82 Und es heißt weiter: »Erbe der erfolgreichen Entwicklung Sachsens sind sowohl außer ordentlich bedeutende Kunstmuseen als auch eine herausragende Vielfalt von Zeugnis sen der industriellen Kultur. (...) Gerade die Industriemuseen ermöglichen und erfordern eine dezentrale Präsentation, da die Authentizität von Produktionsstätten am originalen Ort das entscheidende Alleinstellungsmerkmal ist. Neben der identitätsstiftenden Rolle der Museen werden sie so zu wichtigen Elementen in der touristischen Infrastruktur.« 4 Industriekultur ist mehr als Nostalgie und musealisierte Produkt- und Produktionsge schichte. Auch mehr als Technik- und Sozialgeschichte. Und viel mehr als Tourismusför derung. Industriegeschichte ist auch Mentalitätsgeschichte. Die eingangs erwähnte Tagung in Kooperation von Kulturstiftung des Freistaats Sachsen und dem Sächsischen Industriemuseum hat zu einem Aufgabenkatalog und einer Handlungsempfehlung verholten. 5 Die zunehmenden politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Vernetzungen in der globalisierten Gesellschaft und deren Folgen bilden für den gegenwärtigen Industriestandort Sachsen eine Herausforderung, sein bisheriges kulturelles Selbstverständnis zu überprüfen. »Industriekultur in Sachsen« erfordert Schutz, Wertschätzung und Weiterentwicklung des außerordentlich reichen Bestandes an Industriedenkmälern im Freistaat. Gerade in Zeiten der Deindustrialisierung gilt es, die Industriekultur in Sachsen zu einem zukunftsfähigen Landesthema zu entwickeln - mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft. Die Tagung hat sieben Handlungsfelder herausgearbeitet, die im Folgenden leicht gekürzt vorgestellt werden: 5 1. Anforderung an Bürgergesellschaft: Kreativität und Partizipation fördern. Zahlreiche Initiativen von Vereinen, Verbänden und Einzelpersonen zeigen ein starkes bürgerschaftliches Engagement für den Erhalt des industriellen Erbes im Freistaat. Das Bemühen der sächsischen Akteure um Dokumentation, Erhaltung und Vermittlung des industriellen Erbes verdient stärkere Unterstützung. Das Mitspracherecht der Bürgerinnen und Bürger im Kontext der Industriekultur wird ausdrücklich befürwortet. Vereine, Stiftungen und ehrenamtlich engagierte Einzelpersonen werden ermutigt, ihre Projekte fortzusetzen und auszubauen. Die Auseinandersetzung mit Industriekultur beruht auf dem Verständnis und dem Einfühlungsvermögen für die Lebenssituation derer, die mit den gesellschaftlichen Umbrüchen der 1990er Jahre ihren Arbeitsplatz in den Betrieben verloren haben. Des halb ist es notwendig, die Erinnerungen an die alte Arbeitswelt durch die kulturelle Bildungsarbeit in Museen, Schulen, Vereinen oder persönlichen Initiativen in Sachsen zu bewahren. 2. Anforderung an Politik: Subsidiarität und Eigentümerverantwortung stärken. Industriekultur in Sachsen benötigt größere Aufmerksamkeit auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens. Eine entsprechende Unterstützung seitens der Politik, begleitet von öffentlichkeitswirksamen Kampagnen, ist hierfür die zentrale Grundlage. Ein vorran giges Ziel der Landespolitik muss es sein, die sächsische Industriekultur stärker als bisher