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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041007023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904100702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904100702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-07
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er 1904. Abend-Ausgabe und Lu», «abend» tzt abgeholten heute Freitag Theaters in <»xtra-vctlagen gefalzt), nur mit der Morgen-A»sgabr, ohne Postbeförderung .Ui 60.—, m ' t Postbeförderung 70.—. Anzeigen sind sle-S an dre Expedition zu richten. Tie Expedition ist wochentags ununterbrochen geössnet von früh 8 biS abends 7 Uhr. Druck und Verlag von K. Pal, in Leipzig (Jr.d. i)r. V., R. L W. Klinkhardt). BezugS-Preis t« d« Hauptexpedition oder deren Ausgabe stellen aog eh olt: vierteljährliches.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung InS Hau» e 3.75. Durch dir Post bezogen für Deutsch, land u. Oesterreich vierteljährlich e 4.50, sür die übrigen Länder laut ZeitunqSprriSlisle. »»tvrs. rsterschlllk illter von 6 bi» etzt beginnenden Rebaktton und Expedition: 153 Fernsprecher 222 JohanniSgasie 8. Filtalerpeditionrn: AlfredHahn, Buchhandlg., Universität-str. S (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. KönigS- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). 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Eine dritte Frage knüpft sich an die Weigerung des Kaisers, die Uebernahme der Negentscl-aft durch den Grafen Leopold anzuerkenncn. Wir glauben, daß der Monarch bei dieser Weigerung von einer irrigen An- schauung ausgeht. Tie Rechtslage ist tatsächlich durch den Schiedsspruch des Königs Albert und durch ein Landcsgcsctz nach allen Seiten hin geklärt, und das Recht des Grafen, die Regentschaft zu übernehmen, kann un möglich bestritten werden; die Bundesfürsten aber werden sich angesichts des kaiserlichen Eingreifens doch sagen müssen: Tun r?« axitnr. Was Lippe geschieht, kann morgen Oldenburg geschehen. Höchst erfreulich ist ja die vornehme und loyale Haltung des Grafregcntcn, und überhaupt tritt bei dieser leidigen Angelegenheit mit überzeugender Kraft zu Tage, wie fest doch das Reich ge fügt ist und wie weikig die ost zitierte Rcichsverdrossen- heit wirklich in die Tiefe des vaterländischen Empfindens zu dringen vermochte. Tas ist das einzig Erfreuliche in der Angelegenheit, die leider wahrscheinlich noch lange auf der Tagesordnung bleiben wird. Hoffentlich findet die leidenschaftslose Würde, mit welcher der Grafregent seinen Standpunkt formuliert hat, auf allen Seiten Echo und Nachahmung. ver MMsnll Ser herers. Hererss «ns Ovaiubsr. Der Direktor der Kolonialabteilung, Wirkl. Geb. LegationS- rat Dr. Stuebel, gewährte einem Vertreter der „Hamburger Nachrichten" beute eiuc Unterredung, in der die Niederlage der portugiesischen Siidlvestafrikaerpedition durch die Knan- bainas, die bekanntlich Stammverwandte und Grenznachbarn der in unserer Kolonie wohnenden Ovambos sind. Kolonial direktor Stuebel sagte in der Unterredung etwa Folgendes: „Wenn unsere genaue Grenze das Ovainbogebiet auch durch schneidet, so haben wir es doch nicht in den Kreis unserer Ver- waltung einbezogen. Allen Ansiedlern, die in das Ovainbogebiet ziehen wollten und gezogen sind, haben wir mitgeteilt, daß unser Schutz vorläufig noch nicht auf das Ovainbogebiet ausgedehnt sei. Wir konnten das bisher darum nicht, weil uns im südwestafrikani- scheu Schutzgebiet die nötige Militärmacht fehlte. Nach Niederwerfung des Hcreroausstandes, die nicht mehr lange auf sich warten lassen wird, werden wir unser» Schutz auch aus das bisher von den Ovambos bewohnte Gebiet ausdehnen. Aller Voraus sicht nach werden sich die Ovambos unterwerfen, ohne daß ein Schuß fällt. Wie gesagt, es lag sür uns bisher kein Grund vor, gegen die den Kuankamas verwandten Ovambos vorzugehen. Wenn sie sich nach Ausdehnung unserer Verwaltung und unseres Schutzes nicht freiwillig unterwerfen, dann müßten wir natürlich zu Macht- - Mitteln greifen, das liegt aber außer dem Bereich der Wahrschein lichkeit." Die Lage im Groh-Nama-Lan-. heit Morengas und das aufsässige Benehmen der Ein geborenen im Süden sind der Grund, weshalb eine große Anzahl von Farmen noch immer unbewirtschastet ist. Die Farmer haben sich beim Ausbruch der Unruhen im Süden mit ihrem Viehstand teils auf englisches Gebiet, teils in die größeren Orte deS Schutzgebietes zurückgezogen und wollen, was ihnen nicht verübelt werden kann, erst zurückkekren, wenn die Lage wieder völlig sicher ist. DaS Brachliegen der Farmen ist natürlich dem einzelnen Farmer ebenso nachteilig, wie dem allgemeinen Wohlstände deS Südens der Kolonie. Die Anwesenheit Leutweins mit einer stattlichen Macht wird also auch aus diesem Grunde sehr nützlich sein. Auch aus einem anderen Grunde noch ist eS sehr er wünscht, daß wenigstens der Süden recht bald völlig beruhigt wird. Wie die „Nat.-Ztg." erfährt, sind gerade in diesem Jabre die Weideverhältnisse im Süden so glänzend, wie seit vielen Iabren nicht. Eine ganze Anzahl von Buren aus dem Transvaal bat deshalb große Lust, sich im Türen anzu siedeln und Farmen zu erwerben; sie rechnen darauf, bei ähn lich günstigen Verhältnissen in wenigen Jahren die Ankaujs- kosten herauszuw'rtschaslen. Vorbedingung sind natürlich ruhige politische Verhältnisse. Ferner wollen die Buren ab warten, ob die durch den Aufstand im vorigen Spätherbst geschädigten Farmer ähnlich entschädigt werden, wie die durch den Hcreroaufstand geschädigten Farmer. An sich ist ja ihr Anspruch auf Entschädigung ebensogut begründet. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dem Reichstage eine entsprechende Vorlage zugehen wird. Bei viejer Gelegenheit sei noch bemerkt, daß nach hier eintresfenden Nachrichten die Entichädigungskommission, dank ihrer vortrefflichen und zweckmäßigen Zusammensetzung, zu allgemeiner Zufriedenheit arbeitet. Besonders wird die Leistung des das größte Vertrauen besitzenden Vorsitzenden, des Oberrichters Richter, allgemein gewürdigt. ver ru55isc»->apani5»e yrieg. Vorbereitungen. Es wird nunmehr ans Tokio gemeldet, daß das kaiserliche Tekrct, wonach die Neubildung von 13 Tivi- sionen ans Reservisten der 2. Klasse sofort vor sich gehen soll, veröffentlicht worden ist. Auf russischer Seite dementiert der General Stackelbe rg in der „Nowoje Wremja" das Gerücht, daß er seines Postens als Kommandeur der 1. Armee entsetzt worden sei. Das australische Geschwader gegen russische Ariegsschis-e. Das „Bureau Reuter" meldet aus Melbourne unter dem heutigen Tatum: Der kommandierende Admiral des australischen Gesckiwaders habe den Kreuzer „Pylades", der augenblicklich an der Ostküste von Queensland liegt, und die Sck;aluppe „Cadmus", die sich in Sydney befindet, angewiesen, sich nach der Torres st raße zu begeben, wo das Erscheinen zweier russischer Kriegsschiffe gemeldet worden ist. Ter „Taily Mail" zufolge befürchtet man in Australien, daß die russischen Schiffe es aus den Dampfer „Imperator" abgesehen haben, der eine „wert volle Ladung" ans Sydney sür Japan an Bord hat. Man scheint in London ein böses Gewissen zu haben; die Affäre wird sich je nach der Eigenart der „Werte" er ledigen. Vsr jpsrt Arthur. Beim General st ab der russischen Marine erklärt man, bis jetzt nochke ine Nachricht zu haben, daß, wie gestern gemeldet wurde, das Port Arthur-Ge schwader einen neuen Ausfall unternommen habe und in einen Kampf nut der japanischen Flotte verwickelt sei. Nach einer Tepesche aus London hätten die japanischen Torpedoboote vor Port Arthur schwere Havarien erlitten. Flüchtlinge sollen melden, daß die Russen 30 000 Stück Gewehre mit dazu gehöriger Munition, die den in Wie bereits gemeldet, wird Gouverneur Leutweiu Ende dieser Woche nach den, Süden des Schutzgebiets abgehen. Eine der wesentlichen Aufgaben des Gouverneurs dürfte darin bestehen, die Bande des Räuberhaupnnanns Morenga zu stellen und zu vernichten. Morenga ist ein Bastard (Sohn eines Weißen und einer Hererosrau), der sich zur Zeit des Burenkrieges auf englischem Gebiete unnütz gemacht hat und durch den Boudelzwarlanfstand nach dem Süden von Deutsch-südwestasrika gelockt worden ist. Er belästigt durch . r iv v n r v incr rxrzu genvriger a/ciiiririo-n, vce vvn rr seine Streiszüge die Farmen ungemein. Die Anwesen-! den Kämpfen vor der Festung gefallenen Japanern ge> „Glaub's scho'", nickte Cenzi und schauerte vor An dacht zusammen; „ich seh's genau, es schwimmen weiße Vögel drauf 'rum!" „Gäns' oder Enten, wie der Data einmal tote von drunten 'rauf gebracht!" „Und da seh' ich Mannerleut und Kinderlnl!" „Und Rösser vor ein' narrischen Wagen . . ." „Jessas dahintl!" — Das Cenzerl schrie laut auf vor Entsetzen und wäre beinah abgestürzt, aber der Bub hielt's noch fest. „Was denn? Was siehst?" „O mei, dös Untier! — schaust net die schwarze Schlang, die Feuer schnauft?" Und das Tirndel wies mit zitterndem Finger in die Ferne, wo soeben eine Eisenbahn um eine Bergkulisse sauste, um jenseits in einem Tunnel zu verschwinden. Auch der Toni war käscweis im Gesicht geworden und starrte der furchtbaren Erscheinung mit weit offenen Augen nach.— „Ein Loch im Fels hat döls Ungeheuer, da wohnt's drin! — Tas war so a grausig's Vieh, was die Leut verschlingt. — Alles ist so in der Welt, wie's im Buch steht, der Vota hat recht. Und fein sehen kann man alles von hier oben und hier 'nauf kraxeln kann der Feuerdrach nit." „Wirklich nit?" „Nie nit! Er hat ja keine Beine!" TaS leuchtete den, Tirnlcin der Lindbäncrin ei», so daß es erleichtert aufatmete und sogar fröhlich lachte ob seiner guten Sicherheit. Seit diesem Tage war es mit der Langeweile der beiden einsamen Kinder aus. Sie arbeiteten heimlich und emsig an der Lattenwand, daß die Löcher bald be quem wie eine Leiter lagen un- das Aufsteigen auch ohne das Regenfaß vortrefflich von statten ging. Der geschickte Toni nagelte oben auf den Rand der Latten ein breites Querholz, da konnte man sich gut mit den Armen auflegen und ward nicht so leicht müde und schrundig von dem langen Hängen. Nun schauten sie manche Stunde hinaus in die fremde Welt und kannten bald alles ganz genau darin. Auch Zeit und Stunden, wann der Feuerdrach sein Wesen drunten trieb, hatten sie bald heraus und lagen mit hochklopfenden Herzen auf der Lauer, um zu sehen, wie das Untier mit schrillem Schrei, dampfschnaubend aus dem Berg heraus oder hinein sauste, wie es den schwarzen Schlangenleib wand und schüttelte, und wie oft in der Sonne seine Augen blitzten. Dann sah man, daß an seinem ganzen langen Körper blinkende Augen saßen, und zwei hatte es vorn am Kopf, die glühten sogar feuerrot in der Dunkelheit und waren rund zu schauen. Das Cenzerl tat anfangs immer noch einen Hellen Angstschrei, wenn das Scheusal daher gezischt kam, der Toni aber starrte mit grimmigem Blick hinab und ver wunderte sich, daß noch niemand das Tier kämpfend an gegangen habe, um cs zu töten. Er reckte die kleinen Fäuste und zeigte einen gewaltigen Mut, vermaß sich auch, er wolle mit des Vaters Art hinab und den Drach zusammen schlagen, worüber das Cenzerl in Todesangst geriet und sich gar nicht trösten lassen wollte. Gott sei Tank ward der ungestüme Bub bald anderen Sinns. Da saßen sie wieder auf den Latten und schauten zu Tal, und plötzlich schrie der Toni —; „Da guck, da guck!! Nun endlich kommt einer, der schlagt ihn tot!" Und richtig, aus dem Drachenloch im Fels trat ein Mann, der stellte sich kühn auf und schaute deni bösen Vieh, welches er nicht in seiner Höhle angetroffen hatte, entgegen. Und der Lindwurm schien das bald zu merken; denn er raste aus dem Tal heran und schrie und pfiff so furchtbar, daß es den Kindern durch Mark und Bein ging. Der kübne Mann aber blieb trutzig steb'n, hob ein Fäbn- lein, hinter welchem sicherlich eine scharfe Axt versteckt war — wie der Toner! meinte — und schwenkte es dem Un tier furchtlos entgegen! Das eber stürzte feuerspeiend geradeswegs auf den Angreifer zu, daß die Kinder mit zitterndem Angstruf die Hände vor die Aeuglein drückten. Aber durch die Finger blinzten sie doch hindurch, und sie sabcn, wie das Ungeheuer den Mann mit dem Rachen aufschlang und mit ihm in den Berg hincinfubr. Nicht ein Fetzlein war mehr von dem Armen zu sck'n, und der Toni war seit jener Stunde doch recht kleinlaut Freitag den 7. Kaiser, der sich übrigens vor kurzem erst unzweideutig zum Konstitutionalismus bekannt hat, den Reichskanzler nicht um seine Ansicht befragte, sondern ihn vor eine vollendete Tatsache stellte, mit der sich Graf Bülow nun mehr abzufinden hat. In welcher Weise er dies tut, müssen wir ihm überlassen. Die Hoffnung, daß es dem Reichskanzler gelingen sollte, in Zukunft den bekannten impulsiven Kundgebungen des Kaisers vorzubeugen, haben wir längst aufgegeben. Graf Bülow hat vorzüg liche Qualitäten, aber sie liegen in der Richtung des Intellekts, nicht in der des Willens. Selbstverständlich sind die Interpreten kaiserlicher Telegramme, die diese Kunst berufsmäßig üben müssen, bereits wieder eifrig am Werke. Die einen erklären, es liege eine private Acußerung des Monarchen vor, aus der man keinerlei staatsrechtliche Konsequenzen zu ziehen brauche; die an deren behaupten, in dein Telegramm spreche lediglich der oberste Kriegsherr. Wir wollen diesen kontorsionistischen Beschwichtigungsversuchen keine weitere Wichtigkeit bei legen. Wir halten uns an die Tatsache, die nicht ver dunkelt werden darf, daß jeder staatsrechtliche Akt des Monarchen, um gültig zu werden, der Gegenzeichnung des verfassungsmäßig verantwortlichen Ministers bedarf. Mit dieser Gepflogenheit, die ja auch rechtlich festgclcgt ist, setzt sich das Telegramm in Widerspruch, und es wird der ganzen dialektischen Glätte des Grafen Bülow be dürfen, um die mittlere Linie zwischen seinem oft be tonten Konstitutionalismus und seiner Fügsamkeit gegen- über den einseitigen Kundgebungen des Herrschers zu finden. Eine zweite Frage, die sich angesichts der peinlichen Affäre erhebt, ist die, ob denn die allerhöchste Stelle gar nicht daran gedacht hat, welchen Agitationsstoff die noch malige Aufrollung des glücklich erledigten Streites der Sozialdemokratie zusührt. Ter „Vorwärts" hat bereits in einem Artikel „Ter große und der kleine Monarch" zwischen den Zeilen angedeutet, daß die Rechtsfrage sich zur Machtfrage wandle, daß der Kaiser persönlich, d. h. als Verwandter am Austrago des Streites interessiert sei und daß eben der kleine Monarch gegen den Willen des großen ohnmächtig sei. Diese Darstellung wird von allen sozialdemokratischen Blättern Tag für Tag monate lang wiederholt werden, und Hunderttausende werden ihr Glauben schenken, denn es ist nicht zu leugnen, daß der Kaiser sich durch sein schroffes Vorgehen stärker engagiert hat, als es im Interesse des monarchischen Ge dankens wünschenswert war. Sollte dann endlich, was wir für unmöglich halten, aber doch in den Kreis unserer Betrachtungen einbczichen müssen, ein Gerichtshof sich für die Ansprüche der Schaumburgischen Linie ent scheiden, so werden wieder Hunderttausende untereinan der raunen und flüstern, der Einfluß des führenden Bundesstaates habe dieses Urteil hervorgerüfen. Und jeder Widerspruch gegen dieses Gerücht wird nutzlos sein, denn der Graf zur Lippe vermag nichts, der König von Preußen und deutsche Kaiser unendlich viel, und so wird die öffentliche Meinung schwerlich davon zu überzeugen sein, daß die Majestät des Rechtes unangetastet geblieben sei. Ferner wird das Durchstöbern der Familien geschichten den sozialdemokratischen Blättern erwünschte Gelegenheit geben, dieses System auf alle deutschen Fürstenhäuser auszudehnen, und bekanntlich vermögen die wenigsten von ihnen einer so rigorosen Prüfung Stand zu halten, wie sie augenblicklich dem Hause Biester feld gegenüber beliebt wird. Vor einigen Jahren hat «der. «»sedider. immbesfin. l Uhr täglich, r Tageszeit mab. v. V,S- Schütte-Kelscheeon. .-st. D. v. Bcmmer. tz. D. v Sotmte. »l^Damvf-. .Kar-Bäder. Sand-^rujj. -r, Massage. Kti Leitung. lSaezeichnete iassagen bei S usw. vr. 8mltd. Feuilleton. bl Am Ende der Welt. Eine Hochwaldidylle von Nataly von Eschstrutb. Nachdruck verboten. Der Berg, auf welchem ihr Häuschen stand, fiel hier schroff zum Tale ab, die mäckstigen schwarzen Tannen standen wie zwei Wände zu beiden Seiten und in ihrer Mitte lag wie ein herrliches Bild das tiefe, bunte Land, jene unbekannte, geheimnisvolle Welt, welcher all ihr Sehnen galt! Ja. bunt, rätselhaft bunt war sie! — Gelbe, grüne und braune Striche zogen sich kreuz und quer über das Land, Felder und Wiesen, deren Anblick den kleinen Einsiedlern ebenso neu war wie derjenige des schmucken Dörfchens, welches wie winzig kleines Spielzeug, halb versteckt hinter Gebüsch und blühenden Obstbäumen, zu ihren Füßen im Grunde lag. Weit, weit hinaus streckte sich dann das Tal und ganz in der blauen Ferne, kaum dem Auge noch er kenntlich, sah man einest Kirchturm ragen, unzählige viele Häuser darum her und mächtige Schornsteine, aus wel chen Dampfwolkcn stiegen. „Tas ist die Stadt! G rad wie auf dem Bild sieht sie aus!" erklärte Tonerl wichtig: „Und hier drunten liegt's Dors — und vor ihm das Helle, was so blinkt, ist Wasser, — i denk mir, dös wird das Meer sein!" skölfeo 3, «ewerbekammer ck. vortriisen c Montags und 8', Uhr Abend; > sie einer Innung darüber eingeschätz, -«getragen sind. d auf, von ihrem ordneten-Sitzung;. >rf: Bo., Elisabeth. lser« Stand ist e- zliedes, deSgenosse, College lhr nach«, finde: ii deren Tälrn des r. r. tziunL». iße 37, II. ' lrteu. diesjährigen plan- zeichneten Schuld- ;e von je 150 is bei den Herren arkgrafenstraße 6, i«L tudergärteu. lwilllie Kennt« iß, daß die Mrrbekammer Uta«» 10 Uhr !k . 66, „FelsenkeÜer". knke". l zu Leipzig. , S- hr: lL., Dresden: KmurMn" Nr. 513. Var Aichtigrte vom Lage. * König Georg verbrachte eine verhältnismäßig gute Nacht und hat mehrere Stunde ruhig geschlafen. (S. Sachsen.) * Im Künstlerhause zu Loschwitz bei Dres- den wuvden heute früh der Dach stuhl und ein Teil des er st en Stockwerks durch Feuer vernich tet. (S. Sachsen.) * Das Baseler Stadttheater steht seit heute früh in Flammen. (S. All. Welt.) * Orkanartige West stürme haben in Deutschland und England viel Schaden angerichtet. (S. All. Welt.) * Von Port Arthur kommen widerspruchsvolle Nachrichten; hingegen wird gemeldet, daß der rus- fische Einmarsch in Korea bestimmtere Gestalt angenommen hat und die japanischen Garnisonen im Norden verstärkt werden. (S. russ.-japan. Krieg.) 8Io§§en rum fall Lippe. Der Fall Lippe wird vermutlich in der nächsten Zeit die Öffentlichkeit fortdauernd beschäftigen. Und in der Tat, es bergen sich in ihm die verschiedensten staatsrecht, lichen Probleme, die zugleich mit der Realität des Tages auf das engste verbunden sind. Auf einige Gesichts punkte, die wir noch nicht berührt haben, wollen wir heute Hinweisen. Zunächst tritt wieder in die Erscheinung, wie sehr ein anscheinend rein äußerlicher Umstand, nämlich die fort dauernde Diaspora der leitenden Männer, eine einheit liche Politik schädigt. Niemand kann bezweifeln, daß das Telegramm des Kaisers einer politischen uni) zwar einer höchst wichtigen politischen Angelegenheit gilt. Es wäre selbstverständlich gewesen, daß der Kaiser mit seinem ver fassungsmäßigen Berater, dem Grafen Bülow, über Form und Inhalt seines Telegrammes Rücksprache ge nommen hätte, und es wäre dies gewiß auch geschehen, hätte sich nur nicht der Monarch in Nominten und der Kanzler in Homburg v. d. H. befunden. Durch diese an sich harmlose Tatsache ist der peinliche Umstand herbei geführt worden, daß der Kaiser wieder, um ein viel zitiertes Bismarckwort zu gebrauchen, ohne ministerielle Bekleidungsstücke in die Öffentlichkeit getreten ist. Selbstverständlich mißgönnt niemand den hohen und höchsten Beamten des Reiches die ausgibigste Sommer- crholung. Wir wollen gar keine Leute, die ihr ganzes Leben am grünen Tisch verbringen, und wir freuen uns, von beflissenen Interviewern zu hören, daß der Reichs- kanzlcr in Begleitung des historischen Pudels meilen weite Spaziergänge durch Homburgs liebliche Umgebung unternimmt. Aber wir schreiben den 7. Oktober. In der Natur beginnt das große Sterben, und da wäre es wohl an der Zeit, daß unsere Minister ihren Idyllen ent sagten und sich wieder zu nüchterner Arbeit in Berlin einfänden. In verschiedenen Blättern finden wir die Bemerkung, der Reichskanzler werde selbstverständlich die staatsrechtliche Auffassung des Kaisers vertreten. Wir zweifeln nicht daran und legen auch, obwohl wir diese Auffassung nicht teilen, nicht darauf den entscheiden den Wert, ob der Reichskanzler sie vor dem Parlament vertreten kann oder nicht. Wir konstatieren nur, daß der Annatzmeschlud für Anzeigen: Adend-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morgra-AuSgabe: nachmittags 4 Uhr. Diese Nummer kostet auf allen Bahnhöfen und »II I bei den Zritung-.BerkSufern I *
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