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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041004029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904100402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904100402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-04
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Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4gespalten/ 75 nach den Familienuach« richten (Vgejvalten) SO -H. Tabellarischer und Zisserusatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Lsfertenannahme 25 >4. Annahmeschlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. (rrtra-B.'ilagen lgemlzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbesörüerung tiO.—, m - t Postbesörderung 70.—. Anzeigen sind ste.4 an die Expedition zu richten. Tie Expedition ist wochentags nnnnterbrochen grvjsnet von srüh L bis abends 7 Uhr. Truck und Verlag von t-X Po!; in Leipzig Ji k. I>r. :1t. ör K. Klinkhardt. Dienstag den 4. Oktober 1904. 08. Iabrqana, Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Nachdem der bisherige Kassierer Herr Otto Beyer sein Amt niedergelegt hat, konstituierte sich der Borstand des AeltestenrateS der deutschkatholischen Gemeinde in der Aeltestenratssitzung vom 22. August neu, wie folgt: Herr Varl Nu Yle in Leipzig und Oetzsch, Borsivender, Herr Rudolph Willestc in Leipzig, stellvertr. Vorsitzender, Herr Frau; Kttbe, Leipzig Schriftführer, Herr Fritz Bosse, Leipzigs stellvertr. Schriftführer, Herr Joseph Beck in Leipzig, Kassierer. Leipzig, 4. Oktober 1904. Ter Aeltesteurat der deutsch-katholischen Gemeinde ;u Leipzig. Vas Wedtigsle vom Lage. * Anläßlich des 25jährigen Bestellens des Reichsgerichts ernannte die juristische Fa kultät der Universitär Leipzig zehn Mitglieder acs Reichsgerichts, der Reichsanwaltschaft und der Rechts- Anwaltschaft beim Reichsgericht zu Ehrendoktoren. (L. Leipz. Angelegenheiten.) * Der frühere Rcichstagsabgcordnete und ehemalige Oberpräsident von Ostpreußen, Gras Itolbcrg, ist im Alter von 64 Jahren gestorben. (S. Pol. Tagesschau.) * In Prag soll ein M i l i t ä r b e f r e i u n g s - schwindel aufgedeckt worden sein, bei dem, wie es peißt, hohe Beamte sich kompromittierten. Eine Krakauer Depesche bcbauptet, daß kurz vor Odessa ein B o m b e n a t t e n t a t gegen den Zug des Zaren versucht worden sei; ein „Verdächtiger" ist interniert. (S. Ausland.) Die spanischen Eortes sind wieder eröffnet worden. " Vor M il k d e n , wo die Japaner eine scharfe Offen sive gegen die Russen eröffnet haben, wurden angeblich W japanische Infanteristen und Artilleristen, die aus Versehen gegen einander schossen, zum Tode durch den Strang verurteilt. (S. Krieg.3 Internationaler RrbeitersctnUr. „Der Hamps für dieses Ziel schließt nicht aus, daß wir unseren Gegnern in den birrgerlichcn Parteien Hülfe leisten, befürworten sie Schritte, die auf dein Wege zu einer unserer nächsten Forderungen liegen oder diese selbst umschließen", so steht es wörtlich in dem Ausruf zu lesen, den der sozialdemokratische Parteivorstand in diesen Lagen an die durch Bremen geläuterte Sozialdemokratie gerichtet hat. Ob die sozialdemokratische Partei wirklich geneigt ist, diese Parole in Zukunft zu befolgen, das wollen wir in aller Seelenruhe abwartcn. Tas; sie bis her genau das Gegenteil getan hat, daß sic grundsätzlich den bürgerlichen Parteien nach besten Kräften Steine in den Weg gerollt hat, auch wo es sich um den sozialen Fortschritt handelte, das wird auch der sozialdemokratische Parteitag nicht bestreiten wollen. Der neueste Beweis für diese nihilistische Taktik liegt 'n der Tatsache, daß sich die Sozialdemokratie selbst dem internationalen Arbeiterschubkongressc, der in der letzten Woche in Basel tagte, fern gehalten l;at. Und doch han delte es sich hier um eine bedeutsame Hülfsaktion zu Gunsten des vierten Standes. Man sieht aus dem Baseler Falle nur allzudcutlich, daß zwischen der neuen! sozialdemokratischen Theorie und der alten Praxis eine j unübcrsteigliche Kluft liegt. In der Theorie will sie mit arbeiten, in der Praxis aber sitzt sie wie die Auster in ihrer Schale. Während die bürgerlichen Parteien sich redlich abmühcn, nörgelt sie und verzehrt sich in einer ebenso gehässigen wie unfruchtbaren Kritik. Wir wären die ersten, uns darüber zu freuen,- wenn die Sozialdemo kratie den Standpunkt der hohlen Negation verlassen und selbst mit Hand anlegcn wollte, um die Schäden der Gegenwart zu verbessern, statt in leeren Tiraden über die Ungerechtigkeit der Tinge zu klagen. Aber vorläufig muß man mit Faust sprechen: Die Botsclzaft hör ich wohl, allein nur fehlt der Glaube. Die Baseler Konferenz, von der sich die Sozialdemo kratie freiwillig ausschloß, läßt die Erinnerung an die erste internationale Arbeiterschutzkonferenz wach iverden, die Kaiser Wilhelm im ominösen März 1800 nach Berlin einberufen hatte. Fast alle europäischen Kulturstaaten hatten ihre Vertreter entsandt. Eine Reihe von wich tigen Beschlüssen über die Regelung der Arbeitszeit in gewerblichen Betrieben und in den Bergwerken wurden damals gefaßt. Auch die Fürsorge für die Kinder, die jugendlichen Personen und die Frauen wurden bereits zum Gegenstand einschneidender Resolutionen gemacht. Was man damals forderte, das ging weit über die be stehenden Verhältnisse in den einzelnen Staaten hinaus. So konnte es nicht überraschen, daß sich an diese erste Arbeiterschutzkonferenz eine sehr intensive Kritik knüpfte, daß die Berliner Beschlüsse als undurchführbar und ideo- logisch verspottet wurden. Es ist auch ganz richtig, daß sich die in Berlin ge gebenen Anregungen nur langsam durchsetzten. Wie in den meisten anderen Staaten, so ging cs auch im deutschen Reich; auf die Zeit der hochgespannten Erwartungen folgte eine Zeit der Ermattung. Man lob nicht gleich die erhofften Früchte, andererseits fühlte sich die Industrie durch die neuen Schubgesetze geniert, und so drohte die soziale Reformtätigkeit einzuschlafcn. Aber die Gedanken der Berliner Konferenz wirkten doch weiter. Und besonders soweit das deutsckw Reich in Betracht kommt, muß man sagen, daß diese letzten 14 Jahre uns einen sehr erheblichen Fortschritt auf dein Gebiete des Arbeiterschutzes gebracht haben. Ein Blick auf die zahlreichen Abänderungen der Gewerbeordnung zeigt, daß die Gesetzgebung bemüht ge wesen ist, den wirtschaftlichen Fortschritt auch zum legis- latorischcn Ausdruck zu bringen. In zahlreichen ge sundheitsschädlichen Betrieben hat man sich der ge- fährdeten Arbeiter angenommen, für eine Reihe von Ge werben, für Gastwirtschaften, Bäckereien, für die Kon fektionsindustrie und andere Zweige des wirtschaftlichen Lebens sind Schutzvcrordnungen erlassen worden; auch der Ausbau der Gewerbeinspcktion dient in immer steigendem Maße der gesundheitlichen Kontrolle in den Fabriken. Dazu ist in der letzten Zeit noch das Kindcr- schutzgesetz gekommen, das mit besonderer Genugtuung begrüßt werden konnte, weil es endlich der Ausbeutung des Heranwachsenden Geschlechts einen kräftigen Riegel vorschob. Gerade die Wirkungen dieses Gesetzes werden sich ja erst allmählich, dann aber um so stärker bemerk bar machen. Denn eine Generation, die unter besseren Lebcnsbedingungen heranwächst, muß notwendig auch leistungsfähiger werden, als es die jetzige ist. Nimmt man noch dazu, daß auch der Schutz der Heimarbeit nur ! noch eine Frage kurzer Zeit ist, und daß wenigstens die i Einbeziehung der Heimarbeiterinnen in die Invaliden und Krankenversicherung nach der Zusage des Grasen Posadowsky unmittelbar bcvorsteht, so wird man wenig stens nicht sagen können, daß Deutschland während dieser 14 Jahre müßig gewesen ist. Ter neue Baseler Kongreß hat nicht jenes Aufsehen gemacht, das der Berliner Konferenz entgegengebracht wurde. Und doch darf inan in ihm eine neue Etappe aus dem Wege des Arbeiterjchutzes sehen. Schon daß er eine Uedersicht dessen ermöglichte, was bisher international aus diesem weiten Felde erreicht wurde, war dankens wert; aber auch die Anregungen des Kongresses zur Weiterführung der Arbeitcrschutzmaßrcgeln verdienen all gemeine Beachtung. Besonders dürsten die sehr genauen Beschlüsse über die Arbeit mit Bleifarben und anderen gcwerbliclwu Giften der Gesetzgebung Anregung bieten. Ebenso hat der Kongreß ein beachtenswertes Material für den Heiniarbeitcrschutz, sür die Beschränkung der Marimalarbeitszelt im Haudelsgewerbe, kür die Ab schaffung der Nachtarbeit jugendlicher Personen usw. bereitgestellt, das nun seiner Ausgestaltung in den ein zelncn Ländern harrt. Für uns Teutschc war es dabei recht angenehm, zu setzen, daß vieles, was von den aus ländischen Delegierten noch als ein erstrebenswertes, aber fernes Ziel angesetzen wurde, in Deutschland bereits erreicht ist. Tas trat besonders hervor bei der Debatte über die Versicherung ausländischer Arbeiter. Da konnte der deutsche Vertreter, Ministerialdirektor Tr. Caspar mit Stolz hervorhebcn, daß Deutschland als erster Staat eine Uufallverstckieruug geschaffen habe, in der das Prin zip der öffentlich-rechtlichen Fürsorge festgestellt wurde. Es war Herr Millerand, der ehemalige „Genosse" und französische Handelsnünister, der in der Schlußsitzung des Kongresses assen aussprach: „Mir erkennen alle mit Bewunderung die deutsche Versicherungsgesetzgcbung als ein erhabenes M o n u in c n t a l w e r k an." Es ist dieselbe Versicherungsgesetzgcbung, die von der deut scheu Sozialdemokratie jeden Morgen zum Frühstück als ^völlig unbrauchbar in Grund und Boden verdammt wird. Man begreift deshalb, daß die deutsche Sozialdemokratie sich dem Baseler Kongreß fernhielt; man versteht auch den Stoßseufzer des Kaisers in Bezug auf Millerand: „Ja, wenn wir den hätten!" Aber die Sozialdemokratie will sich ja jetzt bessern. Wir warten auf den Anfang. Der Humana aer herrrs. Aainpf gegen Vondelzwart» und Ovanibs»? Die Gebirgsbatterie, die bereits am 17. Oktober nach Südwestäfrika hinausgehen soll, soll nach einer Meldung der „Tägl. Rundschau" angeblich in Lüderitz- bucht gelandet werden und gegen die aufständischen Hottentotten Verwendung finden. Das genannte Blatt bemerkt hierzu: „Es dürfte sich dabei nicht imr uni den Herero-Bastard Morenga handeln, sondern auch um die seiner Zeit „entwaffneten Bondelzwarts". Daß im jetzigen Stadium des Hererokrieges ohne dringende Ver anlassung — ob diese vorliegt, ist nicht bekannt — zu gleich die endgültige Abrechnung mit dem Bondel zwarts im Süden vorgenommen werden soll, erscheint nicht sehr glaubhaft. Bis zur völligen Niederwerfung der Herero haben wir ein dringendes Interesse daran, daß das mittlere und nördliche Großnamaland, daß na mentlich die Witboois ruhig bleiben. Führen wir an der Nordgrenze und im Süden des Namalandes Krieg, dann liegt die Gefahr erheblich näher, daß der zündende Funke auch ans die nördliche Mitte Deutsch-Südwesl- atritas niedcrfäilt. Bezüglich der Ovambos ist man in maßgebenden kolo nialen Kreisen der Ansicht, daß die Notwendigkeit eines Feldzuges gegen dieseLeute nach wie vor besieht, und daß ihre Haltung nur mit Rücksicht auf die Erfolge der Schutztruppe über die Herero jetzt so wenig provozierend isl. Oer Häuptling Nechale, der als Räuber und Feind der Weißen bekannt ist. verdient entschieden Bestrafung für seine Taten und das Ziel, das inan sich in der Unter werfung aller Stämme in der Kolonie gesetzt hat, muß unbedingt erreicht werden. Wie die Verhältnisse jetzt liegen, sind natürlich starke Detachements zur Züch tigung dieser Neger nicht abkömmlich, und inan kann auch in diesen« Jahre nicht mehr mit einer Ovambo- erpedition rechnen. Fm nächsten Jahre aber, sobald die Herero in der Haupfsache niedcrgeworsen sind, wird man unbedingt gegen die Ovambos vorgehen. Es empfiehlt sich, das Ende der Regenzeit abzuwartcn und erst voin Mai ab Operationen iin Norden vorzunehmcn. Eine Unterlassung in dieser Beziehung würde als ein schwerer Fehler zu erachten sein. Einen« baldigen Vorgehen gegen die Eingeborenen käme auch zu statten, daß die Portugiesen ihrerseits die Grenze besetzt halten und den Uebertritt flüchtiger Ovambos verwehren können. Verstärkung -er Intendantur. Tie von General v. Trotha hierher übermittelte Nachricht, daß die Bewegungen der Truppen in Teutich- Südwestafrika unter Umständau durch Rücksichtnahme aus den Verpflegungsnachschub beeinflußt werden könn ten, hat, wie ans sicherer Duelle verlautet, zu lKm Be schluß geführt, die Intendantur zu verstärken. Die Be setzung der Intendantur war bisher schwach beinessen; als Ersatz sür einen erkrankten oberen Intendantur beamten ist mittlerweile Jntendanturasscssor Jakobs und als Verstärkung Jntendanturasscssor Kochanowsky hin- ausgcsandt wordeu. Am 17. d. M. werden nunmehr noch die Jntendantnrrätc Atzlemann und Lueck die Aus reise antrcten. Sie sind bestimmt sür die Etappe in Swakopinund und für die Südabteilung der Lüderitz- bucht. Ersterer ist zur Zeit Mitglied der Intendantur in Metz und war vorher Vorstand der Intendantur der von General v. Trotha in Trier befehligten Division Jntcndanturrat Lueck ist zur Zeit Vorstand der Inten dantur der 2. Gardedivision und bat bereits in der Er- pcdition nach Ostasien als Feldintendanturrat beim Stabe des Grafen Walderiee Gelegenheit gehabt, den Dienst in sreuidcn Gebieten zu lernen. Nie-ermetzelung deutscher Ansiedler in Südafrika. Zu Beginn vorigen Jahres wurde die s ä ch f i« ch e A n s i c d l e r f a in i l i e Paasch aus dein Orte Schedewitz, die sich aus einer Reise in portugiesisches Gebiet befand, in der Näbe der Transvaalgrenze von Eingeborenen getötet. Von den sieben An- gehörigen wurde nur ein lljätzrigcs Mädchen verschont, das nach seiner Befreiung grauen hafte Einzelheiten über das Blutbad zu Proto koll gegeben hat. Das Aktenstück gelangt jetzt iin „Zwickauer Tageblatt" zur Veröffentlichung. Wir ent- nehmen ihm folgende Zeilen: Die Familie «vor am Flusse Okuvango schon einmal von den Eingebore nen, die sich erst freundlich gezeigt hatten, nachts über fallen worden, wobei das Fainilienha u p t durch Schüsse getötet und ein Sohn verwundet wurde. Nur mit Mühe konnte sich die Ansiedlerschar dein Ver- derben durch die Flucht entziehen. An« nächsten Morgen gelangte man nach der Werft des Bogamandu, wo der Vater begraben werden sollte Plötzlich wurden wir, so heißt es wörtlich weiter, auch hier u m - ringt, und die Eingeborenen singen an zu steche«i. Meine Mutter nieine Schwester und Herr Arndt lein Händler, der die Familie begleitete) wurden von den Eingeborenen durch Speerstiche schwer ver wundet. Meine Mutter starb kurz daraus; nieine Schwester, die ein kleines Kind bei sich batte, wurde von den Eingeborenen mit den« Kinde in den Fluß ge worfen. Herr Arndt konnte sich nicht mehr Feuilleton. k" Ende der Welt. Eine Hochwaldidylle von Nataly von Eichstruth. Nachdruck verboten. Und ihn vor eine Haustür legen? Tazu ist er zu groß und verrat sie bald. Und ihn in die Stadt bringen? Da muß sie eine Ziehmutter suchen und ein schweres Geld bezahlen .... und wenn sie für des Aloys Bub arbeiten sollt', so wäre sie die Gefoppte und nit der Beck- babcr! Außerdem tät's doch herauskomm' .... und nachher käm^dic Straf'! Nein, so schneidet sich die Lcni nicht in das eigne Fleisch. Es ist kein Spaß, mit solchem Ballast von Kind in der Welt herum zu zieh'n, das Eenzerl wird ihr schon jaucr genug ankommcn, und wenn sie sich in der Stadt als Magd verdingt, muß sie die paar Heller für das Dirndel hingeben und behalt nix, um fein lustig zu leben! Ta lachte sie leise auf. „Akkrat umgekehrt will ich's machen. Wenn der Aloys die Mutter nit «nag, so soll er zur Straf' ihr Klein's diirchfüttern! Wird den« Geizhals nix schaden, und das Eenzerl liegt im warmen Nest. . . und die Lindbäuerin «st frei und ledig und kann sich hinwenden, wohin sie will! Tas ist ein Gedanke! Ten halt sie fest! Aber dem Aloys ist damit noch nicht genug Straf an getan! Ein' Aerger soll er haben ... ein Herzwch, daß er sich grün und gelb giften soll! Aber was? Und wie sie finster sinnend die Lippen nagt und an ihrcin vertragenen Gewand hcrabschaut, da flimmert cs plötzlich wieder in den Augen und ein boshaftes Lachen geht über ihr Gesicht. Was für ein narrisches Weibsleut sie ist, noch zu sinnieren! Steht droben in der .Kammer nit die Truhe mit der Kathi ihrem Hochzcitsstaat, ihrem Lcinzcug und Jankerln und Schuhen? Tas ist dein Beckhabcr sein Heiliges, hat die Groß mutter gesagt! Nun weiß die Lindbäuerin, was sie zu tun hat! Ist ihr so nicht recht, in ihrem alten Kram zur Stadt einzugeh'n! Eine Lumpendirn nimmt kcins gern in Dienst, wenn aber ein Weibsbild so schmuck und sauber daherkommt wie eine Hochzeiterin, dann greifen die Männer schon gleich nach ihr, und sie sucht sich aus, was ihr g'fallt und wo sie sich am besten in die Wolle setzt! Haha! War' nit zum ersten Mal, daß ein reicher Mann sein Weib davon- jagt, un, eine saubere Magd zu freien .... je nun, und wenn er ihr auch kein Trauring gibt, mit einem Stück Geld ist die Lene auch zufrieden! Fein üppig muß er sie halten und ordentlich was drausgeh'n lassen . , . nach was andern, fragte sie nit viel . . . Als es in der Nacht still geworden, beginnt die Lind- bäuerin ihren Plan auszuführen. Sie nimmt ein Stück Papier und schreibt mit großen, ungefügen Buchstaben: „Ich dank euch für alle Gutheit, daß ihr mich habt auf- genommen, aber bleiben kann ich nicht länger. Hinaus will ich und Arbeit suchen, daß ich mich durchbring'. Tas Eenzerl laß ich euch z'rück. Um Gottes Barmherzigkeit willen. Wann ich ein Geld hab', hol' ich das Kind. Fragt nicht nach mir, ihr find's mich nit." Und nun noch den Namen darunter. Tie Lcni stöhnt erleichtert auf. Tas war das schwerste Stück Arbeit. Was sie da geschrieben hat, klingt brav und ordentlich, — damit wird sich der Aloys gern bescheiden. Und bis er im Herbst, an seinem Hochzeitstag, über die Truhe geht, ist die Lindbäuerin weit über alle Berge davon Ja, die Truhe! Sie schleicht auf Strümpfen zuin Schrank und holt den Schlüssel. Ter Wildhiiter schläft wie ein Toter und die Groß- mutter ist so taub, die denkt, cs ist eine Maus, die raschelt Niemand hört sie. Lautlos geht es die Stiege hinauf .... und droben in dem dunklen, grabslillen Kämmerlein stiehlt Lein der Toten Eigentum. Sie schlägt alles in ein großes Tuch, schnürt's zusammen und schleppt eS in ihr Stübchen. Ta wirft sie sich auks Bett und schlätt lachend ein. — Als der Morgen graut, klingt des Beckhabcrs schwerer Schritt in der Ruhe, und die Haustür schlägt hinter ihin zu. Er ist in den Tann' und kommt vor der Mittags stunde nicht zurück. Die Großmutter bat ihm die Meblsuppe gekocht, nuu räumt sie Topf und Schüssel ton und kriecht noch einmal in das Bett zurück; denn es ist noch dunkel und kalt in den« nieder«. Raun,. Ta schläft sie recht fest, das weiß die Lindbäuerin. So wartet sic noch ein Weilchen, dann packt sie dcir gewichtigen Kleidcrballen und schleppt ihn lautlos hinab, durch die kleine Hinterpsorte in den Holzstall. Von dort aus ist sic mit einem Schritt im Wald. Nicht lange «uebr, dann kommt die erste Pos, und fährt hinauf über den Vas; nach der Grenze zu. Und die Lindbäuerin will über die Grenze, dort kennt sie keine Meuschenseele in« fremden Land. Im Holzstall schnürt sie das Bündel wieder aus und kleidet fick« Iiastig in den Putz der roten, — auch die Ketten legt sie un« den* Hals, die feinen Korallen und bunten Glasperlen. — Eine Gefahr ist nicht dabei. Tie Fäden, darauf sic geschnürt sind, halten «vas aus, Ivie kleine Hanfstricke sind sie, und die Leni denkt: „Eh' die reißen, fallt die Welt z'sainiuenl" Und als sie fertig mit ihrem Putz ist. nimmt sie die großen Bündel zur Hand und schreitet in den nebligen, naßkalten Morgen hinaus. Von den Tannenzweigen tropft es hellblinkernd her-
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