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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040906028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904090602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904090602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-06
- Monat1904-09
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Bezugs-Preis m da Hauptexvedtttou oda deren Ausgabe, stellen abgeholt: vierteli-hrlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung inS HauS .M 3.7b. Durch die Post bezogen für Deutsch- land n. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut ZeitungSpreisliste. Liese Nu»»er kostet auf allen Bahnhöfen und III 'Iß I bei den ZeitungS-Berkäufern A" Nedaktto« und Expedition: 153 Fernsprecher 222 JohanniSgasie 8. Atltarexpedtttonen. AlfredHahn, Buchhandlg., UniversttätSstr. 3 lgeruspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. Königs platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-AUtale Dresden. Marienstraße34(FrrnsprecherAmtINr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDnnck e r,Herzgl.BayrHofbuchbandlg„ Lüyowstraße lOsKernsprrcherAmtVI Nr.4603: Nr. 455. Abend-Ausgabe. KiMer TaMaN Anzeiger. Ämtsvlatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Rolizeiauttes der Ltadt Leipzig. Dienstag den 6. September 1904. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen onter dem RedaktionSstrich (4 gespalten) 7b -H, nach den Jamiliennach- richten s6 gespalten) 50 Tabellarischer und 8ifferiisay entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertenan nähme 25 Elnnahmefchlust für Anzeigen. Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabr: nachmittag- 4 Uhr. Extra-Beilage» (gefalzt), nur mit der Moraen-Ausaabe, ohne Postbeförderung 60.—, m i t Postbeförderung 70.—. Anzeigen find stet- an die Expedition zu richten. Tie Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abend« 7 Uhr. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig lInd. I)r. P .R. L W. Klinkhardt). 88. Jahrgang. Var Wichtigste vom Lage. * In Hannover rechnet man darauf, daß der deutsche Kronprinz nach seiner Vermählung einen Teil des Jahres in Hannover residieren wird. (Siehe Pol. Tagesschau.) * Wenn die „Norddeutsche Allg. Ztg." die Nachricht von der „bevorstehenden" „Abbe rufung" des Gouverneurs Leutwein de mentiert, so bezieht sich dieses Dementi nach zuverlässiger Information einerseits auf den Ausdruck „Abberufung", andererseits auf die unmittelbare Gegenwart nnd die allernächste Zukunft: an dem RücktrittLeutweins ist aber nicht zu zweifeln. * Zum sozialdemokratischen Parteitag in Brennen liegen bis jetzt 117 A n t rä g c vor. * Da die Japaner nur noch 40 Kilometer von Mukden stehen, beginnt bereits die Räu mung dueser Stadt. (Siehe russ.-jap. Krieg.) polnische Lehrer in <ler Ostmark. Aus ostmärkischen Kreisen wird uns geschrieben: Es will schon viel sagen, wenn selbst das Polenblatt am Rhein angesichts der Nachricht, die Tochter des polnischen Lehrers in Berkowiec hätte sich aufs frechste dem Wunsche der deutschen Lehrer, die Kinder sollten ein deutsches Lied singen, widersetzt, kein Wort der Entschuldigung für dieses brave Kind findet. Ja, das rheinische Blatt widerspricht nicht einmal den Schlüssen, die aus dem Benehmen des Mädchens auf die E r z i e h u n g im Elternhausc gezogen werden. Der Schreiber dieser Zeilen hat jahrelang in cineni Hause mit einem Polen, der Oberlehrer an einen: Königlich Preußischen Realgy m na- sium Ivar, gelebt und dabei zu beobachten Gelegenheit gehabt, wie dieser höhere Königlich Preußische Beamte sein Töchterchen erzog: das Kind konnte, obwohl es in einer faßt rein deutschen Stadt lebte, bis zum schulpflich tigen Alter n i ch t e i n W o r t T e u t s ch. Wenn Kinder in dieser Weise erzogen werden, so kann man sich aller dings nicht wundern, wenn solch ein Mädchen daun er- klärt: „Ich singe kein deutsches Lied, ich bin keine Preußin, sondern eine Polin!" Es ist nun für die „Kol- nische Volksztg." bezeichnend, daß sic den Schluß ablchnt, der aus derartigen Tatsachen gezogen werden muß, daß nämlich Männer, die ihre eigenen Kinder in solcher Weise erziehen, unmöglich geeignet und berufen sein können, fremden Kindern das Gefühl beizubringen, daß sic trene Angehörige des preußischen Staates zu sein haben. Die „Köln. Dolksztg." lehnt die Forderung, daß polnische Lehrer in der Ostmark nicht tätig sein dürfen, sondern nach dem Westen versetzt werden sollten, als „weitgehende hakatistische Forderung" ab. Wir wissen ja, daß das Blatt für die Interessen des Deutschtums nichts übrig hat, aber es sollte die hier erhobene Forderung nm der polnischen Lehrer selbst willen unter- stützen. Für die polnischen Lehrer nämlich wäre es eine wahre Erlösung, wenn sie aus dem Osten versetzt würden, weil sie unaufhörlich in den schwersten Konflik ten stehen. Tun sie ihre Pflicht, die Schulkinder zu guten Preußen und Deutschen zu machen, so bereiten ihnen die von gewisser, der „Köln. Volksztg." nicht fernstehenden Seite verhetzten Eltern ein Höllenleben, denn diesen ver führten Leuten gilt ein solcher Lehrer schlechthin als Ver räter: tun sie aber ihre Pflicht nicht, so kommen sie selbst verständlich in schwere Konflikte mit der vorgesetzten Be hörde. In dem sehr beachtenswerten und auf guter Beobach tung beruhenden Romane von Clara Viebig „Das schla fende Heer" ist gerade dieses Dilemma eines polnischen Dorfschullehrers sehr anschaulich geschildert. Die „Köln. Volksztg." wendet sich aber auch darum gegen die Forde rung, weil ihre Durchführung unmöglich sei, denn Lehrer vom Westen würden nicht nach dem Osten gehen wollen, k einmal, weil ihre westliche Heimat schöner sei und zlvei- I tens, weil sie die polnische Sprache nicht verstünden. Den: ersten Mangel läßt sich allerdings nicht abhelfen, wohl aber dem zweiten. Es müßten schon diejenigen Semina risten, die sich bereit erklären, die polnische Sprache zu erlernen, eine Zulage erhalten, und wenn sie dann Lehrer geworden sind, so müßte diese Zulage wesentlich erhöht werden. Ferner müßten die Ostmarkenzulagen höher be messen werden, als sie gegenwärtig sind. Der Aufwand an Mitteln wäre allerdings kein geringer, aber wir meinen, daß, wenn die Schule in Frage kommt, diese Mittel unter allen Umständen beschafft werden müssen, denn einen wichtigeren Germanisierungs- faktor als die Schule gibt cs nicht. Mit polnischen Dolksschullehrern diesen Faktor wirksam machen zu wollen, ist schlechthin lächerlich. ver Humana der Herero. Die militärische Lage. Aus den letzten Meldungen des Generalleutnants v. Trotha ergibt sich, daß eine neue Einkreisung der beiWaterbcrg entkommenen Teile der Herero beabsichtigt wird, es ergibt sich aber auch zugleich daraus die Schwierigkeit, dies zu bewerk stelligen, und zwar sind es die Wasfcrverhält- nisse, die diesmal ein weites Ausholen nach Osten verhindern. Die Hauptmasse der Aufständischen unter den Groß männern Samuel, Tjetjo und Michael soll in der Gegend Okabandja (nicht zu verwechseln mit dem an der Bahn nördlich Windhuk gelegenen Orte gleichen Namens), Okawindembo-Otjimbindc stehen. Diese Orte liegen rund 90 Kilometer südöstlich von den: Schauplatze der großen Gefechte bei Waterbcrg entfernt, an einen: Nebenflüsse des Eiseb (oder Epukiro), der gleich dem Omuramba-Matoko nach Nordosten in die Kalahariwüste fließt. Kleinere Teile sind noch weiter nach dem I Omuramba zu zurückgeblieben, und zwar ein Teil unter l dem Großmann Salatiel bei Otjaniaso, 45 Kilometer südöstlich des Omuramba. während ein zweiter, noch weiter zum Omuramba hin bei Okobondusu zurück gebliebener Teil dort am 31. August und 1. Septem ber bereits von einem Teile der vom Omuramba her in: Anmarsch befindlichen Kolonne Estorff aufgerieben wurde. Daß aber auch noch kleinere Horden abgesprengt sind und anderwärts Schlupfwinkel ausgesucht haben, beweist, der „Kreuz-Ztg." zufolge, der Unistand, daß eine solche noch am 28. August bei Okamuru überrascht und aufgerieben wurde. Dieser Ort liegt nämlich 10 Kilo meter westlich Waterberg, d. h. ganz in der Nähe der Kampfplätze von: 10. August. Hier in den zerklüfteten Rändern des Waterbergplateaus mögen also noch mehr Unterschlupf gefunden haben Dagegen soll die Gegend nördlich der Waterbcrge nach Grootfontcin und den Ota- wiminen zu frei von Herero sein, denn die Abteilung Volkmann, die die dortige Gegend bisher sicherte, ist von dort weg östlich an den Waterbergen entlang zur Ab teilung Estorff hcrangezogen und beteiligt sich jetzt an den: gemeinsamen Vormarsch. Es scheint nun die Absicht des Generals v. Trotha zu sein, wieder von verschiedenen Seiten gegen die Hauptmasse vorzugehen, und zwar bewegt sich die Ko lonne Estorff mit 4 Kompagnien, 3 Batterien, einer Maschinengewehrabteilung und den Bastards von Om- bujo-Ratanga an: Omurambo nach Südosten gegen die nordöstlichste Gruppe der Herero. Ein Versuch, von dieser Abteilung eine Seitenabteilung weiter nach Osten ausholend herumzusenden, hat wegen Wassermangels in dortiger Gegend aufgegeben werden müssen. In einer Entfernung von rund 25 Kilometer nach Süden rückt Hauptmann v. Neitzenstein, der für den erkrankten Major v. Mühlenfels den Befehl über dessen Kolonne übernommen hat, ebenfalls mit 4 Kompagnien und 3 Batterieen, einer Maschinengewehrabteilung und den Witbois von: Omuramba über Orutjivi gegen die Mitte der Aufständischen bei Okamea-Pehi, an einem Nebenfluß des Eiseb vor. Wieder 20 Kilometer südlich rückt Hauptmann Meister mit 2 Kompagnien, 1 Batterie und dem bisherigen Detachement Winkler gegen die südliche Gruppe der Herero be: Okahandja vor, und wieder 10 Kilometer südlich marschiert Oberst Deim ling mit 2 Kompagnien und 1//s Batterien ebenfalls gegen Okahandja. Auch über die abgezweigte Kolonne Meister führt Deimling den Oberbefehl mit. Bei der Kolonne Meister macht auch das Oberkommando den Vormarsch nut. So sind die verschiedenen Kolonnen von Nordwesten. Westen und Südwestcn her in Anmarsch. Von Norden und Nordwesten her zu umfassen, verhindern leider die Wasserverhältnisse. Um nun doch, wenn irgend mög lich, eine Umfassung von Osten oder Südosten her ein treten zu lassen, ist schon am 27. August der Haupt- mann v. Heydebreck mit 1 Kompagnie und 2 Maschinen kanonen von Windhuk über Otsthaenena auf Epukiro aufgebrochen. Epukiro liegt allerdings immer ^noch rund 90 Kilometer südöstlich der wahrscheinlichen Stel lung der Herero, und der Weg von Windhuk bis Epu kiro beträgt gegen 300 Kilometer. Es ist etwa derselbe Weg, den seiner Zeit die Kolonne Glascnapp zog, und wenn auch nach der letzten Meldung Trothas der Marsch Hcydebrecks beschleunigt werden soll, so wird es doch eine gewaltige Leistung werden, wenn es ihm gelingt, rechtzeitig einzugreifen. In der Hcurptsache wird es auch jetzt wieder darauf ankommen, ob die Herero an ihren Stellen verbleiben odeb vorher entweichen. Dies würde voraussichtlich weiter nach Südostcn sein, wo die Wasserverhältnisse wieder ein Verbleiben ermöglichen. An weiteren Kräften würde im Südosten dann nur eine Kompagnie, die 7. des 2. Regiments, vorhanden sein, die von Windhuk auf Gobabis, 200 Kilometer östlich Windhuk, gesandt ist und diesen Ort, sowie das noch 60 Kilometer weiter südöstlich gelegene Oas besetzen soll. Die Entfernung der deutschen Hauptabteilungen von den tvabrschcinlichen Stellungen der Herero mag heute 20 bis 25 Kilometer betragen, und der Zeitpunkt, wann sie dagegen zum Angriff vorgehen, dürfte hier wie bei Watcrberg davon abhängen, wann sich Anzeichen ihres Abzuges bemerkbar machen. Während v. Heydebreck von Südosten heranzieht, werden sich die Hauptab teilungen allmählich konzentrisch zusammenschieben. Ueber die Organisation sei noch bemerkt, daß sich 6 Geschütze als zuviel für die Leitung der Batterie in dem dortigen Gelände erwiesen haben, und daß da her eine Anzahl Batterien bereits zu 4 Geschützen ge bildet ist und die überschießenden Geschütze zu neuen Batterien oder auch zu selbständigen Zügen formiert sind, wie die Einteilung der verschiedenen Kolonnen ergibt. ver rurrircd-japanircbe Krieg. Vie Versenkung -e« „Rurik". Ein Telegramm des Statthalters Alexejew an den Kaiser von gestern besagt: Wie Leutnant Iwanow, der au: 14. August während des Kampfes das Kommando über den Kreuzer „R u r i k" als Rangältester übernahm, berichtet, befand sich der Kreuzer in der Abteilung unter der Flagge des Kontreadmirals Jessen, als am 1t. August 4',2 Uhr früh ein feiirdliches Geschivader gesichtet wurde, das aus vier gepanzerten Kreuzern bestand. Wir ließen uns, berichtet Leutnant Iwanow weiter, mit diesen Schiffen in einen Kampf ein. Der Feind richtete sein Feuer hauptsächlich auf «ns. Um 8 Uhr morgens wurde durch ein feindliches Geschoß das Ruder beschädigt. Der Kreuzer konnte den: Befehl des Adnn- rals, der ihn: signalisierte, er solle mit voller Geschwin digkeit den sich entfernende«: Kreuzern „Rossija" und „Gromoboi" folgen, nicht nachkommen. Diese beiden Kreuzer kämpften mit vier gepanzerten Kreuzern. „Rurik" blieb zurück und nahm den Kamps mit den sich von neuen: nähernden beiden Kreuzern „Takatschio" und „Naniwa" auf, die die schwierige Lage des Kreuzers auS- nutzteu und auf ihn feuerten. Hierbei fügten sie ihn: durch ihre Schüsse aus großkalibrigen Geschützen großen Scha den zu. Unser Feuer wurde allmählich schwächer, da eine große Zahl von Geschützen außer Gefecht gesetzt «var. Um 12 Uhr mittags hörte unserFeuer völligauf, da alle Geschütze gefechtsunfähig waren und wir einen g r 0 ß e n Verlust an Offizieren und Mannschaften hatten. Wir schossen aus einem Laucierrohr einen Torpedo ab, der aber sei«: Ziel nichr erreichte. Tie übrigen Rohre waren zerschösse«:. Ter Kommandant und der erste Offizier n«aren bereits zu Be ginn des Kampfes tödlich verwundet. Von 22 Ostiziere«: sind verwundet und an ihren Wunde«: gestorben, 2 Leut nants, 3 Midshivmen und 1 Schifssarzt. Verwundet wurden ferner 3 Leutnants, 2 Midshipmen unv 1 Inge nieur. Von 800 Mann Besatzung wurde«: an nähernd 200 getötet und 278 Man«: schwer oder leicht verwundet. Da ich nicht die Möglichkeit lwtte. da-: Schilf zu lenken, da das Ruder und mehrere Hauvtroh'. " beschädigt waren, konnte ich mich nicht vor den: Feinde zurückziehen. Unsere Vcrteidigungsmittel waren ver nichtet. Ich beschloß daher, weil 4 getxinzerte Kreuzer, die vou der Verfolgung unserer Schiffe zurückgckebr! waren, und 3 Kreuzer II. Klasse mit 5 Torpedoboot.n sich zeigte», den Kreuzer in die Luft zu spren gen. Der Versuch, dies zu tun, mißglückte aber, da die Zündschnüre zum Teil durch ein erlodierteo Geschoß ver nichtct waren und zum Teil sich in dem unter Wasser ae- letzten Schiffsraum befanden. Ich befahl daher den..Rurik" zu versenken. Dio bis zur Versenkung de? Schiffe übrigbleibende Zeit wurde zur Rettung der Verwundeten und der Besatzung verwandt. Da alle Boote zerschoßen waren, wurden Rettungsgürtel und Holzreste benutzt Bald, nachdem wir unser Feirer eingestellt, batte auch der Feind aufgehört, auf uns zu feuern. Gegen 1 Ilhr mi' tags sank der Kreuzer. Die Besatzung wurde von den feindlichen Schiffen ausgenommen. Diese schafften uns unter voller Sorgfalt nach Sasebo. Tic Aufnahme d-r Verwundeten und ihre Pflege war eine äußerst aufmcrk samc und das Verhalten gegen die übrige Maunschast «var sehr gut. Offiziere und Mannschaft bewiese«: wäh rend des Kampfes volle.Kaltblütigkeit und erfüllten ihre Pflicht bis zum letzten Augenblick. Diesen Bericht hat Hieromonach Alerei über Nagasaki und Schanghai überbracht, der von den Japa nern in Freiheit gesetzt wurde, weil er kein Krieg?- gefangener war. Die Räumung Mukden» beginnt. Der Petersburger Zeitung „Ruß" wird aus Muk den telegraphiert, da der Feind sich 40 Kilo meter südlich von Mukden befinde, be- Feuilleton. y „Durchgerungen." Roman von Josephine Siebe. Nachdruck verboten. Neugierig betrat daher Elisabeth das Zimmer und blieb erstaunt auf der Schwelle stehen. Mitten in dem Raume stand Grete Schulte, steif wie eine auf einem Trahtgestellc ruhende WachSpuppc, ein schweres Seiden kleid von .zart rosa Farbe umschloß die dralle Gestalt und lreß Nacken und Arme frei, dick und rot käme«: letztere aus dem Spitzengekräusel der kurzen Acrmel heraus. Auf dem Haupte aber ruhte, ziemlich keck, nach hinten gesetzt, ein Kranz von großen, künstlichen Rosen und auch vorn an der Brust war ein Strauß derselben befestigt, der solche Dimensionen hatte, daß man ganz gut drei daraus hätte anfertigen können. Das Gesicht der Trägerin dieser Herrlichkeiten war verklärt von triumphierendem Stolz und die runden Augen sahen mitleidig auf Elisabeths be scheidenem Anzug. Diese hatte sich noch immer nicht von ihrem Erstaunen erholt, nnd Grete fand die Kunstpause denn doch etwas zu lang, sie fragte daher, das rosenbeladene .Haupt noch höher hebend: „Gefalle ich Ihnen, fein, was? Sie glauben gar nicht, wie teuer der Stoff zu dem Kleid ge wesen ist, denken Sie nicht, daß ich nun mal den dummen Puten, -en beiden Gordons, imponieren werde?" Elisabeth stotterte verlegen einige Worte, wozu Grete Schulte nickte, sie dachte, die andere sei noch zu über wältigt von ihrem Anblick, uin viel zu sagen. Endlich aber brachte Elisabeth zögernd heraus: „Ihr Kleid ist gewiß sehr schön, Fräulein Schulte, nur. ich glaube — ich finde — es ist doch vielleicht zu — zu auffallend für heute abend — es ist doch keine so große Gesellschaft, und ich denke, ein hohes Kleid —" „Ach, haben Sic sich man nicht so!" rief Grete, sicht lich geärgert, „denken Sie, ich werde in irgend einen: arniseligen Fähnchen hcrumlaufen, seien Sie ohne Angst, ich weiß schon, was sich paßt." Sic schob die Unterlippe vor und machte ein äußerst brummiges Gesicht, den:: sic hatte ein viel lebhafteres Entzücken erwartet, und war nun der Ansicht, daß es von Elisabeth bloß Aerger sei. — Draußen erklangen verschiedene Stimmen, die Flur glocke schlug einige Male an und Grete Schulte geriet in Aufregung. „Schnell, schnell!" rief sic, es kommen schon Gäste, und ich mag nicht die letzte sein und dann vielleicht keinen ordentlichen Platz finden." Sic bemühte sich eifrig, lange, weiße Hcuchschuhc über ihre .Hand zu zwängen, da diese knapp waren, kostete ihr die Arbeit einige Schweißtropfen, und mit noch erhöhter Glut in dem ohnehin schon frischen Gesicht betrat sie vor Elisabeth das allgemeine Speisezimmer, das heute, vereint mit dein Wohnzimmer der Amerikanerinnen, den Empfangssalon bildete. — Mehrere Fremde waren bereits anwesend. Or. Olsuwiew stand mit zwei Landsleuten vor den beiden Gordons, auf dem Sofa thronte die Frau AmtSrat mit einigen alten Damen und in einem Kreise von Söhnen und Töchtern old Englands stand Miß Eveline Board. War a«: Grete Schulte alles Kraft und Fülle, so war an ihr alles farblos und überschlank. „Sie sieht aus wie eine weißangeftrichene Telegraphenstange", sagte I>r. Wagner, Elisabeth begrüßend. Miß Eveline nannte sich selbst in: stillen freilich „eine Lilie", und um diesen Begriff zu illustrieren, hielt sie eine einzige langstielige Orchidee in der Hand. Aller Augen wandten sich den eintretenden jungen Damen zu und Elisabeth errötete für Grete Schulte: denn sic sah wohl das leise, spöttische Lächeln, das über die Gesichter glitt, als Grete mit unbeschreiblicher Würde und Grandezza in das Zimmer rauschte. Miß Grace Gordon, die, wie immer, sehr schick und elegant in einem «nattgelben Kleid aussah, hob ihre Lorgnette vor die Augen und rief im unschuldigsten Ton: „Oh, Fräulein Schulte, wie reizend sind Sie, Ihr Kleid ist gewiß in Paris gefertigt?" „Nein", sagte Grete und wurde noch röter vor Stolz und Verlegenheit, „es ist in Minden gemacht, es war aber auch teuer." Tas laute Lachen, das auf diese Antwort erscholl, nahm sie für ehrlichen Beifall und blickte sich triumphic- rend im Kreise um, und als I>r. Olsuwiew ihr eine Flut von Schmeicheleien zuflüstertc. da strahlten ihre runden Augen in befriedigter Eitelkeit. Elisabeth hatte Tante Selma erblickt, die mit roten Flecken auf den Backen bin- und berlief, dienstbereit bot ihr das Mädchen ihre Hülfe an, das alte Fräulein nickte ihr freundlich zu, „wenn Sic etwas tun wollen, liebes Kind, dann gehen Sie und holen Fräulein I>r. Strogo now aus ihrem Zimmer, sic vergißt sonst ganz und gar unsere Gesellschaft." Gern folgte Elisabeth dieser Aufforderung, eilte nach dem Zimmer der Russin und trat «rach schüchternem Klopfen ein. Vera Nikolejewna saß au ihren« Schreib tisch, der Schein der Lampe beleuchtete ihr blasses Gcsickn und fiel auf die Bücher und Papiere, auf den weißen Totenschädcl vor ihr. Sie hob ihre tiefen, ernsten Augen zu der Eintretenden empor, als diese näher trat und Tante Selmas Botschaft ausrichtete. „Acki. mein Seelchen", sagte die Acrztin, de» ruiüsche» Kosenamen gebrauchend, „ich habe, offen gestanden, dac- schöne Fest vergessen, ich bin noch nicht einmal in «ncrner Staatsrobe, da werde ich mich wohl sehr beeilen müssen." „Ich werde auf Sie warten, wenn ich darf." „Gewiß doch, es ist mir lieber, sonst vergesse ich noch einmal den feierlichen Abend, der. wie mir unsere Eng länderin versichert hat, auserlesene musikalische Genüsse bieten soll." Während sic an ihren Schrank trat nnd ein Kleid herauSnabm. las Elisabeth mit ehrfurchtsvollen: Staunen die Titel der Bücher, die auf dem Schreibtisch lagen, von ihrem Vater hatte sie gelernt, Hochachtung vor der geistige«: Arbeit zu haben. „Es muß schön sein, so viel zu wissen", sagte sie, als Vera herantrat. „Wissen schafft oft Leiden, Kind, und besonders das Wissen von den menschlichen Schnurzen, von dein großen Elend. Doch kommen Sie. damit Sic nicht um meinet willen die GefelHhaft entbehren!"
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