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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041012027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904101202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904101202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-12
- Monat1904-10
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c 1904. ober bis Ke Ä«. reapreire. eute klungSgehtlsen bner die Herren lbarß, «S oncert weis rl. Aimie rsten!! lt. «.Hortet. »btksst. rL.rT. t s^Mibvvv. »»«««»«» » üeks. . s iksrte. r iievk. »»»»»»» rsni »>r1vl»t«nk -Ivfvrunu adlvn. L§VS2Stt. peirsn. 3330. svd. all«»»r. ckMc. » 4307. VOGO rr O MAO i". iliki'8 kädchen licb I Aabrcn :n Uebirnqen r skottbnden. «la« Bezugs-Preis di b« Hanplexveditton oder deren AuSgabd» stellen avgeholt: viertrljihrlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in- Hau» 3.7Ü. Durch die Post bezogen für Deutsch. land u. Oesterreich vierteljährlich 4.K0, für die übrigen Länder laut ZeitunqSpreisliste. Diese Rümmer kostet auf allen Bahnhöfen und III 1^ I bei den Zeitungs-Vrrtäufern Redaktion und Expedition: . Ib3 Fernsprecher 222 Johanni-gasse 8. Silialexpedtttonen: Alfred Hahn, Buchhandlg.,Universität»str.3 iFernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharine«, krähe 14 (Fernsprecher Nr. 283Ü) u. Königs- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Atltale Dresden. Marienstrahe 34 (Fernsprecher Amt 1 Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, H«rzgl.Bayr.Hofbuchbandlg, Lützowstrahe 10(FernsprecherAmtVl Nr.4603l. Abend-Ausgabe. KipMcr TaMaü Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4 gespalten) 75 »j, nach den Familiennach- richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offrrtraaniiahme 25 Annahmeschlntz für Anzek^n. Abe ad-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Extra-Beilagen «gefalzt), nur mit der Morgen-A.Sgabe, ohne Postbeförderung 60.—, m - t Postbefördrrung 70.—. Anzeigen find ste.S an dir Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. ll. B., R. L W. Ktinkhardt). Nr. 522. Mittwoch den 12. Oktober 1904. 98. Jahrgang. Var MÄligrte vom Lage. * Der bekannte Schriftsteller Adalbert von Haustein ist in Hannover gestorben. * Nach englischer Meldung hat der rechte Flügel Kurokis vor der fast zehnfachen Uebermacht der Russen seine Stellungen geräumt, sie dann aber wieder besetzt. Die Japaner sollen in großer Stärke nordwärts gerückt jein. iS. russ.-jap. Krieg.) * Nach einer Meldung des „Standard" aus Tokio be findet sich der linke russische Flügel, der besonders stark ist, in heftigem Kampfe mit dem rechten japanischen Flügel. («. russ.-jap. Krieg.) ver stiickrrilg. Dor Jahren hat sich der Reichskanzler einmal als Manager seines kaiserlichen Herrn bezeichnet. Nun hat er einen neuen Beitrag zu seiner Psychologie und zu der Auffassung seines Verhältnisses zu Kaiser Wilhelm II. gegeben, indem er das vielerörterte Telegramm des Kaisers an den Grafen zur Lippe-Biesterfeld in einem politischen Briefe „authentisch interpretierte". Zwischen der Absendung des Telegrammes und dieser Interpre tation liegen fast vierzehn Tage. Wir gehen daher wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, daß der Reichskanzler inzwischen mit dem Kaiser die Auslegung des Tele grammes vereinbart hat. Denn darüber kann kein Zweifel sein, daß die Interpretation einen Rückzug bedeutet. Dieser Rückzug ist auf Kosten der Logik ge schehen. Tie Hauptsache ist uns aber, daß er geschehen ist. In dem Briefe des Kanzlers sehen wir die Möglich keit einer befriedigenden Lösung dämmern, und diese Möglichkeit vermochte vor dem Schreiben des Kanzlers selbst derjenige Offiziöse nicht zu entdecken, der das „heilige Lachen" des Optimismus gewerbsmäßig übt. Indessen halten wir cs für überflüssig, an die Inter pretation noch weiter die Sonde der Kritik zu legen. Sie ist ein unsäglicher Mühe entsprungenes Erzeugnis glättenden diplomatischen Geistes, nnd vom artistischen Standpunkte aus ist es ein Genuß, zu sehen, wie Graf Bülow die Spuren aller dieser Mühe in seinem Briefe verwischt hat, und wie das alles so einfach, so selbstver- stündlich lautet, so sauber dahinfließt, so bieder beschwich tigt, daß der Leser sich einen Augenblick an den Kopf faßt und sich fragt, weshalb er sich denn eigentlich aufgeregt habe? Bei Lektiire des Briefes sieht man den Kanzler förmlich schmunzeln: „Wozu das Geschrei?", und wir sind überzeugt davon, daß er auch vor dem Parlament mit jener Virtuosität, von der wir seinen Paladinen Studt und Hammerstcin nur ein winziges Quentchen wünschen möchten, die Wogen niedersingen wird, wie einst Horand es tat. Tie Hauptsache ist uns, daß Graf Bülow auf die Regelung durch ein Schiedsgericht hinweist und versichert, daß der Boden des Rechtes nicht verlassen werden soll. Wir wollen aber auch gleich präzisieren, welche Forderung wir stellen müßten, wenn man von uns das Zeugnis er wartet, daß man diesen Boden wirklich nicht verlassen habe. Diese Forderung geht dahin, daß nicht der Bundesrat und nicht irgend ein preußischer Gerichtshof, und sei er noch so angesehen, diesen Rechtsstreit schlichtet, sondern nur ein außer preußischer. Tie Gründe liegen auf der Hand. Wir fürchten selbstverständlich nicht, daß Beeinflussungs versuche unternommen werden würden, obwohl wir aus den Veröffentlichungen des verstorbenen Ministers Bosse wissen, daß Fürst Bismarck sich nicht scheute, den Begriff der ricksterlichen „Zuverlässigkeit" zu stabilicren. Wir glauben aber, daß jeder preußische Richter in dieser An gelegenheit befangen sein würde, nachdem der König von Preußen in so unzweideutiger Weise seine eigene > Stellung zur Sache gekennzeichnet hat. Ein Votum des! Bundesrates oder eines preußischen Gerichts würde in ganz Deutschland, und wohl nicht am wenigsten in Preußen selbst, einer sehr skeptischen Stimmung be gegnen. Und in dieser Angelegenheit sind nachgerade Fehler genug gemacht worden. Ebenso wie der Kaiser einst sein Glückwunschtelegramm an Krüger als das „un- glückselige Telegramm" nachträglich verworfen hat, fo dürfte er auch jetzt die üblen Konsequenzen seiner Depesche an den Grafen zur Lippe bereits erkannt haben. Aus dem mit der Gewalt einer Sturmflut heranschwellcnden Protest aller Gaue des deutschen Landes klang doch eine ernste Warnung und Mahnung heraus. Schön und über zeugend trat zutage, wie tief der Rechtsgedanke und der Reichsgedanke im Herzen aller Deutschen wurzelt. Hoffentlich ist Graf Bülow nicht nur dem deutschen Volke gegenüber der Interpret der monarchischen Aeußerungen; hoffentlich interpretiert er auch dem Kaiser gegenüber den Willen der Volksstimme, die leider nur in dumpfem Branden bis an die Stufen des Thrones dringt. Wir hatten erst den Troupier Caprivi, dann den „Bremser" Hohenlohe, jetzt den Manager und Interpreten Bülow Wann wird wieder ein Schöpfer und Gestalter an der Stelle stehen, an der einst Bismarck wirkte? 6. O Wie die „K. Ztg." mitteilt, finden auf direkte Anord nung des Reichskanzlers unter den beteiligten Reichs ressorts Besprechungen statt, die zum Zweck haben, alle Gesichtspunkte zu prüfen und die nötigen Materialien zu sammeln, damit der Bundesrat so rasch wie möglich in die Beratung der lippischen Angelegenheit eintretcn kann. Liese äußerste Beschleunigung der Angelegenheit ent spricht dem ausdrücklichen Wunsche des Reichskanzlers (und dem des deutschen Volkes!). Der nittizcb-iapaimcbe striez. Einer der hervorragendsten Publizisten Rnstlan-r M. Menschikoff, veröffentlicht, gerade jetzt, wo in der Presse die Kriogspartei wieder die Oberhand gewinnt, in der „Nowoje Wremja" einen Artikel, in welchem er vor der Illusion warnt, als ob in der gewaltigen räumlichen Ausdehnung Rußlands ein Element der Stärke liegt. Er sagt: „Die Größe Rußlands ist sein Fluch: sie ist der .Hauptgrund seiner inneren Schwäche und seiner auS- j wärtigen Gegnerschaften. Auf den Raum uns ver- lassend, bestand unsere Kriegstaktik immer ims Rückzüge und lernten wir es niemals, unsere Gren-; zen zu befestigen und zu verteidigen. Nicht wir verteidig- j ten das Land, sondern das Land mußte uns verteidigen. Es fehlt bei uns an Händen, um ein so gewaltiges Terri torium zu verteidigen. Während in Deutschland jeder Quadratkilometer von 104 Einwohnern verteidigt wird, kommen bei uns im ganzen nur 6 Verteidiger auf ihn. Wollten wir die gleiche Verteidigungskraft wie Deutschland haben, müßten wir anderthalb Milliarden Einwohner besitzen. Heute, nach acht Monaten des Krieges, vermochten wir noch nicht den zehnten Teil un terer Armee nach der Mantschurei zu bringen. An der kolossalen Entfernung von Moskau nach Mukden scheitert alle strategische Kunst. Sic verschlingt soviel Zeit, daß dadurch feder Erfolg in Frage gestellt wird." Reservcärzte nach -er Front. In Warschau trafen, wie gemeldet wird, aus Peters- bürg Befehle ein, daß alle noch nicht einberufenen, in Russisch-Polen aufhältlichen Reserveärzte sich zum Dienst für Ostasie n zu stellen haben. Der Winter in -er Mantschnrei. Das Klima der Mantichurei ist, so schreibt man uns, dazu berufen, eine höchst wichtige, vielleicht ausschlag gebende Rolle im Kriege zu spielen. Nachdem der Sev- tember als Erntemonat vorüber ist, bringt der Oktober den schönsten Monat des ganzen Jahres. Erst Ende Ok tober stellen sich die ersten Nachtfröste ein. Im Novem- der nimmt die Kälte zu und hält dann bis zum März an, der als letzter Wintermonat zu bezeichnen ist. In M u k - den, dem jetzigen russischen Hauptquartier, sinkt die Temperatur im Winter zuweilen auf 33 Grad unter dem Gefrierpunkt, während des Tages aber ist die Kälte ge wöhnlich nicht sehr empfindlich. An Stellen, die nach Süden gelegen sind, können die Sonnenstrahlen sogar im Winter unerträglich wirken. In Niutschwang beträgt die mittlere Temperatur des Winters noch 8,9 Grad un ter Null. Besonders schlecht gestellt ist die russische K ü st e n p r o v i nz, denn in Wladiwostok beträgt die mittlere Wintertempervtur — 12,1 Grad. Eanafaine Entfaltung -er russischen Flotte. Das baltische Geschwader ist gestern von Reval abgegangen und hat den Kurs nach Li bau ge nommen. Es besteht aus 7 Linienschiffen, 8 Kreuzern, 9 Lropedojägern von je 350 Tonnen und 10 großen Transportschiffen. Beide Teile, von denen der eine, wie bekannt, den Weg zum Suezkanal, der andere den um das Kap der guten Hoffnung nehmen wird, werden sich im Indischen Ozean an einem festgesetzten Punkte treffen. Die Kohlen Versorgung des Flotten teiles, welcher um das Kap fährt, wird durch bereits ab gegangene Transportschiffe geschehen, Schnelldampfer, die später als Hülfskreuzer eingestellt werden. — Der Kontreadmiral Jessen ist zum Kommandanten des ersten Geschwaders der Flotte im Stillen Ozean ernannt worden. Dee russische Vormarsch. Wie die „Central News" aus Mukden vom 10. d. M. erfahren, begann die erwartete Schlacht gestern früh mit heftigem Geschützfeuer. Die langen Vorpostenketten des japanischen rechten Flügels stehen nur etwa 20 Werst von Mukden. Um Vr2 Uhr nach mittags vernahm man eine sehr heftige Kanonade in der Richtung des russischen Zentrums. Die Infanterie kam nicht ins Gefecht. Eine Meldung aus Liaujang be sagt, daß Oyama infolge des russischen Vormarsches die nötigen Anordnungen zur Verkürzung seiner Verteidigungslinie traf. Die japanischen Truppen aus Banjapura, Jantai und Sinminting wurden zurückberusen. Nach Pariser Depeschen wäre es den Japanern gelungen, durch Eindämmung -es Taitsehoflusses die Ebene des Liao zu über- schwemmen und dadurch eine neue Verteidigungs linie zu schaffen. Von Banjapuffe aus ist der Taitseho, allerdings bei niedrigem Wasser ohne besondere Schwierigkeiten zu überschreiten. Nach einer nicht über- laschenden Meldung aus Petersburg siebt sich Kuro- patkin, da dos 6. und 8. Korps Ergänzungen brauchen und die Gebirgsartillerie fehlt, gezwungen, den Beginn der großen Operationen bisEndeOktober zu vertagen: er scheint nicht gewillt, gegen die starken japanischen Höhenpositionen, die die Ebene zwischen Banjapura und Schitiho beherrschen, einen Ansturm zu wagen, ohne doppelte und dreifache Reserven hinter sich zu haben. Man weiß, daß Kuroki für den Fall eines Sturmes der russischen Truppen erhebliche Nachschübe, sowie eine vorzügliche Rückwärtsstellung bei Sikwantau am Taitseho zur Verfügung hat. Diese Stellung war es, welche Kuropalkin oestimmt hat, seine Unterführer vor einem a'llzu raschen Draufgehen zu warnen. Aus dem Hauptquartier Kurokis wird, nach einem Reutertelegramm, unter dem gestrigen Datum berichtet: Der Angriff der Russen am 9. Oktober auf den japanischen rechten Flügel erfolgte durch drei bis vier Bataillone, 1500 Mann Kavallerie und acht Geschütze. Weitere russische Verstärkungen rückten östlich und nördlich von Pendsihu heran und verschanzten sich 8 Kilometer vor den japanischen Stellungen. — Der „Standard" meldet aus Tokio von gestern: Der linke russische Flügel, der besonders stark ist, befindet sich in heftigem Kampfe mit dem rechten Flügel der Japaner. — Wie demselben Blatt aus Shanghai von gestern gemeldet wird, haben 10 russische Divisionen die Japaner nördlich von Jantai angegriffen. Die „Daily Mail" meldet aus Tokio von gestern: Die Stärke der Russen in der Richtung auf Pintaitse wird auf vier Divisionen geschätzt, während drei Divisionen östlich und drei wesk.ich von Jantai tätig sein sollen. Der rechte Flügel Kurokis hat vor der fast zehnfachen russischen Uebermacht seine Stellungen geräumt, sie dann aber wieder be setzt. Die Japaner sind in großer Stärke nordwärts vorgerückt. Vie Belagerung. Ein weiteres Telegramm der „Daily Mail" aus Tokio von gestern berichtet: Ein aus Port Arthur hier ein- getroffener Russe erzählt, die Garnison hoffe fest auf Entsatz durch Kuropatkin. Lebensmittel seien reich lich, aber in minderwertiger Qualität vorhanden. Die Brunnen lieferten genügend Wasser, doch mache sich Mangel an frischen Lebensmitteln bemerkbar. Die Lazarette seien besetzt aber nicht überfüllt. — Tie Japa ner in Tschifu schließen auS der Aufforderung des Mikados an die Truppen zu höheren Anstrengungen daß ein neuer Sturmversuch bevorstebe. Die zweite niantschnrksche Armee. Nach einer amtlichen Meldung aus Petersburg ist der Stab der zweiten Mantschureiarmoe nunmehr formiert. Generalleutnant Rußki wurde znm Stabschef, General major Schwank zum Generalquartiermeister, General leutnant Kuchanow zum Artllerieimvekteur ernannt. Der Kommandeur des 19. Armeekorps, Toporin, ist an Stelle Rasgonows zum Kommandeur des 16. Armeekorps er nannt worden. Vlocka-e un- Vlocka-ebrnch Aus London wird der „N. Fr. Pr." mitgeteilt: Die Aufgabe des V.ockierenüen Geschwaders ist infolge der I Herbststürme bedeutend erschwert. Die Tätigkeit der Blockadebrecher hat sich trotz des strengeren Abschlusses von Port Arthur, da enorme Gewinste sirr jeden Erfolg zu holen sind, nicht vermindert. Es scheinen jetzt britische Dampfer -en Japanern besonders viele Mühe zu machen. Drei Schiffe unter englischer Flagge mit Nahrungsmitteln in Büchsen suchen die Blockade zu brechen. Der britische Dampfer „Viktoria" wurde von den Japanern angehalten und nach genauer Durch suchung weiter gelassen. Tie „Morning Post" hört, daß ein Dampfer mit 7000 Tonnen Munition und Vorräten an Bord nach Port Arthur durchgedrungen ist. Eigentümlich lesen sich angesichts solcher Berichte die täglich erneuerten Versuche, Deutschland völker rechtswidriger Handlungen zu bezich- tigen, indem die Reichsrogierung deutschen Schiffen Feuilleton. Am Ende der Welt. Eine Hochwaldidylle von Nataly von Eschstruth. Naebdrurk verbot«». Der .Hausknecht strich das Geld ein, wühlte hastig in seiner Ledertasche und warf ein paar Kupfermünzen auf den Tisch zurück. Er rechnete dabei abermals mit sinnverwirrender Schnelligkeit, drehte sich kurz um und ging davon. Verblüfft schaute der Toni auf die wenigen Heller nieder. „Dös stimmt nit, Cenzerl!" sagte er grollend, „da müss'n mer halt nachrechnen." Und nun saßen die beiden und zählten laut und um ständlich an den Fingern, und nach langer Zeit waren sie überzeugt, daß sie arg betrogen seien! „So a Lump, a elendiger!" schrie der Toni zornmutig und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Dös vermeld' ich dem Wirt!" Und da dieser just in die Tür trat, sprang er auf und erzählte ihm mit erregten Worten, was da vorgefallen sei. Ter dicke Alte zuckte nur mit einem nicht allzu freund lichen Gesicht die Achseln. „Ta hättst mich gleich rufen müssen! Jetzt kann a jeder daherkommen und sagen, er hätt' zu wenig 'raus kriegt. Wann d' kei' Zeugen hast, nützt dir dös Ramenten fein gar nix. Wann d' in die Stadt kimmst, mußt rechnen können, sonst bist allweil blamiert!" Wieder kochte das heiße Blut hinter des Burschen Schläfe, aber er sah den flehenden Blick des Cenzerls und hörte sein leises: „Sei stad, Toni, es bringt dir nur a Schänd'!" Ta lachte er ingrimmig auf und setzte sich auf seinen Platz zurück. Noch eine ganze Stunde währte es, bis die Post zurück- fuhr. Ganz und gar keinen Jux machte es ihm, zum Fenster auszuschauen, und wenn das Dirndel sich auch bald tröstete und den Verlust der Gulden verschmerzte, so fraß solch ein Falsch und Betrug dem Bursch doch wie Gift am Herzen und ließ ihn immer finsterer und feind- seliger dreinschauen. Das Cenzerl verlustierte sich derweil am Anblick der Stadtleute und lachte just wieder so recht aus vollem Halse über einen Cylinderhut und das buntschottische Kleid einer Touristendame, als ein paar Rekruten vor- über gingen und ihre Bänderhüte mit Hellem Jodeln dem fröhlichen Dirndel entgegenschwenkten. Toni biß die Zähne zusammen und tat, als sähe er solche Keckheit nicht, als aber die Burschen noch einmal umkehrten und sich dem Cenzerl noch bemerklicher machten, da murmelte er: „Sone' Dalk, el'nden! Ich sag' dir, Cenzi, kehr' dich ab und schau's nimmer an!" Tas tat die Kleine sofort und all ihre Heiterkeit wich wieder einer großen Beklemmung, der Toni aber stampfte zornig mit dem Fuße auf, denn die drei Ausheber traten in die Dirtsstube ein. setzten sich unter Lärm und Dachen an den nächsten Tisch und führten laute Reden „über das bilüsauberc Dirndel, dös ma glei' auf'm Platz hernehmen und abbusscln macht"" „Ich hör's gar nit, Toni! Ich bitt' dich, bleib' stad!" flehte Cenzerl zu dem Zornhebenden auf. Aber just die grimme Miene des Burschen schien die Eindringlinge anzureizen! Sie bestellten sich ihr Bier, führten stichlige Reden und einer schob sein Grünhlltel auf Krakcbl und hob mit zärtlichem Blick auf das Cenzi an zu singen: „Du mei flachshaarig Dirndel, du schönstes auf Erd'n — i möcht' um die Flachshaar a Seiler glei' werden l" Toni ballte die Fäuste und starrte -en Sänger mit funkelndem Blick an, daS Dirndel aber flüsterte angst voll: „Laß unS hinaus, — wir geh'n allweil zur Post!" „Naa!" stieß der Toni heiser hervor, „wir müssen dahier auf den Gendarm warten!" In demselben Augenblick hatte einer der Rekruten daS Sträußchen von blanken Zitternelken von seinem Hut gelöst und warf eS über den Tisch in den Schoß deS er schrockenen Dirndels. „Wer die Bliemeln tragt, der is mei' Schatz!" rief er dazu und schnalzte nut der Zunge. Wie ein Rasender sprang der Toni auf und wies die Fäuste. „Kimm' nur her, n»ann d' a Schneid auf ein' Schatz hast, und hol' ihn dir!" rief er mit blitzenden Augen, und der Gegner am andern Tisch sprang ebenfalls mit einem spottenden: „Hoho! Wann d' etwa hier willst raufen, dann kannst bald -ei' Zähn' allz'samm' wackeln fühl'n!" „Toni!" schluchzte das Cenzerl außer sich und hing sich an seinen Arm, der aber war wie von Sinnen vor Wut, packte den Stuhl als Waffe und stand hoch un markig wie aus Stahl und Eisen geschmiedet. „Toni — -als wir- nit gut!" jammerte das Dirndel, in demselben Augenblick aber tat sich die Tür auf, der Gendarm, der Wirt und der Hausknecht traten ein un blieben überrascht vor den beiden so kampflustig auS- schauenden Buben stehen. Don dem lauten Klang der Stimmen war auch die Wirtin mit ihren beiden Madeln angelockt, und so stärk ste, die Hände eingestemmt und Hub just ein heftiges Schelten „über so zwei LauSbub'n, die schon am hell lichten Tag daS Raufen bekommen" an, als der Gendarm mit schnellem Schritt schon neben dem Toni stand und mit festem, drohend erhobenem Griff dessen Arm herab zwang. „Gott sei gelobt, daß kimmstl" rief Cenzerl wie von Todesangst erlöst. Der Gendarm aber schaute mit grim migem Blick von einem der Burschen zum andern un sagte barsch: „Wann dös etrva Spaß sein soll, so schreit'S nit -aber wie zwei Vagabunden! Zum Teufi mit so'n Ulk! I versteh' ini' nit vrcl drauf, und wer da a Lärm schlagt, der fliegt ins Loch!"
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