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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040909011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904090901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904090901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-09
- Monat1904-09
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BezugS-PreiS t» der Hcmptexpedittou oder deren Ausgabe stellen avg eh olt: vterteljährUch 8.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« 3.75. Dmch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50 sur die übrigen Länder laut Zeitunq«prei« liste. Diese Nummer kostet auf allen Bahnhöfen und III ^Iß bei den Zeitungä-Berkäufern «e»aktto« und Sr»e»tttoiu 153 Fernsprecher LL2 Johannisgasse 8. AiltalexpedtNouen: Alfred Haha, Buchhandlg.,Untversit3t«str.Z (Feruspr. Nr. 4046). L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. Köuigs- platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden. Marienstraße 34 (Ferns precher Amt 1 Nr. 1713). Haupt-Filtole Berlin: CarlDuncker, Herzgl.Baqr.Hosbuchbandlg, Lübowstrabe lOlFernwrecherAmrVl Nr.46c>3>. Morgen-Ausgabe. UpMcr TaMM Anzeiger. Amtsblatt -es Hörriglichen Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates un- -es Nolizeiamtes -er Lta-1 Leipzig. Nr. ^60. Freitag den 9. September 1904. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 2L Reklamen unter dem Redaktton«firtch (LgefpaUeu) 75 -L, nach de» Familtennach- richlen ltt gespalten) 50 Tabellarisch« und Zissernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenannahme 2b stl«n«h»eschk»tz für «n-rtgen: Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. ikrira-veUagr» (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postdeförderung ^l 60.—. mit Postbefdrdermeq 70.—. Anzeigen sind pet« an di« Expedition zu richten. Tie Erpedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 di« abend« 7 Uhr. Truck und Verlag vo» O. Putz in Leipzig Hub. vr. B. R. L W. Klinkhardt). S8. Jahrgang. Var AiÄilgrte vsm rage. * Das Landgericht Bochum hat in Sachen der BergwerkSgesellschaft Hibernia entschieden, daß der Registerrichter in Herne mit der Eintragung der KapitalSerböhung so lange zu warten habe, bis das Urteil erster Instanz in der Anfechtungsklage gefällt ist. Dies bedeutet einen Erfolg der Dresdner Bank und der hinter ihr stehenden preußischen Regierung. (S. Volksw. Teil.) * Der S. allgemeine deutsche Bergmannstag, der am Donnerstag m St. Johann-Saarbrücken abgehalten wurde, wählte Eisenach als Ort der nächsten Versammlung. (S. Dtsch. Reich.) * In Fried richgr ätz, Provinz Schlesien, wütet eine große Feuersbrunst. Die Hälfte de« Ortes ist bereits niedergebrannl. Aus Oppeln wurde telegraphisch Löschhülfe erbeten. * 600 Albanesen aus Ljumn sind in Prizrend ein gedrungen, ohne daß die türkische Besatzung ihnen Widerstand zu leisten vermochte. (S. Ausld.) * Die Nachricht von der Besetzung Mukdens durch die Japaner wird stündlich erwartet. (S. ruff.-jap. Krieg.) In letzter Zeit schien es fast, als ob in den herrschenden Sphären der Gedanke der Weltpolitik, den Kaiser Wil- Helm vor einigen Jahren in die Worte: „(Divis xarwn- ans suw!" faßte, als antiquiert beiseite gelegt worden sei. Gerade in den offiziösen Blättern las man nichts da. von, daß etwa für die nächste Sitzung des Reichstages eine Flottenvorlage bcvorstäude. Es erschiene,! auch nicht jene kleinen Notizen und vorbereitenden Artikel, die sonst in ähnlichen Fällen die Aufgabe erfüllen, weiteren Kreisen die Beschäftigung mit dieser oder jener politischen Frage nahezulegen und ihnen die Auffassung der Regierung zu suggerieren. Fast hatte man den Eindruck, als hätten sich die zur Zeit verantwortlichen Männer das Wort der Agrarier von der „gräßlichen Flotte" zu cigcu gemacht. Es bedarf keiner Darlegung, wie unheilvoll ein sol cher Kurswechsel gewirkt haben wurde, denn cs handelt sich hier um eine Existenzfrage der deutschen Nation und die Verstärkung ihrer Wehrkraft zur See darf überhaupt nicht mehr mit pro und contra als ein entscheidungs bedürftiges politisches Problem behandelt werden, son- dern für alle national Empfindenden muß der Ausbau der Flotte als ein unerschütterliches Axiom gelten und es kann sich nur noch darum handeln, die Grenzen unserer maritimen Machtentfaltung abzustecken und die Quellen zu bezeichnen, aus denen ihre finanzielle Unterhaltung fließen soll. Die Ereignisse in Ostasien mahnen Deutsch land gebieterisch, alle Kräfte zu sammeln, und die Zeit, die uns das Geschick noch gönnt, als eine Zeit der Vorbereitung zu nutzen. Völkerschaften, die Millionen zählen, erwachen jetzt im fernen Osten aus Jahrhunderte langem Schlummer zur Bewußtheit. Diese Bewußtheit wird ihnen sehr bald auch ein naheliegendes politisches Ziel Bügen: die Befreiung ihrer Gebiete von dem westeuropäischen Eindringling. Wie sich in Europa das Schlagwort von dec „gelben Gefahr" eingebürgert hat, so wird den Völkerschaften Ostasiens die „weiße Ge fahr", die sic bisher nur dumpf empfunden haben, immer plastischer vor Augen treten und die Folgen werden vor aussichtlich in einer kriegerischen Erhebung gipfeln, die die Existenz der europäischen Ansiedelungen ernstlich be drohen wird. Es scheint fast, als ob hier zwei ethnologische Prinzipien sich zu einem furchtbaren Kampfe gegenüber treten. Müßig wäre es, heute darüber Konjekturen an- zustellen, ob vielleicht dieser größeren Gefahr gegenüber der Antagonismus Rußlands und Englands sich ver- tagen wird: müßig auch, die Gruppierungen der einzel nen europäischen Staaten zu durchdenken. Nur daS eine tritt mit überwältigender Deutlichkeit zu Tage, daß eine nicht ferne Zeit ungeheuere Kämpfe heraufführen wird und daß jedes Volk, das auf seine Zukunft nicht kleinmütig verzichten will, sich dazu verstehen muß, der ernsten Notwendigkeit entschlossen in das dräuende Ant- litz zu blicken. Wir freuen unk, in der Rede, die Kaiser Wilhelm in Hamburg gehalten hat, wieder einen HiiNveiS auf diese vornehmsten nationalen Pflichten zu finden. Durch seine Rede tönt Waffcngeklirr und diese Töne müssen wir heute vernehmen, so schmerzlich eS für ein hochkultiviertes Volk ist, den Gedanken an Krieg ernstlich ins Auge fassen zu sollen. Der Kaiser, der gewiß weit lieber Mehrer des Reiches an Werken und Gütern des Friedens sein möchte, erkennt doch den Ernst der inter nationalen Situation und läßt ihn, ohne provokatorisch zu werden, durch seine Rede hindurchklingen. Es ist anzunehmen, daß nun alle diejenigen, die leider gewohnt sind, von der allerhöchsten Initiative den Impuls ihres Handelns zu erwarten, ein Echo der in Hamburg ge sprochenen Worte hcrvorrusen werden und hoffentlich hören wir nun bald, daß die Regierung entschlossen ist, ungesäumt eine weitere Verstärkung unserer Welnmacht zur See von dem Reichstage zu fordern. Es wäre ein unbegreiflicher Fehler, wenn sie es unterließe, di« beredte Sprache der Tatsachen zu ihren Gunsten zu benutzen. Wir können uns nicht denken, daß ein Parlament den Mut fände, heute der Regierung die notwendige Ver stärkung unserer Wehrkraft zu verweigern. Es wäre dies einer jener Fälle, in denen der Appell an die Nation sich als selbstverständlich und unerläßlich darstcllt. Die Erkenntnis, daß wir in einer Zeit der Vorbe reitung leben, würde auch für unsere innere Politik ganz bestimmte Richtlinien geben. Unter diesem Gesichtspunkt könnte man sogar das angebliche Wort des Grafen Bülow „Nur keineünneren Krisen!" zeitweilig gelten lassen. Es wird in den nächsten Jahren notwendig sein, daß das deutsche Volk sich innerlich zusammenschließt, unnützen Hader meidet und mit geschärften! Blick die auswärtige Politik des Reiches beobachtet. Diejenigen Parteien, die an die Weltmission des deutschen Volkes glauben, werden sich, ohne daß Kartellierungen erforderlich wären, ein ander nähern und besonders bestrebt sein, durch Auf klärung und gegenseitige Hülfe dem Umsichgreifen des sozialdemokratischen Stromes einen Damm zu setzen; denn die Haltung der Sozialdemokratie gegenüber den Forderungen für den Hererofeldzug l>at nur zu deutlich bewiesen, daß diese Partei, wenn ihr Einfluß sich noch verstärken sollte, die auswärtige Politik Deutschlands aufs Schwerste kompromittieren würde. Dies ist der hauptsächlichste Grund, weshalb mit der „im besten Sinne revolutionären" Partei nicht paktiert werden darf, und erst recht nicht in Zeiten, deren Ernst noch nicht überall völlig erkannt wird. Dürften wir auf Jahrzehnte einer friedlichen Entwickelung hoffen, so könnte man vic Dekla mationen der Herren um Bebel belächeln und es der an geblich allmächtigen Evolution überlassen, ob sic imstande wäre, die heutige Gesellschaftsordnung in die „höhere" kommunistische Form überzuführcn. Dem ist aber nicht so. Freilich läßt es sich nicht mathematisch beweisen, daß wir einem Zeitalter interkontinentaler Kriege entgegen geben und die meisten werden diese Anschauung belächeln oder schmähen. Sie werden sie aber nicht schmähen und belächeln, weil sie ihnen töricht scheint, sondern weil sic ihnen unbequem ist, weil ihre Konsequenzen uns herbe Opfer auferlegen und liebe Vorstellungen in uns zer stören. Die Idealisten haben eben zu früh gejubelt. Als Björnstferne Björnson in München die Nachricht von! Friedensmanifest des Zaren erfuhr, da sprach er zu Freunden, die mit ihm beisammen saßen: „Kinder, laßt uns heute nur von diesen! Manifest sprechen. Das ist etwas Großes. Welch ein Fürst!" Der schöne Enthusias- mus des Dichters führte sein Urteil irre. Wir kleinen, nüchternen Alltagsmenschen haben schon damals richtiger gesehen und es ist wahrscheinlich, daß auch die Anschau- ung, die wir heute darlegcn, durch die Ereignisse bestätigt wird. Die internattonale Situation gibt die gewichtigste Mahnung zur inneren Einheit, auch auf dem Gebiete der konfessionellen Gegensätze. Katholiken und Protestanten sollten sich mit dem Gedanken durchdringen, daß sie in erster Linie Deutsche sind, und daß die nationale Pflicht der Selbsterhaltung ihnen die gegenseitige Duldung ge radezu mit der Macht des zwingenden Gebotes auferlegt. Eine derartige Einsicht ist leider auf dem Regensburger Katholikentage auch nicht mit einem Worte bekundet wor den. Um so wichtiger ist es, daß immer aufs Neue auf den Ernst der Stunde hingewiescn wird, damit die Worte des Kaisers nicht ungehört verhallen. Die Regierung wird, wenn sie auf der Bahn der Flottenvermehrung un gesäumt und mit Entschlossenheit wcitcrschreitet, in der öffentlichen Meinung einen starken Rückhalt finden. Wir wollen hoffen, daß nicht auch diesmal wieder eine kostbare Gelegenheit versäumt werde. ver HuMana Oer Herero. Ref»rniv»rs<hlage. Der Sprecher der Abordnung, welche die südwestafri kanischen Ansiedler in der Entschädigungsfrage nach Deutsch land gesandt haben, Herr F. Erdmann, Farm Hari«, führt rn der „Deutschen Kolonialzeitung" aus, daß bei der nach Niederwerfung des HereroaufstandeS zu erwartenden Neuordnung der Dinge im Schutzgebiet die folgenden Aenderungen anzustreben seien: 1. Die Verwaltung soll einem Zivilgooverneur al« Ver treter des Kaisers unterstehen, dem ein ihm sonst untergeordneter, aber in bezug auf die technisch sachgemäß« Ausführung etwaiger Operationen nnr seinen militärischen Behörden verantwortlicher Schutztrupvenkommandeur beizugeben ist. Dadurch soll der Uebelstand vermieden sein, daß der größte Teil d«S Schutzgebietes vernachlässigt werden mußte, sobald der Gouverneur genötigt war, in irgend einen Teil der weiten Kolonie zur Unterwerfung von Unruhen eines Eingeborenenstamme« zu Feld« zu zieben. 2) Es soll nur daS beste und zuverlässigste Beamten material hinaurgesandt und diese« zunächst in einem prak tischen Borberettunq«dienst sein» Qualifikation erweisen Daß, wie es jetzt der Fall ist, die Beamten, während sie bereits ihr verantwortungsvolles Amt ausüben, sich die notwendigen Kenntnisse der einschlägigen Verhältnisse sowie de« Lhoraktert, der Gewohn heiten und Gebräuche der Angeborenen «werben müßen, ist ein unhaltbarer Zustand. 3) Die bisherige Bervflichtung-geit der Beamten für den Dienst in der Kolonie von drei Jahren ist auf sechs Jahre auszudehnen. Ta« Land bedarf eine« mit seinen Verhältnissen und Bedürfnisse« vertrauten Beamten stau de«, der sei»« Stellung nicht nur als Durchgangsstation auffaßt und au der Entwicklung der Kolonie selbst Interesse nimmt. Damit im Zusammenhänge ist anzustreben, daß die Stellen der Distrikts- und Bezirkschefs mag- lichst wenig gewechselt werden. 4) Der Bevölkerung des Schutzgebietes ist ein gewisses Maß von Selbstverwaltung einzuräumen, indem man den einzelnen Bezirken in ihren örtlichen Angelegenheiten unter Mitwirkung der Bezirksamtmänner eine möglichst uneingeschränkte Selbstverwaltung gewährt, deren Organ eiu aus Wahlen hervorgegangener Bezirksrat zu sein hätte. Ebenso wäre dem Gouverneur für Maßnahmen von allgemeinem Landesinteresse ein Beirat mit beschließender Stimme zur Seite zu setzen, in den jeder BezirkSrat ein Mitglied abzuordnen hätte. Den Beschlüßen des Beirats gegenüber soll dem Gouverneur em Veto, dem letzteren — dem Beto des Gouverneurs gegenüber — die Berufung an den Reichskanzler zustehen. So wird die Be völkerung eine geeignete Bertretung erhalten, die das, was dem Lande zu seinem Wohlergehen und zu seiner Entwicklung not tut, zum Ausdruck zu bringen in der Lage ist. Der'Aufsatz des Herr» F. Erdmann schließt mit dem Ausdrucke der sicheren Hoffnung, daß Deutsch-Südwestafrika, wenn man die in den englischen Kolonien bewährten Grund sätze, vor allem bezüglich einer möglichst weitgehenden Selbst verwaltung der Kolonisten, annehme, sich in kurzer Zeit zu einer Freude für das Mutterland entwickeln werde, ivährend eS jetzt deren ernste Sorge bilde. Ltn Brief Hendrik Lvitboi». Die Namareiterei 'Hendrik WitdoiS bildet be kanntlich im Hererofeldzug neben den Bastards eine ungemein wertvolle Aufklärungstruppe. Ein Brief deS Ober kapitän« der Hottentoten an seine in Swakopmund befind lichen Orlogmanner, von denen jüngst neunzehn sich eigen mächtig entfernten, wird vom „Lok.-Auz." mitgetcilt. Das Schreiben, das alle aufgetauchten Zweifel an der Vertrags treue Hendriks beseitigt, lautet folgendermaßen: „Gibcon, 23. August. Mein lieber Unterkapitän Daniel Pitter! Heute habe ich die traurige Botschaft gehört, ein Telegramm, daß neunzehn Witbois geflüchtet sind. Was ist daS? ES ist für mich unbegreiflich und wird vielleicht nur eine Historie sein, aber ich bin sehr traurig über diese Botschaft. Ferner will ich dir sagen: Ich bleibe noch gut (treu) zur deutschen Regierung, so gut wie Im Be ginn. Bleib treu bis in den Tod mit all den Deinigen und gib Botschaft allen Nationen und allen Hottentotten, daß ich der deut schen Regierung helfen will in allen Punkten. Ich befehle dir: also sage den Menschen von Berseba, Bethanien und Gokhas Grüße. Dein Kapitän Hendrik Witboi." Lre»rgebltebene Herero. Großes Interesse bietet ein Privatbrief des Distriktschefs von Grootsontein, Oberleutnants Volkmann, .vom 29. Mai, den die Zeitschrift „Das rote Kreuz" veröffentlicht. Daraus ergibt sich u. a. die bisher unbekannte Tatsache, daß doch ein Teil der Herero treu geblieben ist. Volkmann schreibt: „ . . . Die Eingeborenen sind ein wahrer Segen in jetziger Zeit, und es ist mir eine Genugtuung, daß mit ganz wenig Ausnahmen alle Eingeborenen (nämlich des Bezirks Grootsontein) — weit über die Hälfte Herero (aber ohne Kapitäne) — unbedingt treu und zuverlässig geblieben sind." ver ruLsircd-iapanirche sitteg. Der russische Rückzug von Mukden. Ein dem „Standard" aus Tientsin zugebendes Telegramm vom 7. d. besagt, daß die japanischen Truppen die Ver folgung der Russen fortsetzen und ihnen wenig Rast gönnen. Sie besetzten Ientai und ihre Vortruppen sind der russischen Nachhut hart auf den Fersen. Die Russen räumen Mukden und ziehen sich eiligst weiter nach Norden zurück. „Daily Mail" erfährt aus Tokio, Kurokis Armee strebe da nach, nordöstlich von Mukden den Russen zuvor zukommen und deren Hauptarmee doch noch ab- zuschneiden. Die Nachricht von der japanischen Be setzung Mukdens werde stündlich erwartet. Südlich von Mukden sei ein heftiger Nachhutkampf im Gange. Au« Tokio wird dem „L.-A." gemeldet: Die Räumung aller mantschurischen Städte ein schließlich von Mukden findet mit solcher Schnelligkeit statt, daß die Flucht panikartig erfolgt. Die Bevölkerung nimmt nur Wertsachen und leichtes Gepäck mit fort, während die Armee die ganze Bagage mit sich führt. Die Züge sind sämtlich überfüllt. Die Verletzungen der durch Shrapnels der Japaner Verwundeten sind entsetzlich. Zumeist starben die Verwundeten auf dem Transport. Ne«« japanische Rüsinngen. Von den Japanern wird die Rüstung ununterbrochen fortgesetzt. Seit l. September war der ganze Eisenbahn verkehr auf der Insel Ieddo unterbrochen, um 40 VOO Mann nach den Kriegshäfen Kobe, Sasebo, Hiroschima und Schimo- noseki zu befördern. veukrcbes sie« eh. Leipzig, 8. September. * Unter »en Stimmen zum Leipziger Tage »er jung- nationgltiberalcn Vereine ist uns recht wenig Beachtenswertes ausgefallen. Die Stellungnahme ergab sich fast überall in ein facher Konsequenz der sonstigen politische» Haltung der Blätter. In der „Franks. Zlg." finden wir aber etwas mehr al« eine bloße Besprechung; da« Blatt schreibt nämlich so nebenbei: Daß eS sich in dem Kompromißantrag letzten Endes um eine aroßindustriel le Sach» handelt, um den Bettuch, mit Hülfe der Kirche und der Konfessionsschule eine qe- fügig, Arbeiterschaft zurückzu-ewinne», dies« „staats männischen" Rücksichten konnten und durften nicht ausgesprochen werben, weil sie das Borgehen nicht popmär gemacht hätten. Wir haben Grund zu der Annahme, daß das Blatt aus diese eingeflochtene Bemerkung mehr Gewicht legt, als cs den Anschein hat. DaS Blatt möchte offenbar von der tat sächlich höchst interessanten Vorgeschichte des Kompromisses mehr und genaueres erfahren, als es weiß. Den» seine Informationen sind in diesem Falle sehr lückenhask, zum mindesten bezüglich der Rolle, welche die National liberalen dabei gespielt haben. Wir haben die preußischen Nationalliberalen gerade wegen ihre« Ver haltens in der Schulsrage scharf angegriffen, aber jetzt müssen wir sie verteidigen. An den Belleitäten, die bei dem Entstehen des Kompromißgedanken« mitgewirkt baben, brauchen die Nationalliberalen doch noch deswegen ceinen Anteil zu haben, weil sie sich nachher „fest legen" ließen — um kein genierlicheres Wort zu gebrauchen. Aber wir meinen, es ist immer noch besser, der Dupe als — der Andere zu sein, und deshalb hielten wir uns für verpflichtet, die» zu schreiben. Berlin, 7. September. * Zersplitterung im deutschen Schulwesen. Ein trauriges Spiegelbild ehemaliger deutscher Zer rissenheit bietet noch immer die Vielgestaltig keit des Schulwesens in den deutschen Bundesstaaten. Man hatte hoffen dürfen, daß das Beispiel Preußens, das eine Gleichberechtigung der ver schiedenartigen höheren Lehranstalten zum Univcrsitäts- studiuni schuf, zur Nackmhmung in anderen deutschen Bundesstaaten Anlaß geben und dem deutschen minoren nen Schüler sozusagen ein deutsches Schul- Bürg er recht gewähren würde, nm ihm zu ermög lichen, nach Absolvierung feiner Heimatschulc zum min desten zu allen Universitätsstudicn als berechtigt zuge lassen zu werden. Der Erfüllung dieser eigentlich selbst verständlichen Forderung türmen sich ober noch immer anscheinend unüberwindliche Schwierigkeiten durch die Zersplitterung unseres Schulwesens in unserem geinten dcntsclxm Vaterlande entgegen. Ucber diese großen, un erfreulichen Verschiedenheiten brachte jüngst die „Köl nische Zeitung" folgende lehrreiche Zusammenstellung: Im Königreich Preußen ist die anerkannte Gleichwertigkeit der Oberrcalschulcn, Realgymnasien und Gvmnaslen fast bis zur Gleichberechtigung dnrchgeführt, mögen nun die Gbmnasien und Realgymnasien Rcformanstalten sein oder nicht. Einer Nachprüfung im Griechischen haben sich die Abiturienten der Realgymnasien und Oberrealschulcn vor der Zulassung zum Studium der Theologie und zum wissenschaftlichen Bibliothek«, dienst, einer solchen im Lateinischen die Oberrealschüler vor der Zulassung zu dem Studium der Medizin und Zahnheilkundc, sowie zur Apothckerlaufbahn zu unterziehen. Nur drei Staaten, nämlich Anhalt, Schwarzburg-Sondershausen und Waldeck, sind dem Vorgang Preußen« gefolgt, während alle übrigen Staaten nur noch mit Preußen Wereinstimmen in Bezug auf das Studium der Tierheilkunde, die Post und Tele graphie, auf den Eintritt als Fähnrich ins Heer und als Kadett in die Marine, sowie auf den Schiffbau und das Ma. rinebaufach. Ferner ist den Abiturienten der Realgymnasien ohne Nachprüfung im Griechischen das Lehrfach in den neueren Sprachen, in der Mathematik und den Naturwissenschaften, sowie der Eintritt in da« Forst-, Staat»bau- und Maschinen, baufach in allen deutschen Staaten, das Bergfach in allen, mit Ausnahme von Baden, eröffnet. Zu dem Lehrfach in der alten Philologie und Geschichte werden sie nur in elf Staaten (Preu ßen, Sachsen-Weimar, Sachscn-Coburg-Gotha, Anhalt, Schwarzbnrg-Rudolstadt, Schwarzburg-SondcrShausen, Wal deck, Lübeck, Bremen, Hamburg, Elsaß-Lothringen) und zum Studium der Rechtswissenschaft nur in fünf Staaten (Preußen, Württemberg. Anhalt, Schwarzburg-Sondershauscn. Waldeck) zugclassen. Eine weit größere Verschiedenheit ist dann aber in Beziehung aus die Abiturienten der Oberrealfchulen vor handen. Ihnen ist noch verschlossen das Lehrfach in Mathe matik und Naturwissenschaften in acht Staaten (Mecklenburg. Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Meiningen, Sachsen- Altenburg, Reuß ä. L., Reust j. L., Schaumburg-Lippe, Lippe- Detmold), das Forstfach in zehn Staaten (Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, Sachsen-Weimar, Mecklenburg- Strelitz, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Schwarz- burg-Rudolstadt), das Bergfach in neun Staaten (Bayern, Baden, Sachsen.Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-To- burg-Gotha, Reuß ä. L., Reuß j. L., Schaumburg-Lippe, Lippe. Detmold), das Staatsbau und Maschinenbaufach ebenfalls in elf Siaaten (Bayern, Sachsen, Baden, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Meiningen, Dachsen.Altenburg, Reust ä. L., Reuß j. L., Schaunckurg-Lippe, Lippe-Detmold) Eröffnet ist ihnen das Lehramt der neueren Sprachen in elk Staaten (Preußen, Sachsen-Weimar, Sachscn-Toburg-Gokha, Anhalt, Schwarzburg-Rudolstadt, Tchwarzburg-'Sonders hausen, Waldeck, Lübeck, Bremen, Hamburg, Elsaß-Lothringen), das Lehramt in der alten Philologie und Geschichte ebenfalls in elf Siaaten (Preußen, Dachsen-Weimar, Sachsen-Coburg- Gotha. Anhalt, Schwarzburg.Rudolstadt, Schwarzburg-Son. der-hauscn, Waldeck, Lübeck, Bremen, Hamburg, Llsaß-Loth« ringen) und endlich das Studium der Rechtswissenschaft nur in vier Staaten (Preußen, Anhalt, Waldeck, Schwarzburg- SondcrShausen). Da« ungleiche Verhalten der deutschen Bun desstaaten bei der Regelung des BercchtigungswescnS wird von Jahr zu Jahr zu Jahr unerfreulichere Wirkungen zeitigen. Lassen sich doch schon jetzt Oberrealschulabiturienten anderer Staaten in Preußen naturalisieren, damit sie zum Studium der Rechtswissenschaft zugelasicn werden. Affi austerpreuffiscben Universitäten kommt cs vor. daß die eigenen LandeSkinder, falls sie Oberrealschüler sind, nicht in die juristische Fakultät ausgenommen werden, während dies bei preußischen Oberreal schülern geschieht So in Sachsen. Diese tief bedauerlichen „Unsttnimigkcitcn" im deut schen Schulwesen erheischen dringend dec Abhülfc. Lis kann freilich nur durch Verhandlungen von Negierung zu Regierung geschehen; immerhin dürfte e» nichts schaden.
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