02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041006021
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-06
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e 1904. >ssigen Neubeiten menstoffen. Die rlchc Gelegenheit, cpslichtung einen mand unbeachtet Waren diene die gende Leistung»- eS 90000» unden ennungsschreibrn richtige Kopien heutige Beilage.) Zera American a Diamanten in welche mit Recht erdienen, sind in orragend. Die ) in ihrer unge- modernste und lne Besichtigung Petersslrafie 42, Seiner Majestät e, I. G. Dor», Pigbetti, Äcbr. h. Werner eine nach Professor :osia-Kakes und ren Aerzte auf« trich Trültzsch, ltur«Zitronensalt nnungsschreiben dressen. Dieser u Küchenzwecken zur allbekannten r gegen Gicht, vranche 1« BezugS-PreiS kn der tzanplexpedition oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich 3.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch, land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut Zeitunqspreisliste. Diese Nummer koste! j auf allen Bahnhöfen und III I^I bei den Zritungs-Berkäusrrn Aedaktton und Expedition: 453 Fernsprecher 222 Johan nisgassr 8. Atlialexpedttionen: LlfredHahn, Buchhandlg.,Universität»str.A (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen« ftraße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. Königs» platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden. Warienstrabe34(FernjprecherAmt INr. 1713). Haupt-Filiale Berlin . CarlDunck e r, Herzgl.Bavr.Hofbuchbandlg., Lützowstrage lOlFernsprecherAmtVI Nr.4603). Abend-Ausgabe. KlDWr.TaMaü Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und des Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales und des Nokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (»gespalten» 75 nach den Familirnnach» richten lv gespalten) 50 Tabellarischer und Zissernsay entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahnie 25 Aunahmeschlutz sür Anzeige». Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag- 4 Uhr. Extra-Beilagen «gesalzt), nur mit der Morgen-Acsgabe, ohne Postbesördrrung 60.—, m ' t Pvstbesörderung 70.—. Anzeigen sind stels an dir Expedition zu richten. Tie Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol; in Leipzig (Inti. l'r. V , R. L W. Kltnkhardt). Sir. 511. Donnerstag den 6. Oktober 1904. 98. Jahrgang. Var AiÄtigrir vom lagt. * Die Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise trafen heute uni ^28 Uhr in Wildpark ein und begaben sich nach dem Neuen Palais. * Der „Natl. Korr." deutet die Möglichkeit an, daß sich infolge des Lippischen Erbfolge st reits eine Kanzlerkrisisi vo-rbereitet. * Der hiesige Verlagsbuchhändler Ernst See mann, Begründer des Hauses E. A. Seemann, ist gestern gestorben. (S. Leipz. Angel.) * Der Kaiser von O e st e r r e ich genehmigte die Wahl der Herren Dr. Ostwald und Pseffer in Leipzig zu korrespondierenden Mitglie dern der Akademie der -Wissenschaften. (S. Feuilleton.) * Ter ungarische Ministerpräsident Tisza wird sofort nach dem Zusammentritt des Parlaments die Ab änderung der Geschäftsordnung betreiben. (S. Ausl.) * Die Cholera in Rußland gewinnt an Ausdehnung. (S. All. Welt.) * Im südlichen Teile von M 0 ssamedes (Angola) ist eine portugiesische Expedition von den Kuanhamas bei Nacht überrascht worden. Etwa 250 Europäer und Eingeborene wurden getötet. Die portugiesische Expedition wird 5000 Mann nach Angola 'chicken. (S. Ausl.) * Vor Port Arthur soll die russische Flotte den Versuch gemacht haben, durchzu brechen, und eine Seeschlacht soll im Gange sein. (S. russ.-jap. Krieg.) Var Mrrrtelegramm an üen grak-ftegenken rur Lippe. Bereit» im Morgenblatt haben wir eine ganze Anzahl Preßstimmen über das Telegramm des Kaisers an den Graf- Regenten zur Lippe mitgeteilt. Ausfallen muß bei ihrer Betrachtung die Schärfe, mit der auch weit rechtsstehende Blätter sich über dasselbe auslassen. Wir meinen, es liegt einstweilen noch kein Grund vor, sich be sonders über die Angelegenheit in Harnisch bringen zu lassen. Die Denkschrift des lippischen Staatsministeriums, der man eine ruhige und klare Darlegung des Sachverhalts, wie er sich nach Ausfassung des Ministeriums darstellt, durchaus nicht absprechen kann, stimmt doch mit dem allerdings im „Lapidarstil" gehaltenen Telegramm des Kaisers in dem einen Punkte sachlich überein, Laß die Frage der lippischen Thronfolge weder durch die lippifche Landesgesetzgebung, noch durch den Spruch des Dresdner Schiedsgerichts endgültig geregelt ist. Daß in Lippe natürlich die Wogen der Politik wieder hoch gehen, daß die Presse dort Andeutungen von Staatsstreich und ähn lichem macht, ist nach den Vorgängen der Jahre 1897/98 begreiflich. Nm so angebrachter ist eS aber, wenn die „Köln. Ztg." zur Ruhe mahnt, indem sie schreibt: Es wird in dieser Beziehung von lippifcher Seite ausdrücklich anerkannt, daß das Gesetz vom 24. März 1898 nicht die Tendenz befolge, unter Verletzung der Rechte dritter zu eigenem Gunsten eine antizipierte Thronfolge herbeizuführen, sondern daß es nur einen gesicherten Fortgang der Regierung ermöglichen soll. Das Ministerium steht keinen Augenblick an, die logische Folge hieraus zu ziehen und die Frage der Thronfolge einem unparteiischen Gerichtshöfe zu unterwerfen. Die Berufung an den Bundesrat, zur Einsetzung dieses Gerichtes die nötigen Schritte zu tun, entspricht ebenfalls einer richtigen Auffassung der Sachlage und stimmt genau mit dem Wege überein, dessen Benutzuna wir bereits als bevor« stehend bezeichnet hatten. Hingeqen steht die Nichtanerkennung der Regentschafts-Uebernahme durch den Kaiser allerdings im Wider spruch zu der Forderung der lippischen Regierung, das lippische Regentschaftsgesetz als eine unbedingt zu Recht bestehende Gesetz gebung anzuerkennen. Die Weigerung des Kaisers, die in dein Verbot der Truppenvereidigung eine tatsächliche Betätigung findet, wird voraussichtlich noch zu vielen Erörterungen Anlaß geben. Wie die Dinge heute liegen, möchten wir aber nicht glauben, daß sich hieran tiefeingreifende praktische Folgen schließen werden. Wenn der Kaiser der Regentschastsübernahme seine Anerkennung versagt, so scheint uns damit nicht ausgesprochen, daß er der faktischen Aus übung der Regierungsgewalt durch den Grafen Leopold Hindernisfe in den Weg zu legen gedenkt. Wir glauben vielmehr, daß die lippische Regierungsmaschine, die nach ihrer ganzen Art auf eine monarchische Spitze angewiesen ist, ruhig weitergehen wird bis zu dem Augenblicke, wo durch einen endgültigen Schiedsspruch eine neue Lage geschaffen ist. Es ist das schon aus dem Grunde wünschenswert, weil sonst in den lippischen Verhältnissen eine überaus schädliche Verwirrung eintretcn müßte. Von unterrichteter Seite wird uns hierzu geschrieben: Dem Telegramm, das der Kaiser am 26. September an den Graf - Regenten in Detmold gerichtet hat, liegt nicht die Absicht zu Grunde, den Grasen Leopold in der faktischen Ausübung der Regentschaft zu stören. So lange nicht anderes Recht geschaffen ist, steht dem Grafen Leopold das lippische Landesgesetz zur Seite, und dagegen hat natürlich auch der Kaiser nicht remonstriert. Die formale Wahrung seines Rechtsstandpunktes ist jedoch das gute Recht des Kaisers; wenn er die Vereidigung der Truppen verhindert, so übt er sein Recht als oberster Kriegsherr, ein Recht, welches der lippischen Landesgesetzgebung nicht untersteht." Wir meinen, vaß hierbei nicht die lippische LandeSgesetz- gebung, sondern die zwischen Lippe-Detmold und Preußen geschlossene Miltärkonvention in Frage kommt. Diese stellt sich dar als ein am 1. Oktober 1867 in Kraft getretener Vertrag zwischen dem Ausüben der Herrschergewalt im Fürstentum Lippe und dem König von Preußen, wonach die Truppen auf den Namen des in Lippe-Detmold regierenden Fürsten und den König von Preußen, resp. den Deutschen Kaiser als obersten Kriegsherrn, vereidet werden sollen. Stirbt einer der beiden Kontrahenten, so hat, wie bei jedem Vertrage, der andere Kontrahent das Recht, die Legitima tion des nachfolgenden Gegenkontrahenten zu prüfen, und so lange diese nicht zweifellos feststeht, läuft der Vertrag ledig lich sä interim weiter, ohne daß er praktische Folgen zeitigt. Nun hegt der Kaiser Zweifel an der Legitimation des Grafen Leopold als Gegenkontrahenten, und aus diesem Grunde hat er die Vereidigung der Truppen auf den Namen des Graf- Regenten bisher verhindert. Das ist ein Recht, das ihm niemand streitig machen kann und wird. Etwas anderes ist es, ob es nötig war, Beileid und Protest in einem einzigen, militärisch kurz gehaltenen Tele gramm derart zu vereinigen. Der ttizsiscb-lapaiiircde Weg. Da» japanische Feldgeschütz. Nach einem militärisckien Referat der „Südd. Reichs korrespondenz" ist in den Vordergrund aller Erörte rungen die Bewaffnung der Artillerie zu stellen und die Verwendung, die diese Waffe auf russischer, wie auf ja panischer Seite gefunden hat, weil ja die Frage der Neu bewaffnung auch der deutschen Artillerie immer noch dis kutiert wird, und neue reglementarische Bestimmungen damit im Zusammenhang stehen. Eine ganz auffallende Erscheinung findet der betreffende Mitarbeiter darin, daß französische Blätter, die sonst ganz auf Seite der Russen stehen, die großen Erfolge des japanischen Feldgeschützes auf ihr Konto geschrieben wissen wollen und die günstigen Resultate zu einer ausgiebigen Reklame für die fran zösische Ges chü Hindu st rie benutzt haben. Tat sächlich aber haben, so wird dargelegt, die japanischen Ge schütze nicht das mindeste mit den französischen Rohr rücklaufgeschützen zu tun, da sie eigenste Erfindung des Generals Arisaka find, und nach diesen Plänen in voll endeter Form von der Firma Krupp ausgeführt wurden Obgleich die japanische Feldkanone kein Schncll- feucrzxeschlltz in modernem Sinne ist, hat sie in allen Schlachten eine hervorragende Rolle gespielt. Neben der Vorzüglichkeit des Materials hat dies seinen Grund in den taktischen Regeln dec Artillerieverwendung und der Rolle, die die Japaner dieser Waffe in der Schlacht zu weisen. Hieraus läßt sich mancherlei lernen und die Franzosen scheinen auch bereits während der dies jährigen H e r b st m a n ö v e r die notwendigen Konse quenzen gezogen zu haben. Es bezieht sich das nament lich darauf, daß die Japaner überall das Hauptgewicht auf eine Massenverwendung ihrer Artillerie legen und nicht zögern, so schnell als möglich und unter Ausnutzung jeglicher Deckung in die Stellung einzufahren und dann mit allen verfügbaren Geschützen an e i n e r Stelle in die Entscheidung einzugreifen. Die Franzosen waren da gegen bisher der Ansicht, daß eine Verteilung ein zelner Batterien im Gelände zweckmäßiger sei und daß eine Schnellfeuerbatterie von vier Geschützen eine gegne rische Front von 200 Meter Breite derart unter Feuer halten könne, daß dieselbe bald niedergekämpft sein müsse. Ter Generalissimus der Armee, General Brugtzre, scheint nun diese Auffassung nicht mehr ganz zu teilen, denn während der Manöver des 7. und 8. Korps, die er dieses Jahr leitete, betonte er wiederholt, daß das Auf treten zahlreicher, zusammengehaltener Artillerie anzu- streben sei, um sich dadurch Erfolge zu sichern. Neue Schwierigkeiten mit -er russischen Osiseesistte. Aus Petersburg, 5. Oktober, wird uns ge schrieben: Die Versuche, welche bei der letzten Ausfahrt einiger Kriegsschiffe mit der K 0 h l e n ü b e r n a h m e auf hoher See gemacht wurden, haben nach den Versicherungen unterrichteter Marinekreise ein so un günstiges Ergebnis gehabt, daß Admiral Rodschestwensky dieses System der Kohlenversorgung fast gänzlich auf gegeben habe. Es stellte sich heraus, daß selbst bei ruhigem Seegang die Kohlenübernahme für ein Schlacht schiff drei bis vier Tage dauern würde. Da nun diese Ergänzung des Kohlenvorrates mindestens alle 14 Tage stattfinden muß, und die Kriegsschiffe nicht sämtlich zu gleicher Zeit durch die Kohlenaufnahme stillgelcgt wer- den können, so wäre damit zu rechnen, daß sich die Fahrt von drei Monaten auf mindestens sechs Monate ver längern würde. Völlig unmöglich aber würde der Vor gang der Kohlenübernahme werden, wenn in den in dischen Gewässern feindliche japanische Schiffe auftauchen, nm gegen die behinderte und schwerfällige russische Kriegs- rind Transportflotte Angriffe zu unternehmen. Der Admiral will daher die Fahrt derart einrichten, daß die Kohlenübernahme an geschützten Plätzen vor genommen werden kann, und da die englische Regierung die Ausführung dieses Planes innerhalb der britischen Küstcngewasser durch ein eiliges Verbot unmöglich ge macht hat, so hofft Rodschestwensky mit den franzö sischen KUstengewässern auszukommen. Die Flotte soll deshalb an der französisch-atlantischen Küste, am französischen Kongo, in Madagaskar, in Obok, an der persischen Küste und in Tonkin ihre Kohlenversorgung vornehmen, während nur der Zwischenbedarf teils auf offener See, teils an geheim gehaltenen Stellen gedeckt werden soll. Dieser Plan kann jedoch ebenfalls schon durch das Erscheine» einer oder zweier japanisck>er Kreuzer zerstört werde», da diese entweder die Kohlenschiffe vor her absangen, oder die Umladung vereiteln könnten. Rian ist somit noch nicht einmal über die grund sätzlichen Vorfragen ini klaren, während gleichzeitig ein neuer Unfall bei der letzten Probefahrt des Panzerschiffes „Orel" den Gefechtswert der haupl- sächlicbsten Schiffe als einen recht zweifelhaften erscheinen läßt. Nivalitäten und Ansichten. - Die Zeitung „Rnß" in Petersburg tritt, wie den „Hamb. Nachr." von dort gemeldet wird, den Gerüchten über gespannte Beziehungen zwisclicn den Generalen Kur 0 patkin und Gripenberg entgegen und teilt mit, Knropatkin babe in einem Telegramm ans Mukden Gripenberg zu seiner Ernennung zum Befehlshaber der zweiten Armee beglückwünscht und dabei an ihre gemein- same Tätigkeit in Turkestan erinnert. Tas Telegramm schließt mit den Worten: „Ich bin überzeugt, hier werden wir stets freundschaftlich zusammen wirken. Gott schenke Ihnen Erfolg bei allen Unternehmen." Nach einem Tele- gramm der „Voss. Ztg." aus Stanislau erhielt der beim Fürsten Liebenstein in Tartarow als Jagdgasr weilende russische General, Goldgrubenbesitzec Fürst Demidoc, die Aufforderung, sich sofort nach dein Kriegsschauplatz zu begeben. Er soll unverzüglich ab gereist sein. Die Nachforschung nach -en verschollenen Attache» wird, falls eine Meldung aus Paris zutrisft, durch den Redakteur Jules de Cuverville, ein Bruder des Gesuchten, neuerdings betrieben werden, angeblich begibt sich der Journalist nächste Woche nach Berlin, uni dort für seinen Plan Unterstützung zu finden. Tie Kolportage des „Petit Journal" von den zwei Chinesen, die in Tschifu verhaftet wurden, als sie französische und deutsche Banknoten umwechseln wollten, wird hier nicht ohne Ein- sluß gewesen sein. Vor Port Arthur. Aus Tokio wird vom Mittwoch Mitternacht ge- meldet, es verlaute dort, daß die russische Flotte in Port Arthur deic Versuch gemacht lxabe, durchzubrechen. Eine Seeschlacht sei im Gange. Die Nachricht ist noch undokumentiert, und eine ihrer Vorgängerinnen har sich damals nicht bewahrheitet. — Wie der „Daily Tele graph" aus Tschifu vom 5. d. M. meldet, wurde dort ein Bruchstück eines Zettels in chinesischer Schrift mit der Unterschrift Stössels gezeigt, welches besagt, daß am 25. September vor Port Arthur Ruhe ge- herrscht habe. Tie Japaner hätten nochmals eine» Waffenstillstand zur Beseitigung der Toten verlangt, das Verlangen sei jedoch abgelehnt worden. Nach anderen Berichten hätten die Japaner am 24. und 25. September wiederum versucht, die Höhen und Hügel zu st ü r m e n, seien aber z u r ü ck g e s ch l a g e n worden. Auch ein Ausfall der Russen fei mit großen Verlusten zurück- gewiesen worden. Von den Armeen. Die offiziöse „Russische Telegraphen-Agentur" meldet aus Moskau: Ter hier eingetroffene General We- I i t sch k 0^ unter dessen Leitung die Befestigungen der russischen Stellungen auf dem Kriegsschauplätze in Ost- asien ausgeführt wurden, erklärte, dank der Befestigungen habe Kuropatikin in Liaujang wenig zahlreiche Truppen lassen und mit dem Gros seiner Truppen Kuroki an greisen können. T«r ausgezeichnet eRückzug auf Mukden habe keinerlei Einfluß auf die strategische Position der russische Armee gehabt. An eine Um- gohungsbewegung der Japaner in der Richtung auk Tieling will General Welitschko nicht glauben. Tie lange Untätigkeit der Japaner sei auf ihre ungeheuren, auf 30 000 Manu zu schätzenden Verluste bei Liaujang zurück- Feuilleton. Am Ende der Welt. Eine Hochwaldidylle von Nataly von Eschstruth. Nachdruck verboten. „G'rad a rechte Narrheit hast' gemacht. Das Rech nen lob ich mir, weil's da später mal keinis betrügen kann, aber mit der Welt — das behagt mir nitl Grad neugierig hast die Lapperln g'macht und unruhig oben drein. Der Toner! is so schon ein Aufbegehrer, der sich schwer regieren laßt, nun wird's ka Fried geb'», bis er fein selber die Nas in die Welt steckt hat, und nach'n bist'» los, den Bub!" Der Beckhaber ward ganz blaß und starrte erschreckt in die Stubenecke. „Gott erbarm' sich!" murmelte er: „Ich hab nix Liebes mehr dahier als wie den Bub und deirk, er bleibt mal hier an meiner statt und druckt mir die Augen zu." An diesem Abend erfuhren die Kinder zu ihrem großen Erstaunen, daß es draußen in der Welt sehr schlimm zugehe. Alle Schrecknisse eines Fegseuers malte der Aloys in Stadt und Dorf hinein und die Ungeheuer, welche draußen in Wald und Tal Hausen und die Kinder fräßen, die seien so grausig schlimm, daß sie nie nit im Bild gemalt werden könnten! Ter Toner! hob zwar trotzig den braunlockigen Kopf und ballte die Hände mit einem kampfmutigen: „I schlag's all z'sammen!" Aber er warf doch einen scheuen Blick nach dem Fenster, als der Sturm just daher brauste und an den Riegeln rüttelte. Die Creszenz aber klammerte sich an den Wildhüter und flüsterte angstvoll: „Gel', Vata, du gangst ni nit mit uns 'nab?" Was der Aloys ihr heilig und fest versprach. Nun war es Frühling geworden. Die große, gelbe Glucke führte ihre kleine, emsig pickende Schar auf dem engen Hof spazieren, die dunk len Tannenzweige hingen tief über das Stalldach her nieder und fingen an, ganz zarte, lichtgrüne Spitzchen an allen Zweigen zu treiben. Das winzige Stückchen Himmel, welches man von Hof und Garten aus sah, war azurblau und wolkenlos, und so lange wie die Sonne auf der Höhe stand, schickte sie ihre goldig zitternden Strahlen zu den einsamen Kindern herab, welche so- eben voll Jubel und hohen Interesses ein gelbes Blüm chen im Rasen entdeckt hatten. Die Vögel zwitscherten so hell in den Zweigen, flogen zutraulich zu den Kin- dern heran und schauten sie mit den klugen, blanken Aeuglein verwundert an, als wollten sie sagen: „Was seid ihr für zwei arme, unglückliche Wesen, daß euch keine Flügel gewachsen sind?" Der Toni hatte im Garten gegraben. Er stieß plötzlich mit krauser Stirn den Spaten in die moosig- duftende Erde und sclxmte auf das Cenzerl, welches just seinen Wurzelmann spazieren fuhr. Besagter Wurzclmann war der Kinder liebstes Spiel zeug, denn er war von dem Toni selber sehr künstlich aus einer großen, wunderlich geformten Baumwurzel geschnitzt und sah aus, als habe er ein richtiges, wahr haftiges Gesicht. Als der Toni gar noch den außerordentlichen Ge danken gehabt, dem „Wurzli" ein paar blanke Nägel als Augen in den Kopf zu hämmern, da sah er so unheimlich lebendig und funkelnd drein, daß sein Verfertiger selber begann, sich vor ihm zu fürchten und ihn für einen Berg geist zu halten, der tief innen im Steinicht haust. Da aber der braune Gesell sich in nichts bösartig zeigte, faßte man Zutrauen zu ihm und gewann ihn bald unbeschreiblich lieb. Cenzerl kleidete ihn phantastisch in ein paar alte Flicken, welche os der Großmutter mit Bitten und Flehen abgerungen, und dann setzte es den „Wurzli" respektvoll in einen jener riesigen Holzschuhe, welche der Wildhüter bei Schnecwctter trug, band einen Strick an und fuhr den hohen Herrn durch den Hof spazieren. Der Wurzli tvar der einzige, Weickern im Leben das außerordentlich Ereignis widerfuhr, gefahren zu werden, und darum behandelten ihn die Kinder mit Hochachtung und das Cenzerl sprach: „Gestern hab ich am Türloch geguckt, es saßen wieder zwei Mannerleut in der Postkutsck: der eine wird der Kaiser, der andere wohl der Küni gewest sein!" „Ta hat nur noch der Wurzli als dritter gefehlt!" meiinc der Toni. „Möchtest auch du einmal cinsitzen, Ceu.zerl?" „Jcssas! — i stürb vor Angst am Fleck!" schrie das Dirndel auf, „und du Toni?" „Pah!" dös macht mir nix! i führ mit!" Und jetzt stemmte er die Arme auf das Grabscheit, blickte die Spielgenossin an und sagte plötzlich: „Weißt', was i mein, Cenzerl?" Das steckte den Finger in den Mund. „Naa!" schüttelte es mit fragendem Blick den Kopf. „Arg dumm find' ich's hier in dem engen Loch!" — platzte der Bub zornmütig heraus. — „Dahier? ... arg dumm?!" „Attweil sitzt ma wie an Vogel im Käfig! Nix sieht man von der Welt, g'rad gar nix!" „Tonerl . . wünsch dir's nit! Die Welt ist arg bös!" — „Pab! Zum ansehn nitl" „Wenn du's aber schauen willst, mußt du weit fort von bier, denn die Welt liegt so fern, daß ka' Mensch zu Fuß hinkönnt!" Der Toni trat geheimnisvoll näher und zwinkerte listig mit den Augen „Weißt, Cenzerl, — ganz furt von hier, dös will i net! — Aber i mein', mal über den Zaun schauen, dös könnt ma' ungestraft! — Warum nit? Da ist kei Gefahr bei! Und siebst, gar für mein Leben gern möcht' i wissen, wie's dahinter aussäxmt! A Stückerl Welt sicht ma' vielleicht doch! I mein', da hier am Garten, wo die Felswand bis in die Wolken auffi steigt, is di« Welt zu End, — da geht's nit weiter, aber dahin-
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