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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041018025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904101802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904101802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-18
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Abend-Ausgabe. Wzyigrr Cagtblk!! Anzeiger. Ämtsökatt des LSMgliche« Land- «nd des Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, des Rates ««d des Nokizeiamtes Ser Stadt Leipzig. Nr. 533. Dienstag den 18. Oktober 1904. 98. Jahrgang. Amtlicher Teil. Realgymnasium. Zu dem Trcnier*-Aktus der Mittwoch, den 19. Oktober, IO Uhr gehalten werden soll, und in welchem Herr Oberlehrer Or. Lediuertosek v. Rieselllknl die Gedächtnisrede halten wird, beehre ich mich namens des Lehrer- Kollegiums ergebensl einzuladen. Böttcher, Rektor. Var wichtigste vom Lage. * Ein Verstärkungstransport nach Südwest ¬ afrika ging gestern Abend 8>/z Uhr von Hamburg mit Dampfer „Hans Woermann" ab. Am 29. d. M. folgt ein anderer Transport mit Dampfer „Gertrud Doer rn a n n", anfang November noch einer mit Dampfer »Palatia". * In Cettinjesoll bei einem Hofdiner der montenegrinische Iustizminister vergiftet worden sein. (S. Neuigkeiten.) * Der Deputierte Calogeropulos ist zum griechischen Finanzminister ernannt worden. (S. Letzte Nachrichten.) * Die Auflösung der italienischen Kammer wird jetzt auch durch die offiziöse „Agenzia Stefani" ange zeigt. (S. Ausland.) . * In Portugal hat eine Ministerkrisis stattgefunden; mit der Bildung eines neuen Kabinetts wurden die Liberalen beauftragt. (S. Ausland.) * Zwischen Chile und Bolivia wurde ein Friedens- und Freundschaftsvertrag zur Schlichtung der seit dem Kriege von 1879 bestehenden Streitigkeiten geschlossen; Chile zahlt die Kriegskosten. (S. Letzte Nachr.) * Der Zar hat am 50. Gedenktag an das erste Bom bardement von Sebastopol für die Veteranen und ihren Familien Pensionen und Unterstützungen dekretiert. (S. russ.-jap. Krieg.) * Nach einem Telegramm aus Mukden haben die Russen gestern früh 5 Uhr die Stellungen auf dem linken Ufer des Schaho zurück erobert. Die Truppen sind ent flammt und drängen zum Angriff. (S. russ.-jap. Krieg.) ver loten Honigs Heimfahrt. Lin Stimmungsbild uns Dresden. Das war gestern nachmittag eine interessante Fahrt nach Sachsens Hauptstadt. Deputationen aller an der Strecke liegenden Garnisonen benutzten den Zug, um bei der Ankunft des toten Königs in Dresden zu gegen zu sein; Offiziere aus Leipzig, zumeist mit ihren Damen, Grimmaer Husaren, Wurzener Artillerie, Oschatzer Ulanen, Niesaer Pioniere und Großenhainer Husaren. So kam es, daß auf dem Dresdener Bahnhof ein ganz militärisches Leben herrschte. Und auch in den Straßen der Hauptstadt Uniformen aller sächsischen Waffengattungen. Die Prager Straße bot einen ganz eigenartigen Anblick. Lange, florumchülltc Flaggen in den verschie densten Landcsfarben, dazu die Fahnen der Konsulate auf Halbmast, die Bogenlampen warfen durch den Flor ein gedämpftes Licht auf das rege Treiben in den Straßen. Die Damen der Gesellschaft in dich ten, bis zur Erde wallenden Trauerschleiern, die Schüler aller Lehranstalten mit Flobrosetten aw den Mützen; die meisten Herren im Zylinder, darunter viele Mitglieder der Militärvcreine. Nicht nur die Dres dener waren in Bewegung, auch die Bewohner der Umgegend waren in Masse herbcigeströmt, so daß bis- weilen ein wirklich beängstigendes Getriebe herrschte. Die großen Geschäftshäuser hatten wirkungsvolle Trauerdekora'tionen ausgestellt. Aus dem Blättergrün ragte die von unserm heimischen Künstler geschaffene Büste des toten Königs hervor; im Vorder grund eine Nachbildung des eisernen Kreuzes mit den Jahreszahlen 1832 bis 1904. Das rief uns jene tiefe Trauer desSachsenlandes wieder ins Gedächtnis, da wir so oft die Zahlen 1828 bis 1902 lasen; König Georg hat nicht ganz das Alter seines Bruders erreicht. Um 1 Jahr 11 Monate 19 Tage ist König Albert älter ge worden. Besonders vor einem Schaufenster staute sich die Menge: Inmitten eines schwarz ausgeschlagenen, ganz kahlen Raumes stand die Büste des Entschlafenen, hell erleuchtet von abgeblendeten Glühlichtbirnen mit fahl blauem Glase. Die Wirkung lvar, besonders für die Ferne, ganz frappant. Daneben fanden wir Schaufenster mit den Photo- graphien sämtlicher lebenden Familienmitglieder des Hauses Wevtin, von König Friedrich August m. bis zu der lieblichen, kleinen Anna Monica, die ganz besonders die Aufmerksamkeit 'der Dresdener erregte. Die Blumenläden wetteiferten untereinander in dec Pracht der ihnen in Auftrag gegebenen Kränze. Ta er- blicken wir mächtige Locbeerkränze der sächsischen Städte, der Konsulate, der Regimenter, eine herrliche Spende des Norddeutschen Lloyd. Unser Weg führt uns weiter durch das Schloß nach der Brühlschen Terrasse. Es ist 6 Uhr. An die Pylonen vor der Hofkirche wird die letzte Hand angelegt. Die Terrasse ist, wie auch zu erwarten, schon feit Stunden dicht gefüllt; Kopf an Kopf, eine lebendige Mauer! Wir gehen hinab zum Elbestcand. Unzählige Fackel laternen werfen ihren flackernden Schein auf die über die Augustusbrücke heranziehenden Kompagnien. Eben legt die „Schandau", elbabwärts kommend, am Landungsstege an. Auf unsere Frage erklärt man uns, daß vor 8 Uhr auf keinen Fall die Ankunft des .Königs Georg" zu erwarten sei. Wir haben also Zeit, noch ein mal hinüber nach dem Zwinger zu wandern. Hier haben sich inzwischen die Fahnendeputationen der Dresdner Militärvereine gesammelt, im ganzen etwa 40, um sodann auf ihren Platz vor der Hofkirche einzurücken. Es schlägt ZH8. Auf allen Straßen strömen die Menschen herbei. Viele Geschäfte schließen heute früher als sonst, um ihren Angestellten die Möglichkeit zum An blick des Königsschiffes zu geben. Umsonst! Die Truppen kette in doppelten Gliedern, vier Mann tief, hat alle Zu gänge im weiten Umkreis abgesperrt. Ain Strande vor der Brühlschen Terrasse ist inzwischen der sechsspännige Leichenwagen vorgefahren, dahinter hält man das Leibroß des toten Königs. Obgleich oben die Terrasse bis an den äußersten Rand mit Menschen gefüllt ist, ein tvahrhaft beunruhigender Anblick, so herrscht eine laut lose Stille. Der Strand ist für die Beamten und Offi ziere mit ihren Damen und für die Presse reserviert. 248! Ein feiner Regen beginnt, der das ernste Bild noch trüber stimmt. Jetzt fahren die H o f e q u i p a g e n, aus Pillnitz kommend, vor. Der König mit seinen Söhnen und Brüdern entsteigen ihnen. Nun wird die Ankunft des toten Königs wohl bald erfolgen. Alle Fenster, drüben in Neustadt und die des König!. Belvederes, sind erleuchtet. Da — horch! Dumpfer Kanonendonner elbaufwärts! Der König naht! Noch ist nichts zu erblicken: man hört aber jetzt die Glocken der südlichen V o r st a d t k i r ch e n läuten. Die Tausende von Rdenschen stehen in stummem Schweigen . . . Leise rieselt der Regen herav. Die Fluten der Elbe fließen sanft dahin. „Nächtlich am Busento lispeln ..." Sie bringen uns auf ihrem Rücken den toten König. Und nun — roter Lichtschein in der Ferne. Ta dröhnen die ehrwürdigen Glocken der Kirchen von Tres- den. Aus Neustadt schallt's herüber und den Strom hinauf, der Glockcngruß für den toten König! Näher und näher gleitet das Schiff. Jetzt erkennt man im Fackelschein den s ch w a r z e n B a l d a ch i n - und nun den Sar g. Da setzen die Militärkapellen ein und von mächtigem Trommelwirbel begleitet tönt es über das Wasser: „Jesus meine Zuversicht!" — Wahrlich! Ein Augenblick in unserem Leben, den wir nie wieder vergessen werden! Wie Marmorstatuen stehen die fackeltragcndcn Pagen und Lakaien rings an Bord des Schiffes. Der Steuermann lenkt sein Schiff leise und langsam an den Landungssteg. Es zieht an uns vorüber wie ein Bild aus einer andern Welt, e r - haben, erschütternd! Tas war ein Moment, der Dichter und Maler in gleicher Weise begeistern mußte: TaS Königsschiff auf der Elbe! Man trug den Sarg unter feierlicher Stille vom Schiff auf den Wagen. Die Kapellen intonierten den Chopinschen Trauermarsch. Und hinter dem Sarge schritten die Söhne, der junge König und sein stattlicher Bruder in strahlender Uniform, zur Linken daneben die hagere Gestalt des Prinzen Max in schwarzer Soutane. Ein eigentümlicher Kontrast! Hinter ihrem Vater gingen die jugendlichen Söhne in Matrosen kleidung, barhäuptig. So entschwand der feierliche Zug allmählich unfern Augen. — Als wir zum Bahnhofe wanderten, da leuchteten die hohen Fenster der Hofkirche in die Nacht: Am Sarge des Entschlafenen hält man die Totenwacht. ... L. 6. ver -lulZtana in Vruttcd-Ziiamrtattilra. Der Aufruhr -er witboi». Tie Auffassung, die man an leitender Stelle vom Aufruhr der Witbois hat, wird deutlich illustriert durch die Tatsache, daß General v. Trotha, der noch vor kurzer Zeit keinen Mann seiner Truppen entbehren zu können erklärte, nunmehr drei Kompagnien und ein und eine halbe Batterie nach dem Süden entsandt, auch das Haupt quartier nach Windhuk verlegt hat. Im Witboi-Gebiet selbst befinden sich, oder treffen demnächst unter Leut wein ein, zwei Kompagnien und die Batterie von Lengerke mit Bedeckung, im ganzen etiva 550 Mann mit 6 Geschützen, die natürlich nicht entfernt ausreichen, den Aufruhr zu bewältigen. Neue Verftärkungstranspsrte gehen deshalb fortgesetzt nach Südwestafrika ab. Am Montag abend sind mit Dampfer „Hans Woermann" eine Anzahl Leute und Pferde von Hamburg nach Süd westafrika abgegangen, und am 29. d. M. folgt Dampfer „Gertrud Woermann" mit 31 Offizieren und 375 Unter osfiziercn und Mannschaften nebst 375 Pferden: anfang November werden weitere 1600 Mann mit der „Palatia" abgehen. ver riiuircb-japanirche Weg. Verzweifelte Anstrengungen -er Ruffen. Seit dem Sonntag haben die russischen Truppen durch übermenschlich starken Widerstand den japanischen An sturm aufgehalten und sogar Positionen zurück erobert; noch scheint nicht alles verloren zu sein, obwohl der Umschlag nur ganz kurze Zeit währen kann. Abends 6 Uhr gelang, wie aus Mukden depeschiert wird, den russischen Regimentern, den Feind nach erbitterten! Kampfe aus den befestigten Stellungen von Chuenschan zu vertreiben, wobei 8 japanische Geschütze er beutet wurden. In der Nacht zum 17. griffen die Ja paner zwischen 12 und 1 Uhr dreimal in dichten Jn- fanteriemassen die russischen Stellungen um Scha-Ho an, wurden aber mit mörderischem Geschützfeuec empfangen und nach großen Verlusten a b g e w i e s e n. Gestern vormittag Ivar das Gefecht am Schafluß wiederum auf der ganzen Linie entbrannt. Tie Stimmung der höheren russischen Führer ist zuversichtlich, die Gesamtlage der ganzen Schlacht läßt noch kein abschließendes Urteil zu; indessen gilt jetzt die strategische Lage des Feindes als ungünstig. Nach der „Nowoje Wremsa" ist die Ausdauer der russischen Truppen übermenschlich. Südlich von Mukden liaben ungefähr 60 000 Mann Re serven unter Befehl des Generals Ssacharow ein gegriffen, der meldet, daß eine japanische Stellung an einem Bergkegel mit Baum von den Russen mit Sturm genommen worden ist. Erst morgens verteidigten sich die Japaner mit großer Hartnäckigkeit, nahmen den Bajonettkampf an und wurden in großer Zahl niedergemacht. Die Russen eroberten 11 Geschütze und 1 Maschinengewehr. Tie Truppen haben sich Helden- haft geschlagen. Tas „Echo de Paris" meldet, Kuro - patkin habe am 16. d. M. seine Vorteile ausgenutzt und am 17. erreicht, die japanische linke Flanke zu durch- brechen, um die Truppen Nodzus zu teilen. Nach der „Agcncc Havas" eroberten die Russen gestern morgen 5 Uhr nach einstündigem erbitterten Kampfe die Stellungen auf dem linken Ufer des Schaho zur ü ck. Tie Japaner sind anscheinend erschöpft. Ter Kampf ließ an Heftigkeit nach. Die Russen, durch die letzten Erfolge entflammt, drängen zum An griff; ihre Ausdauer ist bewundernswert. Die Mpfer. Wie aus Petersburg berichtet wird, trassierten 23 000 V e r w u n - e t e der Rusten seit 8 Tagen Mukden. Auch in Fuschun liegen zahlreiche Verwundete aller drei Armecgattungen. In der Schlacht am Schiliho blieben nach einer Depesche aus Mukden von einigen russischen Kompagnien kaum ein Dutzend Soldaten übrig. Wo die Offiziere getötet waren, kommandierten Unteroffiziere und sogar Gemeine. Ein Offizier und einige ver wundete Soldaten kehrten zurück und meldeten sich bei
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