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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193012185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19301218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19301218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1930
- Monat1930-12
- Tag1930-12-18
- Monat1930-12
- Jahr1930
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1930
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!" sagt Jörg, und wir fallen von den Nimmt einen winzigen Schluck aus der imestgedrehim ^ven kn däs^l« lutschen Mir, wie Kinder am Zuckerbeutel. VeWMkl I» kn StW. «in westafrikaatfche» «rlebni». Bon Otto Hosfgesell. Wir waren den ganzen Tag geritten: Bill, der lange, hagere Ostpreuße, der ewig auf seinem Priem herumkaute, Jörg, ein schweigsamer, verschlossener Berliner, und ich. Die Sonne hatte gebrannt, der Sand flimmerte in der trockenen Glut, die über der endlosen Steppe lag, die Augen schmerzten, in den Schläfe» hämmerte daS Blut wild und unruhig. - 'Nirgends Bäume, nirgends Berg«. Immer nur Sand und Geröll und hartes, braungelbes Gras. Immer wieder stolpern die übermüdeten Gäule über die eigenen, bleischwer gewordenen Glieder. So ritten wir, hingen im Dattel wie nasse Säcke, mit schmerzende« Knochen und japsenden Lungen: , Zehn-, zwanzigmal hatte Bill mich der Feldflasche ge langt, weil er es nicht mehr aushalten konnte vor Durst. Dann fuhr Jörg jedesmal hoch und zischte: „Kusch!" UM> dann — nach einer langen Pause — fügte er hinzu: „ver dammtes Land!" DaS.war unsere Unterhaltung. Man kann nicht sagen, daß sie interessant war. . . Wir sollten Wasser suchen Irgendwo in der Steppe, waren angeheuert von einem verwegen auSsehe ^ """ ! ander, der hier, im alten Dartsch-Süd-West, ! schürfen wollte. Jetzt klapperte das Handgeld in isterin der Kehle brannte der Durst. Waller? A >chon gar nicht mehr, wie das auSsahl Mit ur Durst und streckte feine Krallen Wer davon würde aar nichts besser — Die Sonn« geht unter. In Afrika gÄht vsrstyMmdEN, WIE weggewiMt. - L-eyn rvnyuten lang ist der Himmel rot wie Blut. Und dann wird eS dunre^Dunkel.und kalt. Gäui Feld! satteln!" sagt JSrg, und wir ,— zMder einen winzigen Schl he. Wtr muffen sparen, sparen I und , zusattnneUaedrehten Lappen in dal Daran üutsmen l^„ 7777 77.. 7... uüzähltge Sterne. Irgendwo heult klagend ein _te Lutichbeutel stich langst trocken. In den Ginge- weiden-reitzt schmerzhaft der Hunger und der Durst. waren angeheüert von einem verwegen aussehenden Kap- > hier, im alten Deutsch-Täd-West, Diamanten .te. Jetzt kkapperte das Handgeld in der Tasche, ibrr. tn der Kehle brannte der Durst. Wasser? Wir wußten ch^.. „7.. ..17,: I. 7 7 llchsgh! Mit uns rstt der Durst und streckte feine Srallen au» nach unseren mager gewordenen Hälse«. ,-Verdammte» Land!", sagte Jörg. Wer davon wurde gar nicht» besser "l so etwa» lgend. ist sie e davon wurde aa Die Sonn« geht Bill hat aus trockenem, hartem Gras, da» nicht einmal ! dämmte» Land!" Dann sitzen wir und horche« in di« Tiere fressen wollen, ein winziges Feuerchen gemacht. > AWarze Nacht hinaus, durch die klagend da» Heulen der die Tiere fressen wollen, ein winziges Feuerchen gemach. Er sitzt mit hochgezogenen Knien, kaut heftig auf seinem uralten Priem und zerrt an den langen, dürren Fingern. In seinem hageren Gesicht arbeitet eS mächtig. JSrg liegt auf dem Rucken und starrt in die Sterne. Seine Augen lider zucken, so wühlt der Durst in ihm. Die dünnen Livven sind fest aufeinander gepreßt. Ich selbst möchte am liebste» heulen wie ein Kind, wenn ich nicht so schwach wäre. Bor Hunger und vor Durst — „Jörg!" Bill hat aufgehört zu rechnen. Er ist plötzlich ganz munter. Jörg antwortet nicht. Seine Augenlider zucken. „Jörg! Otto!" Der hagere Ostpreuße malträtiert schwarze Nacht hinaus, durch die klagend da» Heulen der Schakale klingt. . . Irgendwo in der Ferne fällt ein Schuß. Ich will hoch und -in, aber Jörg winkt ab: „Durstkoller! Kenne ich. Ist au» mit VM" Und legt sich hin, um zu schlafen. Nach Stunden sehe ich, gar nicht Wett von unserem Kamp, einen flackernden Lichtschein kn der Steppe. Gleich darauf kommt aus dem Dunkel — Bill angesaust! Der tot- geglaubte, hagere Bill. Er ist ganz au» dem Häuschen vor Aufregung. „Kinder, Jung«, Junge! Es ist doch Weih nachten! Los, hoch, Jörg! Ich habe euch einen Weihnachts tisch aufgebaut. Junge, Junge, werdet ihr Augen machen!" Wir gehen — Bessere» haben wir ja doch nicht zu tun — los, Bkll voran, dann ich, al» letzter JSrg, der ein Gesicht »rächt wie ein Kind drei Sekunden vor der Bescherung. Und dann sehen wir: eine überlruferch volle Feldflasche mit kristallklarem, herrlichem Wasser, eine Ga zelle, snsch erlegt, einen winzigen, kreisrunden Einschuß im weichen Brustfell. Und noch etwa», etwa» ganz Merk würdiges: einen kahlen Stock mit dürren Aesten, an denen ein in viele keine Teilchen zerschnittener WachSstvck klebt- Umständlich zündete Bill die winzigen Kerzen an. «Schenk ick euch!", erklärte er großartig. „Schenk ich euch alle»: den Weihnachtsbaum, das Fleisch, da» Wasser. Habe ich alle« selbst besorgt! Ich habe mir nanüich gedacht, heute ist doch Weihnachten. Und ganz und gar kann un» drei arme Deibel da» Christkind doch nicht vergessen haben. Und es kann doch nicht sein, e» ist doch ganz unmöglich, daß unS hier verdursten und verhungern läßt in der Steppe. Da hin ich dem, lo»gezogen und habe gesucht. Und richtig: ich habe eine Quelle gefunden, Wasser: kann Ich euch sagen, also so wa» von Wasser kennt man zu Hause gar nicht. Und in der Nähe de» Wassers die Gazelle. Also bitte: ich schenke euch da»! Heute bin ich mal Weihnachtsmann!" ES ist eine der längsten Reden gewesen, die der Lagere Bill je in seinem Leben gehalten hat. Schön ist sie sicherlich nicht gewesen, aber für mich war sie die allerschönlte, die ich hörte. Nur Jörg stand dabei, Hande In den Taschen, und sagte: „verdammtes Land!" Wer in seinen Augen war etwa», wa» verdächtig nach Tränen aussah. Da» will er natürlich nicht wahr haben, ebenso wie er e» nicht wahr haben will, daß er später irgendwo auf einem Stein ge sessen und „Stille Nacht, heilige Nacht. . vor sich hm- gesungen hat. Und wenn man ihn heute fragt, wird er sicherlich auch nicht »„geben wollen, daß jene Nacht unter dem Sternenhimmel der unendlichen Steppe diw schönste WeihnachtSfest war, da» wir drei jemals erlebt habe«' A Mk »UM! I« diese« Tagen ziehe« die voftankalten di« Bezug-gelder für Lieferung de» »Riesaer Tageblattes" im nächste» Monat ei». Wir bitten auf pünktliche Bezahlung besonder» ,« achte«, da »ach dem L8. d. M. vom Postamt «in« Sonder gebühr für Verspätung erhob« wirb und außerdem mit einer Unterbrechung der Tageblatt"-Lieferung bei« MonatSwechsel zu rechne« ist. seinen Priem. „Kinder, wißt Ihr: heute ist Weihnachten! Am 16. Dezember sind wir abgeritte«. Heute retten wir dm, neuten Tag. Heute ist der A4., Heiligabend! Mensch, Jörg, und wir fitzen hier und zu Hause HW«, sie «inen Tannenbaum und Lichter und Pfefferkuchen mck> Wasser und Eis und Schnee! Junge, denk mal !" Nrave» dem die Schwanzfedern einzeln auSgeriffen Nerven. „Weiberaeschwätz von Weihnachten! Schafs lieber wa» Mw, Lttnkenl" Bill läßt traurig den Kopf hängen.' Er denkt schon wieder »ach: „Mensch," murmelt er- leite,.«Weih nachten! Ein WeihnachtSbaum und Lichter und Kuchen und — und Wasser!" Dann schlafe ich ein . . . Mitten in der Nacht fahre ich hoch Bill ist fort! Sein Karabiner fehlt, sein Mantelsack und seine Feldflasche. Ent setzt wecke ich JSrg, der. spfort zu fluchen anfängt: ,^er-
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