66 Klaus Mauersberger Das Dresdner Polytechnikum auf dem Weg zu einer Universitas litterarum et technicarum (1871-1900) Als die Technische Universität Dresden im Jahr 2003 ihr 175-jähriges Jubiläum beging, feierte man damit die Gründung der Technischen Bildungsanstalt im Jahr 1828. Von einer »hohen« Schule konnte seinerzeit freilich noch lange nicht die Rede sein, die Anfänge der polytechnischen Bildung in Dresden waren recht bescheiden. Über die Statuserhöhung zur Polytechnischen Schule (1851) und zum Königlichen Polytechnikum (1871) wurde der Aufstieg zu einer höheren technischen Bildungseinrichtung eingeleitet. Den Rang einer Technischen Hochschule, einhergehend mit Hochschulverfassung und Wahlrektorat, erhielt die Schule erst im Jahr 1890. Es kam nicht von ungefähr, dass diese Phase der Entwicklung in jene Zeitspanne nach der Reichseinigung fällt, die gemeinhin als Gründerzeit firmiert, nennen wir sie also auch die »Gründerzeit« der TH Dresden. Abzulesen ist diese Periode der Hochschulentwicklung durch eine signifikante bauliche Repräsentation, die Eröffnung des später »Alte Hochschule« genannten Hauptgebäudes am damaligen Bismarckplatz im Jahr 1875. Heute ist die TU Dresden als Campusuniver- sität in der Südvorstadt ein Begriff. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass die Keimzelle der Technischen Bildungsanstalt in einem heute nicht mehr vorhandenen kleinen Garten pavillon auf der Brühlschen Terrasse lag. Auch das erste Hauptgebäude der Polytech nischen Schule am Antonsplatz gegenüber der alten Post ist weitgehend in Vergessen heit geraten. Lange Jahre wurde die Dresdner Hochschule daher in der Nähe des Hauptbahnhofes verortet; der Bismarckplatz erstreckte sich in etwa auf dem Areal des heutigen Friedrich-List-Platzes. Erst mit dem weiteren Herausrücken aus dem Stadtzen trum im Zuge der Erschließung des heutigen Campusgeländes in die Nähe der vorneh men Bebauung des »Schweizer Viertels« nahm eine eigene Hochschulstadt Gestalt an. Die »Gründerzeit« der TH Dresden war von zwei Hauptströmungen geprägt, zum einen von der Akademisierung der technischen Bildung, die mit dem Aufstieg des Ingenieurberufes sowie mit einer theoretischen Fundierung der Technikwissenschaften einherging, zum anderen von dem Ausbau enger Praxisbeziehungen mit der sich rasch entfaltenden Dresdner Industrie, namentlich mit Firmen der chemisch-pharmazeutischen, fotografischen, feinmechanisch-optischen und elektrotechnischen Branche. Nicht zuletzt wurde Dresden auch dank seiner vorzüglichen Bildungseinrichtungen um 1900 zu einer Stadt der Industrie und Wissenschaften. 1 Die Technische Hochschule war dabei in ihrem