01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041003018
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904100301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904100301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-03
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Anzeigerr-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SS Reklamen unter dem RedattionSslrich (»gespalten) 75 nach den FamiUeunach- richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 /<-. Annahmeschlutz für «ureigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgeu-AuSgabe: nachmittag» 4 Uhr. Extra-Beilage» (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polt in Leipzig (Inh. vr. B..R. L W. Klinkhardt). Montag den 3. Oktober 1904. 98. Jahrgang. Var Wirbligste vsm läge. König Georg nahm gestern in Pillnitz mit der Prinzessin Mathilde, seinen Söhnen und Enkeln an der Familientafel teil. (S. Sachsen.) In der Generalversammlung der österreichischen Industriellen versicherte der Ministerpräsident die Versam- melten des Wohlwollens der Regierung gegen die In dustrie. (S. Letzte Dep.) Bei einem Eisenbahnzusammenstoß in der Nähe von Frankfurt a. M. wurde bedeutender Materialschaden angerichtet. (S. Letzte Dep.) kine lvittenscbaMicbe Einrichtung. Ms Professor Horst Kohl den von der ultramon tanen Presse als großen Gelehrten ausgeschrieenen Freiherrn von Berlichingen glatt und klar der Lüge zur höheren Ehre Gottes zieh, machte der Freiherr sein köstliches Eingeständnis, daß er die Fälschung des Bismarckcitates, oder, wie der Herr sich ausdrückte: „solche veränderte Wiedergabe der Worte Bismarcks", „nicht ohne gewichtige Gründe vorgenommcn habe", obwohl er versicherte, er citiere wörtlich. Und dabei war die Fälschung bereits ein halbes Jahr vorher von Lehrer Bey hl in Würzburg sestgestellt und die „Quelle" Berlichingens, das Buch des Kaplans Hohoff, hatte ausdrücklich die falsche Aufsassung des Würzburger „Gelehrten" im voraus als unmöglich durch einen besonderen Vermerk abgelehnt. Schon damals war die Geschichtsdarstellerei dieses Herrn für jeden ab getan, auch wenn er sich nicht persönlich in den münd lichen und gedruckten Vorträgen noch eingehender über zeugen konnte, weß Geistes Kind Berlichingen eigent- lich wirklich sei. Doch fanden sich bayerische Zcntrumsabgeordnete und die gesamte dortige Zentrumspresse, die noch nach der Beyhlschen Schrift und nach der Fehde mit Pro fessor Kohl den Freiherr» als unantastbare wissen schaftliche Größe verherrlichten. Aber der Krug gebt so lange zum Brunnen, bis er bricht, und auch für Berlichingen kam das Verhängnis in Gestalt des Be- leidigungsprozcsses, den Lehrer Beyhl seinem Gegner an den Hals heftete. Das bei der Gerichtsverhandlung im vergangenen Sommer von dem vom Gericht bestellten Sachverständigen, dem katholischen Theologen Professor S. Merkle in Würzburg abgegebene Gutachten stellte sich in Bezug auf die historische Darstellung der Wahr heit gemäß auf die Seiten des protestantischen Volks schullehrers und lehnte die Geschichtsbehandlung durch den Erjesuiten und Freiherrn als ganz unhaltbar und irreführend ab. Daraufhin wurde der aufrichtige Gutachter in der interessierten Zentrumspresse auf das Schmachvollste an gegriffen. Es wurde ihm vorgeworfen, wie er allein die Verurteilung des katholischen Mitbrudcrs verschuldet habe, seine Ausführungen wurden verdreht und entstellt wiedergegeben und so sein Ansehen herabgesetzt; es wurde mit dem Unwillen des Volkes und dem Proteste des gesamten Klerus gedroht. ' Damit bewies die Zentrumspresse, daß iht das Parteiinteresse und die Verhetzung des Volkes durch einen inferioren Rhetor höher steht als die historische Wahrheit. Gegen dieses nichtswürdige, das Volksurteil ver wirrende Treiben erhebt sich nun Professor Merkle in seiner Verteidigungsschrift: „Reformatorische Streitfragen. Ein Wort zur Verständigung aus Anlaß des Prozesses Beyhl-Berlichingen. 76 Seiten. München, Kirchheimsche Verlagsbuchhand lung." In dieser Schrift zahlt der Angegriffene nicht nur den „anonymen Parteiskribcnten, bei denen Un wissenheit und Frivolität sich die Wage halten", sondern allen, die Berlichingen in seinem Treiben bestärkt und verteidigt haben, in geradezu fürchterlicher Weise heim. Es ist eine Hinrichtung, die da an Berlichingen voll zogen wird. Die Fälschung des Bismarckcitates und ihre öfient- liche Brandmarkung durch Professor Kohl wird darin auf einer ganzen Seite lang als bezeichnend für Rer- lichingen dargestellt. Aber der Fall erscheint nun typisch, denn wie er es hier machte, hat es der Würzburger „Ge lehrte" des öfteren getrieben. Er hat, natürlich „aus gewichtigen Gründen", durch Einschiebsel in vorwört liche Citate deren Sinn direkt verkehrt und gegen diesen falschen Sinn dann seine heftige Polemik gerichtet oder irreführende Schlußfolgerungen daraus gezogen. Pro fessor Merkle führt eine ganze Reihe solcher Fäl schungen au. Die pikanteste darunter ist, wie er, was auch in der Gerichtsverhandlung eine Hauptrolle spielte, dis reine Verhältnis der Patrizierin Ursula Cotta zu dem armen Lateinschüler Luther in einer Weise ver dächtigt, daß er den Eindruck eines unsittlichen Verhält nisses erweckte. Er bringt da u. a. auch dann fertig, daß er die betreffende Stelle aus Mathesius für seine Zwecke verändert wiedergibt, natürlich auch hier „aus gewichtigen Gründen". Aber nicht bloß das; er citiert auch deutsche Dichter falsch und fälscht sogar Worte Christi. Professor Merkle schließt dieses Kapitel „Behand lung von Quellen und Literatur" mit der Zusammen fassung: „Angesichts solcher Verstöße in Behandlung von Quellen und Literatur kann das Urteil nur lauten: Entweder entbehrt der Verfasser jeder wissenschaftlichen Schulung und Methode und hat bodenlos leichtfertig gearbeitet, oder er ist ein wissentlicher Fälscher. Ich habe bei der Gerichtsverhandlung die erstere Alternative als die mildere angenommen." Das ist also der vom Ultramontanismus in den Himmel gehobene Würzburger „Gelehrte"! Aber Merkle weist neben dieser leichtfertigen Quellen- und Literaturbehandlung ebenso überzeugend die geradezu ein schüttelndes Lachen erweckende bodenlose Unwissen heit des Zentrumsheiligen nach, zunächst auf dem Ge biete der vorreformatorischen Kirchengefchichte, dann auf dem Gebiete der Lutherforschung und selbst auf dem Boden der katholischen Kirchenlehre und des kirchlichen Dogmas: Berlichingen wird als „Ketzer" entlarvt! Es werden ihm Lehren als irrig nachgewiesen, die ein Schulkind richtig kennen muß. Luther wird gegen die inferioren Anwürfe B e r l i ch i n g e n s in einer ganzen Reihe von falschen Darstellungen nachdrück- ich in Schutz genommen, die ordinäre Sprache des Frei herrn wird bloßgestellt und ihm vorgehalten, daß er an Schimpfwörtern reicher sei als an Gedanken und Wissen. Und die kritischen Ausführungen werden von Merkle also geschlossen: „Wirkt diese Sprache des Herrn v. B. und die Aufforderung, ihm eine Unrichtigkeit nachzu weisen, und die fürchterliche Drohung an Professor Kohl, er werde in Zukunft „den superklugen Herrn Professor literarisch hauen, wenn er ihm unter die Augen kommt", neben der Menge der nachgewseienen gröbsten Verstöße nicht tragikomisch'c Aber Horst Kohl mag sich in acht nehmen, denn der Baron — nimmt es mit der Wahrheit nicht gen au." Ten schwerwiegendsten Teil der Schrift bringt das lebte Kapitel: „Das Nachspiel des Prozesses und was es lehrt." Hier behandelt Merkle die Angriffe auf ihn von feiten der sich kirchlich gebärdenden Kreise von der Höhe des Geschichtsforschers aus, der in all der darin zu Tage tretenden unglaublichen Inferiorität und merk würdigen sittlichen Verwahrlosung, die das Partei interesse über die historische Wahrheit stellt und die un- wissende und frivole Art Berlichingens verhimmelt, weil er eben in erwünschter Weise den konfessionellen Leidenschaften schmeichelt, mit der nötigen Keckheit aus- tritt und alle Andersdenkenden in den Staub zieht, ein ernstes Zeichen darin sieht, daß breite Strömungen in der katholischen Kirche auf Irrwegen wandeln und daß die Kirche, ernsten Zeiten entgcgengeht. Mit voller Entschiedenheit tritt Merkle dafür ein, daß der konfessionelle Friede dadurch aufrecht erhalten werde, daß Männern wie Berlichingen das Hand werk gelegt und das Vertrauen auf gegenseitige Ehrlich keit und Rechtlichkeit gestärkt werde. Dabei läßt Pro fessor Merkle nicht im Zweifel, daß er Luther als den Gegner seiner Kirche aus dogmatischen Gründen ab- lelmen muß. Aber er nimmt den Reformator dort in Schutz, wo ihn schmähsüchtige Ignoranten mit Schmutz bewerfen. Die Schrift mit ihrer ehrlichen Tendenz wird hoffentlich im ultramontanen Lager klärend wirken und auf protestantischer Seite als ein Dokument des Friedens begrüßt werden. ver rurrircd-jspanirche Weg. Russische Erwartungen. Auch der v. Sch. - Berichterstatter deS „Lokalan^.", der gestern früh sein Telegramm aus Mulden abgeschukt bat, bescheinigt, daß man trotz der Zurückhaltung, die die Ja paner bisher zeigten, doch allgemein glaube, daß bald wieder eine große Schlacht geliefert werden wird. Die Stimmung sei durchweg gutsin der Ernenmuig Grippenbergs zum Cbef der zweiten Armee erblickt man eine willkommene Entlastnng Kuropatkin», dem der Platz im Schwerpunkt der Operationen verbleibt. Der Oberbefehlshaber veranstaltete zu Ehren der neuernannten GeorgSritter, der ersten aus diesem Feldzuge, ein Diner. Grippenberg wird, wie aus Petersburg gemeldet wird, Ende Oktober nach dem Krigs- schauplatz abreisen. Ein Telegramm Ssacharows an den Generalstab meldet: Am 29. September begannen japanische Borhutabteilungen den Bormarsch nach Iansintunia auf dem Wege Mukden-Bjaniupusa und Fyndiapu; er wurde aber von unserer Kavallerie zum Stehen gebracht. Am 30. Sep tember verdrängte «ne unserer Kavallerieabteilungen die nach Tschjantania, am reckten Ufer des Hunho, 40 Werst stromabwärts von Mulden, vorgerückt war, die Ja paner aus diesem Dorfe und verbrannte 17 beladene Dschunken, von denen einige Munition an Bord hatten. Große Verstärkungen, die der Feind von Süden erhielt, nötigten unsere Abteilung, sich zurückzuziehen. — Au» dem Hauptquartier der ersten japanischen Armee wir telegraphiert: Der Feind ist von der fortgesetzten Untätigkeit des javanischen Heere« erheblich überrascht. D,e Japaner sind ihrer Ueberleaenheit sicher und können ruhig auf die Vollendung ihrer Vorbereitungen zum neuen Angriff warten. Die Ankunft russischer Verstärkungen beunruhigt sie nicht. Grohfürft Nik-Iai Nikslajewitsch. Der in Aussicht genommene Oberbefehlshaber der gesamten russischen Streitkräfte in der Mantschurei, Groß fürst Nikolai Nikolajewitsch, ein Sohn des 1891 ver storbenen Oberbefehlshabers der russischen Truppen im russisch-türkischen Kriege von 1877, Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch des Aelteren, ist in der russischen Armee sehr populär und gilt als Kenner des Kavalleriewesens. Im russisch-türkischen Kriege von 1877 bekundete er, wie die „N. Fr. Presse" versichert, große Tapferkeit. Beim Uebergang Uber die Donau entwickelte er große Umsicht und erwies sich als organisatorisches Talent, wofür er mit dem Georgs-Orden dekoriert wurde. Besondere Bravour bekundete Großfürst Nikolai der Jüngere beim Uebergang über den Balkan. Er wurde von Alexander II mehrfach ausgezeichnet. Der Zar betraute ihn im Jahre 1884 mit dem Kommando der Leibgarde- Husaren, welchen Posten er bis 1890 innehatte. In diesem Jahre erfolgte seine Ernennung zum Chef der zweiten Brigade- der zweilen-Kavallerie-Division und bald darauf der zweiten Garde-Kavallerie-Division. Für hervorragende Leistungen im Kommando wurde Nikolai zum Generaladjutanten er nannt. Nikolaus II. ernannte ihn am 6. Mai 1895 zum Generalinspektor der Kavallerie. In dieser Stellung soll der Großfürst vielfache Verbesserungen ui der Organisation der Kavallerie vorgenommen und die Schlagfertigkeit dieser Truppengattung bedeutend gehoben haben. Großfürst Nikolai Nikolajewitsch hat auf dem Gebiete des Militär-Jngenieur- wesens bedeutende Reformen durchgeführt. Während der vorjährigen Schipka-Feierlichkeit in Bulgarien wohnte Groß fürst Nikolai als Abgesandter de« Zaren der Feier und der Einweihung der Gedächtniskirche für Alexander II. bei. Von jport Arthur liegt ein zweiter Bericht des Prinzen R a d z i w ill vor, der sich dafür verbürgt, daß die Garnison und die Zivilbewohner der Festung gesunv sind und reichliche Verpflegung haben. Es wird allerdings zuweilen Pferdefleisch ausgegeben, aber nur, um die besseren Fleifchsorten für die Ver wundeten aufzusparen. Die Versorgung des Platzes^ mit Trinkwasser ist nicht gefährdet, weil in der Stadt ein Destillierapparat vorhanden ist, der circa 20 000 Eimer gutes Wasser liefert Auch haben die Kriegsschiffe solche Apparate an Bord; ferner gibt es viele Zisternen zur Auffa^imlung des RegenwasserS und einen Teich mit gutem Wasser. Immerhin ist nach Radziwill in den Ergebnissen des letzten Sturmangriffs ein erheblicher Fortschritt der Iapan'er gegenüber den vom Zaren mit dem säbel eines Generaladjutanten geehrten Stössel zu erblicken. Die Flotte. Wie aus Petersburg berichtet wird, sind endlich vier Kriegsschiffe aus Kronstadt ausgelaufen, um sich mit dem Ostsee-Geschwader zu vereinigen. Nach den neuesten Be stimmungen soll die Flotte die Reise nach dem fernen Osten am 15. d. M. von Libau auü unter Admiral Roschdjestweusky antreten. Soldaten nn- Gsl- für Japan. In Japan hofft man nach einem Londoner Telegramm der „N. Fr. Pr.", die durch ein Notgesetz verfügte Verlänge rung der Dienstzeit in der Reserve werde der Armee eine Verstärkung von 200 000 Mann bringen. Nach einer im „Daily Telegraph" veröffentlichten, in Schanghai ausgestellten Berechnung befänden sich nur noch höchstens 40 000 Mann in Japan. Die Verlängerung der Reservedienstzeit in der Armee sei daher dringlich notwendig gewesen. Diese Mitteilung stimmt nicht mit der Versicherung von Japanern, daß sich in Japan noch zahlreiche, beinahe felddienstfähige Reservisten befinden. Wenn vies der Fall wäre, so wäre die fünfjährige Verlängerung der Reservedienstzeit überflüssig gewesen. — Der „Standard" meldet aus dem japanischen Hauptquartier vom 29. v. M.: Der Mikado teilte am 20. September mit, daß in Japan große Goldfunde gemacht sind. „Anleihegolb?" fragt spöttisch die „Köln. Ztg." Noch ein Verschollener. Wie dem „Dziennik Polski" aus Podwoloczyska berichtet wird, ist dort der Abgeordnete Klofac von seiner Kriegs berichterstatter-Exkursion nach Rußland eingelroffen, nachdem er zuvor in der russischen Grenzstadt Woloczyska von den Behörden wegen Paßförmlickkeiten, die erst im telegraphischen Wege behoben werden mußten unv zu einer Auseinandersetzung zwif chen Klofac und dem Gendarmeriekapitän geführt hatten, zurückgehalten worden war Die Reklame wird nicht vergeb lich sem. Deutsches gricv. Leipzig, 2. Oktober. * Zum ltppcschcn Thronstrctt. In sonst gut unterrichteten politischen Kreisen wird dem „Tag" zufolge angenommen, daß die Entscheidung über die lippische Angelegenheit nicht so bald erfolgen dürfte. Dann heißt es weiter: „Der Bundes rat als die Vertretung der deutschen Bundesfürsten und Freien Städte hat sich zwar zur Entscheidung derartiger Thronstreitigkeiten für zuständig ertlärt, in Wirklichkeit aber werden die deutschen Fürsten diesmal persönlich berufen sein, ibr Urteil abzugeben, und sie werden cs natür lich erst tun, nachdem sie sich über die Rechtslage eingehend unterrichtet haben, erforderlichenfalls auf Grund von Gut achten angesehener Juristen. Der Bundesrat wird da« von den beiden streitenden Linien eingehende Material nicht nur an die deutschen BundeSfürsten weitergeben, sondern die beiden Linien werden sich voraussichtlich auch dirxkt mit den deutschen Fürstenhöfen in Verbindung setzen. Die spätere Beschluß fassung im Bundesrate wird dann nur noch eine rein formale Bedeutung haben. Bis dahin wird sich Lippe überhaupt nicht im Bundesrat vertreten lassen, womit die Frage nach der Legitimation seine» Vertreter- gegenstandslos wird. Der Weg de« schiedsgerichtlichen Verfahrens wird nicht mehr beschritten werden." — Man scheint also ernstlich gewillt zu sein, den unter dem Vorsitz König Albert« ge fällten «Schiedsspruch als nicht vorhanden oder nicht mehr verpflichtend anzusehen. * Tie sozialdemokratische Partei und die (»cwerk sch asten Das Organ des Buchdruckerverbandes zieht in bezeich nender Weise die Bilanz des Bremer Parteitages, soweit Gewerkschaftsangelegenheiten in Frage kommen. Ter „Eorrespondent" findet, daß auf dem Parteitage das Be mühen zu Tage trat, die sogenannten neutralen Gewerk schaften völlig für die Partei zu requirieren. „Nachdem", führt der „lürresp." hierzu aus, „die Anschauung von den Gewerkschaften als Rekrutenschulen der Partei vor Jahren über Bord geworfen, kommt man — ungefähr mit dem eroberungslüsternen Rußland zu ver gleichen — und will die Hand aufs Ganze legen. Da jann von gewerkschaftlicher Seite nur kräftig gestoppt werden, umjomehr als es ziemlich deutlich wurde, daß man die Gewerkschaften, unbekümmert um deren Lebens- und Tagesfragen, in erster Linie zur Finanrierung einiger Aktiven der politischen Bewegung gebrauchen will, welche heißen: Generalstreik und Maifeier. Das kann es nicht geben. . .. Wo uns die Fragen der Taktik nicht trennen, werden Gewerkschafts- und politische Bewegung einträchtig nebeneinander marschiere», sonst aber ist und bleibt der Grundsatz in Geltung „suum vuiczue" und damit basta. — Der „Korr." begründet seinen Standpunkt mit der Taktik, auf die Gewinnung der Arbeiter für die Gewerkschaften Rücksicht nehmen zu müssen. Berlin, 2. Oktober. * Die Sachverständigen - Kommission zur Vorprü fung von Fragen der Reform des Strafprozesses wird am nächsten Dienstag mit der zweiten Lesung ihrer Aufgabe beginnen. In politischen Kreisen interessiert vor allem, wie die endgültige Stellung der Kommission zur An gelegenheit des Zeugniszwanges genommen werden wird. * Tie ersten Benediktinerinnen im deutschen Reiche. Vor wenigen Tagen sind die ersten Benediktinerinnen in das neu erbaute Kloster Ei bin gen im Rheingau eingezogen. Sie stehen unter der Führung der Aebtissin Prinzessin Schwarzenberg, eines Mitgliedes der in das tschechisch klerikale Lager übergegangenen ehemals deutschen Adelsfamilie der Fürsten Schwarzenberg. Bisher gehörten sie der Bene- diktinerinnenabtei „Sankt Gabriel" bei Prag an. Das zur Erinnerung an die „heilige Hildegard" errichtete Kloster Eibingen ist die erste Niederlassung der Benediktinerinnen im deutschen Reiche. Man darf wohl fragen, ob der vor mehreren Jahren aus dem Rheinland als Agitator nach Prag gekommene Benediktinerpater Alban (Schachleitner) seiner Heimat nicht auch diese Segnung bescheren half. — Zum Amtsjubiläum des Geh. Ju'tizrats Boltz sandte der Zentralvorstand der nationalliberalen Partei an Len Jubilar folgendes Telegramm: „Zur 50jährigen Jubelfeier Ihrer Amtstätigkeit sendet Ihnen der Zentralvorstand herzliche Glückwünsche. Möchte es Ihnen wie seither so auch ferner beschiedcn sein, in voller geistiger und körperlicher Frische diejenige rege Tätig keit im Amte und im Dienste des Vaterlandes auszuüben, die Ihnen weit über den Kreis der näheren Freunde hinaus allgemeine An erkennung und Verehrung eingetragen hat. .4ck wullos aunos! Der Zentralvorstand: Tr. Hammacher." Tie NeichStagsfraktion entsandte folgende Beglückwünschung: „Dem lieben Freunde und verehrten Kollegen die herzlichsten Gratulationen zu dem seltenen Feste einer 50jährigen Amtstätigkeit! Sie hat ihn nicht gehindert, daneben seine beste Kraft für die Interessen der Nation, die Ent- Wickelung des Liberalismus cinzusetzen. Ihrem treuen Senior, dem immer jugendfrischen Veteranen mögen noch lange Jahre gleicher Kraft und gleichen Humor? erhalten bleiben. Namens der Fraktion: Dr. Sattler." — Parlamcntsjubiläen. Eine Anzahl von Mitgliedern des preußischen Abgeordnetenhauses vermag in diesem Oktober auf eine 25jäbrige ununterbrochene Tätigkeit zurückzuichauen. Aus der nationalliberalen Fraktion gehören diesen Jubilaren die Ab geordneten v. Eynern und Hobrecht an. Letzterer hätte im Vorjahre das Jubiläum einer 40>ährigen Zugehörigkeit zum preußischen Landtage begehen können; denn seit 1863 bis 1878 war er Mitglied des Herrenhauses: es folgte dann eine kurze Unterbrechung seiner aktiven parlamentarischen Tätigkeit durch sein ministerielles Amt. Am 7. Oktober 1879 wurde er aber wie Abg. v. Eynern in» Abgeordnetenhaus gewählt und gehört ihm seit dieser Zeit ununterbrochen an. * * Bremen, I. Oktober. Entgegen den Beschlüssen der Bau arbeiter und Zimmerer beschlossen die Maurer mit 200 gegen 100 Stimmen, den Streik nicht sortzusetzcn. - * Görlitz, I. Oktober. Der für den 1. Oktober geplante Droschkenkutscherstreik ist nicht auSgesührt worden, weil der Magistrat nach einer Konferenz mit dem Ncgierungsvcrtreter die betreffende Polizeivcrordnung zurückgezogen hat. * Baden-Baden, l. Oktober. Die Großherzo^inmutter Anastasia von Mecklenburg, Kronprinz Wilhelm und die Hcrzoginbraut Eecilie zu Mecklenburg traf beute hier ein und wurde auf dem Bahnhof von dem Groß fürsten Michael Nikolajewitsch, Vater der Großherzogin Anastasia, dem russischen Ministerresidenten von Eickler, dem Generaladjutanten des Großherzogs Friedrich, Generalleutnant v. Müller und dem Oberschloßhauptmann Offensaukt v. Berckholtz empfangen. flotte. * Tchtffsbewegungen. S. M. S. „Stein" ist am 30. Sep tember in Gibraltar eingctroffen und geht am 3. Oktober von dort nach Cartagena in See. S. M. S. „Tiger" ist am 30. September in Chinkiang am Jangtse eingetroffen und am 1. Oktober von dort nach Wusung abgcgangen. S. M. S. „Iltis" ist am M. Sep tember in Canton eingetroffen. S. M. S. „Zielen" ist am 29. September in Wilhelmshaven eingctroffen. Vermeffungs- dampfer „National" ist am 30. September in Kiel außer Dienst gestellt. Huslanck. Oesterreich-Ungarn. - Aus den Einzellandtagcn. Der nrederöste re ichische Landtag hat seine Schuldebatte gehabt, von der man Rück schlüsse auf daS gesamte öffentliche Leben sieben kann. Auf der Tagesordnung stand ein Antrag de» LchulauSschusse»; er hatte die Errichtung einer vierten Klasse an den Bürger schulen zum Gegenstände. Der Schulausschuß ist der Ansicht,
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