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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193012026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19301202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19301202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1930
- Monat1930-12
- Tag1930-12-02
- Monat1930-12
- Jahr1930
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1930
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S80. 1. veil«,«zu» Aiesarr ragedlatt. TienSiag, S. Dezember 1»»y, «deins. 8!k. Jahr«. als das die Er- daS nicht, ob In der erreicht wer- ländlich vor sein. Der kaufende 'Etat ist ja bekanntlich Reichstag und Etat. Morgen, am S. Dezember, tritt dar Reichstag wieder zusammen. Auf der Tagesordnung steht die Etatsberatung, nn wenigen Tagen hat sich viel geändert. Noch vor einer Doche glaubte man, der Reichstag werde zunächst die vanterungsgesede beraten und damit bi» Weihnachten hin reichende Beschäftigung haben, so daß der Etat bi» «ach Neujahr zurückgestellt werden mühte. Einstweilen hat je doch der Aeltestenrat den Etat auf di« erste Tagesordnung gesetzt, weil nun die GanterungSgesetze durch Notverord- mmg dekretiert werden. Zur Stunde ist noch nicht end- schieden, ob die Etatsberatungen deshalb verschoben wer ben, weil zunächst über die Gültigkeit der Notverordnung beraten werden muß. Aber diese Beratungen können nur kurze Zeit in Anspruch nehmen, so daß, wenn keine anderen Zwischenfälle auftreten — wa» indessen aber nicht gan su-geschlossen erscheint — die Etatsberatungen in den kommenden Wochen den Reichstag beherrschen werden. Aus diesem Grunde ist es erforderlich, den Reichs etat näher anzusehen, der in seinen Einzelheiten ja noch nicht bekannt ist und erst über den Reichstag bekannt wer den dürste. Daß er wesentlich gekürzt ist, weiß man, nicht aber, daß die Kürzungen in der Hauptsache darauf »urück- zusühren sind, weil alle Reichseinnahmen wesentlich her abgesetzt sind und entsprechend dieser Einnahmekürzungen eben auch die Ausgaben beschnitten werden mußten. Dem nach rechnet der ReichSsinanzminister, auch für daS kom mende Jahr mit einer sinkenden Tendenz und betont das, was der Kanzler erst kürzlich versicherte: Wir können zu- rteden sein, wenn es uns gelinge, über die schwere Zeit mrch gesetzgeberische Maßnahmen hinwegzukommen, um chließlich den Aufstieg mitzumachen, der aus der Kon- unkturbesseruug der Weltwirtschaft kommen muß. Sieht man sich die Einnabmezahlen des NeichSetats an, so findet man durchweg Kürzungen, also weit ge ringere Voranschläge für die Steuereingänge. Bet der Lohnsteuer sind sür das kommende Jahr optimistischerweise die Einnahmen, die im laufenden Jahre mit 1300 Mil lionen angegeben waren, auf 1425 Millionen Mark ange- setzt worden. Freilich soll das Mehr von 125 Millionen nicht der Reichskasse, sondern der knappschaftlichen Pen sionsversicherung und Jnvslidenverstcherung zusließen. Bei unserer Arbeitslosigkeit, die jetzt bereits für Februar—März ruf 5 Millionen angenommen wird, dürfte dieser Boran schlag übertrieben sein. Was aber im Reichsrat bereits zum Ausdruck kam und worüber man sich im Reichstage auch unterhalten wird, vorsichtiger ist die Kapitalertrags steuer angenommen, die statt 200 Millionen mit 90 Mil lionen geschäht wird, so daß das Reich hiervon 27,5 Mil lionen, die Länder 82,5 Millionen embüßen. Auch die Veranlagung der Steuer vom Einkommen hält sich unter dem lebten Jahressatz. Im laufenden Jahre sollte sie 1345 Millionen einbrtngen, im Jahre 1931 ist sie mit 1205 Millionen veranschlagt. Das Reich bucht dabet 35 Millionen weniger, während die Länder den Ausfall von 105 Millionen haben sollen. Die Gesamtetnkommenstruer wird für das Reich um 2,5 Millionen günstiger, weil eS die Ledigensteuer mit 132 Millionen für sich allein verbuchen kann, die Länder aber, da sie an dieser Steuer keinen Anteil haben, allein Verluste angeben müssen, die sür die Einkommensteuer insgesamt nicht weniger 187,5 Millionen Mark betragen. Sämtliche anderen Einnahmen sehen sowohl für Reich, wie sür die Länder Mrzungen vor. Allein Lotterie ist mit 5 Millionen höher angesetzt und die Höhung der Tabaksteuer soll 72 Millionen mehr für Reich bringen. Statt 500 Millionen, sieht das Jahr 1931 nur 410 Millionen vor, die Umsatzsteuer ist stat mit 1165 Millionen mit 1040 Millionen angesetzt, die Kra .fahrzeug steuer statt mit 239 Millionen mit 230 Millionen, die Ver mögenssteuer statt mit 465 mit 365 Millionen, die Auf- brinaungsumlage statt mit 350, mit 180 Millionen, die Gesellschaftssteuer statt mit 50, mit 45 Millionen, die Börsenumsatzsteuer statt mit 42, mit 32 Millionen, die Be förderungssteuer statt mit 360, mit 320 Millionen, die Wechselsteuer statt mit 50, mit 45 Millionen Mark und die Obligationssteuer statt mit 4, mit 1 Million Mark. An der Kürperschaftssteuer tragen die Länder den Verlust mit 67,5, an der Umsatzsteuer mit 37,5 Millionen, während die übrigen Mindereinnahmen allem auf das Reich kom men. Aus den gesamten Besitz- und Verkehrssteuern hat im nächsten Jahre das Reich eine Mindereinnahme von 435L Millionen, während die Länder weniger Zuweisungen m Höhe von 301,5 Millionen zu erwarten haben. Die Zölle und Verbrauchssteuern passen sich diesem rückgängigen Bilde ebenfalls an. Das Zollaufkommen für das Reich wird statt mit 1266, mit 1175, also mit 91 Mil- ltonen weniger angenommen, die Zuckersteuer soll statt 171, nur 150, also 21 Millionen weniger abwerfen. Bet der Biersteuer sind die Verluste des Reiches mit 32,3, die der Länder mit 6,7 Millionen angesetzt, weil das Gesamt aufkommen statt mit 550 Millionen, mit 510 Millionen an genommen wird. Ebenso ist die Steuer auf Spiritus um 65 Millionen, von 295 auf 230 Millionen Mark ge kürzt, Keine Verbrauchssteuern sind rückgängige um 1s9 Millionen, statt 60,6 mit 58,7 Millionen angesetzt. Schließ lich will man aus der Mineralwassersteuer statt 35 nur 30 Millionen, also 5 Millionen weniger herauSholen. Dem nach erwartet das Reich für sich eive Mindereinnahme aus Zöllen unt^ Verbrauchssteuern von 139,2 Millionen, sür die Länder von 11,7 Millionen Mark. Und Gesamtüber sicht des Einkommen- zeigt die stcMiche Zahl von 574,7 Millionen Mark weniger für da- Reich und 313,2 Mil lionen Mark für die Länder. Voranschläge find'-, noch Weitz man «ich rückläufigen Zeit diese Voranschläge überhaupt den. Der Finanzminister meint selbstverst sichtig gewesen zu sein. Der kaufende Etat ist j mit der gleichen Vorsicht ausgestellt worden und doch war die Zeit stärker als der Finanzminister, blieben die Steuer einnahmen weit hinter dem Voranschlag zurück, so daß die große Unterbilan» für da», laufende Jahr erklärlich wird. WWMMi Mert wiwakchkW»Rskt. vdz. Nuk de» Vorteil«« der <vo»»r«»tpart«i i« Stuttgart wurde «tue Gutschlurßu», „g«io«»en, in der «in, Reform der «»fweewMOßgesetzDeßm,«, di« Ein- bringung «in«» Rentner» «rsor,un«»„s,tzeS und die Fest- stellung der GchMtz «« Vtr AeWDti»» d«r» Ktl Staat»- gertchtshof grferdtrt wird. — Zu dem V,e»»«m» der RelchSrrgieruna nimmt dw volV-recktpartei de« Stand- »unkt ein, daß di« Wt««tv- mid Wirtschaft»»»«?« durch energisch« und durcharetfeude N «forme« behob«! werde« ka«n, während «mstürzirrisch« G«waltmaßnah«e» die '»rrdtbarr Notlage unsere» Volte» nur «erschlimmern würden. Zur Frag, de« Br«t»abbaur« werden staatlich« Zle SMWi in Auf dem vürgermeistertag, über befsen Verlauf wir bereit» in der gestrigen Ausgabe berichtet haben, wurden bt« in den Vorträge« ausgesprochene« Forderungen und Wünsche nach einer kurzen Debatte ««»stimmig in einer Wttfchneßüng zusammengefaßt, in der «» heißt: Die sächsischen Gemeinden stehen vor der Gefahr, baß st« ihre Ftnanzwirtschaft au» eigener Kraft nicht mehr auf. recht,«erhalten vermögen. Die Hauptschuld daran trägt da» System, seit Jahren den Gemeinden Aufgaben aufzu erlegen, ohne ihnen nach dem Fortfall der eigenen Steuer hoheit entsprechende Deckungsmittel zuzuwetsen. Insbe sondere ist e» ihnen unmöglich, die Mittel für bi« ständig steigenden Lasten der Ausgaben für Wohlfahrt-erwerbslos« und krifeufürsorgeempsäuger aufzubrtngen. Scho» jetzt werben, selbst bet restloser Ausnutzung aller nach der Reichsnotverordnung vom 26. Juli 198« zulässigen Steuern, die ungedeckte« Fehlbeträge allein für diese Laste» in der Gesamtheit der sächsischen Gemeinden und Bezirköverbänd« auf m«udefte»S »0 Millioue» Reichsmark für den Rest d«S Rechnungsjahres geschätzt. Diese Summe« auch nur ««nähern» a«S eigener Kraft a»fzubri«ge«, ist den Gemeinde« ««möglich. Die Gemeinden müssen deshalb erneut und mit größter Dringlichkeit Entlast«»« auf diesem Gebiete verlangen. Zu diesem Zwecke ist es erforderlich, daß daS Reich die Krisen fürsorge ohne zeitliche Beschränkung auf alle Berusskreise ausdehnt und zu diesem Zwecke die Verordnung vom 11. Oktober d. I., die sogar eine Verkürzung der Unter- stützungSdauer für Krisenunterstützungsempfänger vor steht, entsprechend abändert,- ferner daß die sächsische Regierung sofort Staatsmittel in aus reichender Höhe znr Verfügung stellt und noch in den HauShaltplan 1930 «tnsetzt, um den Ge meinden bis zu einer Entlastung Lurch das Reich die Aus zahlung der Unterstützungen an Wohlfahrtserwerbslose und Krisenfürsorgeempfänger zu ermöglichen. Hierzu ist allein für die Zeit bis Ende Dezember diese» Jahre» ein Betrag von mindestens 4 Millionen Reichsmark erforderlich. Der Staatshaushalt 1980 muß auf die schwierige Finanz lage der Gemeinden ganz besonders Rücksicht nehmen. Des- WW MlklM. halb dürfen bet denjenigen Etatskapiteln, die schon in -er Vergangenheit Unterstützungen sür Gemeinden und Be» »trkSverbände vorsahen, keine Kürzung,« erfolg««. Wei- terhtn ist erforderlich, Laß ») der LafteuauSgleichftock gestärkt wird, um leistungS- schwache oder besonders mit Ausgaben belasteten Gemein den die Fortsetzung ihrer Verwaltung zu ermöglichen, und zwar Lurch Erhöhung auf mindesten» ö v. H. de» LandeS- antetl» zu Lasten de» GtaatSanteil»,- k) die Verteilung der Kraftfahrzeugfteuer unter Auf- Hebung -es bisherigen veralteten Zugttersteuerschlüssel» in der Weise burchgeführt wird, daß der Staat 80 v. H., die Gesamtheit der Gemeinden und vezirkSverbände 60 v. H. und der Wegebaustock 10 v. H. erhalten. o) die Verteilung des Aufkommens an der Mineral» wasiersteuer und der erhöhten Bierfteuer nach dem Gesetz vom 1ö. April 1930 sofort vorgenommen wird. Da daS Auf- kommen an der Mineralwassersteuer nach dem ReichSgesetz den Gemeinden überlassen werden muß, fordern die sächsi- schen Mittelstädte weiter» daß das Aufkommen an -er er- höhten Reichsbiersteucr nach dem Gesetz vom 15. April 1030 de» Gemeinde» znm mindesten zur Hälfte überlaste« wird. Au de« Sächsische» Landtag weudet sich der verband der sächsische» Mittelstädte mit der besonders dringende» Bitte, die Gemcindesteuernotverordnnug der sächsischen Regierung vom 24. September anfrechtznerhalte«. Auch der Sächsische Vürgermeistertag vertritt die Aussaffnng, daß die politische Verantwortung sür diese Steuern nicht bei der sächsischen Regierung und dem sächsischen Landtag, sondern bet der Reichsregierung «ud den hinter ihr stehenden Parteien liegt, die den Grundsätzen der Notocrordnnna seinerzeit zu, gestimmt haben. Eine Aufhebung der Notverordnung würde unheilvolle Verwirrung in die jetzt mühsam noch ansrechterhalteue Finanzwirtschaft der Gemeinden bringen »nd würde eS insbesondere de» Gemeinde« für tie Z:<e nach dem 16. Janaar 1981, wen» sich di« Auswirkungen der Rcichsnotverordnung über Krisenfürsorgs geltenb mache», »»möglich mache«, ihre Verpflichtungen namentlich aus dem Gebiete der Erwerbsloseufürsorge noch weiter zu erfüllen. M Ne »er n« «Ml-AW»«. Mrmtkl M NMmWMnm. vdz. In der Sitzung des Zentralvorstandes der Deut schen VolkSpartei beschäftigte sich der «engewühlte Partei, führer ReichStagSabgeordnetex Dingeldeq mit den großen Linien der einzuschlagend«« Politik und führte dabei u. a. auS: Die Verzweiflung geht durch die Land« und in ihrem Gefolge ein« furchtbare Gruppe zerstörender Kräfte: Mut losigkeit, Verzagtheit, Pessimismus, Neid und Haß, Armut, zerstörte wirtschaftliche Existenzen, charakterisieren das Bild. Während zu Beginn des Jahres ein starker Anlauf nur Stärkung der Devisenrüstung und Vermehrung d«S inländischen Kapital» mit dem Ziele einer Verbilligung de» Zinsfüße» genommen wurde, ist nach der ReichStagS- wahl ein starker Absturz erfolgt, und wir stehen jetzt ba mit einer zerstörte«, totkranke« Wirtschaft, mit einem Geld markt «nd einem Kreditmarkt, der «nS nur mit schwerster Sorg« de« nächsten Woche« eatgegenschane« läßt. Eine solche Lage von Staat und Wirtschaft bedarf nur des klein sten Anstoßes, um ein unübersehbares Maß von Unglück aufs neue über unser Volk heraufzubeschwören. Es hängt jetzt alle» davon ab von der Entschlossenheit der Staats führung und von dem Maß der Autorität der StaatSfüh- rung, denn an das Verständnis des Volke» jetzt zu appel lieren, ist vergeblich. Es ist die furchtbare menschliche Sorg« um daS Millionenheer von deutsche» Mensche«, die amf mrS lastet. Die Erkenntnis, daß die Ursache« der Krankheit in weitem Maße in dem Ueberumcher« sozialistischer Idee» im Staatsgetriebe liegen, zwingt uns zu der Schlußfolge rung, daß der Weg dieser Reformen sich nicht stützen kann und baß kein Bündnis eingeganae« werden kann mit de« Träger« dieser sozialistische« GedankengLnge. (Lebhafte Zustimmung.) Wir sind in den historischen Abschnitt eingetreten, wo «S sich darum handelt, de« ans der «nansgetraaene« Revo lution «och vorhandenen Schutt zerstörender Gedanken gänge aarS nuferem GtaaGgetriebe wieder zu beseitige«. Sicherlich ist das Programm der Regierung Brüning noch unvollkommen, aber es ist das einzige klare Aktionspro gramm, daS vorliegt und man kann nicht behaupten, daß dieses Programm die Ausführung so». Gedankengänge wäre. Die Deutsche VolkSpartei kam« -er Regierung iu diesem Augenblick «icht deshalb in be« Arm falle«, weil die Sozialdemokratie ihr Hilfsstellnng gewährt. Wir müßen uns daran gewöhnen, daß die Bundesgenoffen, aus denen heraus die parlamentarischen Kampftruppen zusammen gesetzt werden, bei dem gegenwärtigen Zustand de» Volkes von sehr verschiedener Beschaffenheit sein werden. Solange wir di« Sicherheit Hoche«, daß die Regierung von de« glei che« Gnurdaufchanungeu a«Sgeht wie wir: und sich «besetzt Mr de« Abba« d«S sozialistische« Schuttes innerhalb des deutsch« Wirtschaftssystem», karr« x«S die Tatsache, baß sie Bundesgenossen auch ans der Siecke« gesunden hat. «icht ab- halte«, aus diesem Wege weiterzugehen. So unpopulär e» auch sein mag, so müssen wir Loch da» schwere Werk der Herabminderung de» Lebensstandards durchsetzen. Wenn jetzt der ReichSrat der Boden geworden ist. wo die Regierung ihr Programm entwickelt, so bedeutet daS die Bestätigung der Tatsache, daß -er Parlamentarismus I in seinen alten Grundlagen solchen außergewöhnlichen I Zeiten nicht gewachsen ist. (Zustimmung.) Uckwrall ist die s Flucht a«S der Verantwortung sestzuftelleu und wen« wir den Weg besonnener Verantwortung angesichts der Lage des Reiches gehen, dann werden wir ziemlich vereinzelt marschieren: aber trotzdem könne« wir diesen Wra nicht verlassen. Unsere Aufgabe wirb eS sein, darüber zu wachen, daß dieser Weg in keiner Weis« durch da» «en« Eindringen parteipolitischer Gedankengänge durchbrochen wird. Zu -er Frage des Nationalsozialismus übergehend, er klärte der Redner: Ich weiß, daß in unseren Reihen sich viele Stimmen erhoben haben, die auS der Sorge über da künftige Schicksal der Partei verlangten, die National- fozialiften so schnell wie möglich vor die Pflicht ernster Verantwortung zu stellen. Dieser Bewegung gegenüber gibt eS nicht- Törichtere-, als ibr mit kleinliche« Polizei maßnahmen zu Leibe zu gehen. (Znstimmnng.) Wenn wir hoffen, den Schutt sozialistischer Gedankengäng« wegzn- räumen, dann wollen wir uns aber auch bewnßt fein, daß für diese entscheidende Frage deutscher Zukunft die größte Gefahr ist di« Verbindung der sozialistischen Gedanken, gänge mit dem vaterländischen Gedanken (lebh. Zustim mung). Mit dem Sozialismus im internationale» Ge, wände werden wir fertig; es ist aber ein« schwere Gefahr, Latz sich i» Deutschland der Sozialismus auch im nationalen Gewände zeigt. Wirtschaft und Staat kann nur gerettet werden auf dem Wege des Privateigentums, der kapitali- stifchen Wirtschaftsordnung. Die Persönlichkeiten, die glau be». «an müsse dieser Im nationale« Gewand« einhersErei lenden sozialistische« Bewegung die Hand reich«, «eil mau da«« ihre sozialistische« Tendenz en überwinden könne, wisse« «icht, wie sie damit di« furchtbare Gefahr der Kort, bild»«« einer »« ihrer eigenen vernicht««» bestimmten » Bewegung immer weiter sördern. Der Nationalsozialis mus muß auS gefühlsmäßigen Wallungen znm politischen Gestalten «nd Arbeiten kommen. Dieses Stadium scheint aber bei der nationalsozialistischen Bewegung noch keines wegs erreicht zu sein, denn wir sehen dort noch immer einen völligen Staatsnihilismus am Werk« und verminen die klare HevauSarbettung staatspolttisch aufbauender Gedan- kengänge. Wir lehnen nicht Bündnisse nach der «inen oder anderen Seite prinzipiell ab, wir wollen aber auch nicht, baß in der Betrachtung der nationalsozialistischen Bewe gung die Deutsche Volkspartei de» verhängnisvollen Weg der Partei des Herrn Hugenberg geht, wo man nicht mehr weiß, waS denn eigentlich die eigen« Existenzberechtigung noch bedeutet: jenen Weg, auf dem man sich selbst aufgibt aus Angst darüber, daß die nationalsozialistische Bewegung über einen Hinwegwachsen könnte. Unsere Aufgabe besteht «icht daart«, eine Optio» für link» ober rechts vorzunehme«, sonder« dari«, eise klarxmriffen« eigene Politik z« treiben. (Lebh. Beifall.) Der Redner besprach dann noch die Notwendigkeit der Reiä^refornr, übte starke Kritik an dem Vorgehen der Berliner und Königsberger Polizei gegen bi« Studenten und gab seiner tiefsten Entrüstung Ausdruck über die Mißhandlung deutsche« Lebens, deutscher Gerechtigkeit und deutscher Freiheit an der Oftgrenz«. Die Tragikomödie in der MbrüstmrgSsrage drohe ein« starke Gefahr für Re Er halt«»« des Friedens in der Welt herauszubeschwöre«. Tie Ungleichheit und Ungerechtigkeit, die uns von jenseits der Grenzen widerfahre, sei eS ja gerade, die die radikale Be- wegung in Deutschland mit jedem Tage von neuem an schwellen lasse. (Lebh. Beifall.) M MMMMI« U«. Bisherige vede»t««g der zahlenmäßige« Ergebnisse. )( Bremen. DaS Ergebnis der Bürgerschaftswahl bedeutet entgegen allen voreiligen Schlüffen auS den Man- bat-zahlen, die die einzelnen Parteien erreichten, daß die ruhige Fortführung der StaatSgefchäfte sür die nächste« drei Mhre gesichert Ist. Bei Bewertung des Gewinns der Nationalsozialist««, die nunmehr -k Sitze haben, ist vor allem zu beachten die rrmrmehrig« Stärke der Sozialdemo» kmtte» «nd öer Kommunist««,- sie hatten nach der letzten Wahl zusammen 6V Sitze, während sie jetzt bei einem ver» lnft von 1v Sitze« der Sozialdemokraten und einem Gewinn von zwei Sitzen der Kommunisten nur über 82 Sitz« ver füg««. Weiter ist festzustellen, daß die jetzige Regierungs koalition, bestehend au» VolkSpartei, Staatspartei, Zen trum und Sozialdemokraten, mit 62 Mandaten die Lage beherrscht. Die im Senat maßgebliche VolkSpartei ist also, wie trr varlamentarischen Kreise» betont wird, in di« Lage versetzt, die alt« Regierungskoalition aufrecht zu erhalten oder die Majorität durch eine Verbreiterung nach rechts zu verstärken. MMMIMMlMI. * Newyork. Der ArbeitSsekretär Davis, der von sei- nem Posten zurücktritt, fordert in seinem Abschiebsbericht zur Behebung der Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten völliges verbot der Einwanderung für all«, die in Amerika ans vroternmrb a»g«wi«se» find, Verbannung der radikalen Elemente und völlige Umarbeitung des Einwan. derungSgesetzeS. Bemerkenswert ist dabei, daß Davis selbst als achtjähriger Junge «ingewandert ist. Gleich zeitig gründeten bekannte Industrielle und Bankleut« ein« Notkommissio«, bi« vorschläat, eine »Prosperitätsanleihe- in Höhe von einer Milliarde Dollar aufzulegen, di« zur Durchführung öffentlicher staatlicher Arbeiten verwendet werden soll.
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