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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040910011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904091001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904091001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-10
- Monat1904-09
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Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4gespalten) 75 nach den Familiennach richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofserlenannahme 25 -H. Annahmeschlutz für Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: nachmittag« 4 Uhr. Vrtra-Betlagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförverung 60.—, mlt Postbeförderung --r 70.—. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von K. Polz in Leipzig (Inh. vr. B„ R. L W. Klinkhardt). Nr. 462. Sonnabend den 10. September 1904. 98. Jahrgang. Var Wchstgrtr vom Lage. * Der Kaiser ist gestern Nachmittag 4 Uhr an Bord der „Hohenzollern" in BrunSbüttelkoog eingetroffen. * Der gänzliche Rücktritt des DberhofmeifterS v. Mirbach aus Gesundheitsrücksichten steht jetzt außer Zweifel. (S. Dtsch. Reich.) * Die Wiedereinb«rufung des Reichstags wird bereits für Mitte Oktober angekündigt. Er wird sich K. a. mit einer Vorlage betr. Einführung eines all gemeinen zehnstündigen Arbeitstages für Fabrik arbeiter zu beschäftigen haben. (S. Dtsch. Reich.) Die toten Ratten auf dem Dampfer „Bisbopsgate" in Hamburg waren mit Pestkeimen behaftet. Es ist jedoch niemand erkrankt, und Grund zur Beunruhigung liegt nicht vor. (S. A. Aller Welt.) * Der Dampfer „Flandria" stieß gestern auf der Seine mit dem Schlepper „Anton" zusammen; vier Personen ertranken. (S. A. aller Welt.) * Der russische Hilfskreuzer „Orel" ist in Toulon zum Hospitalschiff umgebaut und gestern geweiht worden. * Die Vorhut der japanischen Ostarmee steht etwa 50 lcm von Mulden. Ztaal unä Wrttcdall. Der Minister Moller stellt beharrlich in Abrede, daß er die Verstaatlichung des Bergbaues anstrebe. Seine Gegner behaupten ebenso beharrlich, datz die Ableugnung des Ministers lediglich ein taktischer Schachzug sei. Wir unsererseits sind geneigt, dem Minister zu glauben, denn wir haben nicht den Eindruck, datz unsere leitenden Staatsmänner die Lust in sich fühlen, eine so tief greifende Aktion durchzuführen. Immerhin ist durch dieses Bejahen und Verneinen ein ernstes Problem wie der unter die „Tagesfragen" eingestellt worden, die Untersuchung nämlich, welche Aufgaben der Staat sich stellen dürfe, welche Grenzen er seiner Wirksamkeit setzen müsse. Durch die Betrachtungen, die in den freisinnigen Presse hinsichtlich einer etwaigen Verstaatlichung ange- stcllt werden, klingt denn auch ein Echo Jahrhunderte alter Lehren hindurch. Prüft man die Argumente gegen die Verstaatlichung eingehender, so gewahrt man, datz sie non Denkern längst vergangener Zeiten geschmiedet wor den sind. Die Lehre, datz der Staat sich im wesentlichen auf den Schutz- und Sicherheitszweck zu beschränken habe, geht bis auf Hugo de Groot zurück; der Staat, der nach seiner Doktrin durch den Willen des einzelnen erzeugt worden ist, darf sich nicht gegen seine Erzeuger wenden und die individuellen Interessen nicht einschränkcn, da er ihnen ja nur dienen sollte. Diese individualistische An schauung, nach welcher der Staat, um ein Wort Kuno Fischers zu gebrauchen, nur eine „gemeinschaftliche Lebensversicherung" darstcllt, ist auch heute noch nicht überwunden und die zähe Widerstandskraft, mit der sie sich erhält, kann nicht in Erstaunen setzen, wenn wir be denken, wie viele tiefe und glänzende Geister sie vertreten haben. Spinoza sagt: „Die Sicherheit ist die Tugend des Staates!" und diese Auffassung kehrt in den ver schiedensten Formulierungen immer und immer wieder. Das Jntcrventionsrecht des Staats wird immer wieder verneint. Ein französischer Denker scheut nicht davor zurück, das Eigentumsrecht als „ein Recht zu gebrauchen und sogar zu mitz brauchen" zu definieren. Von Zeit zu Zeit dämmert allerdings eine gesündere Erkennt nis auf. So sieht Adam Smith gewisse Fälle vor, in denen er dem Staat das Recht zugesteht, die individuelle Freiheit einzuschränkcn. Im Grunde aber bleibt die Auffassung matzgebend, datz der Staat „das Meisterstück des sich selbst verstehenden, vernünftigen, aufsummieren den Egoismus aller" sei, daß ihm also nur die Aufgabe des Tierbändigers oder des Nachtwächters zufalle. Im vorigen Jahrhundert hat diese Ansicht in Humboldt und Schopenhauer, in Bastiat, Mill und Spencer glänzende und gelehrte Verfechter gefunden. Wir haben heute er kannt, datz die Lehre, die den Staat auf polizeiliche und höchstens sanitäre Zwecke einengt, unhaltbar ist. Sie geht von der irrtümlichen Auffassung aus, datz das Einzelintercste mit dem Gesamtinteresse identisch sei und das die natürliche Entwickelung zu einer Auslese der Tüchtigsten führen werde. Dieser Gedanke ist besonders plastisch von Spencer herausgearbeitet worden, der ja bekanntlich versucht hat, die darwinistische Betrachtungs- weise auf die Sozialwisscnschaft zu übertragen. Allein diese Analogie, auf der er sein ganzes System aufgebaut hat. ist gänzlich irrig, weil die einzelnen Teile de? Phy sischen Organismus ohne Bewutztsein sind, während der gcseklsckiaftliche Organismus lebendige, mit Bewutztsein begabte Individuen zu Trägern hat. Wie der Grund- oedanke. so sind auch die Folgerungen verfehlt; denn Spencer übersieht, wie Paul Barth treffend hervorge- hoben hat datz die Natur nur zweierlei Stärke be günstigt, die physisch Starken und — in einem Staate völlig freier Konkurrenz, den Spencer immer voraus- seht, — die ökonomisch Starken. Die Aus lese, die sich angeblich vollziehen soll, wird also sehr häufig ethisch minderwertige Elemente erhalten. Das individuelle Interesse widerspricht eben sehr häufig der allgemeinen Wohlfahrt, und so erwächst dem Staate die Pflicht, die Schwachen zu schützen. Aus diesem ethischen Gebot ergibt sich dem modernen Staate das Recht und die Pflicht, in die wirtschaftlichen Verhältnisse ausgleichend einzugreifen. Es erwächst ihm eine positive Aufgabe, eine fruchtbare Tätigkeit, während die ökono mischen Individualisten ihn lediglich auf Repressions zwecke beschränken wollen, weil sie in unbegreiflichem Optimismus eine universelle Harmonie der Interessen voraussetzen, die niemals existiert hat und niemals exi stieren wird. Charakteristisch ist schon die Aeutzerung Frederic Bastiats in einem Briefe an Cobdcn: „Die Idee des Freihandels ist mir lieber, als der Freihandel selbst", ein Wort, das an den bekannten Ausspruch Bernsteins er innert, daS Ziel sei nichts, die Bewegung alles. Uns liegt es fern, über Irrtümer zu lächeln, die so viele hervorragende Männer geteilt haben. Der Idea lismus ihrer Lehren bleibt ein schönes Zeugnis für die menschliche Natur, so wenig auch diese Lehren durch die rauhe Wirklichkeit bestätigt wurden, so kraß auch die ge schichtliche Entwicklung ihre Prophezeiungen Lügen strafte. Eine Anzahl fundamentaler Einwände gegen die Erweiterung der staatlichen Wirksamkeit, wie I. St. Mill sie aufstellte, bleibt immer noch bestehen. Jede Fnnktions- erweiterung des Staates mindert die politische Freiheit des Bürgers. Die individuelle Tatkraft wird gescksivächt, wenn der Staat ein Gebiet nach dem andern reglemen tierend und mechanisierend betritt. Tas persönliche Interesse, das stets die stärksten Impulse zur An spannung aller Tatkraft gibt und daher auch den wirt- schaftlichen Erfolg am besten verbürgt, wird, wenn nicht ganz ausgeschaltet, so doch vermindert. Der Staat mutz genau so, wie jede andere Privatuntcrnchmung, vor einer Ueberlastung geschützt werden; denn er wird sonst nicht im stände sein, seine Aufgaben zu erfüllen, und sie gut zu erfüllen. Alle diese Gesichtspunkte kommen bei jeder theoretischen Bewertung der Staatswirksamkeit in Be tracht und jeder Verstaatlichungsgedankc muß vom ethi schen und wirtschaftlichen Standpunkte aus in Bezug auf seine Motive und auf seine wahrscheinlichen Resultate hin geprüft werden. Schon aus diesen kurzen Ausführungen erhellt, welche theoretischen und praktischen Schwierig keiten ein solches Unternehmen mit sich bringen würde, und so glauben wir, datz der Handelsministcr an eine durchgreifende Verstaatlichung kaum gedacht hat und jedenfalls, wenn man ihm die Verwirklichung zumuten wollte, mit Wallenstein erwidern würde: „In dem Ge- danken nur gefiel ich mir!" 6. ver NutttanS Oer fierers. Vie Lage an, oberen Lifeb. Als die Waterberg-Periode des Herero-Feldzuges zu Ende war und die größtenteils entronnenen Scharen des Feindes mit ihren Viehherden nach Süden und Südosten zurückfluteten, mußte man annehmen, daß die künftigen Er eignisse sich in der Hauptsache auf altbekanntem Gelände, in den von dichtem Dornbusch durchsetzten Landstrichen nörd lich von Owikokorero abspielen würden. Da erhielt durch eine überraschende Meldung des deutschen Höchstkomman dierenden und namentlich durch ein Dannhauer-Telegramm vom 25. August die Lage plötzlich ein verändertes Gesicht. Der Schwerpunkt der Operationen verschob sich gegen die Ostgrenze. Die Grenze von Britisch-Betschuanalanb war schon Ende Juni durch deutsche Detachements von Epukiro über GobabiS bis Rietfontein gesperrt worden. Neuer dings ist die 2. Kompagnie des zweiten Regiments zur Ver stärkung auf GobabiS abgerückt. Samuel Maharero selbst machte mit seinen Unterhäuptlingen Michael von Oma- ruru und dem Ovambandieruführer Tjetjo von Otjekongo eine entscheidende Schwenkung nach links. Der Oberkapitan sitzt heute zwischen den Gabelungen der Ouellbäche des Eiseb, eines Parallelflusse« des Omuramba, der die Omahehe- Sandwüste im Süden begrenzt. Salatiel, der Sohn des verstorbenen Waterbergkapitäns Kambazembi, soll nach der „Nat.-Zta." bei Otjomaso stehen. Er scheint sich nachträg lich den Aufständischen angeschlossen zu haben. Denn noch Ende Juni hieß es, daß sich Salatiel friedlich auf seiner heimatlichen Werft befinde. Die deutschen Truppenkörper folgen dem Feinde. General v. Trotha scheint eine neue Einkreisung zu planen. Eine solche erscheint diesmal um so weniger aussichtslos, al» den Herero durch riesige Durststrecken der Rückzug nach Norden und Nordosten von der Natur abgeschnitten ist. Oest- lich der Linie Otjosondjon - Epata (Südgrenze der Oma- hebe) gibt es kein Wasser mehr^ Es gilt also nament lich, den Weg nach Osten und Südosten (auf Epukiro) zu sperren. Von Nordosten her rückt Estorfs, mit dem sich die emstige Nordkolonne Vollmann nach vollkommener Säube rung des unteren Omurambatales vereinigte, auf Otjomaso und Okamatangara, Reiyenstein (Kolonne Mühlenfels) von Westen her über Otjekongo auf Okamea-Pehi. Da» zweite Feldregiment (Deimling) zieht in zwei Kolonnen (Meister und Wahlen) von Südosten heran. Da« Ziel Meisters ist Okahandja, dasjenige Wahlen«, der zugleich auf Epukiro aus klärt, Okowindombo. Da« Hauptquartier befindet sich jetzt wohl schon bei Meister. Die Süvgrenze der feindlichen Stellung bildet vorläufig die Linie Karidona-Oparakane. Samuels natürliche Rückzugslinie führt über den Eiseb auf Epukiro. Dort stehen jedoch Heydebreck und Winkler auf der Wacht. Die bevorstehende Einkreisung der Herero- Hauptmacht wird darum wohl zwischen dem Epukiro- und dem Eisebtal vor sich gehen. Möge sie endlich zu einem vernichtenden Schlage führen. ver tusrizeb-sapanircbe Krieg. Die Wasserversorgung von jport Arthur. Ueber die Wasserversorgung von Port Arthur, die in sofern bedroht sein soll, als es nach einer bisher un bestätigten Meldung den Japanern gelungen sei, sich der Wasserleitung von Port Arthur zu bemächtigen, bringt der „Russki Invalid" folgende Mitteilungen: Obgleich sich im Festungsrayon ein Sützwassersee und der am Fuße der Solotaja Gora mündende Fluß Lunho befindet, so eignet sich weder das See- noch das Flußwasser zum Trinkwasser: der Lunho fließt durch Felder, die mit menschlichen Exkrementen gedüngt sind, und außerdem nimmt ec bei der Flut größere Mengen Meerwasscr auf. Der Sützwasfersee ist wiederum weiter nichts, als ein vom Regen und kleinen Zu flüssen gefülltes natürliches Bassin, dessen Wasser gleichfalls von menschlichen Exkrementen infiziert ist. Das Trinken des Wassers dieses Sees und des Flusses Lunho ruft, selbst wenn es abgekocht wird, akute Magencrkrankungen bis zur Blutruhr inklusive her vor. Diese Umstände veranlaßten die Anlage einer Wasserleitung in Port Arthur^ die mit Qucllwasser aus der Umgebung des Dorfes Schuischijing gespeist wird, speziell aus der nach dem örtlichen Götzentempel benannten Ortschaft, wo sich vor unserer Okkupation Kwantungs eine im Jahre 1887 von einem franzö sischen Ingenieur angelegte, recht große Zisterne be fand. Im Jahre 1902 wurden dort mehrere neue Zisternen angelegt und ein Pumpwerk errichtet, welches den Ausgangspunkt der Wasserleitung bildet, die ungefähr vier Werst von der Stadt entfernt ist. Befindet sich dieser Ausgangspunkt in den Händen des Feindes, wie vor kurzem gemeldet wurde, so kann selbstverständlich die ganze Wasserleitung nicht mehr funktionieren. Mit der städtischen Wasserleitung sinh indessen die Wasscrversorgungsmittel der Truppen und Civilbevölkerung nicht erschöpft. Unzweifelhaft befinden sich im Hafen Destillierapparate zur Her stellung von Süßwasser aus Meerwasser, die der Flotte gehören. Außerdem existiert ein großer Destillier apparat des Mifitärressorts, eine ganze Fabrik, deren Lage eine solche ist, daß die „Fabrik" vor dem Feuer der feindlichen Flotte und ihrer Entfernung von den Forts nach auch vor dem Feuer der Belagerungs batterien geschützt ist. Es ist anzunchmen, daß gegen wärtig der Destillierapparat mit voller Kraft arbeiten wird, da offenbar mit der Eventualität eines Ab schneidens der Wasserleitung gerechnet worden ist und daher Maßnahmen zur Vervollkommnung des Appa rates rechtzeitig ergriffen sein werden. Zum Schluß macht der „Invalid" noch darauf aufmerksam, daß in der inneren Festung mehrere Wasserreservoire an gelegt worden sind, die sich schnell von den reichlichen und häufigen Niederschlägen füllen, so daß auch diese Reservoire hinsichtlich der Wasserversorgung erheb liche Dienste leisten können. Die Schlacht bei Liaujang. Ueber die Schluß episode der Schlacht von Liau- jang ist dem Berichte der „Times" noch folgendes zu ent nehmen: Den ganzen Nachmittag des 3. September setzten die russischen Batterien, obwohl das Ende des russischen Widerstandes bereits gekommen war, den Kampf fort, und auch das Gewehrfeuer war zeitweilig noch sehr lebhaft. Nach der großen Anzahl der aus der Feuerlinie getragenen japanischen Verwundeten muß es auch sehr wirk sam gewesen sein. Die japanischen schweren Geschütze richteten den ganzen Nachmittag hindurch ihr Feuer auf eine Bahnbrücke von Liaujang. Wir hatten Beweise — sagt der Berichterstatter— daß Liaujang würde preisgegeben werden, aber es schien ebenso gewiß, daß Kuropatkin, obwohl von der numerischen Uebermackt, der überlegenen Artillerie und zum gewisfe» Grade auch von den überlegenen Truppen geschlagen, die japanische Strategie besiegt hatte, denn Kuroki kämpfte vergebens, die russischen Verbindungen abznschneiden. Am Abend des 3. hielten die in den Laufgräben verbliebenen Russen die Japaner noch im Schach, aber Oku beschloß, ohne Rücksicht darauf, daß seine ungestümon Angriffe ikm nahezu 20 000 Mann gekostet hatten, den letzten Angriff ai»f diese hartnäckige Nachhut. Die letzten Reserven wurden beran- gezogen und um 3 Uhr früh des 4. September bemächtigte sich die japanische Armee nach fünf Tagen des wildesten Kampfe«, den die Welt seit dem amerikanischen Bürgerkriege gesehen, der Eisenbahnbrücke und gelangte dadurch in den Besitz von Liaujang. „Morning Leader" meldet aus Liaujang aus bester Ouelle, Kuropatkin sei nicht unerheblich verwundet worden; obgleich es ibm möglich ist, sein Kommando noch weiterzu führen, soll seine Verletzung häufig Schwächeanfällc ver ursachen. Aus Mukden wird dem „L. A." über die Schlacht bei Liaujang noch berichtet: Daß die innere Stadt von den Japanern bombardiert wurde, geschah offenbar nur versehentlich und erklärt sich durch die große Schußweite. Zwei Häuser wurden durch Lyddit zerstört. Am 2. ds. stürmten die Japaner das von dem russischen Wyborg-Regiment besetzte Dorf Kaohwapu. Der Regiments-Kommandeur versammelte vor dem Anmarsch das Regiment vor dem deutschen Militärattache Runkel und brachte ein Hoch auf Kaiser Wilhelm aus. Bei dem Sturm wurde der Kommandeur am Oberarm verwundet, behielt jedoch da« Kommando bei. Vom Regiment sind 2 Offiziere, 50 Mann tot, 2 Offiziere, 150 Mann verwundet. Tie Räumungl von Mukden ist im Gang^. Die Japaner haben den! Hun-Fluß, der südlich von der Stadt vorbeffließt, noch nicht I überschritten. Deutsches Keich. Berlin, 9. September. * Ueber die Ginberufung nnb den Arbeitsplan des Reichstages gehen den „Braunschw. N. N." folgende über raschende Mitteilungen zu: „Die Wiedereinberufung des Reichstages ist, wie uns von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, bereits für Mitte Oktober in Aussicht genommen, da ihm infolge der Bearbeitung der Handelsverträge ein besonders reiches Arbeitspensum bevor steht und vor allein auch die Beratung deS Etats so betrieben werden soll, daß diesmal seine Fertigstellung rechtzeitig er folgt. Eine Gesetzesvorlage auf Einführung des zehnstün digen Arbeitstages dürfte als wesentlichster Fortschiiii in Er füllung einer alten Forderung des Reichstages diesem schon in der nächsten Tagung zugehen. Die vom Reichskanzler seinerzeit angeordnete Erhebung der Fabrikinspektoren über de» Zehn- stundcntag für Fabrikarbeiterinnen hat den überzeugenden Beweis für die Nützlichkeit und die Notwendigkeit seiner Einführung erbracht. Infolgedessen war zunächst beabsichtigt, eine dahingehende Vorlage dem Reichstage zugehen zu lassen. Da jedoch in Arbeitgeberkreisen betont wurde, daß der Zehnstundentag für weibliche Arbeiter »ach der Organisatio» der Betriebe in den meisten Fällen auch den Zehnslundcntag für Arbeiter nach sich ziehen müsse, so wird sich voraussichtlich die Vorlage zu einem Vorschlag auf Einführung eines allge meinen zehnstündigen Arbeitstages für Fabrikarbeiter erweitern und durch Gewährung einer ausreichenden lieber gangszeit den Arbeitgebern die Möglichkeit gegeben werten, ihre Betriebsverhältnisse den veränderten Bedingungen an zupassen. Weiter wird sich der Reichstag mit finanziellen Problemen zu befassen haben, die wegen der Verteilung der Be- lastung eine große sozialpolitische Bedeutung haben. Die Staffelung der Biersteuer wird die Ouvertüre zu der Er schließung neuer Steuerquellen werden, die sehr reichlich fließen müssen, da trotz aller offiziösen Dementis neben den Heeressorderungen eine Flottenvorlage kommen wird. Die Novelle zum Börsengesetz ist in den Kommissionsberatunqen zu Ende geführt worden und wird wahrscheinlich in der veränderten Form zur zweiten Lesung vor das Plenum kommen. Dagegen wird die Reform der Militärpensionsgesetzgebung, die noch unvollendet im BnndeSrat liegt, in der nächsten Tagung kaum zu erwarten sein, umsomehr, als mit ihr neue finanzielle Verpflich tungen verbunden sein würden, die die Reichskasse jetzt nicht zu tragen vermag." Die nächsten Tage müssen zeigen, wie weit die Nachrichten zutreffend sind. * Bom Lbc» Hofmeister Frhr v. Mirbach. Dem „Lotal- Anz." wird mitgeteilt: Wie von unterrichteter Seite bestätigt wird, soll die Krankheit Frhr. v. Mirbachs so ernster Natur sein, — es bandelt sich um ein Herzleiden, — daß man die dauernde Wiederaufnahme einer seiner Dienstesfunktionen nach seiner Krankheit für höchst unwahrscheinlich hält. * „Berlin - Gmunden-Hannover" ist ein Artikel im welfischen „Hannov. Anzeiger" überschrieben, der von merk würdigen Vorgängen und Auffassungen zu berichten weiß. Andeutungen ähnlicher Art sind in letzter Zeit mehrfach ge macht worden und Wohl als Schrittmacher für diese detaillierte Erzählung zu betrachten. In dem Artikel heißt eS: Es besteht nun die Frage, ob ein von seinem Lande und dessen Herrschaft gänzlich losgelöster Fürst, vor ein kait aoeompli gestelll, staatsrechtlich imstande und berechtigt ist, hinsichtlich dieses Landes nnd dessen Fürstenhauses auch für seine Nachkommen rechtsverbindliche Erklärungen abzugeben und Verträge zu schließen. Er könnte das immer nur für seine Person und kein Deszendent wäre seinerseits daran gebunden. Eine Verständigung zwischen Preußen und dem ehemaligen hannoverschen Königshanse könnte immer nur auf der Grundlage eines Friedensschlusses sich vollziehen, der seit dem 66 er Kriege zwischen beiden Parteien noch aussteht. In diesem Friedensschlüsse ferner würde es sich aber niemals um einen Totalverzicht, sondern Partial- vrrzicht, einen Verzicht auf begrenzte Gebietsteile des Unterlegenen, Aeicbgültig wie klein oder groß, handeln können: und dieser Friedens schluß könnte endlich nur von einem Fürsten vollzogen werden, dem faktisch einVerfügungsrechtüber das in Frage kommende Land bezw die Gebietsteile zustände. Nur auf dieser Grundlage und in dieser Form würde eine Verständigung zwischen Preußen und dem welfischen Fürsten- Hanse verfassniigsgeinäß staats- nnd völkerrechtlich rechtsverbindlich in alle Zukunft für sämtliche Deszendenten sein. Mit dem ihm eigenen feinen Verständnis für diese Situation Kat der Kaiser den Kern des preußisch-welfischcn Konflikts auch heransgefunden nnd dem Rech nnng zu tragen versucht, als er bei den vor Monaten tatsächlich im Gange gewesenen Verhandlungen zwischen Berlin und Gmunden eine Verständigung proponierte auf der Basis eines aller dings Len gegenwärtigen Verhältnissen im vollen Maße gerecht werdenden Partialverzichts unter Rückgabe bezw. Be lassung hannoverscher Stammlande in Verbindung mit Braunschweig beim welfischen F ürstenhause. Diese Proposition scheiterte damals an gewissen hier nicht zu erörternden Gründen und Formalitäten. Immerhin wird man diesen Gedanken für die Zukunft festhallen müssen al« die unter den obwaltenden Verhältnissen denkbar mögliche Lösung des Konflikts, dessen endliche Lösung im gemeinsamen Interesse Preußens, Hannovers und des Reiches liegt." Auf diese höchst auffälligen Mitteilungen wird nun wohl ein sehr ernsthasleS Dementi erfolgen müssen, wenn man Wert darauf legt, keine Beunruhigung in die B« vistkerung kommen zu lassen. * Tentschcr Verein gegen Miflbranch geifttger Getränke. Der Verein Kall augenblicklich in Erfurt seine Jahres versammlung ab. Am Donnerstag abend fand »ine Be- grüßunggfeier statt, der dir bereit« ringetroffenen Delegierten,
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