Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190410095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19041009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19041009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-09
- Monat1904-10
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1904
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis t» der Haupkexpedttion oder deren Ausgabe- stellen abgeholt: vierteljährlich ^l 3.—bei zweimaliger täglicher Zustellung in-HauS ^l 3.7k. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich virrlesiährlich 4.50. sür die übrigen Länder laut ZeitunqSpreisiisle. Dies» Rümmer kostet j 7 ans allen Bahnhöfen und III ^I^ß bei den Zeitungs-Verkäufern ^i* Redattto« und Expedition: 153 Fernsprecher 222 JohanniSgasse 8. Filtalrxpedtttonrn: Alfred Hahn, Buchvaiidlg.,Untversitätsstr.8 (Fcrnspr. Nr. 4016), L. Lösche, Katharinen« Kraße 14 (Fernsprecher Nr. 2035 s u. Königs« platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marienstraßr 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1712). Haupt-Filiale Berlin: CarlDunckrr, Herzgl.Baur.Hosbuchbandkg„ Lützowstraße lO(FerujprecherAmtVI Nr.4603). Nr. 5lK. Anzeiger. Amtsblatt des Löniglichm Land- und des Ltöniglichcn Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates «nd des Nokizeiamtcs der Ltadt Leipzig. Sonntag den 9. Oktober 1904. Anzkigkn-PretS die Sgespaltene Petirzeile 25 Reklamen unter dem RrdoktionSsttich (4 gespalten) 75 nach den Familieniiach- rtchlen iv gespalten) KO Tabellarischer und Zifferniotz entsprechen^ höher. — Gebühren lür Nachweisungen und Ofsertenannahme 25 Unuabmeschlug für Anzeigen. Abe ab-Ausgabe: vormittags lO Uhr. Margeii-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Vrtra-Veilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, oha« Postbesörderung 60.—, mit Poslbeförderung 70.—. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 biS abends 7 Uhr. Druck und Berlaa von ttz. Polz in Leipzig Huh. l)r. P., R L W. Klinkhardtx. 88. Jahrgang. Var Aicdtigrtr vsm Lage. * Oberbürgermeister Justizrat Dr. Trondlin-Leipzig wurde gestern, nachdem er auf Lebenszeit gewählt worden, aufs neue in sein Amt eingesührt. (S. bes. Artikel.) * Die Kaiserin ist gestern nachmittag von Wildpark nach Hubertusstock abgereist. * Mit dem Postvampfer „Hans Wo ermann* sind A6 Rekonvaleszenten aus Deutsch-Südwestafrika, sowie Oberstleutnant ChaleS de Beaulieu, der bisherige Generalstabschef der deutschen Truppen in Sübwestafrika, in Hamburg eingetroffen. * Im englischen Wahlkreise Thanet (Grafschaft Kent) haben die unionistischen Schutzzöllner einen Wahlsieg über die liberalen davongetragen. (S. Ausl.) Wochenschau. Wahre Nachtstücke voll Blut und Grauen sind es, welche die letzten Stürme der Japaner gegen dieWälle von Port Arthur der Welt bieten: eine von patriotischem Paroxysmus getriebene Masse, das blanke Bajonett aufgepflanzt, wogt wie eine Sturmflut gegen die russischen Maschinengewehre, deren Feuer ganze Reihen niederwirft, wie Schwaden auf dem Aehrenfelde. Zuckende, verstümmelte Mcnschenlciber, das Blut in Bächen zwischen den Leichen, und unaufhaltsam dringen neue Kolonnen der todesmutigen Stürmer nach, und ebenso unermüdlich rasselt das russische Feuer und wirft Tote zu den Toten. Ter russische Soldat, in fester Position, ist als Verteidiger unvergleichlich, und General Ztössel würde dem erbitterten Vordringen der Japaner nicht standgehalten haben, wenn ihm nicht dieses zähe, unverdrängbare Material von Verteidigern zur Ver fügung stände, das gerade im Festungskampfe zu glänzender Geltung kommt. Andererseits haben sich die Japaner als ganz hervorragend >m Nahkampf gezeigt. Selbst deutsche Militärs hatten der japanischen In fanterie gerade diese Eigenschaft abgesprochen, als der Krieg ausbrach. Man hielt die kleinen, geschmeidigen „Makaken" wohl für vortreffliche Kämpfer in der Schützenlinie, aber man traute ihnen nicht zu, daß sie im schrecklichen Vajonettkampfe dem Gegner ins Weiße des Auges sehen würden — die Stürme auf Port Arthur haben das Gegenteil bewiesen. Mit einer Erbitterung ohnegleichen werden die Belagerungskämpfe geführt — die Gerüchte von einer neuen Seeschlacht haben sich in Einzelheiten erst zu bewahrheiten —, kein Wunder, denn General Stössel weiß, daß er mit der Kapitulation Port Arthurs Kuropatkin den härtesten Schlag versetzen würde, schlimmer als Liaujang, diese blutige Schlacht, die sich in ihren Folgen heute als wenig belangreich für den japanischen Sieger erweist, denn Kuropatkin ist in Wahrheit der drohenden Umklammerung entgangen und steht heute bei Mukden in genau derselben Stellung wie ehedem bei Liaujang. Ob aber Japan auf die Dauer den verlustreichen Angriff auf den russischen Führer aus- halten kann, ob sein Menschcnmaterial, seine Kriegs mittel auf die Dauer dazu ausreichen werden, ist mehr als zweifelhaft. Das Mobilisieren der Chunchusen zu irregulärer japanischer Infanterie ist ein bedenklicher Griff, der allerlei Schlüsse auf den Nachschub der Japaner zuläßt, die durch den unerwartet langen Widerstand Port Arthurs mit einem großen Teile ihrer Landstreitkcäste iestgelegt sind. Die erneuten inneren Anleihen Japans, die angeblich von der patriotischen Bevölkerung ohne Schwierigkeit aufgebracht werden, sind ein weiteres fatales Symptom für die japanische Kriegssähigkeit. Auf- fällig jedenfalls ist die merkliche Zurückhaltung der euro päischen Börsen den Japanern gegenüber und das nervöse Erwarten russischer Erfolge, deren geringster stets ein Aufschwcllen der Börsenstimmung zu Gunsten Rußlands zur Folge hat. Alles in allem — man traut in der Finanz dem Riesenlandc Rußland mit seinen, zwar un genutzten, aber überreichen Hlllfsmitteln weit mehr als dem armen Jnselvolke, das mit seinem Blute um sein nationales Ansehen und um neue Gebiete kämpft, die dem expansionsbedürftigcn Lande notwendiger sind als alles andere. In diesem Kampfe ist aber ohne Zweifel ein Wendepunkt eingetreten, und zwar nicht zum Vorteil Japans. Karl Peters prophezeite im Anfänge des Krieges diese Wendung, als die ganze europäische Welt von den Siegesnachrichten der Japaner widerhallte, und er hat in seiner Annahme, daß an den Wällen Port Arthurs der Elan Japans erlahmen werde, anscheinend Recht behalten. Kuropatkin erholt sich offenbar, und wenn auch die Depeschen des Pariser „Temps" und des „Journal" von der bevorstehenden aggressiven Tendenz in KuropatkinS KriegSführung noch verfrüht sein mögen, so ist KuropatkinS Lage ganz sicher besser als bisher, denn der famose „Vizckönig" Alexejew, der ab wartend daS Verbluten des verhaßten Rivalen beobachten wollte, um in höchster Not als Retter deS Andreaskreuze- aufzutreten, hat die MaSke deS guten Kameraden vor- gebunden und ist zu Kuropatkin geeilt, um mit ihm RateS zu pflegen. Seine stillen Wünsche sind also nicht in Er füllung gegangen und Kuropatkin ist noch nicht der tote Mann. In ihren geheinren Hoffnungen sind auch die Portu giesen herb enttäuscht worden: ihre Ovambos haben der portugiesischen Expedition in Südangola eine böse Schlappe beigebracht. Es ist in Deutschland von der gesamten Presse übersehen oder verschwiegen wor. den, daß unser Kolonialamt in Lissabon um die Erlaub nis nachgesucht hat, durch Südangola deutsche Streitkräfte marschieren zu lassen. Die portugiesischen Zeitungen, die dem Minister WenceSlau in Lima nahe stehen, behaup ten wenigstens die Tatsache der geschehenen deutschen An- frage, vor allem der „Cominercio do Porto", ein sonst sehr ernst zu nehmendes Blatt. Aber in kolonialen Dingen sind die Herren Lusitanier stets eifersüchtig und empfindlich gewesen, und trotzdem ihr gesamter Kolonial- besitz nur Kosten und Verluste verursacht, flammt die nationale Leidenschaft am Tejo und Douro hell auf, wenn der leiseste Verdacht besteht, als wolle ein Dritter die kolonialen Gerechtsamen Portugals verletzen. Für uns haben die Portugiesen neuerdingS eine besonders geringe Sympathie, das vielbeschriene deutsch-englische Abkom- men für den Fall der portugiesischen Kolonialliquidation, von dem heute gar nicht mehr ernsthaft die Rede ist, hat die nationale Empfindlichkeit der Portugiesen hart ge troffen, und als Kaiser Wilhelm auf seiner Reise zum Mittclmeer zwar in Vigo und Gibraltar Anker werfen ließ, an Lissabon aber mit einem kurzen Begrüßungs- - funkspruch vorbeidampfte, kam es den Lisbonesern recht i Herbe zum Bewußtsein, daß der Besuch des Königs Car- ' los in Berlin noch immer unerwidert ist. England versteht die Portugiesen auch in Äußerlichkeiten weit besser zu § nehmen: zum Geburtstag König Eduards gehen Ton Carlos und Donna Amelia nach London. Uns hat man also mit innerer Genugtuung die Bitte um den Durch zug durch Südangola abgeschlagen, auch die stille Furcht sprach mit, Deutschland möchte seine Grenze vom Ku neue aus nordwärts vorschieben, Portugal setzte selbst Trup pen in Bewegung und die gemeldete Katastrophe ist der erste Erfolg. Tie Schadenfreude, mit der man am Tejo unsere Operationen gegen die Herero be gleitete, wird damit wohl stark gedämpft sein, besonders, da wir selbst anscheinend in den letzten Akt der Herero- tragödie eingetreten sind, wenn sich die letzten Meldungen Trothas bewahrheiten. Kaum gelangten diese nach Ber lin — und schon erhebt sich in der Presse der Streit um die BesiedelungSfrage SlldwestafrikaS aufs neue. Einst weilen ist dieser ein rein akademischer, denn unsere Re- gicrung wird sicherlich nicht eher an die Lösung dieser sehr heiklen Frage gehen, ehe der letzte Herero und Ovambo zur Ruhe und Vernunft gebracht ist. Afrika steht heute im Vordergründe mannigfacher Gelüste, und selbst dieDankees haben nicht übelLust,sich in die Kongo st reitfragen zu mengen. Das amerikanische Kapital wartet bekanntlich schon lange darauf, offiziell auf afrikanischem Boden Fuß zu fassen, die Schiffahrtsbestrebungen für Westafrika, das Inter esse für den Kongo, die Reise des amerikanischen General konsuls in Marseille nach Abessinien — alles das sind Symptome für die ncuerwacksten Strömungen in den Vereinigten Staaten. Die Europäer aber werden sicher lich alles tun, um Onkel Sam die Türen in Afrika zu versperren. Merkwürdig schnell ist auch Roosevelts Ab sicht, einen neuen Friedenskongreß cinzube- rufen, verflogen — er wäre eine Ironie gewesen in dieser Zeit mörderischen Krieges. Einen stillen und erbitterten Kleinkrieg führen die Gegner deS Grafen Leopold von Lippe, und wie wir es voraussagten, beginnt ein sensationS- wlltiges Kontingent der Presse bereits, dem lieben Publikum allerlei »ck boo gefertigte Gutachten zu ser- vieren, die von profunder Kenntnis des Staats- und Fürstcnrechtes triefen. In diesen akademischen Streit aber paßte das Kaisertelegramm mit seiner schroffen Ablehnung der Vereidigung des lippischen Militärs und seiner Anfechtung der Regentschaft Leopolds. Der Kaiser hat mit dieser Kundgebung sich auf den ex poniertesten Punkt in diesem Streit begeben und dem lippischen Landtage Gelegenheit gegeben, sich in würdiger, aber scharfer Weise gegen die Rcchtsauf- fassung des Kaisers auszusprechen. Zwar die Kom- Mission zu Lage hat den Protestbeschluß gegen das Kaisertelegramm noch nicht gefaßt und in ihrem Schoße scheint -er Streit -er Meinungen noch längst nicht er- loschen zu sein — im Lande Lippe aber gärt cs und Protestkundgebungen werden allerorten vorbereitet — und -a- ist für den Deutschen, dem die Reichsidee daS oberste Ideal ist, -a- Bedauerlichste an -em ganzen Lhronstreit. Der NeichSgedanke ist zwar tief genug gefestigt im deutschen Volke, -aß er auch Detmolder Krisen ertragen kann, aber solche Erschütterungen, wie sie die Folgen des Kaisertelcgramms sind, bedeuten für ihn Prüfungen, die man ihm gern erspart sehen möchte. In Danzig richtete der Kaiser eine inhaltrciche Rede an die Festversammlung, die zur Einweihung der neuen technischen Hochschule in deren Aula versammelt war. Es entspricht ganz den modernen Neigungen deS Monarchen, wenn er den technischen Studien gleiche Rechte mit den Fakultäten der alten Universitäten einräumt, in denen nicht immer die rapide fortschreitende Entwickelung der Technik gebührenden Raum fand. Die Gründung der Danziger Hochschule hat dabei eine ausgesprochen politische Bedeutung in sofern, als dies neue Bollwerk deutscher Wissenschaft in den Ostmarken gleich der neuen Akademie in Posen eine feste Schanze gegen daS anstürmende Polentum bilden soll. Diese Absicht empfinden die Polen selbst sehr gut und reagieren entsprechend darauf. Wenn aber der Kaiser als König von Preußen selbst eine solche deutsche Hochschule weiht, so bekennt er sich damit energisch zu der scharfen Tonart, die endlich in unserer Polenpolitik die Oberhand gewonnen bat. Auch die abgelaufene Woche brachte bedeutsame Kon- gresse, allerdings rein kirchlicher Natur: wir erlebten den Protestantentag und die Hauptver sammlung des Evangelischen Bundes. Letzterer bot insofern einige neue und interessante Momente, als neben den gewohnten KampfeSfragen gegen den Ultramontanismus die Frage ernstlich er örtert wurde, ob und wie weit der Evangelische Bun- politisch sich bei unseren Wahlen betätigen solle. Der Protestantentag brachte seinem Chrakter entsprechend mehr Erwägungen sozialpolitischer Natur, der Nams D. Naumann kennzeichnet genügsam die Richtung, in -er sich diese bewegten. ver Aufstaus Ser Herero. L!n weihnachtsgrutz für Afriff«» wird in der „Nordd. Allg. Ztg." mit folgenden warm-n Worten befürwortet: Im Jahre 70, als die Weihnachtszeit her/mrückte, rührlrn sich alle Hände, um den Truppen, die vor dem Feinde standen, einen Gruß aus der Heimat in Form von Liebesgaben zu senden. Heute stehen auch Leute von unseren braven Truppen im Felde Kampf und Gefahren umgeben sie, Anstrengungen und Entbehrungen tragen sie mit freudigem Soldatenmut. und viele von ihnen haben bereits ihre Treue mit dem Tode besiegelt. AlS Freiwillige sind sie ausgezogen, um für Deutschlands Ehre zu kämpfen und deutsche Brüder zu schützen. Fern, weltenfern von der Heimat, werden sie das Weihnachts fest feiern, und wer da begreift, was in solchen Augenblicken ein Gruß aus der Heimat ist, der wird freudig dazu beitragen wollen, damit daS feste Band, daS die kämpfenden Söhne Deutich- ! lands mit ihrem Mutterlande verbindet, durch einen WeihnachtS- i grutz zum Ausdrucke komme. In verschiedenen Garnisonen beab- ' sichtigen die Unteroffiziere durch Aufführungen die nötigen i Mittel zu gewinnen, um zum Feste den Kameraden als Zeichen treuen Gedenkens einen LiebeSgruß hinübersenden zu können. Bilder, auf Afrika bezüglich, mit begleitendem Text sollen dabei gestellt und dazu Lieder gesungen werden, die jetzt an unsere Truppen nach Afrika hinübergehen. Es sind das Lieder nach altbekannten Melodiken, die jedem Soldaten vertraut sind, mit Dorten, die für die Verhältnisse in Afrika paffen. Gleicherweise wird auch in Aussicht genommen, ein kleine- Theaterstück „In Afrika" zu spielen. Wie sich nun so Kameraden zusammengeschlossen haben, nm über das Weltmeer den Kämpfenden zuzurufen: wir gedenken Euer; wir sind Euch im Geiste doppelt »ah in der Feslzeit, so finden sich auch vielleicht noch andere Herzen, die den Wunsch haben, sich diesem Festgrube an unsere Truppen, diesem Zeichen treuen Gedenken- anzuschließen. Das Oberkommando der Schutztruppen würde gewiß die Besorgung und Besöiderung der Liebesgaben übernehmen. Wer sich diesem Gruß nach drüben anichließen will, den bitte ich, da- j Geld an meine Adresse zu senden; dieselbe ist durch die Redaktion der Zeitung zu erfahren. Zugleich möchte ich diejenigen bitten, deren Herz warm für unsere Truppen drüben schlägt und die sich l an unserem Festgrutz über- Meer beteiligen wollen, ihre Gaben biS ! zum I. November an meine Adresse gelangen zu lassen. Falls ' über die Afrikalieder oder die Ausführungen näbere Erklärungen gewünscht werden, bin ich gern bereit, sie zu geben. ver lusrkcd-iapanstcbe Weg. Lln -chtedsgerrcht über japanische Gebänbestenern. AuS dem Haag, 8. Oktober, meldet rin Telegramm: Die erste Sitzung deS Schied-gerichtsbose- für den Konflikt zwi schen Japan einerseits und Frankreich, England und Deutsch land andererseits über die von Japan in den ehemaligen Fremdenniederlassungen erhobenen Gebäudesteuern ist aus den 2l. November in Haag festgesetzt worden. Man wird also sehen, ob die unbrauchbare Institution wenigsten- sür rechnerische Aufgaben verwendbar ist. Di« Rückkehr Alexejew«. Man schreibt und au« Pari«: Der nickt selten au» Hof freisen gut informierte Gvezialvertreter des .Petit Parisiea" in Petersburg bleibt dabei, daß man in den hoben politischen Kreisen — trotz aller Dementi» — di« Ersetzung de» Grasen LamSdorfs durch den Admiral Alexei«« alS tatsächlich vollzogene» Ereignis betrachte. „Man kündigt in der Tat an" — sagt der Pariser Zeitungsmann, wörtlich, — „daß der Statthalter nach Petersburg zurück kommt, wo er — waS noch niemals dageweien ist — im Winterpalais in den kaiserlichen Gemächern logieren wird. Dann wird er im Januar nächsten JadrcS mit dem Titel eines Kanzler- und StaatSselretärS die Leitung der aus- wattigen Angelegenheiten übernehmen. Graf Lamsdorff wirt, wie alle abgedankten Minister, zum Staatsrat ernannt werden. Ein fremder Diplomat, den ich beute über den Ersatz LamsdorsfS durch Alexejew befragte, sagte mir, daß man die Wahl Alexejews gar nicht alü schlecht bezeichnen lönne, wenn man in Berücksichtigung ziehe, daß Alexejew augenblicklich der über die Ereignisse im fernen Olten beste unlerrichtetste Mann ist, der von Grund au« die chinesisch- Frage kennt und auch die Gegenden, in denen jetzt die ruisiichen Truppen kämpfen. Alexejew wäre jetzt fähig, große Dienste zu leisten. Kommt es wirklich joweit, wie nicht nur der fran zösische Journalist, sonvern auch weite Kreise in Petersburg, diese jedoch mit unverhohlenem Mißvergnügen, vorauSseben, so begreift man ta'jächlich nicht, daß den leitenden russischen Kreisen unv besonders dem Zaren noch nicht die Augen über Alexejew aufgegangen sind, denn darüber ,st sich doch heute, wenigstens im Ausland, alle Welt einig, daß einzig und allein Alexciew eS ist, der Rußland in diese schwere Krise hinem- gesührl hat, ohne auch nur im geringsten der Mann dazu zu »ein, daS Zarenreich politisch oder militärisch zum Siege führen zu tonnen. Doch Alexejew war ein guter Rechner stets gewesen und eS ist traurig für Rußland, daß seine Be rechnung bis zur Vollendung seiner ehrgeizigen Pläne stimmen soll. Die Sicherheitrverhältnisse Ln der rNantfchurei. Ein aus der Mantschurei zurückgekehrter Kenner gibt folgende Schilderung von der Polizei und den Zuständen in der Mantschurei: Die Polizei ist seit langem schon schleckt in der Manlschurei gewesen, jedenfalls weil sie eine doppelte war, eine chinesische und eine russische. Seitdem die Truppen okne Ausbören vorüberzieben, hat ver Gedanke allein, daß sie sich mit ihnen beschäftigen würden, allen Banditen und Räubern doch ein wenig die Mord- und Raublust genommen. Roch vor einem Jahre um die gleiche Zeil stahl und plünderte man, um uur ein Bei'piel zu nehmen, bei Hellem sichren Tage in den Straßen von CHarbin Läden und Magazine. Wenn sich die Reisenden des AbendS vom Bahnhöfe au» in die Handelsstadt begeben wollten, mußten sie eine Ebene von 2 Kilometern Länge passieren. Fast jede Nacht wurde ein Joostchik haibtot ausgemnven, während die Reisenden er schossen oder Mit adgeschmltener Gurgel tot und auSgepIün- vert aufgcfunden wurden. Man tötete selbst, wenn einem nicht- zu nehmen war, denn sonst batte man ja Verrat zu fürchten. So wars in Chardin, bevor der augendlicksiche Präfekt Baidak, ein energischer und mitleidsloser Kaulasier, binkam. Der Name der „Stadt des Lasters", den man Chai bin gab, war wohl verdient Die chinesische Polizei besteht überall au- einem Präf.kten oder General, einign Unterpräfekten und zahllosen unteren Graden. Die andere Polizei wird durch russische Soldaten gestellt. Die Chinesen sind den freigelassenen Sträflingen, die da- Land plündernd durchziehen, gegenüber ohne Autoritär, den Russen fehlt es an Schlauheit, und so kommt eS, daß viele Verbrecken ungesübnt bleiben. — Ein Kosakensükrer, namens Karnuff, der verwundet in Moskau angekommcn ist, gibt geradezu schauerliche Schilderungen von den schleckten GesundkeitSverkältnisjen, die in Chardin herrschen. DaS chinesflche Viertel ist mit einem dicken insetliösen Schlamm bedeckt, in dem sich die Schweine herumwülflcn. Diese Tiere, wie die zu Hunderten herrenlos in den Straßen herum irrenden Hunde mästen sich an den aus der Straße liegenden Leichnamen. Tie Chinesen begraben ihre Toten nicht mehr und lassen sie einfach aus ter Straße liegen, um daun die Hunde, die sich an jenen mästen, selbst zu verzehren. Von j)ort Arthur. Gefangen genommene Russen berichten, wie die „Daily Mail" aus Tieutsrn meldet, daß zahlreiche Tote unbecrdigt in Port Arthur umheriiegeu. Tie Hospitäler sind überiüllt, die Verwundeten mußten auf den im Hafen liegenden Schiffen untergebracht werden. Deutsches Deich. Leipzig, 8. Oktober. * Ktn Gefährte SüdcknmS. Die Genossen fahren fort, sich unter einander herzerfrischende Wahrbeiten zu sagen. In der neuesten Nummer der „S. Bolksztg." findet sich sol- gende, von Fran; Mebring unterzeichnete Erklärung: Don keinem bürgerlichen Blatte ist der nunmehr beigciegle Konflikt in Leipzig so verlogen auSgebeutet worden, wie von der „Berliner Zeitung", deren Chefredakteur Herr Hellmuth v Gerlach ist. Diele unserer Parteigenossen kennen den Mann. Unsäbig zu reeller Geistesarbeit, sucht er üch eine politische Stellung zu machen, indem er sich der lächerlichen Einbildung hingibt, die sozialdemo kratische Partei sprengen zu können. Er winselt vor Heine und Dollmar in hündischer Anbetung aus dem Bauche, wäbreud er auf Adolf Hosmaun und Zubeil seine Esel» utztritt« in unendlicher Fülle herabregnrn labt. Seinem Gewerbe gemäß sucht er fich an bekannte Patttigenossen heranzuschlängeln, um von ihnen womöglich etwas herau-zuschnüfseln, wa» er zur Sprengung der Partei verwerten kann. Auch mir ist er nachgelaufen, hat mich in der Wiener Zeit als einen Mann ge- feiert, der die Gründlichkeit »ine« Taine mit dem Witze eine- Rochefort vereine und ist auch in meine Wohnung gekommen, wo er freundlich ausgenommen worben ist, aber freilich nichts erfahren bat, waS seinen Zwecken dienlich sein konnte. Seitdem haßt er mich mit der ganzen Wut eine- enttäuichten Schnorrer-. Den Angriff bes „Neuen MontagsblaUes" aus di« „Leipziger Bolttzeitung" druckte Herr v Gerlach natürlich mit wavrmn gn-taner- gebrul wörtlich ab. Tagegen gab er von unserer sachlich« Richtig-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite