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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040930015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904093001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904093001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-30
- Monat1904-09
- Jahr1904
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VezugS-PretS t» d« Hauptrzpeditto» oder der,» Au-qadv- strlle» ov«»holt otettrliayrtlch 3.—. bet zweimaliger lSgllcher gunellaaa tut yau- 8.73. Durch dir Post bezogen Mr Drulich- land n. Oesterreich virneyShrlich 4.L0. für dir übrigen Länder laut Zeitunq-prettttst«. Dtetr Rümmer tostet j /j aut allen Hahndütrn und III i bei den Zeitungt-BrrkSufern ^1* kedaktwn UN» Erprvtttriu U>3 Fernsprecher 822 Jobannitgassr S. Atliairrpeorlronrn: Alfred tzadn, Buchhandlg., UniversitStsfir.» (Frrnspr. Nr 4O46>, L. Lösche, Katharinen- strah« 14 (Fernsprecher Nr. H93Ü) u. KünigS» Platz? (Ferniprecher Nr. 7Ü0LX Haupr-Ftltale Dresden. Marienstrahe 34 (Fernsprecher Amt l Nr. 1712). Haupt-Ftltale Berlin LarlDuncker, Herzgl.Bayr.tzofbuchbandlL, Lüvowslrabr lOtFrruivrrckrrAmtVl Nr.46031 Morgen-Ausgabe. MpMer TagchlM Anzeiger. Amtsblatt des Königliche« Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Sir. 499. Freitag den 30. September 1904. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedaktionSslrich lügespaltrn) 73 na» den Familirnnach- richten (kgrspalteni KO -i^. Dabellarischer und Ntsserniatz entsprechend hader. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertenannahme LS Annahmeschlutz für Anzeigen: Abrud-Au-gab«: vormittag« 10 llhr. Morgru-AuSgabe: nachmtttag« 4 Uhr. Ertra-Vetlagea (gefalzt), nur mtt der Morgen-Ausgabe, ob ne Postbrfdrderung 60.—, m i t Postbrsdrderung 70.—. Anzeigen sind stet« an dir Expeditton zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abends 7 Uhr. Druck and Verlag von G. Palz in Leipzig (Znd. Or. B.. R. KW. »linkhardt). 98. Jahrgang. Lür unsere Lrauen heißt die neue Beilage, welche das „Leipziger Tageblatt" seinem Leserkreise vom z. Dktober ab bieten wird. Das „Leipziger Tageblatt" ist die einzige Zeitung Leipzigs, welche die Interessen der Frauen unter der re daktionellen Leitung einer in der Frauenbewegung stehenden Persönlichkeit nachdrücklich vertreten wird. Aede gebildete Lrarr lese di« neue Beilage de» „Leipziger Tageblattes" Hür unsere Lrauen. Var wichtigste vom rage. * Die Besserung im Befinden des Königs hat gestern! den Tag über angehallen. (S. Sachsen.) * Der Kaiser wird wahrscheinlich noch vor Ablauf de«! Jahres den Besuch de- König- Eduard von England I erwidern. (S. Dtsch. Reich.) * Der Borsteher de- Geheimbureau- der Ger mania-Werft in Kiel ist wegen Unregelmäßigkeiten verhaftet worden. (S. Letzte Nachr.) * Zn der Nähe des Hauptbahnhofes Dresden fuhr gestern nachmittag der nach Leipzig abgehende Zug auf eine Rangirmaschine. Ein Lokomotiv führer wurde schwer verletzt, eine Lokomotive zer trümmert. (S. Sachsen.) * Generalleutnant v. Trotha hat Gebirgsartillerie zur Verstärkung der Truppenmacht in Süvwestafrika erbeten. (S. Aufst. d. Herero.) * Dem Bundesrat ging der Entwurf einer neuen Eisenbahnbau- und Betriebsordnung zu. (S. Dtsch. Reich.) * In dem bekannten Saarbrückener Beleidigungs prozeß des BergratS Hilger gegen den ultramontanen Redakteur Lehner wurde gestern die eingelegte Revision vom Reichsgericht verworfen. (S. Dtsch. Reich.) * Zn der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag sind aus de« Goldwareageschäft von Dunker in Halle a. S. Gold-- und Silberwaren im Werte von etwa 35 000 ei gestohlen worden. (S. Sachsen- Umgebg.) * Japan hat die Vorschriften über die Dienstzeit der Reservisten so abgeändert, daß eine wesentliche Vermehrung deS Heere- erreicht wird. (S. ruff.-jap. Krieg.) fierr v. Löbell IN einer anderen velenchinng. Don hochgeschätzter Seite erhalten wir folgende Zu schrift: „Gestatten Sie einem Freunde Ihre- Blattes, zu Ihrem Artikel, der sich mit der Ernennung des Herrn von Löbell zum Leiter der Reichskanzlei befaßt, einiges hinzuzufügen. Der freie Sinn, mit dem Sie auch gelegentlich einmal abweichende Meinungen in Ihrem Blatte zu Wort kommen lassen, ermutigt mich dazu, Ihnen meine Ansicht auszusprechen, die von der Ihrigen nicht unwesentlich divergiert. Der gekennzeichnete Artikel betrachtet die Berufung des Herrn von Lobest mit Sorge und scheint in ihr ein Symtom dafür erblicken zu wollen, daß der Reichskanzler nunmehr dem liberalen Gedanken völlig verloren, daß er auch von der mittleren Linie, die er bisher doch immerhin noch einhielt, abgedrängt und von den Polypenarmen eines reaktionären Konservatis mus gänzlich umklammert sei. Mit dürren Worten wird eS ausgesprochen: „Herr von Löbell ist der Reaktionärsten einer". Ich bin gewiß, daß Sie zwischen den Ausdrücken „konservativ" und „reaktionär" ganz so sorgfältig unter scheiden, wie eS Gerechtigkeit und Sachlichkeit erfordern, und bei Anwendung eines derartigen MaßstabeS dürfte Herr von Löbell schwerlich al» reaktionär bezeichnet werden können. Er ist allerdings ein Konservativer und er hat z. B. zu den Gegnern der Kanalvorlage gehört. Indessen werden Sie mir darin zustimmen, daß es noch kein Be weis reaktionärer Gesinnung ist, di« Kanalvorlag« abzu ¬ lehnen. In erster Linie mußte diese Vorlage als eine technische gelten und sie wurde erst durch die bemerkens werte Ungeschicklichkeit der Regierung in das Gebiet de> hochpolitischen Aktionen hineingezerrt, bis dann wieder der kühle Konsenz die Oberhand gewann. In links liberalen Blättern ist ja freilich von jeher jeder Gegner der Kanalvorlage — die ich mit Ihnen für gut und nützlich, aber, um mit Balfour zu reden, nicht für einen Teil der Bergpredigt halte — als rückständiger Obscuranl gebrandmarkt worden. Derjenige Liberalismus aber, der seinen vornehmsten Prinzipien treu geblieben ist wird einen Mann deswegen nicht verdammen wollen, weil er eine eigene Meinung nach Recht und Pflicht mii Energie vertritt. Gerade in jener kritischen Periode Hai Herr von Löbell gezeigt, daß er eine Persönlichkeit ist ES wurde ihm damals der Posten eines Unterstaats sekretärs im Ministerium der öffentlichen Arbeiten an geboten, weil man seinen weitreichenden Einfluß für dir Durchsetzung der Kanalvorlage zu gewinnen hoffte. Herr von Löbell aber lehnte es ebenso höflich wie bestimm! ab, sich in diesem Sinne zu verwenden oder verwende» zu lassen. In unserer Zeit, in der die Anwartschaft auf ein Portefeuille so außerordentlich begehrt ist und in der so viele Herren sich für unentbehrlich halten, ohne es zu sein, ist eine derartige Reserve jedenfalls bemerkens wert. Es schadet wirklich nichts, wenn Leute von Charakter in die maßgebenden Stellen gelangen. Nun liegt es nahe, hier einzuwenden, daß Charakter allein vielleicht doch nicht ausreichend sei, um eine derartige Be rufung zu rechtfertigen. Fraglich sei es doch, ob sich hier auch in der Stille ein Talent gebildet habe. Darauf läß! sich erwidern, daß Herr von Löbell wohl gerade einer jener modernen Konservativen sein dürste, die sich nicht einbilden, daß die Zeit stille stehe, wenn die Polizei sämt liche Uhren im Lande anhalten läßt. Herr von Löbell gilt für ungewöhnlich begabt im Sinne einer praktischen Exekutive und sein politisches Temperament dürfte viel leicht eine wirksame Ergänzung zu dem des Kanzlers dar- stellen. Es scheint mir jedenfalls geboten, Herrn von Löbell nicht von vornherein als einen Popanz abzu konterfeien, sondern dem neuen Mann die Schonzeit zu bewilligen, die er von jedem Billigdenkenden bean spruchen kann. Bei der Lektüre Ihres geschätzten Blattes habe ich immer den Eindruck, daß Sie sich von Voreingenommen heit und Anwendung eines Clichös möglichst freizuhalten suchen und ich meine, die nachteilige Einschätzung, die Herr von Löbell in einem Teil der Presse erfährt, kann mit einem gewissen Recht als Animosität bezeichnet werden. Hier und da wird sogar mit Ironie erwähnt, daß der neue Chef der Reichskanzlei „vollendete Manie ren" habe. Ich denke, Sie werden in dieser Tatsache keine Motive erblicken, dem neuen Manne zu mißtrauen. DaS Wort: „Im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist", trifft doch heutzutage Gott sei Dank nicht mehr auf unS zu. Es stammt aus der Zeit der muffigen Enge, in der jeder moralisch hochstehende Mensch in der biderben MaSke eines Doktor Klaus erscheinen mußte und in wel cher der edle Kern nur geschäht wurde, wenn die Schale völlig ungenießbar war. Ich glaube, man sollte in der Berufung des Herrn von Löbell eine bemerkenswerte Wendung zum Bessern sehen. Graf Bülow scheint ent schlossen, sich von der alten Garde, die nicht sterben will, aber zu jeder Kapitulation bereit ist, zu trennen und Persönlichkeiten, fähige Köpfe in seine Umgebung zu ziehen. Das dürfte ihm mit der Ernennung des Herrn von Löbell gelungen sein. Freilich nicht in den Augen derjenigen, in denen die Parteibezeicbnung „konservativ" jeden Vorzug deS Intellekts und des Charakters auf wiegt. Herr von Conrad wird, wie in seiner bisherigen Stellung, so auch in seiner neuen Position, alle Eigen- schäften deS ausgezeichneten preußischen Beamten be tätigen, dessen Typus er ist. Er besitzt eine eminente Arbeitskraft, ist durchaus wohlwollend und von vor nehmem Gerechtigkeitsgefühl beseelt und hat in seiner Stellung als Regierungspräsident zu Bromberg be- wiesen, daß ihm jeder Beamtendünkel fernliegt und daß er eS versteht, sich in die Anschauungen anderer Lebens sphären hineinzudenken. Er kennt die Verhältnisse im Osten aus eigener Anschauung und gewiß hat auch diese Erwägung die Art der Verwendung nahegelegt. In- dessen dürfte eS doch nicht allein die Rücksicht auf die Ost- markpolitik gewesen sein, die den Reichskanzler bestimmt hat, sich von seinem verdienstvollen Mitarbeiter zu trennen. Herr von Conrad dürfte dazu auSersehen sein, der Träger eine? landwirtschaftlichen Programmes zu werden, daS dem Reichskanzler sehr am Herzen liegt und dessen Verwirklichung schon seit geraumer Zeit zu den immer wieder aufs neue erwoge nen Gedanken gehört. Herr von Conrad dürfte der Mann sein, diese» Programm, das sich mit freilich unzu- reichender Knappheit in das Schlagwort Intensi - Vierung der Landwirtschaft zusammensassen laßt, mit Sachkenntnis auSzuarbeiten und mit Festigkeit I zu vertreten. Insofern freilich mag man nicht in der I Berufung de» Herrn von Löbell, aber in der Versetzung des Herrn von Conrad (ein Avancement ist eS nicht) einen „Erfolg der Agrar-Konservativen" erblicken. In dessen handelt es sich ja nicht um eine Liebesgabengesetz gebung, sondern um eine Unterstützung der Landwirt schaft, die im wesentlichen erzieherischer Natur ist, durch Anregung, Belehrung und umfassende Pädagogik wirken will und sich daher die Sympathien aller Parteien ge winnen wird. Freilich mit Ausnahme jener Unbelehr baren, die nicht rasch genug die völlige Industrialisie rung Deutschlands herbeiführen können und es ver schmähen, sich durch die Entwicklung Englands warnen zu lassen. In nationalliberalen Kreisen ist ja aber Gott lob die Erkenntnis noch wach, daß wir der Landwirt schaft als eines Kraftreservoires im Hinblick auf die inter nationale Lage heute mehr als je bedürfen, und so kann man wohl der Tätigkeit des Herrn von Conrad, insofern sie der Erhaltung und Stärkung der deutschen Landwirt- sck>aft gelten wird, schon heute ein günstiges Prognosti- kon stellen." Wir können uns eine Bemerkung hierzu nicht ver sagen. Der von uns persönlich sehr verehrte und, wie wir wissen, ausgezeichnet unterrichtete Schreiber dieses politischen Briefes scheint seine Hoffnungen auf eine Modernisierung der Konservativen zu setzen; das ist aber das schwierigste Problem, an das sich ein Staatsmann herantraucn kann. Uebrigens — an den bedeutenden Fähigkeiten vieler Konservativen und insbesondere des Herrn von Löbell haben wir nie gezweifelt. Aber was soll uns der schönste Intellekt, wenn er gegen unsere „heiligsten Güter" verwendet wird? Indessen ist die Forderung einer „Schonzeit" acceptabel. Also wir harren der Dinge. ver lluktanc! der firm». Verlustliste. Reiter Hermann Hin», srüber Artillerie-Regiment Nr. 4K, Mutter Auguste Hinz, Neumünster, Kreis Schleswig, am 20. September in Okuwarumende am Typhus gestorben. Im Geseckt beim Sjambogbcrg am 30. August verwundet Reiter Georg Fischer au- Berlin, früher 162. Regiment; gefallen Reiter Ferdinand Schulz aus Krefeld, früher 69. Regiment. Verstärkung der Gebirgsartillerie. Wie in militärischen Kreisen verlautet, hat General leutnant von Trotha neuerdings darum ersucht, ihm noch Gebirgsbatterien zu senden. Hinzugesügt wirb, daß von hoher Stelle Weisung ergangen sei, ihm diese mit dem nächsten Transport zu übersenden, der am 30. September wieder mit Eisenbahnbaumaterial nach Südwestafrcka abzu gehen bestimmt war. Neue Eisenbahnbauten. Dem Reichstage werden alsbald nach seinem Wieder- zu'ammentritl Vorlagen wegen neuer Eisenbahnbauten in Sürwestafrika zugeben, die trotz deS Krieges gegen die Auf ständischen in Angriff genommen werden sollen. ver rurziseb-iapankcbe firleg. sport Arthur. Wie die „Morningposl" aus Schanghai unterm 28. dieses Monats meldet, sollen die russischen Geschwader in den Häfen von Port Arthur und Wladiwostok wieder vollständig seetüchtig sein. Allem Anschein nach würde in der nächsten Zeit ein gemeinsamer Ausfall versucht werden. Unter dessen wird der Landangriff von Port Arthur energisch fortgesetzt. Wie der „Daily Mail" aus Tschifu gemeldet wird, sind die Belagerer jetzt ungefähr nur noch eine Meile von der Rennbahn entfernt. Die Japaner, die die FortS Nr. 4, 5 und 6 in ihrer Gewalt hätten, setzten den Angriff mit Ungestüm fort. Aus Wladiwostok wird ge meldet, daß in den letzten Tagen deS Monat« August vor Port Arthur zwei japanische Torpedoboote und ein japanischer Handelsdampfer durch russische Minen zum Sinken gebracht worden seien. Ein japanischer Kreuzer sei schwer beschädigt worden. Dar japanische Vormarsch auf Mukben. Aus Hsinminting wird dem „L.-A." über London ge meldet, daß nach dorthin gelangten Nachrichten der Vor marsch der Japaner auf Mulden in vollemGange sei und daß Kuropatkin nicht im Stande sein werke, dort Widerstand zu leisten. Die Tatsache, daß große Menge Vorräte von Hsinminting nach Tienling geschafft würden, sei bezeichnend für die Rückzugspläne der Russen. Alle KuliS, die bis vor kurzem an der Mantschurcibabn arbeiteten, werden zurückgeschickt. An 20V Kuli passieren jeden Tag durch Hsinminting. Falls die Russen Mulden räumen, >oll der chinesische Gouverneur Tsckanoun mit nach Norden genommen werden, um die Kontrolle über die chinesische Bevölkerung zu behalten. Der Gouverneur sei nach derselben Meldung jetzt schon tatsächlich al» Ge fangener in den Händen der Ruffen, die er haßt. Neue japanische Heererorgauifation. Eine Notstand-Verordnung, durch die daS Aushebungs gesetz abgeändert wird, ist am Donnerstag in Tokio ver öffentlicht worden. Danach wird die Dienstzeit der Reservisten 2. Klaffe von 5 auf 10 Jahre ausgedehnt und die Unterscheidung zwischen der 1. und 2. Reserveklasse aufgehoben. Die Reservisten werden der Dienstrsi'cht mit 37 Jahren enthoben. Die durch die Abänderung herbei- aeiükrte Vermehrung der Armee macht eine Neuordnung der DivisionSorganisation notwendig. Der Plan hierfür ist noch nicht bekannt gegeben. Die „Times" lassen sich auS Tokio vom 28. ds«. melden: Die japanische Presse weiß nicht, ob sie die zweite russische Armee als eine „zweite Ostseeflotte" be trachten soll, sie erklärt aber jedenfalls, daß Rußland die Verantwortung für die Verlängerung deS Kriegs trage unk daß Japan bereit sei, den Kampf unerschrocken fortzusetzen, da es das Vertrauen in seine Fähigkeit setze, stets eine stärkere Armee als Rußland ins Feld zu stellen. Finanzielle oder wirtschaftliche Schwierigkeiten seien noch nicht eingetreten. Deutscher Keich. Leipzig, 29. September. * Ter Saarbrückener veleidigungsprozcß des Bergrats Hilger gegen den Redakteur Lebner von der ultranion- tancn „Neunkirch. Ztg." beschäftigte heute das Reichsgericht. Es handelte sich um drei Urteile de- Landgerichts Saar brücken. Durch die beiden ersten vom 3 t. Oktober v. I. ist Lehner wegen Beleidigung zu 300 und 200 Geldstrafe verurteilt worden, während das dritte Urteil vom 23. Dezember wegen verleumderischer Beleidigung ergangen ist und auf 9vvGeldstrafe lautet. In dem ersten mkriminierten Artikel der „Neunkirch. Ztg.", den übrigens der Angeklagte nichc selbst geschrieben bat, war behauptet worden, der Verlegungen und Zusammenstellungen der Mannschaften verführen die Steiger ost mehr nach Gunst als nach Kunst. Manchmal regne es Verlegungen und niemand wisse, warum. Der Steiger sage, er wisse den Grund nicht, der Befehl komme von oben. Der wabre Grund sei die Beteiligung an der Wahl. Wer hin reichend verdächtig sei, nicht liberal zu wählen, werde verlegt und bekomme schlechtere Arbeit. DaS Gericht war ver Ansicht, ein Wahrheitsbeweis dasür, daß Berg arbeiter wegen ihrer politischen Gesinnung von der Direktion auS gemaßregelt worden seien, nicht erbracht worden sei, auch nicht dafür, daß untere Beamte e» getan hätten. Allerdings, so beißt es im Urteile, scheinen Fälle vorgekommen zu sein, daß Steiger, Obersteiger und andere den Arbeitern unpassende Vorhalte u. dgl. wegen ihrer politischen Gesinnung gemacht haben; aber für erne systematischeBeeinflussungvon oben herab ist nichts erwiesen. Ein „System" konnte daraus nicht ge folgert werden. Der Angeklagte wollte nicht die Interessen ter Bergleute vertreten, sondern nur die Direktion beleidigen. Er hatte auch — nach Ansicht des Gerichte- — gar kein Recht, die Interessen der Bergleute zu vertreten. Auch in der Form ist der Artikel nach Ansicht des Gerichte- beleidigend. — Zur Begründung der Revision deS Angeklagten wurde angeführt: Der Wahrheitsbeweis sei erbracht bezüglich der Steiger und Obersteiger. Der Angeklagte habe rm guten Glauben ge bandelt. ES sei sogar erwiesen, daß Geb. Bergrat Hilger zu seinen Unterdirektionen gesagt hat, die Leute, die für das Zentrum stimmen, müßten geben. Berechtigte Interessen habe der Angeklagte vertreten, da er sich des jedem Staats bürger zustehenden freien Wahlrechtes annahm; dazu sei jeder Staatsbürger berechtigt. — DaS Reichsgericht verwarf jedoch die Revision als unbegründet, da sie sich lediglich gegen die unanfechtbaren tatsächlichen Feststellungen wende. — In dem zweiten Prozesse handelte e- sich um einen Artikel, der einige Tage vor dem oben erwähnten erschienen ist. In diesem Artikel ist nach den Feststellungen deS Landgerichts der Geh. Berarat Hilger der Parteilichkeit beschuldigt, weil er einem Obersteiger einen Orden überreicht und die Bergleute aufgrfordert bade, demselben nachzueifern und immer zur königstreuen Partei zu halten, ujcht aber zur unpatriotischen ZentrumSparlei. — Auch in diesem Falle wurde die Revision de- Angeklagten vom Reichs gerichte verworfen, da er, wie einwandfrei festgestellt sei, dem Geheimrat Hilger vorgeworfen hahe, daß er wider besseres Wissen die Zentrumspartei als antimonarchisch hingestellt habe. — Zn dem dritten Prozesse handelt e« sich um eine von Herrn Hilger am 26. April 1903 im Wablverein gehaltene Rede. Der An geklagte bat hierüber drei Artikel mit der Ueberscbrist „Herr Hilger sprach" veröffentlicht. Gegen Herrn Hilger wird darin nach den Feststellungen des Gerichtes der Vorwurf dcr Verleumdung, der Bevorzugung nicht-katbolischer Arbeiter bei Besetzung von Beamtenstellen usw. erhoben. Ferner wird ihm vorgeworfen, daß er bewußt grobe Unwahrheiten gesagt habe, daß er Verleumdungen bewußt aufrecht erhalten habe und daß er unzureichende Löhne zahle. Das Gericht hat auch diese Vorwürfe als unbegründet angeseben und an genommen, daß es dem Angeklagten nicht lediglich darum zu tun war, seine Interessen zu wahren, sondern zu beleidigen. — In seiner Revision gegen dieses Urteil rügte der Ange klagte Beschränkung der Verteidigung und materielle Gesetzes verletzung. Auch der Staatsanwalt hatte Revision ein gelegt und rügte u. a. Verkennung des tz 193. — Beide Revrsionen wurden vom Reichsgerichte als unbegründet ver worfen. * Reichsgericht und Parität. Das sächsische ultra montane Kampfblättchen setzt seine Verhetzungsarbeit mit Unentwegtbeit fort. Es leidet eben an unheilbarer Paritätswut und rechnet sofort nach, ob die Frisch linge, die irgendwo geboren werden, katholisch oder evangelisch sind. Eine furchtbare Ungerechtigkeit erblickt eS darin, daß Geheimer Rat Pape nicht Reichsgerichts präsident geworden ist: „Pape aber war Katbollk!" Die reinste Katbolikcnverfolgung! Man denke koch: ^eit >884 sei nur ein einziger Senat-Präsident Katbolik gewesen! DaS sei nicht Zufall, sondern Prinzip. Am höchsten deutschen Gericht „sollen und müssen" die Katholiken ebenso vertreten sein, wie die Protestanten. Za wohl, und zwar muß so lange nach Parität, sogar nach „Toleranz" gerufen werden, bis man die Macht völlig in Händen hat, dann kann das eigentliche Prinzip des Ultra- montaniSmu-, die Unduldsamkeit, zur offenen Anwendung kommen, wie in den katholischen Staaten Südamerikas. Auf die Befähigung des Richters kommt e» nicht an, wenn nur da» Herz gut katholisch ist- * Berlin, 29. September. * NeisediSpofitton »es Kaisers. Es beißt, daß der Kaiser sich mit der Absicht trag«, im November den Besuch de- König» Eduard während der Kieler Woche E zu erwidern. Wenn dies«» Projekt zur Ausführung gelangt
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