3 Matthias Herrmann Europa in Dresden - eine Vorbemerkung Mit der Thematik »Dresden und Europa« beschäftigt sich der Dresdner Geschichtsverein seit etwa 15 Jahren. Nach Maueröffnung und Wiedervereinigung bestand auch in die sem Feld unserer Geschichte großer Nachholebedarf. Ein gleichnamiger Vortrag von Prof. Dr. Karlheinz Blaschke eröffnete damals die Thematik. Dem schlossen sich ab 1994 jährliche Nationalitätenfeste an: zu Italien, Frankreich, Polen, Spanien und Russland. Sie fanden jeweils im Frühsommer im schönen Ambiente des Elbhangs im Schloss Albrechts berg bzw. im Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik statt. Angeboten wurden Vor träge zu geschichtlichen wie kulturellen Berührungen mit Sachsen, künstlerische Darbie tungen und Köstlichkeiten der betreffenden landeseigenen Küche. Aus dieser schönen, aber aufwendigen Veranstaltungsreihe erwuchs die Idee, eine Folge von Dresdner Hef ten unter den europäischen Gedanken zu stellen. So sind zwischen Heft 40 (Dresden und Italien) und Heft 83 (Österreich und Sachsen) reich bebilderte Publikationen zu Böhmen, Polen, Großbritannien, Russland und zur Schweiz erschienen, Hefte, die im In- und Aus land ein beachtliches Echo gefunden haben. Die nächste Publikation planen wir zu Frankreich, eine deutliche Ergänzung zum ersten Heft des Jahres 1994 »Dresden in der Napoleonzeit«. Die Dresdner Hefte verstehen sich seit ihrer Etablierung nicht etwa als »Heimatzeit schrift«, sondern als Periodikum mit dem publizistischen Anspruch einer generalisti- schen, phänomenologischen Darstellung regionaler Kulturgeschichte auf gesicherter Faktengrundlage. Das ist vielleicht auch das Erfolgsrezept dieser Reihe: die Liebe zum Gegenstand erwächst aus kritischer Distanz, regionale Faktenfülle tritt mit nichtsächsi scher, nicht-Dresdner Perspektive in gesunde Konkurrenz. Unterstützt von vielen Part nern vermochte es die Redaktion der Dresdner Hefte, eine breite Themenvielfalt anzu bieten, u.a. auch zu weit zurückreichenden kulturellen Beziehungen zwischen europä ischen Zentren und unserer Region. Nach 60 Jahren Diktatur waren viele dieser meist erfreulichen gegenseitigen Stimulanzen allerdings weitgehend vergessen. Für die heu tige europäische Integration können solche historische Panoramen nur nützlich sein, auch und gerade im Veranstaltungs-Spektrum zum 800-jährigen Stadtjubiläum. In bemerkenswerter Weise ist etwa in der dreibändigen Stadtgeschichte die Innensicht zur Darstellung gekommen. Andererseits hat bei dem im September von der Stadt unter stützten, sehr gelungenen Fest Alter Musik unter dem Motto »Dresden in Europa - Europa in Dresden« die musikalische Außensicht eine nicht unwesentliche Rolle gespielt.