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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041005020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904100502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904100502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-05
- Monat1904-10
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Morgen-Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redattionsstrlch (4gespalten) 7ü nach den Famtltenaach- richten lü gespalten) VO Tabellarischer und Mernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenannahme 2S Srtra-Veilagrn lgefalzt), nnr mtt der Morgen-Abgabe, ohne Postbrsörderung 60.—, m^t Postbrförderuog 70.—. Anzeigen sind stet« an dir Expedition zn richte«. Dir Expedition ist Wochentag« ununtrrbrochr« geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. PaU in Leipzig (Inh. Or. B, R. L W. klinkhardt). Nr. 5VS. Var Mchtigrte vom rage. * Im Befinden des Königs ist keine be sondere Veränderung eingetreten. (S. Sachsen.) * Der Lippe-Detmolder Landtag ist ein- berufen, um die Regentschaft auch für den Fall dem jetzigen Graf-Regenten zu übertragen, daß der regie- rungsunfähige Fürst von Lippe-Detmold stirbt. (Siehe Leitartikel.) * Der Bundesrat nimmt heute seine Arbeiten wieder auf. * Für Südwestafrika werden Sanitäts- Unteroffiziere, Büchsenmachergehül- fen und Sattler als Freiwillige gesucht. * Der „Niederländische Südafrika-Verein" bittet um Gaben für die Ueberführung der Leiche Krügers nach Südafrika. (S. Pol. Tagesschau.) * Im holländischen Glasarbeiter st reik haben die Fabrikanten ein Ultimatum gestellt; sie drohen mit dem Anslöschen der Glasöfen. (S. Ausland.) * In Brünn haben lärmende, durch Wahlrechts- kämpfe veranlaßte Straßendemonstrationen, die von Tschechen und Sozialdemokraten ausgehen, statt- gefunden. (S. Ausland.) * An die Berufung zweier fo r t s ch r i t t l i ch e r Re- gierungsbcamten, Sinowjew und Stischinski, in den russischen Reichsrat werden große Hoffnungen geknüpft. (S. Ausland.) * Der Generalpostmeister der Vereinigten Staaten, Payne, ist gestorben und wird durch Roosevelts Freund Cortelyou ersetzt.( S. Ausland.) ver Kampf um Lippe. Abermals hat der Kaiser in die lippischen Thronstreitig keiten eingegriffen und dabei eine neue Telegrammspecies ge schaffen, den Condolenzprotest, dessen Wortlaut der Voll- ständigkeit halber hier wiederholt sei. Rominten, 26. 9. 1904, 6,56 nm. Graf Lippe-Biesterfeld Detmold. Spreche Ihnen mein Beileid zum Ableben Ihres Herrn VaterS aus. Ta die Rechtslage in keiner Weise geklärt ist, kann ich eine Regrntschaftsübernahme Ihrerseits nicht anerkennen und lasse auch das Militär nicht vereidigen. (gez.) Wilhelm I. R. Diese« Telegramm hat denn auch bereits auf den Gang der Ereignisse eingewirkt, wie aus folgender Detmolder Mel dung hervorgeht: Dem heute in Detmold zusammentretenden Landtage geht eine Vorlage zu, welche darlegt, daß nach dem Tode des Grafen Ernst zu Lippe-Biesterfeld eine so ernste Lage geschaffen sei, daß die Staatsregterung es für ihre unabwendliche Pflicht hielt, den Landtag einzuberufen. Der Ernst der Lage werde dadurch gesteigert, daß nach amtlicher Mitteilung die Re gierung von Schaumburg-Lippe gegen die lieber- nähme der Regentschaft durch den Grafen Leopold bei dem Bundesrat Protest erhoben hat und daß der Kaiser er klärt hat, diese Regentschaftsübernahme nicht anerkennen zu können. Nach längerer Begründung wird ausgeführt, daß der Graf- Regent im Vertrauen auf sein gutes Recht sich bereit er klärt, sich nochmals dem Urteile eine» unparteiischen Gerichtshofes zu unterstellen. Deshalb wird daS Mittwoch den Staatsmintsterium beim BundeSrat beantragen, daß im Wege der Reichsgesetzgebung ein unparteiischer ordent licher Gerichtshof, sei eS das Reichsgericht, sei eS das preußische Kammergericht, sei eS der bayersche Oberste Gerichtshof oder eia andere« höchste» Gericht, bestellt werde, durch das die von der schaumburg-lippischrn Staatsregierung erhobenen Ansprüche, wie solche in dem Protest vom 12. November 1897 und in dem Antrag vom 20. Januar 1898 dargelegt sind, zur richterlichen, alle Be- teiligten bindenden Entscheidung, gebracht werden. Tas Staats- Ministerium ersucht den Landtag, durch Beschluß diesem Antrag betzutretrn. Dieser Vorlage ist eine weitere Vorlage eingrfügt, nach der da» Regentschaftsgesetz vom 24. Avril 1895 eine Ergänzung erhält, durch die im Falle deS Ablebens des Fürsten Alexander die Regentschaft vom Grafen Leopold bis zur end gültigen Entscheidung über die erneuten Thronfolgestreitigkeiten fort geführt wird. — Dem Texte ist eine Begründung beigegeben. WaS hier von der Biesterfelder Seite gefordert wird, ist unzweifelhaft gerecht. Um so erfreulicher ist eS, konstatieren zu können, daß in dieser Beziehung gar nicht erst der Ver such gemacht werden soll, eine andere als rein richterliche Entscheidung zu treffen. Es ist die« zu schließen aus einer wahrscheinlich offiziösen Erklärung in der „Köln. Ztg.", wo eS heißt: In der lippischen Angelegenheit sind vielfach Nachrichten ver breitet worden über die Art und Weise, wie der Streitfall zwischen den lippischen Linien entschieden werden soll. Wir glauben, daß man damit den Ereignissen vorauSeilt und daß bis heute noch keineswegs eine Klärung darüber geschaffen worden ist, in welcher Weise in der Angelegenheit Verfahren werden wird. Nach der Lage der Sache können derartige Beschlüsse auch noch gar nicht vorliegen, da der Streitfall zunächst jedenfalls den BundeSrat angeht und von diesem auf Grund des Schaumburger Protestes hin behandelt werden muß. Erst aus den Beratungen des Bundesrates wird sich dann ergeben, vor welches Forum die Angelegenheit zu verweisen ist. Man kann somit heute noch nicht vielmehr sagen, als daß die Absicht besteht, die Angelegenheit in einer sachlichen und formell unanfechtbaren Weise zum Austrag zu bringen. Es steht noch nicht fest, wann die Angelegenheit den Bundesrat be- schäftigen wird, und es kann somit noch einige Zeit vergehen, ehe wirklich Beschlüsse gefaßt werden können. DaS trifft sachlich mit den Biesterfelder Forderungen genau zusammen, was auch noch in: Einzelnen in der biester- seldisch geleiteten „Lipp. LandeSztg." ausgeführt wird, in der gesagt wird, daß die Entscheidung auf derselben Basis er folgen möge, wie 1896/97: „Nur Richter, hohe deutsche Richter können und dürfen in dieser Sache urteilen. Die Frage muß als reine Rechts frage erledigt werden. Daß der Bundesrat einfach einen Macht- fpruch fällen werde, fürchten die Biesterfelder nicht angesichts der vom Grafen PosadowSky 1899 im Reichstage abgegebenen Er- klärung, in welcher eine derartige Möglichkeit als „ungeheuer lich" zurückgewiesrn wurde." Als besonders bemerkenswert erscheint un« noch die wirklich vornehme, manche möchten vielleicht sogar meinen, übertrieben vornehme Haltung des Grafregenten. Zur Illustration braucht man nur folgende Sätze aus der dem Lippischen Landtage vorgelegten Denkschrift zu lesen: Nach wie vor steht die fürstliche Staatsregierung auf dem grundsätzlichen Standpunkte, daß es durchaus in der unanfechtbaren verfassungsmäßigen Zuständigkeit des Bundesstaats Lippe gelegen ist, den Lhronstreit durch Akt der Landesgesetzgebung zur Erledigung zu bringen. Sie verzichtet aber auf die augenblickliche Geltend- machung dieses Standpunktes, nachdem dieser Weg sich zur zeit al» ungangbar erwiesen hat. Um so mehr muß sie darauf bestehen, daß ein anderer gang barer Weg ermittelt werde. Um einen solchen zu ermöglichen, hat Seine Erlaucht der Graf - Regent selbst, obschon nach Sinn und Wortlaut des Schiedsvertrags vom 2K./29. Juni 5. Oktober 1904. und 3. Juli 1896 und im Beihalt de» Lippischen Lande-gesetzt« vom 17. Oktober 1896 mit der Fällung de« Schiedsspruchs der Thronstreit überhaupt sür alle Mitglieder der drei erbherrlichrn Linien erledigt war, in unbeugsamem Vertrauen auf sein gute« Recht doch sich bereit erklärt, nochmals dem Urteile eines unparteiischen Gerichtshöfe» sich zu unterstelle». Eine solche Handlungsweise ist durchs»« geeignet, sym pathisch zu wirken und nach Möglichkeit schwere Konflikte zu vermelden. Den einen allerdings kann auch sie nicht aus der Welt schaffen, daß wir nunmehr einen Regenten in deutschen Landen haben, der vom deutschen Kaiser nicht anerkannt wird. Daß dieser Zustand schön oder empfehlenswert sei, wagen wir nicht zu behaupten. ver Hukrtaila «lei Herero. Die militärisch- Lage. Durch den Inhalt der eben eingelroffenen „Deutsch-Süd- westafr. Zeitung" ist deutlich zu ersehen, daß der dortige Kampf nach ihrer Auffassung in seine Schlußperiode ein getreten ist. Der Hauptteil des Blattes beschäftigt sich noch mit dem Angriffe auf den Waterberg am 10., 11. und 12. August und bringt neuere Nachrichten über die Vorgänge auf dem Kriegsschauplätze nicht. Daraus ist ersichtlich, daß man in Swakopmund noch weniger vom Hauptquartier erfährt, als wir in Deutschland. Auf eine besondere Erscheinung macht aber die Zeitung aufmerksam, die bisher noch nicht hervor gehoben worden ist, aber ein weiteres Interesse hat. Bisher hat man nämlich noch nickt erfahren, wie groß die Ver luste der Herero in Menschen und Vieh in jenen Kämpfen gewesen sind. Die Schätzung ist besonders schwierig, da die Herero gewohnt sind, ihre Toten und Ver wundeten fortzufchleppen. Nur im allgemeinen wird angegeben, daß ihre Verluste an Kriegsleuten sehr groß waren und daß mehrere Tausend Stück Vieh erbeutet worden sind. Eine Zusammenstellung kann man aber nicht machen und daS Oberkommando macht auch keinen Versuch dazu. Der General v. Trotha hat unmittelbar nach seiner Ankunft dort nach Angaben von älteren Offizieren die Masse der Herero- krieger auf 6000 angegeben, jetzt aber sind wir vollkommen im Dunkeln darüber; eine Schätzung ist selbst für daS Ober kommando unmöglich. Darin zeigt sich mit besonderer Schärfe die Schwierigkeit deS Kampfes in jenem eigenartigen Lande. Der Feind vermag sich leicht zu verbergen. V-rschkebrrng-n in -en A-rnnrair-overhältniff-ir. Die Rückkehr deS Oberstleutnants Müller aus Deutsch südwestafrika wird insofern Verschiebungen in den höheren Kommandostellen nach sich ziehen, al« der Genannte das 1. Feldregiment (beritten) komman dierte. In dem Entscheidungskampfe unserer Truppen bei Hamakari und am Waterberg am 11. August lag aber daS Kommando in den Händen des in diesem Kampfe dann leicht verwundeten Majors von Mühlenfels. Derselbe wird weiter das Kommando des 1. Feldregiments behalten, denn die Wunde vom 11. August ist längst geheilt. Major von Mühlenfels mußte damals da» Kommando übernehmen, weil Oberstleutnant Müller, der Kommandeur deS Regiments, ziemlich schwer mit dem Pferde gestürzt war. Major von MühlenselS, welcher vor seinem am 5. April d. I. erfolgten Uebertritt in die Schutztruppe für Südwestafrika dem 11. Infanterie-Regiment in Breslau angehört hat, siebt übrigens ganz kurz vor der Beförderung zum Oberstleutnant (Patent als Major vom 17. Februar 1898), so daß also auch nach dieser Hinsicht Schwierigkeiten nicht erwachsen lönnen. Es sei bemerkt, daß Major v. Mühlen fels sich bereits vor dem Feinde ausgezeichnet hat und des halb mit dem Roten Adlerorden IV. Klaffe mit Schwertern dekoriert wurde. Der zurückkehrende Oberleutnant Streccius ist in dem Entscheidungskampf am 11. August bei Hamakari 98. Jahrgang. schwer verwundet worden, er wird in der Heimat hoffentlich wieder bald die volle Gesundheit erlangen. Oberleutnant Streccius hat vor seinem im April erfolgten Uebertritt in die Schutztruppe dem 84. Infanterie-Regiment in SchleSwig- Haderüleben angehört. Ablieferung von Gewehren nnb Munition der Eingeborenen. Eine schwer zu lösende Frage, die für die spätere Sicher heit in der Kolonie von hervorragender Bedeutung ist, be trifft die Gewehr- und Munitionsablieferung der Eingeborenen, die unbedingt im Prinzip durchgesührt werden muß. Man wird hier, so wird der „Brest. Ztg." von gut unterrichteter kolonialer Seite geschrieben, mit größter Vorsicht Vorgehen und vor allen Dingen sür eine genügende Bewachung der Grenzen, über welche geschmuggelt wird, Sorge tragen müssen. Mit Portugal, das an der Südgrenze seiner Deutsch-SUdwestafrika benachbarten Besitzungen Truppen zur Niederwerfung eines Ausstandes der Eingeborenen angesammelt hat, muß unbedingt ins Einvernehmen ge setzt werden. Ebenso mit den Engländern. Hiervon abgesehen, bleiben innerhalb des Schutzgebietes insofern besondere Schwierigkeiten zu überwinden, als die Witbmleute, die unter ihrem Häuptling treu auf unserer Seite kämpfen und sich als zuverlässig erwiesen baden, nicht ebenso behandelt werden dürfen wie die übrigen Neger. Man wird mit ihnen eine Ausnahme machen müssen und ihnen vielleicht eine ge wisse Anzahl von Gewehren mit Munition zunächst belassen. Eine besondere Kontrolle müßte natürlich in diesem Falle ein gerichtet werden, doch in schonendster Weise. Auch würde eS sich empfehlen, zwischen ihnen und den andern Eingeborenen einen deutlich hervortretenden Unterschied insofern zu macken, als man die Frage der Führung von Waffen und Munition bei den WitboiS zu einem späteren Zeitpunkte regelt, als bei den Aufständischen. Zunächst muß man eher auf eine Be lohnung der treuen Elemente bedacht fein. ver nurirÄ-japanircke Weg. Erleichterungen de» Ariegrdienfte»? Nach der „Nowoje Wremja" hätte der Zar bei der Truppenrevue am 30. September in Odessa befohlen, die drei letzten Jahrgänge, sowie die Familienväter mit mehr als drei Kindern vom Dienst im Feldzuge zu be freien. Diese Maßregel im Zusammenhang mit Rapports über die durch die Not der unteren Klassen provozierten Ausschreitungen in Zusammenhang zu bringen, wäre vorschnell. Ver „Grel" auf einer Sandbank. Am 30. September abends lief, wie der „N. Fr. Pr." aus Petersburg depeschiert wird, das im Schlepptau aus Kronstadt auslausende Panzerschiff „Orel" in der Nähe der großen Reede auf eine Sandbank auf, ohne jedoch Beschädigungen zu erleiden, da die Geschwindigkeit nur einen halben Knoten betrug. Der „Orel" kehrte am selben Abend auf die große Reede zurück. Admiral Birilew tadelte in einem Tagesbefehle die Komman- j -eure der auf der Reede liegenden Kriegsschiffe „General admiral Oleg", „Schemtschug", „Kamtschatka" und „Notronj-Menja" (ooli me längere), weil sie dem „Orel" nicht Hülfe leisteten, was eine sehr un erfreuliche Desorganisation verrät. VNirber Lärm. Aus Cyongchou auf Korea werden über Paris Re volten gemeldet, zu deren Unterdrückung japanisches Militär ausgesandt worden sein soll. Bis dieses Skandal- telegramm widerlegt ist, sei registriert, daß eine Reuter- Meldung aus Peking, die sich gegen das Vorhandensein von Unruhen im chinesischen Volke wendet, beruhigt. Es heißt, die englische Gesandtschaft sei der Ansicht, daß kein Grund zu einer Besorgnis vorliege. Diese Ansicht werde durch den Bischof Javier von der französischen Feuilleton. § Am Ende -er Welt. Eine Hochwaldidylle von Nataly von Eschstruth. Nachdruck verboten. Nun ist's Abend geworden und die Großmutter fährt aus ihrem Sinnen auf, steckt die Lampe an und stellt sie auf den Tisch. Ta klingt auch schon des Wildhüters schwerer Schritt auf dem Hof draußen, — früher wie sonst. Die Türklinke wird schwer niedergeschlagen und der Aloys wankt über die Schwelle. „Mutter! I" stöhnt er »nd läßt sich schwer auf einen Stuhl niederfallen. „Jessas! WaS bringst?!" ruft die Alte erschreckt, hebt die Lampe und leuchtet dem Sohn in daiS verstörte Ge- sicht. — „Regt'S euch mt auf, Mutter! . . . aber ich mein g'rad, so ein Strafgericht ist viel schlimm für daS Lenerl gewest!" — „Sin Strafgericht über das Lenerl?!" Er hebt die Hand und legt mit zitternden Fingern ein paar bunte TlaSperlketten auf den Tisch, greift in di« Tasche und zieht ein zerfetztes Madrastuch draus hervor und legt'S dazu. — „Kennt Ihr der Kathi Ihren Hochzeitsstaat, Mutter!?" Die veckhaberin tastet mit unsicherer Hand danach: „Der ist's ... bei allen Heiligen, wie kommst mit dem Staat anitzt daher, Aloys?" — „Schau, Mutterl, nix verseh'» haben mir uns, daß das Lenerl so ein schlechtes Leut gewest — Gott Hab s selig und vergeb ihm die Sünd —! und -er Toten ihr Zeug gestohlen hat. Fein stattlich gemacht hat sich's damit, und auf und davon ist's! — Der Förster hat g'rad mit den Waldläufern am Palß droben gearbeitet, da haben sie plötzlich ein Schnaufen und Schreien und Stöhnen gehört — und wie sie um das Eck zur Post straß' gelaufen sind, haben sie g'rad noch gesehen, wie drüben an der Habichtswand die Postkutsch ist nieder- gerast in den Abgrund. . . ." „JesuS Maria!" „Gelaufen sind sie, daß sie nimmer haben schnaufen können, und wie ich ihnen just in den Weg kam, habcn's mich gleich mitgenommen an die Unglücksstell. — Gott und alle Helligen seien gelobt, so arg steil ist's nit ge west, — man hat gut 'nunterkraxeln könnt! — Der Postillon ist gleich droben abgeschleudert und hat ein bisserl zerschunden und damsch im Geröll gelegen, aber die Kutsche ist tief hinab . . . und daS Lenerl hat mit den Kleidern festgehakt auf dem Kutscherbock droben und daS ganze Gefährt ist über'S weggerollt! Aber siehst, arg viel geschadt' hätt' es ihm -och nit, denn es ist bald zur Seite geschleudert in einen Knieksbusch hinein. — Ohne Besinnung ist's wohl gewest, daß ss sich nit hat aushelfen können, und da haben mei'm Kathi sei gestohlenen Ketterln sich um einen Astzinken gehackt und dem Lenerl den Hals z'sammen geschnürt! — Regelrichtig aufgehängt ist es gewest, Mutterl, — und hat sonst nit viel Schaden am Leib gehabt! — Guk Mutterl, wann die Lindbäucrin nit zur Diebin an der Toten geworden wär, hätt's den Sturz ganz komod über- stehen können!" Die Großmutter batte die zitternden Hände gefaltet und Tränen rannen über die runzlichen Wangen. „O mei! o mei! — dös is a Straf! — Ja, die Toten lassen sich nit schimpfieren und die heiligen Engel wissen's genau, wem's a Schutz geben!" — „In der Kutsch sind zwei Leut eingesessen, die waren auch schlimm zugericht, aber sie leben und kuriern sich aus. Die Rössln aber haben sich ganz und gar zu Schanden gestürzt, mit denen is auS." Einen Augenblick herrschte tiefe Stille. Die Kinder waren mit angstvollen Mienen herzugeschlichen und starrten die beiden bekümmerten Menschen stumm an. „Ja, Mutterl . . nun is's tot, daS Lenerl!" „Und was wird aus dem armen Hascherl, dem Cenzi?" Da flogs zum erstenmal wieder wie ein Sonnenstrahl über die verstörten Züge -eS Wildhllters. Er streckte den Arm auS, zog daS Cenzerl auf seinen Schoß und streichelte ihm zärtlich das blonde Köpfchen. „Nu soll die kleine Creszenz ein Recht haben, und soll allzeit „Data" zu mir sagen!" flüsterte er weich, und er nahm seinen Bub in den anderen Arm, schaute ihm in die großen, dunkeln Augen und nickte: „Gelt, mei Manuele mei' klein's, nu gefallts dir erst recht, daß d' nimmer mehr allein sein brauchst!" Als die Kleinen sahen, daß der Beckhaber wieder fröhlich drein schaute, lachten sie auch hell und erleich- tert auf, und das lustige Cenzerl faßte mit drallen Fäustchen den verwilderten Bart und zauste den Wild hüter voll täppischer Zärtlichkeit. „Data!" jubelte es dabei. — „Data!" Traußeu aber durch den stillen Wald ward die Leiche der Lindbäucrin zu Tal getragen. Wie im Traum zogen die Jahre dahin. Die Früblingsstürme brausten durch den hohen Tannenwald, die Sommersonne glühte still und heiß auf deu blumenduftigen Waldboden, — rauher Herbst odem schüttelte die Tannenzapfen in den kleinen Hof -cs WildluüerhäuschenS, und der Winter kam stumm und ernst -aber und breitete eine weißflockigc Decke über die Welt, daß sie müde ward und hinsank in langen, traumlosen Schlaf. Die kleinen Wachholderbüsche hinter -er verwitter- ten Lattenwand wuchsen höher und höher, und die bei- den Kinder, welche Jahr für Jahr in tiefer Einsamkeit und Weltvergessenheit dahinter spielten, wuchsen auch heran und kannten keine andere Welt als diese winzig kleine, welche so eng begrenzt hoch droben am steilsten Hang des Hochwaldes lag. Die Welt. Welch' ein fremder, wunderlicher Begriff für diese beiden kleinen Lebewesen, kaum daß sie des Wortes Be deutung zu fasse» vermochten. Die Großmutter ward älter und abständiger und
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