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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040922018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904092201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904092201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-22
- Monat1904-09
- Jahr1904
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D°nnersm?2?A«mber Ivo«. Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Lette 9. Nr. 484. Morzzen-AuSttabe. Ale man In Amerika ivodnt. Ein Brief aus -er Weltausstellung zu St. Louis. Voll Philipp Spandow (Gl. Louis). Nachdruck verboten. In -er Weltausstellung zu St. Louis gibt es eine Mustersiadt. So steht lvenigslens im offiziellen Kataloge. Aber -a Papier bekanntlich immer geduldig ist un- -as Papier offizieller Kataloge diesen Vorzug in besondereni Maße besitzt, so wird e- -en Kenner amerikanischer Verhältnisse nicht überraschen, -aß aus -er Musterstadt über Nacht eine Musterstraße geworden ist. Un- noch dazu eine recht bescheidene Straße, die im Ganzen aus acht Häusern besteht. Davon sind noch zwei — Restaurationen. Wenn nun auch freilich nicht bestritten werden kann, daß inan auch in einer Muster stadt essen muß, so sind doch für 6 Häuser 2 Restaurants etwas viel. Das Bemerkenswerteste an der Musterstraße sind -ie verschiedenen Arten -er Pflasterung. Man kxrt vier Systeme angewandt; mit zweien von ihnen, nämlich Asphalt un- Holz. Pflaster, wollte sich -ie Ausstellnngsleitung offen bar selbst zeigen, wie es m ordentlichen Straßen aus sehen müßte. Die beiden anderen, Kies- und Sand chaussierung, geben hingegen dein Beschauer ein muster gültiges Bild des wirklichen Zustandes der Ausstel lungsstraßen. Die von -en an dieser Stelle viel ver- kehrenden Automobilen und Lastwagen aufgewühlten tiefen Löcher sind schon bei trockenem Wetter ein un angenehmes Hindernis. Wenn aber einmal einer der berüchtigten tropischen Regengüsse niedergeht, so ist es durchaus unmöglich, den Ltraßen-amm zu überschreiten und jeder Wagehalsige versinkt sofort bis über die Knöchel in Schinutz und Schlamm. Eine passierbare Modellbrücke gibt es leider in dieser Musterstadt nicht. Sicherlich wäre es eine sehr reizvolle Aufgabe für einen Architekten gewesen, hier en miniaturo zu zeigen, wie man der langsam arbeitenden Zeit vorgreifen und in Schnelligkeit eine in allen Einrichtungen praktische Stadt entstehen lassen kann. Man hätte hier ein Rat baus zeigen können, eine Schule und ein Hospital mit ihrer inneren Einrichtung und auch einige in typisch amerikanischem Stile gehaltene Privathäuser. Da zwischen wäre reichlich Platz gewesen, um die Garten anlagen zu demonstrieren, die in jeder amerikanischen Stadt eine io große Rolle spielen. Von alle dem ist so gut wie nichts geschehen. Von den sechs Häusern sind zwei für private Zwecke als Ausstellungshallen be nutzt um- haben anch in ihrem äußeren Ausbau nichts mit der Musterstadt zu tun, während die übrigen vier ihre Aufgabe, als ..Musterbau" zu gelten, auch nur sehr mangelhaft erfüllen. Das relativ Bemerkens werteste ist das erste Haus, eine kleine Nachbildung des New Dotter Rathauses. Es birgt in seinem Innern Modelle der städtischen Bauten New Botts und sieht mit seinen offenen Veranden und seinem oberhalb des ersten Geschosses befindlichen Dachgarten zwar sehr freundlich aus, wirkt aber in der starken Verkleinerung durchaus nicht imposant. Von der Antipodin» der östlichen Metropole New Dorks der an der Westküste gelegenen Stadt San Franzisco, wurde die Nachbildung eines Fährboothauses ausgestellt. Leider ist diese Anlage ganz deplaciert, -a es an dieser Stelle vollständig an Wasser fehlt. Ein Fährhaus ist doch schließlich in erster Linie darauf be rechnet, an einem Hafen zu stehen. Die ganze Idee entbehrt daher feder Logik, wenn man ein solches Ge bäude mitten in einen Sandplatz verlegt. Auch die übrigen Häuser sind in keiner Beziehung sehenswert, zumal da einige von ihnen im Innern ganz leer sind. Das Mißlingen dieses gut gedachten Planes muß sehr bedauert werden, da es für den Fremden sicherlich außerordentlich lehrreich gewesen wäre, wenn er hier in Muße un- Bequemlichkeit die in vielen Be ziehungen so praktischen Einrichtungen amerikanischer Großstädte hätte studieren können. Die hiesigen Städte unterschoiden sich in den ineisten Punkten scharf von ihren europäisctien Schwestern. Sie entstehen nicht lang sam wie diese, sondern sic werden gen-altsam zu schneller Blüte emporgetrieben. Dadurch wird es möglich, in ihrem Aufbau ein strenges System innezuhalten. Um die öffentlichen Gebäude, Post, Gericht und Rathaus herum gruppiert sich die eigentliche Geschäftsstadt. Hier werden die Terrains gewöhnlich schon nach kurzer Zeit so teuer, -aß jeder Grundeigentümer sich bestrebt, sein Terrain so stark auszunutzen, wie nur irgend möglich. Da sich auch außcr-em im Gesclfäftsleben jede Zeit ersparnis bezahlt macht, so verlegt man die Ausdeh nung der Häuser in ihre Höhe, statt wie in Europa in ihre Breite und Länge. Aus diesem Princip heraus sind die bekannten „Wolkenkratzer" entstanden. Häuser von 20 und mehr Stockwerken sind keine Seltenheit. Sie gewähren in ihrer gewaltigen Massigkeit durchaus keinen unschönen Anblick. In solchem Geschäftsturin finden natürlich Hunderte von Bureaus ihre Unterkunft. Und um möglichst viel Zeit zu sparen, sind in diesen „^k.v-nernpm-n" alle für die darin arbeitenden Personen nöligen Bequemlichkeiten vereinigt. Im Souterrain ist meistens ein großes Restaurant, in den Läden finden sich Lokale, in denen man schnell aus der Han- ein billiges Brödchen genießen kann, ferner sind da Eigarrenhan-lungen, Geschäfte mit Burcauartikeln und die hier so beliebte und euch wirklich sehr notwendige Sodafonraine. Die wegen der Feuersicherheit vorhande ne« Treppen werden von niemand benutzt, vielmehr sausen zehn oder noch mehr Fahrstühle unaufhörlich herauf und herunter un- aus den in allen Etagen be findlichen Briefkästen flicken die Briefe durch lange Schachte in den großen Sammelbriefkasten hinab, der sich zu ebener Erde befindet. Niemand aber fällt es ein, in diesen Riesen-Arbeits, kästen zu wohnen. Sie dienen ausschließlich Geschäfts- zlveckeu und um 6 Uhr, dem Schlüsse des Arbeitstages, entleert sich die „City" mit Windeseile. Alles stürzt auf die elektrischen Bahnen und läßt sich von diesen mit einer im europäischen Straßenbahnverkehr unbekannten Schnelligkeit in die weiter draußen belegenen Wohn gegenden bringen. Dort ist -er Boden meistens ganz außer ordentlich billig und einfache .Handwerker, die eS in Deutschland wohl niemals zum Hausbesitzer bringen könnten, haben hier ein eigenes Plätzck-cn, auf dem in- mitten eines grünen Rasens ihr kleines Wohnhäuschen gelegen ist. Die vornehmen Villen -er besitzenden Klasse sind an großen, prächtigen Boulevards vereinigt, die an unsere fashionablen Badeorte erinnern. So verschieden nach Geschmack und Besitz ihres Eigentümers diese Ein- samilienhäuser auch sind, so haben sie doch stets den selben Grundcharakter. Sic erinnern in ihrer vier eckigen, häufig sebr geschmackvoll ausgestattetcn Einfach beit an die englische Cottage. Wegen -cs überaus lanqe anhaltenden un- heißen Sommers sind sie stets nut großen offenen Veranden versehen, auf denen die ameri kanische Familie an -en schönen, lauen Abenden sitzt. Das ist ein regelmäßiges Vergnügen jedes Abends! In -en unteren Stockwerken sind die Wohnräume gelegen, währen- das obere von den Schlafzimmern ein genommen wird. Die Zimmer sind ziemlich klein und in ihrer Einrichtung meist sehr überladen. Dabet muß jedoch bemerkt werden, daß viele -er Möbel, die in sinter-Ausgabe 1904/05. lleckrlNLbiich für MitteMeutschlantl Rechtzeitig am s. Oktober gelangt die Winter - Ausgabe unseres Verkehrsbnches für Anttel-eutsehlan- mit dem als 2. Teil beigefügten Aleinen Leipziger Aöretzbnch zur Ausgabe. Damit bieten wir dein leipziger Publikum .in äußerst wichtiges Handbuch für den täglichen Verkehr, das sich durch seine Handlichkeit und seinen wertvollen Inhalt bereits beim großen Publikum unentbehrlich gemacht hat. 2Nit unserem Aleinen Leipziger Adreßbuch haben wir ein Laschen - Adreszbuch für -en Privatmann geschaffen, wodurch sich dieser un Bedarfsfälle über die Adressen, Sprechzeiten usw. der Be hörden, Aerzte usw. orientieren kann oder auch in der Lage ist, rasch eine Adresse oder eine Bezugsquelle für -en beabsichtigten Einkauf ausfindig zu machen. - Inserate - in unserem Verkehrsbuche für Mitteldeutschland werden deshalb auch bei jedesmaliger Benutzung des Buches gelesen und haben zweifellos besten Erfolg, da sie täglich und zwar mindestens 7 Monate lang Tausenden und Abertausende« in die Augen fallen. Schlutz -er Inseraten-Annahme ist Donnerstag, den 22. September, für Inserate im Tert, Sonnabend, den 24. September, für Inserate im Anhang. Mir bitten, uns daher Inserate sowie Anträge zur Auf nahme in das kleine leipziger Adreszbuch 1yo4/O5 sofort zukommen zu lassen. Auf Wunsch erfolgt der Besuch eines unserer Vertreter. E. Polz, Verlag. Europa Eigentum -es Mieters sinü un- -ie er von einer Wohnung zur anderen initninnnt, hier zum Haufe ge hören. Vor alleni Kronen, Spiegel un- Waschtische. Die letzteren find stets mit 'laufendem Wasser versehen und ebenso wie die Badestuben, die hier eine viel größere Rolle spielen als bei uns, mit besonderer Sorgfalt aus gestattet. Auch schleppt man nicht große, ungefüge Schränke beim Umzuge mit sich, sondern fast jedes Zim mer hat tiefe, geräumige in -ie Wan-» elngalasiene Spin-en. Auch die Art der Wasscrheizung und -es stets zur Verfügung stehenden warmen Wassers ist nach ahmenswert. Die deutsche Möbelindustrie hat auf -er Weltaus stellung einen vollen und unbestrittenen Erfolg gehabt. Die Amerikaner erkennen mit staunenden Augen, -aß man sich auch individuell einrichten kann. Davon ist bis jetzt in ihren Häusern noch nicht viel zu spüren. Hier gilt nur der Bequcmlichkeitsstil. Möglichst prak tische bequeme Möbel zu bauen ist das Ziel. Jedes Haus stebt im Zeichen -es Schaukelstuhls und der großen, nnendlichen, tiefen und behaglichen Lederstühle In -er amerikanischen Möbclabteilung der Weitaus stellung sind wiederum unzählige neue Abarten von ihnen zu sehen. Die vereinigten Möbelfabriken von Grand Rapids, -ie größten der Welt, haben einige kom plette Zimmer ausgestellt. In ihnen trifft man die für jedes Zimmer charakteristischen Möbel, nämlich -en Schaukclstuhl, den Loderfauteuil, eine Glasservantc, die das ganze Besitztum des Hausstandes an Glaswarcn handlich birgt, und ein mechanisches Musikinstru ¬ ment. Fast in jedem Hause befindet sich so ein Marter werkzeug. Der Amerikaner ist ein großer Verehrer der Vcr-auungsmusik und Spieluhr und Pianola sind seine unzertrennlichen Hausgenossen. Merkwürdig unpraktisch ist -er sonst so praktische Amerikaner in der wichtigen Frage des Fensterver schlusscs. Die hier gebräuchlichen Fenster öffnen sich nicht seitlich mit großen Flügeln, sondern sie bestehen aus Mei an Seilen laufenden Rahmen, -ie sich nach oben bezw. nach unten übereinanderschieben lassen. Tas bedingt also, daß man immer nur die eine Hälfte des Fensters dem Zutritt frischer Luft erschließen rann, während die andere durch -ie über einander geschobenen Scheiben eingenommen wird. Auch das Reinigen -er oberen Teile bietcr natürlich große Schwierigkeiten. Es unterliegt keinem Zweifel, -aß die bei uns übliche Einrich tung der Flügelfenster gerade für heiße Länder, in denen der Mensch viel mehr Luftzufuhr braucht, weit au» praktischer ist. Aber der Amerikaner lernt grundsätzlich nicht von anderen Völkern, sondern will sich all» nach feinem eigenen Kopf, schaffen. Nur so ist die „Erfindung" zu erklären, die in -er Weitaus- stellung mit großem Pathos vorgefllhrt wird. Sie be steht aus einem höchst komplizierten und verwickelten MeäianiSinus, -er es ermöglicht, die Fenster seit ¬ lich zu öffnen. Hätte dieser geniale Erfinder nur ein mal seinen Fuß auf europäischen Boden gesetzt, so wüßte er, -aß man dieses Ideal sehr leicht durch einfache Fensterangeln erreichen könnte. Aber der Amerikaner wird -och nicht etwa von der rückständigen alten Welt lernen! Lieber baut er Maschinen, -ie an jenen be rühmten Polacken erinnern, der sein linkes Ohr nur so erreichen konnte, daß er mit -er rechten Hand über den Kopf griff. Wenn es hier in heißen Sommernächten in den Zim mern hänfig fast unerträglich ist, so tragen daran znm guten Teile die ungenügenden Fenstereinrichtungen die Schuld. Diese Erkenntnis veranlaßt denn auch viele Leute, fensterlose Quartiere zu beziehen und in den so« genannten „Cottage-Cities" — umfangreichen Zelt städten — Wohnungen zn beziehen. Rund um die Ausstellung herum sind eine ganze Menge solcher Zelt städte entstanden, in denen man für einen Dollar pro Nacht schlafen kann. Das Zelt enthält natürlich nur -ie notwendigsten Möbel, also Feldbett, Waschtisch, Kleiderschrank, Tisch und Stuhl; es bietet entschieden der kühlen Nachtluft mehr Zutritt als die kleinen Feilster der Häuser. Noch praktischer ist es allerdings, sich selbst ein sol ches Zelt anzuschaffen und auf irgend einer Wiese auf- znbaucn. Das ist hier vielfach Sitte und auf vielen, häufig im besten Teile der Stadt gelegenen freien Plätzen siebt man solche „eumpingp,". Man wohnt dort so lange, bis -er rechtmäßige Besitzer einen fortweist. Tann nimmt man seine sieben Sacken auf den Rücken und zieht nach der nächsten Wisse, wo man ruhig bleibt, und abivartet, ob der neue Wirt ebenso ungastlich ist. Dennoch will ich nicht etwa deutschen Besuchern -er Weltausstellung geraten haben, sich auf derartige Wohn verhältnisse einzurichten. Tenn an die bei solchen Ge legenheiten nicht seltenen Exmissionen mit dem Revolver muß man schließlich doch gewöhnt sein. veutrcder Nalurfsrrcher- «i«! Aerrirtag. Breslau, 20. September. Den Vorsitz in der Abteilung für Anatomie und Physiologie führte Prof. Or. s EHnrr aus Wien und in seiner Vertretung Prof. vr. Franz Nähmann (BrrSlau). Prof. Or. O. -agimannau» Bonn-Popvalttorf wrach über „D a s R e s p i r a t i o n s k a l o r i m c t e r" seines Institut». Er bemerkte, daß er, da der mit einem kosteiiauswande von 130 000 Zk erbaute Apparat erst feit kurzer -feit besiehe, noch keine Resultate anfuhren könne, sondern sich mir einer Be schreibung des Respirativnskalorimeters begnügen müsse. Bis- her sind nur Versuche an Tieren gemacht worden, doch ,vir- das Arbeitsprogramm demnächst aus den Mensck)en ausgedehnt und die berzchiedenen Arten des Fiebers studiert werden. Auf Fragen des Pros. v. Kries (Freiburg i. Br.) »,ab der Redner weitere Auskunft über die Einrichtung des Apparates. Prof Digm. Exner «Wien) hielt, wie wir der „Schles. Ztg." entnehmen, einen interessanten Vortrag über „Plötz liche Fa r b e n v c r ä nd c r u n g e n der normalen menschlichen Iris". Nachdem er an seinem eigenen Kinde eine Farbcnveränderung der Iris bei kontrahierter Pu pille bemerkt, veranlaßte er eine Wiener Volksschullehrerin, die zugleich siuä. mell., zur Untersuchung von Schulkindern. Die Erscheinung wurde bei diesen wie auch den normalen Augen Erwach>ener seugestellr. Die Veränderung besteht im wesent lichen darin, da,; die Iris weniger gesättigt erscheint-, so daß voll braune Augen lichtbraun, blaue Augen Heller werden, und erklärt sich daraus, daß bei komraklion der Pupille eine Ver schiebung und Auszerrung des Pigments slattfindct, so daß dieses nx-niger stark wirkt und daß die Fasern der Iris doppel- breäxnd wirken. Dr. A. Noll auS Jena hielt daraus einen Vorrrag „Hu. Hist ologieder ruhen de nundtätigen Fundus drüsen des Magens", in weläp-m er die Ergebnisse seiner mit Or. Sokolow aus Petersburg gemachten, durch die Arbeiten von Paiuclow angeregten Untersuchungen darlegte. Privatdozent vr. Fuchs aus Erlangen berichtete über feine „Experimentellen Untersuchungen über die Totenstarre" unter Vorführung von ihm aufgcnom. mcner isotonischcr Kurven, die sich wesentlich von den gewöhn lichen Kontraktionskurven unterscheiden. Maßgebend ist das Verhalten der weißen und roten Muskelfasern. Ter Redner hat Vcrsuclw an Kaltblütern, an Fröschen, wie auch an Lauge ticren gemacht und sestgeslellt, daß Zirkulationsstörungen und Rückeiimarksverletzung die Totenstarre beschleunigen, sowie daß die vorderen Extremitäten vor den Hinteren erstarren. Das Herz ist der erste Muskel, der totcnstarr wird, 45 Minute» nach dem Tode; das Abslcrben des Zentralorgans hat auch die gleich zeitige Starre der von ihm innervicrtcn Muskeln zur Folge. An der sich anschließenden Diskussion beteiligten sich Prof. Hering und Prof. Nagel. Prof. Schulz aus Jena sprach über die „Histologie der säurcdrüse von pleurobranclrsea erstellt, einer Nacktschneckc aus der Klasse der Himerkiemcr, Dozent Ad. Holles aus Wien über „Beiträge zur Kenntnis der Blut fermente". Redner konstatiert einen Zusammenhang zwischen dem katalasangchalt und den Oxydalionsvorgängen im Körper und wies aus die medizinische Bedeurung dieser Tatsache hin. Der nun folgende Vortrag von Prof. Or. Hürth le (Breslau) über „Den gegenwärtigen Stand und die Probleme der Lehre vom Blut kreislauf" hatte so viele neue Zuhörer angezogen, daß der Sitzungsranm kaum ausrcichte. Redner legte in seinem über- aus anregenden Vortrage dar waZ seit Harvey in der Lehre vom Blutkreislauf Dauerndes geleistet worden und was jetzt now zu run sei. Man hat Bahn und Richtung des Blutstroms fest- gestellt und das Herz als Ursache der Bewegung erkannt. Es blieb aber als Aufgabe die drei wirksamen Kräfte: die Strö mung und ihre Geschwindigkeit, die Widerstände gegen die Strömung und die Kraft, weiche diese besitzt, nach einheitlichen Maßen zu messen und ihren gesetzmäßigen Zusammenhang scstzusrellen lieber den arteriellen Blutdruck sowie über die Geschwindigkeit der Strömung besitzen wir ausreichende Kennt nis, dagegen ist noch der Widerstand und der gesetzmäßige Zu- sammcnhang zwischen den drei Kräften zu bestimmen. Der äußere Widerstand ist der direkten Messung nicht zugänglich, dagegen der innere Widerstand meßbar. Bei Tieren wurde festgcsrellt, daß die Miscosilät des Blutes 4 bis 6 mal so groß wie die des destillierten Wassers ist. Da der Druck und der innere Widerstand sich messen lassen, ist der äußere berechenbar. Man kann den Widerstand eines Organs durch eine Röhre dar stellen und durch Ausdehnung auf alle Organe erhält man ein Schema von Capillarröhren, die auantirativ alle Vorgänge des Blutkreislaufs repräsentieren. Das Gesetz, nach welchem die Geschwindigkeit proporrional dem Drucke ist, hat, wie Hürthle durch Erpcrimente nachgewiecsn, keine Geltung für den Blut kreislauf. Damit wird dessen Bild sehr kompliziert. Zum Schluß erörterte Redner die Aussichten, die für eine Mcstung des Verhältnisses von Druck, (istsckiwindigkeit und Widerstand im Blutkreisläufe bei dem lebenden Mensckien vorhanden sind, indem er daraus hinwies, daß cs darauf ankomme, die Wind kcsselwirkung der Aorta am toten und am lebenden Menschen zu messen. Tic Abteilung „Geschichte der Medizin und Naturwisscn- sctiaften" hält ihre Siynngcn im Pharmakologischen Inslirut der Universität ab. Dienstag vormittag hielt zuerst Herr Schim meld usch aus Hochdahl in der Rheinprovinz einen allgemein interessanten Vortrag über Medizinisches und Naturwissenschaftliches in Goethes „Faust". An einer llnzahl von Zirierungen aus dem Werke zeigte der Vortragende, wie sich überall der naturwissenschaftliclic Fader, verfolgen läßt, wie sich an allen Enden Goethe als dichtende» Naturforscher und als naturforschender Dichter offenbar!. Wenn auch Faust alle Wissenschaften studiert hat, so dominieren doch Philowphic und Medizin, und cs treten uns viele Momente entgegen, aus denen man schließen kann, daß Faust ein Arzt sein soll. Wie auf dem Spaziergänge die Bauern ihn als Helfer in der Krankheit begrüßen, wie Mephisto, als er in Fausts BLaske die Schüler empfängt, medizinische Bilder anwcndei, das Bild vom (Geburtshelfer, Gesetz und Rechte mit einer iiw fortcrbendcn Krankheit vergleicht, vom Gift der Theologie spricht, sälcinen Belege dafür zu sein. Wenn er dann von dei Medizin mit beißendem Spott spricht, so scklcint sich auch Ver achtung gegen die Wissenscklast darin zn zeigen. Es ist aber lu bedenken, daß er kurz vorher „des trockenen Tones nun satt ist und wieder recht den Teufel spielen will". Auch die suggestive Behandlung der Heilkunst ist im Faust berührt. Erinnert docb die Einschläferung Fausts durch die Geister in allen Einzelheiten daran. Auch die Scene in Auerbachs Keller könnte man in ge wisscr Hinsicht dafür in Anspruch nehmen, n»ennalcich es sich dort auch nur um tenftiststeS Zauberspiel zu l>anvcln brauclu Wie Goethe Naiurforsck>cr war und blicb, läßi sich Schritt auf Schritt verfolgen, wie er das charakteristische Wesen dcS Hun des wicdergibt, in dem Lied vom großen Floh, von der ver gifteten Ratre mw. In die Mathematik spielt das Hexencin maleins über, das man vielfach für vollkommenen Unsinn er klärt hat, und doch sei cs nickst io schwcr, in den Sinn ein zudringcn, wenn man das folgende beachtet. Die Zahl drei spielt dabei die Hauptrolle. Tas ganze Stück sei eine tcuf- lisckie Verspottung der Gottheit, der Trinität. AuS 1 mach io, aus dem einigen Gott die zehn Gebote. 2 laß gehen, denn Gott Vater und Sohu kommen in der drei noch einmal als Vater, Lohn und hl. Geist vor. 0 ist 1, ist leicht verständlich da 1—3 Gottheit gleich Trinität, also 3 mal 3 gleich 1 mal 1 ist. Unlerrichtswesen. Reservisten seien hierdurch aus die jetzt täglich im kaufmännischen Unterricht«, und rpracheninstitut Tack» - Neuhaus, Leipzig, Windmühlenstraßr 22. I. beginnenden KontoraiiSbildungSkurs« aus. merksam gemacht. Die Kurst umfassen sämtliche Kontorwissrn- schasten, Stenographie, Maschinenschreiben und Sprachen. Di» Unterrichtshonorare sind äußerst mäßige. Auch werden durch -en unentgeltlichen Stellennachweis vom Institut befähigte Schiller plaziert. Anmeldungen werden jetzt entgegengenomm««. Lehr- und Versuchsanstalt für vraner in München Privatinftitut von Ur. lormrnS. Der nächste viermonatliche Hauptlehrkursu« beginnt am 2. November. Zur Aufnahme genügt neben gründlicher praktischer Ausbildung gute BolkSschulbildung.
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