisst, heute vielleicht günstiger, friedenverheißender ist denn je. Rußland wird nach Beendigung des Krieges mit Japan, gleichviel wie For tuna entscheiden möge, zu einer nach Westen gerichteten Offensive nicht geneigt sein. Frankreich sieht als nächstes Ziel die Eroberung Marokkos vor sich; mag dieses Land nun mit den Waffen in der Hand erobert werden oder so, wie der alte Schwerenöter Zeus sich seine Huldinnen zu erobern liebte: durch einen Goldregen. Sind ja doch heutzutage die großen Finanziers mehr oder weniger Kondottieri und Heerführer geworden. Wie dem auch sei, auch Frankreich scheint beschäftigt und überdies sind seine Politiker durch den Kampf gegen den Klerikalismutz hypnotisiert; seine Armee ist in zwei feindliche politische Lager geschieden. Don Italien und Oesterreich haben wir nichts zu befürchten, wenn wir auch frei bekennen wollen. Laß wir von diesen beiden Staaten trotz aller Kurbesuche auch nicht viel zu hoffen haben. Die euro- päische Loge ist also nicht so beschaffen, daß sich aus ihr heraus eine forcierte Heeresvermehrung rechtfertigen ließe. Aber es versteht sich doch von selbst, -aß wir dem Wachstum der Bevölkerung einigermaßen zu folgen ver- suchen und diese Kraftquelle, die bei uns so viel ergiedi- ger sprudelt, als bei unserm westlichen Nachbar, für un sere Wehrmacht auszunutzen bestrebt sind. Wir haben an dieser Stelle häufig von der Notwen- digkeit der Wcltpolitik gesprochen und als Vorbedingung für eine solche den stetig fortschreitenden Ausbau un serer Flotte bezeichnet. Wir begegneten uns in diesen Wünschen mit vielen weitblickenden Politikern, die eben erkannt haben, 'daß Orient und Occident nicht mehr zu trennen sind und daß wir in einer Dorbereitungszeit leben, deren Schlagwort mehr als je sein muh: para Helium! Indessen müssen wir hier doch unsere Auffassung präzisieren, weil sie sich an einem bestimmten Punkte von den Plänen derjenigen trennt, die in Deutschland schon jetzt eine Weltmacht erkennen wollen und daher geneigt sind, die kontinentalen Interessen neben den überseeischen, das Landheer neben der Flotte zurück treten zu lassen. Wir halten dies nicht für richtig. Wir glauben, daß nach wie vor das Landheer in erster Linie die sorgfältigste und opferwilligste Pflege verlangt. Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft! Die augenblickliche friedliche Konstellation kann sich wandeln, ehe man cs ahnt, und dann würde jede Unterlassungs sünde sich bitter rächen. Die Politik der einzelnen Staaten schwankt; aber unveränderlich bleibt der Faktor der geographischen Lage. Besitzen wir ein starkes Land- Heer, so vermögen auch schwere Rückschläge auf dem Meere uns nicht völlig niederzuwerfen; werden wir zu Land geschlagen, so nützen uns maritime Erfolge fast gar nichts. Der Gedanke, auf den weiteren Ausbau Les Land heeres zu verzichten und statt dessen die Flotte zu fördern, ist vielleicht nicht sowohl von wagemutigem Tempera ment eingegeben, als vielmehr von Bedenklichkeit und Kleinmut. Meist wird die Erwägung zu ihm hin geführt haben, daß cs für Deutschland unerträglich sei, sich doppelt in Erz zu kleiden und daß der Organismus unter der Last dieser zwiefachen Rüstung verkümmern werde. Es ist dies eine Frage, die der ernstlichen Uebcr- lcgung wohl bedarf. Wir sind der Ansicht, daß Deutsch land stark genug ist, um beiden Pflichten gleichzeitig zu genügen und verweisen nur auf die Leistungen Frank reichs, die doch dartun, daß eine solche Doppelrllstung möglich ist, ohne das Land dem Kräfteverfall preis zugeben. Indessen gestehen wir gern zu, daß sich im engen Rahmen einas Leitartikels diese Behauptung nicht beweisen läßt. Volkswirtschaftliche Autoritäten ersten Ranges haben ausgesprochen und dargetan, daß die Kraft deS deutschen Volkes für die Lasten seiner Welt- geschichtlichen Mission wohl anSreicht. Es fragt sich nur, ob sein Mut auch ausreicht. Das Dichterwort: „Es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken" irrt nicht und, wie der Einzelne, so erstarkt auch jedes Volk an der Aufgabe, die es sich stellt. Wir fassen also unseren Standpunkt dahin zusammen: Unsere Wehrmacht muß ohne Hast und ohne Rast ausgebaut werden, und zwar Landheer und Flotte. Aber in erster Linie das Land heer, in zweiter Linie die Flotte. Ob in der nächsten Tagung eine Flottenvorlage den Reichstag beschäftigen wird, wissen wir nicht. Es ist nicht wahrscheinlich, aber in Anbetracht der in Deutschland leider üblich gewordenen Plötzlichkeit der Entschließungen auch nicht unmöglich. Tritt die Regierung nicht an den Reichstag heran, so wird sie eS hoffentlich nickt unter lassen, die Motive für ihre Resignation mit rückhaltloser Offenheit darzulegen. Wenn die Autoritäten unserer Marine ehrlich versichern können, daß noch nicht Er fahrungen genug herangereift seien, um dem Flotten bau bestimmte Richtung zu geben, so müssen wir uiy- damit bescheiden. Nur sollte die Regierung den Ein- druck nicht aufkommen lassen, daß das Drängen nach einer großen Flotte nur individuelle Laune gewesen sei und daß Lieser Impuls jetzt versagt habe. Den Mut der Inkonsequenz haben wir in Deutschland oft genug bewiesen, möchten wir nun einmal den Mut der Konsequenz an den Tag legen! , Vie fairer friearicd - Sraenlttrier in Sellin. In Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin, zahl- reicher Fürstlichkeiten und hoher geladener Personen wurde gestern vormittig in Berlin das Nationaldenkmal für Kaiser Friedrich enthüllt. Gleichzeitig wurde das Kaiser Friedrich-Museum eingeweiht. TaS Wetter war trübe und regnerisch. Fahnen und Laubgewinde zierten den Festplatz, in der Nähe des Festplatzes standen die Chargierten der Berliner Hochschulen mit Fahnen und Bannern. Der Kronprinz, sämtliche hier und in Pots dam ständig anwesenden Prinzen und Prinzessinnen, die besonders hier eingetroffcnen Fürstlichkeiten und Damen, wegen des Ablebens des Königs von Sachsen in tiefer Trauer, nahmen unter der offenen Vorhalle des Museums Aufstellung gegenüber dem Denkmal unter dem Baldachin, die Großherzogin von Baden neben den für die Mejestäten hergerichteten Plätzen. Vor dem Museum versammelten sich ferner der Reichskanzler, die Bundcsratsbevollmächtigtcn, Botschafter und Gesandten, die fremdherrlichen Offiziere, die obersten Hosck-argeu, die Minister, die Präsidenten Les Reichstags und Land tags, Generale und Admirale, Abgeordnete, Direktionen des Museums und der Kunstakademie, Vertreter Berlins und der Nachbarstädte und Direktoren der Hochschulen. Vor dem Denkmal standen Abordnungen der Armee und Marine, die Militär-bevollmächtigten der Bundesstaaten, Abordnungen der Regimenter, deren Chef Kaiser Fried rich gewesen usw. Im Halbkreis um das Denkmal stan den die Standarden und ersten Bataillonsfahnen der Garnison Berlin, des Regiments Gardes du Corps, des Lehr-Jnfanteriebataillons, vor dem Denkmal die evan gelische und katholische Geistlichkeit und die Baubeamten. Zur Seite die Leibkompagnie des 1. Garde-Regiments als Ehrenwache, bei der Prinz Eitel Friedrich einge- treten war. Gegen 11 Uhr trafen der Kaiser und die Kaise - rin mit der Prinzessin Victoria Luise, vom Publikum begeistert begrüßt, ein. Die Ehrenwache präsentierte. Der Reichskanzler empfing die Majestäten und geleitete sie zu ihren Plätzen. Generalsuperintendent Faber sprach ein Weihgebet, worauf der Kaiser Len Befehl zur Enthüllung erteilte. Die Hülle fiel, die Ehrenwache präsentierte, die Fahnen senkten sich, der Kaiser salutierte, ebenso alle Anwesenden. Gleichzeitig läuteten alle Kirchenglocken. Vom Lustgarten her donnerten 101 Kanonenschüsse, die Musik intonierte die Nationalhymne. Geheimrat Mießner und ein badischer Kammerherr schritten Kränze tragend zum Denkmal. Der Kaiser folgte, die Großherzogin von Baden führend, dann kamen die Kaiserin und die anderen Fürstlichkeiten. Tie De putationen legten nun Kranz auf Kranz nieder. Die Majestäten und Fürstlichkeiten schritten dann, empfangen vom Kultusminister, den Herren der Museumsvcrwaltung und Oberhofbaurat Ihne ins In nere des Museums hinein. In der Basilika hatte be reits eine große Versammlung geladener Gäste Auf stellung genommen, insbesondere die von auswärts ein- getroffenen Museumsdirektoren. Gesang empfing die Majestäten, die unter den Thronhimmel traten. Kultusminister Dr. Stud 1 hielt hierauf eine A n - spräche, in der er ausführte, das Denkmal rufe das Bild Les über alles geliebten Herrschers und Helden von neuem lebendig vor die Seele, hell leuchtend, wie er in den Tagen frischer Kraft dem Volke sich darstellte. Dem Denkmal gegenüber erbebe sich der im Geiste Kaiser Friedrichs geplante und ausgeführte Bau. Der preu ßische Staat habe erst spät an die Aufgabe herantretcn können, die Kunstsammlungen weiteren Kreisen des Dol- kes zugänglich zu machen. Redner geht alsdann auf die Geschichte der Entstehung der Museen ein, sowie aus die Anteilnahme Kaiser Friedrichs, die bei uns vereinigten Kunstwerke der christlichen Epoche in einem Bau zujam- menzuschlicßen. Diese Gedanken des Kaisers und der Kaiserin Friedrich hätte der jetzige Kaiser dem neuen Bau zugrunde gelegt. Mit vollem Verständnis habe der Künstler des gegenwärtigen Baues sie auf das glück- lichste in feinem Werke ausgeprägt und der Leiter der hier ausgestellten Sammlungen sie zur Durchführung gebracht. Die gleiche Hobe Auffassung von öffentlichen Kunstsammlungen habe zahlreiche Kunstfreunde zu opser- williger Mitwirkung an der Bereicherung des Museums begeistert und einen Verein ins Leben gerufen, dem auch der Kaiser beigetreten sei. Die glückliche Entfaltung der Sammlungen verdanke man neben rastloser Tätigkeit auch hochherzigen Schenkungen, die in reicher Fülle -em
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