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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041005012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904100501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904100501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-05
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Morgen-Ausgabe c 1904. Jahrgang. Nr. 588 Mittwoch den 5. Oktober 1904 81.05 c so.so^ 81 — c. 80.50 8520 e. 216.25 «. «orlM .Iscll;« ! S Offizier-" hat er, nach seiner Erzählung, den König Krieg höchst unpopulär sei und es besondere Empörung Wilhelm zwischen Jüterbogk und Berlin gesatzt, um ihn Hervorrufe wenn st e h e n d e T r u p p e n ^r'-dl ich an ... ln Rußland bleiben, wahrend die Reservisten, der Abdankung zu hindern. Em Femd der Begnsie Familienväter und ältere Leute nach dem entfernten war er auch m der Domäne, die nachher für ihn zur Do- Kriegsschauplätze geschickt werden. Unter den Flüchtigen ^dmiel«. s 1/ Anuahmrschlub für Anreizen: Abend-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: nachmittag- - Uhr. 85.20' 216.25 ,90 0. M ni 10. IO. ,i>a» I«Ul. o 405 c. aisc. sic. iW i^c^ 865 0 '040 !öZ5c S50c. 7 IS 5 S 0 o o o , L-l,/ 15- mäne der Tat, vielleicht zum Hemmnis wurde, im Parla ment. Denn unvereinbar waren die Gegensätze zwischen ihm und den Berufsjuristen, die Verhandlungen und Wahlkörper bestimmten, und nach dem Fehlgriff der Mai gesetzgebung mußten der Kultusminister Falk und dessen Juristen die Verantwortung für ihn tragen. Mit ihm schreitet eine Energie von ganz neuer Art auf den Plan. Ter Tiplomat der älteren Schule, der an Illusionen arme Weltmann der Frankfurter Zeit wird durch das bissige Wort beseitigt, auch Oberkellner besäßen Sprach kenntnisse. Nach der Zersplitterung wird das Wesenhafte frei, der wahre Typus Bismarck entfaltet sich, der Ruhige, Stete, der ans volkstümlichen und landwirtschaftlichen Kern sprüchen sich in schwierigen Situationen Anregung, das Gefühl seiner Gesundheit holt. Herr Prutz hat die seltenen Momente, in denen Bismarck von der Natur, von denk nächtlichen Eisgang der Elbe, von der wilden Schönheit der Puszta schwärmte, in denen die Schwermut ihm englische Lieder des Heimwehs, das „Glück von Eden- hall", das schmerzliche: „Wir hatten gebauet ein statt liches Haus", durch's Gemüt trieb, genannt. Sie zeigen dasselbe Individuum unbewaffnet, das sonst nur der schroffen Aktion froh ward, in dem das Bewußtsein des Dramas wirkte, das dem Theater ausweichen mußte und doch so naiv ans seine Regungen reagierte, 8aß es sich zu der bekannten Lust, dem Intriganten an die Kehle zu springen, bekennt. Tas Reiterlicd aus dem „Wallen stein" war diesem Herzen lockender Appell, das seit den dunklen vierziger Jahren sich einen oft tobenden Shake- fpearekult beivahrte, dem der Percy Heißsporn ein Er götzen war, wenn nicht der Zweifel, die Ohnmacht Ham- letstimmungen begünstigten. Mit trefflicher Umsicht bat Herr Prutz dargestellt, wie Bismarck ans allen fremden Sphären das zog, was sein Innenleben brauchte, aus der französischen Kultur die Bosheit gegen boshafte Rivalen, aus dt-r englischen die knappe, rauhe Entschlossenheit und sachliche Treue. Ter Autor der „Gedanken und Erinne rungen" ist ein Historiker gewesen, einer, der im Ver gangenen wurzelte, in den „oouvres b^rcfllitrures", die Taine gegen den Nivellierungsdrang schützte: er hatte die „m^moiro cku die Tocqueville den Franzosen ab sprach. Ter englische Gedankenliberalismus vertrug sich mit feinem Temperament nicht, der französische Merkan tilismus Colbcrts hat fast den dauerhaftesten Eindruck über ihn vermocht. Aber wie sich auch sein Gesichtspunkt verschob, inimer lenkte ihn der Respekt vor dem Ge wordenen, der so tief in ihm war, daß niemand mehr als dieser Singularmensch von der Unfähigkeit des Einzelwillens durchdrungen war. Nicht Ranke, nicht Treitschke empfand so schöpferisch die Entwickelung des Nationalen, das ihm aus Landschaftlichem, Stamm- haftem, Dynastischem zu einer lebendigen Einheit sich gipfelte. Herr Prutz hat das mit großem Fleiß ge schildert, um seinem Wunsche, „Bismarck als Erzieher" zu beweisen, nachzukommen. Und wer dafür hält, daß in Nietzsches Frage nach dem Nutzen und Nachteil der Historie zu Gunsten des ersten sich die Wagschale zu senken hat, wer fiir eine Ausbreitung des historischen Geistes eintritt, wird diesem Repertorium viele Leser gönnen. ' XV. vsr Wichtigste vom Lage. * Die Steinsetzergehülfen in Plauen i. B. haben die Arbeit wieder ausgenommen. (S. Sachsen.) * Die Kanalkommission des preußischen Ab geordnetenhauses wird am 19. d. M. wieder zusammen- lrelen. * Die Abhaltung eines Lehrertages für die preußische Monarchie nach der Bekanntgabe des Schul gesetzentwurfes ist in Aussicht genommen. * Der bekannte Militärschriftsteller Hauptmann a. D. Toners ist in Lindau gestorben. (S. Feuilleton.) Erhöhung -er Japanischen Gesamtkriegsftärke. Dem „Berl. Lok.-Anz." wird aus London gemeldet: Nach dem neuen japanischen Militärgesetz, das mit dem Tage seiner Verkündigung in Kraft tritt, werden weitere 331816 Mann zum Kriegsdienste berufen. Tiefe Berechnung gründet sich auf Er hebungen, die vor Aufstellung des Militärprogramms von 1896 zur Ausdehnung des Heerwesens angestellt wurden. Tas Programm wird mit seinen jetzt beschlosse nen Erweiterungen schließlich das Doppelte der obigen Zahl erreichen, so daß sich die G e s a m t k r i e g s - stärke des japanischen Heeres auf über eine Million Mann stellen wird. Zum verschwinden -er beiden Marineattache». wird dem „H. Eorr." noch aus Paris gemeldet: Tas spur lose Verschwinden des MarineattachOs de Cuver- oille wird zu diplomatischen Schritten Ver- anlassung geben, wie der Bruder des Attaches, der das Sportblatt „Arm6 et Marine" leitet, auseinandersetzt. Er ist fest überzeugt, daß jein Bruder zusammen mit dem zweiten deutschen Militärattachö Herrn v. Gilgen- Heini b in einer Dschunke Port Arthur verlassen hat und daß dieses Fahrzeug von den Japanern in den Grund gebohrt wurde, trotzdem es unter französischer Flagge fuhr. Die französische Regierung soll bereits den Admiral Bayle beauftragt haben, von dem Admiral Togo zu verlangen. Dieser müsse eine Statistik aller in den Grund gebohrten Schiffe besitzen. Man müsse darauf gefaßt fein, daß er behaupten wird, die Dschunke sei auf eine Mino geraten und dabei untergegangcn. Man werde sich aber mit dieser Erklärung n i.ch t b e g n ü g e n. Die japanische Berichterstattung über fssort Arthur. Aus Tokio wird gemeldet, inan erkläre dort die russi. schon Berichte, daß allo japanischen Angriffe auf Port Arthur zwischen dem 20 und 26. September zurück- geschlagen worden seien, für n n r i ch t i g. Tie Belage rung mache stetige Fortschritte und mehrere wichtige Forts seien im Besitz der Bclagerungsarmce. Noch ein Kriegrorakel. Ter „Petit Parisien" veröffentlicht eine Unterredung seines Petersburger Korrespondenten mit dem Militär attache der französischen Botschaft, General Moulin, der u. a. über die wahrscheinliche Tauer des Krieges ge sagt haben toll: Wenn der Krieg einen normalen Gang nehme, würde er mindestens zwei Jahre dauer n. Man werde dem Kriege keineswegs zu irgend einem Zeitpunkt Einhalt tun können, denn die Russen seien nicht danach angetan, sich irgend eine Interven tion gefallen zu lassen. Hier wäre eine Anzweifelung Wohl aussichtslos. * Oldenburg, 3. Oktober. Die fortgesetzten Beleidigungen de- M i n i st e r ü Ruhstrsl II durch den Rcsikcnzbotcn sollten bekanntlich zu einer Interpellation im Land tage führen. Eine solche Interpellation hebt dem Ver- nekmen des „General - Anzeigers" nach nicbl mehr in Aussicht. Das gerichtliche Versal,reu gegcu Bicrmann und Schwenncrt ist auch, so incinl das Blatt, in ter Tat mehr dazu geeignet, Klarheit zu schaffen, als eine Inter pellation im Landtage. Wie aus sicherer O.uelle verlautet, bat Herr Minister Nuhstrat auch gegen den verantwortlichen Redakteur des Nordd. VolksblalteS, Jakobs, Strafantrag wegen Beleidigung gestellt. * Bremen, z. Oktober. Die Maurer- und Zimmer meister beschlossen, bst AuStperrung der Maurer )o lange auf recht zu erhalten, bis auch die Zimmerer sich zur Wieder aufnahme der Arbeit bereit erklärt baten, da eine einseitige Aufnabme der Arbeit nicht möglich sei. * Thor», 4. Oktober. Die Strafkammer de- Landgerichts Tborn beschloß gestern auf Grund des H 130 des St.-G.-B. (Oessenkliche Aufreizung verschiedener Bevötke- rungs klaff en zu Gewalttätigkeiten gegen einander, die Unbrauchbarmachung der Druckplatten des Liederbuches PieSni prolerarsu, dessen Inkalt polnisch-sozial- remokratv'che Tendenzen verfolgt, sowie die Einziehung aller 1-rtra-Veilagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbrsördening 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Tie Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von 8. Polz in Leipzig iJnd. l)r. R. er W. Slinkhardtt. S 2 3 1 - 5 IS r kiim ttesttes MrlrKatt. In den Tagen, da der Tod des Fürsten Herbert Bismarck wiederum halbvergesfene Episoden vergegen wärtigte, hat der Historiker Hans Prutz ein kleines Reper- torium erscheinen lassen, das er „Bismarcks Bit- düng, ihre Quellen und Acußerungen" betitelt (Ber lin, Georg Reimer). Es soll ein Begriff davon gegeben werden, mit welcherlei geistigem Rüstzeug der größte deutsche Staatsmann ausgestattet war: ein Zitatenbuch mit verbindendem Text ist der Erfolg, das manchmal an Büchmannsche Wortschemen denken läßt, zuineist aber durch die gediegene Kenntnis des geschilderten Charak ters, durch genaueste Verwertung der schon sehr volumi nösen Bismarckliteratur die geistigen Ansprüche recht- fertigt, womit man nach Sybels allgemeinen Richtlinien jedem Geschichtsbild aus den fraglichen Zeitläuften ent- gegentritt. Neben den Reden und Briefen ist unter anderen das wertvollste aller Ouellenbücher, das von der Tochter des Grafen Alexander Keyserling, des Bis- marckschen Jugendfreundes, zufammengestellte Lebens bild benutzt worden. Der Ursprung der Zitate wird untersucht, wo das von Belang ist, und die ganze Schrift klingt in ein Lob des politischen Schöpfers aus. Von ihrem Material sind die Hauptzüge zufammenzustellen: denn auf wenige Hauptzüge läßt diese dominierende, trotz aller Beruhigung, allen Verzichtes elementare Persönlich keit sich bringen. Für die starke und reizfame Seele, die in Bismarck lebte, hat erstmals Maximilian Harden in der deutschen Publizistik den Blick geschärft, falls man nicht den im Jahre 1884 oder 1885 geschriebenen Aphorismus Nietzsches bedenkt, der den deutschen Kanzler charakteri sierte: „Er hat feine Bauern-Beschränktheit festgehaltcn, nämlich die gegen Gott und König: und später noch, wie billig, die Beschränktheit hinzugefügt, welche jeder hat, der etwas geschaffen hat: die Liebe zu seinem Werk — ich meine: zum Deutschen Reich." So wächst bald, wenn man vom Pruhschen Bädeker sich leiten läßt, der Preu- ßische Konservative von 1850, der Korrespondent des Christen v. Gerlach, ins Große: das, worin er nur ein Mensch seiner Kaste war und ihre Anschauungen passiv übernahm, formt sich um, und wir hören selbst in diesen Formeln nur das Pochen gewaltiger, eigener Vitalität. Der Gott, dem er nach der Bezwingung des dritten Napoleon die Racke überlassen wollte, dessen er getrost harrte, war kein abstrakter Gott. Bekannt ist, daß Busch in Bismarcks Quartier, auf dem Nachttisch 1870 die „täglichen Lesungen und Lehrtextc der Brüdergemeinde" gefunden hat. Ter bibelfeste Gläubige, der in der Bilder welt von 1. Mosis, Daniel, Ev. Matthäi lebte und webte, hatte nicht das Blut der puritanischen Rationalisten in den Adern; er hatte fein Lebensgesetz in sich, und das hieß Wille, Kampf gegen begriffliche Erstarrung. Schon 1849 hat er, in einer Rede, die Moralphilosophie für einen „schalen Bodensatz des Christentums" erklärt. Den „kate- gorischen Imperativ", der, wie alle Historiker versichern, Preußens Grundlage war, hat er nie recht gemocht ; Prin zipien unterworfen zu sein, kam ihm vor, „als wenn er durch einen engen Waldweg gehen und dabei eine lange Stange im Munde halten müßte". Seine Imperative waren gegenständlicher; beim „Portepee des preußischen «1-156.-456 w 200- 201 0« 15390 153 s IIS -b 111 14 25^251 MtzA - 265.75 266 7 144 50 144. S-i- 15575156 10 184.50184 d > y< 10 22 '« 4 8, Anzkigen-PretS die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktion-strich l-gespallen> 75 nach den Fomiiiennach- richten <6 gespalten) VO -H- Tabellarisier und Zissernsatz entsprechend -öder. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenaonahme 25 Berlin, den 4. Oktober. * Der Prolcstauleutag ist heute in Berlin zum zweiund- zwanzigsten Male zu einer Tagung zusammengetreten. Gerate in dieser Zeit, in welcher angeblich zur Beschwichtigung dienende Maßregeln der deutschen Regierung im Verein mit der immer aufs Neue bekundeten Un duldsamkeit des Klerikalismus eine Verschärfung ter konfessionellen Gegensätze hervorgerusen haben, Wender sich die öffentliche Meinung den Verhandlungen des Vereins mit erhöhter Aufmerksamkeit zu. Dem Verein ist vielfach vorgeworsen worden, daß er eine negative Haltung einnebnie, indessen ist es schwerlich seine Schuld, daß die Ideen, die er vertritt, nicht fruchtbar geworden sind. Treffender ist es wobt, wenn die „Vossische Zeitung" sagt, es fei dem Verein in den vier Jahrzehnten seiner bisherigen Wirksamkeit die „IohsnneS- rolle eines Wegebereiters" zugesallen. UnS erscheint eS zeden- falls wertvoll, daß gegen die Ueberspannung des hierarchischen Prinzipes auch in ber protestantischen Kirche von Zeit zu Zeil Einspruch erhoben werde, wenn auch dieser Einspruch nacb Lage der Dinge zunächst theoretisch bleiben muß unk wir erwarten, daß die Verhandlungen dazu beitragen werden, das evangelische Bewußtsein in ber Bevölkerung zu kräftigen. Das tut dem Ultramontanismus gegenüber bei der leidigen Konnivent, die Unsere leitenden Manner an den Tag legen, dringend not. * Zuzug ist fc» »zuhalte» l Eine Warnung vor dem Zuzuge nach Berlin veröffentlichen gegenwärtig, wakr- scheinlick' im höheren Auilrage, zahlreiche LanbratSämker und Polizcidireküoncn. Es wird darauf hingcwiesen, daß den fremd Zuziehenden in Berlin wenig Aussicht auf Erlangung von Arbeitsgelegenheit winkt, und daß überhaupt schon jetzt caS Heer der Arbeitslosen auf 50—60000 Personen be rechnet wird. Derartige Warnungen werden schon seit einer Reihe von Jahren in der Provinz erlassen: sie erklären sich aus den Bestrebungen der preußischen Regierung, den Land wirten die Arbeitskräfte nach Möglichkeit zu erhalten. * Auc-ftügc ins sittliche. In Köln bat gestern die 16 allgemeine Konferenz der deutschen Sittlich keitsvereine getagt und morgen soll dort der erste inter nationale Kongreß zur Bekämpfung der unsitt lichen Literatur abgehalten werden, der sich ein großes Programm gestellt bat. Männer aller Stände und aller Bekenntnisse aus verschiedenen Ländern kommen hier zusammen, um gemeinsam Mittel und Wege zu besprechen, wie durch Gesetze, die Presse und den Buchhandel, durch Gesellschaften, Bvlksbibliothekeu und Lesehallen seitens einer internationalen Organisation unter Mitwirkung der Regierungen der schmutzigen Literatur mit Erfolg zu Leibe gegangen werden kann. Mit Verlaub: find die Veranstalter des Kongreßes sieb über eine Hauptfrage klar, nämlich die: was ist schmusige Literatur? Die Grenze zwischen „schmutziger" Literatur und „freier" Literatur wird bekanntlich von Muckern an einer ganz anderen Stelle gezogen, als von gewiß sittlich denkenden Leuten, die aber sich den aufrichtigen Genuß von Kunst werken nicht durch engherzige Moralisten verliimmern lassen möchten. Wir sind gespannt darauf, wie sich der Kölner Kongreß in dieser Hinsicht verhalten wird. — Personalien. Der Kaiser hat dem Tirellor im Justiz- Ministerium, Wirkt. Geh. Oberiustizrot Bietsch, unter Verleihung des EharakierS als Wirkt. Geh. Rat mit dem Prädikat Excellenz die nachgcjuchtc Einlassung aus dem IustizLicnsl mit Pennon erteilt und den vortragende» Rat, Wirkt. Geb. Oberjustizrat Tr. Bisco, zum Direktor im Justizministerium ernannt. BkzugS-PretS in der Hauptrxpedition oder deren Aii-gabt» stellen obg,holt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in- Hau« .etl 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreick vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut ZrttunqSpreiSliste. nMerIaMait Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates und -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. 665«! 665 c peorent m ü-l. Bebattton uns Expedttiour 153 Fernsprecher 222 JohanniSgaffe 8. Filialexpevitionenr Alfred Hahn, Buchhandlg.,Universitätsstr.3 (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. KänigS- platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: Ca-rlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandla, Lüdowstrake lOtFernwrecherAintVl Nr.4603t. 10^40 e! 10^40°! UM'W. 101- c. 100,60 c. 1S0S/1S04. i. 1S03/I904. - 1'. »tl. 0lj«5 «»KI. vl»!«»^,. »I. AW 81. - u. befindet sicb auch ein Leutnant, welcher aber behauptete, ein Opfer seiner politischen Anschauungen zu fein. Die rumänische Regierung hat eine stärkere Ueberwachung der Grenze angeordnet, uni den Deserteuren das Ueber- laufen auf rumänischen Boden zu erschweren. Es ent wickelt sich aber, wie es scheint, ein Geschäft um die Herüberschaffung der Deserteure. So wurden unlängst bei einem bekannten Schmuggler im Bezirke Faltschin einige Deserteure aufgefunden, die von ihrem „Er retter", ihres ganzen Bargeldes beraubt, feit 24 Stunden ohne Speise und Trank versteckt gehalten worden sind. Uebereinstimmend erzählen die Deserteure, daß in Bessarabien infolge der Mobilisierung eine unbeschreibliche Trauer und ein ungeheures Elend herrsche. Lin Japanerfchub in Berlin. Die aus Rußland ausgewiesenen Ja- paner, die auf der Heimreise begriffen waren, trafen gestern nachmittag in zwei Sonderzügen, die einander in ^/--stündigem Abstande folgten, um 2 Ubr 26 Min. und 3 Uhr 6 Min. aus dem Güterbabnbose Moadit-Berlin ein. Zur Bear ü ß u n g der Landsleute waren der japanische Gesandte in Begleitung eines Attaches, ver- fchicdene Mitglieder der japanischen Kolonie und mehrere Vertreter des japanischen Roten Kreuzes, ferner der japanische Konsul, sowie einige Missionare anwesend, die das Neue Testament in japanischer Uebersetzung den Flüchtlingen überreichen wollten. Aber niemand, auch nicht der Gesandte, durfte sich dem Zuge naben, da die Beamten erklärten, es sei hier ein Rangierbahnhof und sie könnten die Verantwortung für die Gefahr nicht übernehmen, die durch das Be schreiten der Geleise entstände. Als die Flüchtlinge vom Zuge aus ihre Landsleute erblickten, riefen sie lebhaft: „Bänzai! Banzai!" Die Flüchtigen sahen, soweit man bemerken konnte, verhältnismäßig wohl aus und trugen alle europäische Kleider. Es waren insgesamt 707 Per- sonen, 384 Männer, 299 Frauen und 24 Kinder. Der Aufenthalt auf dem Bahnhofe dauerte nur wenige Minuten. veutrchrr lleicst. * Leipzig, 4. Oktober. * Der „Leipziger Volkszeitung" ist Unrecht geschehen, so sonderbar Vas auch klingen mag. In seiner heutigen Aus gab« bezeichnet Vas Blatt die Erzählung des Revisionisten Birusteiu über Vie herausgeschnittene Trntzerklörung und die eingescbobenc Abbitte wegen der Südeknm-Berhöhnung für eine „Reihe absichtlicher Fälschungen". Im Einzelnen gibt die „Volk-ztg.* an, es handle sich nicht um ein und dieselbe, sondern um zwei aufeinanderfolgende Nummern der „Volk-ztg.", und in der Tat ist zwar die erwähnte erste Notiz noch vom alten Geiste de- Kampfe« erfüllt, kann aber keineswegs al- eine feierliche Rcdaktion-erklärung aufgefaßt werden. Auch läßt sie sich inhaltlich mit der späteren Revocation zur Not noch vereinigen. Wir haben Herrn Eduard Bernstein für glaubwürdig gering gehalten, uni in dieser Angelegenheit seiner eigenen Partei für zuverlässig zu gelten und baden uns in ihm der „Leipziger Volksztg." zufolge getäuscht. Hoffentlich täuscben wir uns nicht auch in derGlaubwürdigkeit der „Leipziger Volksztg ", die sich diesmal anscheinend mit Recht entrüstet Im übrigen konnte der so arg mitgenommenen Rekaliion des Blattes nichts erwünschter kommen al- ein solcher unge rechter Angriff, sie ist denn auch bereit« am Werke, um die Situation zu nützen, redet von „künstlich in die Leipziger Arbeiterschaft getragenen Parteikader" und zwingt fick' zu ungewohnter Gesittung. Im Annoncenteile wird zu eincr Pcirtciversammlung am 7. Oktober eingeladen «„Zutritt nur gegen Parteilegitimation"!), um den Redakteuren Mehring und Iaeckh Gelegenheit zur Rechtfertigung zu geben. Die Fäden sind also schon säuberlich geknüpft, an denen die Zustimmung der Versammlung zu der üblichen Vertrauenskuntgebung für die Redaktion herangezogeu werden soll, und nach einem Vierteljahr wirb manch einer der feiner organisierten „Genossen" über den „Leipziger Ton" wieder lamentieren dürien. So ungefähr ist der Lchtacht- plan, und wenn er gelingt, bat Herr Bernstein redlich ras Seinige zum Gelingen beigetragen. Z6V.40: 167.40. 81,—<- 8040- 80.45. M * Der englische Premierminister Balfour hat in Edin- burg für eine freie Konferenz Großbritanniens mit den selbständigen Kolonien und mit Indien gesprochen. (S. Ausland.) * Im Minenrevier des Oranjefreistaats ist das Dynamit magazin der AnHed Deep Mine durch eine furchtbare Explosion zerstört worden; Menschen sind nicht ver letzt. (S. Ausland.) * Die englische Tibetexpedition hat den Rück marsch nach Indien unter großen Strapazen, bei strenger Kälte bis zur indischen Seite des Korola-Passes vollendet: der Vertrag von Lhassa ist infolge Nichtermächtigung des chinesischen Ambans nicht unterzeichnet. (S. Ausland.) * Nach dem jetzt erweiterten Militärprogramm von 1896 soll sich die Gesam tkriegSstärke des japanische» Heeres auf über 1 Million Mann stellen. (S. Krieg.) ver lllttirch-iapanizche Krieg. Die gr-kjitrftliche Nombinatien. Ein Petersburger Privattclegramm des „Hamb. Korr." signalisiert das Gerücht, daß der Großfürst Alexander Michaela witsch, der Schwager des Zaren, sich mit der Großfürstin Tenia nach dem Kaukasus begab. Vorläufig fallen damit alle Kombinationen, deren Mittelpunkt die Er setzung des Generals Alexejew durch Michaelowitsch ge wesen ist. Nussisch-kspeanische Zollpolitik. Nach einer sehr unzeitgemäßen Publikation in der russischen Gesetzsammlung gelangen die am l4. Mai d. I. erlassenen Bestimmungen über dre zollfreie Einfuhr vo» Auslanvswaren iu das Amur-Generalgouvernement auch auf der Landgrenze desselben mit der Mongolei und Korea zur Anwendung. Der Zar -rn- -er neue Aomman-eur. Nach einer Meldung des „Berl. Lokang." aus Peters burg stand der Zar oei seiner Inspektionsreise durch Suürußland zwischen den Stationen Tiraspol und Banderog aufüer Plattform sein es Waggons und erwiderte die Grüße der längs des Bahndammes angesammeltcn Bevölkerung. Auf der Station Lida be stieg der General Griepenberg den Zug und hatte eine mehrstündige Audienz bei dem Zaren. Fahnenflüchtige rufftfche -sl-aten. In Bukarest wird, wie eine Zuschrift an die ,'Frkf. Ztg." behauptet, täglich gemeldet, daß russische Teserteure iiber die Grenze flüchten und von den rnmä- nischen Behörden aufgefangen werden. Diese Unglück- lichen Leute werden ausgewiesen und zur öster - reichischen Grenze gebracht. Sie sind mittellos und zumeist über 30 Jahre alt. Befragt, warum sie fahnenflüchtig geworden sind, erwidern sie, daß der 405 » 418 0 740 0. Mi 550 ü M 51 e 307 0 ISS" 8 680 e 1850 c - 4300 e f1525 e k«rl vm<i«liü«. per8ic!i.UIl. p«c«>cli.1i<. 860«. 860 265 0 ! 2650. M ZM ?«!, «om, Vons^» >, MntsrMc, liMcb. Dies» tvu»»er k»ft«1 ous ollen Bahnhdfrn und 111 bei den ZeitungS-Berkilufern T" 4 122,75 122.75 N- 142.40 142 50 - E MN .WW > 18- 18- 1104.50110.- 263 50 262.50 148.2514725 >-c> II > !>5 >.5 > >.50 I >10 311 - !^iN- .50 250. - 120.50121- 83.— 84,- 144,50144- 168,- 168.40 324.75 328,25 285 90 2S2 - 1.25 113.25 >10 224 I >25 124 - iRn 75! 42.75 50 47.25 .75 67.2- 0° 0 44- 100.10 « 142.75144.'- 7 141.— 141 12 252.90 251.25 - 216.75 216 50 - 156.50 15« 0 91.— «922- - 132.50 13250 - 134— 134 50 4 148.—144 0 175.- 17881 - 162.40 1614' - 131.-133.25 - > 65.30 65.8' - 131.lSIl31.ÜO - 80.50 74 - 0 6082 50 40 - 175.- 177 - ! 70.- 7011 - 155.- 153 40 - stzH fx-z z» 15 257!50 258 75 - -223— 226
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