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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040921015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904092101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904092101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-21
- Monat1904-09
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Seite 2. Sir. 482. 98. Jährst. Leipziger Tageblatt. Mittwoch, 21. September 1904» geben. Man 'ann eS den Leuten, die absteigen wollen, wahrhaftig nicht übetnebmen, wenn sie sich mit unsanften Rippenstößen durch die anstürmende Schar der Warten- den !nndurchdrängen. Ter Wagen halt lange genug, jo daß alle bequem aufsteigcn können, auch ivenn es Sonn tag? nach Connewitz, Lindenem oder Leutzsch geht, und im Interesse der guten Sitte und löblichen Ordnung sollte man auf alle Fälle „erst aussteigen lassen". * Manöver - Schluß. Wieder einmal ist die Zeit ge- kommen, wo die „geklappte" Reserve nut ihren verschieden artigen Stöcken sich des Zivillebens zu treuen beginnt. Cs sind durchweg sröblicke Menschen, die man jetzt erblickt, stark gebräunt von dem Aufenthalt im Manövergelände, aber wohlauf, trotz der Manöverstrapazen. Samend fährt der Reservestock durch die Luft, der mit der Schützenschnur, der Reservisten-Feldflasche und der sog. Reservistengarnitur die emsige bleibende Erinnerung an die Mllitärzeit bildet. Jetzt heißt cS für den Reservisten, wieder selbst für das Leben zu sorgen, und manchem wird es schwer werden, gleich wieder Arbeit zu finden, da das Angebot gar groß ist. Aber des wegen gibt es noch keinen Kopfhänger. Den meisten Soldaten war ihre Mllitärzeit zwar eine harte, aber auch eine gute Schule. Sie sind zu ordentlichen und pünktlichen Menschen erzogen worden, und namentlich das letztere wirb ihnen niemals zum Schaden gereichen. Biele können wieder in ihre alten Stellungen zurückkehren, so daß die Klappmütze bald mit dem Hut vertauscht werden kann. Die kleinen Andenken werden in irgend eine Ecke gelegt, bin und wieder fällt der Blick darauf. Die Erinnerung aber verblaßt mehr und mehr, sie wird nur noch wachgerufen, wenn es wieder zur nächsten „llebung" gehl. ' Tie städtischen Waldungen sind für das Jahr 1905 mit einen'. Ertrage von 57 307 budgetiert, und es ver bleibt nach Abzug des Aufwandes siir Bcsoldnnaen, Kul turkosten usw. (insgesamt 55 517 <?(() nur ein Ueberschuß von 1790 »l. Derselbe ist gegen das Porjahr um 4016 niedriger. Es ist das in der Hauptsache auf die ge ringeren Einnahmen aus den Holzpflanzen zurückzu führen. „Ten Versuch, durch stärkeren Holzschlag die Einnahmen zu erhöhen, — so bemerkt der Rat in seinen Erläuterungen —. halten wir im Interesse der E r h a l - tung unserer schönen Wälder für ausge schlossen. Was ohne Beeinträchtigung der Schönheit und nach den Grundsätzen rationeller Forstwirtschaft ge- 'chlagen werden kann, wird geschlagen. In den der Gartenverwaltung unterstellten Teilen des Rosen- tals aber, die als Parkanlagen bewirtschaftet werden, wird allerdings in erster Linie auf Erhaltung des Baumbestandes gesehen, und nur das wird dort geschlagen, was wegen Alters oder ans anderen Gründen gefällt werden muß: daher die Verminderung der Ein nahme aus diesem Teile." * Ter Verein für Äindersorschung wird seine sechste Versammlung in diesem Jahre vom 14.-16. Oktober in den Gesellschaftssälen des Zentral-Theaters Hierselbst abbaiten. Es hat sich bereits ein Ortsausschuß gebildet, der aus Vertretern der Universität, der Schulen, der pädagogischen und der Jugendfürsorge dienenden Ver eine besteht. Tie vorliegenden Arbeiten hat, wie die „Leipz. Lehrer.'tg." mitteilt, die Vereinigung zur Pflege exakter Pädagogik im Leipziger Lehrcrverein übernommen. Ter heutige Matthäustag, der 21. September, ge hört dem Andenken des Evangelisten Matthäus und wird in manchen Gegenden noch dprch mancherlei Ge bräuche gefeiert. Schönes Wetter an diesem Tage ver heißt den Winzern eine gute Ernte. In Norddeutsch land benutzen die Mädchen den Matthäustag wie den Andreastag, um zu erfahren, ob ihnen das Schicksal bald einen Bräutigam bescheren wird. Im Aartal traut man denen, die am Matthäustagc geboren sind, sogar die Wahrsagekunst zu. * Deutsche Neichssechtschule, Verband Leipzig. Leit seiner. Gründung mir 16. September 1881 veranstaltet die Dcurschc Rciibsrechrschule in diesem Jahre ihre 20. Lotterie. Sämt liche Gewinne sind im Laden Burgstraße 26 ausgestellt. Ein LoS j tonet nur 50 Pfg. Tic Hauptgewinne sind 1) eine Schlaf- > zimmer-Einrichrung 2) eine Plüschgarnitur. 3) eine goldene seercnuhr. Tic Lotterie ist die einzige Veranstaltung der ^"rrschcn Reichsicchtichulc ickon seit Jahren Feste usw. Ver anstalter sie nicht mehr, sondern arbeitet nur im Stillen für ihr Ziel: Unterbringung armer elternloser Waisenkinder in den croaruen und noch zu erbauenden deutschen Rcichswaiscnhäu- scrn. von denen das erste in Lahr errichtet wurde. * Jubiläum des Herrn Geh. Kanzlrirats Wittenberg. Aus Anlaß des 50jährigen TienstjubiläumS wurden gestern dem Kanzleidirektor beim Reichsgericht, Herrn Geh. Kanzleirat Wittenberg, mannigfache Ehrungen und Auszeichnungen zu teil. An erster Stelle ist zu nennen die Verleihung des Roten Adlerordens 3. Klasse mit Schwertern durch den Kaiser: der Präsident des Reichs gerichts, vr. Gutbrod, Excellenz, überreichte dem Jubilar persönlich den Orden mit beglückwünschenden Worten. (Erwähnt sei hierbei, daß der Jubilar, der an den Feldzügen von 1864, 1866 und 1870/71 tcilge- nommen hat, sich die 4. Klasse desselben Ordens bei Gitschin erworben hatte.) Weiter wurden dem Jubilar von verschiedenen Senatspräsidenten und Räten des Reichsgerichts Glückwünsche zu teil und die Anwälte ließen ihm die ihrigen durch eine Abordnung mit Herrn Geh. Iustizrat Patzki an der Spitze übermitteln. Don seinen Amtsgenossen war ihm ein eichener Bücherschrank und ein schönes Schreibzeug gestiftet worden: eine Depu- tation übergab ihm diese Geschenke zugleich mit einer künstlerisch ausgeführten Adresse. Auch ehemalige Kollegen aus der Provinz Posen, wo der Jubilar über zwei Jahrzehnte tätig war. hatten sich am Geschenk und an der Adresse beteiligt. So mar der Iubiläumstag für den Gefeierten zugleich ein Ehrentag im wahren Sinne des Wortes. *s Konzert des Verbandes Teutscher Zitherver- einc. Ter große Saal des „Zoologischen Gartens" wies gestern abend einen lebhaften Besuch auf. Ter Ver band Teutscher Zithervereine hatte zu einem Konzerte geladen und wer nur irgend etwas auf der Zither spielen kann oder auch nur den Wunsch hat, es zu können, nahm gestern die Gelegenheit wahr, die Vorträge anzu hören, die zum großen Teil von Meistern des Instru mentes zu Gehör gebracht wurden. Eine in der Er- findung allerdings ziemlich dürftige Konzert-Ouvertüre (Nr. 2) für 2 Diskant-, 1 Altzithcr und Streichquartett von I. Swoboda eröffnete den Abend. Ein großes Ensemble hatte sich unter der zielbewußten Führung des Herrn Kammervirtuosen Hans Thauer ver einigt und war mit Ernst und Elfer bestrebt, die Schwie rigkeiten, die ein Massen-Zusammenspicl besonders für Zitherinstrumente bietet, zu überwinden. Und es ge lang den zitherschlagenden Damen und Herren auch vor- trefflich, sich dem Taktstock ihres Dirigenten so unterzu ordnen, daß ein einheitlicher Eindruck erzielt wurde. Die Zither ist ja allerdings ein selbständiges Instru ment, sie ist nicht so sehr auf die Begleitung angewie sen wie Violine oder Cello, aber ihre Klangwirkung ist eben doch beschränkt. Und um ein lexato auszuführen, bedarf sic in jedem Falle der Unterstützung durch andere Instrumente. Daß da die Streichinstrumnete hinsicht lich ihrer klanglichen Verwandtschaft mit der Zither am ersten in Frage kommen, leuchtet ohne weiteres ein. Als Meister auf ihren Instrumenten erwiesen sich die Solisten: Herr Smetak aus Zürich, Herr E. Schiffe! aus Dresden und — 1»st not least — unsere Leipziger Kräfte Frau Streich-Weber und Herr Paul Renk. Sie alle bewiesen, daß auch das Zitherspielen eine ganz gehörige Llnnstfertigkeit und Geschicklichkeit erfordert und daß man auf der Zither doch einiges mehr erreichen kann, als es manchem erscheinen mag, der nur gelegentlich einen Dilletanten einmal ein paar mehr oder minder reine Griffe machen sah. Die Literatur für Zither ist nicht eben groß. Herr Schiffe! bewies durch die beiden vorgetragenen von ihm selbst kompo nierten Stücke, daß er das Wesen seines Instrumentes richtig erfaßt hatte und imstande war, einen in der Er findung gefälligen und im tonlichen Ausdruck wohl ge lungenen Beitrag zu liefern, der voraussichtlich in Zitherlreiscn sehr ansprechen wird. Der Vortragende sand reichen Beifall. Daß natürlich auch unsere Leip ziger Zitherspieler durch den lebhaftesten Beifall sich ausgezeichnet sahen, versteht sich von selbst, da sie mit der sicheren Beherrschung der Technik ein geschmackvolles und von guter musikalischer Auffassung zeugendes Spiel verbanden. Eine eigenartige Abwechselung im Pro gramm boten die Vorträge auf dem Streichmelodcon, die Herr P. Wolf aus E.bcrfeld ausführte. Der junge Künstler verfügt über eine sichere Bogenführung und hat es besonders in der Kunst des reinen Trillers schon sehr weit gebracht. Ein Verbrüderungsfestmarsch, vom Dirigenten Herrn Hans Thauer komponiert, be schloß den Abend. Der emsige Leiter der Veranstaltung, der die Stelle des Verbandsdirigenten zur Zeit inne hat, wurde durch rauschenden Beifall ausgezeichnet. Er mag ihn als ein Zeichen für die dankbare Gesinnung nehmen, die man ihm gegenüber im Verbände hegt, und wir sind überzeugt, daß er am gestrigen Abend er mutigt worden ist, auch fernerhin mit allen Kräften für die Entnickelung des ZitherwesenS und die Wohlfahrt des seiner Leitung unterstehenden Verbandes einzu treten. (-) Kristallpalast-Theater. Otto Reutter be herrscht auch das Programm der zweiten Hälfte des Sep tember. Als ein Humorist, der die Zeitgeschichte offenen Auges verfolgt, hat er in dem „denkenden Hans" ein ge eignetes Objekt gefunden, um seinen Witz und seine Schlagfertigkeit leuchten zu lassen. Wir sehen das viel genannte Berliner Wundertier in Figura auf der Bühne, und Otto Reutter kann nicht — Worte genug finden, um die Klugheit dieses superklugen .Häns zu demon strieren. Wie er das tut, muß man sehen und hören, denn es läßt sich kaum beschreiben. Auch die neue Num- mer, die uns Otto Reutter als Gcneralkunstmarschall zeigt, der den Herren Hauptmann, Sudermann, Klinger, Siegfried Wagner und Menzel als Rekruten eine „neue Richtung" beibringt, ist ein Treffer, in dem ein gut Teil Satire und Humor steckt. BewundcrSwert ist immer wieder die prägnante Art des Reutterschcn Vortrages, die auch Sachen, die an sich unbedeutend sind, zu einiger Höhe erhebt. Das Publikum konnte sich an den Reutter- schen Darbietungen einfach nicht satt hören, eS rief seinen Liebling immer wieder vor der Rampe und wollte ihm Zugabe über Zugabe abtrotzen. Schließlich mußte Reutter darauf Hinweisen, daß die Zuhörer doch nur für — einen Abend Entree bezahlt hätten. — Eine aller liebste Erscheinung ist die Derwandlungstänzerin Little Lönsch, die als Spanierin, Ungarin und Französin in blendenden Kostümen auftritt und äußerst gewandt und elegant tanzt. Daß dabei auch der Cake walk nicht fehlte, bedarf keiner Erwähnung. Viel Beifall fanden die hier schon bekannten Papier-Manipulators Morton und Elliot und die 3 Ioskaronp, die sich in ihren ikarischen Spielen als vollendete Gymnastiker zeigten. Der Laternenmann Zavan ist ein tüchtiger Akrobat nach Art der Schlangenmenschen und weiß seinen Pro- duktionen eine gute Dosis Humor beizumengen. Die Fcuertänzerin Rvette de Laak>6 imitiert die be kannte Loie Fuller: an Farbenpracht in den Beleuch tungseffekten übertrifft sie letztere vielleicht noch. Aus dem alten Programm sind die Soubrette Hansi Her zog und die Liedcrsängerin Mary Lincke übernom men. Beide sind gute Kräfte und finden allabendlich wohlverdienten Beifall. * Variet« Battenberg. Kraft und Energie, das sind zwei Schlagworte, die in der Gegenwart die wissenschaft liche Erkenntnis beherrschen. Sie geben auch, freilich in rein äußerlichem, in gymnastischem, Sinne, zur Zeit vorwiegend den Vorstellungen im Variete Battenberg ihr Gepräge. Nicht weniger als vier Nummern, die her vorragendsten des sehr geschickt zusammengestellten Spielplans, lassen hier das rein gymnastische Element in variationsreichem Spiel zum glänzendsten Ausdruck kommen und bestätigen aufs neue, wie die Direktion des Eiabllssemcnts gerade noch dieser Richtung hin eine glückliche Hand zu haben pflegt. Noch immer übt der gewandte und kraftvolle Severus Schäffer seine staunenswerten Jonglier- und Balancierstücke, in Bra vourleistungen phänomenalster Art, indem er sich mit schweren Kugeln und menschlichen Lasten behängt, das Schilderhaus mit samt der Wache auf seinem Kopfe trägt und das Cab auf seiner Stirn balanciert, und noch immer schwingen sich die E x c e n t r i c s, die eng verWungenen Herslebs, gleich Windmühlenflügeln um das zum Gasarm verwandelte Reck; doch zu diesen alten bewähr ten künstlerischen Kräften treten jetzt neue. In erster Linie fordern die Brüder Steffen in einem akro batischen Akt die vollste Bewunderung der Zuschauer schaft heraus, wenn sie ihre neuen Trws, zu denen in erster Linie der Sprung aus und in den Korb gehört, mit einer fabelhaften Leichtigkeit und Elastizität ent wickeln, wenn sie in unübertrefflichen Salti, in denen sie vollendete Meister sind, über die Bühne schnellen, wie die Lachse über das Wehr. Ganz so, als ob ein aufrecht stehender Kartoffelsack sich überschlüge, vollsübrt zuletzt der eine von ihnen in grauer Hülle Sprung für Sprung ins Dunkle —. die Heiterkeit ist groß. Vor ihnen pflegen diePandos in einem akrobatisch-athletischen Akt auf zutreten. Die kräftig gebauten, muskulösen Männer in Trikot gemahnen an römische Ringer, in Bewegung und Kraftenwickelung an klassische Vorbilder. Welch staunens werte gymnastische Arbeit tritt vor das Auge, wenn der eine aus seiner horizontalen Lage oder aus seiner verti kalen Stellung von dem anderen kraftvoll und sicher emporgehoben und imHandstütz nach oben gestemmt wird, wenn er, glatt auf der Bühne liegend, mit einem Ruck durch die Beine des Genossen gezogen und ebenso schnell zum Handstand in die Höhe geschwenkt wird! Spielerei scheint es, doch volle Kraft erheischt auch da» Emporheben und Strecken des einen Athleten durch den anderen bald mit zwei Armen, bald mit einem, das Heben riesiger Eisenlmnteln mit daran hängenden „menschlichen Gewich- ten" und die Promenade damit im Marschtempo über die Bühne. — Dies alles findet reichen Beifall, auch das Auftreten des Humoristen Georg Rösser und der schon bekannten Vortragskünstlerin MalvyNordegg, wie der Georgia Pickaninnis -Truppe, die Vor führung von Paul Powells Marionetten theater und Green baums Bioskop. I!.- Verein Thalia. Der Verein brachte am vor- gestrigen Sonntag eine Premiers heraus. Ein Schwank in 5 Akten, „Zwei Paradiese" von A. Winkler, gelangte zur Aufführung, und das Vereinspublikum war recht zahlreich erschienen, um sich die Novität nicht ent gehen zu lassen. Bei einem aus Dilettanten bestehenden Theaterverein darf man in der Beurteilung der Leistungen keinen großen Maßstab anlegen, doch ließ die Aufführung immerhin erkennen, daß die Darsteller sich ihrer Sache mit Liebe annahmen. Der Schwank ist nicht ohne Begabung geschrieben, nur ist die Einleitung zu ausführlich behandelt, einige wohltätige Kürzungen wären hier sehr am Platze. Die Verfasserin schildert in den 5 Akten die Wonnen des Eheparadieses und bringt einen Witwer, der sein Paradies nur m der un gebundenen Freiheit findet, schließlich zu der Erkenntnis, t«ß es nicht gut sei, wenn der Mensch allein ist. Es wer den eine kleine Verschwörung und einige Verwechselungen angezettelt, und schließlich gelingt es den vereinten Be mühungen der Darsteller, den Träger der Hauptrolle nicht nur zu bekehren, sondern auch noch zum zweiten Male in Ehekctten zu schlagen. Wenn das Stück sorgfältiger vor bereitet gewesen märe, könnte auch ein abschließenderes Urteil gegeben werden. So kann man der Verfasserin nur den Rat geben, den Schwank nach einer kleinen Durcharbeitung einer ständigen Bühne einzureichen: denn durch eine sach- und fachkundige Regie kann das Stück nur gewinnen. * Tie Bedeutung des Leipziger Mieterverein» erhellt daraus, daß unsere Stadt der Vorort des Verbandes deutscher Mietervereme ist. Dieser Verband, in dem sich eine große Zahl von Mietervereinen ganz Deutschlands zu segenSrerchem Wirken zusammcngeschlossen hat, hält am 24. bis 26. Sep tember in Koburg seine Tagung ab, auf welcher tiefeinschnei dendc Fragen zur Erörterung gelangen. Darüber berichtet Herr Lehrer Naumann, der Schriftführer deS Verbandes, in der am nächsten Donnerstag, den 22. d. M., abends *48 (Ihr. im Restaurant „Zum Pschorr", Nikolaistraße 10, startfindcnden Mitgliederversammlung des Leipziger Mietervereins. An dieses wichtige Referat schließt sich eine Aussprache über MietS- angelegcnbcitcn, die die Mitglieder und die stets willkommenen Gäste ebenfalls interessieren wird. * „Eine Exkursion in die Tiefen des Weltenozeans" lautet der Titel für zwei populär-wissenschaftliche AuSstattunasvorträße über die neuesten Erforschungen auf dem Gebiete der Astronomie, die der Physiker Albus aus Wien am Donnerstag- und Freitag. Abend im Tbeatersaale des Kristall-Palastes halten wird. Die Themata deS ersten Abends lauten: „Die Welt des ewigen Schlafs" und „Die Mysterien der Sonne", während sich der Vortrag des zweiten Abends mit den „Kindern der Sonne", den Planeten, und insbesondere mit dem Mars beschäftigen wird, um dann die Frage: .Ist der MarS bewohnt?" zu beantworten und schließlich die Zu- Hörer ins „Reich der Unendlichkeit" zu führen. Tie Borträge werden durch objektive Darstellungen in den riesigen Dimensionen von 400 Quadratsuß illustriert. Wir glauben, den Besuchern ein paar hochinteressante, lehrreiche Stunden in Aussicht stellen zu können und zwar umsomehr, als Herr Albus durch seine früheren hiesigen Demonstrationen bei uns noch in bester Erinnerung steht. iß Schwere Brandwunden am ganzen Körper erlitt gestern vormittag in der 9. Stunde das 5 Iahre alte Söhnchen eines in der Marienstraße in L.-Connewitz wohnhaften Lackierers. Das Kind hatte, während die Mutter krank im Bett lag und der Vater der Arbeit nach- qeqanqen war, das Talglicht einer Papierlaterne ange- zündet. Letzteres fiel um und im Nu standen die Kleider des Kindes in bellen Flammen. Auf sein Jammer- acschrei eilte die Mutter herbei, der es auch gelang, die Flammen zu ersticken, wobei aber sic sich selbst schwere Brandwunden an den Händen zuzog. Durch den hinzu, gerufenen Vater wurde das Kind sofort in das Stadt krankenhaus gebracht. ii Von schweren Krämpfen befallen wurde in einer Fabrik an der Zweinanndorfer Straße in L.-Anger eine Kontoristin aus L. Eutritzsch. Ta sie sich nicht wieder er holte, wurde sic mittels Krankenwagens in ihre Wob- nung gebracht. Feuilleton. xim Herbft. Bon Heinz Georg Müller cLeipzig. Entschwunden ist des Sommers Glanz, Beendet ist der Falter Tanz, Verstummt der Vögel Lieder; Tie Erde ist an Früchten satt Und leise raschelt Blatt um Blatt Dom Baum zu Boden nieder. Im Hcrbstwind kräuselt sich der See, An ihrer Kunkel sitzt die Fec: Marienfädcn schweben: Ta wird des Menschen Klage laut, Laß gar so bald das Haar ergraut. Zu schnell verrinnt das Leben. — 2ei's denn! Das trübt uns nicht den Wick. Es sübrt uns eben das Geschick Turch Sorgen und an Särge. Turch Freuden balten wir unI quitt, Und nabt der Herbst, wir ziehen mit Ten Winzern auf die Berge! Da hebt ein lustig Treiben an. Da jubelt, wer nur jube n kann Beim Schneiden goldner Reben; Wer immer grübelt, immer träumt. Weiß nicht, wie echte Jugend schäumt. Schmeckt nicht den Most vom Leben. Der Frühling ist zum Säen da. Der Sommer bringt die Ernte nab'. Die Hoffnung aufs Genießen; ürum. eh' der Winter nns beschleicht. Eß' nnler Haar das Alter bleicku. Sei uns der Herbst gepriesen! So füllt mir meinen Leibpokal! Wer weiß, vielleicht zum letzten Mal Trink ich den Last der Reben. Dein Frübling lassen w'r das Frei'n, Der Herbst ichcnkt nns den aoldnen Wein: 's ist eine Lust zu leben! * HunK. tl. Die »enen Ankäufe Ser Vräll Hk»e»-2tiftuug in Dresden. Man schreibt uns aus Dresden: Die Schätze der modernen Abteilung der Königl. lcstmäldcgnlerie werden, wie bekannt, fast ausschließlich aus dem weit über eine halbe Mil- lion betragenden «tifiungskapitale deS Pröll-Heuer-Bermächt- nisseS, welches der Kunstakademie im Jahre 1878 zugina, ver mehrt. Laut Bestimmung deS Testators hat die ÄnkaufSkom- Mission bei Neuerwerbungen ihr Hauptaugenmerk auf deutsche Meisterwerke zu richten! Daß sie dies ohne Unterschied der jeweilig dominierenden Richtung bisher getan hat, kann nicht rühmend genug hervorgehobcn werden. Lo stammen nament- lich auch eine sehr große Anzahl wertvoller Galericbilder von den Dresdner Ausstellungen her. Pröll selbst war am 20. Sep tember 1804 in Dresden geboren worden. Die Akademie be- ging infolgedessen seinen 100. Geburtstag. Seine Mutter mußte sich durch Vermieten von Zimmern ihren Unterhalt ver dienen. und so war auch der böhmische Dekorationsmaler Anton Heuer, der die König!. Akademie zwecks weiterer Ausbildung besuchte, und später durch sein Farbenfabrikationsgeschäft ein reicher Mann wurde, ihr Logisherr. Am 1. Oktober 1846 adoptierte .Heuer den damals schon 42jährigen Pröll, infolge eines der Mutter deS letzteren gegebenen Versprechens. Da Pröll sowohl wie Heuer an der Dresdner Akademie unentgelt. lich unterrichtet worden waren, setzte Max Heinrich Eduard Pröll, „weil er keine Elrern mehr am Leben, noch Gattin, Kin der oder Geschwister hatte", aus Dankbarkeit die Königl. Sächs. Malerakademie zu Dresden zu seiner Universalerbin ein. Im Be sitze der Gemäldegalerie befindet sich zum Andenken an den edlen Stifter ein von ihm selbst gemaltes Bild, das ihn im Kretp» seiner Freunde zeigt, sowie auch ein von ihm gemaltes Porträt des Begründers jenes Kapitals, deS alten .Heuer. Dresden darf auch dccSmal wieder mit Stolz auf die neuen Erwerbungen blicken. Errungenschaften von Bedeutung sind: Toni Stadlers mit der großen goldenen Medaille prämiierte „Landschaft", des Impressionisten Heinrich Zügels „Auf dem Heim weg", Wilhelm Steinhaufens schlicht gemaltes „Waldtal", deS Weimaraners Theodor -Hagens „Motiv an der Ilm". Prof. Karl BantzerS „Bildnis einer hessi schen Bäuerin" und Gustav Schön lebers „Sturmtage an der Nordsee". - A T« russische Maler SwjedomSki ist dieser Tage in der Schweiz gestorben. SwjedomSki war ein sehr reicher Gutsbesitzer auS Perm, der plötzlich sein künstlerisches Talent entdeckte: er studierte dann an der Düsseldorfer Akademie und svatcr unter Piloty in München. Als Meister ließ sich SwjedomSki in Rom nieder, von wo er in jedem Sommer auf sein Permer Gut reiste. Gleich seinen Lehrern Piloty und Munkaciy suchte er sich sein« Sujets zumeist aus dem altrömischen Leben; doch auch das moderne Genre war ikm nicht fremd. Sehr bekannt wurde seine „Messalina". — Eine Skizze van Saint-Juit. Das Carnevalet-Museum in Paris erhielt dieser Tage al- lüsichenk eine Anzahl historischer Gegenstände, di« einst berühmten Männern aus der Zeit der ersten Revolution gehörten. Unter diesen Gegenständen befindet sich eine Pistole ans deni Besitze deS RevolntionSmanneS Saint-Just, de» berühmten Freundes Robespierrrs. Außer der Pistole erhielt da- Museum eine hübsche Frderskizze von der Hand desselben Saint-Just. Man wußte bereit-, daß der RevolutionSmann mit Ersoiq die Malerei betrieb, aber man hatte bis letzt von seinen Arbeiten »och nichts gesehen. Wissenschaft. io. Eine GinhetlSzeit für Jodie». Da» Bestreben, an Stelle der Ortszeit eine Einheitszeit für ganze Meridiozonen treten zu laßen, zieht immer weitere Krecse. Europa ist nun schon seit Jahren in drei Gürtel eingeteilt, für die beziehungsweise eine Ost-, eine Mittel- und eine Westeuropäische Zeit eingeführt worden ist. Erst kürzlich hat die englische Regierung auch für ihre Besitzungen in Süd-Afrika eine Einheitszeit geschaffen, und jetzt soll dasselbe in Indien geschehen. Für alle Eisen bahnen und Telegraphen in Vorderindien soll «ine Zeit gelten, die von der des NullmcridianS von Greentvich um 5Z4 Stunden abwcicht, während die für Birma vorgeschlagene Zeit von dieser um 6(4 Stunden verschieden sein wurde. Tie Regierung von Britisch-Jndien hat sich damit einverstanden erklärt, will aber erst noch die Zustimmung der Handelskammern in den der- schiedenen Teilen Indiens einholen. H Hochscholnachrichteo. Man schreibt uns aus Frei- bürg i. B.: Der etatmäßige außerordentliche Professor für Minera logie, Kristallographie und Petrographie, vr. Alfred Osann, Direktor des mmeraloaische» Instituts, hat den Ruf al» Ordinarius an die Universität Gießen abgelehnt. Dem Privatdozentin vr. Eugen Fischer (Anatomie! wurde der Titel „außerordent licher Professor" verliehen. — Der Privatdozent an der Universität Berlin, vr. Max Zimmermann, ist mit der Abhaltung von Vorlesungen über Kunstgeschichte an der Akademie zu Posen beauftragt worden. — Der Regieruuasbaumeister Ostendorf zu Berlin und der Geh. Beirat vr. Steinbrecht in Marien burg sind zu Professoren an der Technischen Hochschule in Danzig ernannt worden. — Der außerordentliche Professor der Physik au der Universität Erlangen, vr. G. Schmidt Hut eine» Rnf al» ordentlicher Professor nach Königsberg angenommen. — Die meteorologische Station auf der Zugspitze erhält am 1. Oktober einen neuen Beobachter. Der Lehramtskandidat der Mathematik Reger wird zunächst auf ein Jahr den Posten beziehe». — Der Professor an der katholisch - theo logischen Fakultät zu Straßburg vr. Franz Walter hat einen Ruf an die Münchener Universität erhalte« und wird ihm. dem vernehmen nach, Folge leisten. — Ueber dir bevorstehend« Eröff nung der Medizinischen Akademie zu Köln wird der „Frankfurter Zta. geschrieben: Die Medizinische Akademie wird in der ersten Halste de» Oktober ^eröffnet werdrn. Der Kaiser hat den Kronprinzen mit seiner Vertretung beauftragt. Am Morgen de- Eröffnungstages findet eine Fest frier im Gürzenich statt, an die sich ein Besuch der drei großen Krankenhäuser an schließt: am Nachmittag ist ein Festmahl im Gürzenich vorge sehen und am Abend Festvorstellung im Neuen Stadttheatrr. — Den ständigen Mitarbeitern beim Meteorologischen Institut in Berlin, Vr. Karl KasSner beim Zentralinstitut daselbst und vr. Jo hannes Edler beim mrteorologisch-magnetiichen Observatorium aus dem Telegraphenberge bei Potsdam, ist der „Prosessor- Titel" verliehen worden. — Der Privatdozeut für neuere Ge- schichte an der Marburger Universität, vr. pkil. Han- Gl ag au, ist zum außerordentlichen Professor ernannt wor den au Stelle von Professor Vr. Johanne- Haller, der HVHlbaumS Professur in Gießen übernimmt. — Der bishrripe Privatdozrnt für Mathematik an der Technischen Hochschule m Stuttgart, Hauvtlehrer an der dortigen Friedrich-Eugen-Ober realschule, Professor vr. Carl Cranz, ist zum etat-mäßigen Civiliehrer und Professor an der neugegründeten Königl. Milimr- techmschen Akademie in Tharlottenburg ernannt worden. 2L«nftk«rlender für Leipzig. Theater. Leipziger Stadttheater. Heute wird im Neuen Thea- ter d'AlbcrtS Musikdrama „Tiefland" (ohne Ouvertüre) aufgeführt. Morgen findet die Premiere des bereits an ver- schiedenen großen Bühnen erprobten dreiaktigen Schauspiels „G eschäft ist Geschäft" (Oes uikaires sont les uttuires) von Octave Mirbcau statt. In den Hauptrollen wirken mit die Herren Hänselei (Lechat), Schuh (Lavier), Volkner (Garraud), Walter (Fink), Demmc (Krug) Zadeck (Por- celet), Huth (Fontenelle), sowie die Damen Dalldorf (Frau Lechar), de Lalsky (Germaine). — Als zweite Vorstellung zu halben Preisen geht im Alten Theater heute Shakespeares Lustspiel „DerKaufmannvonVenedig" in Scene. Morgen erscheint wieder die lustige und stet» eine große Anziehungskraft ausübende Operette „Das Schwal be n n e st". Vereinigte Leipziger Schauspielhäuser. Ncueinstudiert geht heute, Mittwoch, Gorkis „Nachtasyl" in Scene. Donnerstag wird Sudermanns „Heimat" gegeben. Frei tag findet die Erstaufführung deS Schauspiels „DerMeister" von Hermann Baht statt. Als Klassiker-Vorstellung bei halben Preisen erscheint am Sonnabend Schillers „Wilhelm Teil" auf dem Spielplan. — Im Theater am ThomaSring wird heute Halbes „Mutter Erde" gegeben, Donners tag wird „ScinTrick" und Freitag „Die seebadnixe" wiederholt. Letztere wurde nach dem hiesigen Erfolge bereits von den meisten deutschen Bühnen erworben. Eine Wieder- holung von dem Faberschcn Lustspiel „Ein glückliches Paar" findet Sonnabend statt. Sonntag abend beginnt Herr C. W. Buller sein Gastspiel als Albert LebrunoiS in „Sccne K a m m e r j u n g f c r". Konzerte. Rtschk Elma» gibt in Leipzig ein Konzert, und zwar Frei tag, den 21. Oktober, abends 7'4 Uhr, im Saale deS Stadt. Kaufhauses. Der Kartenverkauf findet in der Hof-Musikalien handlung C. A. Klemm, Ncumarir, statt. »unftsalous. Leipziger Kunstverein. Unter den Werken Franz von Lenbacbs, die zu der großen Gcdäckstnis-AuSstellung im Oktober angcmcldet wurden, iverden sich Arbeiten befinden, die noch niemals öffentlich ausgestellt gewesen sind, nachdem sic direkt auS dem Atelier des Künstlers in Privatsammlungen überführt worden waren. Eine ganze Anzahl hervorragender auswärtiger Prioargalerie», so solche in Barmen, Frankfurt a. M., Magdeburg, München. Berlin, Weimar, Halle usw., wie nicht minder namhafte Kunstsalon» haben sich breitwillig in den Dienst unseres heimischen Unternehmens gestellt und ihre Schätze hergcliehen. Nicht weniger als 60 Arbeiten sind zum Teil schon eingetroffen, zum Teil auf dem Wege. Die AtlSstellung soll bekanntlich am 2. Oktober eröffnet werden.
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