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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041008018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904100801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904100801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-08
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Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedaktionSstrich (4gespalten) 75 nach den Familieunach- richten (6 gespalten) 50 Dabellarischer und ttisserusatz entsprechend höher. — Gebühren mr Nachweisungen und Ossertrnaunahmr 25 Annahmeschluß für Anzeigen: Abe ad-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgeu-Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. Hxtra-Hetlageu lgesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbrsörverung 60.—, mit Postbesördrrnng 70.—. Anzeigen sind stets an dir Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von iß. Holz in Leipzig (Jnd. l)r. B. R. L W. Kliakhardt). dir. 514 Sonnabend den 8. Oktober 1904. 98. Jahrgang. Var Aiehligrte vom rage. * Für 15 000 Felle wurden in einem Stroh ¬ feim im benachbarten Rück marsdorf gefunden. Der Fund dürfte mit dem großen Felldieb st ahl im Brühl hier in Zusammenhang stehen. (S. Leipz. Umgebung.) — * Im Fort Samte Marie in Callao (Holland) e h - plädierte, wie aus Antwerpen gemeldet wird, ein Geschoß, wobei 15 Soldaten getötet wurden. Eine zweite Depesche spricht von 3 Geschossen, einer Zer störung des ganzen Pulvermagazins, 11 Toten und vielen Verwundeten. (S. Neuigkeiten.) * Gestern ist, wie aus Paris telegraphiert wird, zwischen Telrassö und dem spanischen Botschafter der Abschluß des Marokkovertrages fest gestellt worden: ferner hat die spanische Regierung dem französisch-englischen Vertrag über Marokko zu gestimmt. (S. Ausland.) * Dom russisch.japanischen Krieg wird gemeldet, daß der General Hasegawa das Kommando über die japanischen Truppen inKorea übernommen hat. Im Hafen von Port Arthur sind angeblich 4 russische Kriegsschiffe durch daS Feuer der japanischen Land- batterie beschädigt worden. (S. russisch-japan. Krieg.) ver Mann von vinningdam. Am 6. Oktober hat, wie schon die Dageschronik kurz berichtete, der ehemalige Kolonialminister des dritten Kabinetts Salisbury, Herr Josef Chamberlain, in Luton ein Monstremeeting veranstaltet. Etwa 8000 Hörer waren erschienen, und die in Bedsordshire gelegene Fabrikstadt hatte eigens zu diesem Zwecke eine ungeheure Halle bauen lassen. Eine Zugnummer sollte vorgeführt werden; an diesem Abend hat Chamberlain seine zweite Werbekampagne für den größerbritischen Zollverein eröffnet. Ter Lärm wird sehr groß sein. Die Liberalen planen eine intensive Gogenavbeit. Herr Lloyd-George, seiner Parteifreunde sichere Hoffnung, der jugendliche Abgeordnete von Carnavon, dirigiert die Bemühungen, und es heißt, daß er überall sofort nach dem Gefürchteten, von der gleichen Tribüne herab, sprechen werde, um den Eindruck der Reden, wofern solches möglich sei, zu verwischen. Der heroische Entschluß, im Schatten deS Mannes von Birmingham zu kämpfen, ist nicht selbstlos: Herr Lloyd-George putzt sich zum Ministerkandidaten auf. In der Hauptsache jedoch war Luton, durch die Um- stände, eine Antwort, die Antwort auf des Lords Balfour Rede in Edinburg. Der Premier, der am Montag sprach, hatte trotz seiner agnostizistischen Manieren einen praktischen Vorteil zu verzeichnen. Niemand, daS ist daS Sonderbare, erklärte den verschlagenen Bekenner des „pdilosophteal ckoukt" für eine Gefahr, niemand fer tige diesen richtungslosen Premier ab, der, gleich weiland Lord Palmerston, als Staatsmann nur „opinioim", un- verbindliche Meinungen, nicht Urteile besitzt. Herr Arthur James Balfour sitzt auf seinem Zaune, wie der englische Dolksmund das nennt. Er vergewisserte sich deS Applauses durch eine Verwarnung der neuen irischen Homerule, dann sagte er, er sei Freihändler, nicht aus Eobdens Schule, aber aus -der des großen Adam Smith; und so ersetzte er den Demagogen durch -en nationalen Weisen, gegen den keine Straßenpropaganda anschreien darf. Er sagte, er wolle „Retorsionszölle", jene un klaren Vergeltungszölle, denen nachgeredet wird, daß sie bei Konflikten mit schutzzöllnerischen Mächten dienlich seien. Da nur die Volkswirtschaft- ' siche Alchimie sie von „Schutzzöllen" unter scheiden kann, ist Herrn Balfours Erklärung, er sei kein Ichutzzöllner, sehe sein retorsionistisches Sheffield- Programm nicht als Zwischenstation an und werde eine ichutzzöllnerische unionistische Partei verlassen, ganz überzeugend, oh, unbedingt glaubhaft. Der zweite Teil der Rede machte das jeglichem Neider klar; einer Kolonialkonferenz wurde zugestimmt, die das Problem festerer Konsolidierung deS Reiches, sei es Zollverein, sei es Wehrverband, erörtern soll. Am 5. August hatte Chamberlain in Melbeck gefordert, was Herr Arthur James Balfour damals höflich lächelnd verweigerte und am 3. Oktober so liebevoll übernahm. Schon eine derartige Konzession erlaubt dem Eindringling von Birmingham, welcher als ein Parvenü unter den feinen oder wenigstens leisen Führern der konservativen Gruppe, als sorgender Vater des Schahkanzlers Mr. Austen Chamberlain, eine schvierige Stellung hat, daS Bewußtsein der Superiorität. Er hat ferner die Der- legenbeit BalfourS, der die dem Imperialismus feindliche Schwenkung des Prätendenten Rosebery nur imperialistisch wettmachen kann, durchschaut. Der Premier schließt das freihändlerischc Indien in die Konserenzstaaten ein. Dem ehemaligen Kolonial- Minister jedoch helfen die Vorgänge in Australien, der zöllnerische Bund der Arbeiterpartei um Watson mit den Konservativen unter Deakin, ihr Anschlag gegen daS liberale Ministerium Reid. Ihm hilft, daß Sir Win fried Laurier, Besitzer der Goldmedaille des Cobden- klubs, Regent von Kanada, zwischen dem Freihandel und dem Schutzzoll, zwischen Erniedrigung und Erhöhung -es kanadischen Zolltarifs seine ministeriellen Sprecher lavieren läßt. Ihm half in Luton seine odysseische Er findungsgabe, daß er keck Balfours Lispeln gegen den Schutzzoll als etwas ihm sehr Sympathisches begrüßte, daß er dialektisch, begriffsspielerisch betonte, auf fremde landwirtschaftliche Produkte keinen Zoll, sondern nur eine Art Standgeld für Benutzung des englischen Welt- Marktes legen zu wollen. Einzig die Frage einer zweiten Neuwahl des Parlaments bedroht den un- erschrockenen Manager; aber es scheint, als ob er selbst vor dieser Pythia sich nicht fürchtet. Und es scheint, als ob ihm die Geschichte des neueren Englands dazu ein Recht verleihe. Ter Fabrikanten sohn von Birmingham, der Orchidecnzüchtcr und ehr- geizige, mitunter brutale Mann der Menge ist nicht der Erste, der, von persönlichen Zielen erfüllt, die Parteien seines Vaterlandes herzlich verachtet, ihre Würden- träger und Rhetoren wie Schachfiguren hin- und her schiebt. Schon im Jahre 1851 hat jener Graf Aberdeen, der über Troja und die Schönheit der griechischen Bau kunst schrieb, was der rohe Empiriker Chamberlain nicht vermöchte, und der dann England in den Krimkricg jagte, seine Verachtung der „Auktionen" bekundet. Den Ansturm deS Südafrikazwingers gegen die brüchigen Schanzen des cobdcnitischen Dogmas nennen viele einen frechen Wahnsinn. Aber da, nach dem Historikerworte, für die athenischen Wirren der makedonischen Zeit „die Ursachen zum Teil in weiter Entfernung liegen", ziemt es sich vielleicht, nicht zu vergessen, was 1855 Lothar Buchers schürfende Klugheit über das Ende des Chartis mus erzählt hat: „Diese Bewegung wurde ge- kreuzt und gebrochen von dem Kampfe über die Kornzölle, wie es Peels Absicht war; die Arbeiter spalteten sich an der Frage." Herr Chamberlain weiß um diese Antezedentien genau. Die „öffentliche Meinung" der Cockneys, die Halfpenny- blätter in den Londoner Boroughs haben keine Schreck nisse für ibn, den die politische Metaphysik Altenglands, die ehrwürdige Denkschrift des Kanzlers Grasen Shafts- bury über daS Parlament, wob! nur ein Maß von Narrheiten dünkt. Er würde, indessen er als Englands Louis Napoleon Humanitär und dogmatisch heuchelte, den Spruch unterschreiben, den im Jahre 1851 der Fürst Schickhmatof, Rußlands Minister für Volksaufklärung, formulierte: „Der Unterricht in dem Völkerrecht ist ab geschafft, da derselbe bei der Erschütterung der Grund- lagen der politischen Institutionen der Staaten nichts Solides un- Positives mehr enthält." Ihn wird die Gunst der Massen, vielleicht sogar die der Arbeiter von Manchester und Birmingham, noch eine Strecke fördern, weil er die Massen terrorisiert, weil er nicht gleichgültig ist, wie die Balfour und Lansdowne. Er überrumpelt frech die heiligen Faktionen, deren Streit Swifts Hohn als den Streit, ob die gesottenen Eier am breiten oder am spitzen Ende aufzuschlagen seien, persiflierte, und er folgt dem Beispiel Cannings, der da spottete: „Tic andern hielten unsre Ehrlichkeit für unergründliche Schlauheit." Er ist jener Politiker der „expackiew'.v", der skrupellosen Zweckmäßigkeit, der Anhänger von Benthams Lehre, dessen Aufkommen im steifen englischen Phrasentum Bucher als erster belauscht hat. Was aus der Agitation von Luton, ivas aus der künftigen, fünften Kolonialkonfercnz wird, wem sie verderblich ist, Kat uns nicht zu beschäftigen. IV. ver -Mrtana Ser Herero. Die Waffenfrage. Bei der augenblicklichen Lage in Sü-westafrika ist cs vielleicht von Interesse, Genaueres über die Erlaub- nis zum Waffentragen für Weiße un- Eingeborene zu erfahren. Wer im Lande eine Schußwaffe tragen will, muß dazu die Erlaubnis) -es kaiserlichen Gou vernements oder -er zuständigen Polizeistation cinholen. Die Waffe wird dann mit einem Brandstempel versehen, der auch im Waffenschein vermerkt wird. Dieser selbst ist kostenlos und wird für eine bestimmte Zeit aus gegeben. Will nun ein Ansiedler von einem anderen eine Waffe kaufen, so muß er ebenfalls erst die Er laubnis -azu einhalen un- der Kauf oder Tausch kann erst nach -er Genehmigung des Geschäft« erfolgen Dem Eingeborenen wurde bisher ebenso -er Paß für seine Waffe erteilt wie dem Weißen. Diese Bestimmungen bestehen, um zu verhindern, daß den Eingeborenen be stimmte Modelle (A 88 speziell) in -ie Hände gelangen, die sie dann bei Empörungen oder Aufständen gegen die deutsche Herrschaft benutzen könnten. Daß dies trotz dem geschehen ist, Hot schbn genügend der Kriegszug gegen die -Herero bewiesen. Die Grenzen konnten bis her nie hinreichend gegen Schmuggel usw. abgesperrt werden, weil die Truppenzakl zu gering war. Schre Ker dieses Hot diesen Mangel sehr in der Zeit der Rinderpest 1897/98 empfunden, und wie damals, so ist es auch noch heute. Daß das Gouvernement sich schon bei dem Er laß der vorgenannten Bestimmungen klar darüber war, daß bei einem Aufstande die Waffen gegen Deutschland benutzt werden würden, erregte im Lande selbst niemals Zweifel, wohl aber eine andere Bestimmung, die ent weder einheitlich hätte durchgeführt oder ausgehoben werden müssen. Es handelt sich hierbei um die Ein führung neuer Gewehre -l 88. Neu eingeführte Ge- wohre Ä 88 dürfen den Ansiedlern nicht ausgehändigt werden, sie müssen sich mit 71 oder Henry Martini begnügen, wenn sie nicht im Besitze teurer Jagdgewehre sin-d. Diese Bestimmung wind aber umgangen durch die den Schützenklubs Windhuk und Otjimbingue erteilte Erlaubnis, daß deren Mitglieder I ch c i b c n b ü ch s e n 88 tragen un- auch einführen dürfen. Die Kon- struktion ist bis auf die Abänderung des Rohres genau dieselbe, ja das Kommando der Truppe verkauft sogar den Inhabern dieser Büchsen die nötigen Patronen. Durch -ie leider in allen deutschen Kolonien herrschende Klassenzersplitterung ist es aber nicht jedem gestattet — und -er hohen Beiträge wegen auch nicht immer mög lich —, Mitglied -ieier Klubs zu werden. Diese Ver- cinigungen hätten aber besser getan, etwas liberaler in der Aufnahme der Mitglieder zu sein, dann wären die Ansiedler beim AuSbruch der letzten Unruhen nicht so im Nachteil den Herero gegenüber gewesen, wie eS tat sächlich der Fall war. Tic Regierung sollte aber auch das Einsehen haben, daß der deutsche Ansiedler in seinem eigenen Interesse ein Gewehr ^l 88 nicht ans der Hand gibt, und ikm in früherer Zeit -ie Einfuhr gestatten. Verwunderlich ist es aber im Hinblick hierauf, -aß den WitboiS in Anerkennung ihrer Hiilseleistung Gewehre )s 88 geliefert werden. Die Mitbois sind aber auch Ein- aeborenel Sie werden es nie vergessen, -aß ihnen ihr Land genommen worden ist und sie heute in ihren Reservaten sitzen müssen. Früher gekörte ihnen das rote Land allein! Welche Konsequenzen sich daraus ergeben, Mitboi und seine Anhänger, speziell Abel Izaak, deutsche Strategie zu lehren, brauchen wir hier nicht auszu führen. Es muß hier entschieden eine Aenderung Plast greifen. Gleiches Recht für Weiße und für Schwarze! Verlnftliste. Unteroffizier Evuard Ulfers, geboren am 19. Mai 198t in Karolinensiel, ist am 3. Okiober im Lazarett in Otjim- binde am Tkphus gestorben, Vater ist der Gastwirt IllserS in Karolinensiel t OstfrieSland); Reiter Alfons Alois Komps, früher im 16. Dragoner-Regiment, ist am t. Oktober im Lazarett Waterberg an Blutvergiftung gestorben, Vater in Mutzig, Kreis MolSbeim (Elsaß-Lotbringen). ver susKrch-japamrcke Weg. Dl« Beri-Veri-Arankheit. Wiederholt ist von Krankheiten die Rede gewesen, die unter den japanischen Truppen größere Verheerungen angerichtet haben sollen, als die blutigste Schlackt Opfer gefordert hat. In letzter Zeit wurde namentlich die Beri-Beri-Krankheit als der Würgengel bezeichnet, der die Scharen der Japaner fortgesetzt dezimiere. Da diese Krankheit in Europa kaum bekannt ist, dürfte eine kurze Erklärung dieses bösesten Feindes der Japaner wohl am Platze fein. In Elüna kennt man sie seit dem Altertum. Manche Autori täten glauben, daß sie ihren Ursprung Parasiten verdankt und dann in ihrer Ausbreitung unterstützt wird durch mangelhafte Nahrung, schlechte Luft und zu tickleö Zu sammenwohnen der Bevölkerung. Da im Osten alle diese Zustände an der Tagesordnung sind, ist eS ertärlick, daß die Forscher auf den Gedanken kamen, daß sie die Gründe der Krankheit sind. Aber andererseits dürften doch Wohl die jenigen Recht haben, die dem Parasiten in diesem Fall weniger Bedeutung beimessen und dafür der mangelhaften Ver pflegung eine größere. Die Verp flegung der japanischen Armee besteht bekannttich fast nur aus Reis, dem ge trockneter Kisch und auch eine eßbare Art von Seetang hin- rugefügt wird. Auch in der eisernen Portion des Soldaten soll dieser Tang enthalten sein, und es wäre im höchsten Grade wünschenswert, daß den Wirkungen deS fort gesetzten Genusses dieser Seepflanze eine größere Beachtung geschenkt würve. DirS erklärte einem Mitarbeiter des „Hamb. Korr." in Ckina «in japanischer Prosessor, der die Beri- Beri-Frage für eine sehr ernste hielt und wie die Berichte vom Kriegsschauplatz zeigen, sie keineswegs überschätzte. Unterseeboot« für Japan. DaS Bureau Reuter erfährt aus New Bork, daß 5 Uuter- seebote vom Typ „Holland" über New Hork und Chicago, wahrscheinlich nach Japan, verladen seien. Hier käme allerdings, um die Bestellung wirksam zu machen, namentlich die Zeit der Ablieferung in Betracht. An» Anropatkin» tynartßer meldet eine, auf den 6. datierte Pariser Depesche de« „Hamb. Korr.": Bei strömendem Regen wurde gestern ein großer Feldgottesdienst al-gehalten, dem Kuropatkin mit dem ganzen Stabe beiwohnte. Hierauf nahm Kuropatkin die Rapport« der Generale entgegen über bi« bereits vollzogene und noch zu vollziehende Aufstellung ihrer Abtei lungen und gab Befehle für die möglichste Sicherung der in der Richtung nach Tieling abgelassenen mit Truppen aller Waffengattungen vollgepfropften Bahnzüge. Man glaubt, Kuropatlin und sein Stab werden die am Hunhoufer unweit Tungtlchun bevorstehende Aktion leiten. Gestern abend ließ Kuropatlin mit der Schreibmaschine her- gestellte Kopien einer Depesche aus St. Petersburg ver teilen, die über Stöffels jüngste Erfolge in Port Arthur be richtet. Die Nachricht wurde im ganzen Lager begeistert ausgenommen. Diplomatische». In der diplomatischen Vertret nng in Söul soll, wir ein Telegramm au« Tolio beyauptet, demnächst ein Wechsel eintrelen. Die fremden Gesandten sollen abderufra werden, die Interessen der Mächte nur durch daS Konsularkorps ver treten werden. Die koreanischen Vertreter im Auslande dürsten abberufen werden. Lin japanischer Aornnranbenr für Aorea. Dem Reuterbureau wird aus Tokio gemeldet: General Hasegawa, zuletzt Kommandeur der kaiserlichen Garde Division, ist nach Korea abgereist, um daS Kommando über die dortigen japanischen Truppen zu übernehmen. Wahrscheinlich wird die koreanische Garnison aufgelöst oder unter ein japanisches Kommando gestellt. Von Fort Arthur. Nach einer Reuterdepesche verlautet, da» Feuer der japanischen Landbatterie vor Port Arthur habe vier russische Kriegsschiffe im Hasen Port Arthur« beschädigt. Eins sei vöttig zum Wrack geschossen. Eine kon kurrierende Londoner Meldung gebt dahin, eS sei ein rujsiscker Kreuzer vom Typ „Askold" bei einem Versuche, den Hajen von Port Arthur zu verlassen, von den Ja panern zerstört worden. Deutsches Keich. Leipzig, 7. Oktober. * Unterröckc in der Politik. Zu unserm gestern unter dieser Ueberschrijt gebrachten Artikel wird unS von unter- richieter Seite mitgeteilt, daß allerdings die Aeußerung der Frau General Stötzer richtig wiedergegeben wurde, baß aber diese Dame durchaus nicht selbst die Veranlassung der Be rufung des Bischofs Benzler nach Metz war, sondern dies Verdienst — wie bisher ohne Widerruf mehrfach die Zeitungen meldeten — ihrem Gemahl, dem kommandieren den General deS XVI. Armeekorps, überlassen wird. Auch die Aeußerung über Frau v. Hammerstein, deren Gemahl als Bezirkspräsident von Lotbringen mit seltener Objektivität die evangelischen Angelegenheiten behandelte, ist mindestens tendenziös wietergezeben, und wie ferner der Seitenhied auf die evangelischen Militärpfarrer zeigt, kennt der Bericht erstatter der „Brest. Ztg." den Untergrund der so schwierigen lothringischen Verhätlmsse ganz und gar nicht. * Berlin, 7. Oktober. * Die angebliche Mittclmccrfahrt deS Kaisers. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Durch die Blätter gehen Notizen über angebliche Plane des Kaisers, die Wintermonate im Süden zu verbringen. Wie wir erfahren, besteben solche Absichten nicht und e« ist erst recht die Behauptung unwahr, daß das Befinden des Kaisers einen Winteraufentbalt im Süden wünschenswert macke. Sollte sich der Kaiser überhaupt zu einer neuen Fahrt im Mittelmeer entschließen, so könnte dafür erst das Frühjahr in Betracht kommen. * Verdächtigungen der deutschen Neutralität. Französische Blätter wollen sich immer noch nicht mit der Erklärung zu frieden geben, wonach durch den Besuch des italienischen Ministerpräsidenten Giolitti in Homburg und dessen wiederholte Unterredungen mit dem Reichskanzler Grafen Bülow die Festigkeit des Dreibundes er härtet worden ist. Genügte eS doch vollständig, daß die beiden leitenden Staatsmänner in allen großen Fragen der hoben Politik engere Fühlung nahmen. 'Nun werden in der heute vorliegenden Nummer des „Figaro" von einem Berliner Korrespondenten wieder allerlei phantastische Projekte vorgebrackt. Ohne daß von einer eigentlichen Vermittlung gesprochen werden könnte, sollen Deutschland und Italien, wie behauptet wird, für notwendig erachtet haben, die Maßnahmen und daS Verhalten genau zu bestimmen, die beim AuSgange deS russisch-japanischen Krieges beobachtet werden sollen. Dieses gemeinsame Einvernehmen soll sich vielleicht auch auf den Fall einer Verwicklung auf der Balkankalb insel beziehen. Auch diesen Ausstreuungen gegenüber muß betont werden, daß es sich um Verdächtigungen der Neutralität Deutschlands bandelt. Zugleich ist völlig ausgeschlossen, daß die Balkanfragc in Homburg irgendwie diskutiert worden ist. Deutichland hat die rumsck- östcrreichisch ungarische Aktion im Interesse der Aufreckt- erbaltung des Friedens bisher in vollem Maße unterstützt und wird an dieser loyalen Haltung auch in Zukunft fest halten Beinahe gewinnt eS den Anschein, als ob die fran zösischen Anstrengungen auch den Zweck haben, Näheres über eie Zusammenkunft in Homburg zu erfahren. * Tic neun« Handelsverträge. Dem Vernehmen der „Hamb. Nachr." nach ist die Geltungsdauer der neuen Handelsverträge, die daS deutsche Reich mit mehreren AuStanbsstaaten abgeschlossen Kat, auf zehn Jahre festgesetzt. Sie würden also, da ihre Inkraftsetzung zu Anfang des Jahres 1906 erfolgen soll, zunächst eine Dauer bis zum Ende deS JabreS 1915 haben. * Neue Steuern hält die „Dtsch. TageSztg.* für unver meidlich unk stellt für die Suche nach diesen und die künftige Gelbwirtschaft deS Reiches folgende drei Gesichtspunkte aus: 1) TaS Reich muß finanziell möglichst auf eigene Füße gestellt werden, so daß die Bundesstaaten tu der Regel ,,-ostgänger" des ReicheS sind und die MatrikularbeitrLge tatsächlich nur Notbehelfe bleiben. 2) Tic direkten Steuern,'iosbesondere Einkommen- und Erd- schaftSsteuer, werden in der Hauptsache den Einzelstaatrn überlasse« bleiben müssen, die im eigenen Interesse auf eine zweckmäßige Au«, gestalt»»-, der Steuern bedacht sein sollten. 3) Tie Ausgestaltung der indirekten Steuern muß immer unter dem Gesichtspunkte erfolgen, da« di« Grundsätze einer gesunden Mittelstand-Politik niemals außer acht gelassen oder gar verletzt werden. Mit dem ersten Punkt kann man sich ebne weitere« ein verstanden erklären, der zweite wird sich nicht verwirklichen lassen, da auf die Dauer ohne eine vom Reich zu erhebende Einkommen- und Erbschaftssteuer «ickt au«,»kommen sein wirr, und der dritte vollend- verrät durchaus den agrarischen Psirkcsuß, denn unter „Grundsätzen einer gesunden Mitltt- ftanrspotttil" verstehen Herr Dr. Oerrel und seine Leut«
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