86 strategisches Denken nicht zum Erfolg führt. Heute werden überwiegend Industrieneu- bauvorhaben auf der »grünen Wiese« errichtet. Die Nachnutzung alter Industriearchi tektur innerhalb der Stadtstruktur spielt noch eine zu geringe Rolle. Im Kontext des Stadtumbaus müssen die historischen Fabriken, Werkshallen oder Kraftwerkanlagen als integraler Bestandteil der Städte verstanden werden. Hierin liegt die Besonderheit sächsischer Industriebaukultur: Fabriken wurden primär an die beste henden Strukturen der Stadt angepasst und fügten sich in das Stadtgewebe ein. Auch in Zukunft muss diese Tradition bei neuen Industriebauvorhaben mit Leben gefüllt werden. So wird das Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten gefördert und damit die Attraktivität der Innenstädte erhöht.« Dieses Thesenpapier versteht sich auch als kulturpolitische Reflexion des Begriffes »Industriekultur«. Eine wirtschaftspolitische Deutung wäre die andere Seite der Medaille: Industriekultur als Haltung: Haltung von Unternehmern und Konsumenten, Haltung der Gesellschaft. Die Finanzkrise der Gegenwart ist zugleich auch eine Wertekrise. Wir müssen uns neu orientieren. Eine neue Gründerzeit braucht die alte Industriegesellschaft, doch die Voraussetzungen sind nicht mehr die von vor 200 Jahren. Nachrückende Indus triestaaten, Globalisierung, Endlichkeit der Ressourcen, Umweltaspekte und unkontrol lierte Kapitalmärkte verlangen nach intelligenten Lösungen mit einer neuen Ethik. Manchmal muss man sich nur an einfache Rezepte erinnern. Die zehn Grundsätze, die der erfolgreiche Unternehmer Johann Winklhofer als Mitbegründer der späteren Wander erwerke in seinen Lebenserinnerungen 1940 niederschrieb, lesen sich fast modern: 6 Zehn Gebote für Vorwärtsstrebende 1. Grundbedingung ist, dass man seinen Beruf gründlich versteht. 2. Den Ehrgeiz haben, jedes Ding besser zu machen, als es irgend ein anderer kann. 3. Am Prinzip festhalten, dass dem Kunden für sein Geld nur das Beste geliefert werden darf. 4. Eine nie ausgehende Freude an der Arbeit muss vorhanden sein. Das Geldverdienen darf niemals Hauptzweck der Arbeit sein. 5. Immer nur nach den neusten Arbeitsmethoden und mit den allerbesten Einrichtungen im Betriebe arbeiten. Fachschriften lesen und lesen lassen. Alle Ausstellungen besu chen und von den leitenden Personen besuchen lassen. 6. Der größere Teil des verdienten Geldes muss zur Beschaffung dieser betriebsfördern den Mittel verwandt werden. 7. Den rechten Mann an den rechten Platz stellen. 8. Einfach und solide leben, damit man früh mit klarem Kopfe an die Arbeit gehen kann. Leute, die alles mitmachen müssen, leisten nicht viel. 9. Mit dem Gedanken vertraut machen, dass man nicht jedes Geschäft machen kann oder muss. Dann wird man sich vor vielen Verlusten bewahren und von der Konkur renz geachtet sein. 10. Schließlich gehört noch eine recht große Dosis Geduld dazu, um den Erfolg seiner Mühen abzuwarten, auch wenn es manchmal recht trostlos aussieht.