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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041001014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904100101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904100101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
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Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 28 R«klam«» »ater dem Redaktionsstrich (4gespalten) 75 nach den Familtrsnach- richten (kgespaUen) VO Tabellarischer und Zißernsatz rntsprecheud höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertenannahme 25 Annahmeschkuh für Anzeigen: Abrnd-Au-gabe: vormittag» 10 Uhr. Morgeu-Au-gabe: nachmittags 4 Uhr. Crtra-Vetlagen (gefalzt), uur mit der Morgeu-Au-gabe, ohne Postbefvrderung ^l 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig (Inh. vr. V.. R. L W. Klink Hardt). Nr. 501 Sonnabend den 1. Oktober 1904. 88. Jahrgang. Var Mchtigrte vom rage. * Das Reichsgericht feiert heute das Jubiläum seine- 25jährigen Bestehend. * König Georg unternahm gestern in Pillnitz «ine Halbstündige Wagenfahrt. (S. Sachsen.) * Die „Nordd. Allg. Ztg." erklärt, daß man keine neuen Aerzte nach Sudwestafrika senden werde. Den Truppen seien reichlich Aerzte beigegeben. (S. Ausst. d. Her.) * Die Ernennung des Herrn von Loebell zum Wirk lichen Geheimen Oberregierungsrat und Vortragenden Rat in der Reichskanzlei wurde, wie die „Kreuzztg." erfährt, am 25. September vom Kaiser vollzogen und Herrn v. Loebell gestern bekannt gegeben. * Der Rücktritt Robert Kochs wird amtlich bekannt gegeben. (S. Dtsch. Reich.) * Wie die „Köln. VolkSzta." aus angeblich zuverlässiger Quelle erfährt, wird der frühere Oberreichsanwalt, Ober- landeSgerichtSpräsident Dr. Hamm, am l. April 1905 in den Ruhestand treten. * Bei einem Brandunglück in Saubsdors lKreis Freiwaldau) verbrannten drei Tischlergehülfen, zwei Per sonen erlitten erhebliche Brandwunden. (S. Neuigkeiten.) * Wegen Bergrutsches an einem Tunnelvoreinschnitt bei Hausen kann die in Aussicht genommene BetriebSeröff- nunader Eisenbahnlinie Mayen-Koblenz nur auf der Teilstrecke Koblenz-Polch erfolgen. Lum Jubiläum der steicdsgencdlr. Vom Senatspräsidenten Dr. Bolze. Am 1. Oktober 1879 trat unter freudiger Teilnahme unserer Stadt, nein, des gesamten deutschen Volkes, das Reichsgericht in Leipzig zusammen. Tie Errichtung eines höchsten Gerichtshofes für das gesamte Reich unter wesentlicher Einschränkung der Zuständigkeit deS obersten Landesgerichts für Bayern, unter Beseitigung der Ober tribunale, Lberappellationsgcrichte und eines Oberhof gerichts in den übrigen Einzelstaaten, war eine nationale Tat. Freilich ist die Aufgabe des Reichsgerichts in Ent scheidung des einzelnen Rechtsstreites keine andere als die Aufgabe eines obersten Landesgcrichts. Tas Urteil soll gerecht, verständig sein, der Sachlage entsprechen. Die Fessel der Buchstabenjurisprudenz soll vermieden werden. Aber die neunjährige Spruchpraxis des Rcichsober- Handelsgerichts hatte schon eine alte Erfahrung bestätigt. Je größer das einheitliche Rechtsgcbiet, je mannigfaltiger der Verkehr und die Lebcnsvcrhältnissc, um so geringer ist die Gefahr, daß die aus den besten Juristen deS größeren Reichs erwählten Richter der Beschränktheit verfallen „aus Fesseln zu räsonieren", oder den Wald vor, Bäumen nicht zu sehen. Die Jurisprudenz der alten Römer ist ein Muster für alle Zeiten. Die freiere geistige Richtung der Nechtsschule des Labco entwickelte sich dort aber erst, als den Juristen die Nechtsfälle aus dem ganzen römischen Weltreich zuströmten. Die größten römischen Juristen erstanden erst unter den Kaisern. So war die Hoffnung berechtigt, daß die guten Keime, welche die Rechtsprechung des Rcichsoberhandelsgerichts und der obersten Landesgerichte gelegt hatte, sich in der Recht sprechung des Reichsgerichts weiter entwickeln würden. Heute sind seit Gründung des Reichsgerichts 25 Jahre verflossen. In fleißiger Arbeit hat das Reichsgericht in dieser Periode danach gestrebt, seine hohe Aufgabe zu er füllen. Von keiner beachtlichen Seite ist während der ganzen 25 Jahre die Ansicht laut geworden, daß es früher bei den obersten Landesgerichtcn besser gegangen wäre, noch ist die Sehnsucht nach der Rückkehr jener früheren Zustände laut geworden — weder innerhalb des Reichs gerichts noch aus dem Schoße des deutschen Volkes. Das Vertrauen des Reichs zu seinem höchsten Gerichtshof ist fest gegründet. Auf keiner Seite ist auch nur der Ge danke gehegt, daß auch nur der Schein eines unrechten Einflusses auf den Spruch des höchsten Gerichtshofes sich zeigen könnte. Gunst oder Furcht vor Menschen über schreiten die Schwelle der deutschen Gerichte nicht. DaS Reichsgericht hat keine Strafmittel, um den Vollzug seiner Anordnungen bei den unteren Instanzen zu erzwingen. Da- war auch gar nicht nötig. Willig und freudig ist die Autorität deS höchsten Gerichtshofes bei den Gerichten, wie bei der Nation anerkannt, und der innere Gehalt seiner Vorentscheidungen hat seinen Einfluß auch auf die Urteile der Landesgerichte in gleichliegenden Fällen, im reichen Maße ausgeübt, so daß man keinen Grund hat, sich über den Mangel an Gleichmäßigkeit in der Rechtsprechung der deutschen Gerichte auf den Rechtsgebieten zu beklagen, für welche die reichsgcrichtliche Rechtsprechung auf -er Grundlage von Rechtsnormen erfolgt, welche für das ganze Reich gelten. So ist die Einheit der Rechtsprechung und des recht lichen Versehrens für daS Strafrecht, die strafrechtlichen Nebengesetze, die Civil- und die Strafprozeßgesedc, das Handels- und Dechselrecht, das Patentrecht, die Muster- Mtzgefetze, die UrhSerrechte, Las Konkurs recht, die Warenzeichen, -en unlauteren Wett bewerb und andere das Privatrecht betreffende Gesetze gewonnen, oder wird erreicht. Aber es gab für das, was man unter dem Gros des bürger lichen Rechts versteht, bis zum 1. Januar 1900 kein ge meinsames Recht im Deutschen Reich. Und das war ein Uebel. Für das Preußische Allgemeine Landrecht hatten die Entscheidungen des Reichsgerichts nur eine Bedeutung da, wo dieses, für das gemeine Recht, wo dies galt und für das französisck-e Recht in den Rheinlanden. Nun ist aber die Einheitlichkeit des bürgerlichen Rechts, nach welchem sich die Rechts- und Lcbcnsverhältnissc deS Tages im Volke gestalten, eines der festesten Bänder, welches die Nation umschlingt, in der es gilt, eine der sichersten Stützen des Staates. Der Franzose nimmt seinen Oocke eivil, der Engländer sein eoruman law auch nach den Kolonien mit. Ties Recht ist ein Teil seiner Persönlichkeit, und beide haben im Durchschnitt mehr Persönlichkeit als der Deutsche. Es war eine Folge unserer staatlichen Zerrissenheit, daß in einem Teile Deutschlands das römische Recht galt, eine Reminrscenz des heiligen, aber ohnmächtigen römischen Reichs teutscher Nation: nur in einem Teile dos eigenen preußischen Staats das Landrecht, welches die mächtige preußische Monarchie Friedrichs des Großen ihrem Volke verliehen, und in einem dritten Teile gar das französische Recht, welches Napoleon eben diesem Teile auferlcgt hatte, also ein Ueberbleibsel der französischen Eroberung. Wäre der Krieg 1870/71 statt zu unserem Gunsten zu Gunsten Louis Napoleons ausgeschlagcn, — auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts hätte es nur geringer Aenderungen bedurft, um daS Rheinland zu französieren: die wittel bare Autorität, welche die Rechtsprechung des Pariser Kassationshofes für dieses deutsche Rechtsgcbiet lange Jahre ausgeübt hatte, wäre eine unmittelbare und "ffektive geworden.,. Die gut deutsche Bevölkern g, welche ych auf -cm Gebiet des bürgerlichen Rechts in französische Anschauungen eingelebt hatte, wäre auf dieser Brücke in den Verband des fran zösischen Staats wohl leichter und glatter hinübergcfllhrt als der Elsaß in den Verband des deutschen Reichs. Es war also eine zweite Tat von eminent politischer und nationaler Bedeutung, daß endlich gegen Ende des 25jährigen Zeitraums seit Gründung deS Reichsgerichts das deutsche bürgerliche Gesetzbuch unter Beseitigung Les gemeinen römischen, des französischen Rechts und des preußischen allgemeinen Landrechts zustande gebracht ward und bald darauf in Kraft trat. Dasselbe gilt nun für das ganze zum deutschen Reich vereinigte Volk, und dessen gleichmäßige Anwendung ist unter die Kontrolle -es deutschen Reichsgerichts gestellt. Der glückliche Abschluß der ersten Periode und der Beginn einer womöglich noch glücklicheren zweiten Periode der Rechtsprechung des Reichsgerichts verdient als Fest gefeiert zu werden. ver NuMand der Herero. Der Lyphus in Südweftafrika. Die „Noröd. Ällgem. Ztg." veröffentlicht einen längeren Artikel, in der sie sich gegen die Behauptung deS „Berliner Tageblatt-" wendet, die Regierung habe gegenüber der Typhusgefahr in Südwestafrika die elementarsten hygienischen Maßnahmen mißachtet, da sonst die Seuche nicht so furcht bare Opfer hätte fordern können. Dem gegenüber hebt die „Norddeutsche" hervor, daß die TyphuSkciine nicht nur durch da- Wasser, sondern bei dem engen Zusammenleben der Truppen direkt übertragen würden. In Südafrika scheine außerdem daS Klima für den Typhus beionderS günstig ru sein, wie die starke Verbreitung der Krankheit in ganz Südafrika und die überaus zahlreichen Erkrankungen der Engländer während des BurenkriegeS zeigten. Daher rechnete man an maßgebender Stelle von Anfang an mit dem Typhus und dementsprechend wurden die Truppen neben dem anderen Sanitätsmaterial besonder« reichlich mit Trinkwasser bereitern und Filterapparaten ausgerüstet. Außerdem seien den Truppen in Südwestasrika sehr reichlich Aerzte beigegeben. CS seien zur Zeit über 70 im Schutz gebiet, unter denen ein nicht geringer Prozentsatz bakterio logisch besonder- ausgebildet sei und sich schon bei der Lösung von hygienischen Aufgaben bewährte. DaS wieder neue Aerrte nach Südwestafrika entsandt werden sollten, ent spreche nicht den Tatsachen. Auch die Mitteilung von einem verstärkten Wieverauftreten des TyphuS trifft nicht zu. Die größte KrankheitSziffer an Typhuserkrankten betrug Anfang Juni 237, während nach dem letzten Rapport am 20. Sep tember noch l70 an Bestand waren. Dabei sei zu berücksichtigen, daß jetzt eine bedeutend größere Truppenzahl in Süowest- afrika versammelt sei, als Anfang Ium. Daß die Zahl der TodeSsälle relativ hoch sei, liege am oft nicht zu umgehenden Transport ohne geebnete Wege und an den großen Strapazen vor AuSbruch der Krankheit, was die Krankheit besonders bösartig mache. Bon den Behörden seien alle Vorkehrungen argen den Typhus getroffen. Wenn es bisher Nicht gelungen sei, der Gefahr vollständig Herr zu werden, so lieg« dies an der Ungunst unadänderltcher Verhältnisse. Acht im November. Feldposten »och Afrika gehe» einschließlich der mit dem Dampfer „Feldmarschall" am 2. Oktober im ganzen 8 Die zweit, Post geht al- Nachversand z» diesem Relch-postdampfer über Änt- werpr, am 5. Oktober von Berlin. Beide Posten sind am 2S. Oktober in Twakopnmud fällig. St» unmittelbarer Wörmann- dampf« geht dann wieder am 10. Oktober von Hamburg ad und ist in etwa 30 Tagen in Südwestasrika. Von Berlin geht diese Post am 9. Oktober. Ebenfalls einen direkten Wörmann- dampfer benutzt die Feldpost am 12. Oktober aus Berlin und am 13. Oktober aus Hamburg. Sie ist am 11. November in Swakopinund. Am 14. Oktober wird ein englischer Dampfer von Southampton nach Capstadt benutzt. Von dort bringt sie der Dampfer „Eduard Bohlen" am 5. November nach Swakopinund, wo sie am 12. November eintrifft. Am 2t. Oktober folgt aus Berlin ein Nachversand zum englischen Dampfer, dessen regelmäßige Post ain 28. Oktober abgeht. Bietet sich nicht vorher eine Gelegen heit zur Beförderung, so gehen beide Posten am 15. November von Kapstadt nach Swakopinund, wo sie am 17. November eintreffen. Für den 30 Oktober ist wieder ein direkter Wörmanndampser von Hamburg nach Swakopmund vorgesehen, besten Kurs aber noch nicht ganz feslsteht. Er würde dort am 26. November rintresscn. Diese Verbindung ist auch ohne Bedeutung für die Briespost, da sie von dem ostafrikanischen Dampfer am 30. Oktober aus Ham burg aus seiner westlichen Rundfahrt überholt wird. Selbst der geplante Nachversand hierzu über Antwerpen vom 1. November ist mit diesem Dampfer am 23. November iu Swakopinund fällig, während der Wörmann-Dampfer erst am 26. dort eintreffen würbe. Die Hamburger Tampser sind aber von Bedeutung für die Feld postpakete, zu deren Beförderung die englischen Dampfer nicht benutzt werden. Für Feldpostbriese und Feldpostkarten, sowie An weisungen werden aber sämtliche Verbindungen benutzt. ver rurrlrrd-fapanlzede firieg. Gin Arlegsrat kn Petersburg. Aus Petersburg wird über Paris gemeldet: Vor der Abreise deS Zaren nach Odessa wurde unter dessen Vorsitz ein großer Kriegsrat abgchalten, in dem Alexei ews Heimberusung undKuropatkinsEi uennung zum obersten Arincechef beschloßen wurde. Ferner wurde beschlossen, General Bilderling in Würdigung seiner bei Liaujang bewährten Tüchtigkeit daS Kommando der I. Armee zu übertragen. Kuropatkin aber soll Grippenberg beider Organisation der II. Armee, deren Generalquartiermeister Schwank demnächst in Chardin, rem künftigen Hauptquartier KuropatkinS, eintreffen wirb, im wesentlichen unterstützen. Der Umschlag der Stimmung zu GunstenKuropatkinS (?) kommt teilweise auf Rechnung der ! von der öffentlichen Meinung Europas ihm gezollten Aner kennung. Der Zar hatte vor seiner Entschließung die Be richte der deutschen und englischen Blätter über Liaujang gelesen und mit der russischen Generalität in allen Einzel heiten durchgesprochen. Der Aampf urn Psrt Arthur. Der Londoner Korrespondent der „Köln. Ztg." über mittelt vom Kriegsschauplätze eingetroffene Depeschen, welche besagen, daß die Japaner im Besitze aller haupt sächlichen Werke vor Port Arthur wären. Bei den fortgesetzten Angriffen litten die Japaner stark an Ueber- müdung. Das lapanische Feuer geht über jeden Winkel von Port Arthur und richte allgemeine Zerstörung an. Die Wasser kondensatoren feien durch Granaten zerstört, die Wasserwerke befänden sich in den Händen der Japaner. Mit Berichten von Admiral Scrydlow in Mukden eingetroffene Offiziere sollen behauptet haben, daß sich Port Arthur bis über Neujahr ohne Schwierigkeiten halten könne. Dke tage bei Mukden. Die „Russische Telegrap Hen-Agentur" meldet aus Chardin vom 30. September, in den letzten Tagen seien keine be sonderen Veränderungen bei der Armee vorgekommen. Fast täglich finde ein Geplänkel statt. Dieser Tage zer streute russische Kavallerie zwei feindliche Patrouillen und nahm den Japanern sehr viel Vieh fort. Aus Petersburg meldet daS „B. T.": Bedeutende Truppenverstärkungen treffen in Mukden ein. Der Londoner Korrespondent der „Köln. Ztg." meldet, die russische Hauptmacht habe sich nordwestlich von Mukden in der Richtung nach Ticnling zurückgezogen, doch seien russische Abteilungen vorgeschoben, um die Umgehung deS rechten und linken Flügels zu verhindern. Diese Ab teilungen hätten zahlreiche Geschütze mit sich und Geschütz gräben, besonders im Osten von Mukden eingerichtet und die Werke mit Stachelvraht geschützt. Allen Anzeichen nach scheine es gegen die Absichten Rußlands zu sein, ernstere Kämpfe um Mukden anzunehmen. Ebenfalls aus London wird dem „8.-A." gemeldet: Starke russische Infanterie-Abteilungen stehen noch südlich von Mulden und beobachten die erste japanische Armee. Aus beiden russischen Flanken wurden starke Befestigungen er richtet, besonders auf den westlichen Zugangsstraßen nach Mukden. Eine Abteilung in Usum, 45 im von Mukden, verteidigt die russische Ostflanke. Zwischen russischer Kavallerie und Kurokis Armee fanden mehrere Gefechte statt. Der Korrespondent der Petersburger „Birshewija Wjedmosti" in Tschifu telegraphiert unterm 29. September: Die in der chinesischen Zone des Golfes von Petfchili kreuzende iapaniswe Flotte geht immer ungenierter vor. Japanische Torpedoboote liefen in den beiden letzten Nächten mit abgcblendeten Lichtern in den Hafen von Tschifu ein und visitierten Dschunken und überwachten die in den Hafen eingelaufenen Schiffe. Nach Angaben von Japanern soll die Lage der russischen Flotte im Hafen von Port Arthur unhaltbar geworden sein, seitdem eS der japanischen Artillerie gelungen sei, Stellungen zu finden, von wo aus sie die vor Anker liegenden Schiffe bombardieren. Die russische Flotte werde aus diesem Grunde den Hafen verlaßen müssen. Eine Seeschlacht stehe unmittelbar bevor. Nach durchaus zuverlässigen Informationen, die ich erhalte, find alle diese Angaben erfunden. In Wahrheit erlitten die Japaner bei rem letzten Angriffe ungeheure Verluste und sind überall zurückgetrieben worden. Die Verluste durch Minen waren so furchtbar, daß sie ihre Angriffe seit dem 2K. September nicht erneuerten. Vom 26. datierte Briefe auS Port Arthur, die hier eingeben, lauten sehr zuversichtlich und geben der Ueber- zeugung Au-druck, baß di« Festung nicht genommen werden könne. Deutsches Kelch. * Leipzig, 30. September. * Für die Wahlkampagne von Jerichow ist von uns Professor Hasse als Nachfolger des Fürsten Herbert Bismarck in Vorschlag gebracht worden. Herr Professor Hasse hat von diesem Vorschläge erst durch die Presse Kenntnis erhalten und, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, bis jetzt überhaupt noch keine Gelegenheit gehabt, zu ihm Stellung zu nehmen Berlin, 30. September. Zum Tode PeS Ärafregentcn von Lippe-Tetn,old schreibt, ein wenig spät, der „Reichsanzeiger": Der am 26. September verstorbene Regent des Fürstentums Lippe, Gras Ernst zur Lippe-Bicsterfelb, hat sich in der Negierung des Fürstentums, die er auf Grund eines unter dem Vorsitz des verewigten Königs Albert von Sachsen abgegebenen Schiedsspruches ausübte, innerhalb deS Lippeschen Landes und darüber hinaus persönliche Sympathien erworben, die seinem Namen ein gutes Andenken sichern. * Ter velritbSmittelgemeinfchafl auf Pen deutschen Staatsbahnen, die nach den Heidelberger Meldungen im Anzuge zu sein scheint, widmet die „Nat.-Ztg." einen längeren Artikel, dem wir folgendes entnehmen: Zwischen den süddeutschen Staat-regierungen al» Antragstellern und dem preußischen Eisenbahnminister haben gestern in der ehr- würdigen Neckarstadt Verhandlungen über einen engeren Zu sammenschluß der süddeutschen Staatsbahnen und der preußisch, hessischen Gemeinschaft in der Richtung einer Betriebsmittei gemeinschaft stattgesuuden. Ueber die Ergebnisse der Konferenz ist vorläufig nichts mitgrteilt, doch wird an einem gedeihlichen Ausgang kaum zu zweifeln sein. Unsere süddeutschen Reichsgenosseu sind von jeher in einem Punkt von ganz besonderer Einpfindlichkrit ge wesen, nämlich dann, wenn sie eine- ihrer bundesstaatlichen Selbständigkeitsrechte durch die „preußische Habgier" bedroht glaubten. Im Laufe der Jahrzehnte hat di» Nervosität in weiten Kreisen des Südens einer ruhige» Betrachtung der Tinge Platz gemacht. Man kann heut« wohl überall ruhig die Frage eine- Anschlüße- der Süddeutschen au die preußisch-hessische Gemeinschaft in irgend einer Form erörtern. Und wen» erst unter den Eisenbabnbeamten SüddeutschlandS eine Abstimmung stattfinden würde, dann würde sich, dessen find wir an- eigener Kenntnis sicher, heute schon eine erhebliche Majorität für ein Reichsbahnsystem ergeben. Preußen hat sich stets auf den Standpunkt gestellt: ,Lsch kann warten." Im Süden liegt die Sache verzweifelt anders. Von Jahr zu Jahr sehen sich die süddeutschen Eisenhahnverwaltungen durch die steigenden Anforderungen der riesigen modernen Verkehrsrntwicklung mehr in die Enge getrieben. Die Verhältnisse liegen heute so, daß eine Lösung der Frage einer deutschen Eisrnbahnbetrirbsgemeinschaft in nicht mehr ferner Zeit kommen muß. Was in Heidelberg an gestrebt oder erreicht worden ist, kann nnr eine kurze Etappe auf dem Wege sein, den die Entwicklung des deutschen Eisenbahnwesens mit zwingender Notwendigkeit über kurz oder laug nehmen. Gerade diejenigen süddeutschen Organe, die von jeher mit Hellem Blick ihren Landsleuten vorangegangen sind, halten von der geplanten Be triebsmittelgemeinschaft ohne gleichzeitige Brtrtebsgemein- schaft nicht sehr viel. Der „Schwab. Merkur", dessen einstiger Leiter, der Reichstagsabgeordnete Otto Elben, sich in den großen Jabren ves jungen Reichs unvergängliche Verdienste in ver Reichseisenbahnsrage erworben hat, weist auf die Belang- losigkeit der Neuerung für Preußen hin, hebt aber das er zieherische Moment hervor: Preußen will die süddeutschen Staaten nicht vergewaltigen, möchte ihnen aber durch solche Kleinigkeiten den Weg zur endlichen BetriebSgemein- schast aller deutschen Bahnen ebnen. * Zum Besuche GiolittiS keim Reichskanzler wird aus Rom, 30. September gemeldet: Der römisch« Correfpondenr eines Turiner Blattes bestätigt, daß Giolittis Reise nach Homburg die Ergänzung der meist TittoniS nach Abbazia sei. Giolitti habe auf dem Umwege über Homburg einen Einfluß aus Wien ausüben wollen, um die letzten Mei nungsverschiedenheiten zwischen Italien und Oesterreich zu zerstören und habe auch den Fall Gegiorgi besprochen. Auch die Frage der Patbenschaft des Kaisers zum italienischen Kronprinzen sei gestreift worden. * Ten Rücktritt Robert Kochs meldet der „StaatSanz." in folgender Form: Der König geruhte, dem Proseßor, Geh. Mevizinalrat Robert Koch, die nachgesuchte Entlassung aus dem Anit als Direktor des Instituts für Infektionskrank heiten mit Pension zu erteilen. * Zur LanplagSersatzwabl in Celle-Burgdarf, die den Sieg des nationalliberalen Kandidaten Hoyermann über den Konservativen Fr eydanck mit einer Stimme Mehr heit brachte, schreibt der „Hann. Cour.": Die wel fischen Wahlmänner, die bis auf den erkrankten Baron v. Lüneburg in Wathlingen sämtlich erschienen waren, stimmten mit einer Ausnahme geschlossen für de» konservativ-agrarischen Kandidaten, ein Zeichen, daß zwischen diesen Parteigruppen für dir nächste Reich-taa-wahl wieder ein Pakt geschloßen ist. Al- ein Zeichen der Zeit darf eS gelten, daß bei dieser Mahl konserva tive RrgierungSbeamte mit Welfen und Agrariern der extrem sten Richtung znsanimrugegaugrn sind, um die »atioaalliberale Partei im Wahlkreise Eelle-Burgdorf totzuschlagen. Was sagt dazu Herr v. Hammerstein, der die schönsten Reden gegen die Welfen hält und seine llntergebenen öffent lich mit den „Feinden des preußischen Staat-" fraternisieren steht, um die nationalliberale Partei zu schlagen? * Tie Hschzcit des Lr»nprin;en mit der Herzogin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin wird, der „Magdeb. Ztg." zufolge, im Mai statmndea, vielleicht am GeburtSkaae des Kron prinzen (k. Mai). Die Großherzogin-Mutter Anastasia pflegt regelmäßig Ende Sevkcmber oder Anfang Oktober nach l Cannes zu geben und erst im Mai wieder nach Deutschland zu kommen. E- ist selbstverständlich, daß ohne sie die Hoch- I zeit nicht gefeiert wird. Im übrige« wird auch »ie Lafette- I zuag der Ausstattung ei» halbe» Jahr 1» Anspruch »ehtu«,
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