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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041012018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904101201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904101201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-12
- Monat1904-10
- Jahr1904
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Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Redoktionöslrich <4gespalten) 75 >^, nach den Familienuach- richteu l6 gespalten) 50 Tabellarischer und Zisferntatz entsprechend Haber. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertrnannahinr 25 Anuatzmeschlutz für Anzeigen: Abrnb-Ausgab« vormittag« w Uhr. Morgen-Ao-gabe: nachmttiag« 4 Uhr. Ertra-Vrttagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Au-aabe, ohne Postbesvrderung ^ll 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anzeigen sind stet« au die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags nminterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Polz in Leipzig (Inti. Or. V.. R. L W. Kliakhardt). Sir. 521 Mittwoch den 12. Oktober 1904. 98. Jahrgang. Var Mchligrlr vom rage. * Der Cbef der zweiten erbherrlicken Linie des HauseS Lippe, der Graf zur Lippe»Biesterfelb-Weißenfeld, hat eine Ertläruna an den BundeSrat gerichtet, Woringer die Rechte seiner Linie gegenüber der Linie Schaumburg-Lippe em pfiehlt. Seine Linie erfüllt hinsichtlich der Ebenbürtigkeit alle Erfordernisse. (S. Deutsches Reich.) * Der Rest der aus dem großen Rauchwaren diebstahl am Brükl herrührenden wertvollen Felle ist gestern auf Nückmarsdorfer Flur gefunden worden. (S. Leipz. Angel.) * Vier Redakteure, die den Schlaffer Berg in Könitz der Ermordung Winters beschuldigt hatten, wurden zu Geldstrajen verurteilt. (S. All. Welt.) * Der HafenarbeiterauSstand in Marseille ist beendet, die Arbeiler-Berussgenoffenschaft wurde besiegt. (S. Ausl.) * Die deutsch-türkische Kabelkonvention ist definitiv in Konstantinopel unterzeichnet worden. (S. AuSl.). * Nach einer Neutermeldung aus Tokio haben die Russen mit geschloffener Streitmacht den Hunfluß über schritten und den Angriff gegen die japanischen Stellungen begonnen. Die Japaner rücken gen Nord en vor. (S. russ.- jap. Krieg.) * Nach einer Neuterdepesche ist ein japanisches Kanonenboot „Hei,en" in der Taubenbucht auf eine Mine gestoßen und gesunken; nur 4 Mann der Besatzung sollen gerettet sein. (S. Letzte Nachr.) Londoner vriek. London, den 10. Oktober. Von unserem -n-Korrespondenten wird uns ge schrieben: Die Prinzessin Catherine Radziwill, deren sehr böse Abenteuer im Kapland seiner Zeit als Lages sensation ausgebeutct wurden, hat soeben bei Jsbistcr und Co. einen Memoirenband „Ickzr reeollectious" er scheinen lassen. Es ist ein Dokument, das etliches Inter esse beansprucht, vor allem deswegen, weil die Art, wie sie sich mit ihren Schicksalen auseinandersctzt, des großen Zuges nicht entbehrt. Tie grobe Hand des Kapnapoleon, Cecil Rhodes' Hand, bat auf ihr gelastet; ihm verdankte sie, daß sie wegen Wechselaffären und Erpressungen ver folgt und nach Kapstadt geschafft wurde; ihn müßte sie, als Unterlegene, hassen, wenn sie kleinlich wäre, aber ihre Rache ist besser. Sie entwirft auf 18 Seiten des Bandes ein sentimentales Bild vom Wesen des Toten. Selbst auf die Gefahr hin, affektiert zu scheinen, will sie ihn nicht zu sehr getadelt wissen. Hätte sie ihm, wie er glaubte, Unrecht getan und ihn verraten, so wäre sie nach ihrem eigenen Geständnis „n. vilo ereackurs" gewesen. Die Anklage, die er gegen sie schleuderte, will sie als gerecht fertigt nicht erkennen, jedoch sie entschuldigt ihn, das Weib den Mann, mit der Heftigkeit seines Charakters. Er habe niemanden in seinem Leben geschont, unbarm herzig habe er alle geopfert, die seinen Plänen, seinem Ehrgeiz im Wege standen. Die Prinzessin Radziwill hat sich in den Wahn verrannt, sie habe die politische Existenz des Premiers in ihren Händen gehalten. Sie offenbart der ziemlich erstaunten Mitwelt, daß sie vorgezogen hätte, zu sterben, statt in irgend einer Weise ihn zu gefährden. Selbst wenn seine Taten durchaus nicht zu verteidigen waren, hat diese schlecht belohnte Liebesheldin ihn ver- teidigt. Dafür verhehlt sie die Bitterkeit nicht, mit der sic seine Helfer betrachtet. Sie faßt ihr Urteil zusammen: „Cecil Rhodes' große Schwäche lag gerade in seiner Unfähigkeit, sich zu gestehen, daß er im Unrecht gewesen war, und in seinem krankhaften Verlangen nach Bewun derung dessen, was er tat, dachte oder sagte. Er ließ nicht zu, daß jemand ihm Widerstand leistete, und war unglücklicherweise zum Glauben geneigt, daß, die es taten, einen jenseitigen Gegenstand vor Augen hätten, daß sie seine Feinde wären, oder seiner Feinde Werkzeug. Der Streit, den ich mit ihm hatte, entsprang aus keiner anderen Quelle." So wird die häßliche Wirklichkeit ver schleiert und verschönt, und einige Schwatzhaftigkeit mag auch die übrigen Partien des Buches entstellen. Tie Prinzessin Radziwill hat nämlich, auch wenn man ihre Südafrika-Erlebnisse nicht einbezieht, manches gesehen. Sie ist im Jahre 1868 geboren, Tochter deS polnischen Grafen RzewuSki, dessen Geschlecht in der pol nischen wie in der russischen Geschichte glanzvoll hervor trat. Die memoirenschreibende Dame nennt es „stark und tapfer", doch romantisch bemerkt sie: „Wir waren weder ein glückliches noch ein begünstigtes Geschlecht; der Schatten eines Fluches lag auf unS." Sie gibt hier eine Stainmesanekdote wieder, die ihre Aussage bestätigen soll, und fügt hinzu: „Die Prophezeiung hat sich seltsam erfüllt, denn kaum ein Mitglied meiner Familie starb im Bett, Unseligkeit zum mindesten hetzte sie auf ihren Pfaden." Sie erinnert an eine ihrer Tanten, die eine Freundin der Königin Marie Antoinette gewesen und wie sie auf da» Schaffst gestiegen sei; unter der Faust de» Henker» noch hab« sie sich umgewanbt, den Pöbel ange starrt und laut ein „Vive la Reine" gerufen. Der Vater der Prinzessin war Militärgouverneur von Petersburg und kommandierte während des Polenauf- standeS im Jahre 1863. Er verwandte sich, als Führer einer Deputation an Alexander II., für mildere Bestra fung der Revolutionäre: „Zuletzt", erzählt die nach melodramatischen Pointen sehr absichtlich suchende Toch ter, „wurde Alexander II. ungeduldig, packte meinen Vater beim Arm, führte ihn zum Fenster, von wo er die goldenen Spitzen der Peter- und Paul-Feste sehen konnte, und rief in drohendem Tone: „Sehen Sie das, Rzewuski?" „Ja, Majestät", war meines Vaters kühle Antwort, „die Begräbnisstätte der Zaren". Des Kaisers Arm sank, doch lange dauerte es, bis er wieder sprechen konnte." Die phantasievolle Schriftstellerin ist schon mit 15 Jahren verheiratet worden, nicht wie jene andere Rzewuski, die Gattin Balzacs, an ein Genie, sondern an einen durchschnittlichen Aristokraten, mit dem sie innerlich durch nichts verbunden war. Sie lebte hauptsächlich in preußischen und russischen Hofzirkeln. Dieser wieder holte Berliner Aufenthalt, aus dem sie aller bedeutend sten Persönlichkeiten gedenkt, hat ihr erlaubt, durch einige ihrer geschickt retoucknerten Schilderungen nicht nur zu zerstreuen, sondern fast uns zu Packen. Tenn sie bringt folgenden Bericht über ein Zusammentreffen des Fürsten Bismarck und Wilhelms I.: „Als die Türen geöffnet waren und der Kaiser ihn wahrnahm, eilte er quer durch den Saal auf ihn zu, und beide begannen ein lebhaftes Gespräch. Es war beinah rührend, den großen Kanzler zu beobachten, wenn er mit seinem alten Herrn redete; die Ehrfurcht in seiner Haltung und der Ausdruck seiner Augen hatten etwas Sonderbares, was ich nimmer, weder vor noch nach jenem Tage, in ihnen erblickt habe. Neben ihm schien der Kaiser ein kleiner, zusammen- geschrumpfter Greis, mit wankendem Gange. Er stützte stch auf einen Stock (es war ein Jahr nach Nobilings Attentat, als er knapp wiedert^raestellt vv-) indettc-n gigantisch in der weißen Kürassieruniform, ähnlich einem Ritter aus alter Zeit, die Gestalt des eisernen Kanzlers sich über ihn emportürmte, so wie sie sich über dem Reiche türmte, das er aus dem Schutt des alten geschaffen hatte. Das Schauspiel war ergreifend, und, ich glaube, jeder von den Anwesenden war von seiner Größe betroffen." Nachher rettet sich die Abenteurerin, um das tiefe Gefühl in Bismarcks Augen nicht überwältigend finden zn müssen, mit der Ausflucht, in die Verehrung zu seinem Kaiser habe der Fürst alle Liebe gesammelt, deren sein „finsteres Herz" eben fähig war; in Cecil Rhodes wäre sie demnach besser eingedrungcn. Sie gibt Porträts von Skobelcff, Gortschakoff, Bebel, Alexander III., Tolgoruki und Melikosf. Im Jahre 1891 kam sie nach England. Sehr von Belang ist, wie es scheint, ihr Besuch in Hat field, im „alten Heim der Cecils", bei Lord und Lady Salisbury, gewesen. Sie findet, daß all die „kleinen Niedrigkeiten, die so oft aus dem Menschenleben ein kläg- liches Ding zu machen bestrebt sind, ganz fern waren jenem Zentrum der Berühmtheit, dem der Abkömmling des großen elisabethanischen Ministers und seine treffliche Gemahlin mit so erlesener Würde und so hoher Feinheit präsidierten." Später traf sic Gladstone, doch er reizte sie nicht: „Die öffentliche Meinung war sehr überschweng lich, und da unser Kreis ein wesentlich konservativer war, pflegten wir leidenschaftliche Verwünschungen Glad stones und seiner Politik zu hören. Ich begegnete dem großen Manne bei einem Diner in der russischen Bot schaft, und, ich muß sagen, ich war von ihm außerordent lich enttäuscht. Ich hatte ettvas ganz anderes erwartet und dachte mit sehnsüchtigem Bedauern an Lord Beacons field und seine große Fascinierungsgabe. Und dabei ent- deckte ich bei mir im Ganzen weit mehr Sympathie mit Gladstones Anschauungen. Er besaß ein Ideal, was heutzutage sehr wenige Leute besitzen, und man konnte sehen, daß er ein Mann des Ernstes war und nichts Ober flächliches in seinen Ueberlegungen hatte." Sehr ge wonnen bat die Prinzessin Mr. Morleys blendende Kon versation. Vom jetzigen Zaren, an dessen Krönungsfest sie beteiligt war, und seiner Gattin sagt sie Unfreund liches: „Die Kaiserin sah kühler und verachtungsvoller aus denn jo; die Krone paßte ihr nicht, und ihre .Haar tracht mehrte die Härte ihrer Züge und ihre wenig an mutende Mundlinie. Sie wurde, am Tage ihres Ein tritts in die alte Hauptstadt deS Reiches, mit fast voll ständigem Schweigen begrüßt. Nicht bloß Radziwillsche Memoiren wird man lesen wollen; ober ihre saloppen, nicht unklugen Rapporte sind eine recht brauchbare Er gänzung zu dem. was schärfere Beurteiler unS über die- selben Abschnitte der europäischen Hof- und Staats aktionen hinterlassen haben. »er nirrirch-japanlrcde Krieg- Vie Stimmung in peterrburg. AuS Petersburg, 9. Oktober, schreibt man unS: Ganz Petersburg ist in freudiger Aufregung ob des Armee befehles, den Kuropatkm am 2. Oktober bereits an seine Truppen bekannt gegeben. Nun ist die traurige Zeit deS ZurückweichenS vorbei, so heißt eS allgemein, jetzt wird eS vorwärts zum Siege gehe«. Das Uebermaß der Freud« ließ die unsinnigsten Gerüchte entstehen. DaS niemals den Russen genommene Tichan-kia sollte wieder den Japanern abge nommen, Nmttai gar, ohne Schlacht, erobert sein. Der bloße Gedanke, daß eS vorwärts gebe, ließ alle Vernunft verstummen. Auf den Straßen erzählte man nch die große Neuigkeit, in den Häusern trank "'"fl auf Kuropatkins Gesundheit. DaS Volk ist hier ja mit so wenigem schon zufrieden, ohne daran zu denken, was der nächste Tag bringen mag. Nilchevo! Was liegt an Morgen! Und beute klammert sich daS Volk an die Worte des Generalissimus und ernsthaft höit man einfache Leute erwägen, ob Kuropalkin bis Port Arthur kommen wird. In diesen einfachen Seelen schimmert auch nicht das geringste Verständnis für die Rieienhastigkeit der Aufgabe. Der Zar will, Kuropatlin will jetzt auch, die Solralen natürlich erst — da sollte eS roch sonderbar zugeben, wenn soviel Wille nicht zur vernichtenden Macht wird. Ganz anders ist die Stimmung in militärischen Kreisen. Aufrührerische russische Aeserv steu. Der Krakauer „Naprzod" meldet aus Kiew: Den in den Krieg ziehenden Reiervisten werden, um Transportkosten zu ersparen, scharfe Patronen mitgegeben. Ais eine Anzahl angeheiterter Soldaten auf weidendes Vieh^ schoß, verbot ihnen dies Oberst Lwow in energischem Tone; plötzlich sank der Oberst, von einem Projektil getroffen, tot zu Boden. Gegen einen zweiten Obersten, der die expedierenden Soldaten znrechlwies, wurde von diesen eine Flasche geschleudert, die ihn derart heftig in der Schläscngegend traf, daß er schwer verletzt zmammenstiirzte. Dem zitierten Blatte zufolge hätten die Loldalen dann den Offizier so lange mit den Gewehrkolben geschlagen, bis er den Geist ausgab. — Es ist nicht abpuseheii, wie weil hier nationalpolilische Tendenz die Vorgänge übertrieb. Verbot der j)ferdeaurfuhr. Der russischen Gesetzsammlung zufolge ist während des Krieges die Aussubr von Pferden aus Finland mit Aus nahme von Zuchtpferden verboten. Neues veu den beiden Attaches. AuS Petersburg wirb dem „H. Corr." gemeldet: Die Militärattaches de Cuverville und v. Gilgen heimd reisten am 17, August morgens bei schönem Welter mit einem Diener von der Taubenbucht ans nach Schanhaik- wan ab. Sie besaßen 50 Lstrl. in Gold und eine Tratte über 100 Lstrl. Die neuen Berichte des Kapitäns Hopman über dessen Nachforschungen sollen demnächst bekannt werden. Beiondere Dokumente führten Gstgcnbeimb und Cuverville wahrscheinlich nicht bei sich. Ebenso wie alle anderen Port Arthur verlassenden Attaches hatten sie dem General Stössel ebreuwörtlich versprochen, selbst ihren Regierungen vorläufig über die Zustände rn den Befestigungswerken nichts belannt zu geben. Die Dschunke trug nicht die französische Flagge. Die „Aalchas"-Affaire. Die „New Jork-Times" melden aus Washington: Prä sident Roosevelt hat das Staatsdepartement angewiesen, Rußland um eine ausführliche Auskunft über den Verbleib der amerikanischen Post an Bord des von den Russen auf gebrachten Dampfers „Kalchas" zu ersuchen. Auropatkin hat nach Petersburg eine Privatdepcsche gesandt, worin er sich des bedeutungsvollen Satzes bedient haben soll: „Ich habe endlich begonnen, Krieg zu führen." Eine Reulervepelche aus Tokio berichtet, daß die Russen den Hunfluß mit geichlossener Streilmackt überschritten und einen kräftigen Angriff gegen die japanischen Stellungen begonnen haben. Die Japaner rücken mit einer starken Truppenmacht nach Norden vor. Es heißt, ein all gemeiner Kampf sei im Gange. Einzelnachrichten. Von Japanern, die Dalny verlassen haben, wird einem Reuterkorreipondenten in Tlchffu gemeldet, daß die Japaner am 9. d. M. eine weniger wichtige Stellung auf den Jlschan- Hügeln angegriffen Kälten, wobei sie in Ruderbooten über die durch die Regenfälle mit Wasser angefüllten Schanzgräben gesetzt seien. Die Russen hätten nur szeringen Widerstand geleistet. Später hätten die Japaner fedoch unter dem Feuer der russischen Artillerie den Platz wieder räumen und sich über die Gräben und Ver schanzungen hinwegzurückzieben müssen. Wieder „Morning Post" aus Shanghai unterm 10. d. Mts. gemeldet wird, soll General Stössel erklärt haben, er könne nicht länger als bis Ende November Widerstand leisten. Wenn bis dahin nicht Entsatz gekommen sei, müßte er Port Arthur den Japanern übergeben. Deutsches Keich. Lechzt», 11. Oktober. * Zum Lchpischcu »onflttt werden wir von hochgeschätzter juristischer Seite auf einen Punkt aufmerksam gemacht, der bi« jetzt noch gar nicht in den Preßerörterungen hervorgeboben worden ist, obwohl er für die Beurteilung des lippisch» preußischen Konflikts von ausschlaggebender Bedeutung ist. Gemeint ist der Umstand, daß eine Vereidigung der Truppen auf de» Regenten direkt unzulässig ist, weil sie der Reich«. Verfassung widerspricht. Wie sich ans Art. 64 der selben ergibt und wie auch übereinstimmend von allen StaatSrechtSlehrern angenommen wird, leisten die Truppen jedes Kontingent« den Fahneneid dem Landes herrn, außerdem ist nach demselben Verfassung--- artikel in den Fahneneid ausdrücklich die Verpflichtung aufzunehmen, daß die Truppen den Befehlen de« Kaiser« unbedingt Folge zu leisten haben. Unbestritten ist nun, daß der Landesherr von Lippe-Detmold der Fürst Karl Alexander ist, auf den die Truppen nach dem Ableben des Fürsten Wolvemar zu vereidigen waren, genau wie die bayerischen Truppen auf den König Otto vereidigt worden sind. Ob der Landesherr selbst durch Geisteskrankheit an der faktischen Ausübung der Herrschcrgewalt verhindert ist oder nicht, bleibt für die rechtliche Lage voll kommen gleichgiltig, das Kontingent ist daS seinige, und alle Handlungen seine« Stellvertreters geschehen in seinem (des Landesherrn) Namen. Darum tragen z. B. auch die Münzen das Bild des Lanvesherrn, nicht des R-genten. An eine Vereidigung der Truppen auf den Namen deS Regenten ist weder in der Reichsverfassung, noch in den Kommentaren dazu überhaupt gedacht und konnte auch des halb nicht gedacht werden, weil der Regent lediglich fremde Rechte in fremdem Namen ausübt. Wenn also wirklich 1895 eine Vereidigung der Truppen in Detmold auf den Namen des Gra'-Regeulen außer aus den deS Fürsten Alexander als Landes herrn erfolgt sein sollte, waS wir allerdings noch bezweifeln, so wäre etwas Ungesetzliches geschehen, und es wäre schon aus diesem Grunde notwendig, daß eine neue Vereidigung der Truppen unterbliebe. Siedarf erst erfolgen nach dem Ableben des jetzigen Landesherrn, des Fürsten Alexander. Wie übrigens Berliner Blätter melden, hat der Chef der zweiten erb- herrlichen Linie des Hauses Lippe, Graf zur Lippe-Biesler- feib-Weißenfeld, an den Bundesrat eine Erklärung gerichtet, in der er, ohne zu dem schwebenden Tkronsolgestreit Stellung nehmen zu wollen, doch die Rechte seiner Linie auf die Thronfolge und die Regentschaft feierlichst in Erinnerung bringt und betont, sollte die Linie Lippe- Biesterseld der Thronfolge und der Regentschaft ver lustig erklärt werden, so würde nicht das HauS Schaumburg-Lippe, sondern seine eigene Linie zur Nach folge berufen sein. Sie erfülle hinsichtlich der Eben bürtigkeit alle Erfordernisse. Die Stellung eines Antrages behalte er sich je nach der weiteren Entwickelung deS Thron folgestreites vor. Die Erklärung richtet sich also nicht gegen die Biesterfelder Linie, sondern verwahrt nur das Recht der eigenen Linie gegen das HauS Schaumburg Falls eS diesem gelingen sollte, die Linie Biesterseld zu be seitigen, würde es also bloß für die Linie Weißenfeld ge arbeitet haben. * „Leipziger Volkszeitung" coutra „Rationalzeitnng". DaS Berliner Blatt veröffentlicht in seiner Abendausgabe folgendes Schreiben, das sie Eduard Bernstein für seine „Dokumente des Sozialismus" anvertraut: Leipzig, den 10. Oktober 1904. Redaktion der National-Zeituug, Berlin. In ihrer Sonnabend- Nummer 580 eignen Sie sich in einem Artikel „Ans der Sozial demokratie" die Bernsteinschen Verleumdungen gegen unser Blatt in einer Weise an, gegen die wir den Schutz des Gerichts in Anspruch nehmen werden, wenn Sie nicht umgehend die von uns gegebene Richtigstellung dieses Falles in Ihre Svalren aufnehmen werden. Wir haben alle Blätter, die eine solche Richtig stellung ablebuen, unserem Rechtsanwalt übergeben. Hochachtungsvoll G. Jaeckh. Die „Nationalztg." kritisiert dieses Manifest: „Verstummen wird der böie Rus von der Klassenjustiz, wenn ein Volks zeitungs-Redakteur sich bei ihr Recht holt wider einen journalistischen Bourgeois. Und daß eS gerade ein Preß prozeß sein soll, noch dazu ein Prozeß von Zeitung zu Zeitung, wie bürgertiche Blätter ihn durchgängig ad- tehnen, das ist der besondere Reiz der Sache. Ja, wenn Redakteur Jaeckh feine Drohung wahr macht, dann wirb die Geschichte sogar noch viel pikanter werben. Er behauptet, alle Blätter, die feine Richtigstellung ablehncu, vor das Gericht zu bringen', da Ware in erster Linie Bernsteins „Montags blatt" fällig, das die Berichtigung nicht vollständig wieber- glbt, sondern, wie wir heute früh mitgeteilt haben, scharf lritisiert. Da aber diese Kritik von Ruberrimus unter zeichnet ist und die „Leipziger Volkszeitung" gar zu neugierig rst, wer hinter diesem Ruberrimus steckt, Herr Bernstein aber fernen Namen nicht auoliefern will, so wird nichts anderes übrig bleiben, als ein — Zeugniszwangöverfahren." Das wäre erbaulich. * Berlin, 11. Oktober * Deutsch - schweizerischer Handelsvertrag und Schun des geistigen Eigentums. Mit Span- nung sieht man in weiten Kreisen unserer sll-affcndeu Arbeit der Entscheidung der Frage entgegen, ob beim ^lleuabschluß eines Handelsvertrages niit der Schweiz für die lebhaften und berechtigten Klagen Abhülfe geschaffen wird, welche auf dem Ge biete des geistigen Ei gen tu ins hcrvorgetceten sind. Das Schweizer Patentgesctz kennt keinen Erfinderschutz für solche Erfindungen, deren Gegenstand nicht durch ein Modell darstellbar ist. Als Konsequenz dieses Grundsatzes ergibt sich ein völliges Versagen jedes Schuhes für die sogenannten „Verfahren". Gerade die neuesten und manchinal weitesttragcnden Erfindungen, welche industriell in großem Umfanp ausgcnutzt wcroen können, beruhen auf der Patentierung eines Ver fahrens. Es ist an das weite Gebiet der chemischen In dustrie zu erinnern, welche wie keine andere durch neue Entdeckungen und Erfindungen fortgeschritten erscheint und deren Fortschritte durck)gängig nach Lage der Sache auf Anwendung neuer Verfahren beruhen müssen. Auch in anderen Industriezweigen liegt die Sache ähnlich. Vor einigen Jahren erstand ein neues Glasschmclzver- fahren und wurde in Deutschland patentiert. Äehnliche Entdeckungen und Erfindungen werden fortwährend auf dem Gebiete der Eisenindustrie gemeldet. Auch die Textilindustrie und verwandte Industrien kennen solche Neuerungen. Nun liegt die Sache so: Schweizer Fabri-
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