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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041008024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904100802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904100802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-08
- Monat1904-10
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1904. irchg. Hatnttr. »vl>« slr » 0F»r de- vir. «Io. «Im»««». v. Limen. /s/ss, sckiA - ^r««SA«. lit» 18. -noabeud mit Slöften. Lage der Docke isch 146 Exp. d. B! -50 Oss. rnd. ", Sitz Lripziq. sters. L. Pr. erloren aße 9, N. l. eigen. v. Sanssouci m i,karr.Jactetmü nnLH. gestatte! ;errn geb. suv Augusmspl. 8. .D.Hbl.D.Hds ). ungl. Herzbl. t« ltU8, l". >en Haarboden, täglichem Ee ig. Zu haben rn-, Albens . krekn. Zur er, Xsu- leiüsuer Zuo.. 1. 8tveiäier, , Gerberstt. 3, sinter , NeichS-rog. 1k., Mcolaisn. Llerdrogenc lj>8ner L ko., its bLttv« roo trog, letsnuin. INg VS« l-VIlnde >. rstenwaaren Uen zum Be- eusen, sowie Verkaufsstelle . - k68t. Ballot. damvf-, -Bäder. d-, russ. iassage. Zeitung, zeichnete gen bei v. 8mitk. öonnab. /,2-üU. r »Stzer. hasste dlÄer, Bezugs-Preis in der Hauptexpedition oder deren Au-gabe- siellen abgebolt: vierteljährlich ^il 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung tn-Hau- 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch. land u. Oesterreich vtrrteljährltch 4.50, sür die übrigen Länder laut Zeitunqspreisliste. Diese Nummer koste: Mlk auf allen Bahnhöfen und III I bei den Zeitungs-Berkäusern IV tziednktton und Szpedilton: 153 Fernsprecher 222 Johannisgassr 8. Ftltalexpedittonen: Alfred Hahn, Buchhandlg.,UuiversitätSstr.3 lFernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinrn- slraße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. König-- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 750b). Haupt-Ktl,ale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt l Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDunck e r, Herzgl.Baur.HofbuchbandIg., Lützowslraße lO(FernsprecherAmtVI Nr.4603). Nr. 515. Abend-Ausgabe. KiMcr IllMalt Anzeiger. Ämtsölatt -es Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, öes Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Sonnabend den 8. Oktober 1904. Anzeigen-PretS die 6gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Redaktion-slrich (-gespalten) 75 nach den Familiennach« richten (6 gespalten) 50 iZ. Tabellarischer und Zifsernsatz entsprechend höher. — Gebühren Pir Nachweisungen und Lffertennnnahinr 25 aZ. Amiahmeschlus; sür Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag- lO Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Extra-Beilagen lgefalzt), nur mit der Morgeu.«<sgabe, ohne Postbesörderung 60.—, m - t Postbesörderung ^l 70.—. Anzeigen sind sle.s an dle Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. l)r. B„ R. L W. Klinkhardt). 88. Jahrgang. va; Aicdtigsle vvm rage. * Im Befinden des Königs ist keine wesent liche Veränderung eingetreten. (S. Sachsen.) * Ter Gesetzentwurf über den privaten Ver - s i ch e r u n g s v e r t r a g ist im Nerchsjustizamt fertig gestellt. (S. Pol. Tagessch.) * Dampfer „Hans W o e r m a n n" ist gestern niit Rekonvaleszenten aus Südwestafrika auf der Elbe c i n g e t r o f f e n. * Beim französisch-spanischen Marokko-Ver trag sollen Tetuan und Tanger in die spanische Interessensphäre verwiesen worden sein. (S. Polit. Tagesschau.) * Der Marguis of Lansdowne hat namens der eng lischen Negierung in einem Schreiben an die Bostoner Friedenskonferenz den Gedanken einer Inter vention im ostasiatischen Kriege abgelehnt. (S. Nuss.- jap. Krieg.) verlin unter IZuratel. In Ergänzung der telegraphisch eingegangcnen Mit teilungen über den Konflikt der Stadt Berlin mit der Regierung schreibt uns unser Berliner Vertreter: Dor kurzen« teilte ich Ihnen mit, daß die Stadt Berlin einem Konflikt mit der Regierung entgegcngehe, der an eine äußerst geringfügige Veranlassung anknüpft, in seinen Wirkungen aber weittragender werden kann, als der Anlaß rechtfertigt. Bisher sind in den Sälen der Gemeindeschulen außerhalb der Unterrichtszeit Vcrsamm- lungen abgehalten worden und bisweilen ist eine Aula borribilo ckictu! — auch an einen polnischen Verein die freireligiöse Gemeinde überlassen war- den. Gegen diesen Usus hat das preußische Provinzial- schulkollegium Einspruch erhoben, und zwar in einer Form, die jede Rücksicht auf die Behörden der größten deutschen Stadt so gänzlich beiseite setzte, daß wobl heute nicht ein einziger unabhängiger Bürger in Berlin lebt, der nicht aus vollster Ueberzeugung auf Seiten der Stadt verwaltung stände. Neuerdings hat nun das Provin zialschulkollegium wiederum einen Erlaß an den Ma- gistrat gerichtet, des Inhalts, daß die ministerielle Be hörde die Rektoren der Gemeindeschulen unmittelbar, d. b. über den Kopf des Magistrats hinweg, angewiesen habe, Turnhalle und Aula für die bezeichneten Vereine und Zwecke geschlossen zu halten und den Mitgliedern den Zutritt zu verwehren. Oberbürgermeister Kirschner erörtert in einer ausgezeichnet klaren, ruhigen und ge messenen Darstellung die Rechtslage. Er betonte, daß die Benutzung, die jetzt angefochten wird, 83 Jahre hin- durch unter den verschiedensten Kultusministern statt gefunden habe, ohne daß die staatliche Schulbehörde je- mals auf den Einfall gekommen wäre, diese Benutzung von ihrer Genehmigung abhängig zu machen. Er führte aus, daß der Magistrat die der Gemeinde gehörigen Ge bäude nicht nach Sympathien, sondern nach Recht und Billigkeit vergebe. Mit vollen: Recht wies Herr Kirschner aus die Verhältnisse in Wien hin — natürlich ohne daß er die Stadt mit ihrem Namen bezeichnet hätte —, und warnte davor, die Gegensätze der Nationalitäten in das Leben der Gemeinde hineinzutragen. Er verneinte es, daß die Schulaufsichtsbehörden bezüglich der ihrer Auf- sicht unterstellten Grundstücke nicht nur ein Aufsichts-, sondern ein Verwalt ungsrecht habe. Völlig sinn- los würde die Annahme sein, daß die Stadtgemcinde, die sich ja das Eigentum an den mit einem Werte von 112s/2 Millionen im Lagerbuch verzeichneten Schulgrundstückcn Vorbehalten hat, jemals daran gedacht hätte, das Be nutzungsrecht in der schulfreien Zeit aus der Hand zu geben. Herr Kirschner erklärte, es handle sich uni die Abgrenzung der Kompetenzen der Schulaufsichtsbehörde und der Komniunalaufsichtsbehörde. Am Scblusse seiner mit stürmischem Beifall aufgcnommenen Rede wies der Oberbürgermeister noch daraus hin, daß die weitere Ent. Wickelung des Schulsystems die freudige Mitwirkung der Bürgerschaft fordere, da ja in der Schulverwaltung nahe- zu dreitausend Bürger ehrenamtlich tätig seien Das Ver halten der Staatsbehörde erwecke in ihm die schwersten Bedenken gegen die Gründung neuer höherer Lehr anstalten. — Die Angelegenheit, die das in Preußen übliche Bevor- mundungssystem um ein überaus grelles Beispiel be reichert, ist auch jenseits der schwarz-weißen Grcnzpfählc von Interesse. Statt daß die preußischen Behörden vor ihrer eigenen Tür kehren, wo wirklich viel zu fegen ist, treiben sie auf Kosten anderer Instanzen Expan sionspolitik und ziehen förmlich die inneren Krisen an den Haaren herbei. Wenn nachgewiesen wird, daß seit 83 Jahren nicht der Versuch gemacht morden ist, ein solches Zwing-Uri zu errichten, so charakterisiert sich die Haltung, die das Provinzialschulkollegium in dieser An gelegenheit eingenommen hat, ganz von selbst als krasseste Reaktion. Was man unter solchen Umständen von den Lrgani- sationsplänen zu halten hat, die der Herr Minister von Hammerstein aus London und Paris mitgebracht hat, das liegt auf dec Hand. Hoffentlich läßt sich nun der Magistrat in seinem Widerstand gegen die Regierung nicht erschüttern. Er hat hier eine ausgezeichnete Ge legenheit, die Popularität zu gewinnen, an der es ihm bisher leider fehlte. Wird hier nicht der Regierung ein energisches Halt entgegengerufen, so ist cs um den Rest der Autonomie, die Berlin sich noch erhallen hatte, ge schehen. ver r»rri5ck).jspa«i5ck)e IZrieg. Der Oart -er Amerikaner. Aus Washington wird depeschiert, daß Viezeadmiral Stirling eine erhebliche Verstärkung des unter seinem Befehl stehenden, amerikanischen Geschwaders verlangt, welches sich in Ostindien befindet. Die Mel dung ist über Paris gekommen, also mit Vorsicht zu behandeln. Ans Lschingtan wird nach London gemeldet, mit dem deutschen Dampfer „Progreß", der aus Wladiwostok kam, ist die Nachricht eingelaufen, es sei leicht gewesen, den japanischen Schiffen zu entgehen. In Wladiwostok seien große Schiffe mit Kohle und Munition angekom men, die Stadt sei stark befestigt, der Hafen mit Minen versehen. Die beschädigt en Kreuzer seien a u s- gebessert, doch könne die „Rossija" kaum wie der seetüchtig gemacht werden. Russische Offiziere berichteten, daß Munition und Geschütze des Kreuzers „Diana", der in Saigoon Zuflucht nahm, in Port Arthur angekommen seien, ivas jedoch die Deutschen m Tsingtau für unglaubwürdig halten. Newegnnaen russischer Schiffe. Nach einer Depesche aus Le Havre ist der vielberufene Kreuzer „Smolensk" am Freitag abend dort ein getroffen, um Kohlen einzunehmen', er fährt, wie ge meldet wurde, noch Libau. Tas russische HospitalschNt „Orel" erhielt Befehl bis zum 25. Oktober in Barce lona zu bleiben. Die baltische Flotte wird in 2 Divisionen nach dem Kriegsschauplatz abgehen. Die Torpedoboote werden durch den Suezkanal geben, die großen Schlachtschiffe um das Cap der guten Hoffnung führen. Zur Absetzung -cs Fürsten Uchtomski. Nach einer Petersburg-Pariser Depesche bat der Zar die formell unregelmäßige, aber durch die Umstände gerechtfertigte Abberufung des Admirals Uchtomski in Port Arthur gutgeheißen. General Stössel bat dafür, wie für die Ernennung Wirrens zum Komman danten des Geschwaders die volle Verantwortung über- nommen. Die Gerüchte vorn Ausfall -er russichen Flotte. erfahren in der „N. Fr. Presse" folgende Kommen tierung: Die Entfernm'g von Port Arthur nach dem an der Dchantungkiiste gelegenen Vcrtragshafcn von D schif u beträgt in der Luftlinie etwa 140 Kilometer oder 81,6 Seemeilen. Ta die Fahrtgeschtvindigkcit der meist aus havarierten und nur notdürftig wieder ausgcbessertcn Schiffen der russi schen ESkadre kaum mcsjr als 15 Seemeilen betragen hat und die Seeschlacht schon um Z43 Uhr morgens im Etange Ivar, so dürften die russischen Fakrzeuge die äußere Reede von Port Arthur zwischen '8 und 9 Uhr abends verlassen haben. Nach der Seeschlacht am 10. August, die bckanntlicb mit dem Rückzüge des Gros des russischen (Geschwaders nach Port Arthur endete, befanden sich noch fünf Schlachtschiffe (Pe- rcswjct", „Pc^bjcda", „Poltawa". „Rctwisan" und „Scbasto- pol") und zwei Kreuzer („Pasiada" und „Bajau") in dem dortigen Hafen. Ter Kommandant der Port Arthur- Flotte, Konteradmiral Wirren, dürfte den gegenwärtigen Augenblick sür besonders günstig für einen Ausfall erachtet haben. Am Dienstag, den 4. d. M., hat nämlich im Gelben Meere ein besonders heftiger Sturm gewütet, durch den viele japanische Fahrzeuge havariert und die Torpedoboote sogar gezwungen wurden, den Schutz der Küste aufzusuchen. Ad miral Wirren konnte daher annchmen, daß die japanische Flotte nicht in ihrer gewöhnlichen Stärke vor Port Arthur versammelt sein und den Aussahrtskanal nicht so scharf wie gewöhnlich beobachten werde. Der russische Befehlshaber hat sich in dieser Beziehung auch nicht geirrt, denn er konnte eine ziemlich große Strecke von Port Arthur bis iu die Nähe von Tschifu ungehindert zurücklcgen. In den neutralen Hafen von Tschifu cinzufahren, scheint ihm allerdings nicht gelungen zu sein. Eine Bestätigung der über Paris eingc- langten Nachricht von der Seeschlacht bei Tschifu liegt bis zur Stunde lischt vor, und ebensowenig kennt man das Ergebnis des Ausfalles, der übrigens offenbar nur unternommen wurde, weil Admiral Wirren der Gefangenschaft den Untergang in Ehren vorzichen dürste. Don -er Velagernng ist aus Tokio in Tientsin gemeldet worden, die Ja paner machten alle Anstrengungen, Port Arthur bis zum Geburtstag des Mikado, am 3. November, zu Fall zu bringen. Trotz der gegenteiligen Versiche rungen Les Admirals Togo haben die Japaner, nach einem Londoner Telegramm, infolge von Explosionen von Minen an der Nordostküste schwer gelitten. Das Blutbad, welches durch die Explosion der Minen verursacht worden sein soll, wird „unbeschreiblich" ge nannt. General Stössel ermutigt seine Mannschaften und begibt sich von Fort zu Fort. Die L^pe-itien noch Sachalin. Der „Taily Telegraph" meldet aus Sckianghai vom 7. Oktober: Die japanische Expedition nach der Insel Sachalin ist wegen der vorgerückten Jahreszeit auf« geschoben worden. Noch ein Abfall -er Intervention. Tie Londoner Morgenblätter veröffentlichen ein Schreiben des Marquis of L a n s d o w n e an die inter nationale Friedensgesellschast, in welchem der Minister auf den Vorschlag der Gesellsclzast, die englische Negie rung sollte im Verein mit anderen Mächten an Ruß land und Japan wegen Einstellung der Feindseligkeiten appellieren, erwidert, daß die Regierung einen der- artigen Schritt nicht für nützlich erachte, da keiner der Kriegführenden ein Verlangen nach Vermittelung der anderen Mächte geäußert hat. LsIMche cagrr-chau. * Leipzig, 8. Oktober. Diplomatische Wintervorbereitungen. Wie uns der Draht meldet, ist Graf Monts, der römische Botschafter Deutschlands, bei dem Grafen Bülow eingetroffen. Kurz vorher hatte der Minister- Präsident Giolitti den deutschen Reichskanzler ausgesucht und unmittelbar darauf wurde der italienische Mi- nister des Aeußeren Tittoni an das Hoflager nach Racconigi berufen. Wir sind im allgemeinen nicht ge neigt, Moiiarchenbesuche und Ministerentrevuen auf ibre Bedeutung hin nachzuprüfen. Da wir die Gepflogen, eit mancher anderer Blätter nicht teilen, die es für an gemessen halten, mit einer sachlich nur unzureichend be gründeten Vielwisserei zu prunken, so ziehen wir es vor, vollendete Tatsachen abzuwarten und auf Konjektural- politik zu verzichten. Aber freilich folgen sich diesmal die Ereignisse attzurasch auf dem Fuße, als daß man annehnien könnte, die Herren Giolitti und Monts hätten mit ihren Reisen nichts weiter bezweckt, als ein Stündchen die weltberühmten Causerien des Grafen Bülow zu genießen. Die Raschheit, mit der die Be suche und Besprechungen einander ablösen, deuten darauf hin, daß es sich um dringende und aktuelle Maßnahmen handelt. Schwerlich würden alle diese Diplomaten sich bemüht haben, wenn nur bezweckt wäre, den Dreibund wieder einmal zu festigen und nach Westen und Osten hin seine Zählebigkeit zu demonstrieren. Naturgemäß sind denn auch in Ser Presse verschiedene Mutmaßungen laut geworden, die uns indessen der inneren Berech tigung zu entbehren scheinen. Die Auffassung, daß Italien eine Vermittelung zwischen Rußland und Japan beabsichtige, ist gänzlich haltlos und ebenso ist es im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß Giolitti die Ab sicht gehabt habe, sich der finanziellen Hilfe Deutschlands für eine italienische Ncntenkonversion zu versichern. Für derartige Angelegenheiten hat man jene neue Spezies diplomatischer Bankdirektoren, deren Typus Herr Roth stein, der vielgewandte Direktor der Internationalen Handelsbank zn Petersburg, ist. Die „Neue Freie Presse" bringt nun die dritte Konjunktur auf den Plan, indem sie andeutet, daß die Reise Giolittis aus dem Be dürfnis hervorgegangen sei, mit dem Grafen Milow das Dreibuudverhältnis persönlich zu besprechen, das ja allerdings, so weit die Beziehungen zwischen Oesterreich und Italien in Betracht kommen, in den letzten Jahren mancherlei Trübungen erfahren hatte. Ohne diese Auf fassung verwerfen zu wollen, möchten wir doch glauben, daß es sich bei den Besprechungen um greifbarere Dinge gehandelt hat, als hier vermutet wird. Vielleicht bereitet sich Gras Bülow für die nächste parlamentarische Session einen „Schlager" auf dem Gebiete der auswärtigen Feuilleton. Am Ende der Welt. Eine Hochwaldidylle von Nataly von Eschstrutb. Nachdruck verbot««. Von da an kam eine große, friedliche Ruhe über den Bcckhaber, und er saß oft in stillem Sinnen auf der Bank vor dem Waldhaus und dachte: „Nun kann ich meine Tage hier beschließen, wo mein Kathi heim'gangen ist, — und der Bub wird dahier oben bleiben und das Cenzerl freien, und wir all' brauchen nimmer hinab von unserm lieben Berg!" Tann mußte er mit dem Tonerl zum Amtmeister und den Bub vorstellen. Das war ein großes Ereignis und das Cenzerl schluchzte vor Angst und Sorge in die Schürze. Toni aber ruckte mit blitzenden Augen das Grünhütcl aufs Ohr und stieg mit dem Vater zu Tal, und als er heimkehrte, war er aufgeregt wie im Fieber und konnte nicht genug von der Welt erzählen, wie arg schön cs drunten im Schloß und Dorf gewesen, und daß er wohl allzeit dort leben möchte, —: „nur die Cenzi müßte dabei lein-, denn so allein sei's kei Freud'!" Ter Toni sagte das 'o leicht und harmlos, wie er seit Kindesbeinen an auf nut der Creszenz gesprochen hatte, er legte dabei auch die Hand auf die Schulter und fuhr mit lebhaften Augen lachend fort: „Weißt, was sie im Schloß gesagt haben? Zum Militär stellen müßt' ich mich, und zwar in der Stadt, so sei's Vorschrift! — In der Stadt, hörst', Cenzerl, dort am End' der Welt, wohin mich allzeit ein so arges Verlangen hin'zogcn hat! — Jessas, wie mich das gefreut! Grad' hinaus juchzen möcht' ich! Aber du fährst mit mir, Cenzerl, das hab' ich mir in' Kopf gesetzt: denn wenn man so eine grausig weite Reise macht, weiß mer nit, ob wer jemals z'rück kommt!" Der Sprecher hatte cs nicht bemerkt, wie dem Dirndel das Blut so heiß in das abgewandte Gesicht geschossen lödr, wie es jetzt plötzlich wieder so leichenblaß ward und ihn mit großen, tränenfeuchten Augen anstarrte. „4H»mei! — daran därfst nit denken, Toni! Wer soll dem Data aufwarten, wann i fort ging? — Weißt, wie allein er ist!" Toni setzte sich auf die Ecke des schweren Holztisches und schlug fröhlich das Bein über. Er lachte, daß die kernfesten, weißen Zähne blitzten. „Darauf hab' ich längst denkt, und damit hat's kei Not! Nehmen tun s mich nit beim Militär von wegen mein' Fuß, und der Amtmeister sagte, wann ich mit der Post führ', könnt' ich am nämlichen Tag noch bis zum Dorf z'rück, und wenn ich zu Fuß hier herauf stieg, nackcn wär ich am nämlichen Abend wieder daheim! — Ta ist der Data nit gar viel verlassen und wir haben ein' großen Jux und schau'n die ganze Welt!" „Sie nehmen dich nit?" wiederholte Creszenz und hantierte mit bebenden Fingern an ihrem Spinnrad. „O mci! wie möcht' ich die Heiligen fein bitten, daß 's wahr wird! — Aber ein' grausige Angst hab' ich auf'm Herzen, Tonerl, daß es dir viel gut in der Stadt gefallt, und daß du nimmer wieder 'nauf magst, auf unfern stillen Wald!" Ter Bursch lachte. „Ta könntest schon 's Rechte treffen, Cenzerl! Nit viel Kurzweil is dahier droben, dös hab' ich schon jetzt im Torf gemerkt! Aber weißt, wenn es uns gar zu arg gut drunten gefallt, nacbcn bleiben wir in der Stadt! Ich such' a Arbeit, ivir hol'n den Data nach und sind all' z'samm' kreuzfidel in der schönen, bunten Welt!" Und dabei pfiff er sich eins, griff nach dem Grabscheit und wandte sich dem Garten zu, wo er die Zwetschgen bäumchen, wclclie der Aloys mitgcbracht, einpflanzeu wollte. Das Dirndel aber blieb gedankenvoll an seinem Spinnrad zurück und schaffte mit zitternden .Händen. An die Stunde dachte es zurück, wo es hier mit der Großmutter — fünf Tage zuvor, ehe sie starb — auch ge- scsscn und gesponnen hatte. Ta war es plötzlich über die sonst so stille alte Frau wie eine beredte Unruhe gekommen. „Weißt auch, Cenzerl, daß du gar nit dem Toni sei' Schwester und den, Beckbaber sei' Kind nit bist? — Ja, ja! allweil ge- glaubt hast's! und der Toni weiß es zur Stund' auch nit besser. Aber nit wahr is'! — Guck, das kam so!" — Und nun begann die Großmutter zu erzählen, vom Lindhof, dem Lenerl, seiner Ankunft hier droben und seinem Todessturz mit der Post! - Und die Creszenz saß wie in sprachlosem Entsetzen und konnte so viel Ueberraschendes gar nicht fassen. „Nun seid ihr beiden Hascherl mitsammen groß ge worden, und ich sieh's alle Tag, daß ihr nit voneinander lassen könnt. — Gut is, arg gut. — Noch ein paar Jabrdeln, nachen wirst dem Toni sein Weib und der Alons bebalt sein warmes Nest." Minutenlang blieb es still, dann nahm die Sprecherin die bebende Hand des Mädchens zwischen ihre runzligen, welken Finger, streichelte sie und gab dem Dirndel viel guten Rat und ernste Mahnung für die Zukunft, und während des Sprechens schon ward sie müde, und die Worte fielen ihr schwer, sie lallte noch einmal: „Cenzerl, verlaß den Toni nit! Sei ihm ein braves und treues Weib .... schau, er hat dich viel lieb, der Bub!" . . . und schlief ein. Andern Tags wußte sie wohl kaum noch, was sie dem Mädchen alles gesagt in dem lichten Augenblick, die Creszenz aber schritt anders daher, wie sonst, schaute ganz verwandelt drein und lächelte wie in einem süßen, un faßlichen Traum. Wenn sie den Toni ansah, stieg es heiß und rot in ihre Wangen, und derweil er so unbefangen zärtlich zu ihr war, wie sonst, zitterte ihr das junge Herz in der Brust, und sie senkte die dunklen Wimpern und dachte mit stockendem Atem nur immer das eine: „Cenzerl, verlaß den Toni nit! sei ihm ein braves und treues Weib!" „Ja, Cenzerl! tu dem Toni sein' Witten und begleit' ilm in die Stadt!" nickte Vater Alons und schob seine
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