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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190409255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-25
- Monat1904-09
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1904
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BezugS-Prers in der Dauvtexpeditton oder deren NuSgabe- slellen abgeholt: vtertrliährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellaag in» Hau« >4 3.75. Durch die Post bezogen Mr Deuljch. land u. Oesterreich virrtelsährtich ^l 4.50, für dir übrigen Länder laut ZeitunqspreiStisle. Diese Nummer kostet auf allen Bahnhöfen und III I bei den ZeitungS-Berkäusern I * «edakrton un» Expedition: 153 Fernsprecher 222 JohanniSgasse 8. Filtalexpedittonen: Alfred Hahn, Buchhandlg.,UniversitStsstr.S iFernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen- straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. Königs- , platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden. Marienstrahe 34(Fernsprechrr Amt INr. 1713). Haupt-Filiale Berlin. * CarlDnn ck er, Herzgt.Bayr.Hosbuchbandlg., Lützowslraßr 10(FernsprecherAmt Vl Nr.4603). MpMer TaAMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene PenrzeUe 28 Reklamen unter dem RrdaktionSstrich (4gespalten) 75 nach den Famtliennach- richtrn >6 gespalten) KO Tabellarischer und tttsfernsay entsprechen» höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahmr 25 Nnnahmefchlutz für Nuzetgeu. Ab«ad-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-AllSgabe: nachmittag- 4 Uhr. Extra-Vetlage« (gefalzt), »ar mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bi- abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. I)r. B„ R. L W. KliukhardtX 98. Jahrgang. Nr. 490. Sonntag den 2V September 1904. Var wichtigste vom Lage. * Bon einem Schwindler, der sich Graf von Wedell nannte, wurde ein Leipziger Bankhaus gestern um Wertpapiere in Höbe von 24 000 betrogen. (S. Leipz. Angel.) * Dem deutschen Generalkonsulat in New York sind Drohbriefe gegen Kaiser Wilhelm zugegangen, vermutlich von Anarchisten. * Der sozialdemokratische Parteitag in Bremen wurde gestern geschlossen. Als Ort des nächsten Partei tage- wurde Jena bestimmt. * „Bon gut unterrichteter Seite" wird bestätigt, daß sich Chamberlain gänzlich ins Privatleben zurück» zu zieh en beabsichtigt. Mchenrckau. An der Bahre des Fürsten Herbert Bis marck stand am Beginn der Woche Nlldeutschland aus persönlichem Mitgefühl, in Achtung und in dem Be wußtsein, daß ein Mann abgetreten sei von der Arena, in der oft gestritten ivard über die Zukunft des neuen Deutschen Reich-?. Der ehemalige Staatssekretär des Reiches hat nicht immer dankbare Aufgaben zu lösen gehabt — man darf nur an den Lamoa-Pertrag denken, der das historische Kondominium der drei Mächte über die glückseligen Inseln brachte. Aber kein Zeitgenosse hat daran gedacht, dem damaligen Staats sekretär des Auswärtigen die Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, daß er nn letzten Grunde nur der Diplomat war, der die nicht immer erfreulichen Ideen eines ge bietenden Geistes in eine greifbare Form zu bringen hatte — unbekümmert darum, ob sein Tun und Lassen von dem Beifall oder Zischen einer Nation begleitet war. Wenn an einen Heimgegangenen als Maßstab seiner Würdigung die Forderung gestellt wird, ob er ein Mann gewesen oder nicht, so darf man diese allgemein mensch liche Prüfung an den Fürsten Herbert Bismarck sehr wohl stellen, denn er hat stets der Welt die Probe ge liefert, daß er von seiner Würde als Mann überzeugt und nie im Zweifel war, dieser Ueberzeugung einen Ausdruck zu verleihen — einerlei, ob er damit Anstoß nach unten oder oben erregte. Man kennt noch heute jene Scene auf dem Kasernenhofe der Gardedragoner, deren Uniform er sich bei Mars-la- Tour auf immer würdig gemacht —, in der von aller maßgebendster Stelle der Versuch gemacht wurde, nach der Demission des Fürsten Bismarck wenigstens den Staatssekretär Bismarck der Wilhelmstraßc zu er- halten — vergebens, ein paar Tage später entführte das Gespann auch den Grafen Herbert der Wilhelmstraße und damit dem Dienste des Reiches. Eine Zeit lang schien es, als ob Herbert Bismarck der kommende Mann sei, an die parlamentarische Tätigkeit des Fürsten knüpften sich allerlei vage Hoffnungen, aber Fürst Herbert sorgte selbst sehr bald dafür, daß diese Hoff- nungen in nichts zerrannen. Er zog das Leben des Grandseigneurs dem Wirken des Parlamentariers vor. Daß zwischen dem Hause Bismarck und dem Regime Caprivi keinerlei Frieden herrschen konnte, überraschte niemanden; der Urias-Brief des zweiten Kanzlers tat seine Schuldigkeit, so daß man es sehr wohl menschlich verstand, wenn das Tafeltuch zwischen dem Altreichs kanzler und seinem Nachfolger auf ewig zerschnitten ward. Mit „Onkel Chlodwig" war ein leidlicher Friede selbstverständlich, mit dem Grafen Bülow herrschte ein mockus vivencki, der den Unbefangenen von einem völligen Frieden hätte überzeugen können, wenn nicht Fürst Herbert sehr deutlich in einer Parallele zwischen dem Wirken seines Vaters und der Amtsführung Bülows von einem Reichskanzler „des Wortes und nicht der Tat" gesprochen hätte. Aber bei diesem Anlaufe varla- mentarischer Opposition ließ es Fürst Bismarck be wenden. In seinem privaten Leben zog es den ehe- maligen Staatssekretär, der so oft durch seine persönliche Einwirkung in London wichtige diplomatische Ent scheidungen herbeigeführt hatte, immer wieder nach London. Im Hause Lord Londonderrys und Rose berys war er ein häufiger und gern gesehener Gast. Ter Aufgabe seines Lebens, die Traditionen der Familie des Altreichskanzlers zu »vahren, ist er jedenfalls gerecht geworden, ob er dabei stets die Form fand, die der ver- ehrungsvollen Liebe einer ganzen Nation verständnis voll cntgegenkam, wollen wir hier nicht entscheiden. Wir legen unsere Palme nieder an der Bahre des Sohnes des Altreichskanzlers, der uns verchrungSwürdig war als Erbe des Namens, der dem gesamten deutschen Volke teuer ward. England hat in aller Stille seinen Tibetvcrtrag eingeheimst, und daß man darob an der Newa sebr erbost ist oder wenigstens so tut, ist sehr wohl verständlich. Tie gesamte Londoner Börsenwelt ist von dem neuen Ver trage, der vom „pree-ionn iin-tal«" spricht, aufs höchste entzückt, und in freudiger Erwartung der kommenden Tibetemissionen rch-'-t ff>*> kein Londoner, der ernsthaft genommen werden will, um die Konsequenzen dieses Ver trages, der sich den Teufel um den Dalai-Lama und die amtlichen Traditionen des Priesterstaatcs kümmert, sondern lediglich neue Spekulationswerte auf den Lon doner Markt werfen wird, und der der Welt den neuen Beweis dafür geliefert hat, daß England stets zur Zeit seinen Vorteil wahrzunehmen weiß. Freilich, Rußland macht ein grimmiges Gesicht dazu, aber dem Moskowiter bleibt nichts übrig, als die Faust im Sack zu ballen. — Lord Curzon bat die ostasiatischc Klemme des kreißen Zaren rechtzeitig und rücksichtslos ausgcnutzt, um in Tibet-die englische Superiorität sicher zu stellen. An geblich will China allerdings gegen diesen strategischen und diplomatischen Erfolg Englands Protest erheben — aber die Welt kennt zur Genüge den Wert dieser chinesi schen Proteste die sich sehr hübsch auf dem Papiere aus- nchnien, aber leider niemals einen Einfluß auf den Gang der internationalen Politik gewinnen. So gern China sonst dem Zaren eine Gefälligkeit erweist — man darf nur'an die Mantschurei denken —, so wenig dürfte der heutigen russischen Politik mit einem chinesischen Protest gedient sein. Man wird daher in Peking weiter pro testieren und intrigieren nach der Väter Weise, ohne daß eine Macht Europas davon sonderlich Notiz nimmt. Wenn aber ein solcher Protest darauf berechnet war, Japans Snmpatbien zu wecken, so ist der Zive.ck der Ilebung von vornherein verfehlt - Jovan betrachtet China schon heute als eine Domäne iestieS Kandels und seiner Politik, die es sich nicht streitig machen lassen möchte. Wenn daher China noch ein: Regung der Selbständigkeit ver spürt, so soll es diese gegen seinen nächsten Nachbarn und Rassegenosien mobil machen. Dieser ist durch seinen großen Sieg von Liauiong zwar der festen Zuversicht, daß mit einem Sieg über Rußland die dominierende Stellung der gelben Rasse, deren Vormacht Japan ist, in Ostasien gesichert sei, aber die allgemeine Stimmung Europas trotz der japanischen Siege sollte den Japanern schon heute eine Gewähr dafür sein, daß die europäischen Mächte rechtzeitig dafür Sorge tragen werden, daß die javanischen Bäume nicht in den Himmel wachsen. Was in Schimonoseki und Tscknm möglich (var, wird auch am Ende dieses mörderischen Krieges nicht ausgeschlossen sein. Sehr gleichgültig steht das nichtasiatischc Europa - - man darf diesen Ausdruck prägen — dem prunkvollen Schauspiel gegenüber, das sich Serbien, das sich schon so viel geleistet, gönnt; die diplomatischen Vertret« der europäischen Mächte tun dabei ihre Pflicht — ansonsten aber läßt cs Europa heute sehr kalt, ob der Scrbenkönig Peter seinem Haupte eine Krone aufsetzt oder nicht, zu dem umschweben die Manen Alexanders und Dragas den Konak zu Belgrad noch immer — „es riecht nach Mord und will sich nimmer geben". Weit wichtiger war der politischen Welt der Abschluß des ö st erreicht sch - italienischen Handels vertrages, an dessen Zustandekommen sich mancher lei Zweifel geknüpft batten. Man war in Italien eine Zeit lang verblendet genug, zu glauben, daß Oesterreich der nehmende Teil sei und daß eine kommerzielle Konven- tion mit Oesterreich-Ungarn eine gnädige Konzession Italiens sei. Glücklicherweise ist das offizielle Italien unter Giolitti von solchem Wahne noch nickst infiziert, und so hat in dem neuen Vertrag Italien äußerst günstige Ab. schlüssc erlangt — man braucht nur an die Weinklausel zu denken — das wird freilich die Italianissimi nicht hindern, fernerhin gegen Oesterreich und den Dreibund zu lärmen und mit Frankreich, dem gefährlichsten Konkurrenten Italiens, zu kokettieren, bis eines guten Tages Deutsch land und Oesterreich die Geduld verlieren und dem ge ehrten Alliierten jenseits der Alpen eindringlich zu Gc- müte führen, daß Italien nicht nur politisch, sondern auch finanziell sich lediglich auf Kosten des Dreibundes saniert hat. Das hat man aber in Nom anscheinend längst ver gessen. Merkwürdig ruhig bleibt cs im Reiche trotz des BremerSozialistentages. Das größte Inter esse erregte naturgemäß nach allen Ankündigungen noch das Ketzergericht über Schippe l. Und dann kam die noch ulkigere Geschichte mit Slldckum und der „Leipziger Volkszeitung". Ztvar der A n n a h m e der Derachtungsresolution ist da? Blatt noch rechtzeitig da durch entgangen, daß cs zu Kreuze gekrochen ist, aber die eine der Resolutionen ist doch rick notam genommen. Schade, daß es nicht die andere tvar, in der vom „rüden Ton" der „Volksztg." die Rede ist und dann gesagt wird: „Der Parteitag fordert die „Leipziger Volkszeitung" auf, sich für die Folge eines anständigen Tones gegenüber Parteigenossen zu de- fleißigen." Wohlverstanden „gegenüber Partei genossen", anderen Leuten gegenüber ist solcher Lurus nicht nötig. Das ist die Ansicht in Bremen. Mit der Billigung dieser Resolution hätten die sozialdemo kratischen Führer zügle ch auch ihr Innerstes offenbart und gezeigt, auf welche Kulturhöhe sie uns zu führen ge willt und fähig sind. Ob ein Rest von Scham oder die Fuchsschlauheit der anderen Resolution den Vorzug ge geben, wissen wir nicht zu sagen; aber auch diese flüch tige Entschleierung zeigt zur Genüge die Häßlichkeit des Antlitzes der „völkerbcfreienden" Genossen-schaft. k'. ver nirrizch-japanische sirieg. ssssrt Arthur. In Tokio glaubt man dem „B. T." zufolge nicht an eine baldige Uebergabe der Festung. Man scheint mit Bezug daraus zu einer sehr resignierten Auffassung gelangt zu sein, seitdem man weiß, daß die baltische Flotte nicht vor dem Frübjabr nächsten Jahres an der ostasiatischen Küste zu erwarten ist. Aus sicherer O.uelle will man wissen, daß General Stössel anfangs November mit seiner ganzen Munition fertig sei. Man werde daher ruhig bis auf diesen Zeitpunkt, da Stössel doch auch erklärt habe, bis zum letzten Moment sich zu schlagen, warten und bann erst stürmen, wenn nicht günstigere Umstände einen Sturm früher erlauben. Die permanenten Werke sind ent gegen früheren Annahmen durchaus nicht sturmserlig, und es müssen daher an mehreren Stellen erst gangbare Breschen geschossen werden. Bezüglich der japanischen Verluste um Port Arthur wahren die Behörden in Tokio das bisherige Schweigen, doch werden die Ziffern von einem lapanischen Ost'izier, der bei der Be lagerung tätig war, auf 30 000 Mann angegeben. Die Russen führten oberflächliche Crdwerte auf, die die Japaner für neue Forts hielten. Beim Sturm darauf explodierten die Minen unv ganze Regimenter flogen in die Luft. Die Truppen sind nach dem „L.A." in den letzten Tagen mit dem Verbrennen der Leisten beschäftigt, was früher des russiickcn FeuerS halber nickt möglich war. Die Leichen werben in großen Hausen aus ürmk, mit Petroleum begossen und sodann verbrannt. Frayer war der Leichengeruch so stark, daß man selbst in Dalny auf der anderen Seite der Halbinsel denselben nicht vertragen konnte. Au« Tschlfn wird berichtet, daß zwei europäische Zivil- am Donnerstage in Port Arthur anlangten, die Des- insektionsmtllel für eine eigene DeSinfektionsmetbode mit sich führten, die in Port Arthur durchführbar sei. Die Cholera fordere viele Opi er bei Zivil und "Militär. AuS Dalnu m TschlUl eingelroffene Japaner berichten: Ein neuer Angriff auf Port Ar:l>ur begann am 19. September unk wurde am 2o. September fortgesetzt. Gerüchten zufolge, die bisher nicht bestätigt sind, sollen die Japaner einige Erfolge gehabt haben. Die Beschießung der Stabt bat am l!>. September um 3 Uhr morgens begonnen und dauerte eine Stunde. Bei Tagesanbruch steigerte sich das Bombar dement zu einer Heftigkeit, wie sie nie zuvor erreicht wurde. Einige schwere Geschütze, die neuerdings eingetrosfen sind, eröffneten da« Feuer von einem Punkte aus, von wo bisher nock nickt geschossen wurde. In Dalny klirrten sämtliche Fensterscheiben. Die Beschießung wurde in der Nacht vom 20. Septembe-- ' heftiger Weile fortgesetzt. D e tage bei Mukben. Nach den . ten Meldungen aus Mulden ist die Ver teilung der Japaner folgende: Die Armee Kuroki steht bei Pau ja kuiu-Poe nschu, ihre Vortruppen sind auf dem Wege nach Fuschunischön und Fu-lin. Die andern beiden Armeen stehen noch bei Janlai und den Kohlenbergwerken. Aus dem japanischen Hauptquartier bei Li aujang wird depeichierl: Ruisiscke Kavallerie und Artillerie, unterstützt durck Infanterie, hält beide Ufer des Hunho besetzt. Stärkere lbteiluiigen russischer Kavallerie stehen an der Straße von Mukdcn nach Tientsichn. Der Winter macht sich bemerkbar durch starken Frost, auch liegt schon Schnee, jedoch nicht tief. Londoner Blätter veröffentlichen eine amtliche russische Depesche aus Chardin, der zufolge am Mittwoch zwei japanische Divisionen mit starker Artillerie die Stell ungen der linken russischen Flanke am Ufer des Hun- Flusses anAriffen. General Bilderling schlug den Angriff nack dreistündigem beißen Kampfe zurück. Die japanischen Verluste an Toten und Verwundeten übersteigen angeblich bei weitem die der Russen, die 86 Tote unv 270 Verwundete hatten. Die russischen Truppen behaupteten ihre vorgeschobene Stellung auf der Höhenkette am Hunfluß zehn Meilen südöstlich von Mukden. Nack einer Meldung des „B. T." hat dagegen General Oyama die allgemeine Offensive auf breitester Basis wieder ausgenommen und treibt die russischen Kosaken, obgleich die selben von Infanterie unterstützt sind, vor sich her auf Mnkdeu zurück. Südlich vcS Hunho sind nur noch schwache Kräfte der Russen. Die japanische Kavallerie greift bereits um beide russische Flügel herum und streift mit ihren Patrouillen bis Tienling. LieutsGes Keicb. * Leipzig, 24. September. * Die anqrörokste Bremer Maßregelung der „Leip,. Volksztg." hat dies Blatt veranlaß!, die Vorsicht für den bessern Teil der Tapferkeit anzusehen und folgende „Mit teilung" abzudrucken — lies: folgendes Harakiri an sich vor- zunebmen: „Wir haben heule früh folgende Erklärung an den Partei tag gesandt: Die Notiz über Südekuin ist von einem einzelnen Nedakkenr in den Truck gegeben worden, der die unmotivierte und versteckte Anspielung SüdekumS aus die Dresdener Vorgänge im Interesse der Zeitung zurückweisen zu sollen glaubte, aber dabei, wie er nach reiflicher llebcrlegung anerkennt, zu weit gegangen ist und Vie Notiz unter dem Ausdruck seines Bedauern- nach Ton und Inhalt zurücknimmt. Di« ltzesamtreda ktion, die den Druck der Notiz verhindert haben würde, wenn ihr da- Manuskript vorgelegen hätte, schließt sich, insoweit sie der Partei für den Gesamtindalt der Zeitung veroutwortlich ist, dem Be dauern ihres Kollegen an. Redaktion der Leipziger Volkszeitung. Die „Leipziger Volksztg." ist in ihrer gräßlichen Ver legenheit zum ersten Mal komisch, sonst war sie immer nur unappetitlich. An einer anderen Stelle spricht sie uns z. B. das Recht ab, uns um ihre Südekum-Affaire zu kümmern. Das wäre nun freilich recht bequem, wenn man so einfach dekretieren könnte, um was sich die Oeffenklickkeit zu kümmern habe, aber glücklicherweise ist die« nur ein frommer sozialdemokratischer Wunsch, und wir drucken vorläufig noch ohne Präventivzensur der Leip ziger Genossen. Mit seiner feierlichen Selbst blamage hat das Blatt aber doch einiges erreicht, nämlick, daß die eine der gestern in Bremen eingebrachten Entrüstungs resolutionen in der heutigen Sitzung des Parteitages zurück gezogen und daß die andere nur zur Kenntnis ge nommen worden ist. Nun, auch so nock bleibt dem Blatte von seinen eigenen Genossen attestiert, daß es auf einen Parteigänger einen Angriff gerichtet hat, „wie er in so beleidigender und gehässiger Form in der Partei wohl nock kaum dagewesen ist". Wir haben also Recht mit unserer Meinung, daß von all den Blättern roter Färbung doch die „Leipziger Volkszeitung" das gehässigste ist. * Berti«, 24. September. * Anschlag gegen Le» Kaiser? Dem Deutschen General konsulat in New ?)ork sind nach dem „B. T." mit der Schreibmaschine geschriebene Drohbriefe zugegangen, die von einem Mordanschlag auf das Leben Kaiser Wilhelms sprechen. Ein Paket mit ähnlichen Schriften, die wabrickcinlick anarchistischen Ursprungs sind, wurde auf der Straße gesunden. Die Meldung bedarf sehr der näheren Aufklärung. * Berlin und Gmunden. Gegenüber von Wien aus verbreiteten Meldungen, daß nack der Verlobung des Kronprinzen Verhandlungen ausgenommen wurden, die die Wiederherstellung des Herzogtums Braun schweig-Lüneburg zum Zwecke hätten, erklärt der Berliner Vertreter der „Köln. Zlg ", daß kein maßgebender Faktor in Deutschland daran denkt, sich aus derartige Verhandlungen einzulasscn. Es lohnte kaum der Mühe, mit solchen Selbst täuschungen fick ernstlich zu befassen. Andererseits bewiesen diese von welfischer Seite ausgestreuken Gerückte zur Genüge die Unmöglichkeit, die Familie der Welfen unter die Zahl der deutschen Bundesmitglieder aufzunehmen. * Insubordination schlesischer Geistlicher. Propst Pend- zialek aus Boguschowitz Kat sich trotz seiner gegenteiligen Erklärung in der „Schief. Volksztg." dennoch entzchlossen, die ihm von dem polnischen Wahlcomits in Oberschlesien ange- boteue Kandidatur anzunehmen. Diese Nachricht erhielt heute der „Orendownik" aus Beutben Eine Bestätigung von anderer Seite liegt nach dem „Pos. Tagebl." nock nickt vor. Bewahrheitet sich die Mitteilung des „Orendownik", so würde daraus bervorgehen, daß oberschlesische Geistliche sich nicht mehr scheuen, eine Haltung eiuzunehmen, die zu den Anschauungen ihres Bischofs in schärfstem Wider spruche stekk. * * Hannover, 23. Sevtember. Der Verein dernatio - nalliberalen Jugend Hannovers bat eine Reso lution zu Gunsten des Mittellandkanals gefaßt. * Köln, 23. September. Die Klage des Grasen HoenSbroech gegen den Abg. DaSbach wegen des be haupteten Jesuitengrundsatzes „Der Zweck heiligt die Mittel", die heute vor dem hiesigen OberlandeSgericht in der Be rufungsinstanz zur Verhandlung anstand, wurde auf Antrag des Berufungsklägers HoenSbroech im Einverständnis mit Dasbach vertagt. Der neue Termin wird im Laufe der nächsten Woche bekannt gegeben werden. * Erfurt, 23. September. Redakteur Sckweyuert, genannt Leon Holly, vom Oldenburger Residenz boten, ist gestern abend verhaftet worden. Sckweynert fft ge borener Ersurter und war hier schriftstellerisch tätig. fistle. * SchisfSbcwcgnngen. S. M. S. „Falke" ist am 23. Sep- tember in Buenos Aires eingetroffen. S. M. Flnßkanoiieiiboot „Vaterland" ist am 23. September in Hankau am Jangtic ein aetrofsen. S. M. S. „Zielen" ist am 23. September in Sünder land eingetrosfen und geht am 26. September wieder in See S M. S.S. „Hildebrand" und „Beowuls" sind am 23. Sep tember in Danzig außer Dienst gestellt. Veruiessuiigsdampser „National" ist am 23. September von Warnemünde in See ge gangen. Ausland. (Griechenland. * Tic Arctafrage. Von der Begleitung des Prinzen Georg sind in Athen Meldungen eingetroffen, wonack der Prinz von den Großmächten keineswegs völlig ablehnende Antworten bezüglich der Vereinigung Kretas mit Griechenland erkalten habe. Der Prinz habe den Re gierungen offen erklärt, daß er die Verlängeruna keines am 22. Dezember ablausenden fünfjährigen Mandats unter den gleichen Verhältnissen wie bisber nicht annehmcn könne, und daß deshalb eine Aendcrung des jetzigen Zustandes unbedingt eintreten müsse. Hierauf hätten zwar sämtliche Minister die Schwierigkeit einer solchen Aendrrung betont, doch habe niemand die Aenderung sür ausgeschlossen erklärt. Ter Prinz hege daher die feste Zuversicht, daß er noch aus dieser Rundreise die Zustimmung der Mächte zur Vereinigung der Insel mit Griechenland erlangen werde. Marokko. * Raisuli nn» Mcnelwt. Wie aus Tanger gewertet, glauben die dortigen diplomatischen Kreise an ein geheimes Einverständnis zwischen dem bekannten Kabylenbauptling Raisuli und dem Erminister Menebbi. Da letzterer eng lischer Schutzbefohlener fft und Raisuli gegenwärtig den Franzosen Feindschaft geschworen bat, so lassen sich ziemlich deutliche Schlüssc aus den Absichten beider ziehen.
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