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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040916016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904091601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904091601
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-16
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Morgen-Ausgabe 1904. MMcr.TWMM Anzeiger e. 98. Jahrgang. Nr. 473 Freitag den 16. September 1904. 655 psorinl ML ! «vUxir t>«utixsr 4.— i41L5 10 >.25 ,25 ,50 ltl«» ^L>0 >L0 bmlot«. c 25 0. e. 0. 25 25 50 Annahmeschluß für Anjetgen r Abend-Au-gabr: vormittags 10 Uhr. Morgra-Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr. — 1b ..-So- ».4016, IOO.ZO tvs° sich ein gut Teil Resignation mischen, aber es ist doch immerhin die Empfindung der Beruhigung da, und das ist doch auch schon etwas wert. Swjatopolk wird als offe ner, ehrlicher Charakter geschildert, und gerade dieser Zug wird mit sichtlicher Befriedigung da konstatiert, wo man die innere Verlogenheit des Plehweschen Systems aus nächster Nähe beobachtet hat und ihre Früchte heranreifen sehen konnte. Der Umstand, daß in den sechs Wochen, welche seit der Ermordung Plehwes vergangen sind, zum mindesten zwölf Namen als Kandidaten für das Porte feuille des Ministers des Innern genannt worden sind, zeigt, wie schwer die Entscheidung den maßgebenden Fak toren geworden ist, und wie verschiedener Ansicht man selbst in unterrichteten Kreisen über den Ausgang des tollen Intrigenspieles war, das sofort nach dem Eintritt der Vakanz eingesetzt hatte. Nun ist der Gouverneur von Wilna Plehwes Erbe geworden. Das russische Volk er hofft von ihm keine rettende Tat, keine jähe Befreiung von dem lastenden Druck, aber es erwartet, und mit ihm hofft es das Rußland freundliche Europa, daß Berechtig- leit, eine gewisse weise Toleranz und ein humanes Em pfinden einziehen werden in den stolzen Palast, in dem die Fäden der russischen Verwaltung zusammenlaufen, in dem über das Schicksal von Millionen und Abermil- lionen treuer Untertanen des Zaren entschieden wird. Mit einem Hoch auf den Zaren ist die tapfere Mannschaft so manchen guten Schiffes in den Tod gegangen, opfer freudige Begeisterung hat den Russen dis heute Port Arthur erhalten, und zähe Treue hat verhindert, daß Liaujang zum Sedan der Mantschrei-Armee wurde. Das Volk, das solche Söhne geboren hat, ist zu gut für die Knute einer machttruukenen Bureaukratic, das scheint man auch in Petersburg allmählich zu begreifen, man beginnt einzusehen, daß solch heldenmütig erfüllte Pflicht auch Rechte bedingt, die sich nicht ungestraft mißachten lassen. Möge Swjatopolk-Mirskis Amtszeit einen Ueder- gang bilden von den grausamen Mitteln der Pleliwe, Ssipjagin und Bobrikow zu einer Aera des Verstehens zwischen Herrschern und Beherrschten. tiker der Knute zu fürchten braucht, als welche ein Ssip jagin, ein Plehwe so furchtbar Schiffbruch gelitten Haden. Swjatopolk-Mirski ist ein strammer Absolutist. Nur ein solcher konnte ja auch als Gouverneur von Wilna in Frage kommen, nachdem dieser Distrikt der Schauplatz so wilder Exzesse gewesen war, daß ein liberaler Gouver neur die Verwirrung in den Köpfen nur noch hätte steigern können. Aber Swjatopolks Amtsführung unter- schied sich doch wesentlich von der seiner Vorgänger, wie die Tatsache beweisen kann, daß er sich in dem Gouverne ment ein gewisses Vertrauen erringen und die Ordnung daselbst herzustellen vermochte, auch ohne die Gewaltmaß- regcln, welche seine Vorgänger wohl allzu freigebig an gewandt hatten. Der neue Minister des Innern bringt eine reiche Erfahrung rm russischen Derwaltungswesen mit in sein hohes Amt. Und wenn er auch in den breiten Massen des russischen Volkes ebenso lvenig bekannt ist, wie dem europäischen. Westen, so sind doch seit der Mitteilung von seiner Ernennung eine ganze Reihe von Zügen fest gestellt worden, welche gar wohl die Grundlinien für ein Charakterbild deS neuen Mannes abzugeben vermögen. Danach scheint Fürst Swjatopolk vor allem kein reli- giöser Fanatiker zu sein, hat er es doch auch nicht, wie Plehwe, nötig, ein Renegatentum durch übergroße Be flissenheit vergessen zu machen. Es wird zwar behauptet, daß auch bei -er Ernennung dieses neuen Ministers der Einfluß der Kaiserin-Witwe uud Pobjedonoszews eine Rolle gespielt habe, aber selbst, wenn dem so sein sollte, so würde diese Tatsache heute nicht mehr das beweisen, was sie vielleicht noch vor einem Jahre bewiesen hätte. Es ist notorisch, daß man heute auch in den Kreisen des heiligen Synod nicht mehr jenen extremen Verwaltungs theorien huldigt, welche diesem Faktor eine so verhängnis volle Bedeutung für die innere Entwickelung Rußlands während der letzten 20 Jahre verschafft haben. Mögen auch gerade hier die grausigen Eruptionen innerer Gärung nicht den Effekt gezeitigt haben, welchen dir Attentäter erhofften, mag es, mit anderen Worten, nicht Furcht sein, welche die Reaktionäre bestimmt, etwas vor sichtiger zu Werke zu gehen, so sind sie dafür Loch sicher lich nicht unempfänglich gewesen, einerseits für die allge meinen Symptome schwer rollender Unterströmungcn, anderseits für die Lehren des mantschurisck)en Feldzuges. Fürst Obolenski hat sich zwar seit seiner Ernennung zum Nachfolger Bobrikows schwerlich so völlig gemausert, daß dieser brutale Repräsentant der Unterdrückung zum Be glücker der finnischen Kulturnation werden könnte. Aber offensichtlich denkt er doch nicht daran, in Helsingfors nach denselben Maximen vorzugehcn, wie in Charkow; es ist vielmehr unverkennbar, daß man, unter Festhaltung an dem Bestreben einer völligen Russifizierung, doch ein ge wisses Verständnis für die Berechtigung nationaler For- derungen der Finländer zu zeigen sich bemüht. Kurz vor der Ermordung Plehwes soll Pobjedonoszcw in einer Beratung, an welcher der Zar teilgenommcn, für eine in ihren Mitteln gemäßigtere Finncn-Politik wie für eine Eindämmung der Polizeiwillkür im innern Ruß land sich eingesetzt haben. Es wird sogar behauptet, daß Herr von Plehwe, als er auf der Fahrt nach dem Bahnhof der Bornbe des Attentäters zum Opfer fiel, in seiner Aktenmappe das Material gehabt habe, welches der Zar auf Grund jenes Pobjedonoszewschen Vortrages einge- fordert, um die Möglichkeit der Durchführung eines humaneren Regiments selbst zu prüfen. Was an solchen Erzählungen wahr ist, mag dahingestellt bleiben. Daß aber das Volk sich derartiges zuflüstcrtc, ist an sich schon charakteristisch genug, und jene Ahnungen erhielten eine gewisse Basis durch das Gnaden-Manifest des Zaren an läßlich der Geburt des Thronfolgers und die Revision der Judengesetzc, Kundgebungen, in denen sich zwar keinerlei Neigung zu Konzessionen an die Liberalen, aber doch die Absicht manifestierte, den Bogen nicht allzu straff zu spannen. Man war offenbar auch in den reaktionärsten Kreisen zu der Einsicht gelangt, daß die Preisgabe kultur. widriger physischer Mittel noch keineswegs -kn Verzicht auf LaS kleinste Teilchen des absolutistischen Prinzipien- Komplexes bedinge. Wer feine Ansprüche nicht allzu hoch geschraubt harte in Rußland, wer sich darüber klar war, daß eine innere Wandlung Geduld, Geduld und wieder Geduld fordere, wer sich zu bescheiden wußte, wer geneigt war, auch in kleinen Fortschritten schon einen Erfolg zu erkennen, der durfte sich solcher schüchternen Strahlen freuen, der darf heute auch die Ernennung Swjatopolk-Mirskis zum Minister des Innern begrüßen. Freilich dieser Gouver neur von Wilna ist ein General, und auch in den schlimm sten Tagen der Reaktion hat man gerade dieses Porte feuille noch immer dem Civil Vorbehalten, aber nach dein „Civilisten" Plehwe konnte ein Militär das russische Volk nicht mehr schrecken, um so mehr, da es sich ja daran ge wöhnt hatte, daß ein General, zumal wenn er noch dem A75 A50 verwundeten Witbooi-Mann «Neffen des hatte. Allen Nachstellungen hat er sich rechtzeitiges Wechseln der Grenze zu entziehen A 565 c in?ror«^. !1b.— Amtsblatt -es Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Aolizeiamles der Htadt Leipzig. von bat seit feiner Abfahrt von Kamerun Anfang April ungefähr 2'/» Monate an der Küste Südwestafrikas geweilt. Nach dem Ausscheiden des „Wolf" befinden sich von Marine formationen nur das Marineexpeditionskorps unter Major von Glase napp und daS dem Kapitänleutnant Conne- mann unterstellte Landungskorps noch in Kriegszustand. Mitte November soll bekanntlich der jetzt der westasrrkanischen Station zugehörige große Kreuzer „ Vineta " in Lüderitz- buchl eintreffen. ver ssutttanö Ser Herero. Marine in, Schutzgebiet. Das Spezialschiff „Wolf" ist am 9. September Swakopmund nach Mofsamedes in See gegangen. Es !iso 110^25 L ;.50L. 11ZL0 c. do 160.-°. >.Z0 e. SM/1S04. SVS/1S04. oittf «U. e. °. c. °. c. °. °. 0. c. e. c. °. c. e. c. c. c. c. Vrtra-Vetla,en lgrsalzt), nur mit der Morgen-AuSaabe, ahn, Postbrfördrrung 80.—, mit Postbesvrderung 70.—. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Dir Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pol» in Leipzig (Inh. b>r. B., R. L W. Kltnkhardt). ver neue rurrircbe Minirter <ler Inner» Sechs Wochen sind es her, seit -er russische Minister -es Innern von Plehwe durch jenes schreckliche Attentat dahingerafft wurde, welches als ein neues Symptom für -en terroristischen Betätigungsdrang weiter Kreise -cs heutigen Rußland in der ganzen Kulturwelt Aufsehen und Besorgnis erregt hat. Herr von Plehwe war -as Opfer einer Politik der brutalen Gewalt geworden, deren unerhörte Mittel nicht nur die Masse zu wildem Haß gegen den rücksichtslosen Gewalthaber aufpcitschten, son dern auch die Grundpfeiler des Zarenreiches erschütterten. Hwei Männer waren es, auf die seit Beginn dieses Wahres die A^ >. jedes russischen Patrioten gerichtet waren: Kuropatkin und Plehwe. Beide lvaren mit einer gewaltigen Aufgabe betraut worden; in die Hände des einen hatte der Zar nach dem Tode Dsipjagins die innere Verwaltung des Riosenreiches gelegt und damit eine solche Fülle von Macht in einer einzigen Persönlichkeit vereinigt, wie daS in keinem anderen modernen Staatswesen heute mehr möglich wäre. Kuropatkin dagegen sollte nach außen hin das Ansehen Rußlands schirmen und womöglich mehren. Er sollte im Kampfe gegen die Japaner die Suprematie der weißen Rasse gegenüber der gelben end? gültig feststellen, in entscheidender Weise die innere Be rechtigung des Russentums dartun, vom Baltischen bis zum Japanischen Meere den Völkern zu gebieten. Plehwes Taktik galt allen ruhig denkenden Menschen in Rußland, und darüber hinaus allen liberal empfinden den Politikern des Westens, bereits für gescheitert, als Kuropatkin zum Oberkommaudanten der Mantschurei- Armee bevufen wurde. Nur wenige Wochen, nachdem Plehwe sein Schicksal erfüllt hatte, mußte mit Liaujang die stark befestigte Hauptstellung der russischen Streit- kräfte im fernen Osten geräumt werden. Zwei wichtige Positionen hat Rußland frcigeben müssen, die eine dem äußeren, die andere dem inneren Feind. Ein Zusmnmen- liang zwischen den Vorgängen an der mantschurischen Bahn und dem Verlaufe der Verhandlungen, die in Petersburg über die Neuvergebung des Portefeuilles des Innern gepflogen wurden, läßt sich nicht verkennen. Die Tapferen, welche im fernen Osten mit solchem Heldenmut ihr Leben ließen für Zar und Vaterland, haben nicht um- wnst geblutet. Ihr Heroismus hat eine neue Brücke ge schlagen zwischen dein russischen Volke und seinen Be- Herrschern. Nicht nur, daß selbst die rücksichtslosesten Ver treter des Plehweschen System« davor zurückschreckten, ätzendes Gift in die schrecklichen Wunden zu gießen, welche der Feldzug in den russischen Volkskörper gerissen, auch ein positives Moment zur Milderung der bisher geübten Methode konnte sich Geltung verschaffen. Die Helden des ostasiatifchen Krieges haben auch die eingefleischtesten Re- aktionäre mit einer gewissen Achtung erfüllt, vor jenem zähen Geist, vor jenem wilden Mut, der den schlichten Mann aus den« Volke zu einem so bewunderungswürdigen Verteidiger der nationalen Ehre werden ließ. Vielleicht auch hat man bei dieser Gelegenheit eingesehen, welche Riesenkräfte einer zum äußersten getriebenen inneren Opposition gegebenenfalls zur Verfügung stehen könnten. Naturgemäß ging es nicht an, gerade in so unnormal schweren Zeiten, wie sie Rußland heute durchlebt, auch noch einen völligen Wechsel des Systems der inneren Ver- ivaltung vorzunehmen. Aber aus den Kräften, welche sich für di« Fortsetzung der extremen Politik eines Plehwe einsetzten und denen, welche weitgehende Freiheit für die größeren Massen verlangten, hat man eine Resultante zu finden versucht in einer Persönlichkeit, welche, unter straffer Festhaltung aller absolutistischen Prinzipien, mil dere Methoden für möglich hält, und als eine solche Per- jönlichkeit bot sich Fürst Swjatopolk-MirSki dar. Hier aus ergibt sich schon, daß man den neuen Mann nicht etwa I hohen Adel angehört, in Rußland eben alles können müsse, als vielversprechenden Reformator begrüßen darf, daß I In die Beruhigung, welche man über die Berufung man aber anderseits in ihm auch nicht einen jener Fana- Swjatopolks zum Nachfolger Plehwes empfindet, mag °. v. °. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (»gespalten) 75 -H, nach den Familirunach- richtrn <6 gespalten) KO -H- Tabellarischer und Niffernlatz entsprechend Hüber. — Gebühren für Nachweisungen und Offertrnannahm» Lü »«tzatttan »X GMetztttuu 1Ü3 Fernsprecher 222 Joyauats-aff« 8. Filiale rpedt klonen r Alfred Haha, Buchhandlg, UniversitäUstr.» kFernspr. Nr. »04«), L. Lösch«, Katharinen- straß« 1» (Fernsprecher Nr. 293k) u. Königs platz 7 (Fernsprecher Nr. 7KOK). Haupt-SUtnle Dresden Marienstrahe 34 (Fernsprecher Amt l Nr. 1713). Hautzt-Kiltale v erlitt: rarlDnncker, Htrzgt.Bayr.Hofbuckbandla„ Lüdowstrah« lOtFermvreckerAmtVl Nr.4603). N ng °. 42b e. 765 °. 845 6- 025 020 e. 510 ü. 7Z0V 650 e. e. c. ü. ü. L. c. L. ». Itt«!-Vm<ttn<tt. NeIi.UK. veulscber Neicd. * Leipzig, 15. September. Der „kirchliche" Kall Hammerstein. Die „Allg. Evang.- Luth. Kirchenztg." kommt in ihrer heute ausgegebenen Nummer auch auf den Fall Hammerstein zu sprechen. Man darf mit Recht erstaunt fragen, was diese Angelegen heit unter der Wochenschau der „Kirchlichen Nachrichten" zu suchen hat, aber schließlich hat jede Zeitung daS Recht, zu rubrizieren wie sie will. Nur darf man verlangen, daß nicht zur Rechtfertigung der (Überschrift aus einem Beinbruch ein politisches und aus dem politischen Fall Hammer stein ein kirchliches Ereignis gemacht wird, wie das in der Luthardtschcn Zeitung geschieht. DaS Blatt schreibt: Nun soll der „Fall Hammerstein" an die Reihe kommen, d. h. der Minister des Innern ist in den Augen der Gegner eben falls „reif", weil er Herrn v. Mirbach bei dessen Be- mühunqen um die Ausschmückung der Kaiser Wilhelm- Gedächtniskirche amtliche Unterstützung habe zuteil werden lassen. Die Tatsache ist, wie wir genau wissen, richtig, und wir wollen nicht behaupten, daß der Minister in der Forni korrekt gehandelt bade. Ebensowenig aber können wir zugeben, daß er sich durch diese Ueberschreitung seiner Befugnisse der Vertrauensstellung unwürdig gemacht, die er bisher bekleidet, und deshalb nicht länger Minister bleiben dürfe. Mit nichten, verehrte Kirchenzeitung. ES handelt sich nicht im geringsten darum, daß der Minister den Mirback- schen Bemühungen Unterstützung hat zu teil werden lassen, sondern daß er diese von uns festgestellte Unterstützung im Land tage verschwiegen hat. Eine kirchliche Seite Hal die Sacke bisher gar nicht gehabt. Es blieb vielmehr der Luthardl- schen Kirchenzeitung Vorbehalten, in der Handlungsweise des Ministers eine „Ueberschreitung seiner Befugnisse" zu erblicken. Diese Frage ist, wie wir ausdrücklich konsta tieren, noch von keiner Tageszeitung angeschnitten worden, weil sie auch tatsächlich von untergeordneter Bedeutung ist. Neben- beisind wir übrigens derZeitung dankbar, daß auch sie daS Brief schreiben des Ministers für eine amtliche Tätigkeit hält, was nun freilich dem Minister nicht sehr angenehm sein wird. Noch dankbarer wären wir natürlich der Kirchen zeitung gewesen, wenn sie unsere Mitteilung über den Hammer- steinschen Briefwechsel damals bestätigt hätte, als diese Tat sache nock bezweifelt wurde. Heute zu schreiben „wie wir genau wissen", scheint uns selbst für eine Wochenschrift ein ganz klein wenig post kvstum zu kommen. Dtef« Rümmer kostet » /h tN? auf all«» Bahnhöfen und III I b«t d«n Aeitungs-Berkäuferv Berlin, 1k. Septemoer. * Der Kaiser i« Manöver. Ueber den Verlauf des letzten Manövertages (Donnerstag) wird gemeldet: Das rote Korps hatte eine feste Stellung in der Nabe von Greves- wühlen eingenommen, verstärkt durch eine gelandete Infanterie- Brigade und ein MarinelandungSkorpS. Im Rücken lag im Wohlenberger Wiek die rote Flotte. Der Kaiser führte da« rote (9.) Korps. DaS Gardekorp« machte einen Angriff, wurde aber durch da« Geschützfeuer deS 9. Korps, an dem sich auch tue Flotte beteiligte, stark geschwächt, worauf Rot zum An- griff vorging. Um 11 Ubr 30 Min. schlossen die Manöver. Der Kaiser hielt Kritik ab. — Der Kaiser kehrte um 3» , Uhr nachmittags aus dem Manöver nach Grevesmühlen zurück und reiste um 6'/, Ubr von Schwerin nach Cadinen ab. Zur Verabschiedung waren auf dem Bahnhofe u. a. der Großherzog und der Kronprinz anwesend. Bei der Abfahrt wurden dem Kaiser lebhafte Huldigungen dargebracht. * Tan- uns Nachtarbeit i» Otfentzahndienfte unterzieht der bayrische Eisenbabnexpeditor Zembifck-Nürnderg in der , „Freistatt" vom Standpunkte de« Praktiker« aus einer be achtenswerten Erörterung; er fordert wie alle, die den Eisen- bahndienst in der Praxi« studiert haben, Diensteinteilung nach hygienischen statt ww bisher nach arithmclychca Gesichl»- so Bezugs-Preis t> der hauptirpeditton oder deren Ausgabe stelle» a» geholt: vierteljährliches-, bet zweimaliger täglicher Zustellung tu» Hans ^l Ü.7Ü. Durch di« Pos, bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteliähruch ^l 4.K0, für Moreuga. Aus der soeben eingetroffenen „Deutsch-Südwestafrika- niscken Ztg." erfährt man zum ersten Male Einzelheiten über die Persönlichkeit des Rebellenfübrers, der im Südosten der Kolonie an der Spitze einer Hottentotten-Bande sein Un wesen treibt und jüngst der Abteilung Stempel zwischen den Großen KaraSbergen und der Grenze des Betschuanenlandes ein Gefecht geliefert hat, das uns drei Tote und zwei Ver wundete gekostet hat. Morenga ist ein vom Bondelzwart-Ausstand her geächteter Herero-Bastard. Er hat Ende Juli an der Stütze von zwölf Mann neun auf einer Farm zusammenwohnenden Ansiedlern, meist Buren, Gewehre und Munition abgenommen. Aus welchem Grunde die Ansiedler (neun gegen zwölf) keinen Versuch zur Gegenwehr gemacht haben, ist nicht aufgeklärt. Gegenmaßnahmen sind eingeleitet, soweit dies mit den landesunkundigen und noch nicht genügend organisierten neuen Truppen im Süden möglich gewesen ist. Tie alten Teile der Truppen bilden die Stationsbesatzungen oder sind zur Grenzabsperrung nach dem Osten kommandiert. Dagegen sind landeskundige Freiwillige zum Eintritt in die Truppe auf- gefordert. Auf den Kopf Morcngaö ist seit dem Bondelzwart»- Aufstand« ein Preis von tausend Mark gesetzt. Morenga ist nach jenem Aufstande alS Mörder erklärt und geächtet worden, weil er einen waffenlosen Kapitäns) erschaffen indessen stets durch gewußt. Flotte nehmen soll. Zur Absendung eine« Kurier« mit ver siegelten Befehlen nach Lissabon ist noch acht Tage Zeit, und wenn der Flotte alsdann der Kur« durch da« Mittel meer und den Suezkanal vorgeschrieben wird, so sind noch weitere fünf Tage Zeit für Entsendung deS Kuriers Uber Odessa-Konstantinopel nach Suez vorhanden. Die Ent scheidung wird jedenfalls von den inzwischen auf dem Kriegsschauplatz und bei Port Arthur eintretenden Ereig nissen abhängen. UebrigenS soll auch daS in San Francisco eingetroffene russische Transportschiff „Lena" den Auftrag haben, an der norbameritanischen Küste Befehle für die Flotte zu erwarten, welches dem Admiral RostschenSky nach Ostindien zu überbringen hätte. Vie Frage der Ariegrkeutrebau-e. Einem Petersburger Drabtberichte zufolge fand am Mittwoch in Peterhof ein außerordentlicher Ministerrat unter Vorsitz des Kaisers statt, der sich mit der Frage beschäftigte, welche Artikel als KriegSkontrebande zu betrachten und zu beschlagnahmen sind, auch wenn sie an Privatpersonen adressiert sind. Es wurde entschieden, daß an Privatpersonen adressierte Kohlen und Lebensmittel fortan nicht be schlagnahmt werden dürfen. Dem Beschlagnehmenden liege der Nachweis ob, daß die Waren, deren er sich be mächtigt bat, direkt oder indirekt für den Feind be stimmt sind. Japaner fenern auf» Rate Aveuz? Der Korrespondent der „Birsewija Wjedomosti" in Tschisn telegraphiert seinem Blatte, daS russische Konsulat habe vom ersten Vertreter deS Roten Kreuzes in Port Arthur Balachoff die Mitteilung empfangen, in der er bitte, der Oeffentlichkeit Kenntnis von dem empörenden Verfahren der Japaner zu geben, die auf daS Personal des Roten Kreuzes schössen, auch wenn die Fahne des Roten Kreuzes an den Orten aufgepflanHt werde, wo daS Personal Verwundete zusammen trage. Viele Mitglieder des russischen Sanitätspersonals seien so gelötet. Das Vorgehen der Japaner erwecke um so mehr Erbitterung, als die Japaner selbst auf den Schlacht feldern Briefe zurückließeu mit der Bitte an die russischen Behörden, die unter den russischen Forts getöteten Japaner zu beerdigen. ver kurrirch-japanirGe Weg. j>ort Arthur. Au« Tfchifu wird dem „L-A." über London gemeldet: Ein am 10. ds. von Liaujang-Vorgebirge abgekommener Chinese berichtet, daß der an jenem Tage gemeldete Sturm auf Port Arthur nicht stattfand. Die russischen Soldaten leben von Schwarzbrot, sehr selten bekommen sie Suppe. Fleisch wird für die höchsten Offiziere reserviert. Die Japaner haben auf dem nördlichen Ufer der Tauben- Bucht ein große« Fort errichtet. In Port Arthur befinden sich 1k Hospitäler und über 40 Feldlamrette. Am 9. dS. fielen einige Granaten in die Stadt, eine Kirche wurde getroffen und ein Haus in Brand gesteckt. Reiseziel -er russischen Osiseesimtte. In amtlichen Kreisen Petersburg» wird versichert, daß Niemand Kenntnis davon hat, welches Ziel der Ostseesiotte vorgrschrieben ist, und daß wahrscheinlich der Zar selbst äugen- bticklrch noch nicht im Klaren darüber ist, welchen Weg die Var Mchtigrie vom Lage. * Stadtrat a. D. vr. W an geman «-Leipzig ist gestern auf der Jagd inSeifertShain infolge eines Schlaganfall« gestorben. (S. Leipz. Angel.) * Die Kaisermanöver schlossen gestern mit einem kombinierten Heeres- und Flottenangriff auf da« Gardekorp« (blau). (S. Dtsch. Reich.) * Der Nordpolfahrer Peary kündigte auf dem Geo- graphentag in New Aork seine nächste Nordpolfahrt bestimmt für den Sommer 1905 an; der Kiel de« neuen Polar- sckiffe« sei schon gelegt. (S. A. Aller Welt.) * Kaiser Franz Josef empfing gestern den rumänischen Ministerpräsidenten Sturdza in be sonderer Audienz. * Zum Ort de« nächsten Pressekongresses wurde Lüttich gewählt. (S. A. Aller Welt.)
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